Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, September 11, 1890, Page 2, Image 2

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Saarbrücke»c
St. Johann.
Nächst den Oktobertagen des JahreS
17!13, als das französische Revolntions
heer Stadt und Umgegend von Saar
7. aus den 8. des genannten Monats
das Schloß des 'letzten Fürsten von
Nassau-Saarbrücken niederbrannte, gibt
es in der Geschichte der Schwestersiädte
keine so bedeutsame» Tage mchr, wie
die vom 2. bis 6. August des Jahres
1870, da beim Beginne des letzten
deutsch-französischen Krieges drei Schwa
dronen des 7. Ulanen-Regiments und
zwei Bataillone des Hohcnzollcrnschen
Füsilier-Regiments No. 40 bicr die
Wacht an dcr Saar hicltcn und am 6.
August die deutschen Truppen in dem
blutigen Ringen um dic Spicliererßerge
den wieder bedrohlich herangezogenen
Feind siegreich zurückwarsca. Deshalb
sind diese Tage und besonders der 6.
Anglist seitdem hier als Fcsttogc all
jährlich begangen worden, ernst und
würdig, wie es der Erinnerung am
Tage, die so viel deutsches Heldcnblu'.
gekostet, ziemlich ist.
In kciuem dcr Jahre aber hat die
Feier cine solche Ausdehnung genom
men, wie hcner, da diese Erinnerungen
in das zweite Jahrzehnt treten. Beide
Städte prangten im buntesten Flaggen
fchmnck. Auch vom Denkmalthurme auf
dem Winterberg? wehtcn deutsche und
preußische Banner. An den Rcgiments
denkmälcrn auf dem Rothen Berg, im
Ehrenthal und bei Stierungen und aus
vielen Einzelgräbern in dem weiten Ge
lände waren Kränze niedergelegt wor
den ; auch der zwei einsamen Gräber am
Rastphule nnd auf der Grube Von der
Heydt, die, weit ab vom Schlachtfelde
gelegen, nur Wenigen bekannt sind, hatte
man gedacht. Die historische Feier be
gann mit Ankunft des Vereins der ehe
maligen 40er, die in einer Stärke von
70 bis 80 Mann mit ihrer prächtigen
Standarte von Köln kommend am Nach
mittage des S. Augilst hier eintrafen
und von dcn hiesigen Kricgcrvereinen
am Bahnhosc empfange» uud unter Vor
antritt dcr Kapcllc des 70. Jnfantcric-
Regimeirts in den St. Johanner Volks
yarlen geleitet wurde».
Manches ergreifende Wiederfchcn fand
da stnft, denn aus dcr Umgegend und
auch ans weiterer Ferne waren viele
ehemalige Kameraden des Regiments,
das an dem siegreichen Erfolge des 6.
August hervorragenden Antheil gehabt,
herbeigeeilt. Der Abend versammelte
sie Alle im Casino - Garten zu Saar
brücken, wo zu dem Festcommers mit
vicley Ossicicrcn dcr Garnison auch
Obcrstlicutcnant Studt, dcr die Schlacht
bei Spichern als Lieutenant im 40. Re
giment mitgikämpst und dem geilailutcn
Regiinciitc 26 Jahrc augehört hat, er
schiene» war. De» Tag daraus fand
eiu GcdcnkgottcSdicust in dcr Ludwigs
tirche statt, dann cin gcincinsamcr Be
such des Ehrenthalcs und dcs Schlacht
feldes. Am Tciikmalc des 40. Regi
ments auf dem Rothen Berg legte Na
mens dcs Officicreorps dicscs Regi
ments cin noch activer Feldwebel, der
dic Schlacht mitgekämpft, eine» Kranz
nieder. Bci dem folgende» Reginients
appell traten 115 ehemalige 40er an.
Einen hervorrrgendc» Antheil an
den Festveranstaltungen hatten auch die
Schulen. Die St. Johanncr Schulen
begingen dcn 6. August durch Fcstakte
in dcn einzelnen Klassen und durch ge
meinsamen Besuch des alten Friedhofes,
allen Schulen zu Saarbrücken fand
gleiche Festseier statt. Am Nachmittage
»ogeu jämmtlichc Schulkinder, an 1800,
oie Knaben Fähnlein, dic Mädchen
Blnmc» tragend, unter Begleitung von
t MusikkorpS nach dem Wackenberg, wo
sie in zwei große» Halle» bewirthet
wurde». Auch der kränkliche» Kinder
hatte man gedacht, dic, soweit es ihr
Zustand gcstattet, in offenen Wagen
gefahren wurde». Von St. Arnual l>cr
trascn hier gcgen Abend auch die Köl
ner Vierziger ein und zogen, Musik vor
an, gcmcinsam mit dcn singende» Kin
dern den Berg hinab nach dem Lud
wigSplatz zu Saarbrücken, wo nach einem
Hoch aus dcn Kaiser dic Kinder ent
lassen wurden. Aus dem Wackenberg
und im alte» Casiliogarteil aber cnt
wickclte sich bis in späte Stunden der
warmen Sommernacht noch cin belcbtcS
Treiben dcr Erwachscncn, dic in Rcde
und Lied deS Jahres 1870 gedachten.
Sogenannte gute («edantcn.
Weshalb heutzutage sich Alles
snm Studium drängt, ist inir unklar.—
meisten thäten besser, ein Brod
studium zu ergreifen und Bäcker zu
verde»l
Jeden 'Augenblick heißt es: dieser
Eitz ist zum Todtlache»! Ich habe
»ber noch nie gehört, daß cin Scherzbold
liegen versuchten Mordcs auf der Au
tlagebank gefessen hätte!
Die Menschenfresser stehe» ent
schieden aus niedriger Culturstuse.
löenn sie wüßten, wie unverdaulich ein
zroßer Theil Ihrer Mitmensche» ist,
vürden sie sich wohl besser vorsehen!
Gute Gedanken sind weiße Raben,
sagt man. Sie unterscheiden sich von
)iesen aber doch wesentlich dadurch, daß
iie nicht stehlen, sondern meistens nur
lestohlenzwerden!
Zeitgemäßes. Gast: ES ist
»och jetzt die Zeit der jungen Gemüsse,
>uf Ihrer Speisekarte ist aber nicht»
»avon zu entdecken. Ich würde mich
sreue», in dcn nächstcn Tagen 'mal et
vas Zeitgemäßes auf der Karte zu fiu
»en! Wirth (boshaft): Zeitgemäßes aus
»er Karte? Was meinen Sie zur Karte
nit Ostafrika?
Rauchen muß er. Wir
thin (in einem Wirthshause aus dem
Lande): Höre'mal, Mann! Du ser
»irst den Herrschasten mit der Pfeife in»
Kund? Schickt sich das bei so feinen
Leuten? Wirth: Du hast recht,
das schickt sich nicht! ich werde mir
tvsort siiix C,igom anzünden!
Das Leben einer Künstlerin.
Welcher Besucher dcr französischen
Abtheilung dcr Lonvregallerie erinnerte
sich nicht des rührend schönen Bildes
einer reizende» junge» Frau, an die sich
ihr Töchterchen mit holder Behaglichkeit
anschmiegt, mit klugen Augen, denen der
Mutter ähnlich, dem Beschauer cutgegen
blickend? Dcr uncrklärbare Eindruck,
dcr uns sagt, daß das Portrait cincr
Person, die wir nie gesehen habcn, täu
schend ähnlich, meisterhaft getroffen sei,
überkommt Jeden, sobald ihm dieses von
ihr selbst gemalte Bildniß der Künstle
rin Vigec Lc Brun und ihres K indes
ins Auge sällt. Besäße mau auch nur
dies ein: Werk von ihr, so würde es
hinreichen, um die bedeutende Rolle,
welche sie im Kunstleben ihrer Zeit ge
spielt, begrciflich zu mache».
Scho» als Kind zeigte Eliiabcth-
Louife (geb. IY. Apsil 1755 zu Paris)
bedcuteude Anlagen zum Zeichnen, wo
rin ihr Vatcr. der Maler Vigce, sie un
terrichtete. Sie war 13 Jahre alt, als
cr im Jahre 1868 starb. