Deutsche Lokalnachrichte,,. Provinz Brandenburg -j- Der viel angefeindete Kapellmiister Deppe der kgl. Over, der gleichzeitig mit dem Grasen Höchberg in den königlichen Dienst eintrat, in Pyrmont an einem Gehirnschlag. Als Begründer und Leiter der Schlesischen Musikseste hat sich Deppe recht große und bleibend« Verdienste erworben. Er war auch einige Zeit der K lavierlehrer der regie renden Kaiserin. Ferner starb der Reichsbankdircetor Geh. Oberfinanzrath v. Rotth, —Die große National Mntter loge zn de» drei Weltkugel» ( Splitt gerbergasse) beging das Fest ihres 15,0- jährige» Bestehens. Aussehen erregte die gegen den Schlächtermeister Wil helm Dürr eingeleitete Untersuchung. Wilhelm Dürr, der einen Verkanss keller und außerdem einen Markthallen stand besitzt, ist beschuldigt, einen ver endeten Hund zu Wurst verarbeitet zu haben. Die Anklage geht von einem entlassenen Hausknecht aus.—Auf Sta tion „Tarnowitz Brücke" bei Stadtbahn wurde der Eaud. Hist. Leo Hoppcnheit infolge unglücklichen Sturzes überfah ren und getödtet. Der hiesige Getrei deageut Theodor Itzig beging Selbst mord, weil er sich verspeeulirt hatte. Auf dem Boden des Hauses Eottbuser Behrendt und seine Braut, die un verehelichte Anna Marie Hnrtmann, erschossen ausgefunden. Beide hatten je einen Schuß durch de» Kops, unmit telbar über dem Ohr. Ei» vorgefun die Brautleute gemeinsam zu sterben be schlössen, weil die Mutter des Mädchens die Verbindung nicht zugebe» wollte. -j- In Eharloitenburg Stadtrath Wöll ner, einer der thätigsten Communalbe unten. Das Kaiserdeiikmal in Tschi cherzig wurde am Sedantage in feierli cher Weife eingeweiht. Das goldene Hochzeitsfest feierte mit feiner Gattin der Pastor Gindler, ArchidiakonuS du der Stadtpfarrkirche in Züllichau, nach dem derselbe vor wenigen Wochen das s,ojährige Amtsjubiläum hatte seierii können. Provinz Ostpreußen. Bei dem Brande des Vongehr'schen Gasthauses in Bogdahnen kam die be jahrte Mutter des Besitzers, die Alt sitzerin Vongehr und deren jüngster Sohn Max in de» Flamme» um. Letz terer iiatte seine Mntter retten wollen. - Ter Privatsörster Ewert in Orschen seierte sei» üiljähriges Dienst, der Dr. med. Heidenreich in Tilsit sein s»ojähri ges Toktorjubilänm.—Ter Hilssbrem ser Mathes von Königsberg wurde beim Rangire» überfahren nnd getödtet, der Fischhändler Heinr. Andres von Lied ertrank in Haff. Provinz Westpreußen. e In Briefen im Alter von 11(1 lah ren der Altsiner Victor Kalinowski. Derselbe hatte im Jahre 1812 den Feldzug Napoleons gegen Rußland mit geinacht. Auf dem Schießplatz in Gruppe platzte eine nicht crepirte Gra nate. Ein Artillerist wurde getödtet, zwei andere sind lebensgefährlich ver letzt. Durch Ertrinken kamen zu Tode: die Schiffer Andres von Elbing und Letztere» Mutter; der Altsitzer Cza blincki von Zlupp bei Lautenvurg siel beim Durchgehen der Pserde vom Wa ge» und verwickelte sich so unglücklich in die Stränge, daß ihm der Klops abge rissen wnrde. Provinz Pom m e r n. Tie Svlme des vor Kurzem in Stet tin verstorbenen KansmannS Tlieodor Kreith liaben, einem Wunsche ihres Va ters ttacluoiiimend, der Stadt zum Bau eines Muse »ms s(>,5» Jahren ge starben. Die vier Brüder Fritz