Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 11, 1890, Page 7, Image 7

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    Deutsche Lokalnzchrichten.
Provinz Brandenburg.
Den angestrengten Bemühungen °des
Rentiers Carl Schulze in Charlotten
bürg gelang es, seine „ausgerückte"
Ehehälfte und mit ihr <13,000 M,
Werlhpapiere am grünen Strand der
Spree wieder zu finden. 112 Ein zum
Besuch in Forst weilender Teutsch Ame
rikauer, Max Scobel. Arbeiter Ku
chert iu Guben suchte sich, weil seine
Frau ihn plötzlich verlassen, zu erträn
ke», wnrde jedoch vom Redakteur Weigt
gerettet.—Bon Seiten des Regierung--
Präsidenten ist in Anbetracht des in
Mittenwaldc noch befindlichen alten
Pulverlhiirms zur Deckung der Koste»
einer gründlichen Instandsetzung des
historischen Gemäuers die Hälfte des
Gesammtbetrages der Erneuerung-?
koste» zugesagt worden. Um früh ge
nug in "der Garnison einzutreffen, nahm
dieser Tage ei» Einjährig - Freiwilliger
des Hiijarcn-RcgimentS in Berlin einen
Extrazug nach Rathenow. Durch eine
Schwefelkohlenstoff - Explosion in der
Kokusölsabrik von Rcngert <k Co. in
Stralau wurde» vier Arbeiter gräßlich
verletzt. Die Namen der Verunglück
ten sind: Carl Stadtie, Friedrichsberg ;
Carl Rau, Lichtenberg ; W. Büttner,
Berlin, und Hoser, Berlin.
Provinz Ostpreußen.
Tic im Kreise Allenstein gelegene
Ortschaft Neu Bartelsdorf ist zur Hälite
niedergebrannt. 53 Gebäude, darunter
ganz« Ernte mitverbrannt ist. Ein
neues Ostseebad ist m Palmnicken im
Entstehen begriffe«, Tie Firma
Stautien Becker hat kürzlich die
Brandung der See und den Grund am
Strande uutersuchni lassen und es hat
sich dabei herausgestellt daß letztere
destcus ebenso gut ist, wie in Nenhänser
nnd Kranz, Thatsache ist, daß die
Firma bereits ein großartiges Logir
hans mit 40 Fremdenzimmern hat er
bailen lassen, und insolge dessen ist
Palninickcn schon heute ein recht be
suchter Ort. Ter Arbeiter Melzer in
Sensbnrg hat sich ertränkt.—Ertrunke»
sind: in Althos bei Jnsterburg der
Justinann Schwartzkops, in Heiligenheil
der Matrose Ang. Tolksdors ans Lank,
in Tilsit der Sohn des Schmers Lieb,
in Willnan bei Mohrnngen der Knecht
Friedrich Jaworowski; vom Blitz er
schlagen wurden der Besitzer Witt in
Schömberg bei Bischosstein nnd die
Frau des Besitzers Kuhn in Toruiciien
bei Rössel; der Besitzer Hosfmann aus
' „Ernst" beschäftigte Henriette Schulz iu
Memel wurde durch eine herabfallende
Planke erschlage».
Pro vin z W e stp re u ß en.
In Elbing hat sich die Arbeiterin
Anna Rudolph ertränkt, ebcudort der
Gesangemvärter H. Sachtleben aus
Furcht vvr Strafe sich vergiftet; die
ebendaselbst ließ sich von einem Zug«
lodlsahren.
Provinz P oni m c rn.
Ei» mit Hagelschlag und Wirbclstnrm
oerbilndenes Unwetter hat am Strande
entlang bis fast eine Meile in'S Land
hinein snrchlbare Verwüstuiigen ange
richtet. Viele Ortschaften haben säst
tt l. Möllen, Bast, Alt nnd Neu Ban
zi», WolffShageu, Schreitstakeu, Caie
»iirsburg, Janinnd, Labnß, Neuenha
durch Entladen eines Schusses schwer
verwilndet, I» Stettin erhängte sich
der Arbeiter Hohcnsce, der Rangirinci
fahren nnd getödtet.
Provinz Schleswi g-H olstein.
-j- Bei seinem Sohne, dem Bauschul
iiand Schmidt. —Spurlos verschwunden
ist seit einigen Tage» der Speditenr
Schr. in Reumnnsler mit Hinterlassung
verschiedener „Vergißmeinnicht". ES
feierten: das «,ojährige Küiistlerindi
läum der Aelteste der Kieler Ä ünstln,-,
der Kapellmeister L. Friedr, Witt; das
60jährige Amtsjubiläum in Altona der
Probst Lilie; ebendaselbst sei« SOjäh
riges Jubiläum als Mitglied der
Schuhmacher Innung Hr. Lorenz Mül
ler; die goldene Hochzeit das W, Bai
tel'sche Ehepaar in Meldors uud die
Eheleute D, Weber in Psahlkrug,
De» Tod des Ertrinkens sanden: der
Altentheiler Denker in Borgseld, die
16jährige Clara Schmöhlke in Elms
Horn, der Maurer I. Gripp ans Over»
twrf in Kellinghufen und der Fischer
Tholde in Wellsee.
Provinz Schlesien.
Ein zehnstündiges Großseuer vernich
tete den gesammten Inhalt der Pionier-
Montirungskammer in Glogau. Der
vernichtete Werth beträgt etwa eine
Viertelmillion. In dem sestlich ge
schmückten Peilan sand unter Theil
tiabme Tausender von Ftstgästeu die
Enthüllung eines Kriegerdenkmals statt.
