Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 16, 1890, Page 7, Image 7

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    Deutsche Lokalnachrichte,,.
Provinz Brandenburg
-j- Der viel angefeindete Kapellmiister
Deppe der kgl. Over, der gleichzeitig mit
dem Grasen Höchberg in den königlichen
Dienst eintrat, in Pyrmont an einem
Gehirnschlag. Als Begründer und
Leiter der Schlesischen Musikseste hat
sich Deppe recht große und bleibend«
Verdienste erworben. Er war auch
einige Zeit der K lavierlehrer der regie
renden Kaiserin. Ferner starb der
Reichsbankdircetor Geh. Oberfinanzrath
v. Rotth, —Die große National Mntter
loge zn de» drei Weltkugel» ( Splitt
gerbergasse) beging das Fest ihres 15,0-
jährige» Bestehens. Aussehen erregte
die gegen den Schlächtermeister Wil
helm Dürr eingeleitete Untersuchung.
Wilhelm Dürr, der einen Verkanss
keller und außerdem einen Markthallen
stand besitzt, ist beschuldigt, einen ver
endeten Hund zu Wurst verarbeitet zu
haben. Die Anklage geht von einem
entlassenen Hausknecht aus.—Auf Sta
tion „Tarnowitz Brücke" bei Stadtbahn
wurde der Eaud. Hist. Leo Hoppcnheit
infolge unglücklichen Sturzes überfah
ren und getödtet. Der hiesige Getrei
deageut Theodor Itzig beging Selbst
mord, weil er sich verspeeulirt hatte.
Auf dem Boden des Hauses Eottbuser
Behrendt und seine Braut, die un
verehelichte Anna Marie Hnrtmann,
erschossen ausgefunden. Beide hatten
je einen Schuß durch de» Kops, unmit
telbar über dem Ohr. Ei» vorgefun
die Brautleute gemeinsam zu sterben be
schlössen, weil die Mutter des Mädchens
die Verbindung nicht zugebe» wollte.
-j- In Eharloitenburg Stadtrath Wöll
ner, einer der thätigsten Communalbe
unten. Das Kaiserdeiikmal in Tschi
cherzig wurde am Sedantage in feierli
cher Weife eingeweiht. Das goldene
Hochzeitsfest feierte mit feiner Gattin
der Pastor Gindler, ArchidiakonuS du
der Stadtpfarrkirche in Züllichau, nach
dem derselbe vor wenigen Wochen das
s,ojährige Amtsjubiläum hatte seierii
können.
Provinz Ostpreußen.
Bei dem Brande des Vongehr'schen
Gasthauses in Bogdahnen kam die be
jahrte Mutter des Besitzers, die Alt
sitzerin Vongehr und deren jüngster
Sohn Max in de» Flamme» um. Letz
terer iiatte seine Mntter retten wollen.
- Ter Privatsörster Ewert in Orschen
seierte sei» üiljähriges Dienst, der Dr.
med. Heidenreich in Tilsit sein s»ojähri
ges Toktorjubilänm.—Ter Hilssbrem
ser Mathes von Königsberg wurde beim
Rangire» überfahren nnd getödtet, der
Fischhändler Heinr. Andres von Lied
ertrank in Haff.
Provinz Westpreußen.
e In Briefen im Alter von 11(1 lah
ren der Altsiner Victor Kalinowski.
Derselbe hatte im Jahre 1812 den
Feldzug Napoleons gegen Rußland mit
geinacht. Auf dem Schießplatz in
Gruppe platzte eine nicht crepirte Gra
nate. Ein Artillerist wurde getödtet,
zwei andere sind lebensgefährlich ver
letzt. Durch Ertrinken kamen zu Tode:
die Schiffer Andres von Elbing und
Letztere» Mutter; der Altsitzer Cza
blincki von Zlupp bei Lautenvurg siel
beim Durchgehen der Pserde vom Wa
ge» und verwickelte sich so unglücklich in
die Stränge, daß ihm der Klops abge
rissen wnrde.
Provinz Pom m e r n.
Tie Svlme des vor Kurzem in Stet
tin verstorbenen KansmannS Tlieodor
Kreith liaben, einem Wunsche ihres Va
ters ttacluoiiimend, der Stadt zum Bau
eines Muse »ms s(>,<iiZ(i M. überwiesen.
- Die Pyritzer Bank,'welche mit ei
nem Kapital von nur 1(1(1,000 M, ar-'
beilet, kau« für das abgelaufene Ge
schäftsjahr keine Dividende vertheilen.
Der Reingewinn vo» IZOZ M. wird
der Reserve überwiesen. —112 In Stral
slind Herr Friedrich Wiechman» aus
New ??ork. Derselbe, vo» hier gebürtig,
war als Mitglied des New Yorker
Schützcnlorps nach Dentschland ge
kommen, um am deutschen Bundes
schießen in Berlin theilzuiiehmcn uud
seiner alte» Heimath eine» Besuch abzu
statten. Der Förster Westphal aus
Sochoiv bei Lupow wurde durch das zu
sättige Losgehen eines Gewehres auf
einer Hühn.rjagd in Taber schwer an
den Angeii verletzt. Der Solm des
Fnhrhc»rii Brüiewitz und der Handels
geliilse Leopold Ivsephson in . Stettin
haben sich.erhängt; letzterer, weil er
wegen SiNlichkeitsverbrechcnS zn drei
Jahre» Zuchthaus verurtheilt wordeu
war.
P rovinz Schleswig - Hol
st e i n.