gen. John, Andreas, Anglist nnd Ernst Harrie bei Bordesholm werden von Otto Martens in Barlt ausgesordert, zu der im Dezember d. I. stattfindenden goldenen Hochzeit ihres Elternpaares ein Lebenszeichen von sich zu geben. Aussehen erregt in Itzehoe das Plötz liche Verschwinden des GerichtSvollzir Hers Raabe Die Bauernschast Marne aus derselbe» ein besonderer Standes amtsbezirk mit der Bezkichiiüng „Stadt Marne" gebildet. Im Monat Oeto ber d. I. begeht Tönning die 30vjäh rige Jubelscicr ihres Bestehens. — Das Ehepaar Jacob Levin Levinson Altona feierte die Diamanthochzeit, die Ehe paare Hiilck Dickhusen und Grimm- Stella» die goldene. Provinz Schlesien. Herr Vogel in Agnetendors i. R. hat Huud als Bergsührer ausgebildet. Das Thier kührt die Fremden durchaus sicker vou Agnetendors zur Bismarck hohe. -Die Eisenbahnbrücke der Bahn Oppeln Neisse ist nach ISstündigein Hochwasser eingestürzt.- Der bekannte socialdemokratische Agitator und Reichs tagskandidat, Drechslermeister Oswald Richter aus Striegau, ist wegen Unter schlagung eines der Tischler- »nd Drechslerinnung gehörigen Geldbetra ges zu 1 Monat Gefängniß vernrtheilt worden.-- Die cvangel. Kirchengemeinde in Dt. Wartenberg beging die Jubel feier ihres Ivvjährigeu Bestehens. Provinz Posen. Auf dem K irste'schen Grundstück an der Striesewitzer Chaussee iu Lissa, ne den dem Bahnkörper der Breslaner- Bahn, soll ein Kreissländehaus errichtet werden. --In Lagow ist der pensionirte Kantor Schulz aus Woxfelde zum Bür germeister gewählt worden. Unter den Bewerbern um diese Stelle, die ein jährliches Einkommen von ganzen 30» M. hat, befand sich u. A. auch ein Hauptmann a. D. uud ein Schuhmacher meister. 112 In Wronke der letzte Geist liche uud Vorsteher unseres früheren Reformatorenklosters, Guardian Mn solls. Nachdem s. Zt. das Kloster ans gelöst war, legte M. die Kutte ab und blieb hier znr Verwaltung des ziemlich großen Grundbesitzes zurück. Der Halbbaner Stabray von Schussebze bei Allkloster hat sich aus Lebensüberdruß erhängt, die Ehefrau des Korbmachers Rud. Hödl aus Tirfchtiegel hat sich, we gen ehelichen Zwistigkeitcn, mit chrom saurem Kali vergiftet. Der Müller meister Strecker von Kobylin wurde durch Sclbstentladung eines Gewehres getödtet. Provinz Sachsen. Wege» fahrlässiger Tödtnng und Körperverletzung wurde der Hilfsbahn wärter Paul Baumgarteu von Peißen, welcher durch Nichtschließen der Bar riere im Juli d. I. eine Katastrophe herbeigeführt hatte, durch welche der Gutsbesitzer Thielicke aus Peißen nm'S Leben kam nnd der Pens. Bahnwärter Frömmig ebendaher schwer verletzt wurde, von der Strafkammer zn !i Jah ren Gefängniß vernrtheilt. —Der Sohn des Stellmachers Löttke von Baadel wurde in einem Eichengehölz erschossen ausgefuildeii. Der Kaiser übernahm bei dem siebenten Sohn des Hauptsteuer amtsassistentcn in Nordhausen Pathen stelle. Der seit einiger Zeit flüchtige Rechtscrnsuleut E»»st vou Ostcrwicck wurde verliastet. Infolge zahlreicher Tammbrüche, so zwischen Werdan und Graditz, bei Ammelgoßwitz, Köttlitz und Kamitz u. a. O. war das Terrain in der Nachbarschaft von Torgau durch die Hochflutlien auf viele Meile» weit über schwemmt. Bei Mühlhause» ertranken sechs Ulanen »nd ein