Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 18, 1890, Page 6, Image 6

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    v
Nttderso:wille!
Sinegransige Reminiscenz anL dem
Nevellionskriege.
Die Mikiftanoliingen «ns Leiden
der gefangenen NnionSsoiSateu.
<krj«»lt von einem der übcrleben
ven Qpser.
In der bekannten Monatsschrift „l'lia
(üs-iturv", welche sich von alier Sensa
tionshascherei fern hält, und in der die
besten historischen Arbeiten über den
Rebellionskricq erscheinen, finden, wir
zwei lange Aussätze über die Gränel von
Andersonvillc, dem größten und berüch
tigtsten Gesängniß der kriegsgesaiigenen
Unionckämpser. Die Schilderungen
entstammen der Feder des Dr. Mann
ans Massachusetts, dem wir jetzt, in
möglichst getreuer deutscher Bearbeitung
nacherzählen wollen:
Ich bin ein alter Soldat, körperlich
hinfällig und gebrochen durch die schreck
lichen Leide», die ich nebst vielen tau
fenden braver Kameraden in den entsetz
lichen Gesängnissen des Südens habe
erdulden müsse«. Die Strapaze» des
Krieges sind nichts gegen diese Leiden.
Glücklich zu preisen sind Diejenigen,
welche von der Kugel iu der Schlacht
dahingerafft wurden und jetzt längst un
ter dem kühlen Rasen schlummern.
Wie aber wäre es möglich, die Leiden
derjenigen Dulder zu schildern, welche
lauge Monate hindurch, von trügerische:
Hoffnung auf Erlösung hingehalten,
endlich unter unsäglichen Qualen, ver
gessen, vernachlässigt, dem Hungertod«
nahe, «ur vou rohe», entmenschten !>! -r
-kerineistern umgeben, ihr Leben aus
hauchten?
Dem Himmel sei Dank, mein Ge
dächtnis; ist frisch und nngeschwächt,
wen» auch meine Körperkraft gebrochen
ist. Wie könnte ich auch jene furchtbare
Zeit der Qualen vergessen, die sich nn
auslöschlich dem Gedächtnisse jedes
unserer Märtyrer eingeprägt haben?
Es war am Lv. Mai 18V1, als ich
als Freiwilliger in die Armee eintrat
und bald darauf dem 18. Regiment dei
Massachusetts - Freiwilligen unter Col.
James BarneS zugetheilt wurde. Wäh
rend des ganzen Krieges fochten wir in
sämmtlichen Schlachten der Potomae-
Armee. Meine Dienstzeit da»erte drei
Jahre; i» zweiundzwanzig blutigen
Schlackten hielt ich im Kugelregen und
Pulverdampf aus, uud glaubte fast,
daß ich mit allen Schrecken und Gräueln
des Krieges vertraut sei. Ich sollt«
ei»cs Bessere» belehrt werde». Ich
kannte »och nicht die Leiden der Gefau
genschaft.
Die Schlacht und die Gefan
gennahme.
Bald nachdem General Grant das
Obercominando der Potoinac - Armee
übernommen hatte es war im April
18V4—, begannen seine Operationen
gegen Richmond. Am dritten Mai setzte
unser Regiment sich in Marfchbewc
giing. Zwei Tage später trafen wir
auf den Feind, uud das blutige Gefecht
war die Luvertüre der Caiiipagiic, sür
mich sollte es das letzte Gesecht sei». Wie
das bei Schlachte» herzugehen pflegt,
hatte» die Theilnehiner, die Soldaten,
keine Idee von dem Ganzen des Kam
pfes. Für sie löst sich die Schlacht in
eine Reihe von Einzclgcscchte» auf,
anscheine»!? ohne Znsammcnhang. So
ging's auch bei uns. Unsere Compagnie
schwärinte als Schützenkette aus, das
Terrai» war aber stark coupirt, buschig
uud hügelig, und gewährte dem Feinde
tressliche Deckung. Salve ans Salve
warf nnS schließlich zurück, und unsere
Llvti!le«>e »mute der guten Slel
I»»g des FeindeS nnd de». Mangel a»
erhöhte» Position?,! nicht viel
Doch bald erscholl das Commaiido Vor
wärts ! u»d obwohl rechts nnd links die
Kameraden niiter dem mörderische»
Feuer des FeiiidcS fiele», drangen wir
doch uuanshaltsam vor, eigentlich ohne
recht zu wissen, wohin. Der Pulver
dampf lagerte iu dicken, erstickenden
Wolken über »»S, die Somicnhitze war
drückend und lein Lüftchen regte sich.
Ei» Theil »»serer Brigade war dort
oben, wo ein kle-ines Wäldcbe» einen
i» erbittertem Kampie mit dem an
Zalil und Stellung überlegenen Feinde
begriffen.
Tie U.isrigen z» verstärke», das war
jetzt nnser Bestrebe». Es war inzwi
schen vier Uhr Nachmittags geworden.