Der älteste Mann in Schleswig Hol
stein, der Uhrmacher B. Goering zn Ol -
tenieii, ist im Alter von 1«>5» Jahren ge
starben. Die vier Brüder Fritz gen.
John, Andreas, Anglist nnd Ernst
Harrie bei Bordesholm werden von
Otto Martens in Barlt ausgesordert,
zu der im Dezember d. I. stattfindenden
goldenen Hochzeit ihres Elternpaares
ein Lebenszeichen von sich zu geben.
Aussehen erregt in Itzehoe das Plötz
liche Verschwinden des GerichtSvollzir
Hers Raabe Die Bauernschast Marne
aus derselbe» ein besonderer Standes
amtsbezirk mit der Bezkichiiüng „Stadt
Marne" gebildet. Im Monat Oeto
ber d. I. begeht Tönning die 30vjäh
rige Jubelscicr ihres Bestehens. — Das
Ehepaar Jacob Levin Levinson Altona
feierte die Diamanthochzeit, die Ehe
paare Hiilck Dickhusen und Grimm-
Stella» die goldene.
Provinz Schlesien.
Herr Vogel in Agnetendors i. R. hat
Huud als Bergsührer ausgebildet.
Das Thier kührt die Fremden durchaus
sicker vou Agnetendors zur Bismarck
hohe. -Die Eisenbahnbrücke der Bahn
Oppeln Neisse ist nach ISstündigein
Hochwasser eingestürzt.- Der bekannte
socialdemokratische Agitator und Reichs
tagskandidat, Drechslermeister Oswald
Richter aus Striegau, ist wegen Unter
schlagung eines der Tischler- »nd
Drechslerinnung gehörigen Geldbetra
ges zu 1 Monat Gefängniß vernrtheilt
worden.-- Die cvangel. Kirchengemeinde
in Dt. Wartenberg beging die Jubel
feier ihres Ivvjährigeu Bestehens.
Provinz Posen.
Auf dem K irste'schen Grundstück an
der Striesewitzer Chaussee iu Lissa, ne
den dem Bahnkörper der Breslaner-
Bahn, soll ein Kreissländehaus errichtet
werden. --In Lagow ist der pensionirte
Kantor Schulz aus Woxfelde zum Bür
germeister gewählt worden. Unter den
Bewerbern um diese Stelle, die ein
jährliches Einkommen von ganzen 30»
M. hat, befand sich u. A. auch ein
Hauptmann a. D. uud ein Schuhmacher
meister. 112 In Wronke der letzte Geist
liche uud Vorsteher unseres früheren
Reformatorenklosters, Guardian Mn
solls. Nachdem s. Zt. das Kloster ans
gelöst war, legte M. die Kutte ab und
blieb hier znr Verwaltung des ziemlich
großen Grundbesitzes zurück. Der
Halbbaner Stabray von Schussebze bei
Allkloster hat sich aus Lebensüberdruß
erhängt, die Ehefrau des Korbmachers
Rud. Hödl aus Tirfchtiegel hat sich, we
gen ehelichen Zwistigkeitcn, mit chrom
saurem Kali vergiftet. Der Müller
meister Strecker von Kobylin wurde
durch Sclbstentladung eines Gewehres
getödtet.
Provinz Sachsen.
Wege» fahrlässiger Tödtnng und
Körperverletzung wurde der Hilfsbahn
wärter Paul Baumgarteu von Peißen,
welcher durch Nichtschließen der Bar
riere im Juli d. I. eine Katastrophe
herbeigeführt hatte, durch welche der
Gutsbesitzer Thielicke aus Peißen nm'S
Leben kam nnd der Pens. Bahnwärter
Frömmig ebendaher schwer verletzt
wurde, von der Strafkammer zn !i Jah
ren Gefängniß vernrtheilt. —Der Sohn
des Stellmachers Löttke von Baadel
wurde in einem Eichengehölz erschossen
ausgefuildeii. Der Kaiser übernahm
bei dem siebenten Sohn des Hauptsteuer
amtsassistentcn in Nordhausen Pathen
stelle. Der seit einiger Zeit flüchtige
Rechtscrnsuleut E»»st vou Ostcrwicck
wurde verliastet. Infolge zahlreicher
Tammbrüche, so zwischen Werdan und
Graditz, bei Ammelgoßwitz, Köttlitz und
Kamitz u. a. O. war das Terrain in der
Nachbarschaft von Torgau durch die
Hochflutlien auf viele Meile» weit über
schwemmt. Bei Mühlhause» ertranken
sechs Ulanen »nd ein Pferd beim Ueber
'etzen über die stark angeschwollene Elbe.
Provinz Hannover.
> Ter Major a, 7. Ed. Wesselhöft
und der Bürgermeister Bernhard Lampe
in Hannover Tie 18jährige Auguste
Neumauu gen. von Windheim in Gos
lar wnrde z» 3 Monate» Gefängniß
verurtbeilt, weil sie den Waldarbeiter
Heinrich V.»»stein beider Polizeibehörde
eines a» ilir begangene» Sittlichkeit-?
Verbrechens fälschlich bezichtigt hatte.