Pferd beim Ueber 'etzen über die stark angeschwollene Elbe. Provinz Hannover. > Ter Major a, 7. Ed. Wesselhöft und der Bürgermeister Bernhard Lampe in Hannover Tie 18jährige Auguste Neumauu gen. von Windheim in Gos lar wnrde z» 3 Monate» Gefängniß verurtbeilt, weil sie den Waldarbeiter Heinrich V.»»stein beider Polizeibehörde eines a» ilir begangene» Sittlichkeit-? Verbrechens fälschlich bezichtigt hatte. In Wulften ist ein Soldat vom !»S. In fantericregiment auf dem Heim.vcge ins Quartier von mellrcren jungen Bursche» übersatten und durch Messer stich«: getödtet worden. Tisserenze i Kirchner in Wandsbek Ter I.'»jährige Sob» des Tischlers Edmund Lai:i?e von Wiedelah bat beim Schcibenschie ßc» mit einem Teschin einen polni schen Bergarbeiter, welcher bei Lampe logirte, aus Unvorsichtigkeit erschossen. — Pastor Schlüter in Nortmoor beging sei» .'»(»jähriges AmtSjubilänin: Fabri kant T. I. Heddinga in Norden nebst Ehefrau feierten die diamantene, das Ehepaar Schuhmachermeister .>>. F. Gischer sen. in Stade die goldene Hoch zeit. —7 Tnrch tödtlichen Stnrz kanie» nin: der Landwirtli Hennecke von Bnrg- Oppeln b. Eadenberge ertraiik in einem Wassergraben. Rheinpr o v i n z. Die große Maschinenhalle in der Ausstellung sür Kriegskunst nnd Armee bedarf in Köln ist niedergebrannt.— Die Firma loh. Leyentbal, Tabak nnd Eigarrensabrik in Eoblenz. beging das Fest ihres I (Kljährigen Bestellen?. Die Pilger von Utrecht Wallsaliren in diesem Jahre zum L2O. Male »ach Ke velaer. Znr Feier dieser Thatsache w-r den der gesammte Elerus der Diocese Utrecht, mit dem Erzbisclws an der Spitze, sowie etwa 4(1(1(1 Pilger in Ke velaer eintreffen. Am Sedantage wnrde i» Uerdingen das Kaiser Wil bclin Tenkmal, welches Stadlverordn? ter Heinrich !llta»ritz und Frau Emilie, geb. Ticke, gestiftet habe», enthüllt. Ter Kastellan des kgl. Gymnasiums, Franz TiitS in Eoblenz, seierte sei» 5(1 jähriges Amts , der Pastor von Zt. Mauritius, Dechant und Ehrendomherr Thomas in Köln, sein .'»««jähriges Priesterjubiläuiu. Der Soh» des Brückenwärters Tbür in Ehrenbreit stein nnd der Sohn des Eisenbalinbeam Rhein ertrunken! der Bahnwärter Lo» din von Neußersürth »nd Fran Rech von Psassendors wnrde» durch Ueber fahre» getödtet; der Reiitnieister Kohl auf Schloß Maliland bei Eleve wurde von einem wüthenden Stier getödtet: der Landwirth Ahn von Hallony bei Eupcn rannte sich im Fallen de» Hebel der Bremsvorrichtung an seinem Wa gen in den Leib und erlitt tödtlichc Verletzungen; der Sohn des Fabrikbe sitzerS Inl. v. Hövel von B. Gladbach stürzt? beim Reiten nnd wurde, im Bügel hängen bleibend, zu Tode ge schleift. Provinz Hessen-Nassau. Ter Einwohner Piesdorf in Floh zog sich beim BeSienen der Drefchmafchine eine unbedeutend scheinende Verletzung am Taumcn zu, welche eine Genickstarre mit tödtlichem Ausgange zur Folge hatte. Der srühere Braukellermeister Gottfried Heinrich Hahn in Frankfurt a. M., schlich sich Nachts in die Keller der Vereilligtenßrausreien von I. H.Brancr jr., Gräss k Seeger, ließ durch Lös»,lg der Zapfen einen Theil des lagernden Bieres ablaufen, steckte dann die Braue rei in Brand und erhing sich an einei» Bierwagen. Rache wegen seiner vor Jahresfrist erfolgten