Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 23, 1890, Page 2, Image 2

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Siestauran« zun« „Nohbraten".
Em Speiskwirth in Hamburg em
pfahl seit mehreren Jahren seinen Mit
tagstisch nnd Abendessen und fand sein
Lokal auch infolge der gut schmeckenden,
«u mäßigen Preise» verabreichten Spei
sen bedeutenden Zuspruch, denn neben
den üblichen Suppe», Gemüsen und an
dern Speisen wurden große Portionen
Fleisch meisten- uuter der Bezeichnung
Beessteak, Rostbeaf, Ochsenbraten ?e.
vorgesetzt, und verzehrten die Gäste auch
in der Meinung, die bezeichneten Fleisch
speisen in Wirklichkeit zu erhalte», das
Dargereichte mit Wohlbehagen. Ter
Speisewirth verdiente bei seineni Ge
schäst ein so ansehnliches Vermöge», daß
er sogar in der Lage ivar, sich in der
Nähe Hamburg? eine Villa anznlauscn,
die er mit seiner Familie bewohnt.
ten erliste Differenzen entstanden waren,
erstatteten einige derselben nach ihrer
Dienstentlassung bei der Beliörde die
Anzeige, das, ihr bisheriger Dienstherr
fast niemals Rindfleisch seinen Gäslei
verabreiche, sondern denselben nur
Pferdefleisch unter der Bezeichnung der
oben erwähnten Fleischsorten lieferte.
Es wurde der als guter Fleischkenner
bekannte Polizeiofficiant Behr mit den
flab er sich eines TageS in das Lokal
ves SpeiseimrthS nnd bestellte sich ein
Beefsteak.
Der Beamte erhielt auch die ge
ȟnschic Flcischsortc mit reichlich Zwie
stamme. Der Öffiziant machte nun
eine Runde dnrch das Lokal nnd fah,
daß eine Anzahl Gäste in der Mei
nung. Ochsenfleisch zu verspeise», mit
Behagen Pferdefleisch verzehrten.
Schließlich nahm der Offniant neben
welchem Thier das Fleisch stamme, das
er aiigcubücklich esse. Natürlich lautete
die Antwort des Gastes „vom Ochsen"
aber bewies, daß er Pferdefleisch ver
mehre. entfielen Messer und Gabel sei
nen Händen und war der Appetit des
Gastes verschwunden. Es gelang so
des Pferdefleisches zn ermitteln und ans
den vorhandenen Bücher» festzustellen,
daß fast täglich dem Zpcisewirth Quan
titäten Pferdefleisch zum Betrage von
ljy bis 4» M. und mehr geliefert wur
den. Gegen de» Speisewirth wurde
der Zeit vom .!t>. Septeniber v. I. bis
d. I. sast täglich Pferdefleisch
statt Ochsenfleisch verabreicht hat.
Die Uebe» schwemmung in t?'l>ina.
Tieutsin, 4. Aug. Ueber die Ueber
schwemmnngen in China, von denen nur
spärliche Berichte bis jetzt hierher dran
gen, erhalten wir folgende Mittheilung:
Augenblicklich befinden wir nns auf
kiner Jusel. Zuerst trat der Peiho
infolge heftiger Negengüssc aus seine»
llftrn und setzte das sranzösischc Stadt
viertel uuter Wasser. Bald daraus
durchbrach der große Caual, der von
Peking nach Nanking führt, sein linkes
einer Tiefe von bis in Fuß. So
weit das Angc reicht, ist alles bedeckt
mit Wasser, und wie weit die Ueber
jchwclninnng gehl, ist nicht möglich zn
sagen, da jede Verbindung fehlt. AnS
Peking kam zehn Tage lang keine Nach
richt. Stn» hören wir, daß anch dort
alles weit und breit überschwemmt ist.
vernichtet, Tausende sind brot und
obdachlos geworden. Ein jedes trockene
Plätzchen leider sind deren nicht viele
etwa Flüchtlinge niedergelassen.
Hoffentlich häit der Wall dem Elemente
stand. Ter Eiseilbahudamm inTieut
sin ua.h Tvugkii ist gleichfalls von den
Armen besetzt worden.
es für Spottpreise, eiueu Ochsen z. B.
für etiva einen Dollar! Leider bleibt
es nicht beim Vieh allein, schon haben
Leuten ihre Töchter abkaufen, ein Han
del, der i» China noch i»> Schwünge ist.
Untcrstützungsvcrciiie haben sich wkvrt
gebildet, doch Ivoher die Mittel nehmen,
um Tanscnde und Abertausende unter'
anbringen nnd zu nähren ans Monate
hinaus! Teiin diese Wasserniassc wird
vielleicht im nächste» Jalire erst ver
schwinden. Vor zwei Jahre» hatten
wir eine kleine Ueberschwemmnng, und
vaS Wasser hielt sich ein ganzes Jahr
hindurch. In Sh:ntu»g. der benach
barten Provinz, soll der Hoangho
(Gelbe Fluß> seine Ufer durchbrochen
haben. Noch fehlt eine Bestätigung;
falls es aber wahr ist, dann sind Millio
nen wiederum ohne Obdach nnd Nah
rung, wie eS vor zwei Jahren in der
Provinz Hönau geschah.
