Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 18, 1890, Page 2, Image 2

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    Z
Sin Proceß,
«uf den sich die Advocaten freuen, wird,
»ach Mittheilunge» eines odessaer Blat
tes, demnächst bei dem cherssoner Be
zirksgericht zur Verhandlung gelangen.
Es handelt sich nm das Millionen-Ver
mögen des unlängst verstorbenen Krö
sus Falz Fein, welches der Brnder des
verstorbene» der Wittwe streitig macht.
Die letztere, eine geborene Kauf, wir
mit zwei leiblichen Brüdern, Eduard
und Gustav Falz-Fein, »ach einander
verheiratet, wobei sie aus erster Ehe
Binder hatte, während Gustav Falz-
Fein, da er krank war und an einem
herzübel litt, kinderlos starb. Gustav
Falz Fein war der Besitzer eines Fa
miliengntes in Taurien, welches unge
fähr St),OVO T?ssjatinen umfaßt und ans
welchem kolossale Schasheerden weideten,
ungeheure Getreidevorräthe u. s. w.
lagerten. ES erwies sich indessen, daß
nach dem Tode dieses Krösus blos von
seiner Frau auf seinen Namen ausge
stellte Wechsel übrig geblieben sind;
aber auch diese müssen gemäß c.inem
nicht notariellen Testament an die Witt
we als Eigenthum übergehen. Was ist
nun in der That mit dem kolossale»
Familiengut geschehe»? Es erweist sich,
daß Gustav Falz-Fein i» den letzten
Tagen vor seinem Tod seiner Frau alle
seine Familiengüter und zwar zu einem
solchen Preise verkauft hat, daß das
Land billiger als „eine gebackeiic Rübe"
abgegeben wurde.
Da der Verstorbene indessen fürchtete,
lchne Mittel bleiben könnte, so nahm er
von seiner Gemahlin „auf alle Fälle"
Wechsel. Der dritte Bruder Gustavs,
Alexander Falz-Fein, welcher glaubte,
mit den Kindern Eduards, des ersten
Mannes der Wittwe, gemeinsam die
Hälflc des ganzen ungeheuren Ver
teil Güter zu de» Faniiliengütern ge
hören, so klagte Alexander Falz-Fein
beim cherssoner Bezirksgericht wegen
Anskanss der Familiengütcr, wobei er
I,svl>,ix>U Rubel als Loskanfssuinmc
niederlegte. Die Wittwe stellte sofort
Das ihr vom Man» hinterlassene be
wegliche Vermögen belauft sich auf drei
Millionen Rnbcl. DaS Bezirksgericht
dürfte aber das Testament schwerlich
iinerkcnncn, da gar keine Beweise vor
ist..
Tie Abrechnung beim Wiener
Sänger-Bundes fest.
Nachdem die Festtage mit ihrer Be
geisterung, ihren Genüssen nnd Drang
salen verrauscht sind, drängt sich die
Frage nach dem financiellen Erträgniß
all' der gelungenen Beranstaltungeii
auf. Jeder möchte doch gern wissen, ob
ein Deficit oder ein Ueberschuß heraus
gekommen ist und wie hoch sich das eine
oder der andere stellt. Genau? Rech
nicht gelegt werden, aber in runden
Ziffern läßt sich das fiuaucielle Ergeb
niß des Festes schon fixiren. Aus den
Festbeiträgen der Sänger 35,000
bis 36,000 fl. dem Eintrittsgeld!
für die Gcsan»»ta»fsühruiigen. Kom
merse und sür den Festplatz, serner dem
Betrage, den die Dreher'sche Brauerei
aus dem Bierverkauf abzuführen halte
8000 fl. ergib sich eine Gesammt
einnahme von et:vaS über 100,000 fl.
Für de» Garantiefonds sind ferner ge
zeichnet 71,000 G ilde», wovo» ei» sehr
iicniicnSwrrther Betrag dem FcstanS
schnsse als nicht rückzahlbar zur Verfü
gung gestellt wurde. Von den Ausga
den, die, wie jetzt schon feststeht, dnrch
wcgS zu niedrig prämninirt waren, sind
vor Allein die Baukosten für die Säuger
Halle 75,000 fl. —zu nennen. Die
Herstellung des Festplatzes, zumal die
Beschotterung vor der Halle, haben eine
Mehrausgabe von 5000 sl. erfordert,
nnd anch anderwärts wüchsen die Koste»
wesentlich über daS Präliminare, doch
wnrde dies Plus ausgeglichen durch die
hohe» Einnahmen ans dem Enrree, trotz
der Bemessung desselben aus nur 20 lr
Au den besten Tagen des Festes ergaben
diese 20 Kreuzer Einnahmen bis zr
<OOO fl.
Alles in Allem wird das Sängersest
einen Ucberschnß von 30,000 fl. ergeben,
ivobei allerdings noch nicht abzusehen
ist, welche Spenden noch ans dem Theile
des Garantiescnds, über den die Zeich
ner endgiltig noch nicht vcrsügt haben,
resultircn. Man hofft, aus diesem Rest
noch eine Schenknng von zehn- bis
zwanziglansend Gnlden eingehen zu
sehen, und in dieser Voraussicht wird
schon ein Project veutitirt, das that
sächlich dcr Beachtung werth ist. Man
redet von dcr Errichtung einer Sänger
wcnn auch die Ängclegeuheit noch sehr
dcr Klärung bcdars, schon jetzt dars sie
wohl die Svmpathien der Wiener, als
welche die Zeichner des GarantiesondS
ja gewiß anzusehen sind, rechnen. Das
Geld bleibt in Wien, das wird schor
mitwirken! Wir stellen hiermit das
Project zur allgemeinen DiSeussion in
der Hoffnung, daß aus dem so großartig
verlaufenen Fest sür Wien ein dauern
KeS Andenken erwachsen möge.
