Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 11, 1890, Page 6, Image 6

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»tt
Der Fabrikbesitzer. Adalbert, I. war
vom Scheitel bis Mr Sohle ein Lebe
mann. Abgesehen, davon kultimrte er
den Hang zu einv «gewissen Pedanterie,
der sich sogar bis auf seine Brieftasche
erstreckte. Herr besaß zwei ledern«
Portefeuilles, «m denen jedes, einzeln
Betrachtet, verschiedenen Zwecken diente.
In das eine w»»,den prinzipiell nnr Ge-
Hchäftssachen gethan, das andere um
schloß alle diejenigen Dinge, welche einen
samiliäv'.n Charakter trugen. Und Herr
F. hielt streng darauf, daß di? Charak
tere dec beiden Brieftaschen, der osficielle
land der private, durchaus von einander
getrennt blieben. Das Privat-Portc
-feuille liebte Herr X besonders. Es
Iva? kein Kunstwerk, sonder» vielmehr
eine einfache, ziemlich große fchwarze
Lederenvelvppe, die überdies wegen
mangelnder Verschlnßfähigkert vorn
-offen stand. Dies« Tasche pflegte der
Fabrikant stets auf's Beste zu bewah
ren, sie war seine unzertrennliche Be
gleiterin und ruhte in den Tiefen des
Oberrocks, in der Nähe feines Herzens.
Eines TageS wenn nicht alles trügt,
zählte man Ansang Oktober war die
Brieftasche verschwunden, Herr .V.
«nachte diese entsetzliche Entdeckung, als
er im Begriff stand, sich ans dem Eomp
toir am Nachmittag in seine Privat
wohnuug zu begeben. Und um so
schrecklicher war diese Gewißheit, als er
genau angeben konnte, bei welcher Ge
legenheit das sorgfältig gehütete Klei
nod verloren gegangen fein mußte.
Frühmorgens hatte er den gestrigen
Oberrock einer Reparatur wegen dem
Mädchen übergeben. An das Porte
senillc hatte er im Augenblick nicht ge
dacht.
Nichts war seht natürlicher, als daß
I>ie gewissenhafte Auguste, bevor sie das
Stück dem Schneider gab, die Taschen
untersuchte. So kam das Portefeuille
an Madame. Fröstelnd nahm Herr
Z. seinen Hut ab. den er, zum Fort
gehen bereil, schon aufgefetzt hatte. Aber
Plötzlich durchblitzt ihn ein Gedanke.
Er bescheidet seinen alten treuen Buch-
Halter zu sich und schärfte ihm einen >
Auftrag ein, der nach Verlaus einer!
Stunde auSgesührt werden soll. Tann !
macht sich der Fabrikherr auf den Heim- i
weg, die Deplacirung der Brieftasche
kann ihm nur noch ei« Lächeln cnUvk- !
ten.
Während dieser Zeit befand sich Frau !
Eonstanee X. in keiner bcneidenSwerthc»
Veifassung. Aus ihren klugen Augen
ranne» die Thränen unaufhaltsam. In
den Händen hielt sie einen Beweis, !
dazn angethan, den treulosen Adalbert
niederzuschmettern. Ja, sie war sehr
,inglücklich! Hierin diesem großstädti- >
scheu Trubel, wo ein Vergnügen da- >
andere jagte, in diesem sündhaften
Babylon, wo die Ehemänner fo leicht!
strauchelten, in dieser Welt des Genus
ses, wo die trauliche Harmonie des ehe
lichen Friedens von den grelle» Tain
tamschlägeu der ParketS übertäubt >
wurde,- hier konnte sie überhaupt nicht !
glücklich sein. Sie hegte schon lange
keinen sehnlicheren Wunsch, als einmal
zn Beginn der Saison fern von allen,
geräuschvollen Treiben auf ihrer kleine»
ländliche» Villa allein sich und ihrem
Gatten leben zu dürfen, —nnd nun hatte
sie dieser uämliche Gatte, an dem ihr
ganzes Herz hing, anf schmähliche Weise
verrathen.
Gegen die fünfte Stunde, kurz nach
Tisch, säße» sich Herr und Frau beim
Kaffee gegenüber. Da zieht Madame
eine schwarze Brieftasche hervor und
legt sie schweigend vor ihre» Mann auf
den Tisch. Freudig erstaunt greift dieser
danach. „Ah, da ist sie, seit heilt Mor
gen suche ich sie wie eine Stecknadel!"
Frau Constanze begreift diese Unbefan
genheit nicht. „Und was ist dies hier?"
Sie klappt das Portefenille auf nnd
läßt den Blick anf eine Photographie
frei, die im Innern der Tasche befestigt
ist. „Dies, mein Kind," entgegnet
Adalbert mit diskretem Lächeln, „ist
eine, wie ich vvrurtheilSsrei gestehen
muß, außergewöhnlich hübsche Ballet
tänzerin, die sich, »m technisch zu reden,
in der dritten Position befindet. Ohne
Zweifel eine Freundin des Barons Z."
„DeS Barons Z. ?" „Freilich. Er
war gestern bei wir im Komtor nnd hat
das Portefeuille, dem er eine Banknote
entnahm, einzustecken vergessen. Ich
fand das Täschchen, plaeirte es iu mei
»cn Ueberrock und so hat eS ein sreuud
licher Zufall in Deine Finger geführt!"
Madame »ahm diese Erklärung hin,
aber ihr wollte nicht leichl ums Herz
»Verden.
In diesem Augenblick ertönte drau
Ben die Entreegtocke. „Ein junger
Mann ans dein Komtor wünscht den
Herrn zu spreche» i" „Lassen Sie
ihn eintreten!" „Aas bringen Sie?"
fragt der Ehef. „Herr Baron Z. hat
soeben wegen einer im Komtor vergesse
ilt» Brieftasche antclcphonirt. Ich
sollte mich erkundigen, ob sie vielleicht
hier ist!" Der Fabrikant greift nach
dem Portefeuille und steht gemütylich
anf. „Kommen Sie in mein Zimmer
herüber, ich werde Ihnen die Tasche
luvertirt mitgeben. Neumann soll sie
dein Baron sofort schicken!" Fran
Eonstanze sieht den Beiden nach, sie will
befreit aufathme», aber ihr von Natur
zum Mißtrauen geneigtes Gemüth be
schwört wieder Zweifel herauf. Kann
uicht Adalbert heut früh, als er das
Sortefeuille vermißte, im Einverständ
«iß mit dem alten Neumann, seinem
verschwiegenen Faktotum, den Baron
vorgeschoben und die Komödie mit dem
jungen Mann inscenirt haben? Wenn
sie Gewißheit hätte! Am Abend dieses
Tages entdeckle Madame auf ihrem
Schreibtisch ein Blätlchen, das sie schon
am Vormittag in Händen hatte. ES
gehörte zn dem bewußten Portefeuille.
Sie hatte es dort gefunden, g'lcscu.
mit Thränen des Zornes bedeckt und eS
schließlich nicht wieder an Ort und
Stelle gethan.
ES war die erst vorgestern anSge
fstellte Quittung eincZ bekannten Juwe>
lierS übtr «in Arm>and im Prc.ft von
evv Mark, ans nxtcher der Käufer un>
genannt blieb. ?öem gehört nun die
Quittung? D«il Bnron oder dem Ge
mahl ? Madorne will von diesem Zu
stand des Hangens und Bnngens erlöst
sein. Sie saßt einen Entschluß. Am
nächste» Tage steht sie im Halbschleier
dem Juwelier gegenüber. „Mir ist
von einem Bekannten gestern anonym
ein Armband übersandt worden, das ich
auf mehrere hundert Mark taxire. Ter
Karton verrieth Ihre FirNia. Dars ich
vielleicht fragen, ob ich —Madame zieht
eine Photographie in Visitenkarten-
Format hervor ob ich diesem Herrn
für das Geschenk verpflichtet bin?"
Der Juwelier hatte keinen Austrag,
verschwiegen zu sein. „Ganz wohl,
dieser Herr kaufte vorgestern de»
Schmuck!" Frau Constanze steckte da«
Bild ihres Gemahls wieder ein. „Ich
danke Ihnen," spricht sie tonlos, dann
wendete sie sich zur Thür.
Es ist kurz vor Tisch. Adalbert ist
soeben nach Haus gekommen und befin
det sich noch in seinem Zimmer. Ma
dame wartet in der Wohnstube auf ihn.
So dicht vor der Entscheidung klopft ihr
das Herz. Aber sie wartet schon süns
Minuten und er kommt noch immer
nicht. Da geht sie, um die Ungeduld
abzukürzen, selbst zu ihm herüber. Als
sie über die Schwelle tritt, findet sie den
Säumigen damit beschäftigt, alle mögli
chen Kästen auf- und zuzuziehen, mit
einem Wort, offenbar im Begriff, etwas
Verlorenes zu suchen. „Einen Augen
blick, liebeS Kind, nimm, bitte, so lange
Platz!" Er eilt an'Z Telephon und rnsl
seinen Buchhalter an. „Neumann dort?
Lieber Neumann, schicken Sie gleich
einmal znm Baron Z. und lassen Sie
fragen, ob eine von vorgestern dalirte
Quittung über 600 M., auf welcher
kein Empfänger fignrirt, aus Versehen
in das ihm zurückgestellte Portefeuille
gerathen ist, die Quittung gehört mir!"
„Nun, wendet er sich dann zu seiner
Fran, „jetzt stehe ich zu Diensten. Doch
noch einen Moment!" »
Ter Fabrikant holt aus seinem
Sckireibüsch einen flachen Karton. „Dars
ich Dich bitten, theure Constanze, dies
zu Beginn der Saison von mir anzu>
nehmen ? Ich wollte eS Dir schon gestern
geben, aber eine leidige Geschäftssache
hatte meine Gedanken ganz von diesem
kleinen Etui abgelenkt!" Madame öffnet,
ein kostbares Armband funkelt ihr
entgegen. Ohne Frage, dasselbe Stück,
um welches sie soviel Thränen vergossen
hatte. Also sür sie war es bestimmt ge-
Wesen! Und hier, ans dem Kartondeäel
steht ja auch der Name des höflichen
Herrn, der heut ihren Besuch empfan
gen. Adalberts Rechtfertigung beschämte
sie. Der letzte Zweifel mußte schwinden.
! Sie geht aus ihreu Mann zu und schließt
j ihn wortlos in die Arme. Daß dieser
l vom Gluck Begünstigte drei Stunden
vorher in Folge eines aus Umtausch be
züglichen Wunsches, der von zwei reizen
den, unwiderstehlichen Lippen geäußert
wurde, iu dem Jnweliergejchäst gewesen
l war, von dem Besitzer die Thatsache
eines gewissen DamenbesuchcS erfahren,
denselben mit dem Verlust seiner Quit
tung zusammengereimt und das bewußte
Armband jetzt unter das häusliche Dach
geführt liatte, das freilich konnte Fran
Eonstanze nicht wissen.
Einige Tage darauf befindet sich Frau
T. mit ihrem Mann im Ballet. Eine
Corpsdame fesselt ihre besondere Auf
merksamkeit. Es ist dieselbe, deren
Photographie in der Brieftasche gele
gen. Madame hat vorzügliche Angen.
Unter Hunderten hätte sie die Schöne
herausgefunden. Jetzt ein Solo. Ah!
da wird man den Namen wisse». Schnell
den Theaterzettel! Also Josepha
M ! Weshalb interessirt sie sich
nur in dem Maße sür die Ballerina,
heut, wo alles aufgeklärt ist? Sie weiß
es selbst kaum, aber ihre Augen streifen
in diesem Augenblick das Gesicht ihres
MauneS. Wie entzückt er lächelt, wie
sein Glas jede Bewegung der Dahin
wirbelnden verfolgt! Er, das Muster
aller Blasirthcit, läßt diesen Tanz auf
sich wirken, nein, nicht den Tanz. die
Tänzerin ist der Magnet! lind mit
dem Scharfblick der Liebe und der
fersncht eines zärtlichen Herzens Wider
ruft Madame in dieser Theaterstnnde,
angesichts eines entzückten Lächelns,
alles, was man sie hat glauben machen
wollen.
Sic hatte doch Recht gehabt. di«
Brieftasche gehörte nicht dem Baron.
Die vermißte Quittung hat dein arg
wöhnischen, schuldbeladenen Gatten noch
einmal in den Juwelierladen geführt,
an die Stätte seines Verbrechens, Hier
erfährt er, was er wissen will. Er er
schrickt, er kombinirt. er, der in allen
Sätteln gerecht ist, findet Rath. So
konnte der Betrug iu'S Werk gesetzt
werden. Aber noch ist eS nicht zu spät,
noch nicht! „Ich will Gewißheit haben,"
murmelte Frau Constanze. „Gewißheit
um jeden Preis!" Ein lebhafter, an»
kältender Applaus de» befriedigten
Publikuuis, uud langsam sentt sich der
Vorhang.
Am nächsten Tage blätterte Frau
Eonstanze im Theateralmaltach, wo die
Künstlerinnen adreffirt sind, und gegen
Mittag empfing Fräulein Jos>'pha M.
folgende Depesche: „Muß morgen
Abend verreisen. Kommst Tu auf «cht
Taze mit? Schreibe umgebend Haupt
postlagernd nnier I!. l»l). ob ja oder
nein. Sehr in Eile. Dein Adalbert."
Und am Nachmittage des nächsten
TageS saß Constanze ihrem Gemahl
wieder beim Kaffee gegenüber. Sie
war blaß und erschien gelangweilt.
Plötzlich bricht Madame das Schweigen,
wunderbar der Zufall spielt! Heut er
fuhr ich eine reizende Geschickte. Ter
Baron Z. " Ter Gatte fuhr vou dein
Sessel ein wenig in die Höhe „Ter
Baron Z. unterhält mit jener Tänzerin,
die wir in der Brieftasche fanden, einem
Frl. losepha M., wahrscheinlich ein
Verhältniß. Man will dahinter kom
men. Man frägt bei ihr in feiuem Na
men per Tratst an, ob sie ihn auf ein«':
kurzen Rene begleiten möchte Sica t.
wortet aus Wunsch postlagernd./ Hier
ist die Antwort." —Eine reizende, par
fümirte, »»orthographische ''Antwort,
welche aus einem bisher unaufgeklärten
Umstände die Ueberfchrift trägt: „An
gebeteter Adalbert!",wähv ndder Baron
„Egon" heißt. —Der angebetete Adal
bert ist vernichtet. Constanze", stam
melt er, „Constanze, kannst Du ver
zeihen?" „Wohlan", erwidert die
Dame, „ich will eS versuchen! Aber
«ine Sühne lege ich Dir aus! Noch die
sen Abend reisen wir auf zwei Monate
nach dorf in die Villa!" „Con
stanze! Jetzt zn Ansang der Saison
—iu die Einöde? Wir werden zu
Zweien wieder lernen glücklich sein und
vergessen! Auch darfst Du eine Ge
nugthuung mitnehmen!" „Welche?"
Der Gemahl horcht auf. „Dein»
Brieftasche!" Armer Adalbert!
Tie Kochknnst von einst^
Wen» man auch das bischen Ge
schichte, das man sich auf der Schulbanl
eingeprägt hat, längst verschwitzt hat
wenn man auch uicht zu sagen weiß,
wann und wo die Hunnen existirt haben
eins ist uns Allen unauslöschlich ein
geprägt: daß dieses wilde Volk das
rvhe Fleisch im Sattel mürbe ritt und
dadurch genießbar machte.
Diese kulinarische Merkwürdigkeit hat
seiner Zeit einen zu tiefen Eindruck aus
uns gemacht, als daß wir sie vergessen
könnten.
Alle wildeu Thiere, selbst die intelli
gentesten, felbst die höchst entwickelten,
genießen rohe Nahrung. Dagegen gibt
es kaum ein wildes Volk, welches sein«
Speisen nicht irgendwie, und sei es noch
so einsach, zubereiiete.
Diese Zubereitung der Speise be
zeichnet die erste Kulturstuse; und di«
Art und Weise der Ernährung bleibl
auch im Verlans? der Zeiten ein sicherer
Gradmesser der Kultur.
Schon der »omadisirende Hirte baut
sich eine rasch reisende K örnerfrucht an,
welche ihm neben der Milch und dem
Fleische eine Abwechslung in der Nah
rnng bietet. Aber eine wirkliche Man
nigfaltigkeit iit derselben entsteht erst
mit der festen Anfiedlung, mit der an
dauernden Bodenkultur, mit der Mög
lichkeit Pflanzen und Thiere zu akklima
tisiren. Man findet unter den prähi
storischen Funden in Europa primitiv«
Kochstelle» an de» Eingängen der Höh
len, welche einst de» früheste» Menschen
als Wohnungen dienten. Hier liegen
noch die Feuersteine, mit denen man das
Herdfeuer entzündete, angebrannte nnd
abgenagte Knochen in Haufe», die gro
ße» Röhrkuoche» aufgeschlagen, nm das
Mark ansznsangen. Man verzehrt«
nebe» den Jagdthieren von einst, dem
Eber, dem Urochsen, dem Ricsenhirfch
auch das damals in Germanien allge
mein verbreitete Rennthier und das
wilde Pserd. Reste von Fischen wur
den ebenfalls vorgefunden. In ganz
ähnlicher Weise leben noch heute di«
Jndianervölker des nördlichsten Ame
rika.
Besonders in Dänemark hat man sehi!
reichlich prähistorische „Küchenabfälle"
gefunden, ans welchen hervorgeht, daß
mau die Fischotter, den Marder, di«
Hausmaus, de» Igel, den Biber, di«
Wasserratte und a»ch den Wolf ver
zehrte- Sämintliche Länder Mittel
und NordeuropaS hatten damals ein
viel rauheres Klima als jetzt, was die
Ergiebigkeit der Fauna und Flora be
einträchtigte. So aß man Füch'e, wel
che unsere fortgeschrittene Cultur ver
Das Fleisch wurde theils gekocht,
theils gebraten. Von vegetabilischer
Nahrung findet sich bei den nordischen
Ureinwohnern kaum eine Spnr.
Die Reste der alten Pfahldörfer,
welche man in der' Schweiz vorfand, nnd
die fo großes Aussehen erregten, sind
kulturhistorisch mit den dänischen
Küchenabsällen zu vergleichen. Dies«
Psahldörser über dem Wasser aus Platt
formen erbaut, die ihrerseits aus Psäy
le» ruhte», fcheinen von einer jagenden
Man findet hier die bei den Römern
angebaute sechs,zeilige Gerste, den Hirse,
auch Haser, aber keinen Roggen. Aus
dem grobgemalenen Getreide scheint
Msn Brod gebacken zu haben. Sehr
zahlreich sind Mühlsteine, d. h. etwas
ausgehöhlte Steinplatten und abgerun
dete Steine, mit welchen man die Kör
ner zerquetschte. Die Aepsel wurden
zerschnitten und getrocknet. Aon Haus
thiereu wurden das Rind, das Schwein,
Pserd und Hund gehalten. Seltener
findet man Ziegen und Schafe. Ueber
raichend vollkommen sind die Kochge
schirre, größere und kleinere Töpie, Löf
sel, Quirle und verschiedene Seiher zur
zeigt eS sich deutlich, wie der
Uebergang zn einem seßhaften Leben du
Nahrungsmittel verfeinert und das
Wachsen der Bedürfnisse zu einem He
bel der Cultur wird.
Viele alte Bergvölker lebten von Ei
chcln, welche sie trockneten und verbuken.
Heute ist ganz Europa mit schmackhaf
ten Rährfrüchten versorgt. Deutsch
land, «och zu Cäsar's Zeiten mit Süm
deckt, ist jetzt ein großes fruchtbares
Ackerfeld, ebenso wie ja Italien und
Griechenland einst mit Fichtenwäldern
und sumpfigen Gründen bedeckt waren
uud durch eine, der Blüthe des Helle
niSmllS vorangehende tausendjährig«
Kultur in einen immergrünen Frucht
garten verwandelt wurden.
Sehr einfach, aber immerhin viel ver
lockender ist die Nahrung der Homeri
fchen Helden. Ihr Hauptbestandtheil
ist das gebratene Fleisch der Haus nnd
Jagdthiere, dann Brod und der mit
Wasser vermischte Wein. Wen» man
Homer glaub»» darf, entwickelten die
Helden der Jlias einen für unsere Be
griffe ungeheuren Appetit, besonders
da? Fett wird sehr verlvckrud geschildert.
Der Rücken der Thiere galt als bestes
Stück und wurde den Gästeu vorgelegt. >
Die Schenkel wurden bei sehr reichliche»
Mahlzeiten den Göttern gewidmet. Ge
braten wurde am Spieß.
Auch die Blutwurst wurde von Ho
mer appctitreizend beschrieben. Das
Brodist rund und scheibenförmig ge
wesen. Das Weizenbrod verdrängt«
bald jenes von Gerste, und sank letzteres
zum Viehsuttcr herab. Hier mag auH
erwähnt werden, daß schon zur Zeit dei
HippokrateS Gerstenschleim als Arznei
gegeben wnrde. Als besondere Deli
katessen erwähnt Homer, indem er daj
Zelt des alten Nestor beschreibt: Wein
mus, ein Korb voll Zwiebeln und Zie
genkäse, der mit Mehl bestrent wurde
Das Obst scheint noch ziemlich unbe
kannt gewesen zu sein. Wenn wii
Strabo glauben dürfen, so gab es schoi
damals Vegetarianer. ES waren du
fkythifchen und sarmatiscqcn Nomaden
Völker. Sie leblen von Kuh- unl
Pferdemilch, Honig und Käse; sie ver
mieden eS, Lebendiges zn verzehren.
Homer nennt sie ein Volk der gerech
testen Männer. Wahrscheinlich war«
sie friedfertig, wie alle Pflanzenesser.
Ueberaus einfach ist die Nahrung de.
alten Germanen: srischeS Wildpret
fanre Milch, wilde Baumfrüchte. „Jhi
Trank", sagt TacitnS, „ist ein Gebräi
aus Kvru nnd Gerste, zu einer All
schlechten WeiueS verarbeitet. Ohni
Auswand, ohne Gaumenkitzel treibe» sü
den Hunger aus. In den Mitteln wi
der den Dnrst beWeifen sie nicht du
gleiche Nüchternheit."
Cäsar sagt von ihnen: Sie lebei
nicht sowohl von Getreide, sonderi
größtentheilS vou der Milch und den
Fleisch ihrer Herden und sind eifrig,
Jäger. Die Einfuhr des Weines ij
bei ihnen geradezu verboten, sie meinen
der Mensch werde dadurch verweichlich!
und unfähig Strapazen zu ertrage».'
Ferner, die Hörner der Ure, der Auer
ochsen sind bei den Germanen sehr ge
flicht; man beschlägt sie am Räude mit
Silber und gebraucht sie bei Gastmäh
lern.als Trinkgcschirr. DaS berail
schende Geträuk war ursprünglich Meth'
erst später scheinen sie von den Keltei
die Bereitung einer Art von Bier ge
lernt zu haben.
So viel von der Nahrung nnserei
Vorsahren. Die Entwickelung dei
Kochkunst an der Hand der Culturge
schichte weiter zu verfolgen, würde »ich!
Spalten, sondern Bände füllen. Et
mögen noch einige flüchtige Bemerkun
gen genügen, welche den Unterschied dei
älteren Kochkunst von der neuere»
charakterisireu. Bekanntlich waren be
sonders die späteren Römer große Fein
schmecker. Lücullus, dessen Tafel«
sprichwörtlich geworden sind, ließ siH
eine enorm kostspielige Leitung von
Meerwasser nach seinen Fischteichel
bauen, da bei den damaligen Verkehrs
mitteln ein Transport von Seefischei
unmöglich war. Es wird sogar be
hauptet, daß er seine Neunaugen mi>
dem Fleische von Sklave» fütterte, um
die Fische wohlschmeckender zu machen.
Tieser Zug charakterisirt die brutal,
und sinnlose Verschwendung der reiche»
Römer. Ein Festmahl kostete ein,
! felbst nach unseren Begriffen großes
! Vermögen. Man bereitete Pastete»
aus Nachtigallenzungen nnd löste echt,
Perlen in sauren Getränken anf, kaum
um einen eigentlichen Genuß davon zu
habe», fondern um Taufende durch di>
Gurgel zn jagen. Aehulich, wenn auch
nicht ganz so sinnlos, war die kulinari
sche Verschwendung des Mittelalters,
Vor Allem imponirte man durch massen
haste Speisen, bei einer Hochzeit wnrdev
Berge von Speisen verzehrt, eine ganz«
Woche hindurch »»anfhörlich gegessen
und getrunken. Im Alterthum wie im
Mittelalter schwammen die Speisen in
Fett uud waren unmäßig gewürzt. Be
sonders, als durch die Entwicklung
Seeverkehrs die ausländischen Gewürz«
wie Zimmt, Nelken, MnSkat nach Eu
ropa kamen, wurde mit diesen Gewürzen
eine unsinnige Verschwendung getrieben.
Küchenzettel, die uns geblieben sind,
zeigen einen so enormen Aufwand da
von, daß wir die Zungen unserer Vor
eltern, die das aushielten, anstaunen
müssen.
Was Essen betrifft, so ist die „alt«
Zeit" nicht die gute; wir essen ver
nünftig und maßvoll. Heute zu Tage
ist Niemand stolz darauf, wie Lucullus
möglichst viel Geld zu veressen, oder
möglichst viel zu verschlingen, wie die
Herren Ritter des Mittelalters. Unser
Gaumen hat sich gebildet; wir vertragen
keine unmäßigen Würze» und das
„blühende" Fett, das der gute Homer an
seinen Braten lobt, der ist nicht mehr
"Kou wn", wohl auch zu schwer sür
unsere Mägen.
UebrigenS hat die Kochkunst als
Kunst einen relativen Rückschritt ge
macht. Die überaus complizirte fran-
Bourbonen ihren Glanzpunkt erreichte,
jene Küche, deren Stolz es ist, daß man
niemals weiß, was man ißt, wird von
der einfachen englischen Küche ver-
Paris herrscht mehr und mehr die eng
lische Küche. Die französischen Köche
und Gourmands haben einen Congreß
Küche zn retten. Es wird ihnen kaum
gelingen. Mode ist jetzt das rationelle
Essen.
Gefährliche Zerstreut
heit. Junge Frau: Haben Sie nicht
schon bemerkt, Lina, daß mein Mann
furchtbar zerstreut ist! Dienstmädchen:
Ach Gott, ja, einmal kneift er mich in
die Wangen und nennt mich sein liebes
Kind, nnd gleich darauf schnauzt er mich
au, als ob ich die gnädige Frau wäre!
Gedankensplitter. Di«
bittersten Feigen sind unstreitig diejeni
gen, welche wir mit den Ohren genie
ßen.
»N» I
Die zweitjüngste Schwester des deut
schen Kaiser-!, Prinzessin Victoria von
Preußen, Hot dem Prinzen Adols von
Schaumburg-Lippe die Haud zum ehe
lichen Bunde gereicht. Vor einer klei
nen Versammlung von Trauzeugen,
welche nur aus den nächsten Verwandten
des Brautpaars und den Prinzen von
Connaught und Clarence als Vertre
tern der Königin von England und des
Prinzen von Wales bestanden, sand in
der Kapelle des königlichen Schlosses zu
Berlin die emsache, aber eindrucksvolle
Trauung nach dem Ritus der evangeli
schen Kirche statt.
Hosprediger Dryander leitete den
Act, welchem übrigens, da er uur noch
als Cousecration der Ehe gilt, bereits
die standesamtliche Eheschließung vor
dem Minister des Königlichen Hauses
voraufgegaugeu war. Bemerkenswerth
bei dem sonst einfachen Ritual war die
Ausübung eines uralten bei Heirathen
im preußischen Kinugsbause üblichen
Brauchs. Die Prinzessin-Braut ward
nämlich bei ihrem Eintritt iu die Ka
pelle vou ihrer Mutter, der Kaiserin
Friedrich, und ihrer Schwägerin, der Kai
j scrin Victoria Augusta, feierlichst em
pfangen und ihr eine Krone aus gedie
genem Golde und mit Edelsteinen ge
! schmückt auf das blonde Haupt gedrückt.
Als der feierliche Moment des Ja
! Worts nahte, blickte sich die Braut fra
> gend nach dem Kaiser, ihrem Bruder,
j und der Kaiserin-Mutter um, uud erst
l als diese durch ein Neigen des Hauptes
ihre Zustimmung zu erkennen gegeben
hatten, sprach die Prinzessin mit deut
! licher, sester Betonung das entscheidende
! Wvrtchen.
Nach der Trauung fand das Hoch
zeitsmahl in dem Prunksaale des
Schlosses statt, worauf die Neuver
mählten sich zunächst »ach Potsdam be
gaben. Hier hatten im Stadtschlosse
die Festlichkeiten noch ein weiteres fröh
liches Nachspiel, gewissermaßen ein
Lebewohl für das junge Paar, welches
sich bekanntlich sodann auf eine weitanS
zedehnte Hochzeitsreise begab.
Prinzessin Friderike Amalie Wilhel
mine Victoria von Preußen, gebo
ren im Neuen Palais zu Potsdam am
12. April 1800.
Prinz Adolf Wilhelm Victor von
Schaumbnrg Lippe, geboren zu Bücke
burg am Lv, Juli 1859 als Sohn des
regierenden Fürsten Adolf; königlich
preußischer Lieutenant » la »u!t» des
Husaren Regiments König Wilhelm I.
(rheinisch) No. 7 und des westphäli
schen JägerbataillonS No. 7 (Bonn.)
Der schlaue Feldbergwirty.
Herr Findig, Besitzer des neu eröff
neten Gasthauses aus dein Feldberg,
stand sorgenvoll die Hände ineinander
gelegt, vor der Thür und betrachtete die
trotz des schönen Nachmittags leere»
Tische und Bänke mit sauerer Miene,
in der sich der ganze Jammer des "Kor-
Wie anders waren seine Hoffnungen
gewesen, als er daran ging, das hübsche
Etablissement zn gründen. Die reizende
Aussicht, die Nähe des Städtchc s wür
den ihm, so halte er erwartet, Be,ucher
in Menge auf die allerdings etwas
steile Höhe locken. Durch das srifcheste
Getränk, kalte und warme Speisen bester
Qualität (zu jeder Tageszeit) wollte er
sich das Vertrauen seiner Mitbürger er
werben und erhalten.
Und nn» waren seine redlichen Be
mühungen umsonst gewesen. Nur spar
liche Besucher, kein allgemeiner Zuspruch.
Wenn eS nur einmal glückte, sei» Local
mit Gästen zu füllen! Daß sie gerne
wiederkehren sollten, dafür wollte er
schon sorgen, der wackere Feldberg
Wirth.
Als er in solcher Schwermuth vor der
Thür stand und trübe bald auf die
Hühnerschaar blickte, die, ihres Lebens
froh und in der Zuversicht, es noch lange
zu genießen, muthwillig gackernd über
den Hof zog, bald auf den ursprünglich
humoristisch angelegten, gemallen Gam
brinus, dessen Lächeln ihm aber jetzt
bitter satirisch schien—da kam ihm plötz
lich ein Gedanke.
Rasch nahm,er seinen besseren Rock
und stieg den Berg hinab in'S Städt
chen. Hier wandte er sich nach dem
Gymnasium und verlangte seine» alten
Freund Windig, Lehrer des Deutsche»
zu sprechen.
Als sich die Schüler am nächste» Tage
nach Schluß de>Z Unterrichts ihre Auf
gabe erzählten, entdeckten sie zu ihrer
Verwunderung, daß das diesmalige
Thema des häuslichen Aufsatzes fast in
allen Klassen ziemlich gleich lautete.
„Ein Spaziergang aus den Feldberg,"
„Die Aussicht vom Feldberg", „Mein
Lieblingsplätzchen aus dem Feldberg",
oder ähnliche Idyllen sollten in der nach»
sten Zeit beinahe die ganze Gymnasial
stenschaft beschäftigen.
! «m nächsten Tage, «» war ein laivner
Sonntag, bot der Weg aus den Fcl.'vcrg
ein ungewohntes Bild. Schon am Bor
mittag pilgerten Schaaren von jugcnd>
lichen, aber ernst nnd kritisch blickenden
Fußgängern, größteutheils in Beglei
tung ihrer Eltern und Geschwister, aus
die anmuthige Höhe. Häufig blieb
Einer aus der hoffnungsvollen Schaar
stehen und zeichnete in sein Notizbuch
lein eine hübsche Bemerkung, worin er
der Bläue des Himmels, der Frische der
Lust mit uneingeschränkter Anerkennung
gedachte. Die Sekundaner aber knüpf
ten an die Steile des schließlich durch
die prächtige Aussicht belohnten Auf
stieges manchen tieisinnigeu Gedanken,
wie: „so sind auch die Wurzeln der
Bildung sehr bitter, die Früchte aber
süß." Nachmittags aber vermochte das
kleine Plateau die Menge kaum zu
fassen. Und erst beim Feldbergwirth!
Da waren die Tische bis aus's letzte
Plätzchen besetzt. In würdiger Rede
lobten die Eltern den verständigen
Professor Windig, der seine Schüler
zur Beobachtung der Natur statt zu
abstrakten Theorien und Abhandlungen
anleite, was bei dem schonen Wetter
doppelt angezeigt sei, und dazwischen
sprachen sie auch über die wirklich über
alles Erwarte» treffliche Küche des
! Feldbergwirthes Findig, und wie der
Mann alle Förderung und den Besuch
redlich verdiene
Der blieb ihm, einmal angezogen,
auch sür die Zukunft treu. Mit dem
! zuversichtlichen Gackern der Hühner aus
seinem Hose war es vorbei, und auch
der Gambriuus auf dem Schilde hatte
! sein humoristisches Lächeln sür immer
wiedergefunden.
man Kindern Weld in di«
Hände geben?