Entlobnng. Ich zeige hier
mit Verwandten und Bckaniilen an. daß
wem.- Verlobung mit Fräuteiu Amanda
Goldbcrg rückgängig gemacht worden ist.
Nur wer die Höhe ihrer Mitgist tennt,
wird die Tiefe meines Schmerzes zu
würdigen wissen. E. Streber«
Neserendac.
DieKleinhei t liegt weniger
in den Gegenständen, als m den Men
sche». die sie betrachten.
Berühmt« «rabstStt«»,.
Washingtons, Lincolns und
Wilhelms I. Grab.
Nachdem die New Yorker eS sich süiis
Jalire lang haben gesallen lassen müssen,
wegen ikrer Knauserei gehänselt zu
haben sie jetzt endlich mit dem
<iau des so lange geplanten Grabing
nnmentS sür General Grant begonnen.
Ucbrigens habcn die Grabstätte» Waib
ingtoiis und Lincolns ähnliche Schick
sale gehabt und auch die Errichtung de-Z
Garsield Monuments aus dem Lake
View Friedhose in Cleveland hat sich
ungebührlich verzögert. Washington
starb in Mount Veruon im December
17»!1. Am Tage, an welchem die
Trauerknnde in Washington eintraf,
!Zl>. Teccmber 171>9, beschloß der Eon
greß die Errichtung eines National-
Denkmals ,n der Bundeshauptstadt zu
Ehren des „Vaters dcS Vaterlandes."
—i.A. i.
Dieses Tcnknial ist aber erst achtzig
Jahre später sertig geworden. Mit
Washingtons Grabdenkmal trat eine
ähnliche Verzögerung ein. Ueber dreißig
Jahre hatte der Held schon aus dem
Friedhofe geschlummert, (und mclirsach
wurde der Versuch geinacht, die Leiche
zu stehlen) da endlich wurde das ein
sache Grabdenkmal sertig, welches setzt
die irdischen Ueberreste des erste» Präsi
denten und seiner Martha birgt. Eine
Gesellschaft von patriotischen Frauen
hat das Grundstück, ans welchem das
Denkmal steht, später angetanst, damit
es nicht von einem Spekulanten
ben wurde, welcher die Absicht hatte,
Washingtons Grabstätte vom Stand
punkte des Dimc Show Besitzers aus
auszubeuten.
'
gas Lincoln Monumcut.
Abraham Lincoln liegt bekanntlich
in Springsield, Jll., begraben. Er fiel
der Kugel des Meuchelmörders am 15.
April 18V5 zum Opfer. Die deiche
wurde nach Springsield gebracht n»d
aus dem Oak Ridge Friedhose daselbst
temporär bestattet. Erst am 15. Lcto
bcr 1874 konnte das imposante Monu
ment, welches sich jetzt über den Ge
beinen des Märtyrer-Präsidenten er
hebt, eingeweiht werden. Das Monu
ment ist aus weißem Marmor errichtet
mit eincr aus Bronce gebildeten Por
trait Ztatue Lincolns, und vier Bronce-
Grnpreu in den Ecken des Denkinals,
darstellend die vier Wafsengattnngc».
Jns.'nterie, Reiterei, Artillerie und
Flo.t:,
Tie Grabstätte in Eharlottcnbnrg
bei Berlin wurde von Friedrich Wil
helm 111. sür Preußens vielbewunderle
Königin Luise, die Mutter des Kaisers
Wilhelm 1.. errichtet. Später wurde
dort die Leiche ihres Gatten beigesetzt
und vor zwei Jahren sand auch die
che des alten Kaisers Wilhelm dort
Ansnaliaie. TaS Mansolenm ist eine
der berühmtesten Grabstätten der Welt,
!o bescheiden und anspruchslos auch das
Hauer dieses Jahrlmndcrr geschassen
haben.
England'S schönste Grabstätte ist das
Manst lcum des Prinz Gemalils Älbert
zu Frogniore, errichtet von Königin
Victoria. Das Grabdenkinal de> Gc
deii Plänen, ganz anßerordenllich prunk
voll werden zn sollen. Wenn es künft
lerisch nur besser aiiSsällt, als das Gar
— Vater: „Meine Tochter
Katbi bat zwar dcS Unglück, einen kur
zen Fuß zn besitzen, indessen will ich
gerne, wenn ein anständiger Mann um
ßeu?"
ist denn lient' mit dem Kaffee?"
Junge Frau: „Ich !>ab' ihn heut' mcht
gemacht!" Schwiegermutter: „Ich
auch nicht!" Köchin: „Aber ich! Was
ist den» damit ?" Mann: „So gut
war er noch nie!"
Für bequem« Leute»
Wenn es auf dem Gebiete der arbeit
sparenden Erfindungen so Weiler geht,
werden wir die dienstbaren Geister balt
entlassen, die Hände ganz in den Schoos
schaffen lassen können. Da hat e>r
Deutscher wieder einen Mechanismus
ersundcii, welcher uns diesem beg-'h
renSwerthe» Ziele um ein Erkleckliches
näher bringt, eine Uhr, welche »nS >i>
der Frühe oas Licht ansteckt, unS alsr
mahnt, das; eS Zeit ist, aus den Federn
zn krieche:» und das erste TageSwcrk.di«
Toilette, zu beginnen. Aus dem Sockel
der Uhr ist ein Leuchter angebracht, in
welchem ein Stearinlicht steckt. Vor
dem Docht reicht ein Zünder nach der
Uhr hinüber. Sobald die Stimdi
schlägt, aus welche der Wecker gesell ist,
geht dieser IoS und gleichzeitig sällt ei»
Hebel aus ein Streichholz, dieser sel
den Zünder in Brand und der Zündei
den Docht. Wenn man durch den Weck«
aus dem Schlas gerüttelt ist, brennt auch
schon daS Licht.
Vi» Tuell um jeden Preiö.
Die Unmasse Duelle, welche durch du
letzten Enthüllungen über den Boulau
den Franzosen viel Stoss zn ernsten wil
spaßigen Angriffen ans die DueUiriucht,
Aurelien Scholl widmet der Sache eben
er rügt die übergroße Empsindlichkeit
mancher Leute und macht sich dann lu
stig über die absolute Ungesährlichkeit
der meisten Duelle, von denen man sich
eines Schadens für die Bevölkerungs
ziffer Frankreichs nicht zu versehen
habe, sowie über etliche Formalitäten,
z. B. über die, nach einer leichten Rit
zniig der Hand oder des Armes erklären
zu lassen: „Da die Chance» ungleich
geworden sind, hat ans Gutachten der
Acrzte der Kamps aufgehört." Wann
sind jemals, meint er, zwei Gegner mit
gleichen Chancen auf den Kampfplatz
getreten? Fast immer ist der eine stär
ker als der andere, sei es in der Uebnng
der Waffen, sei es an körperlicher kirast!
der eine ist klein, der andere groß; der
der eine steht wie eine Eiche, der andere
zittert und hat Herzklopfen. Wo ist da
die Gleichheit? Dann erzählt Scholl
folgende amüsante Dnellgeschichte:
„Ein bekannter duellsrenndlicher Bon
eine» Abends einen seiner Freunde, den
Baron A'. „Ich werde mich morgen
früh schlagen," erzählte er ihm.
„Wo denn?"
„Ich weiß es noch nicht."
„Schlagen Sie sich doch in der Näh«
von Versailles. Sie kennen mein Hans:
um 1Ä Uhr erwartet Sie ein seines De
jenner."
„Gibt es Austern?" fragte Eadondal
„Ja, nnd vvrtreffliche Chablis."
„Auch Rebhühner?"
„Auch Rebhühner, überhaupt Alles,
was dazu gehört."
„Abgemacht, ich komme!"
Während der Baron nach Versailles
fuhr, kamen die Zeugen Eadondals zu
rück. „Nun," fragte er, „wie steht's?"
legi? Nicht möglich!"
„Der Gegner hat um Entschuldigung
gebeten."
„Ich will nichts davon wissen!"
„Warum denn nicht ?"
zn ändern." „Gnt," sagte Cndoudel ent
schlössen, „wie viel Uhr ist es jetzt?"
„Ein Viertel nach 11 Uhr."
„B>S Mitternacht muß ich ein andres
Duell haben!" Und Eadouval ging von
Case zu Cafe, „suchend, wen er ver
das Tejeuncr, das einmal da war, auch
ohne Duell verzehrt wurde.
Ein int er essai!te S P o l i
zeistnckchen aus Adriauopel wird in
türtischeu Blättern erzählt. Es trieb
dort seit langem ihr Wesen eine Die
bcSgejellichaft, an deren Spitze eine
Frau, die Wittwe eines o-?ma»ischen
«rämcrS. stand. Mau wußte recht
wohl, daß diese Dame mit ihre» weib
lichen nnd männliche» Gehilfen schon
viele TicbeStbale» vollführt hatte, doch
war es e»r schwer, dieselbe bei einem
ibrer ichlau angelegten Pläne zu übcr
rasaeu Da entjchlcß sich denn ein
türkischer Geheimpolizist, der Dame
eiueu HeirathSantrag zu stelle», aus
welche» diese nach kurzem Besinnen auch
einnng. Sie verlebte mit ihrem neuen
Gemahl zwei srohe Wochen, die sür die
sc» gerade hinreichten, ni» die Schlupf
winkel der Geicllschast uiid die von ihr
geraubten Schätze keuiien zu
Hörde Bericht ab. und es wnrde verab
redet, die gan',e Bande bei einer passen
den Gelegenheit auszuheben. Als aber
der Tag herankam, war der Tetec-tive
mit seiner Gemahlin verschwunden, und
zwar unter Mitnahme der Kasse und
der Wertlisachcn, die man aus mehrere
Tausend türkische Psund schätzt. In
dem Kampfe zwischen der Li>>bc und
seinen Tienstpslichten hatte erstere den
Sieg davongetragen.
—Un ter hal tng Sg ab eist die
Kunst, Andere glauben zu machen, daß
sie selbst geistreiche Leute sind.
T « l e d o.