(N. Wiener Tagbl.)
.Junge vermögende Damen sinden zur
Erlernung des Haushaltes uud zu ihrer
weiteren Ausbildung freundliche Auf
nahme iu guter Familie. Prima Refe
renzen, veste Chancen, vier heirathsfä
hiae Söhne im k>au>e."
Kater- Frühstück. Stud.
j»r. : Was höre ich, Paul? Hering und
Selters schon in aller Frühe bestellst
Du? Nein, so viel Rechte räumeich
meinem Kater nie ein! Stud. rksol.:
Aber ich! Denn der Gerechte erbarmt
sich semeS Viehes!
Vor 20 Jahren.
Zwei Jahrzehnte sind vergangen,
>eit das mit gespannter Aufmerksamkeit
auf die ersten KriegSnachrichten vom
deutsch - französischen Kampfplätze lau
schende Deutschland durch den tausend
fachen Widerhall erhoben ward, welchen
der Kanonendonner des ersten GesechtS
bei Weißenburg in allen deutschen
Gauen sand. Nur zwei Tage ver
strichen, und ',wei abermalige, noch wich
tigere Siegesbotschaften durchflogen die
deutschen Laude: die Schlachte» bei
Wörth und Se hern waren geschlagen
und von den dentschen Heere» ruhmvoll
gewonnen worden.
Zwanz'g Jghre sind seitdem ver
flossen, und doch ist das Andenken an
jene solgenschweren Tage »och so srisch
i» dcr Seele jedes Zeitgenossen, daß eine
Alisfrischiiiig vo» Einzelheiten nnd die
Wiedergabe von Erlebnissen jener Epoche
keine schwierige Sache ist. Wir sühlen
uns hierzu um so mehr ausgcfordert,
als eS der jüngere» Welt wohl nicht un
willkonlnicu fein kann, Näheres über die
Augusttagc von 1870 und ganz beson
ders über die erste große Schlacht an
der deutsch - französische» Grenze zu ver
nehmen.
Was ist doch die Pfalz sür cin präch
tiges Stück Erde! Landschaftlich bcvor
zugt, wie scltcn ein anderer Erdstrich,
bietet sic auch reiche nnd bedentuugs
volle geschichtliche Erinnerungen dar,
tritt uns doch an viele» Stelle» die
Vergangenheit von mehreren Jahrhun
derten entgegen! Unter allen jenen 100
und mehr Dörfern, welche das Ange
von manchem hochgelegenen Punkt zu
getümmcl früherer Jahrhunderte be
rührt worden wäre. Gerade hier war
seit langer Zeit das privilcgirte
vorbehalten sein, es weiter nnd iminer
weiter westlich von den Usern des Mit
telrheins zu entseriien. Aber nicht blos
geschichtliche Erinnerungen drängen sich
auf, sondern auch zahlreiche Spure» der
welche hier gerade einst eiuc so verderb
liche Wirksamkeit entfalteten, sind noch
deutlich erkennbar.
Zn den Füßen dcS Haardt Gebirgs,
dort, wo das Hügelland vollends zur
Ebene sich verslacht, ragen die Thürme
von Landau hervor: ihre Stiftskirche
nmfäligt de» Grabstein von Montclar,
einem jener Mordbrenner dcS „aller
christlichsten" Königs Ludwig XIV.,
wclche unter dem Vorgeben: 1.0 Ii«!
lich erhebt sich der schone Tom von
Speyer, dessen so wohlgeluugcue Wie
derlicrstellniig »nler König Ludwig I.
von Bayer» nicht daS Andenke» a» jenen
cheni die fraiizvsischcn Horde» de» frühe
ren Dom mit Feuer und Schwert ver
heerten und selbst die Ruhestätten dcr
dcutschcn K aiser bcsudclte». Noch mehr
nördlich steige» die Thürme des Worm
ser Toms ans, dcr fast allein stehen
blieb, als an demselben schönen Mai
tage die Schaaren MelacS »»d dcs
jungen Herzogs von Ercgui die frenud
liche Rl.einftadt in Asche legten. Drü
ben endlich winken, kanm noch erkenn
bar, die Höhen von Heidelberg, dessen
Schloßberg heule die Perle aller deut
-lüg9 durch Gcucral Melac uud 1693
durch Marschall de Sorge— oas Schick
sal crlcbte, nivderirt verwüstet, bezw.
gründlich rninirt zu werden, so daß
selbst hiervon eine von Ludwig XIV.
wart zurück! Die Eisenbahn sährt durch
alle die lachenden Gefilde, welche beson
ders dem von Norden kommenden Rei
senden wohl geselle» müssen. Nament
lich das Thor dcr Pfalz, daS wcit
ninkränztc Nenftadt a. d. Haardt, liegt
Obst, Gemüse uud Weingarten; mau
begreift leicht, daß eS einer solchen Ge
gend möglich war, die massenhafte»
Truppenzügc des Jahres 1870 zu unter
halten nnd zu erquicken. Die Bahn
überschreitet die Queich, die alte Grenze
zwischen Elsaß nnd Pfalz, die auch dcn
Landau, das bekannte frühere Bau
banfche Oltogon. bleibt für den Eisen
bahn Reisenden ziemlich unsichtbar.