Drei Stunden hatte der Kaiups uueut
schietea hi» und her gewogt. Kein
Theil halic eine» Vortheil errungen.
den, denn der Feind machte sich nnscre
verlnngiamie Bewegung zu Nutze, und
wir sahen uns in wenigen Minuten um
zmgelt nnd hilslos von de» Unsrigen
abgeschnitten.
Es blieb »ns keine Wahl, als entwe
der die Wasseu zn strecke», oder uus nie
dermetzeln zn lassen. So ergaben wir
uns, und wurden vo» unsere» Siegern
verbanden »»sere Verwundete», reichte»
ibne» Wasser u»d Erguicknngen, so gut
dies in unserer Lage möglich war»
Z usa min en t ref fc n mit Gen,
Lee. Unfer erstes Ge
fängniß.
<ai»it begann die erste Phase unse
rer Gesangenschast. Ich »lache zwei
Abschl'.clie derselben : der erste menschlich
fach (Gelegenheit gehabt, uiis nnser»
sorg'osc» Wächter» durch die Flucht zu
entziehe», »»d krästig. muthig, wie wir
wäre», »ns durchgeschlagen, bis wir di»
Lreunde wieder erreichten! Doch wir
waren ahnungslos und hoffnungsreich.
Wir waren Gefangene der berühmten
„Stonewall Brigade". Hier zum erste»
Male und zum letzten sah ich Ge
neral Robert E. Lee. Er saß in sorg
loser Haltung, das graue Haupt- und
Barlhaar schlecht gepflegt, rauchend zu
Pferde. Seine Worte klangen gütig
uud mitleidig. „Thut mir leid, Juu
gens, euch so zu sehen, aber ihr müßt
dem die beste Seite abgewinnen." So
sprach er. Wir wurden nach dem
Orange Court House abgeführt, eiu
Marsch von 25 Meile».
Sin Bpftr »oi, Ändrrson»Mt.
Ich hatte Zeit genug über meine Lage
nachzudenke», die mir damals kaum
inehr als ärgerlich und unbequem er
schien. Den» in wenigen Woche» lies
meine Dienstzeit ab, nnd ich sehnte mich
nach der Heimath und den Lieben da
heim, die ich seit drei langen Jahren
nicht gesehen. Aber man sagte n»S,
daß wir in wenigen Tagen über Rich
lnond und City Point ausgewechselt
w»den lMrdc». Also mir Geduld!
Geduld wenn's Herz auch bricht.
Und bei dieser Gelegenheit kann ich mir
nicht versagen, eine furchtbare Anklage
gegen unsere südliche» Kerkermeister z»
erhebe». Nicht genug mit körperlichen
Qualen, spannte» sie auch nnsere» Geist
auf die Folterbank trügerischer Ver
heißung. „AnSwechselung" das war
die beständige Lüge, mit der wir Hinge
so tönte eZ uns beständig in den Ohre»,
und während wir von Kerker zn Kerker
geschleppt wurden, war es immer jener
Sireiieilktang, aus de» wir erst freudig
uud hoffnungsvoll horchte», bis unser
Muth sank, und dumpfe Verzweiflung
und trübsinnige Ergebung sich unserer
bemächtigte.
Lügnerische Vorspiegelun
gen. Unsere Leiden auf
dem Marsche.
Unsere Wächter, selbst gediente nnd
tapfere Soldaten, ließen u»S die De
müthigung der Gefangenschaft uicht em
pfinde». Ein wackerer Krieger ist un
sähig der kleinliche» Tyrannei, hämischer
Schadcilsrcude uud grausame» Bosheit
die wir a» de» „liomo kennen
lerne» sollte». Diese sollten wir zuerst
im Evurthause kennen lernen. Man
nahm uns hier alles Geld. Werthsachen
und sonstigen Besitz ab; namentlich
Uhren, Geldtaschen nnd wollene Decke».
Ein armer Schelm, der seine Decke aus
Trotz in Streife» zerschnitt, um sie nicht
in die Hand des Feindes fallen zu lasse»,
erhielt von seinem Wächter eine» fürch
terlichen Hieb mit dem Säbel über den
Kopf, woran er binnen einer Stunde
verstarb. Das war, so zn sagen, der
Vorgeschmack desse», was unser wartete.
Von hier ging's am nächsten Tage
nach Gordoiisville uud Lynchburg, und
nachdem wir hier bei warmem, schönem
Wetter in einem Zeltlager eine Woche
lang zugebracht hatten, ging'S dann
weiter nach Danville, sonderbarer Weise,
obwohl uusere Wächter stets das Mär
chen vou der nahe bevorstehenden „Ans
wechslmw" wiederholten. Zwei und
nuen halben Tag brauchten wie zu einer
Eisenbahnsahrt von kaum 150 Meile».
An Danville, wo „auZgewechselt"
werben sollten, mußten wir, deren Zahl
durch ncnen Znzng von Gesangenen in
zwischen auf NWO angeschwollen war,
in ein enges Gefängniß wandern. Und
hier, nachdem, wir ununterbrochen 3v
Stuiiden gefastet hatten, erhielten wir
unsere erste» Rationen, grobes Mais
brot, teigig uud kaum gebacken, und fet
ten Speck. Die Luft im Gefängniß, wo
man !Z5» Mann i» jedem Stockwerk un
tergebracht hatte, war so entsetzlich, daß
ich eS als Wohlthat begrüßte, als ich
zum Wafscrholen am Flusse commandirt
wurde uud so etwas frische Lust schöpfe»
konnte.