In Tschöpsdors hat die in Folge
eines Sturzes geistesgestörte Frau des
Tischlermeisters uud OrtSsteuer-Erhe>
bers Wolf sich und ihr dreijähriges
Kind ertränkt, Aus Fitzinusschacht
sind die Bergleute Otto und Skoruppa
dem Erstickungstode zum Opser gefalle».
Auch Fahrsteiger Kapuste und Ober-
Häuer Bvnisch wurden betäub! z» Tage
gebrach!, Es seierlen: das 350 jäh
rige Bestehen die evangelische Kirche in
Reichenstem; das 300 jährige Jubiläum
der Bäckerinnung in Breslau, die Tisch
lerinnililg i» Oppeln »nd die Schützen
gilde in Strehlen; das 60jährige Woh
»ungsjubiläu!» zwei am Ring in Bres
lau wohnende Fräulei» Pech,
Provinz Posen.
Den Tod des Ertrinkens fanden;
der Sohn deS Fabrikbesitzers und Reichs
tagsabg, Stefan Cegielski in Posen, der
Füsilier Goetsch von der 8. Comp, des
Füsilier-Regts, Nr, 34 in Bromberg,
die Frau des Maurers Lies iu Gnesen
und die Bahnwärter Bayer und Ziegler
aus Kl, Wilczak bei Bromberg,
Provinz Sachsen.
In Magdeburg sand der mit einer
Fachausstellung verbnndcne siebente
dentsche Tischlertag statt. Dem Ver
bände gehöre» jetzt 121 Innungen mit
6015 Mitglieder» a», Die Frau deS
Fleischers Bognitz in Böscnbnrg schenkte
Drillingen das Leben, Mutter »nd
Kinder befinde» sich den Umstäliden
nach wohl. Ein schlimmeres Unwct
ter, als das am 2. August Abends ist
seit Mcuscheilgedenken nicht mehr über
EiSlebe» »nd Umgegelid niedergegan
gen, Die Regenmasse» strömte» i» sol
cher Unmittelbarkeit nnd Menge, daß
die niedrig gelegenen Theile der Stadt
alsbald unter Wasser gesetzt wurden.
Der angerichtete Schaden ist sehr be
trächtlich. Der Eisenbahnverkehr nach
Sangerhausen wurde wegen Unler
waschung der Geleise eingestellt. 5 Iu
Halle der Vorsitzende des liberalen
Vereins, Stadtverordneter Karl Meyer.
Ter Bauunternehmer Kaufmann in
Halle hat mit Hinterlassung bedeutender
Schulden die Stadt plötzlich verlassen.
Suhl jedem seiner Arbeiter ei» Spar
kasseiibuch über 100.Mk. geschenkt,—
Ueber das Vermögen der bedeutenden
Schuhwa vensabrik Hermann Bock in
Weißcnsels ist der Kvnkurs eröffnet
worden. I» Merseburg hat sich der
Färber Knaner ans Lebensüberdruß
'rhäiigt, Ertrunken sind: der For
>er Wetzet nnd der Techniker Reber aus
Magdeburg, der Schiffer Till.' aus
Buckau, die uuvereh, Sophie Minding
in Eilenburg, der Soldat Otto ans
Gcbesee in Erftirt, der Chemiker Got
sche in Hötensleben und der Schneider
geselle Oscar Heitseld in U.hlebc»; nn
glücklichem Sturze erlagen: in Halle der
Anstreicher Haase uud der Maurer Pirt
aus Giebichenstein, bei Heiligenstadt der
Sohn des Freiherr» Philipp Schenk
von Stanffenberg, Cadetteorporal des
österr, 7. Tragoner-Regiments, der sich
besuchsweise bei seinem Verwandten,
dem ReichSrath Berthold Schenk von
Stanffenberg ans Schloß Greisenstein,
»ushielt.
Provinz Hannover.
Ter Kunstverein in Hannover hat
eine permanente Kunstausstellung im
Provinzial Museum eröffnet. — 112 Hein
rich Majessky, der langjährige verdienst
volle Präsident des Arbeitervereins in
Hannover. 112 Iu Emden Senator
z. D. Johannes Mustert. In
Nöttingen der frühere hannoversche
Minister des Innern, Baumeister.
Die historisch denkwürdige, am rechten
Esteuser bei Estebrügge gelegene Burg
Elburg ist nach nunmehr vollendetem
Umbau von dem Besitzer, Baron v.
Schulte, bezogen worden. Das in den
lahren 1509 bis IS 11 erbaute Schloß
ist, abgesehen von dem Schloß z» Ritze
büttel der einzige au das Mittelalter
»rinnernde derartige Ban in den Elb
eincS bedeuteuden Vermögens gestorbe
nen Adolf Thaldorf gesucht.
Erhängt haben sich: in Bühren der
frühere Schäfer Hnrch, Hartmann, in
Hattorf, Kr. Osterode, aus Furcht vor
Strafe, der Bahnwärter W. Klapproth,
in Völkfen bei Springe, körperlicher
Gebrechen wegen, der Bergmann Conr.
Lehnem. Durch unglücklichen Sturz
Wailkmanil.in Krümmel der Schorn
fteinbaner Wüsteseld aus Emden, in
Bicuenblirg der Maschinenmeister der
der Briefträger Weilemann.
Provinz We stsalen.
112 In Warmen Hr. Heinrich König.
Der Verewigte hatte die Freiheitskriege
ils Freiwilliger mitgemacht, 112 In,
Neheim der Geh, Kommerzicnrath Fr,
Will), Brökelman».—Das altberühmte
Liboriusfest in Paderborn hat einen
äußerst schönen Verlans genommen.
Die hergebrachte Prozession durch meh
rere Straßen der Stadt fand eine groß
»rtige Betheiligung. Die Liborifeier
wurde im Dom mit Tedenin und Segen,
sowie der Beisetzung der Reliquien ge
schlossen. I» Dortmund hat ein 16-
jähriger Sekundaner aus gekränktem
Ehrgefühl seinem Leben durch Erhängen
ein Ende gemacht; der Arbeiter Man
del aus Sprockhövel ließ sich von einem
Hausen hat sich der Landwirth H. We
sternian» erschossen. Bei dem Un
glücksfalle auf Zeche „Unser Fritz" sind
folgende Bergleute tödtlich verunglückt:
Nickel, Thöning, Dresch, Keßler, Nieder
dalla, HenneS und Placzek: ferner ka
men in Ausübung ihres Berufes ums
Leben: die Bergleute Heußner und
Siochholz in Bochum, G. Häfeler iu Ca
ine» und Simon i» <?:c?el.
Rheinprovrnz.
Der Fremdenzufluß zum 18. mittcl
rheillischen Tnrnsest in Coblenz war au
ßerordentlich groß. Ter anderthalb
Stunden lange Festzug, welcher etwa
2800 Turner zählte, wurde überall sreu
diglt begrüßt und mit Blumenspeiiden
überschüttet. Beim Einzelwettturne»
erhielt von 231 Mitturnende» und 53
Sieger» Ludwig Schäser ( „Franksurler
Tlirngcmcillde") de» erste» PrnS.
Ein „Scelenverkäuser," der Wirlh
Enders von Einmcrich, der sich als ge
heimer Werber sür die niederländisch
ostindische Armee entpuppte, wurde zu 4
Monaten Gefängniß verurlheilt,
K oniinerzienrath Krupp in Essen hat zur
Erinnerung des letzte» Besuches des
Kaisers ein Etipeudinm gestiftet, aus
welchem die Söhne von Meister» und
Arbeitern des Krupp'schen Werkes, die
sich durch Fleiß und Fähigkeit während
des Schulbesuches ausgezeichnet haben,
die Mittel zum Besuch einer technischen
Hochschule erhalten könne». Alljährlich
am 20. Juili sollen zu diesem Zweck
12,000 M. auSgezahli werdeu. Ein
New Porter, NanieiiS Rhieuländer, hat
die in der Nähe liegende „Rniue Schvn
berg," eine der malerichsten am Rhein,
sür die Snmmc von 24,000 M, vo»
Hr», Heß gekauft. Der Klempner
lehrling Tat, Eckstein aus Köln hat sich
von einem Eiseubahnzuge todtsahren
lasse», der Gerichtsvollzieher Gillcn in
Remscheid sich ans Furcht vor Strafe,
Veriilitreuuligeu ivege». ertränkt.
Ertrunken sind: der Matrose Bernd
ans Coblen;, der K»abe Jausseu in
Creseld. der Gcwerbeschüler Bernh,
Kol! a»S Dhünn iu Remscheid, der Ar
chitekt de? Lüsseldorser Ceiitralmu
se.lins, Heinrich Langer, ans einer
Oricntreisc, ein gewisser Wilh, Schott
aus Fraulautern, der Sohn des Berg
manns Langmann in Hamborn, der
Schiffer Pel, Jansen ans Unkel nnd
der Einjährige Gut aus Wetzlar; über
fahren nnd getödtet wurden: in Kclii
der Tanzlehrer Jansen, in Barmen der
Postbeamte Eltemeier,
Provinz H e s s e n - N a s s a n.
Gegen den Gemeindcrechner Nik,
jielri in Eschersheim ist Anklage auf
Unterschlagung von Gcmeindcgclder»
im Betrage von etwa 4000 M, erhöbe»
worden. Bekanntlich hatte derselbe be
hauptet, er sei in seiner Wohnung von
zwei Unbekannten räuberisch überfallen
lind durch Messerstich? verletzt worden,
woraus die Räuber die unter seiner
Obhnt befindliche Geineindekasse geplün
dert uud die Flucht ergriffe» hätte».
Durch die Erhebung der Anklage.besti
tigte sich der Verdacht, daß das Atte»
tat nur singirt gewe-en sei. 112 Ter
frühere Landtagscibgevrdnete Franz I.
Hecrlein iu Margarelhcnhcii». Tas
Corps „Teutonia" in Marbnrg beging
die Feier feines 65jährigen Bestehens,
wozu die alten Herren des Corps sich
zahlreich hier eingefunden hatte».
y Ter Oberst z. T. Jos. Reichert iu
Wiesbaden. Ter Verlebte war jener
lieldenmüthige Osficier, dem es 1870
als Battcricches unter gewaltigen An
strengungen gelang, sich in den Wein
bergen von Orleans festzusetzen und auf
-ine Distanz vou 4500 Schritt die Stadt
zu beschießen. Die Lage der vollständig
ohne Deckung sich befindenden Batterie
war eine äußerst kritische. Länger als
line Stunde hielt sich ihr Führer gegen
starken feiiidlichen Austurm, bis die
nöthige Hilfe kam. —Erlrunken. fiud, in
Tins der Zoh» deS Kaufmanns Engel,
in Marburg der stud, jur. Max Rolen
iieb uud in Schwallheim der 16jährig'
ilugilst Kohaiit.
Kö » igrei ch Sachsen.
Iu Jöhstadt Stadtrath Ad. Mül
.'er. In Meerane beging die Schiit
zcngesellschast das 50jährige Bestehen
ihres Arlillericeorps, Beiin Erer
nr.n des 2. Feldartillerie Regiments
No. 28 in Pirua stürzte Major Schu
dert vom Pserde »ud wurde vo» einem
Äeschütz Übersahren. Die Gemeinde»
Schmorka«, Obcrlaufitzer nnd Weißner
Leits, sind zu einer Gemeinde nuter dem
ÄründuugSseiei derrcnommirteu Buul
Papierfabrik von Gebrüder Wilifch, —
Hansschlächter K. Chr, Richter aus
Oberpfannenstiel wurde wegen Verkauss
»i Fäuluiß übergegangenen Fleisches zn
!» Monaten Gesängniß und 3 Jahren
EhrenrechtSverlust rernrtheilt, Es
krträillte» sich: i» Großerkmannsdorf
sei Radederg die Ehesrau deS Pächters
»es dortige» Erbgerichts, in Lindenau
!>er 40jährige Handarbeiler Albrecht, in
Wendishai» der Hausbesitzer F. H.
Himmcrmann, in Zschopau der Hand
nieder iu Lotzuitz das erste Tallzvergiiü
zen statt. In Coburg ließ der Unter
ssficicr Kreuzburg den Soldaten C.,
osficier mit einem Pntzstock den Solda
ten mi! solcher Wncht über den Kops,
daß er sofort umfiel und längere Zeit
bewußtlos war. Der Zustand des Gx
mißhandelte» ist bcsorgnißerregend,
s I» Wollershausen Senator Franz
Dietsch, —Es erschossen sich: in Bürgel
der Kauftn, Roland, in Weimar der
Postschaffner Roßler, Es ertränkte»
sich: in Clingen der Einwohner Treffur!,
in Heldrungen der Gärtner Karl Bär
winkel. In „Belvedere" bei Weimar
bat sich der Müller Haupt erhängt
Zn Bürgel wnrde der Fuhrmann Füchsel
überfahren und getödtet, in Schmölln er
trank der Sohn des Pfandlcihers
Schmidt.
Hessen-Darm stadt.
In Gießen seierte das Corps „Star
/enbnrgia" sein fünfzigjähriges Stif
iungsfcst. In der „Rh. Ldztg." ist
folgende originelle Annonce zu lesen:
„Loje Zungen vo» Wörrstadt haben sich
angemaßt, mein Lusthäuschen i» der
Sulzheinier Gemarkung „Raubritter
bürg" zu benennen. DaS ist eine Be
leidigung. die ich mir verbitte. Ich
lause deshalb von hcute ab mein Lust
häilScheii »Hl der schönen A»Ssich! „Die
Ritterburg Philipps der Großmüthi
gen". Zur Beglaubigung Philipp
Heinrich Bubach." (Ob vir lose»
Zunge» sich wohl daran störe» wer
de» ! ?)
Königreich Bayern,
In der srühcre» HenkerSwohnnng am
Hcnkersstieg i:> Nürnberg, de» wegen
seiner romantischen Lage (mitten i» der
Stadt) ohnehin jeder Fremde a»ss»cht,
wurde eine Sainmluug mittelalterlicher
Falter und Strafrechtsvollzugswerk
zeuge ie, dem allgemeine» Besuche eröss
»et, Sollte der Besuch des Passious
spieles in Oberammergan ein weiter an
ha.tendcr sein, so dürste sich, »ach den
jetzige» Einnahme» zu schließen, im gün
stigsten Falle eine Endsumme von 500,-
VOO Mark ergeben. Wen» »»» die
Ausgabe» aus 250,000 Mark taxirt
werden, so ergibt sich ein Reingewinn in
gleicher Höhe, Im Jahre 1880 wur
de» von 336,59«; M, Eiunahiue» »ach
Bestreitung der Koste» 157,10 l M. als
Entschädigung an die Mitwirkend?!!
vertheilt und der überbleibende Rest zu
gemeinnützige» Zwecke» verwendet.
Söldner G. Steinberger in Piegendor
seröd hat sich dem Gericht gestellt. Die
Bolsmeinung bezichtigte diesen Man»
längst eines Verbrechens des Mordes
an dem WaldausscherKrenzpaintner von
Teisbach, welcher an einem Sonimer
niorgeil des Jahres 1886 erschlagen
aufgesunden wurde, Der Gürtler
Joses Keilhofer von Reifberg hat bei
Fraueiia» feine» Stiefsohn Anton
Schniid erstochen. 112 In Westheini iin
Alter von nahezu 100 Jahren Fräulei»
Käthcheu Goldschmidt. Wegc» Miß
brauchs der Dienstgewalt wurde der
Gendarm Joh, Händel von der Gen
darmeric Brigade Kronach, stationirt i»
Stockhciln. zum Strafmiiiimuni (6,Mo
nate Gcsängniß) verurtheilt, weil er
Rach'tS, als er vo» zwei Lärmmachern
eine» festhielt und nach des anSgcrisse
ucn andere» Schreiers Name» sragte,
auf eine sreche Aulwort des Festgehalte
lien Hill diesem ein paar tüchtige Ohr
feigen gegeben hatte, Domprobst Dr.
Karl v, Schrödl feierte in Paffau fein
SOjährigeS Domlirrrn Jubiläum; in
Vilsbiburg feierte der Bezirksamts
diener Georg sein SOjähriges
Dienstjubiläum, —5 ES erhängte» sich:
i» Ermreuth der 63jährige Konrad
Stegbauer, gen. „Knleherla", in Müh
leiidvcf der Oelouoin Valentin Montag
von Stegaurach, in Thicrsheiin die
Webersfrau Elif. Frohmader nnd ihre
Tochter Katharina Müller, in Treucht
!ingen der Kaufmann nnd MagistratS
ath I. Bürger; in Forchtheim ertränkte
,ich der Peilschenstockmacher H. Simen
dillger; i» Schvnberg erschoß sich der
Koiiliilis Jakob Bleyer von Stockheim.
Königreich Württemberg.
Die Gemeinde Dettingen hat a»S der
Kirschciiernte baar 40,000 M, Erlös
gehabt. In Langenau wohnt eine
Familie, bestehend ans vier Generativ
neu; die Urgroßeltern Joh. Baier »nd
Fran Margaretha seierte» letztes Jahr
ihre diamantene Hochzeit. Ter Ge
sammtschaden, den das Hagelwetter um
16. Juli aus der Gemarkung Langenau
angerichtet hat, ist von der SchätzuugS
kommission aus gegen 200,000 M. an
geschlagen. 112 In Sanlgan der Nestor
der Stadt, der weltbekannte Josef
Bra.tdegger. Derselbe war früher
Buchhändler in Ellwangeu und betrieb
zuch die Fabrikation von künstlichen
Därmen, feine eigene Erfindung, welche
besonders im Ausland großen Absatz
fanden. 5 In Unterheimbach der
fürstl. Revierförster a, D. Johann
Bogel.
Groß Herzogthum Baden.
-f- In Freiburg Prof. Dr. Julius v.
Roiteck, der zweite Sohu des berühmten
NeschichtsschreiberS. Die iu Mann
>eim wohnhaften ehemaligen Krieger
ves Feldzugs 1870 bis 71 feierten die
Erinnerung an den Rheinübergang vor
zwanzig Jahren und »ahme» hieran
etwa 1000 alte Soldaten Theil. Es
sand ein FestzUg nach dem Friedhofe
statt, wofelbst ain Kriegerdenkmal Re
zierungsrath Kopp ans Bruchsal (frü
her in Mannheim) die Gedüchtnitzrede
wnrde vo» einem ungenannten Stifter
eine Stiftung von 12,000 M. zugewen
det, aus deren Ertrag nölhigensalls
ein zweiter Lehrer besoldet werden soll.
Es erhängten sich: in Erdinannswei
ler der Holzhändler Matth. Jauch, in
Jlmensee die des Kiildsmords verdäch
tige Edettrud Jäger und in Stein der
Weber Christ, Haberker»; in Schopf
heim ertränkte sich der Metzger L. CleiS,
in Vogelbach schnitt sich der Landwirth
F. A.? den Hals brach —Todtgesahre»
wurden: in Liel der ledige Karl Tnm
mel und in Oftersheim der Landwirth
Georg Gieser; in Rappenau wurde die
Frau des LandwirthS Ad. Dürzback
vom Blitz erschlagen,
Rhe in pfa l z.
Ein von einem Orkan begleitetes Ge
Witter wüthete in mehreren Theilen der
Pfalz. Besonders heimgesucht wurde»;
Fraukenthal, Oggersheim, Edigheim,
Oppau, Wachenheim, Annweiler, Al
bersweiler, Dahn und Lndwigshasen.
—l° Aus ihrem Gute „Fraueuberger
hvf" die Regierungsdirektors Wittwe
Adelheid Freifrau von Maillot de la
Treille, geb. Freiin v. Leerodt. — Kom
merzienrath Karcher in Frankenthal
übergab anläßlich seiner silbernen Hoch
zeit der Stadt 20,000 M. sür ein
Brausebad und 1000 Centner Kohlen
sür Arme, dem Krieger, Militär und
Arbeiterfortbildungsvereine je SOO M.
sür die Sterbekasse, dem Gewerbeverein
100 M. baar und wissenschaftliche
Werke, der SanitStSkolonne 100 M.
und der Stadt Kaiserslautern 10.00(1
M, für die Verschönerung des Platzes
am Gewerbemuieuin. Vermißl wird
seit etwa vier Mouaten Allerer Jacob
Hisgen in Freinsheim. Neustadl a.
d. H. rüstet sich zum 8. psälzrschen Sau
gerfest. Als Festdirigeute» -verde»
Pros, Bruch uud Hoskapellmcister Lan
ger (Mannheim > erscheinen. Der Man
»erchor besteht ans mehr als 1000
Stimme», Die Scli habe» Frau Lech
»er-Höck (Karlsruhe» Sopra» und die
Herren Keller aus Lndwigshasen (Bari
ton) u»d Wald aus Wiesbaden (Or
gel) übernommen, Ein Akt brutaler
Rohheit spielte sich in Scheid! ab, indem
der Maurer Ludwig Reger aus K übels
berg bei einem geriugsüglgen Disput
seiuen Mitarbeiter Franz Reich aus
Schniittshansen bei Zweibrücke» durch
einen Schlag mit einem Manrerhammer
derart am Kopse verletzte, das! der Schä
del gespalten wurde, Tie goldene
Hochzeit feierten: in Landau Rentner
Daniel Wolfshügel nnd seine Ehesra»
Barbara Elisabeth« geb. Ela»ß, i»
Zweibrücke» der pensionirte Postbote
Wittmann nnd Fran.
Brau »schweig, Anhalt, Lippe.
Waldeck.
Neustadt hat jetzt auch seinen Kriegen,
nnd Landwehr Berein. Präsident ist
Steueraussehr Bruuke, Das Rentier
Ehleri»an»'sche Ehepaar in Salder
feierte das Fest der goldenen Hochzeit, —
Der wegen Unterschlagung steckbrieflich
verfolgte Lehrer Reichardt in Seesen,
welcher eine Zeit lang hier in Thätig
keit war, ist in Berlin festgenommen,
Dessau wnrde von einem heftigen Un
welter heimgesucht. Die Eaualisation
erwies sich bei dieser Gelegenheit wie
derum als gänzlich l:n iilänglick'. Fast
in allen Kellern der ASkanischen und
Leipziger Straße stand das Wasser in
mehr als einer Meter Höhe. Einige
Häiiser sind gänzlich unterwasche» und
zeigen bede»kliche Risse. Das erste
Anhaltische Gauklirnsest findet in Cos
wig am 6, nnd 7. September statt.
Mecklenbur g.
Der dem Plöner CadcttenhaiiS ange
hörige, aus Urlaub iu Schwerin wei
leiidc jüngste Sohn des Oberstlieute
nantS v. Weltzie», Cominandeur deS
großherzogliche» Gendarmeriecorps, er
schoß sich aus Unvorsichtigkeit mit einem
Revolver. In der Glowncrstr. iu
Güstrow befindet sich ein Kirschbaum
(Morelle) zum dritten Male in diesem
Jahre in Blüthe. Beim Schützenfest
in Nenstrelitz errang Aichmeister Otto
Rönbeck die Königswürde. 112 Im
Ribnitzer Kloster der pensionirte öfter
reichische Major LvniS v, Kampitz, der
sich iu den Feld,ügen 1849 sowie 1859
wiederholt vor dem Feinde ailsgezeich
uet hatte, In Schwerin feierte Ge
ncralarzt Stahl sein 50jähriges Doetor
jubiläum; Schneidermeister Grosch iu
Nenstrelitz seiu 50jähriges Meister uud
Bürgerjubiläum: in Rostock begingen
Modelltischler Andersen und Frau das
Fest der goldenen Hochzeit,
Oldenburg.
In Zeit von einerWoche ertranken in
Elsfleth vier Personen, darunter der
Schisser Jungmann, ferner Steuermann
Reißet ans Eolberg und H. Schaller
aus Lienen. In der Nähe des
Ortes Strohhausen hat sich Thon ge
funden, der vorzüglich geeignet ist zur
Herstellung von seinen Thonwaaren.
Freit Städte.
Der frühere Redacteur der Hamburger
„Reform" Gerhard Busch, vergiftete sich
ourch Cyankali. Bnsch war klassischer
Philologe und begabter Dichter; seine
Leidenschaft für geistige Getränke brachte
ihm dies tragische Ende. 's In Ber
Uedorf Ferd. Holm, der älteste Pastor
)eS LandgebietS. Es erhing sich hier
der Fabrikarbeiter Heims ausGeesthacht,
Die DiphteritiS macht sich in Ochsen
Ivärder iu bedenklicher Weise bemerkbar,-
Zilie große nordwestdeutsche Obstansstel
lung wird in Bremen als Abtheilung
der Nordwestdeutschcn Ausstellung sür
die Dauer von ca. 8 Tage» eröffnet
und bronzene Medaille» ausgesetzt sind,
Auf der Werft des Vulkan in Stettin
gehen wiederum zwei neue Schnelldamp
fer für den Norddeutsche» Lloyd ihrer
Bollcndnng entgegen, welche die Namen
„Spee" und „Havel" führen, Miti hrer
Einstellung in die New Aorker Fahrt
wird sich die Schnelldampferflotte des
Norddeutschen Lloyd auf 11 Schiffe be
laufen.
Schweiz.
Der Männerchor Basel hat die Ueber
nahme des eidgen. Sängersestes von
1892 einstimmig beschlossen und der
Itänderath Dr. Göttisheim hat sich nach
an den 50jährigen Bestand der Ther
malleitung von Pfäffers »ach Ragaz.—
Der kürzlich verstorbene Generalkonsul
Hermann in Neapel hat seiner Heimath
gemeinde WattwyllO.OOO Fr. für wohl
thätige Zwecke vermacht. —Der Postbe
amte Färber von Chur ist beim Bestei
gen des Pitz Langnard durch einen Sturz
Maler und Schriftsteller August Bache
lin aus Neuenbürg (geboren 1830) ist
in Bern einer Lungenentzündung erle
gen.—Während des eidgen. Schützen
festes in Thurgan wurden im Schieß
stand 1,205,190 Gewehrpatronen und
89,220 Revolverpatronen verkauft. In
der Schützensesthütte sind 123,40» Fla
schen Wein nnd 10,000 Flaschen Sei
terS und Syphons getrunken worden.
Das Telegraphenbüreau expedirte etwa
i>ooo Depeschen.—Der am IS. Juli in
Founex verstorbene Hr. Arthur Pache
hat für verschiedene wohlthätige Anstal
ten und Stiftungen 76,000 Fr. per
macht.
Die Helgokänder Mäd
chen, welche den Kaiser bei seiner Lan
sich, ichreibl der Correspondent dei
..Post", sünizchll bildhübsche juuge Mäd
cheu ursprünglich war ein Dutzend
bestand bei alle» Damen gleich au i
knailroth wollenem Stoss, den eine gclbi
Borte einsaßte; über dieses kl leid wai
der Hauptstaat gelegt, eine saltige, sei
dene Robe, die hinten offen war. Diese
Robe bestand aus alten, oft uralte.!