Hier besand sich Ende Juli 1870 das
Hauptguarticr des 5. Armeecorps, dcs
scu Führer Gencrallieiitcnant von K irch
bach, dcn Bcschl dcr iu der Gegend von
Stellung südlich Landau dem Feinde
entgegenstelle» sollte. Aber schon am
30. Juli traf der damalige Kronprinz
von Prcnßen in Speyer ein, übernahm
die 3. Armee uud setzte bereits am 2.
August die Truppcn gegen die seindliche
Grenze in Bewegung.
Hinter Landau tritt das Gebirge
etwas »ach Südwesten zurück. Der Ei
scnbahnzng berührte Winde», wo die
Bahn nach Maxau abzweigt, an wclchcm
Punkt bekanntlich Napoleon 111. »ach
seinem ursprünglichen Operationsplan
mit 25'1,000 Mann (den Heeren von
Straßburg uud Metz) de» Rhein über
schreiten wollte und vielleicht auch über
schritte» haben würde, wenn nicht vor
her schon die 3. deutsche Armee über die
Lauter gegangen wäre.
ES dunkelte bereits, als mein Zng
Weißenburg sich näherte und ich den
Bahnhos verließ, um mich der Stadt zu
zuwenden. Eigenthümlich berührte eS
mich, als in demselben Augenblick von
dem Thore mir die langgezogenen Töne
des den Zapfenstreich blasenden Horni
sten entgegengetrogen wurden so
ordinanzgcmäß genau auf einem bran
denburzischen Signalhorn mit Gefühl
vorgetragen, wie man sie nichl bester in
de» ältesten preußischen Garnisonen
vernehmen kann. (Bekanntlich beher
bergt die Stadt Weißenburg das I. und
Füsilier Balaillo» des Inf. Reg.Mark
gras Karl des Braudcnburgische» Ins.
Reg. No. ) Und doch wäre» das
dieselben Mauern, in denen noch vor
zwei Jahrzehnten die heißer» Töne der
französischen Hörner sich hören ließe»,
welche früher mit einem hohlen, schwind
süchtige» Husten eine mcriivürde Ähn
lichkeit hatten. Müde und abgespannt
begab ich mich frühzeitig zur Ruhe, um
am andern Morgen recht erfrischt die
Schlachtfelder zu besichtigen, und zwar
so viel wie möglich zu Fuß.
Dem Reisenden, der von Weißenburg
den Wörther Kampsplatz besuchen will,
bietet sich als VerbindnngSmittel zu
nächst die Straßburger Eisenbahn dar,
aus welcher man in einer kleinen Stunde
den AnsschiffungSpuiikt Snlz unter dem
Walde erreicht. Hier befand sich am 5.
und ii. August 1870 das Hauptquartier
des Ober-Commandos der 3. Armee.
Der Kronprinz wohnte mit seinem
Stabe in einem Schlosse, welches eins!
das Bcsitzthlim der RohanS gewesen
war; der nicht große, aber regelmäßig
gebaute Ort hat ein stattliches Auschen.
Vom Bahnhof kommend, folgte ich der
Straße bis zur Mitte des Orts und
schlug sodann die wenig belebte Land
straße nach Süden ein. Ter Weg von
Sulz bis Wörth beträgt 2H Stunden, er
führt beständig bergauf und bergab durch
ein ziemlich hügeliges G lände.
Die nächsten Dörfer heißen Kützen-
Hansen und Merkweiler; das später fol
gende Preufchdorf, aus welchem am tZ.
August 187(1 das S. Armeekorps zur
Schlacht aufbrach, bleibt zur Rechten
liegen. Nach etwa einstündiger Wände
rung erblickte ich vor mir das Waldge
birge, doch erst nach einer weiteren
Stunde, als ich zu der Stelle mit dem
Wegweiser kam, der rechts nach Wörs
dorf, links nach Diesenbach weist, und
von wo die Straße in das Thal der
Sauer hinabsteigt, erhielt ich einen
Ucberblick über das Schlachtfeld. Vor
mir im Grunde lag Wörth mit seinem
alten Schloßthnrin, hinter iym treten
Fröschweiler, zu welchem die Landstraße
ziemlich steil hinanführt, und RcichS
hofen ziemlich deutlich hervor; links er
streckt sich ein Hühenrand, welcher durch
den Guustctter Berg abgeschlossen wird.
Zwischen Wörth und Fröschweiler, links
von dem erstgenannten Ort, liegt Elsaß
hausen und rechts von Worth, am Sulz
bach, zeigt sich das Torf Langensulzbach.
Diese Orte bezeichnen die Hauptpunkte
der französisch"» Trnppcnstcllung: die
selbe bildete von Langensulzbach bis
Elsaßhausen einen Halbtreis mit Wörth
als Mittelpunkt.
DaS Ganze war sehr geschickt als
Verthcidigungsstellnng ausgewählt und
eingerichtet, auch besaß eS alle Vortheile
einer solchen: nicht allein beherrschte die
Gegend, sondern auch ein wesentliches
Annaherungs Hinderniß ans der ganzen
Front: die angeschwollene Sauer mit
steilen Nferrändern, kam ihr zu Hilfe.
Das Gelände dagegen, auf welchem sich
der Angriff zu entwickeln hatte, fällt
sanft zur Sauer ab nnd bietet geringe
oder gar keine Deckung für eine A»
war es denn ganz natürlich, daß der
Kampf selbst, wenn er auch auf deutscher
Seite schließlich mit ziemlich großer
Uebcnnacht durchgeführt wurde, gerade
Wege» der tapferen Haltung der letzteren
ein recht hartnäckiger und langwieriger
war, der beiden Theilen zur Ehre ge
reicht. Gehen wir jetzt näher auf einige
Einzeluheitcn ein!
Die Eröffnung der Schlacht von Wörth
ein starkes Artülcricfcncr. Aus beiden
Seiten der Landstraße, etwa 1200
Schritt östlich von Wörth, waren 12
Batterien anfgcfahre»; sie erhielten
welchen er stand, steigen steil empor und
erreichen bald eine ansehnliche Höhe, auch
waren sie mit Hopsen-, Banm- und
Weinplantagen bedeckt, so daß die An
wesenheit schwer zu erkennen war, nur
fechtSaufstelluug.
Ans dem linken Flügel der deutschen
Truppen hatte die LI. Division um diese
Zeit bereits das Biwak bezogen, als sie
ans der Höhe westlich Gunstett ei» fcind
licheS Lager erblickte nnd daS Gcfchütz
sener bei Wörth heftiger wurde. In
Folge dessen sichren 4 Batterien nord
westlich Gunstett auf und eröffneten das
Feuer gegen den ilmen gegcnübcrstehen
das Gros der Division entwickelte. Um
9 Uhr war anch die 22. Division bis
Surburg herangekommen, sie brach jetzt
der von der allgemeinen Vorwärtsbewc
gnng in Kenntniß gesetzt worden war,
ließ min gtcichsatls eine Kavallerie und
eine Jnsanterie Brigade letztere u»
ter Zurücklassung ihres Gepäcks mit
vorgehe». Etwa um 11 Uhr wurden
hierzu die Besehle gegeben.
Um diese Zeit hatte sich im Centrum
bei Wörth bereits die überlegene Wir
kung der deutschen Artillerie herauSge
stellt, während das 11. Armeekorps vor
wärts an Terrain gewann; eS erfolgt«
der Befehl, daß die Avantgarde Brigade
des 5. Armeekorps Wörth nehmen und
sich auf dem jenseitigen Hühenrand fest
setzen solle. Infolge dessen überschritten
die Truppen die Sauer, indem sie die
selbe theils durchwateten, theils aus
Nothbrücken übersetzten; nun wurden sie
aber von den französischen Truppen aus
den Höhen von Elsaßhausen mit Gra
nat uud Jnsantcriefeuer beschossen und
erlitten schwere Verluste. Deunoch nah
men sie die Vorberge; sie mußten zwar
von den Angriffen der feindlichen Unter
stützungen weichen uud hinter die Land
strg.be von Wörth nach Hagenau zurück
gehen, doch nisteten sie sich hier ein
und mzcje» verschiedene Angriffe der
französischen Jnsanterie ab. Ter Kamps
wüthete an dieser Stelle eine ziemliche
Zeit und blieb zunächst unentschieden.
Als aber Walter von Monbary Unter
stützung erhielt, gingen die Truppe»
von Worth aus um 12 Uhr in dcr Rich
tung aus Fröschweiler entschieden
vor. Nun aber traten ihnen
geschlossene Reihen der französi
schen Infanterie entgegen, welche
die angreifenden Truppe» mit einem
Hagel von Gefchofsen überschüttete» und
zum Rückzüge nach Wörth zwangen, wo
sich dieselben auf die Vertheidigung des
Torsrandes beschränken mußten, gegen
den der Feind mehrere Angriffe unler
iiahm. Dies war der kritischeste Augen
blick der Schlacht.
Ans dem rechte» Flügel war dcr
Kampf bei dem 2. bayerischen Corps
fast gänzlich zum Stillstand gekommen,
was durch ein Mißverständnis; veran
laßt wurdc. Nach Enipsaug der Mel
dung, daß die Artillerie des 5. Armce
corps nach !i Uhr auf deu Höhen
Wörth ansgefahrcu fei, hatte nämlich der
Kronprinz besohlen, das Gesecht so
lange abzubrechen, bis die übrigen
Corps in genügender Stärke hcrange
kommen scicn. Bevor aber dieser Be
fehl den einzelnen Corps zuging, hatte
die Division Bothmer des 2. bayerischen
Corps bereits über Langensulzbach
hinaus gegen Wörth Terrain gewonnen;
dieselbe ging nun, nm Uhr, als sie
den Befehl zum Abbrechen des GesechtS
empfing, nach Langensulzbach zurück,
wodurch dcr französische linke Flügel
erleichtert und Mac Mahon in die Lage
versetzt wurdc, verstärkte Kräfte gegci
Wörth z» verwende».