Ein feine?, bleiches Gesicht, in wel
chem das Madrider Nachtleben bereits
init freilich noch unsicheren Fingern her
umgegraben hatte, große unruhige
schwarze Augen, deren Blick müde und
resignirt wurde, wenn er ans Feld und
Wa'.d oder überhaupt aus etwas Leblo
sem hastete, aber Feuer wars, wenn eine
Frauengestalt an ihm vorüberzog, ein
schmaler schwarzer Schnurrbart, dessen
Spitzen nur nach Mitternacht Stunden
der Demuth z» haben pflegten de»
Cylinder und die weiße Kravatte auch
ans der Reise tragend, und trotz der
Reise der ganze Äle»ich parsümirt
das ist das Signalement Manuel T.'S
ans Gnadalarara, eines meiner Freunde,
der mir jetzt im Eisenbahnknpee gegen
übersaß. Vor einigen Tagen hatten
wir uns im Case getroffen.
„Uebermorgeu werden wir Beide nach
Toledo fahren."
„Warum?"
„Uni's Leben z» ändern."
„Ich bin schon verschiedene Male dort
gewesen,"
„Aber niemals mit Ueberwachung".
„Außerdem giebt es dort kein einziges
hübsches Gesicht."
„Ich werd' Dir schon welche zeigen.
Außerdem, was gehen Dich imnicr die
Gesichter an? Was hast Du Dir für
Gebräuche angewohnt? Anstatt in die
Corte - zu gehen, um zu hören, wie die
Mänuer schimpsen, gehst Du iu'S Case
Siena und siehst zu, wie die Weiber
Kuchen essen Du sollst Dich doch
schämen "
„Warum?"
„Weil Du ebenso bist, wie wir. Du
bist ein entartetes Exemplar der sächsi
schen Rasse."
wir die Erpcdilion nach Toledo beschlos
sen ; jetzt eben besanden wir uns aus dem
Wege dahiu.
kastilische Ebene vorbei; zwischen Mad
rid und Toledo nicht sehr und nicht so
bald O'.'ser der Sonne, wie in Arago
terbrochene Kultur, welche einträg
lich ist, das; die Dörfer, von denen sie
ausgeht, sich den Luxus sreundlichcrcr
Farben, soliderer Bauart und auch grö
ßeren UmsangS haben erlauben können.
Getreide, Früchte, der Wein erst an letz
ter Stelle.
schien ausgehalten z» werden durch den
helle» Weizen, der den Weg an beiden
Seiten begleitet. Plötzlich hörte er aus
sauk die Rächt doppelt schnell und dop
pelt finster; aus der beginnenden Schlucht
schien sie entgegenzukommen. Mit auf
die Brust gesenktem Haupt beobachtet
niedrige Schollen ans dem Boden ragen.
Aber uur wenige Minuten dauert es,
und man muß den Kops immer höher
gewachsen sind, zn unterscheiden. In
demselben Augenblick, in welchem das
geschieht, hält der Zug; er hält nicht
allein, weil hier sein Ziel ist, sondern
Sennöritä vorhanden, deshalb ist es
ganz egal, wo wir nnS hinsetzen, mich
ganz egal, w'S wir sprechen", charakte
risirte sich Manolo, als wir nnS on der
'l'aklo ll'Kot« der Fonda niederlassen
wollten.
Es war zehn Uhr, als wir uns in
das gegenüberliegende Case Suizo be
gaben, nm »iassee zu trinken. Als das
besorgt war, griff ich »ach Hut und
«lock.
„Was fällt Dir ein? Wo rennst Du
hin?"
„Wohin Du mir nicht folgen kannst."
„Nicht kaun? Höchstens nicht will.
Unterhältst Dil etwa Beziehungen in
diesem Nest?"
„Ja."
„lind zn wem, wenn ich frage?
darf?"
,Zn einem kleinen Franenfnß,"
„Das ist ja recht hübsch. Grüß' sie
von mir."
„Gern."
„Bleib' nicht zn lang'—hierin Suizo
wart' »cl> aus Dich."
„Gut."
Ich tappte mich durch die di/nkle
stille Stadt hindurch. Am Rande der
Tajoböschnng angeloinnien, begann ich
hinabzusteigen; bals gleitend, bald
springend, manchmal nur durch den
vorgehaltenen Stock vor dem Vornüber
fallen gerettet, langte ich »nten an: v 'r
mir lag der etwa sünszig Schritt breite
Tajo.
Stille Nacht. Nur Sternlicht —abe,
es genügt, um die Grenze zu bezeichnen,
welche die Felsen böschnng deZ Tajou
fers droben von dem Himmel lrennc,
Wohl dreihundert Fuß razt sie empor;
höher »och aus dieser Seite. Wenige
Schritte rückwärts eine steile Fellen
schwelle; ans d-m Rand derielbüu ge
stellt, mit ihr zusammen vielleicht achtzig
Fuß, die unversehrte arabische Mauer.
Darüber, wiederum etwas znrück, die
bedecktes Plateau in den Vordergrund,
auf welchem man hente etwas baut, ich
weiß nicht was. Diese Trümmer bil
deten einst den Palast der Gotix'nkönige.
Und dahinter uud zugleich diruber sin
ster, Trotz über Trotz, Einjamleit über
Einsanikeit, Toledo »ach dem Beisviel
der mächtigen Mauer» auch in seiuen
Einzelheilcn ans Trotz und Gefahr ein
gerichtet. Wo es die Absicht nicht be
stimmte, bestimmte eS die Nalur; der
FelseudiSkuS, auf welchem Toledo sich
erhebt, zwingt dasjenige, was hinten
steht, höher zu sein und trotziger zu
scheinen, als daS im Vordergründe.
Hier unten am Tajo, im Bereich der
Hand, der mächtige Stumpf eines
ThnrmS. In eine der beiden Granit
säuleii, welche den gothischen Bogen
stütze», ist eine Marinortasel eingelassen;
bei Tageslicht sieht man die im Basre
lief ausgeführte gothische Inschrift: eS
sind wohl liuiidcrt Worte. Das sieht
so klar und so verständlich aus, aber kein
Buch, kein Toledauer hat mir sagen
können, was sie bedeutet.
Also stille Nacht. Nur Sternenlicht.
kein einziger Mensch die Stunde ge
hört sich selber an, die Umgebung ihrer
Vergangenheit. Damit die Felsen nicht
»llzn pragmatisch dreiiijchancn, nicht zu
sehr »uwiderleglicheu Augenzeugen glei
chen, welche das in diesem Felsenthal
Geschehene zwingen, Geschichte zu sein,
weiter nichts als trockene, geincinver
ständliche Geschichte, zieht der Nebel
das Thal hinab zusammengeballtes
Sternenlicht, wagerechter Streis hinter
Slreis. Die Felsen verschwimmen, ihre
strengen Gesichter werden weich, die
Zeugen der Geschichte werden Mitwisser
der Lage.
Still ist auch der Tajo. Schweigend
ans der Ebene au dies FelSplatean her
angekommen, erblickt er Toledo und be
kommt Stimme; mit Sang und Klang
schneidet er aus dem Plateau den Dis
klis heraus, auf welchem die spanisch«
Ritterheimath sich erhebt. Aber bevor
er noch seinen Kreis beschrieben nnd in
die Ebene zurückgekehrt ist, noch inmit
ten dieser hohen Felsen weilend, saßt
er den nnseligen Entschluß zu schweigen.
Unselig denn sein Schweigen läßt es
zu, daß eiu Menschenauge, sei es drü
ben von den Felsenklippen oder hier von
der Bnrg des Gothenkönigs ans, auf
merksam werde» mußte, wenn es auf
seiner Fläche sich regte, sei eS auch nur
eine Hand oder ein Fuß
Florindens Fuß
Dieses ist die Stelle. Unter dem
Schutz dieses Thurmes pflegte sie mit
den anderen Edeldamen zu baden. Die
gothische Grafentochter war indessen
jchon lange zur Spanierin geworden;
und so fiel eS ihr den» eines Tages ein,
;u behaupteu, ihr Fuß sei kleiner, als
ver der anderen Damen. Sie wollten
die Wahrheit erfahren; fo verließ?» sie
denn die schützenden Manern des Thur
mes, eilten an den Strand hinab, stell
ten die Füße nebeneinander und ver
glichen. Oben aber, am Fenster seiner
Burg, stand König Rodcrich.
Gleichwie Florinda Spanierin, sc
war auch Roderich längst Spanier ge
worden. Ein Fraueiisuß, auch wenn
derselbe an und sür sich schon klein und
schön ist, erst».'int doch, unten am User
spielend uud von der Höhe eines Pa
lastes ans gesehen, nicht nur in der spa
irischen Einbildung noch kleiner und noch
schöner. Roderich besaß das schönste
Weib im Gothenreich, die blonde Egi
lona dennoch verfiel er FlorindaS
kleinem Fuß, und wenige Tage darauf
siel Florinda.
Wenn den Völkern eine Episode in
ihrer Geschichte nicht genügt nicht ge
nügt, weil eine ihrem Charakter fern
stehende, nach eigener Selbstsucht und
eiaener Leidenschast handelnde Persön
lichkeit dieselbe in die Welt gesetzt hat,
und sie sich darum in dieser Episode
nicht wiederfinden können, so bilden sie
dieselbe aus der Grundlage einer ihrer
Lieblingsleidenschaftcn um und schaffen
die Sage. Die LieblingSleidenschast
der Spanier ist die Liebe. M't dem
Schlüssel, als welcher ihnen diese Lei
denschait für alle Fälle die rt, in welchen
sie sich nicht verstehe!!, sällt es nun zu
saminen, daß der Untergang des Rei
ches der Westgothen in der That in dem
Walten des Weites zu suchen, daß dieses
Walten geschichtlich ist.
Aber aus den Liebesränken dreier
Jahrhunderte, aus dem schleichenden
Gist, welches das Mark des stolzen Vol
les nur allmälig vermehrte, ans einem
. träge und langsam sich hinspinnenden
Drama machen sie, immer an das plötz
, liche, iiliverinuthete Einsetzen und Voll
bringen der Leidenschaften ihrer eige
nen Persönlichkeit denkend, eine Kata
strophe, welche nur eine Sekunde dauerte
das Blinke» von Floridas kleinem
Fuß.
Daß die Araber nach Spanien kamen,
ist ihnen nicht die natürliche, längst vor
bereitete Folge des bereits dreihundert
Jahre währenden uud nun endlich reisen
Verfalls des Gothenreichs; nein
Gras Julian, der Vater des entehrten
Mädchens, rief aus Rache die Araber
in das Land, und darum allein, unvor
bereitet wie sie waren, sielen die Gothen.
Sie, die Ahnen der Spanier, konnten
nur durch ein Weib fallen, denn durch
ein Weib zn fallen gehört zum spanischen
Wesen; allen anderen Mächten wären
> sie gewachsen gewesen. Durch ein Weib
also ging Spanien verloren— und nun,
später erweist dic Geichichle dieser spani
, scheu Sclbstcharakt.rislik den Gesallen.
> ohne daß sie eS diesmal nöthig haben
zu ilpec Bestätigung eine Sage zu ersin
nen: die Geschichte beweist, daß Spa
nien oder vielmehr der letzte Rest Spa
niens durch ein Weib wieder an die
Spanier zurückfiel. In der Ztadt der
Weitgothen war eS ein kleiner Fuß ge-
Wesen, in den Säulen der Alhambra
waren e? die schönen Auge» ZorayaS,
welche Zwietracht säeten-Zoraya heißt
Morgenstern, den Manren GranadaS
' war sie znm Abeudstern.
> DaS ist, weit seitwärts von dem
kühlen, positiven Treiben seiner Ge
schichlSschreiber und Gelehrten, der Ge
dankengang dieses Volkes in allen seinen
Schichte». Weit davon entsernt, Worte
für sich zu finden oder überhaupt sich
Rechenschast über seine Existenz ablegen
zu können, äußert sich derselbe allein
. durch eine poetische Laune, durch die
Soge. Wenn man sie über die letztere
, besragt, so verstehen sie dieselbe nicht zu
begründen; wenn man selber sie ihnen
begründet, so läche!n und leugnen sie
uns glaube« nicht, daß sie, da-Z Ge
, schlecht der Gegenwart, in jener verschol
, leuen Sage die eigentlichen handelnden
, Helden sind.
Hier und da handelt freilich Einer
. der Sage gemäß und bildet sich später
ein, daß das, was er bereits bei der
Geburt mit aus die Welt bekommen hat.
Als ick, zum ersten Mal in Toledo
mit demselben an den Fluß hiuab bege
beu; es war ebenfalls Nacht. Der
Andere ließ sich nnter der Bogenpsorte
des gothischen Thurmes nieder und
starrte in das dunkle Wasser: ich dachte
wie heute über die Sage nach. Eine
Viertelstunde verging, dann mahnte ich
znm Ausbruch. Jener hatte beide
Hände vor das Gesicht gelegt und
weinte.
„WaS hast Du?"
„Das geht Dich nichts an!"
„Ich will wissen, was Du hast?"
„Tu verstehst nichts davon!"
Endlich lächelte er. Vor acht Tagen
von Valladolid hierhergekommen
und gehörte als Fähurich der Kriegs
schule v"N T"'?s? an. In Valladolid
hatte er ein Mädchen lieb, welches ihn
hinhielt und weder Ja noch Nein sagte.
Vor einigen Tagen hatte er an sie ge
schrieben nnd sie gefragt, ob sie nicht
endlich gnädig sei», und dieses Ja oder
Nein endlich sprechen wolle. Heute
war die Antwort eingegangen sie
schrieb, daß sie sich äußern werde, wenn
er wieder nach Valladolid zurückgekehrt
sei. Mehr sagte er mir nicht; nicht,
weshalb er durchaus in der Nacht in
das Bad Florinda's hinabgewollt hatte,
auch nicht, weshalb er nun hier weinte.
DaS Mädchen wußte, daß die Fähn
riche uur einmal im Jahr während des
Sommers Urlaub bekommen. Sie
hoffte, daß diese Liebe während des lan
gen Jahres, welches zwischen Trennung
und Wiedersehe» lag, vergehen und
später nicht mehr die Rede von ihr sein
würde.
ES ist bezeichnend: an dieser Stelle,
an welcher der Gothenkönig um eiueS
Mädchens willen sein Reich zu Grunde
gerichtet hatte, an eben dieser Stelle
ermuthigte sich dieser Spanier, gleich
falls eines Mädchens wegen, seine Car
riere zn Grunde zu richte»; am anderen
Tage desertirte er. DaS Mädchen hatte
ihm geschrieben, sie werde ihm bei seiner
Nücktehr Antwort geben; er konnte es
nicht aushalten, er desertirte, um diese
Antwort schon heute zu haben. Ich
wiederhole eS, das ist bezeichnend, aber
noch bezeichnender ist es, daß der Com
mandenr der Kriegsschule, ein auch »ach
außerspanischcn Begriffe» sehr strenger
Herr, als er die Gründe der Desertion
erfuhr, dieselbe todtschwieg, und daß
endlich der Vater des Verbrechers, sei
ber ein höherer Osficier, augenblicklich
das Selbstverständliche der Angelegen
heit einsah, den verlorenen Sohn ohne
ein Wort der Rüge empfing und ihn im
Hause behielt.
Die Nacht war vorgeschritten; es siel
mir ein, daß Manolo mich im Cafe
Suizo erwartete. Ich kletterte wieder
die Böschung empor; in der Stadt an
gelangt. kletterte ich weiter.
Ich kletterte. Denn die Bevölkerung,
welche in Toledo ihre Wohnsitze aus
schlug, war zugleich eine Besatzung.
Diese Besatzung hatte so zahlreich wie
möglich sei» sollen; dazu bestand sie ans
Edelleuten, von denen Jeder ein Haus
für sich allein beanspruchte. Der Raum,
welcher zu Gebot stand, war indessen
nur klein, besaß nur fünf Minuten im
Durchmesser; er erstreckt sich nicht über
eine Fläche, sondern über ein- Halb
kugel, welche wiederum ihre eigenen
Hügel und Schluchten besitzt. So galt
es denn Häuser auf Kosten der Straßen
zu bauen.
Die letzteren haben natürlich darun
ter gelitten. Man hält den Stock bald
vor, bald hinter sich, um nicht zu strau
cheln; ein Spaziergang ist ein fortwäh
rendes Stolperu und Springen. Mit
eben demselben Stock erreicht man fast
immer die gegenüberliegende Seite der
Straße; oft aber ist sie auch so schmal,
daß man beide Wände berührt, wenn
man nur die Ellenbogen spreizt. Be
gegnet man einer Frau, so ist man ge
zwungen, dieselbe an die Brust zu drük
keu; thut man das nicht, so kann sie
nicht vorbei und man beträgt sich nnga
laut. Wenn man am Eingang einer
dieser Gassen, oder vielmehr Gänge
steht, so scheut man sich einzutreten.
Denn er scheint nicht für die Oeffeutlich
keit bestimmt zu sein, sondern als ver
boteneS Eigenthum zu den Häusern zu
gehöre», welche ihn bilden. Alles ist
still; denn Wagen können hier nicht er
gehen. Nicht das Leben der Straßen
schallt in die Häuser hinein, sonder» das
Lebe» der Häuser in die Straße»;
auch bei Tage. Sie sind nicht lang/
lausen aber im Zickzack oder sind krumm;
ist man eingetreten, so sieht man in der
Entfernung weniger Schritte eine Wand,
welche sie durchquert; erst, wenn man
diese Wand berührt, weiß man, ob eS
ein plötzlicher Winkel der Straße oder
die Fläche einer Querstraße oder ob
dieses der Schluß einer Sackstraße ist.
An dem vorausgesetzten Ende dieser
Gassen hörte ich stets das Echo meiner
indiskreten deutschen Schritte. Ich
sagte es schon, Toledo besitzt in der
Lustlinie nur fünf Minuten Durchmesser
das Echo meiner Schritte war mir
so peinlich, daß ich ost auf den Fuß
spitzen zu gchen versuchte und bei mir
dachte: Himmel —ganz Toledo muß es
nun anhören, daß Du um diese Stunde
hier spazieren gehst und wird sich
wahrscheinlich darüber aufregen.
Zu meinen Häupte» Wappenschild an
Wappenschild. Die Balkons dieser Seite
i manchmal die BalkonS der gegenüber
j liegenden Seite berührend. Die Eisen
! stanzen der Fenstergitter, welche der
! Lust zur Liebe Schranken setzen sollten,
> ost nicht, wie es in ganz Spanien Ge
! brauch ist, rechtwinklich, sondern nach
arabischein Brauch die Fenster in der
Diagonale krenzend. In diesem Jahr
hundert hat man in Toledo keine sechs
'! Häuser gebaut; ebenso wenige im acht
! zehnten und im siebzehnten. Der dritte
' i Theil sämmtlicher Häuser ist arabischen
Ursprungs und bewahrt heute noch sei»
Gesicht von damals; ein düsterer, ver
schlossener Ziegelbau, welcher kein Ant
litz besitz!, sondern nur einen unschönen
Rücken, und denselben der Straße zu
kehrt.
Beinahe zwei Drittel der Häuser aber
bestehl aus den zweistöckigen, mit gro
ßem Steinwavven versehenen, im Uebri
gen schmucklosen Edclmaiiushäusern des
13. und 14. Jahrhunderts, in welchen
neben geringein Bedientengelaß ge
rade Platz war sür den Don.
die Donna und die Sninorita des
Hauses. Da wohnten also diese
kastilischen Damen, sür welche man das
stolze Wort „Donna" erfand ich kann
es mir denken, daß sie in diesen engen
Häusern und versteckten Straßen sich in
ihrem Element befunden haben. Denn
damals wie heute wurden sie ganz zu
frieden gewesen sein, wenn man sie nur
ruhig Ränke spinnen ließ —zum Ränke
spinnen aber eignen sich nicht die großen
Säle, sondern die lauschigen Winkel, die
Verstecke: und Toledo besitzt deren ja so
viele, d,iß es für sie ein Paradies gewe
sen sein muß. Wie mögen sie von Bal
kon zu Balkon gezischelt haben, um sich
Blätter vom Baum der Erkenntniß zu
verschaffen; was mögen sie hier für
Verschwörungen gegen leichtgläubige
Eltern und tölpelhafte Ehemänner ein
gefädelt haben; aus was sür Ausflüchte,
was für Vorwände, was sür Geniali
täten mögen sie nicht in dem inspiriren
dsn Halbdunkel dieser kleinen Zimmer
in der discreten Verlassenheit dieser en
gen Straßen gekommen sein!
„Jetzt thun wir das nicht mehr,'
sagte mir nach meiner Rückkehr von To
ledo nach Madrid eine schöne junge
Freundin, deren Familie srüher in dem
ersteren ansässig gewesen war, und wel
cher ich gelegentlich ineine in Toledo ge
habten Gedanken mittheilte. „Heute
also thun sie das nicht mehr —"
Seit der denkwürdigen
Episode der Madame Angot befanden
sich die Damen der Pariser Hallen nicht
in solcher Aufregung wie eben jetzt!
Man denke mir, was Eine
Dame aus jener Welt, in der man sich
amüsirt, eine vielbekannte Schöne, bat
einen Stand in den Hallen gekauft, den
sie höchst eigenhändig versieht! Man
ersässe die Endrüstuiig der ehrsamen
Hallendamcn ob dieser unberusencn
Nachbarschaft! Die neue Eoneurrentin
nimmt übrigens ihr Amt sehr genau,
täglich steigt sie von ihren Departements
um 4 Uhr Morgens zum Hallenpavillion
nieder, den Einkauf zu leiten, dann be
dient sie bis gegen l l Uhr Vormittags
selbst die Kunden, um später von einer
glänzenden Equipage abgeholt zu wer
de», die sie auf ihr Landgut bringt.
Natürlich hat Madame eine eigene Hal
lentoilette componirt, die aus thaufri
schen Percalineroben besteht, welcher
Schürzen ans echten Valenciennesspitzeii
zugesellt sind. Da man sich dem Berufe
zu Liebe nicht die weißen Hände rniniren
muß, trägt die neueste Hallendame stets
lange, bis zum Ellenbogen reichende
Sarah Bernhardt - Handschuhe, nnd die
kunstvolle Modefrisur verbirgt sie unter
Häubchen, die, von einer ersten Modistin
stammend, entschieden ost mehr kosten,
als das ganze vorhandene, aus Obst
und seineu Gemüsen bestehende Waaren
lager. Wenn die Freunde Madame
fragen, ob sie in dem Hallen - Unterneh
men vielleicht eine Altersversorgung
seh?, pflegt sie entschieden abzuwehren
und ernsthast zu behaupten, daß sie
darin Vergnügen finde. Natürlich ist
Madame in den Hallen boyeottirt, was
sie mit Fassung erträgt. Die empörten
Nachbarinnen denken jetzt an eine be
hördliche Eingabe, von der sie sich abe»
wenig Erfolg verspreche», da selbst die
strengste» unter ihnen zugestehen müssen,
daß das geschäftliche Vorgehen der
neuesten Eoneurrentin völlig tadellos
gehalten ist.
Das Pienic im Walde.
„Ausgezeichnet gespielt haben wir und
keinen Pfennig ausgegeben! Wir hat
ten den Weg verfehlt, da mußte ich die
Suppe ausessen. Das war mir Wurst.
Der Förster schenkte uns klaren Wein
ein daß weit und breit kein Wirthshaus
sei. Da lag der Hase im Psesser. Nun
gab'S gesalzene Reden. Zum Trost
sagten wir uus allerlei Süßigkeiten und
zogen einander Speckschwärtchen durch
den Muud. Wenn schließlich die Redac
tion der Jagdzeitnng diese Notiz auf
nehmen würde, so könnte sie vielleicht
noch einige Enten hinznsügen, so daß
imjere Mahlzeit eine ganz ansehnlich«
Gesparte Hundesteuer.
> FrauPiefke: Ich begreife nicht, Frau
Nachbarin, daß Sie sich nicht auch so
ein kleines Hündchen anschaffen! Ich
möchte meinen Molly um Alles in der
Welt nicht mehr entbehren! Frau Re
feke: Ick Hunde anschaffen? Nee,
die Hundesteuer könne» wir sparen
mein Mann bringt ja fast jeden
Abend einen Spitz in i t nach
Haufe!
GetSufchte Hoffnnngen.
Kutscher: „Heut' fahr' i' au' Kavalier
! da muß i' recht flott fallreif —»acha
zshlt er g'wiß 'S Doppelte!" Kutichcr:
„Das ist z'wenig! Ich bin doch fo schnell
g'satir'n!" Passagier: „So, Sie sind
eine Viertelstunde gefahren das macht
laut Tarif 50 Pfennig'!" Kutscher (sür
sich): „Sacra weuu i' nur langsa-
nier g'sahr'n wär'!"
Die Gattin des Sonn
tagsjägers. Frau 112 zum Wildvrethäud
' 1er): „Den Hasen nehm' ich gleich mit.
Sollte mein Manu, der auf der Jagd
ist, noch kommen, so sagen Sie ihm: ich
hätt' den Hasen schon mitgenommen!"
Das beste Mittel. Photo
graph (zu einem Herrn, der seinen
Hund photographiren läßt): „Bitte,
mein Herr, reden Sie mit Ihrem Hunde
von einer Wurst —damit er rechl.freund
lich d'reinschaut!"
Frage. Warum nennt man
amtliche Rügen Nasen? Weil damit ein
Vergehen gerochen werden soll.