Auf dem Wege dahin trafen wir andere,
bereits längst vor uns eingetroffene
Gefangene, deren bleiche, von Kummer
uud Entbehrungen abgehärmte Züge,
ihr schlotteriges Aussehen unsere Hoff
nungen merklich herabstimmten. Wir
sahe» wie im Spiegel das Bild uuserer
Zukunft vor Angcn.
Die jämmerliche Verpfle
g u n g.
Plötzlich hieß es, Richmond sei als
Ort der „Auswechselung" als zu gefähr
lich Wege» Graiits Bvmbardir»»g auf
zegeben, nnd deshalb sei nnsere Marsch
roule nach Charleston geändert worden.
Also weiter ging'S, wie gewöhnlich in
überfüllten Güter- »nd BichtrcnlSport-
Waggons. Glücklich der, welcher an
der offene» Thür stehend die frische Luft
des fonnigen Südens einathmen konnte!
Bald jedoch verließe» wir den Bahnzng,
überschritten die Grenze von Nord-
Carolina nnd machten nach einem
Marsche vo» 1K Meilen Rast in einer
prächtigen südlichen Landschaft, von
Magnolienbäiittie» umgebe», an ciiiem
klaren uud kühle» Bache.
Mit der Verpflegung war es rech»
kärglich bestellt. Aus den Mann kam
gerade ei» Quart Maismehl. Wir
improvisirten, so gut es ging, Pfannen
aus »nsercni defeeien Kochgeschirr, uud
rösteten uns Maiskuchen ohne Salz und
Schmalz. Doch hat mir selten ein»
Mahlzeit so köstlich gcschineckt, als diese
halbverbraniite» mit Kohle und Asche
verunreinigte» Maiskuche». So ging's
durch Nord Carolina, nach CbarloNe,
wo man uns jzroßiin.lhiger Wc>je
-'.lltrlüchTr, siir Is> Cents das Stück und
Arn rrn Tüfckuctosfeln zu LS CentS
das Bieilelpsnnz verkaufte. Ter erste
Orl von Bedeutung in Süd Carolina,
den wir vassirlc», war Chcftcroille, wo
Toch da wir etwas Sal; bekoninicn
hatten, 'chineckte das kunstlose Ä!a>?
i:iel>lgeback bedeutend besser, als ich er
liunbia ivar der ein',ige bedeutendere
Ort, den wir berührten. Bis dahin
wnrde von niclitS weiter gesprochen, als
u!?er Eharleston. Doch uiusite schließlich
auch der Gläubigste irre werden, denn
eS ging augenscheinlich eine Berlinde
rnng in unserer Reiseroute vor. Wir
sn!>ren nach Angnsta zu, von Eharleston
leine Üiede. Wieder gab eS Ausflüchte;
es hies; jetzt, wir sollten in Savannah
anSgewechselt werden.
Jetzt kamen wir inMaeon Ga., an, nnd
hier ninßte sich die Frage endlich ent
scheiden. Rur Achselzucken war die Ant
wort ans liniere angstlichen Fragen, nnd
weit davon.
DasGefäiignifzlager v o n An
dcrsonvillc und unser
Kerkermei st e r.
Es war am 20. Mai, als unser Zug
delgelwlz Halt wachte. Was unser war
tele, wusjlen wir nur aus allgemeinen
Andenlungen unserer Wächter. „Nach
einein Waldhügel," hieß eS, ,?noch viel
zu gut sür euch Zaukees!"
Wir hallen jetzt die Wirklichkeit vor
uns, und nicht viel Zeit, uns ans Ber
mnlhn'.lgen einzulassen. Denn kanni
>v >r der Zng zum Stehen gekommen,
als ein untersetzter, breitschultriger, kei
fender und schiinpsender gieiter auf
einem Schiimnel den Zug entlang
sprengte nnd uns unter Flüchen befahl,
sofort a» ansteigen. ES war unser
künftiger >te lernicister, Eapitain Henry
Wirz, ein geborener Schweizer, später
Bürger von Louisiana, ein Mann, Ivel
cher die furchtbare Äcrautwortuiig für
das unsägliche Elend von wehr
losen Gefangenen ans sich geladen hat.
Wirz war von Beruf Arzt, also schon an
sich zur-Milde und Barmherzigkeit ver
pflichtet. Sein Ende war schrecklich.
Am 5. Anglist 18<ZS wurde er auf das
TodeSnrtheil eiues Kriegsgerichts der
Union standrechtlich erschösse i.
Das Gefangenenlager, d.'sseii offiei
eller Name übrigens nicht Anderson
oille, sondern „Eainp Sumpter" lautete,
! w.'.r von General I. H. Wiüder auSge
!o.u)lt, welcher erfl im April 1864 iaö
Coni'.uando überiiahni, aber feine Krea
lur Wir', nach Willkür darüber schalten
ließ. Welchen Rnf Winder im Süden
ze:osi, kann ina» daraus ersehen, das,
>'er Alichnwndcr „C>a"niner" bei feinem
Abgänge nach Anderlouvilli! aufrief:
„Gott fei den armen KriegSgesangcncn
inädi^!" undObersilieulenantEhandler
in se!uci» Bericht vom ü. Angn?t Itiiil
über Eamp Sumpter, der austerordeut
lich gemäsiigt gehalten ist, erklärte zum
schlusse.wörilich:
Nach alle Dem mns! ich ergebeust zu
einem Wechsel in der Person des Eoin
menschlichem vereinigt, leu-and,
oer nicht absichtlich nnd mit kaltblütiger
itzrausanik' it die Lage der unglücklichen
l>':csc»igenen unverändert bestehen läßt,
vaniit die Sterblichkeit, welche sie fetzt
ans's Furchtbarste deznnirt, schiiestlilh
das; die durch Uebersüllung sowie man
geltzafte und schlechte Ernährung von
selbst verschwind'. »." So lautere das Ur
Weil eines b: aoenOfsieierS dcrSüdarniee.
zlanbt, daß ineine Mittheilungen über
irieben sind. Im Gegentheil. Meine
ersten Aufzeichnungen habe ich sorgfältig
gesichtet, und alles ausgemerzt, was
vielleicht den Stempel persönlicher Bit
terkeit trug. Tie Zeit tzeilt ÄUes, und
Sie Lti lalire, inelche seiidem
sind, haben den scharfen Stichel der
Leiden abgestumpft.
Unsere ersten Eindrücke.
Zchinimelrciter au der Spitze, nach dein
Lager. Ein schweres Eifei.thor schlos,
sich mit dumpsem Krachen, als der lel.ue
liner düsteren Resignation Als inan
ins wie Lchase in den inneren UinlreH
der Hoden PaUisadcnnmzäunnng trieb,
wurde» wir bald von den Gesangenen
umringt, die in fieberhafter Hast Fragen
an uns richtete». Taraus erfuhren mir,
daß sie seit drei bis sechzehn Monaten
im Camp schinachicieu. Bald wurden
gewiesen, und ich würde der Abtheilung
13, Schwadron !), zugetheilt.
Wie unser Lager aussah.
Unser Gefängniß hatte einen Flächen
inhalt von fünfzehn Acker, dessen Grenze
durch den obenerwähnten Pallisaden
zaum gebildet wurde. Tie Pfähle be
stände» ans starkem, viereckig bchanene»
Fichtenholz von fünfzehn Fi!» Hohe
und so dicht nebeneinander eingerammt,
das; auch nicht die geringste Fuge sicht
bar war. NingShernm aus der äuße
nuugen SchildhäuSchcn mit der Oessunng
nach dem Lager zu angebracht. Fünf
zehn Fuß innerhalb der Umzännnng zog
stellte Einfriedigung, die sogenannt«
„Todtenlinie" entlang. Ter Name war
bezeichnend genug. Die Schildwachen
hatte» nämlich strenge Weisung, jeden
schreitet, sofort niederzuschießen. Tiefe
Wachen waren ausschließlich halbwüch
sige Inugeu von zwölf bis sechszehn
Jahre, welche namentlich deshalb diesem
barbarisch?» Besehl auf's Püuklichste
nachkamen, weil der Henker siir die Er
schußung eines Gefangenen dreißig Tage
Urlaub als Belohnung erhielt,
ein Tag aiug vorüber, ohne das »linde
stenS ein Gefangener aus diese Weise er
schössen wurde.
Auf zwei Seite» der Umzäunung
-twa in zwei- bis vierhundert Ellen Eni
eniüng, erhoben sich zwei Erdwälle
jeder mit vier geladenen Kanonen be
setzt, die ihre schwarzen Schlünde nach
dem Lager zn richteten, bereit, bei einem
Zeichen von Ansruhr sosort Tod und
lageil zwei >sngel; ein in einer thal
artigen Einseniung fließender schmaler,
schmutziger Bach theilte das eingefriedete
Land in zwei fast gleiche Halsten. Etwa
drei Acker des Thales bildete einen
stinkenden Sumpf oder richtiger
Schlaiumteich, der unter der Sonnenhitze
fast brodelte und mephitischs Fieber
dünste au-Zhauchte. Unglaublich, aber
wahr: Tie Feldküche, wo alles Brod
gebacken nud das Fleisch gekocht wurde,
stand an diesem Bach oberhalb der Um
zäunung, sodas; aller!>! üchenabsall, Blut
und schmutziges Wasser sich mit den Ge
wässer» des BcicheS mischte, mit demsel
ben Wasser, welches unsere einzige
Trinkwasserquelle abgab! Tic Zelte
unserer Wächter waren so angelegt, daß
der ganze Schmutz von dort in einem
ekel» Ström sich durch unser Lager
schlangelte, um dann sich mit dem
Schlamm jenes stinkende» Sumpfes zu
V" s'
- u .