Nach und »ach kam nun vom linken
Flügel dcr dcutschen Stellung Hilft,
und zwar iu dciusclbcii Verhältniß, in
wclchcm sich die beiden Divisionen des
11. Armeecorps den Brennpunkten der
Schlacht näherten nnd in engster Ver
bindung mit dem 5. Armeecorps in den
Kampf eintraten. Etwa um 11H Uhr
wurdc ein heftiger Angriff, de» die
auf Giiustctt nntcrnahincn, bis nahe an
den Rand dieses Dorfes durchgeführt,
dauu aber erlahmte ihr Vorgehen und
der 21. Division zurückgetrieben. Um
fast dieselbe Zeit wurde ei» weiterer
frauzosischcr Angriff, welcher mit star
ken Jiifantericinasscn vo» Morsbriiiin
her gcg'n die nninarschirciide 22. Divi-
Nunmchr schritt das 11. ArmcecvrpS
seinerseits zur Offensive, nachdem um
Uhr seine CorpSartilleric bei Gun
stett eingetroffen war. Die Infanterie
von Spachbach über die Sauer und
rückte gegen Elsaßhausen vor; sie er
reichte uutcr heftigen Kämpfen »ud mit
Elsaßhausen von Truppcuthcilcn dcS
5. Armeecorps vo» Wörth her angegrif
fen. Um 2 Uhr war dies Torf von
den Deutschen genommen. (Bei dieser
Gelegeicheit wurde General v. Böse mit
seinem Sohne, dem Adjutanten des
GeneralcommandoS, verwundet.) Noch
einmal—um Uhr —ginge» die Fran
zosen von Fröschweiler aus gegen Elsaß
Hanse» mit Infanterie nnd Cavallerie
Angriff von dcr deutschen Infanterie
uud Artillerie kräftig zurückgewiesen.
Die Entscheidung des TageS stand
und !1 die schwere Kavallerie Brigade
Michel gegen die verfolgende deutsche
Jnsanterie vorbrachen: sie sprengten in
ES war ein bedeutungsvoller Augen!
blick, dieser opservolle Rciterkamps; die
feindlichen Eavallerie Angriffe konnten
lich Fröschweiler keinen Schutz und Halt
mehr fand, Luft zu verschaffen. (Aehn
liclies wiederholte sich auf deutscher
Seite am I«. August bei Mars la Tour
und a»l Nachmittag des 1. September
da».)
Nun richtete sich Alles gegen den letz
ten feindlichen Punkt Fröschweiler.
Ganz besonders erneuerten die Truppen
des 5. Armeecorps von Wörth ans die
Anstrengungen, »in vorwärts zu kom
men; obwohl stark gelichtet, gingen sie
stets von Neuem wieder vor und nah
men noch im letzten Angriff nach 3 Übr
Theil. Nachdem die Artillerie densel
ben gehörig vorbereitet hatte, drangen
zugleich vo» Norden (die Bayern,
welche inzwischen wieder kräftig in den
Kamps eingetreten waren), Osten (das
5. Armeecorps) und Süden (das 11.
Armeecorps) die Truppe» aller Corps
gegen Fröschweiler vor; ein Theil der
Infanterie erzwang von Elfaßhause»
durch den Park des Schlosses Dürck
heim und bei dcr Kirche den Eingang,
ein anderer drang auf dcr Landstraße
von Wörth, noch ein anderer rechts von
dieser in das Dorf ein. Gegen 4 Uhr
war Fröschweiler im Besitz dcr Deut
jchcn, und damit war der Tao
>K<>:..ch! 'M Kriege von 187 S,
enilchleden.
Die erste große Schlacht im Fcldzng
1870j7i war von den Deutschen glän
zend gewonnen worden; an SiegeStro
phäe» hatten die Deutschen erbentet 2
Adler, I Fahne, 30 Geschütze und 5
Milraillenien, außerdem waren etwa
80 Ofsicicre uud 3100 Soldaten
unverwnndel zu Gefangenen gemacht
worden. -Allerdings hatten die Sieger
auch selbst schwere Verluste erlitten.
Eine nähere Betrachtung der Schlecht
tuiig ein nicht lingcwvhnlichcS Interesse
dar. Das l cste und stärkste AmeecorpS
der Franzose», welches dcr gefeiertste
und kriegsgeübte Marschall befehligte,
w»rde bis znr Auflösung geschlagen,
sehr bezeichnend gehalten. Seine
Schlußsätze lauten wie solgt: „Gegen
12 Uhr richtete der Feind seinen An
griff gegen unsere» rechte» Flügel.
Wolke» von Scharsschützen, auf bedeu
tende Jnfailtcricmassen gestützt und
durch mclircrc Geschütze gedcckt, die aus
dcn Hohcu vo« Gunsictt auigcsahrcu
waren, stürzten sich ans die 2. Division,
welche daS Torf Elsaßhausen besetzt
hielt. Trotz der mehrinals wiederhol
! ten krästige» Osfeiisivbeweguugen, trotz
des sehr wohlgezielten Feuers dcr Ar
tillcrie und inchrcrcr glänzcndcr An
liäckigc» Widerstand ausgerollt. ES
war 4 Uhr. Ich befahl den Rückzug."
Marschall MacMahou erklärt also
die Enlschcidnng des Tages als haupt
sächlich durch die Ueberslügelung seiner
rechten Flanke herbeigesührt. Geueral
v. Bose führte demnach ein ganz ähnli
cheS Manöver ans wie der Herzog von
den rechten Flügel der Ocsterrcichcr von
Tnrbigo her ausrollte. Weshalb, so
dars mau frage», beging nun der Mar
schall denselben Fehler des Feldzeugmei
stcrS Gyulai?
Betrachten wir die Stärke dcr beider
seitigen Heere. ES ist allerdings ganz
richtig, daß die dritte deutsche Armee
des Kronprinzen über die des Mar
schalls MacMaho» eine bedeutende
Ueberlegcnheit besaß, jedoch wohl ge
me'-t' "ieie erst nach und nach erlangte.