Entlassung soll das Moliv gewesen sein. Der Priva tier Seckel von daselbst steckte in geistes gestörtem Zustande verschiedene Effecte» seiner Behausung in Brand nnd suchte sich dann durch Oessnen der Pulsader zu entlegen. S. ist in eine Irrenan stalt verbracht worden. In Thalau hat die gcistesbcschräukte Ehefrau Ihrig ilir drei Wochen altes Kind getödtet. Auf Anzeige eines von ihm entlassenen Bediensteten wurde der Dr. med. Kapp hcngst in Wiesbaden, der Inhaber eines Sanatoriums, gefänglich eingezogen. Er soll einen geisteskranken Patienten so mißhandelt haben, daß derselbe eine schwere innere Verletzung davontrug und insolge dessen einer Operation unterzogen wurde, die einen tödtlichen Ausgang hatte. Dr. K. wurde nach stattgehabtem Verhör zwar wieder frei gelassen, kurze Zeit darauf indessen wie. Tic Eröffnung der Elsenbahn Groß- Postwitz - Cnnewalde wurde feierlich begangen. Ter vom Schwurgericht zum Tode vcrnrtheilte Schuhmacher Friedrich Benedict aus Weidenhayn bei Torgau, der in der Nacht vom ÄB. zum Ä9. April feine Frau nnd seinen Jahre alten Sohn in Alt - Leisnig er mordet hat, wurde in Leipzig mittelst Fallbeiles enthauptet.—ln Pirna stand in der ganzen alten niederen Stadt die Fluth l Meter hoch iu den Straßen. In Königstein reichte das Wasser bis zu!» Postgebäude.^-Schandau bot wäh rend der letzten Tage einen trostlosen Anblick. Nnr zwei oder drei der Straßen blieben wasserfrei; an einzelnen Stellen stand die Fluth :! Meter hoch; alle Holels llnd Häuser vom User bis znin Marktplatz standen unter Wasser. Ihrer ungünstigen tiefen Lage wegen wurden Schandau nnd Hcrrnztretjcken am schwersten klcimgesncht. Schmilka, ani schoß sich der Käusmauii Schnee aus Meißen, als er wegen Verdachts, einen dreisachen Einbruch bei dem Bäcker meister Püschel iu Cölln a. d. E. voll sührt zu klaben, verhaftet werden sollte. - An der sächsisch - böhmischen Grenze sind, soweit srstgcstellt, 21 Personell bei I» Kaltennordheim verwundete der Einwohner Julius Büchner den Gendarm Bettin durch drei Schüsse in Kops und Rücken und erschoß sich dann selbst. Der Redakteur des „Goth. Tagbl.", Hr. Boshart, hat irrthümlich zwei Tage zu lange in der Strafanstalt z» Ichtershausen gesessen. Er hatte deSlialb bei der Staatsanwaltschaft beantragt, gegen den Staatsanwalt vorzugehen. Da indes» bislang diese Angelegenheit nichts von sich hören ließ, hat B- dieselbe von Neuem in Er innerung gebracht. Vom Landgericht zn Altenburg wnrde der srühere Rechts anwalt Wcstlioss von Kahla zu lah reu Gefängniß wegen Si-tlichkeitsver brechen vernrtheilt. Ter Rangirer Lösfler von Gera stürzte von ei»em Ei senbahnwagen und wurde unter den Rädern zermalmt; der Gastwirth Sell von Obcralba gcrietli in das Getriebe seiner Dreschmaschine und erlitt tödt liche Verletzungen. Hessen Darmstad t. 5 Ter Redakteur der „Tarmstädter Zeitnng", der bekannte Kunsthistoriker und Archäologe Rechtsauwalt Ernst Wörmer, und der Hofgarten Inspektor Tittmann. In Lindensels sand die Enthüllung des Kaiser-Denkmals statt. 