Stoffen, sie ivar schon vo» de» Müttern
hing ei» silberner Schmuck, der in l»eh
reren Fällen als ein Familie» Erbst».!
schon über hundert Jahre alt war, Her
man die Erscheinung in ihrer Gesammt
heit betrachtete, so srappirte zwar das
Originelle der Figur, doch blieb der
den Händen hielt,
Ueber e i n G 0 t t e s g e r ichl
»nd scilie Folgen berichtet die „Bos
nische Post": Welche Macht der Aber
glaube noch im Volke besitzt, beweist der
liche Tckl'sbewohner nnd thal ihnen lnnd
und zu wissen, daß er de» Dieb soscrt
anssilidig gemach! habe» werde. Zn
Hierauf verkündete er, daß die des Dieb
stahls verdächtigte» Mija Cavar, Anle
Pehar, Slipan Carapina »»d Grga
müsse »»verletzt bleibe». Jni aiidcren
Falle wären sie als die Diebe zn be
trachte» Das „Gottesgericht" wnrde
dieser stattete beim LandbezirkSamte in
Mostar die strasrechtliche Anzeige gegen
den Ort Süllesten. Beim Verhör ver
theidigte sich dieser damit, daß die von
aus einem allhergebrachten „Hadet"
(VolkSbranchc) beruhe. Auch die Ver
letzte» sagten entlastend für Berkic an-Z;
nicht dieser, jvnder» die Volksmenge
habe sie gezwungen, ihre Unschnld durch
Hineingrcise» ins heiße Wasser dorzu
lhun, Ter Richter verurthriltc hierauf
Berkic wegen MißbranchS feiner Be
sngnisse zu 15 sl, Geldstrafe oder drei
Tagen Arrest, welches Urtheil in de:
höheren Instanz bestätigt worden ist.
Eine beinahe unglaub
a»ch seltenen Heldcnmilthcs hat, wie ans
Anlsterdai» berichtet wird, ein ans In
dien zurückkehrender Ofsicier, der Lien
tenant Wittich, während der Reife ab
gelegt, An Bord des Dampfers be
fand sich ein Afrikaner, der in einem
Wahnsinnsansall sich von seine» Wäch
ter» losriß n»d in die See sprang. Ans
dem Schiffe verbreitete sich alsbald das
schwiiidigkeit fuhr, war der Abstand
zwischen ihm lind dem Ofsieier auch als
bald ei» sehr bedeutender; es wurde
zwar alsbald gehalten nnd der Dampfer
fuhr ein Stück rückwärts, um den Ofsi
cier auszunehmen, aber dieser war durch
eine Meeresströmung bereUs so weit
abgetrieben worden, daß er überhaupt
nicht mehr sichtbar war, weshalb der
Dampfer feine Reise fortsetzte, Wittich
hatte aber vergebens versucht, sich dem
Schiff zu nähern, und da er sah, wie sich
dasselbe entfernte, schwamm er auf einen
Leuchtthurm zu, den er aus der Ferne
erblickte. Nach 3jstündigem Schwim
men erreichte er dtiiselben, merkwürdiger
dort vorhandenen Haifische belästigt z»
werden; ein englisches Kohlenschiff,
welches gerade vvr dem Leuchlthiirni
lag. nahm ihn ans und brachte ihn
nach Suez, Ivo-er die Reise weiter sort
setzte,
Indische Zeitungen er
zählen, daß der ganze Haushall deS
Nabob Sultan Nawaz Jnng, eines
wohlbekannten Edelmannes am Hose
des Nizam von Hydrabad, jüngst eine
Woche lang damit beschäftigt war, die
Hochzeit eines Puppenpaares zu feiern.
Die Ceremonie ging mit großem Pomp
vor sich. Die ganze kostspielige Affaire
hatte nur den Zweck, die siebenjährige
Enkelin des Nabobs zu amüsiren.
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Der /,alte vauernftld".
Von der Persönlichkeit deS „alten
Bauernfeld" entwirft Schlesinger in der
„N. Fr. Pr." ein lebenvolles Bild."
Bauernfeld war eine stark gesellige
Natur; er lebte und webte in der Ge
sellschaft. Er machte auch ganz nahe den
Achtzig noch immer irgend einer schönem
Dame den Hos, größtentheils aber —-
mehreren gleichzeitig. Und sonst so
ganz und gar keine diplomatische Natnr,
wußte er dies so schlau zu maS'ire», daß
jede seiner vielen .erklärten Lieblinge"
glaubte, sie allein sei im Besitze des
„echten Ringes". So zahlreich aber
auch seine Lieblinge waren, so hatte der
platonische Don Juan doch nur eine
ernste, wahre, langjährige Liehe. ES
war dies eine schöne Badnerin. Aber
kotz seiner gewöhnlichen Hast und Eile
„überlegte er sich die Sache" so ernstlich,
reislich »yd lange, bis die schöne, nicht
sehr geistreiche, aber heitere uud herzens
gute „Caroline" von einem Grasen G.
heimgeführt wurde. Sie starb früh in
der Blüthe ihrer Jahre.
Bauernfeld war allezeit ein „Raison
neur" und „Malcontenter", trotzdem er
all' sein Leben lang wenig Ursache dazu
hatte, denn er führte, namentlich in den
späteren Jahren, ei» heiteres, sorgen
loses Leben.