öoii Mann Jnsanterie, 3,400 Pserde
nnd 107 Geschütze stark war. Hierzu
kamen die Kavallerie Tivisiv» Bonne-
Dumecuil vom 7. EorpS, welche am
Morgen dcS (!. Angnst sich mit Mac-
Maho» vereinigt hatte, mit 13 Vattail
loncn und 3 Batlcrien, endlich die Di
vision Guyot de Lespart, welche vom 5.
Corps erst Nachmittags zur Hilfe her
beigekommen war, gleichfalls mit 13
Bataillonen und 3 Batterien, so daß die
Gesammtstärke des französischen HcereS
gegen 52,1100 Maiin Jnsanterie, 5,-100
Man» Eavallerie uud 143 Geschütze be
stärkere 3. Armee auf das Kampfgebiet,
aber erst fehr allmälig; zuuächst waren
es nur die Bortruppen des 5. und 11.
scheu K orpS, bis nach lind nach sämmt
liche Theile der genannten Corps, sowie
das Werder'sche Corps und des 1. bairi
wnrdc durch dcn hohen Werth der so
sehr vom Terrain begünstigten sranzv
sichcn Truppenstelluiig mehr als ausge
glichen; auch war während der größeren
Hälfte dcr Schlachtdaucr das Zahlcn
verhältniß der beidcnfestigen Kämpfer
beinahe gleich.
Was der Schlacht von Wörth ein be
sonderes Kennzeichen verleiht, ist die
Thatsache, daß sie ein völlig improvisir
ter Kamps war, dessen einzelne Theile
vornherein gar nicht in Berechnung ge
zogen werden konnten, die sich plötzlich,
zum Theil ganz imerwartct, ergaben
schloß zum Schlagen auf deutscher Seite
noch nicht feststand, als Besehle und
Gegenbefehle erlassen tvurden, nicht Al
les „klappte" nnd namentlich daS In
cinandergreisen dcr Thätigkeit des Cen
trums und dcS rechten Flügels des
2. bayerischen Armeecorps erst im
Lause der Schlacht sich in der wün
schenswerthcn Weife herausstellte. Feld
niarschall Gras bo» Blumenthal, der
damalige Generalstabschef der 3. Armee
hat sich hierüber gegen den bekannten
englischen K riegSberichterstatter William
Nnssell in folgender Weise ausge
sprochen : „ Tie Franzosen fochten
magnisigue, das ninß ich zugestehen.
gekämpft worden aIS bei Reichshose»
nnd Fröschweiler. Aber sie hatten keine
Chance. Sie hatten die Uebermacht
gcgcn sich. Gcsctzt, sic licßcn <lO,OOO
Man» in Linie aufmarschiren, nun dann
würden Ivir sie mit ebensoviclcn in dcr
Front angreisen und sic doch »och mit
je 20.V00 Mann auf jeder Flanke über
flügeln und umgehen mitfammt ihren
Reserven. Wären die Bayern ein
wcnig früher zur Stelle gewesen ,
dann seh? ich nicht cin, wie MacMahon
hätte eiitkvinmcn können. Ter arme
äuderuiig war schr gcschickt "
Eine Frage, die wohl verdient aufge
worfen zu werde», ist die, ob Marschall
Mac Mahon überhaupt den Kamps'bei
Wörth hätte annehmen sollen. Die
Frage ist sicher zu verneinen. (Ebenso
wahr ist es, daß auch die Division
Douay am 4. August bei Weißenburg
sich nicht hätte angreifen lassen dürfen,
zumal, da sie sich selbst überlassen war.)
Es war die nächste und wichtigste Aus-
Ijabe des Marschall Mac Mahon, sich
der geeignetsten Stelle dem Vor
dringen der 3. deutschen Armee mit al
len Krästen entgegenzustellen. Für eine
solche reine Defensiv Ausgabe boten nun
die Vogefen mit ihren engen befestigten
Pässen cin weit besseres Hinderniß, als
die Stellung von Wörth, dies um so
mehr, als der Marschall vorher mit
Leichtigkeit das ganze 5. und wohl auch
das 7. französische Corps hätte zur Hilse
heranziehen können. Offenbar hat aber
McMahon der von ihm selbst auSgc
suchtc», allerdings an sich recht guten
Verteidigungsstellung vo» Wörth zu
viel Werlh beigelegt, dieselbe also über
schätzt und andererseits die Stärke des
anmarschircndcn Gegners nach echt sran
zösischer Art untcrschätzt, so daß er, der
freilich durch sein früheres Kriegsglück
etwas verwöhnt worden war, sicher auch
diesmal an den zu erkämpfenden Sieg
geglaubt hat. Es wird auch erzählt,
daß der Marschall noch am Morgen des
6. Angnst sehr unbesorgt gewesen sei.
Als cr im Park dcr Gräflich Dürckhcim
scheu Besitzung nach dem Frühstück feine
Cigarre geraucht, soll cr aus die Bcmcr
kuug seines Herrn Wirths: der Kano
»endonncr von Wörth scheine sich zu
verstärken, nachlässig erwidert haben:
ren Preußen schon fertig werden."
Was den taktischen Verlaus dcr Ein
zclkämpse an dcr Sauer betrifft, so ist
dic Thatsache nicht zu bestrcitc», daß die
Schlacht von Wörth von frauzösischer
Seite die im ganze» Kriege am besten
sten durchgeführte war. Der Beweis
hierfür ergibt sich aus dcr geschickte»
Benutzung der vorhandenen Terrain
vortheile und dcr zweckmäßigen Ver
wendung der dem Marschall zu Gebot
stehenden Streitkräfte (vielleicht mit
alleiniger Ausnahme der Kürassier-
Brigade, welche jedoch wohl selbst
glaubte, sich opfern zu müssen). Man
kann ferner den Beweis hierfür finden
möglich erscheinen licßcn, sowic in dc»
zahlreichen »nd init großer Thatkraft
untcrnomnicncn französischen Angriffen
aller Wasfcn, die mehrmals von Terrain
gewinn begleitet waren.
Auf deutscher Seite gewahren wir,
Armec-Commaiido in die Hände ge
nommen wird. Die mit wachsender
Entschlossenheit durchgeführte Artillerie-
Wirksamkeit erhält baldmöglichst Untcr
allcr EorpS wird in Scene gesetzt.
Allerdings mußte» fünf Stunden hin
durch einzelne Divisionen den Kampf
mit einer großen französischen Ueber
macht zn behaupten suchen, dann aber
stellte sich ein Gleichgewicht her, uud im
Laufe dcr Nachmittagsstn»dcii wurde
das ilumerifche Verhältniß durch das
Eintreffe» frischer Truppe» so wesent
lich verändert, taß schon hierdurch der
endliche Sieg gewährlcist.t wurde.
Fasse» wir daS Schlußurtheil über
die Schlacht von Worth in einigen
Worten zusammen, so können wir sagen,
daß sie dem Führerwlent der Deutschen
nnd Franzosen zur hohen Ehre gereicht.
Sie hatte einen entscheidenden Ausgang,
l«i. August, lind wird hierin eigentlich
nur noch durch die Schlacht bei Seda»
übertrossen. Darum strahlt der Ruhin
ihres Namens hell sür alle Zeiten: der
glorreiche Tag von Wörth stellt eines
dcr schönsten Blätter in dem reichen
sc» der die 3. Armee bildenden nord-
und süddcutschcn Truppen geschmückt
sind, dcnn gcrade hicr an dcr Sauer
wurde rccht eigentlich jene Blnttanse
vollzogen, welche die Waffenbrüderschaft
der deutschen Stämme zeitigte und dcn
siegreichen Ausgang des FeldzugS ver
bürgte.
In der jüdischen Ge
ncindcfchnlc zu K. war vor Jahre» cin
alter Lchrer, Hcrr S., aiigcstcllt, cin
Original ganz besonderer Art. Der
staatliche Schnlinspector Proscssor B.
hielt einst „Revision" in dieser Schule
und kam anch in die K lasse, wo dcr Leh
wißt doch, daß der liebc Gott allmächtig
ist. Warum hat cr nnn die Welt an
sechs Tage» erschaffe«, uud nicht an
Klasse, «nd Herr S. geräth darüber in
gelinde W»th. ES entspinnt sich da
rauf folgendes Gespräch zwischen dem
Jnspector nnd dcm Alten: „Licbcr
Herr S., ich glaube, Sie stellen an die
Schüler da eine Frage, die ihre Fas
sungSgabc überschreitet. Offen gestan
den, ich selbst wüßte daraus keine Ant
wort zu geben."—„Geehrter Herr .Pro
sessor, Sie brauchen das auch nicht zu
wissen, aber dic dummcn JungenS hier
müssen es wissen, denn ich habc eS ihnen
schon einmal erklärt!" „Nnn, da
möchle ich Sie wohl bitten, es ihnen
noch einmal zu erklären." „Sehr
gern, wen» dcr Herr Professor es wol
le». (Zu dcn Schülern:) Habe ich's
Euch nicht schon einmal gesagt? Ter
liebe Gott, in seiner Allmacht, hätte
allerdings könne» die Welt erschaffen
auch an einem Tq>se, aver die Welt
hätte daS nicht ausgehalten!"
Pünktlich. Ein Hausknecht
erhielt dcn Austrag ciueS Rciscndcn,
ihn um fünf Uhr früh zu wecke». Um
vier Uhr klopfte der Hausknecht an.
Der Reisende fuhr ärgerlich auf und
schrie: „Warum wecken Sie mich schon
so früh?" „Wollte gnädigem Herrn
nur sagen, daß Sie können noch eine
Stunde schlafen." entschuldigte sich der
Öauskneckt.
Strandrecht in China.
Ueber daS in China »och gütige
Strandrecht lese» wir im „Ostasiatischcn
Lloyd" vom 11. Juli: Die Nachricht,
welche während der letzten Tage in
Shanghai einlief, nnd derzusolge die
Bewohner de/ Insel, an welcher kürzlich
der deutsche Dampfer „Uangtfze" schei
terle, letzteren theilweisc geplündert
haben, cr»nncrt »nS an die eigenthüm
liche Philosophie, welche so hanfig den
Sitte» und Gebräuche» der Chinesen
zu Gninde liegt. Wie vor nicht allzu
ferner Zeit i» den Länder» des Westens
daS sogenannte Strandrecht noch im
vollen Schwünge war, so sällt anch noch
heutigen Tages der die Küste bewoh
nende Chineie über jedes Fahrz- uz her,
we'cheS das Unglück hat, auf de» Strand
getrieben zn werden; doch sind die Mo
tive der Handlung bei dem mongolischen
Strandräuber, wie dieselben von ihm
selbst dargestellt werden, sehr verschieden
von denen seines westlichen Collegen.
Aach Ansicht de-S Chinesen ist jedes
Unglück, welches den Mensche» befällt,
die gerechte Strafe für ein Vergehen,
dessen er sich schuldig gemacht hat. Diese
Theorie tritt uanicntlich bei Feuers
brüusten deutlich zu Tage; bei solchen
Gelegenheiten, bei welchen in Europa
nur der Abschaum dcr Mcnschcn an
etwas andcrcS dcnkt als an die Rettung
von Leben und Eigenthum dcr von dem
Unglück Betroffenen, stürzt sich dcr
chinesische Pöbcl wie ein Railbthier a»f
feine Beute, Diebe von Prosession,
Krämer, Schauspieler, Literaten ». dgl.
vereinigen sich alle, um sich durch daS
Stehlen alles dessen, was ihnen bei dcr
FeuerSbruust werthvoll erscheint, zu
bereichern. Nur die Ankunft von Sol
daten, die bei Ausbruch von FeuerS
brüilsten zum Schutze des Eigenthums
entsendet werden, hindert den Hausen
zuweilen, die Plündercie» auszuüben.
Dagegen ist aber auch jeder dieser Räu
ber bereit, sich dem „Willen des Him
mels" zu fügen, falls die eigenen Hänser
von einem ähnlichen Unglück betroffen
werden sollten. Der Ausdruck „Wille
d?S HimmelS", Schicksal oder wie man
es sonst zu neuuen geneigt ist, ist in den
Ohre» des Chinesen keine leere Phrase:
ec glaubt, daß dem Gegenstand dcr
göttlichen Rache ci»e gerechte Strafe zu
Theil geworden ist sür irgend einen
verstoß gegen die Rechte seines Näch
sten, ein Verbrechen, welches er wohl
vor den Menschen verbergen konnte, das
aber dem allschendcn Auge des Himmels
nicht entging.
Dieselbe Theorie wird in Fällen von
Schiffbrüchen gelteitd gemacht dcr
Verlust des Fahrzeuges ist die Strafe
Gottes sür irgend ei» Vergehe':, dessen
sich ein Mitglied der Mannschaft bezw.
ser Passagiere schuldig gemacht hat.
Toch solches sind, wie wir bereits Ein
gangs bemcrlten, nur anscheiucud die
Bewcggründ>' für die Strandräubereien
der Ehinescn; die wirklichen innß mau
nicht in den Regionen dcr Religion oder
dcr GesühlScnipsindimgen suchen, son
dern in der Habgier und dcr Feigheit
»eS Voltes. Dcnn dcr leitende Grund
satz, welchen jeder Vater seinem Soh»e
als zukünftige Richtschnur seines LcbenS
eintrichtert, ist, sich nicht in die Angele
halten; uud wir wollen hinzufügen, daß
dieses unter den obliegenden Verhält
nisse» in China eine weise Vorschrift
ist.
Ein Mann, der z. B. einen anderen
zu Tode geprügelt sieht, wird sich in
der entgegengesetzten Richtung so schnell
wie möglich ans dem Staube machen;
cr fürchtet, daß er in eine» Streit ver
wickelt wird, in dem einer den kürzeren
ziehen muß, und bei dem man ihn viel
leicht zum Sündenbock machen könnte.
Er leistet bei ciner FeuerSbruust keine
Hilfe, da er fürchtet, als Brandstifter
»rretirt zu werden; auch wird er
schlechtere Eharaktcrc, die er mit Plün
dern dcr Räumlichkelten beschäftigt
sieht, nicht vom Stehlen abhalten. Im
Gegentheil, da er weiß, daß bei einem
Lraude ganz sicherlich gestohlen wird,
so ist kein besonderer Grund vorhanden,
ivarum er nicht seine» Antheil haben
solle; und so kommt es den», daß die
Feigheit de» Chinesen zuerst davon ab
hält, den Schwächeren zu beschütze», und
»ie Habsucht zuletzt alle Serupel unter»
zrückt, die er in Bezug auf das Eigen
thum seiner Nachbarn gemacht haben
»lochte.
Bürgers Lenore condensirt.
Lenore träumt viel
Weil Wilhelm mobil.
Krieg aus,
Einzug zu Haus!
Wilhelm bleibt weg;
Lenorens Schreck!
Der Leutnant todt,
Lenore in Noth.
Mutter erschrickt,
Um Mitternacht
Kommt Wilhelm sacht,
Holt auf dem Rapp'
Lenore ab;
Reiter schnell,
Fix zur Stell'!
Aber bald
Bette kalt!
Morgenroth
Lenore todt!
Will Er wirklich allen
Seinen Feinden vergeben, Hasel baucr?"
„Ja, Hochwürden, i will Allen ver
zcb'n, nur dem Hansjörg net! Dcr hat
mich zu arg ang'schmiert!" „Hasel
bauer, vor Gott gelten leine Ausuah»
men, und weil» Er einmal gestorben ist,
so ist'S zu spät!"—„Nun, so will i dem
auch vergeben, wenn i sterbe» sollt';
wird'S aber wieder besser mit mir; nach
her bleibt's beim Alten!"
Nach der Vorstellung.
Erste Dame: Nein, dieses entzückende
Kostüm, rn welchem di? Louise Miller
die Limonade trank. Zweite Dame:
Geradezu himmlisch! Wenn ich mich ver
ziften würde, nur in diesem Kostümt