's In Michelstadt Bürgermeister »rebel, der die Stadt auch im hessischen Landtag vertrat. Tie Gemeinde Wei terstadt seierte ihr volljähriges Kirchen ban-Jnbilänm. In Worms sand die feierliche Enthüllung des aus dem Rheintliorplatz errichteten Bismark/ denkmals statt. K önigreich Baye r n. Der in Petersthal noch nicht lange niedergelassene Bäcker Stierle (srüher in Snlzberg >, ei» Würltenibc>'ger, ist spurlos verdnstet nnter Zilrücklassnng von Weib und einem kleinen Kinde. In der K onlurssache der Firma Meyer, Exportbranerei in Reha», soll seht eine Abschlagszahlung von etwa 1(1 pEt. ge leistet werden. Die Passiven betragen j Million Mark.—ln jüngster Zeil ist der Bocksleiten, in nächster Nabe von Krankenheil, eine weitere heilkräftige Quelle entdeckt worden. Es soll in der Nähe ein großes Hotel erbaut werde».—Aus dem Grabe des im Mai v. I. gestorbenen Bezirks Hauptlehrers Max Koppenstättcr aus Geisenseld wurde ein prächtiges Tenk mal enthüllt. —Erhängt liaben sich: in Salzburg der geisteskranke Apotbeke: Carl Zeurer ans Oettiugeii: in Ade! schlag warf sich der Oelouom Gg. Beyei über die Eisenbahnschienen nnd ließ fiel todtsahren : in Kronach erschoß sich der dnng wurde der srühere Weber Ad. Küspert von Schönwald erhängt ausge funden. Turch unglücklichen Sturz kamen zn Tode: im Manöver, durch Sturz vom Pferde, der Soldat Schlach ter vom 4. Chevanxleger-Rgt. in Ki< v'enberg, in Dettingen der Oekonom Jos. Gc,erhaS aus Morlinge». B. A. Tillingen. in Vilsbiburg der in de» Noer lalireu stehende Handlanger Gg. Rau- Stuttgarr: 5 Der hervorragende For scher nnd Gelehrte, Dr. Ferd. Krauß, Direktor der naturwissenschaftlichen StaatSfammlnngcn. Die Geuicinde- Collegien in Möhringen a. F. haben den noch am Leben befindliche» Krie gern, welche den Feldzng in Frankreich mitgemacht baben, zur Erinnerung an den 2». Jahrestag der Schlacht von Sedan ein Geschenk von 1(1(1 Mark ans der Gemeiiidckasse bewilligt. Tie bürgerlichen Cvllcgien in Obersontheim beschlossen die Errichtung einer Klein bnrtshails uutergebracht werde» soll. — Die Schusse» ist ans ihren Ufern getre ten: bei Oberzell und bei dem Pfarr vorfe Kehlen haben sich ganze Seeu ge bildet, die Hunderte von Morgen an Ackerland, Wiesen und Hosgärten über deckten. In Rieden, O. A. Hall, ivurde zum Schultheißen vo» der Re gicrung der Schmied David Mauser er Vereine des oberen Schwarzwaldes seierten in Schwenningen das Gausest und zugleich sand die Enthüllung eines Kaiserdenkmals statt. 112 In Tübin gen der Oberjustizprokurator Julius Lammfromm. Broßhcrzogthnm Baden. Kirchheim bei Heidelberg hat aus der Zwetschgenernte gegen Äs,i)v(i M. ge löst; es wurde» von bis 1(i M., durchschnittlich 8-/ M. für 5(1 Kilo ge löst. Stadtrat!) Herfchel in Mann heim übermittelte der Stadt anläßlich feiner silbernen Hochzeitsscier 5»(1,eii, ist iliierineßlich. Dazn kommt sür ve» Landwirth noch der Schade», den Mal eingeschneiten Alpe» am Vieli er leidet. Das Dörfchen Araschge» bei Chur ist durch einen Erdrutsch bedroht; oberhalb des Dorfes rutscht eiu großer vom !Z7. August der neuenburgischen Landwirllischast, namentlich dem Reb bau, einen auf 1?. Mill. Fr. geschätzten Staatsrat!? keinen Staatsbeitrag an die in anderen Kantonen durch den Orkan Geschädigte». -- Mit Kanonenoonner und Freudensencr wurde in Schwnz die Nachricht begrüßt, daß dieser Ort zur llebernnhme der BundeSseier im nach sten Jahr bestimmt sei. Am 4. Sep iember erreichte der Bodensee seinen köchsten Wasserstand: derselbe ist der zweitgrößte in diesem lalirhundert. Tie Thür hat den Wasserstand von 185! Z erreicht. Die Gegend von Elli kon, Hergenbach und Heßlingen bildet 'inen See. U? ber französischen taubstummen Unterricht schreibt man ins Paris, 8. Sept.: TaS hiesige „National Institut sür Taiibslunime" richtig hauch?» lerne». Wenn ein Zchü ler so weit gebracht ist, daß er auf Ar mcsläuge ein Licht auszublasen ver mag, kann er auch Töne von sich geben. Ein weiteres Uebungsmittel ist die Ausbildung des Tastsinnes und des GesüylS, daö die Schwingungen der Sprachorgane beim Aussprechen der einzelnen Buchstabe» im Schädel hervor bringe». Ter Tanbstunime legt die gen: da:in aymt er diese Bewegungen »ach, vor einem S?iegel stehend und dabei die Schwingungen seiner eigenen des Lehrers lesen und schreiben. Tie Anstalt zäylt I,' Hanptlehrer nnd N> Hilfslehrer. Ein Zögling Hai es dahin gebracht, sowohl französisch wie deutsch mit sehr reiner Betonung sprechen zu können. S«ser Pascha «n» dt« Camelien» dame, ein Fingerzeig sür Literatur-Historiker, so nenn: ein senilleloniftischer Cor respondeut der alten Presse folgenden Bericht, den wir ohne weitere Bemerkung hier wiedergeben: Als ich vor einigen Wochen in Glei chenberg,—sagen wir „weilte", hörte ich tagelang von nichts Anderem sprechen, als von Seser Pascha. Alle Welt wai toll und voll von den Schätzen, die Gras Koßtielsky als Seser Pascha im Orient gesammelt und, nachdem er sich in das Privatleben zurückgezogen, im Schloss« Bertholdstein aufgestapelt hatte. Abei die Zeiten, wo man deS Paschas Schloß nach einer einfachen Anmeldung besuchen konnte, find vorüber. ES heißt, daß die Znfallsgäste auf Schloß Bertholdstein es liebten, die Gemälde mit Spazier stöcken und Regenschirmen zu untersu chen, und daß diese kleine Harmlosigkei ten den edlen Grasen vcrantaßten, ans weitere Besuche zu verzichten. „Aber," meinte der Curhausdirector, „wenn Sil womöglich mit Damen vor dem Schlosse vorfahren und dem Grafen Ihre Visitenkarte hinaufschicken, so wird er Ihnen den Eintritt ohne Weiteres gestatten. Nnr von Massenbesuchen will er nichts wissen." Womöglich mit Damen. Er ist also noch immer galant, der geehrte Pascha, trotz seiner cinundsiebzig Jahre. Woher niinmt aber eiu sehr lediger Mensch in aller Eile die womöglichen Damen? Ein Zusall war mir günstig. Die eine war jung, die andere alt. Mama sammt Tochter. Als ich den Damen den Vor schlag machte, mit mir Schloß Berthold stein zn besuche», wäre mir die eine vor Entzücken beinahe um den Hals gefal len. Leider war es nicht die Tochter. Nach andcrthalbstündiger Fahrt in einer infernalischen Sonnengluth hielt unser Wagen vor Schloß Bertholdstein. Mit einer Geberde nonchalanter Würde reichte ich dem an den Wagenschlag tre tenden Diener meine Visitenkarte: Solm,und sage ihm, die Neugierde, sein« Schätze zu sehen, habe einen Gianr und zwei Gianrinnen hierher geführt, welche gegenwärtig inbrünstig Al lab's Segen aus fein Haupt herab flehen." 'Während wir auf die Rückkehr des Dieners warteten, machte ich mir einige reminiSeirende Gedanken über den Pascha. Sie müssen nämlich wissen, daß ich einen gediegenen Zettelkasten besitze, der unter Brüdern mehr werth ist, als sämmtliche ConversationS- Lexika zusainmengenomneu. Mein ge liebter Zettelkasten ist der leibhaftige King-Fii, denn er weiß Alles nnd da ich ihn answendig gelernt habe, so kön nen Sie sich beiläufig einen Begriff da von mache», i» welch stilpendem Maße ich mit Gelehrsamkeit gesüttert bin. Ich schlug im Geiste den Index zu mci nein Zettelkasten ans und sand unter dem Buchstaben S- »Seser Pascha, siebe Koßtielsky", nnd bei Koßtielsky stand wieder: „siehe DumaS". Dieser EhrengreiS Frankreichs steh! nun in meinem Zettelkasten zu Seser Pascha Gras Koßtielsky iusoserne in Beziehungen, als Beide zu Ende der Vierziger Jahre im Salon von Marie Dnplessis verkehrten, die damals als eine Art Marion de Lonne oder Mano» Leseaut eine gewisse Rolle spielte. DiiinaS brauchte ihrer Persönlichkeit Cameliendame, daß er der Armand Duval der Marguerite Gantier Duples siS gewesen.... Der Diener, der wieder erschien und »US die liebenswürdige Erlaubniß zum aus meinen Zettelkasten Träumereien. Als wir in den Schloßhos traten, sahen wir noch, vo>> Addern sagte, daß soeben seine 'Nach iliittagSspazicrfahrt mache uud übermit leite uns dann einer weißhaarigen, ebenso rundlichen, wie freundlichen Ma trone. . Unsere Führen», die ein? über- AlleS, was gilt nnd theuer wai. Wir schritten durch so viele blaue, gelbe, grüne und rothe Säle, daß mir ganz in welcher Welt und in welchen! Zeit alter sie lebten. Wir zählten dreißig Säle. Tas Baarvermögen Seser Pa schas konnten wir leider nicht zählen, denn er hat es in der englischen Bank verwahrt. Als wir in das Billard zimmer kamen, stießen meine Damen einen gemeinsamen Schrei von snrcht baren Dimensionen ans, denn aus dem Billardbrett lag ein colossaler Tiger. Im ersten Momente dachte ich, daß er sich die Langeweile seines Ausenthalts in einem von den bengalischen Urwäldern eine Solo Earambole Partie vertreibe, aber eS stellte sich schließlich heraus, daß er ausgestopst war. Die HauZröcke deS haben inclusive der übrigen Schätze, welche das Schloß birgt, einen Werth von zehn Millionen Gulden in Gold und riechen nach Cigarettcndnst. taZ Arbeitszimmer gezeigt. Auf einer kostbaren Etagere bemerkte ich eine 5 nninderschöner Bildnisse, die -'i'imliche ideale Frauengestal! darste.. - während die Damen in das..nach traten, fragt.' ich unsere Fülirerin. wer das Original d.'r Bilder sei. sie antwortete auswei che-id, und es entging meinem Adler röthele, als ihr in Anbetracht ihres Alters gut that. Ich aber drang in die Matrone, mir den Namen jener Huldin ,u nennen und sagte ihr. ich könne weder 7 selig werden, noch mit Appetit zn Nacht speisen, wenn sie meine Bitte nicht er sülle. Dies erweichte die Bädekerin des Schlosses Bertholdstein und sie lispelte: „Marie DuplessiS!" ES dämmerte mir etwas ans. Ein, vielleicht wahnsinnige Vermuthung jedoch, ich mußte der Sache a»s den Gruud komm'ii. Langsamen Schrittes trat ich aus die leise vor sich hiuschluch zeude Greisin zu uud legte ihr die Hand auf die Schulter. Ich fühlte es, wi« sie unter der Berührung zusammenzuckle. Und mit scharfer Betonung jeder Silb« flüsterte ich: „Marie DuplessiS!" Sie fuhr aus, wie menn amerikanisch« Aerzte eine elektrische Batterie mit ihrem Sessel in Verbindung gebracht liä'tte». „Um Gotteswillen, kein Wort mehr! Was wollen Sie? Marie DuplessiS ist im Jahre 1851 an der Schwind>»chl gestorben.... Sie täuschen sich, mein Herr...." Ich legte ihr nun beide Hände auf di« Schulter, blickte ihr tief in das thränen reiche Auge nnd sagte: „Und wenn Marie DuplessiS nicht gestorben ist? Wenn eine gewisse weißhaarige, ebens« rundliche wie sreundliche Matrone mit dem Urbild der Eamclicndame, wie ej von jene» Bilder» dort mir entgegen blickt, selbst henke noch eine unverkenn bare Aeynlichkeit hat?... Sie starrte mich mit offenem Mund« an und wollte etwas entgegne». Doch Mllnd, lächelte ihr verständnißinnig zu und enteilte.... Ich bin kein gelernter Literatur Hi storiker und weiß deshalb jetzt wirklich nicht, wie ich mich in dieser, wie mi> dünkt, äußerst lieiklichen Affaire beneh men soll. Wem: ich meiner subjektiven Meinung Ausdruck geben sollte, sc» würd« ich nicht zögern, zu sagen, daß ich an den seinerzeitigen Tod der Marie Tuplessiä nicht glaube. Ist es denn nicht mögltil nnd hat es »ach dem, was ich aus Schloß Bcrtyoldsteiii, nicht viel Wahrscheinlich lich keit sür sich, daß die schwindsüchtig« Dame sich anstatt nus den Pere Lachais« in aller stille nach Schloß Berthold- und so lange K onstaiitinsiiiicllc trank, bis sie gesundete? Was halten Sie, ver ehrliche Redaktion, von einer Consron tation Alexander DumaS' mit der Ober schlüsselbewahrerin von Schloß Bert holdstein! Ich denke, daß sich liierbei etwas eonstatire» ließe, was die Welt t?in tüiiner Reiter. Zu dem Werder'schen Corps wirh als eS »ach der Uebergabe von Straß« bürg sich in Marsch setzt, ein alter Civil commandirt. Für diese» hat die Mairi» in Straßburg ein Reitpferd z» stellen. Am nächsten Morgen, als Excellenz steigen will, wird auch das Pserd sü> de» Ge»cralarzt vorgeführt. Dieser will aussitzen. aber der Schimmel steigt Doctor. ich lasse Ihne» de» Gendarmen, sehen Sie zu, wie Sie nachkommen, ich habe keine Zeit mehr hier zu warten," sörmlich schritt vor Schritt, mit ge senktem Klops, wie eine alte Knh, einher. „Bravo, Herr Generalarzt, allen Respekt vor Ihren Reitkünsten, das Kunststück hätte ich Ihnen nicht nach gemacht; wie haben Sie es unr in aller Welt fertig gebracht, de» Satan zu bändigen?- so rust Excellenz dem Doktor zn. „LH Excellenz," schmunzelt der alt« Herr, „das mar sehr einsach!" gebliche Versuche geinacht hatte, daZ Pferd zu besteigen, und dieses immer unbändiger wurde, da habe ich es ei« bischen zur Ader gelassen!" Gesankenspän«. Glaubt nicht, daß die Klugheit sich webt Aus der Anzahl von Jahren; Es gibt Viele, die vieles erlebt, Aber wenig erfahren. Der Schlas ist die angenehmste Art, sich das Leben zu verkürzen. Ein warmer Bissen, - ° Ein kalter Wein, Ein weiches Kissen So lebt sich's fein l Besser wissen und das Bessere wisse» ist zweierlei. Gut begonnen Ist halb gewonnen. '' Du, dessen Schicksal hart, Und d», der du im Glück: Zukunft und Gegenwart Liebe ist zwar nur ein zweisilbige« den zu buchstabiren hat. Edle Naturen handeln großmüthig, gemeine handeln mit der Großmuth.