In Wulften ist ein Soldat vom !»S. In
fantericregiment auf dem Heim.vcge
ins Quartier von mellrcren jungen
Bursche» übersatten und durch Messer
stich«: getödtet worden. Tisserenze i
Kirchner in Wandsbek Ter I.'»jährige
Sob» des Tischlers Edmund Lai:i?e
von Wiedelah bat beim Schcibenschie
ßc» mit einem Teschin einen polni
schen Bergarbeiter, welcher bei Lampe
logirte, aus Unvorsichtigkeit erschossen. —
Pastor Schlüter in Nortmoor beging
sei» .'»(»jähriges AmtSjubilänin: Fabri
kant T. I. Heddinga in Norden nebst
Ehefrau feierten die diamantene, das
Ehepaar Schuhmachermeister .>>. F.
Gischer sen. in Stade die goldene Hoch
zeit. —7 Tnrch tödtlichen Stnrz kanie»
nin: der Landwirtli Hennecke von Bnrg-
Oppeln b. Eadenberge ertraiik in einem
Wassergraben.
Rheinpr o v i n z.
Die große Maschinenhalle in der
Ausstellung sür Kriegskunst nnd Armee
bedarf in Köln ist niedergebrannt.—
Die Firma loh. Leyentbal, Tabak nnd
Eigarrensabrik in Eoblenz. beging das
Fest ihres I (Kljährigen Bestellen?.
Die Pilger von Utrecht Wallsaliren in
diesem Jahre zum L2O. Male »ach Ke
velaer. Znr Feier dieser Thatsache w-r
den der gesammte Elerus der Diocese
Utrecht, mit dem Erzbisclws an der
Spitze, sowie etwa 4(1(1(1 Pilger in Ke
velaer eintreffen. Am Sedantage
wnrde i» Uerdingen das Kaiser Wil
bclin Tenkmal, welches Stadlverordn?
ter Heinrich !llta»ritz und Frau Emilie,
geb. Ticke, gestiftet habe», enthüllt.
Ter Kastellan des kgl. Gymnasiums,
Franz TiitS in Eoblenz, seierte sei» 5(1
jähriges Amts , der Pastor von Zt.
Mauritius, Dechant und Ehrendomherr
Thomas in Köln, sein .'»««jähriges
Priesterjubiläuiu. Der Soh» des
Brückenwärters Tbür in Ehrenbreit
stein nnd der Sohn des Eisenbalinbeam
Rhein ertrunken! der Bahnwärter Lo»
din von Neußersürth »nd Fran Rech
von Psassendors wnrde» durch Ueber
fahre» getödtet; der Reiitnieister Kohl
auf Schloß Maliland bei Eleve wurde
von einem wüthenden Stier getödtet:
der Landwirth Ahn von Hallony bei
Eupcn rannte sich im Fallen de» Hebel
der Bremsvorrichtung an seinem Wa
gen in den Leib und erlitt tödtlichc
Verletzungen; der Sohn des Fabrikbe
sitzerS Inl. v. Hövel von B. Gladbach
stürzt? beim Reiten nnd wurde, im
Bügel hängen bleibend, zu Tode ge
schleift.
Provinz Hessen-Nassau.
Ter Einwohner Piesdorf in Floh zog
sich beim BeSienen der Drefchmafchine
eine unbedeutend scheinende Verletzung
am Taumcn zu, welche eine Genickstarre
mit tödtlichem Ausgange zur Folge
hatte. Der srühere Braukellermeister
Gottfried Heinrich Hahn in Frankfurt
a. M., schlich sich Nachts in die Keller der
Vereilligtenßrausreien von I. H.Brancr
jr., Gräss k Seeger, ließ durch Lös»,lg
der Zapfen einen Theil des lagernden
Bieres ablaufen, steckte dann die Braue
rei in Brand und erhing sich an einei»
Bierwagen. Rache wegen seiner vor
Jahresfrist erfolgten Entlassung soll
das Moliv gewesen sein. Der Priva
tier Seckel von daselbst steckte in geistes
gestörtem Zustande verschiedene Effecte»
seiner Behausung in Brand nnd suchte
sich dann durch Oessnen der Pulsader
zu entlegen. S. ist in eine Irrenan
stalt verbracht worden. In Thalau
hat die gcistesbcschräukte Ehefrau Ihrig
ilir drei Wochen altes Kind getödtet.
Auf Anzeige eines von ihm entlassenen
Bediensteten wurde der Dr. med. Kapp
hcngst in Wiesbaden, der Inhaber eines
Sanatoriums, gefänglich eingezogen.
Er soll einen geisteskranken Patienten
so mißhandelt haben, daß derselbe eine
schwere innere Verletzung davontrug
und insolge dessen einer Operation
unterzogen wurde, die einen tödtlichen
Ausgang hatte. Dr. K. wurde nach
stattgehabtem Verhör zwar wieder frei
gelassen, kurze Zeit darauf indessen wie.
Tic Eröffnung der Elsenbahn Groß-
Postwitz - Cnnewalde wurde feierlich
begangen. Ter vom Schwurgericht
zum Tode vcrnrtheilte Schuhmacher
Friedrich Benedict aus Weidenhayn bei
Torgau, der in der Nacht vom ÄB. zum
Ä9. April feine Frau nnd seinen
Jahre alten Sohn in Alt - Leisnig er
mordet hat, wurde in Leipzig mittelst
Fallbeiles enthauptet.—ln Pirna stand
in der ganzen alten niederen Stadt die
Fluth l Meter hoch iu den Straßen.