Pia» os»
vermischen. Bon Schatte» oder Küh
lung während der Tagcshitze war gar
keine Rede. Tenn es waren, wie es
scheint absichtlich, alle Bäume innerhalb
der Umzäunung umgehauen worden, um
sür die Zaunpfähle verwendet zu wer
de». Keine Borkechrungeii irgend welcher
Art waren gotrosfe» worden, um den
immer mehr fich anhäiisende» Unrath
bei Zeile zu schassen. Ter größte Theil
desselben wurde in jene» Sumpf ge
schafft, und i» diesem stinkende» Höllcu
pfubl entwickelten sich uutcr demEi«sl»ssc
der Hitze Milliarden von Maden, welche
sich zu Schmeißfliegen entwickelten und
daS Lager durchschwärmten.
Die Schrecke» derGefangeu
scherst.
Folge» in Betreff der Gesundheit der
Gefangenen hatten, kann ma» sich uuge
sähr vorstellen. Tie 13MV Gesänge
nen, welche bereits vor u»S Monate
lang hier eampirt hatten, hatten bereits
gewechselt zu werdeu uud die Heimath
wiederzusehen. Sie legte» sich nur mit
dem Gedantcn nieder, zu sterbe». Fast
jede halbe Stunde, Tag und Nacht,
starb einer der Gesungenen. Anfänglich
Geist unter ihnen zu erwecken und einen
HvjlMtiigsjcheuuittc «ozujuißeu. Uui»
die erschreckend große SterblichkeitSziffer
nahm wirtlich ab. Doch als die Hitze
immerfort stieg und die Zahl der auf
den 15 Ackern ziisammengcpserchlen Ke
fangenen schließlich auf 56,000 anwuchs,
da mehrte» sich auch wieder die Todes
fälle, imd jede» Morgen wurden durch
schnittlich hundert Todte aus der Um
zäunung herausgeschafft. An einem
Augustlage stieg die Zahl der Todte»
aus zweihuudertuudzwöls! Dabei man
gelte es nus au jeder Lectüre, an jeder
Möglichkeit, die Gedanken von dem ent
setzlichen Einerlei, den Strecken des
Tode? abzuziehen. Weder Bücher noch
Schreibmaterialien waren zu haben.
Nnr wenige Bibeln hatten sich in das
Lager verirrt und winde» mit Begier
gelesen, ja, so abgegrissen, das, sie mürbe
wie Zunder und unleserlich wurden. So
brüteu und den schwärzesten Gedanke»
über die Zukunft, welche gleich bei imse
rer Ankunft durch de» traurige» Anblick
unserer I!>,000 Leidensgefährten die
Oberhand gewonnen.
Dem Hungert ode nahe.
Die Verpflegung war die denkbar
Sergeanten nach Abtheilungen vo» je
NO Mann vertheilt wurden. Der Sc»
geant theilte da»» die Rationen sür
seine Leute ein, und wenn er damit ser
tig war, siel mir gewöhnlich das Amt
zu, mit dem Rücken dem Sergeanten zu
gekehrt, auf's Geradewohl die Empfän
ger zu bezeichnen. Dadurch siel jeder
Schein der Bevorzugung fort, denn die
bestehende» Rationen siele» oft in der
Eile der'Theilung recht ungleich aus.
Ich habe mit drei Waffengefährten—
ineinfchaillich mit unsere» Vorräthen
aushalsen, und häufig wehmüthige Er
innerungen aus der Hcimalh austausch
te-». Am erste» Juli verloren wir
Stelle nahmen wir eineil gewissen Tho
mas Brown, eine alte englische Tbeer
jacke, in imsere Gemeinschaft ans. Frü
her ein niwerbesscrlicher Trnnkenbold
wurde Brown unter dem Zwange der
Mäßigkeit—denn an Spirituosen war
natürlich nicht zn denken—ein tresslichcr
UuterhältuugSgabe über manche trüb
selige Stunde hiuweghals, sondern anch
viel praktischen Rarh ertheilte. Nnr
Wenige von u»S brachte» es so weit,
düng zn setzen, der außerhalb des La
gers seine Vorräthe sür kaum glaubliche
Preise seilhielt.
Er hatte Mehl, Soda, Salz, Pfeffer,
Süßkartoffel» u»d aiidcce Leckerbissen
zu vrrkanseil, z. B. Salz sür eiueu Dol
lar die Piut, ebensoviel für ei» Quart
Mehl, zehn EentS sür eine kleine Zwie
bel, vier bis zehn Dollars sür ei» Psiind
Tabak ». s. w. im entsprechende» Ver
hältniß. Viele von nnS legten sich aus
den Tauschhandel und machten gute
Geschäfte bis zum Betrage von mehrele»
hundert Dollars, indem sie mit dem ge
machten Gewinn ihr Geschäft immer
wieder vergrößerten.
Fluchtversuche.