Er sah seinen dichterischen Ruhm nie
welken, ihm wiirdcn Ehre» und Aus
zeichnungen jeglicher Art zu Theil, er
halte stets mehr Geld, als er brauchte,
er wurde sast uuausgesetzt gefeiert, mit
poetischen und prosaischen Geschenken
überhäuft, und er pokulirte, fabulirte
und raisonnirte auch überaus viel
und gern. Nur Wenige werden es
wissen, daß Bauernfeld seinerzeit ein
leidenschaftlicher Tänzer, und zwar bis
au die Grenze des äußersten TanzalterS
war. Er tauzte mit drei Generationen,
mit der Mutter uud Großmutter, der
reisen, auch überreifen Tochter. Jahre
lang erklärte er: „Wenn die Fanny
Elßler zu tanzen aufhört, höre ich auch
auf, und entweder ich tanze die ganze
Nacht durch oder ich rühre keinen Fuß.
So ein „Ehrentauzerl" mit der Haus
frau, mit einer jungen verhätschelten
Ballkönigin oder ci»er alten aiifgeblase
»c» „Honoratioriil" dazu bin ich zu
gescheit und zu faul." Räthselhaft
mußte der geringe Einfluß erscheinen,
welchen der häufige Verkehr mit so vie
len gebildeten, geistreichen und vorneh
men Dame» aus Baueruseld's Umgangs
formen und Manieren hatte. Der
Bauernscld im Jahre 1886 war ganz
derselbe wie der im Jahre 1842.
In „diätetischer Beziehung" war er
ein bcncideiiswcrthcs Unikum. Noch
im hohe» Grcisenalter aß er jeden Tag
in einer anderen Fauiilie, stets zu eineii
andern Stunde und stets eine andere
Küche, aber sein Magen vertrug die
stärksten Zllmilthllngen. Er aß viel und
trank »och mehr, und es bekam ihm diese
stets wechselnde und überreiche Kost trotz
aller Bedenken der Aerzte ungemein gut.
Freilich verstand er es, sich selbst das
Mahl ans'S Angenehmste vorzubreiteii
und zu würze». Er wählte sich nicht
nur die Tage, sonder» auch die Speisen
und die Mitspcijcndc». Diese» oder
jenen Gast, diese oder jene Speise konnte
er durchaus nicht vertragen. Am lieb
ste» stellte er sich die Gäste und das
Menü selber zusammen. Und in Alles
willigte» Alle. Die Geduld alter und
junger Freundinnen beschönigte uud be
fürwortete feine kleinen Schwäche».
Rücksicht auf die Anwesenden, Rücksicht
aus Zeit- nnd Ortsverhältnisse, Rücksicht
aus Familie und Umgebung, dergleichen
störte ihu selten. Er brachte durch die
naive Gradheit und undiplomatisch«
Offenherzigkeit seines Urtheils manche
Hausfrau, inanchen Hausherrn in pein
liche Verlegenheit, aber trotzdem blieb
er der stets gebetene, stets willkommene
Gast. Wußte doch die ganze Gesell
schaft, in der er sich bewegte, daß „er es
nicht so arg meine", daß er in seinem
Urtheil „leicht über die Schnur haue."
Ein Fall von En gel ma
cherei, wie er selbst in Frankreich in sol
chem Umsang und solcher Ungeheuerlich
keit noch nicht an d>e Oeffeutlichkcit ge
kommen, dürste nach den Ferien die Pa
riser Gerichte beschäftigen. Im Juni
wurde die im Außenviertel Batignolles
wohnende Hebeaiilmc Terrier wegen ver
brecherischer Operationen verhaftet. Bei
der zugleich vorgenommenen Haussu
chung sanden sich ungemein zahlreiche
Briese: nicht weniger als vierhundert
junge Frauen und Mädchen hatten sich
innerhalb sechs Mouaten in „Gefchäfts
angelegenheilen" an die Hebeamnie ge
wandt. Armen Mädcheh nahm Frau
Terrier 100 Franke» ab, reiche Tirnen
und Frauen mußten selbst einige Tau
send zahlen. Gewöhnlich wurde das
Geschäft schnell abgeschlossen, denn die
Mädchen und Fraucu mochten sich nicht
noch an eine zweite Hebeamme wende»,'
wodurch die Verschwiegenheit weniger
.sicher geworden wäre. Sobald sie sich
an Frau Terrier gewandt hatten, waren
sie in deren Hand. Bis jetzt sind sieb
zig Personen verhaftet, an welchen diese
Hebeamme ihre schreckliche Kunst geübt
hat. Weitere werden folgen. Tabei
spielt sich das ungeheuerliche Weibsbild
noch als Wohlthäterin aufl Sie ist lei
der, wie der Voss. Ztg. geschrieben wird,
nicht allein in Paris. Jüngsten Sonn
abend starb im Krankenhaus Charit«
eine junge Frau au den Folgen eines
Verbrechens wider das keimende Leben,
wegen dessen sofort eine Untersuchung
eröffnet wurde.
WaS er fand. Neulich
machte ich meine erste größere Reife, und
rathe 'mal. was ich da gleich an dem
ersten Tage fand? Nun, etwa eins
volle Brieftasche? Nein, daß das
Reifen viel Geld kostet!
Seine Kenntnisse. Ver
stehen Sie 'was von Russisch? —Ja,
etwas. Sprechen vielleicht ? Nein.
Schreiben also? Nein. Auch
nicht? Was denn? —Russischen Kavia»
essen!