In Königstein reichte das Wasser bis
zu!» Postgebäude.^-Schandau bot wäh
rend der letzten Tage einen trostlosen
Anblick. Nnr zwei oder drei der Straßen
blieben wasserfrei; an einzelnen Stellen
stand die Fluth :! Meter hoch; alle
Holels llnd Häuser vom User bis znin
Marktplatz standen unter Wasser. Ihrer
ungünstigen tiefen Lage wegen wurden
Schandau nnd Hcrrnztretjcken am
schwersten klcimgesncht. Schmilka, ani
schoß sich der Käusmauii Schnee aus
Meißen, als er wegen Verdachts, einen
dreisachen Einbruch bei dem Bäcker
meister Püschel iu Cölln a. d. E. voll
sührt zu klaben, verhaftet werden sollte.
- An der sächsisch - böhmischen Grenze
sind, soweit srstgcstellt, 21 Personell bei
I» Kaltennordheim verwundete der
Einwohner Julius Büchner den
Gendarm Bettin durch drei Schüsse in
Kops und Rücken und erschoß sich dann
selbst. Der Redakteur des „Goth.
Tagbl.", Hr. Boshart, hat irrthümlich
zwei Tage zu lange in der Strafanstalt
z» Ichtershausen gesessen. Er hatte
deSlialb bei der Staatsanwaltschaft
beantragt, gegen den Staatsanwalt
vorzugehen. Da indes» bislang diese
Angelegenheit nichts von sich hören
ließ, hat B- dieselbe von Neuem in Er
innerung gebracht. Vom Landgericht
zn Altenburg wnrde der srühere Rechts
anwalt Wcstlioss von Kahla zu lah
reu Gefängniß wegen Si-tlichkeitsver
brechen vernrtheilt. Ter Rangirer
Lösfler von Gera stürzte von ei»em Ei
senbahnwagen und wurde unter den
Rädern zermalmt; der Gastwirth Sell
von Obcralba gcrietli in das Getriebe
seiner Dreschmaschine und erlitt tödt
liche Verletzungen.
Hessen Darmstad t.
5 Ter Redakteur der „Tarmstädter
Zeitnng", der bekannte Kunsthistoriker
und Archäologe Rechtsauwalt Ernst
Wörmer, und der Hofgarten Inspektor
Tittmann. In Lindensels sand die
Enthüllung des Kaiser-Denkmals statt.
's In Michelstadt Bürgermeister
»rebel, der die Stadt auch im hessischen
Landtag vertrat. Tie Gemeinde Wei
terstadt seierte ihr volljähriges Kirchen
ban-Jnbilänm. In Worms sand die
feierliche Enthüllung des aus dem
Rheintliorplatz errichteten Bismark/
denkmals statt.
K önigreich Baye r n.
Der in Petersthal noch nicht lange
niedergelassene Bäcker Stierle (srüher
in Snlzberg >, ei» Würltenibc>'ger, ist
spurlos verdnstet nnter Zilrücklassnng
von Weib und einem kleinen Kinde.
In der K onlurssache der Firma Meyer,
Exportbranerei in Reha», soll seht eine
Abschlagszahlung von etwa 1(1 pEt. ge
leistet werden. Die Passiven betragen
j Million Mark.—ln jüngster Zeil
ist der Bocksleiten, in nächster Nabe von
Krankenheil, eine weitere heilkräftige
Quelle entdeckt
worden. Es soll in der Nähe ein großes
Hotel erbaut werde».—Aus dem Grabe
des im Mai v. I. gestorbenen Bezirks
Hauptlehrers Max Koppenstättcr aus
Geisenseld wurde ein prächtiges Tenk
mal enthüllt. —Erhängt liaben sich: in
Salzburg der geisteskranke Apotbeke:
Carl Zeurer ans Oettiugeii: in Ade!
schlag warf sich der Oelouom Gg. Beyei
über die Eisenbahnschienen nnd ließ fiel
todtsahren : in Kronach erschoß sich der
dnng wurde der srühere Weber Ad.
Küspert von Schönwald erhängt ausge
funden. Turch unglücklichen Sturz
kamen zn Tode: im Manöver, durch
Sturz vom Pferde, der Soldat Schlach
ter vom 4. Chevanxleger-Rgt. in Ki<
v'enberg, in Dettingen der Oekonom
Jos. Gc,erhaS aus Morlinge». B. A.
Tillingen. in Vilsbiburg der in de» Noer
lalireu stehende Handlanger Gg. Rau-
Stuttgarr: 5 Der hervorragende For
scher nnd Gelehrte, Dr. Ferd. Krauß,
Direktor der naturwissenschaftlichen
StaatSfammlnngcn. Die Geuicinde-
Collegien in Möhringen a. F. haben
den noch am Leben befindliche» Krie
gern, welche den Feldzng in Frankreich
mitgemacht baben, zur Erinnerung an
den 2». Jahrestag der Schlacht von
Sedan ein Geschenk von 1(1(1 Mark ans
der Gemeiiidckasse bewilligt. Tie
bürgerlichen Cvllcgien in Obersontheim
beschlossen die Errichtung einer Klein
bnrtshails uutergebracht werde» soll. —
Die Schusse» ist ans ihren Ufern getre
ten: bei Oberzell und bei dem Pfarr
vorfe Kehlen haben sich ganze Seeu ge
bildet, die Hunderte von Morgen an
Ackerland, Wiesen und Hosgärten über
deckten. In Rieden, O. A. Hall,
ivurde zum Schultheißen vo» der Re
gicrung der Schmied David Mauser er
Vereine des oberen Schwarzwaldes
seierten in Schwenningen das Gausest
und zugleich sand die Enthüllung eines
Kaiserdenkmals statt. 112 In Tübin
gen der Oberjustizprokurator Julius
Lammfromm.
Broßhcrzogthnm Baden.
Kirchheim bei Heidelberg hat aus der
Zwetschgenernte gegen Äs,i)v(i M. ge
löst; es wurde» von bis 1(i M.,
durchschnittlich 8-/ M. für 5(1 Kilo ge
löst. Stadtrat!) Herfchel in Mann
heim übermittelte der Stadt anläßlich
feiner silbernen Hochzeitsscier 5»(1,<i(1i)
M. für die Verschönerung, hauptsächlich
sür Herstellung der Anlagen im Schloß
hos. Ter im Jahre 1759 geborene
Friedrich Rupp, der älteste Mann im
Amtsbezirk Müllheim, wurde dieser
Tage zu Grabe getragen. Das in
Pforzheim am Sedantage feierlich ent
hüllte Kaiser Wilhelm Denkmal ist nach
einem preisgekrönten Modell des Pro
fessors Bärwald in Berlin von der
Firma Gladenbeck Soh» in Fried
richshagen bei Berlin gegossen. Eine
Brutalität sonder Gleichen hat in Ra
statt ein Lieutenant des Lützower Regi
mencs. Namens Brandenburg, an sei
nein Burschen, dem Musketier Gott
schwerverletzte Musketier ivurde in das
Lazareth verbracht. Von der Straf
kammer Konstanz wurde die srühere
Haushälterin Genovefa Sinner z» 10
Monaten, die Lehrerswittwe Maria
Schlegel, beide in Uebelingen wolmliaft,
zu 4 Wochen Gefängniß wegen Erre
gung öffentliche» Aergernisses durch
Verfasse» vo» a»o»ylnen, verleumderi
schen Briesfchreibereien verurtbeilt.
Ter in Wiesloch kürzlich in Kaufmann
Bihl's Scheune ansgebrochenc und meh
rere Gebäude verheerende Brand liatte
zur Folge, daß Bihl verhaftet wurde.
R heinpfal z.
112 Ter Forstrath Carl Fries in
Speyer. Bei dem 7. Sohne des Win
zers loh. G. Schnor in Hainfeld hat
der Prinz Regent Pathenstelle übernom
men.— In Konken wurde die Tochter
Eathariua des Ackerers Jacob Fauß un
ter dem Verdacht verhaftet, ihr neuge
borenes, uneheliches Kind ermordet zu
haben. 1' In Oberlustadt der älteste
protestantische Pfarrer der Pfalz, Job.
Wilh. Ernst Hoepssner. Seit 1808 in
Oberlustadt, versah er bis zum Jahre
188 L selbst seine Psarrei. - Die ge
schiedene Frau des Winzers Pb. Geor
gens in Weisenllcim a. 8., welche von
letzterem mit Messerstiche» traktirt Wör
de» war, ist ihre» Verletzungen erlege».
G. ist in Hast. Ter Ackerer Philipp
Wetz in Ilbesheim hat sich aus Schwer
»iulh ertränkt, in Landau der Pächter
des Hotels „Zum Schwanen", Earl
Schnell, sich erichossen, nachdem er Tags
zuvor das Hotel sür MüMl) M. käus
lich erworben hatte. In Eßweiler er
stickte der Tainer H. Weisenstei» an ei
nein Stück Rindfleisch; in Roßbach er
trank das Söhnchen des Müllers P.
Pfleger; in der Tingler'fchcn Mafchi
flhincnfabrik in Zweibrücken verunglückte
tödtlich der Arbeiter Fried. Kcmmer au»
Althornbach.
M eck l e n b u r g.
Der Jäger und Gärtner «imon von
Alt-Samnit, welcher unter dem Ver
dachte steht, seine Frau erster Ehe ver
giftet zu haben und in Krakaw eivgelie
fert wurde, hat sich in seiner Zelle er
hängt.— Die 18jährige Anna West von
Kutzow fiel von einem Erntewagen nnd
brach das Genick. Im Garten Fried
richSstraße 14 in Rostock blüht ein Birn
baum zum dritten Male in diesen?
Jahre.
Ober - KirchenrathS Stukenborg i»
Vechta ist der Pfarrer Grobmeyer in
Cloppenburg vom Bischof von Miiusicr
zum Bischöslichen Osfizial ernannt wor
den. Ter Ban einer Eisenbahn Wil
deSbausen Telmenhorst ist gesichert.
Es bräunte» nieder: Tas Toppclheuer-
und Wohnhaus nebst Werkstatt des
Bootsbaners Jakob Ballehr iu Ritzen
büttel bei Bardeusleth, letzteres, als
gerade die Hochzeit der Tochter gefeiert
ivurde.
Elsaß-Lothringen.
Das Kaiser Friedrich Denkmal soll,
Mlgesähr sünf Minuten von Wörth ent
fernt, auf der rechten Seite der von Die
fenbach führenden Straße zi: stehe»
komme». An dieser Stelle hatte wäh
rend des Kampfes der damalige Krön-
Prinz seinen Standort. Die Dvm
capitulare Müller und Dovraux, sowie
der Pfarrer Wonner von Metz und der
Erzpriester Pfarrer Krerner zn Sierck
feierten ihr svjähriges Priesterjubi
läum, die Eheleute Müller in Eckarts
weiler die goldene Hochzeit. Der
Schneider Carl Clauß aus Ernolsheim
s Kr. Zaber«), hat sich, Nahrungssorgen
halber, erhängt; ein Geistesgestörter
Namens Hüchelmann von Stotzheim
kroch in selbstmörderischer Absicht in den
geheizten Brennofen der Rchlmann'schcn
Ziegelbrennerei daselbst und verbrannte
zu Kohle. <H. hatte sich im Juli d. I.
die linke Hand abgehackt.) Der Sohn
des Getreidehändlers Ehamplon von
Bettingen nnd die Tochter des Schleu
senwärters Karl Meyer von Hartkirchen
fanden ihren Tod in den Finthen; der
Bergmann loh. Pennerath von Spit
tel wurde von einem cherabfallenden
Kohlenblock erschlage»; ein bejahrter
Mann Namens Ottenburger von Saar
gemünd gerieth unter einen Wagen und
erlitt tödtliche Verletzungen.
Freie Städte.
Das Liebespaar Photograph Heß
nus Meiningen und Schneiderin Elisa
beth Beck von Markersdorf begingen in
der Wohnung der Letzteren in Ham
bürg Doppelselbstmord durch Erschießen.
Im Schröder-Stist feierte das Ehe
paar Heinr. loh. Kühn und Anna
geb. Jungnickel die Tiamanthochzeit.
Ter Feuerwehrmann Möbes, wel
cher bei sem Brande von Lührs' Tivoli
in Bremen einen Bruch de» Rückgrats
erlitt, ist gestorben. Der Schuhma
cher Melchior Schnell in Bremen, wel
cher seiner Hast entlassen worden war,
als die Heilung des von ihm gestoche
nen Sohnes gute Fortschritte machte,
hat seine Wohnung in Brand gesteckt
nnd sich erhängt. Der Kolporteur
W. Voß, geb. aus Zarrentin, zuletzt
in Bremen wohnhast, hat sich in Bre
merhaven ertränkt. Der alte zwi
schen den beiden mecklenburgischen Re
gierungen einerseits und der freien
Stadt Lübeck andererseits schwebende
Rechtsstreit über die Hoheitsrechte an
dem Dassower See, der Pötznitzer Wyk
nnd an der Trave, soweit deren Ueb/r
-schwemmnngsgebiet reicht, ist jetzt end
giltig durch einen Schiedsspruch des
Reichsgerichts zu Gunsten Lübecks ent,
schieden worden.
Schw e iz.
112 In Baselstadt Prosessor Dr. Rig
genbach, Präsident der Basler Mis
sionsgesellschaft. Der Basler Wirthe
verein beschloß die Gründung einer
Weineinkaufs Genossenschaft. —In Lie
stal sind in der letzten Woche 44 neue
TyphuSerkraiikungen angemeldet wor
den. Gestorben sind bisher ö Personen.
Das Departement des Innern in
St. Gallen exläßt einen Hilferuf für die
wasserbeschädigtenGemeinden am Rhein.
Im vorralbergischen Ueberschwem
mungsgebict stehen über WO Stickma
jchinen außer Betrieb.—Fabrikant Esa
jaS Blnmcr Paravicini fel. in Glarus
Vermächtnisse im Betrage von
Fr. gestistet. Der Schaden, der durch
das Hochwasser der letzte» Tage, insbe
sondere durch Rüfenc» angerichtet lvor
i>eii, ist iliierineßlich. Dazn kommt sür
ve» Landwirth noch der Schade», den
Mal eingeschneiten Alpe» am Vieli er
leidet. Das Dörfchen Araschge» bei
Chur ist durch einen Erdrutsch bedroht;
oberhalb des Dorfes rutscht eiu großer
vom !Z7. August der neuenburgischen
Landwirllischast, namentlich dem Reb
bau, einen auf 1?. Mill. Fr. geschätzten
Staatsrat!? keinen Staatsbeitrag an die
in anderen Kantonen durch den Orkan
Geschädigte». -- Mit Kanonenoonner
und Freudensencr wurde in Schwnz die
Nachricht begrüßt, daß dieser Ort zur
llebernnhme der BundeSseier im nach
sten Jahr bestimmt sei. Am 4. Sep
iember erreichte der Bodensee seinen
köchsten Wasserstand: derselbe ist der
zweitgrößte in diesem lalirhundert.
Tie Thür hat den Wasserstand von
185! Z erreicht. Die Gegend von Elli
kon, Hergenbach und Heßlingen bildet
'inen See.
U? ber französischen
taubstummen Unterricht schreibt man
ins Paris, 8. Sept.: TaS hiesige
„National Institut sür Taiibslunime"
richtig hauch?» lerne». Wenn ein Zchü
ler so weit gebracht ist, daß er auf Ar
mcsläuge ein Licht auszublasen ver
mag, kann er auch Töne von sich geben.
Ein weiteres Uebungsmittel ist die
Ausbildung des Tastsinnes und des
GesüylS, daö die Schwingungen der
Sprachorgane beim Aussprechen der
einzelnen Buchstabe» im Schädel hervor
bringe». Ter Tanbstunime legt die
gen: da:in aymt er diese Bewegungen
»ach, vor einem S?iegel stehend und
dabei die Schwingungen seiner eigenen
des Lehrers lesen und schreiben. Tie
Anstalt zäylt I,' Hanptlehrer nnd N>
Hilfslehrer. Ein Zögling Hai es dahin
gebracht, sowohl französisch wie deutsch
mit sehr reiner Betonung sprechen zu
können.
S«ser Pascha «n» dt« Camelien»
dame,
ein Fingerzeig sür Literatur-Historiker,
so nenn: ein senilleloniftischer Cor
respondeut der alten Presse folgenden
Bericht, den wir ohne weitere Bemerkung
hier wiedergeben:
Als ich vor einigen Wochen in Glei
chenberg,—sagen wir „weilte", hörte ich
tagelang von nichts Anderem sprechen,
als von Seser Pascha. Alle Welt wai
toll und voll von den Schätzen, die Gras
Koßtielsky als Seser Pascha im Orient
gesammelt und, nachdem er sich in das
Privatleben zurückgezogen, im Schloss«
Bertholdstein aufgestapelt hatte. Abei
die Zeiten, wo man deS Paschas Schloß
nach einer einfachen Anmeldung besuchen
konnte, find vorüber. ES heißt, daß die
Znfallsgäste auf Schloß Bertholdstein
es liebten, die Gemälde mit Spazier
stöcken und Regenschirmen zu untersu
chen, und daß diese kleine Harmlosigkei
ten den edlen Grasen vcrantaßten, ans
weitere Besuche zu verzichten. „Aber,"
meinte der Curhausdirector, „wenn Sil
womöglich mit Damen vor dem
Schlosse vorfahren und dem Grafen
Ihre Visitenkarte hinaufschicken, so wird
er Ihnen den Eintritt ohne Weiteres
gestatten. Nnr von Massenbesuchen
will er nichts wissen."
Womöglich mit Damen. Er ist also
noch immer galant, der geehrte Pascha,
trotz seiner cinundsiebzig Jahre. Woher
niinmt aber eiu sehr lediger Mensch in
aller Eile die womöglichen Damen? Ein
Zusall war mir günstig. Die eine war
jung, die andere alt. Mama sammt
Tochter. Als ich den Damen den Vor
schlag machte, mit mir Schloß Berthold
stein zn besuche», wäre mir die eine vor
Entzücken beinahe um den Hals gefal
len. Leider war es nicht die Tochter.
Nach andcrthalbstündiger Fahrt in
einer infernalischen Sonnengluth hielt
unser Wagen vor Schloß Bertholdstein.
Mit einer Geberde nonchalanter Würde
reichte ich dem an den Wagenschlag tre
tenden Diener meine Visitenkarte:
Solm,und sage ihm, die Neugierde, sein«
Schätze zu sehen, habe einen Gianr
und zwei Gianrinnen hierher geführt,
welche gegenwärtig inbrünstig Al
lab's Segen aus fein Haupt herab
flehen."
'Während wir auf die Rückkehr des
Dieners warteten, machte ich mir einige
reminiSeirende Gedanken über den
Pascha. Sie müssen nämlich wissen,
daß ich einen gediegenen Zettelkasten
besitze, der unter Brüdern mehr werth
ist, als sämmtliche ConversationS-
Lexika zusainmengenomneu. Mein ge
liebter Zettelkasten ist der leibhaftige
King-Fii, denn er weiß Alles nnd da
ich ihn answendig gelernt habe, so kön
nen Sie sich beiläufig einen Begriff da
von mache», i» welch stilpendem Maße
ich mit Gelehrsamkeit gesüttert bin.
Ich schlug im Geiste den Index zu mci
nein Zettelkasten ans und sand unter
dem Buchstaben S- »Seser Pascha,
siebe Koßtielsky", nnd bei Koßtielsky
stand wieder: „siehe DumaS".
Dieser EhrengreiS Frankreichs steh!
nun in meinem Zettelkasten zu Seser
Pascha Gras Koßtielsky iusoserne in
Beziehungen, als Beide zu Ende der
Vierziger Jahre im Salon von Marie
Dnplessis verkehrten, die damals als
eine Art Marion de Lonne oder Mano»
Leseaut eine gewisse Rolle spielte.
DiiinaS brauchte ihrer Persönlichkeit
Cameliendame, daß er der Armand
Duval der Marguerite Gantier Duples
siS gewesen....
Der Diener, der wieder erschien und
»US die liebenswürdige Erlaubniß zum
aus meinen Zettelkasten Träumereien.
Als wir in den Schloßhos traten, sahen
wir noch, vo>> Addern
sagte, daß soeben seine 'Nach
iliittagSspazicrfahrt mache uud übermit
leite uns dann einer weißhaarigen,
ebenso rundlichen, wie freundlichen Ma
trone. . Unsere Führen», die ein? über-
AlleS, was gilt nnd theuer wai. Wir
schritten durch so viele blaue, gelbe,
grüne und rothe Säle, daß mir ganz
in welcher Welt und in welchen! Zeit
alter sie lebten. Wir zählten dreißig
Säle. Tas Baarvermögen Seser Pa
schas konnten wir leider nicht zählen,
denn er hat es in der englischen Bank
verwahrt. Als wir in das Billard
zimmer kamen, stießen meine Damen
einen gemeinsamen Schrei von snrcht
baren Dimensionen ans, denn aus dem
Billardbrett lag ein colossaler Tiger.
Im ersten Momente dachte ich, daß er
sich die Langeweile seines Ausenthalts
in einem von den bengalischen Urwäldern
eine Solo Earambole Partie vertreibe,
aber eS stellte sich schließlich heraus, daß
er ausgestopst war. Die HauZröcke deS
haben inclusive der übrigen Schätze,
welche das Schloß birgt, einen Werth
von zehn Millionen Gulden in Gold
und riechen nach Cigarettcndnst.
taZ Arbeitszimmer gezeigt. Auf einer
kostbaren Etagere bemerkte ich eine
5 nninderschöner Bildnisse,
die -'i'imliche ideale Frauengestal!
darste.. - während die Damen in
das..nach traten, fragt.' ich
unsere Fülirerin. wer das Original d.'r
Bilder sei. sie antwortete auswei
che-id, und es entging meinem Adler
röthele, als ihr in Anbetracht ihres
Alters gut that. Ich aber drang in die
Matrone, mir den Namen jener Huldin
,u nennen und sagte ihr. ich könne weder
7
selig werden, noch mit Appetit zn Nacht
speisen, wenn sie meine Bitte nicht er
sülle. Dies erweichte die Bädekerin
des Schlosses Bertholdstein und sie
lispelte: „Marie DuplessiS!"
ES dämmerte mir etwas ans. Ein,
vielleicht wahnsinnige Vermuthung
jedoch, ich mußte der Sache a»s den
Gruud komm'ii. Langsamen Schrittes
trat ich aus die leise vor sich hiuschluch
zeude Greisin zu uud legte ihr die Hand
auf die Schulter. Ich fühlte es, wi«
sie unter der Berührung zusammenzuckle.
Und mit scharfer Betonung jeder Silb«
flüsterte ich: „Marie DuplessiS!"
Sie fuhr aus, wie menn amerikanisch«
Aerzte eine elektrische Batterie mit ihrem
Sessel in Verbindung gebracht liä'tte».
„Um Gotteswillen, kein Wort mehr!
Was wollen Sie? Marie DuplessiS ist
im Jahre 1851 an der Schwind>»chl
gestorben.... Sie täuschen sich, mein
Herr...."
Ich legte ihr nun beide Hände auf di«
Schulter, blickte ihr tief in das thränen
reiche Auge nnd sagte: „Und wenn
Marie DuplessiS nicht gestorben ist?
Wenn eine gewisse weißhaarige, ebens«
rundliche wie sreundliche Matrone mit
dem Urbild der Eamclicndame, wie ej
von jene» Bilder» dort mir entgegen
blickt, selbst henke noch eine unverkenn
bare Aeynlichkeit hat?...
Sie starrte mich mit offenem Mund«
an und wollte etwas entgegne». Doch
Mllnd, lächelte ihr verständnißinnig zu
und enteilte....
Ich bin kein gelernter Literatur Hi
storiker und weiß deshalb jetzt wirklich
nicht, wie ich mich in dieser, wie mi>
dünkt, äußerst lieiklichen Affaire beneh
men soll. Wem: ich meiner subjektiven
Meinung Ausdruck geben sollte, sc» würd«
ich nicht zögern, zu sagen, daß ich an den
seinerzeitigen Tod der Marie Tuplessiä
nicht glaube. Ist es denn nicht mögltil
nnd hat es »ach dem, was ich aus Schloß
Bcrtyoldsteiii, nicht viel Wahrscheinlich
lich keit sür sich, daß die schwindsüchtig«
Dame sich anstatt nus den Pere Lachais«
in aller stille nach Schloß Berthold-
und so lange K onstaiitinsiiiicllc trank,
bis sie gesundete? Was halten Sie, ver
ehrliche Redaktion, von einer Consron
tation Alexander DumaS' mit der Ober
schlüsselbewahrerin von Schloß Bert
holdstein! Ich denke, daß sich liierbei
etwas eonstatire» ließe, was die Welt
t?in tüiiner Reiter.
Zu dem Werder'schen Corps wirh
als eS »ach der Uebergabe von Straß«
bürg sich in Marsch setzt, ein alter Civil
commandirt. Für diese» hat die Mairi»
in Straßburg ein Reitpferd z» stellen.
Am nächsten Morgen, als Excellenz
steigen will, wird auch das Pserd sü>
de» Ge»cralarzt vorgeführt. Dieser
will aussitzen. aber der Schimmel steigt
Doctor. ich lasse Ihne» de» Gendarmen,
sehen Sie zu, wie Sie nachkommen, ich
habe keine Zeit mehr hier zu warten,"
sörmlich schritt vor Schritt, mit ge
senktem Klops, wie eine alte Knh, einher.
„Bravo, Herr Generalarzt, allen
Respekt vor Ihren Reitkünsten, das
Kunststück hätte ich Ihnen nicht nach
gemacht; wie haben Sie es unr in
aller Welt fertig gebracht, de» Satan
zu bändigen?- so rust Excellenz dem
Doktor zn.
„LH Excellenz," schmunzelt der alt«
Herr, „das mar sehr einsach!"
gebliche Versuche geinacht hatte, daZ
Pferd zu besteigen, und dieses immer
unbändiger wurde, da habe ich es ei«
bischen zur Ader gelassen!"
Gesankenspän«.
Glaubt nicht, daß die Klugheit sich webt
Aus der Anzahl von Jahren;
Es gibt Viele, die vieles erlebt,
Aber wenig erfahren.
Der Schlas ist die angenehmste Art,
sich das Leben zu verkürzen.
Ein warmer Bissen, - °
Ein kalter Wein,
Ein weiches Kissen
So lebt sich's fein l
Besser wissen und das Bessere wisse»
ist zweierlei.
Gut begonnen
Ist halb gewonnen. ''
Du, dessen Schicksal hart,
Und d», der du im Glück:
Zukunft und Gegenwart
Liebe ist zwar nur ein zweisilbige«
den zu buchstabiren hat.
Edle Naturen handeln
großmüthig, gemeine handeln mit der
Großmuth.