Ueber diese Frage äußert sich Theodor
Schmidt in der „Schweizer Hausztg."
folgendermaßen: „Soll man Kindern
Geld in die Hände geben? Wie ost wird
diese Frage mit einem entschiedenen
„Nein" beantwortet, und wenn man
weiter sragt: „Warum nicht?", so wird
Einem ebenso ohne Bedenken erwidert:
„Weil ein Kind den Werth des Geldes
nicht kennt und deshalb mit Geld nicht
umzugehen versteht." Darauf frage ich
aber: „Wann soll ein Kind Geld uud
Geldcswerth keimen lernen? Wenn eS
Verstand hat, wenn eS nicht mehr ein
Kind ist? Der Knabe vielleicht, wenn er
die Schule verläßt und in die Lehre
kommt? Wer dann erst Geld in die
Hände bekommt, wird fetten, zum Min
desten schwer lernen, mit Geld umzu
gehen ; man gewöhne im Gegentheil ein
Kind bei Zeiten daran, daß es den
Geldcswerth kennen lernt. Selbstver
ständlich darf ein jüngeres Kind keine
größeren Summen anvertraut bekoin
men. Man fange damit an, man
iinem Kinde, solials cs den Begriff von
„Geld" versteht, ein kleines Tafchengeld
yibt ein paar Pfennige in der Woche.
Das giebt dem Kinde einen unschäd
lichen Stolz und erweckt ein gewisses
Zetbstvertrauen in ihm, welches ein
jeder Mcnsch haben soll nnd das, je frü
her in einem Menschen angeregt, um so
besser für die Zukunft ist; eS lehrt das
Kind auch, bei Zeiten das Geld zu
sammennehmen und aus eigene Kosten
Anderen Freude zu machen. Das Kind
soll jedoch über seine kleinen Geldmittel
Buch und Rechnung südren, damit es
wirthschaften lerne nnd sich an Ordnung
nnd Sparfamkcit gewöhne. Die Eltern
sollen aber uicht beständig Einblick in
das Ausgabebuch nehmen, um das Kind
betreffs feiner Ausgaben nicht zu sehr
zu beeinflussen; sie sollen nur dann
tadelnd oder hindernd eingreifen, wen»
das Kind das Geld vernascht oder in
anderer unrechter Weise verthut. Nach
den Beobachtungen, welche ich in dieser
Beziehung an de» verschiedensten Kin
dern gemacht habe, kann ich wohl mit
Recht behanpten, daß eS Eltern selten
zu bereuen hatten, ihren Kindern in die
ser Weise bei Zeiten Geld anvertraut zu
habe», während ich mancherlei Fälle
kenne, Ivo eS, besonders bei Knaben, ge
radezu zum Unglück geführt hat, wenn
dieselben, fo lange sie fchulpflichtig wa
ren, nie auch mir über einen Nickel frei
verfügen kounlcu."
Eine recht seltsame Tu
zendprobe sah ein Reisender in der Ge
gend von Brattian, am Trcwcnzsluß,
eine ländliche Braut mit ihrem Bräuti
gom anstellen. Sie führte ihren Herz
allerliebsten an einem «ountage, beglei
tet von der Tvrfjugend, vor eine Linde,
aus welcher sich ein junger Bienen
schwarm angesetzt hatte, und ließ ihn
dort stehen. Sie selbst trat mit den
Anderen zurück. Der Bursche aber
nahm eine kühne Haltung an und faßte
den Bieuenklumpeu scharf in'S Auge.
Ta gährteder Aufruhr in der Bienen
republik; die Blicke der Eutferiilstehen
den aber Ware» init ängstlicher Auire
gung auf die Bienen und den Bnrfche»
gerichtet. Einige von den jungen Re
publikanern traillirten zornig summend
hervor und fetzten sich in die Haare des
Bräutigam», aber er stand fest.wie ein
Eichenpfahl. Ja, er machte sogar den
Mund weit auf, als gedächte er, wenn
es darauf ankäme, den ganzen Bienen
schwarm zu verschlingen, während die
Bienen um seinen Kopf iimherfchwärm
teu. Eine andächtige Stille herrschte in
der Gemeinde, und nur die Braut ver
rieth, auf den braven Burschen schauend,
einige Unruhe nnd Besorgniß, daß die
Sittenprobe schlimmer ablaufe» könne.
Allein die Bienen kehrten allmählich zu
ihrem Sch.variiineste zurück, ohue daß
sich auch nur eine feindlich gegen de»
Bursche» erwiesen hätte. Da stürzte
die Braut aus der Menge hervor, um
halste ihren Herzensfreund und rief un
ter Wonnethränen l „Dich nehm' ich
Jasch, denn Du bist kein Söffet!"
Durch die Blume! Feld
webel: „Das erste, was Ihr in's Auge
fasse» müßt, wenn Ihr ein Packet von
Hause erhaltet, ist das Gefühl der Dank
barkeit gegen Euren Feldwebel!"
Der Hun» !»« Kriegr.
ES ist bekannt, daß bei allen Armee«
Vorsorge geirossen ist, daß im Krieg,
der Nachrichtendienst durch Taube» ver
sehen werden kann. Dieser Dienst Ha
mich seine Nachtheile, den» die Tanber,
verfehlen ziiwcilen ihr Ziel und könne»
vom Feinde weggeschossen werden. Eir
Franzose hat darum den Vorschlag ge
macht, die Tauben durch Schwalben zr
ersetzen; diese sind ebenso gelehrig Wied«
Tauben und sind wegen ihrer Kleinheit
nicht so sehr in Gefahr, weggeschossen
zu werden. Es fragt sich indessen, ol
man bei den Schwuren, selbst wenn alle
übrigen Hindernlye überwunden wären,
den Wandertrieb unterdrücke» kann, uni>
diese Frage würde wohl nicht zn bejo
hen sein. Ernster ist der Vorschlag, den
ein anderer Franzose macht, der d»
Hunde sür den Nachrichten-, wie für
sonstige Dienste verwenden will. E«
ist der Lieutenant Jnpin, der neuer
dingS feine Idee in einer bei Berger
Levranlt in Paris erschienenen Bro
schüre näher erläutert und begründet
Der Verfasser erwähnt aus der Kriegs
geschichte zahlreiche Beispiele, wo de»
Nachrichtendienst ganz ungenügend war,
namentlich bei Nacht; so in der Schlacht
bei Eplan, wo kein einziger der Befehl,
Napoleon's durch die Adjutanten an
seine Adresse kam; er erwähnt ferner
Ney in der Zchlacht bei Ligny, Grouchl
am Vorabend von Waterloo u. s. w.
AuS dem letzten Kriege führt er di,
Schlacht von St. Privat zu Gunsten
seiner Idee an, in dem er schreibt!
„Wenn man sich in dieser Defensiv
Schlacht unsere Infanterie Regiments»
mir Kriegshundeii versehen denkt, so
wäre nichts leichter gewesen, als eine
beständige und rasche Verbindung zw>
schen den verschiedenen KorpSkomman
danten nnd der Generalreserve zu unter
halten.
Durch dieses Mittel hätte der Mar
schall Eaurobert im entscheidenden Au
g?»blicke in ein paar Minuten zehn
fünfzehn, ja zwanzig Mittheilungen ar
den General Bourbaki schicken und ihn
auseinandersetzen können, daß eS von
ihm allein abhänge, den Sieg zu ent
scheiden. Von Minute zu Minute auj
dem Laufenden gehalten, was die Pferd,
des Generalstabes allerdings nicht leisten
kounten, wer weiß, ob der Held voi-
Jnkermann dein verzweifelten Hilferuf«
nicht gefolgt wäre! Vielleicht hättcr
diese treuen und raschen Bolen die Ent
scheidung beschleunigt, die schließlich'de»
Commandant der Garde in Abwesen
heit feines Chefs, des Marschalls Ba
zaine, traf, und General Bourbaki häll,
das V. Corps bei St. Privat gerette!
wie er die Engländer bei Jnkcrman»
rettete.
Um l> Uhr Abends mit feinen frischer
Truppen auf die Deutschen sich stürzend
die erschöpft durch die Verluste und di«
Strapazen des lange» Schlachttages
sich bereits in Unordnung befanden,
hätte Bourbaki den linken Flügel des
Feindes zurückgeworfen und den Rück
zug der Deutfchen hinter die Mosel er
zwungen." Der Verfasser führt dann
sehr beredt aus, wie die bessere Bewaff
nung und das rauchlose Pulver es im
mer nothwendiger machen, daß die kom
mandirenden CyesS von Minute zn Mi
nute über den Stand der Schlacht
unterrichtet werden. Viel besser als
die besten Reiter könnten dies die
Hunde, die weniger dem Blicke und folg
lich auch weniger den Gefahren anSgc
setzt sind. Auch bei den Vorposten,
führt der Versasser aus, könnten die
Huude durch ihre Intelligenz und Wach
samkeit wichtige Dienste leisten. Der
Plan sei nicht blos nützlich, sonder»
auch praknsch und ausführbar. Als
Rasse, die am besten zu Kriegszwecken
tauge, empfiehlt er den Hnnd, den die
französische» Zollwachter an der belgi
schen Grenze benützen; durch Reinhal
tnng der Rasse, s».lgefetzte Züchtung
nnd Generationen dauernd: Dressur
werde mau einen vollendeten Krieg-
Hund erhalten. In Friedenszeit f-lle
jedes Regiment 4- 5 Hunde haben; für
den Krieg müßte eine Reserve da sein,
die mit den Reservisten einrücke. Im
Frieden würde also die Armee gegen
80t), im Kriege gegen 20t)t) zähle».
Das sei nicht viel, wenn man bedenke,
daß früher jedes Regiment fast ein hal
beS Dutzend Hnnde mitführte, die gar
nichts nützten. Schließlich macht der
Verfasser eine Reihe von Vorschlägen,
wie die von ihm empfohlenen Kriege
Hunde in der Armee eingeführt werden
könnten, und er meint, iveder der Kriegs
minister. noch die Armee würden eS zu
bedauern haben, wenn sein Vorschlag
angenommen würde. In Deutschland
werden bekanntlich seit längerer Zeit
namentlich bei den Jägerbataillvnen
Versuche zur Verwendung des Hunde?
>m Vorpostcndienst angestellt.
Ein Eckensteher, der den
schnaps liebt und seine Frau prügell,
wird von der Polizei vernommen. Com
niissär: „Wie viel Gläfer trinken Sie
denn täglich?" „Ja, Herr Knm
zarius, das kann ich Ihnen so pricke
nick, anieben. TaS richt sich darnach,
ob das Wetter schwul ist oder nicht; ob
der Kimmel feine jehörige Jüte Hai,
ob " „Nu, die Durchschnitts
suniiiie möcht ich hören!" „Jä, fehii
Se. HerrKumzariuS, ick trinke so einen,
zweie, dreizehn, vier...." „Naja,
ich konnt' mir schon denken, daß Sie die
Sache im Großen treibe». Die vielen
Flecke auf Rock und Weste! „Erlau
den Se, Herr Kumzarius! Wen» Sc
deuten, daß diese Flecken vou's Trinken
kommen, denn irren Se sich!" „Nun,
wovon sonst? „Bon's Ueberfchwal»-
beln, Herr » nmzarius!"
Das Stadtkind auf dem
Lande. Aber wo haben die Hühner
ihre Betten, Onkel? Dummes Zet-g,
die schlafen auf de» Stangen. Ja, da
kannst Du doch nicht mitschlafen?
DaS fällt mir auch nicht im Traume
ein. Aber Mama sagte doch: Ihr
auf dem Lande gingt mit den Hühnern
! !ii Bett.