Trotz der anscheinenden Hoffnungs
losigkeit jeden Fluchtversuchs stachelte
voch gerade diese anscheinende Unmög
lichkeit den Schärfst»» uud die Erfin
dungsgabe der Gefangene» auf's Aeu
ßerste an, um so mehr, als Jeder sich
lus's Sehnlichste aus dieser Hölle hin
ivegschiile. Die einzige Art, einen Aus
gang ans dem scharf bewachten Lager
zu finden, war auf untcrirdifchem Wege.
Am günstigsten dazi? 'ageu natürlich die
gelte unweit der Umzäunung. Von
hier i'.inßle man erst einen Schacht und
dann einen Stolle» bis weit über die
Schilderhäuser hinaus graben, also etwa
SO bis 100 Fuß lang. Doch da die
ganze Nacht Fackeln an der Umzäunung
die Gegend dahinter hell erleuchteten,
war eS sehr schwierig, die Erde hiuweg
ziischasfeii. Einer der Zeltbefitzcr an
der Umzäunung, eiu gewisser William
Moore, erklärte sich mit Freude» zu
einem derartige» Eomplott bereit. Am
l. Juli begann die Maulwurssarbeit,
welche besonders dadurch begünstigt
iviirde, daß daS Zelt innerhalb des 30
bis 40 Fuß langen ticsschwarzeu Schat
tens der Umzäuuung belege» u»d sür
vie Cchildwachc» also uusich'.bar war.
(Ein weiterer Artikel folgt.)
In einem Städtchen Li
tauens hat sich vor einigen Tagen ein
recht heiterer Vorfall zugetragen. Ein
junger Gutsbesitzer, der kürzlich die
des schwere» MarktdieiisteS sein Mit
lagbrod verzehrt und ein GlaS Bier
trinkt. Da er sich durch das Eintrete»
des Gutsbesitzers natürlich nicht weiter
stör n läßt, fragte der Herr Lieutenant
in Eivil ihn, ob er, der Gendarm, nicht
wisse, daß er vor ihm auszustehen habe.
Aus die verwunderte Verneinung erfolgt
die Ankündigung, daß eS ihm bewiesen
bedauern mußte, der Beschwerde nicht
Folge geben zu könne», da der Gendarm
im Recht gewesen. Ueber den Ersolg
näntS ist »och nichts bekannt, doch gibt
der Vorfall sowohl bei Eivil als Mili
tär Anlaß zu bcdeiltcnder Heiterkeit, zu
seine erste Beschwerde bei einem im
Range unter ihm stehenden Militär an
gebracht. »
WirthSwih. Herr Wirth,
die Wnrst riecht. Das ist unmöglich!
—Wieso? —Weil die Wnrst keine Nase
hat. , . . .
Lieb« und Politik.
Man schreibt aus Hamburg: Wie
oft Staatsaktionen in das Familienglück
eingreifen, be>vcist neuerdings ein Fall,
welcher hier lebhast besprochen wird und
dessen Einzelheiten verbürgt sind. lin
Tezciiiber des vorigen Jahres starb in
Frankfurt a, M, der alte Roheisenageiit
M., ein sehr vermögender Herr, nnd
wig L. zum Universalerben ein. Ter
alte M, galt als Mcnjcheiiseind. Na
montlich die (Engländer nnd alles,
was englisch hieß, liegte er eine.: unver
söhnlichen Hast, der sich wohl aus dein
Umstände herschrieb, daß er früher ein
mal in Birmingham, wo er ansäßig ge
wesen, von dem „.Kräme! Volk" gründ
lich übers Ohr gehauen worden war
und sich geschäftlich rniuirt hatte. Seine
britische Antipathie ging so weit, das; er
aus den, Sterbebette seine!» Neffen und
zukünstigen Erben das eidliche Versprc
che» abnahm, sich niemals mit ciiier
Engländerin zu verheirathen. Ter
junge L. konnte diesen von einer krank
hasten Laune dillinen Schwur »in so
leichteren Herfens leiste», als er damals
aus dem Punkte stand, sich mit der
Tockter des Berliner Fabrikbesitzers G.
in der PotSdamerslraße zu vorleben.
Kurze Zeit daraus starb der alle M.
und hiuterließ sciucm Neffen das ge
jammte Vermögen. Als dieser nun
Schritte that, nm dem Ziel eines eigenen
Hausstandes näher zu kommen, machte
ihm der Tod einen dicken Strich durch
die Rechnung. Ansang Januar näm
lich wurde die Verlobte des Herrn L.
von der Influenza ergriffen, bekam in
Folge eines verfrühten Ausganges einen
Rückfall nnd starb nach wenige» Tagen
an de» Folgen dieser heimtückischen
'Krankheit, —an einer BrusißMcntzün
düng.
Ter junge L. war von diesem Ver
luste aus das Schmerzlichste betroffen,
Venn er hatte seine Braut ansichtig ge
liebt, uud mau konnte eö für chu als ein
Glück betrachte«, das; die viele» geschäft
liche» Reifen, die er zu machen hatte,
dem Kummer feines Herzens eui heilsa
mes Gleichgewicht boten. Eine dieser
Reise» führte ihn im April dieses lah
res »ach Hamburg. Hier sollte er end
lich Heilung finden. Er wurde von
einem Geschäftsfreunde in eine Familie
eingeführt, wo er die Bekanntschaft einer
außerordentlich anziehende» jungen
Dam? machte, welcher seiner verstorbene»
Braut überraschend ähnlich sah. Jenny
M. hatte vor zwei lahreil beide Eltern
verloren und leble seitdem, im Besitz
eines kleinen Vermögens, als Familien
Mitglied bei den Hamburger Freunden.
H-'rr L. tl-Wi ost und öfter, bis schließ
lich die schime!', lebensvollen Züge Jen
ny's das Bild der Verlorenen mehr nnd
mehr erblassen machten. Tie neue Nei
gung faßte tiefe Wurzel in seinem Her
zen, und da er jetzt wußte, was der Ver
lust einer theuren Person zu bedeute»
hatte, tlammcrtc er sich um so fester an
diese zweite Liebe. Er erklärte sich der
jungen Tamc nnd fand Erhörnng. Tie
Verlobung wurde publizirt, nicht lange
darauf sollte die Hochzeit sein. Als der
Bräutigam eines Tages zum Zweck der
standesamtlichen Aiimcldung die Papiere
seiner Verlobte» dnrchsah, fielen seine
Blicke ans das Taufzcugniß und seine
Auge» starrte» auf ein Dokument
in englischer Sprache.
Jeilnh war nicht in Hamburg gebo
ren, wenn sie dort auch bereits längere
Jahre lebte sie war ihrer Geburt
nach Engländerin, ein Umstand, den
sie selbst vorhor für zu unwichtig gehal
ten hatte, nm da o> zu erzählen. Herr
L. war dnrch diese Laune des Schicksals
vollkommen niedergeschmettert. Er
dachte an den Schwur, den er geleistet,
und sah keinen Ausweg, diesem schreckli
chen Tilemma zu entgehen, wenn anders
er vor seinem eigenen Gewissen bestehen
wollte. Endlich faßte er einen Ent
schluß. Jeniih müßte alles wissen. Er
eilte zn ihr und schilderte ihr die That
sache, die ihn zur Verzweiflung brachte.
Tic junge Tamc, welche sofort die ganze
Tragweite der Situation begriff, brach
in Tränen ans. An ihrer Nationalität
war so wenig etwas zu ändern, als an
den EideSwortcn, die ihr Verlobter
einst dem Sterbenden init ins Grab
gegeben. Sie war Engländerin und
gerade eine Engländerin durste er nicht
Hur Frau nehmen. Tie beiden Lieben
den sahen keinen Ausweg. So schlichen
düstere, nebelgraue Wochen dahin. Ta
sitzen die Zwei vor mehreren Wochen
wieder einmal beisammen, bekümmert
uud hoffnungslos, als das Abendblatt
ins Zimmer gereicht wurde. Herr L.
wirst einen flüchtigen Blick darauf, bald
aber liest er ausmcrksamer, er liest noch
einmal und noch einmal, dann springt
er aus und schließt seine Braut jubelnd
in die Arme.
WaS war geschehe»? Ein großarti
ger politischer Alt hatte sich vollzogen,
ein Akt, der mit einem Schlage den
Knoten löste, den die beiden jungen
Leute nicht entwirren konnten, Hel
goland war deutsch geworden nnd
Jenny, deren Vater vor seiner Uebcr
siedlnug nach Hamburg als Klein-
Kaufmann auf Helgoland ansässig ge
wesen, war somit keine Engländerin
mehr, sondern eine Teutsche. Am 10.
August, einen Tag, nachdem die Insel
feierlich übergeben worden, beging das
überglückliche jung? Paar in Hamburg
das Fest der Vereinigung. Jetzt befin
den sich Herr und Fmii L. auf d.'i
Hochzeitsreise in Helgoland.
Keine Kunst. Erster Stu
dent: Donnerwetter, gestern wäre ich
beim Baden bald ertrunken, ich hatte
schon drei Liter Wasser geschluckt. Zwei
ter Student: Pah! Das ist noch gar
nichts! Ich hab' gestern Abend minde
stens zwölf Liter geschluckt! Erster Stu
dent: Unsinn! Soviel Wasser kann ja
kaum ein Kameel trinken! Zweiter
Student: Wasser war es auch nicht, son
dern Bier! Erster Student: Ja, das ist
auch keine Kunst! ..
Die Gntenbtrger Höhle.
Seit einigen Monaten pilgern tagaus
tagein Natursieuude, Touristen nnd
Ausflügler in stattlicher Zahl nach de-n
kleinen Dorfe Guteuberg im Leuuiuger
Thal, ci»e>» kleinen Torse im schönen
Schivabeulande, zwei deutsche Meilen
von der Bahnstation i räche im unter
Teck eutsernt. Tic vom Pfarrer Guß
mau daselbst eindeckte und vom „Höh
leuvcrein" sreigelcgtc Tropfsteinhöhle
lockt immer mehr fremde an und mit
Recht, denn sie ist, wenn anch nicht die
größte und weiteste, doch okne Zweifel
die schönste Höhle des Schwabenlands.
In keiner anderen Höhle trifft man
solch wunderiaine Farbe, so vielgestal
tige, zarte Forme-'. Seit Eröffnung
drr Höhle im Frnhsommer haben die
Gulciibergcr bereits 309« Mark (lUl
an den Gewinn hervorgetreten ist. Nach
dem das Uliner Landgericht in einer
vorläufigen Entscheidung die Ansprüche
der Schopflocher für berechtigt aner
kannte, haben die Gnlenbcrger sich dazu
verstaube», künftig die Beute aus dem
theilen nnd letzteren noch aus dem seit
herigen Ertragnis; 45» Mark auszube
zahlen. In Folge dieses Zugeständnis
ses ist der Friede zwischen Gutenberg
und Schopsloch wiederhergestellt, und
die aufgeregte» Gemüther in beiden
Dorfgemeinde» haben sich bernlügt.
Bon Gntcnbcrg aus führt ein hüb
scher Waldweg den Besucher iu etwa 25
Minuten nach dem Eingang der Höhle.
Tieien bildet das schon srüher bekannte
sogenannte „Heppenloch." Hier harrt
der Führer, erhelt seine» Obolus für die
Eintrittskarte, versieht die Besucher mit
einem Lichte und sich mit einer Magne
sium-Fackel. Ter nächste Höhlenranm
ist die Fundstätte vieler versteinerter
Thicrreste. Gesunden wnrde n. A.
Nashorn ( ?), Höhlenbär, UrochS, ver
schiedene Hirfcharten. Wie die vielen
Reste dieser Thiere in die Höhle hinein
kamen, wo sie kunterbunt und mit ge
schlagenen Feuersteine», gemischt unter
V<l Fusi hohem Lehm in felsenharter
Versteinerung dalageu, darüber gehen
die Urtheile noch felir auseinander.
Weitaus interessanter im Anblick ist die
sich anschließende „gothische Grotte".
Reinstem Eise gleich glitzert nnd schim
mert liier das milchweiße Gestein an
den Wänden und hängt in Zapfen ver
schiedenster Größe von der Höhe herab.
Noch schöner ist die folgende „manrische
Halle", ein kapellenarliger Raum mit
herrlichen Tropsstcingebildcn in der
Form von Säulen und Röhrche», Ka
tarakten uud Nischen. Weitere Ueber
raschung bietet der „Zwergpalast" mit
seine» vielen durchsichtige» Säulchen,
eine Märchenwelt aus Tausend uud
Eine Nacht. Ihren verläufigen Ab
schluß finden die Höhlcngänge mit der
roiuautijchc» „Klamm".
Wie im Eingang zur Unterwelr thut
sichs da nuten auf nnd gewaltig, hoch
gcbirgsiiläßig klafft darüber das Ge
birge in schmaler, schaurig hoher Spalte
auseinander. Auch hier noch, wo die
Verhältnisse ins Große gewachsen sind,
schaut das Auge allerorts zarte, blen
dende Bildungen, die sich an die dunkel
ausrageuden Felswände angeschmiegt
haben oder in erstarrten kleinen Wasser
fällen von der Höhe herabziehen. Bon
der Klamm, in die hinabzusteigen na
mentlich wohlbeleibten Besuchern einige
Mühe macht, geht es auf dem gleichen
'Wege durch die Hoiilengänge wieder zu
rück nach dem Heppeuloch, wo uns da-Z
Tageslicht wiezer begrüßt. Abgeson
dert, am Fuße der Fetscu liegt noch die
„Wolffchliicht", eine kleine aber anch sehr
interessante Hohle nut vom Boden em
porschießenden Tropfsteinen, alle schnee
weiß, einer über Mannesgröße, andere
pilzförmig sich ausbreitend oder pi>ra
verein" ist eifrig darauf sie zu
entdecken uud sreiznlegen.
Ein kleiner 'Neinfall.
Studiosus Henning war von feinem
Professor zu einem Täßchen Kaffee ein
geladen worden, und sich der hohen
Ehre, die ihm dadurch widerfuhr, vol
laus bewußt, ging er stolzen Schrittes
nach der reizend gelegene» Billa des ge
strengen Herrn. Er hatte noch nicht
fein Ziel erreicht, als plötzlich ziemlich
unfanft ein großer Gnmmiball gegen fein
woht frisirtes Haupt flog. Wüthend
sah er sich um, aber der ihm schon anf
ferin, eine liebliche Blondine' wie sie
sieniling nie schöner gesehen halte, znm
Vorschein. Sein München lüftend,
»er junge Mann kurz und entschlossen:
„Ich habe die Eliie, Herr Prosesjor,
Zhlien hier meine Schwester verzusicl
mciiie Arme, lieber Sohn, de»» Teiiie
Schwester dort ist meine Tochter!"
U» nöthige Befürchtung.
In einer so wunderbar reizenden und
herrlichen Gebirgsgegend muß doch den
Leute» das Sterbe» recht schwer ia en.
Ab'r meinen S' denn etwa, gnä'
Frau, daß wir hier goar keine Aerzie
han?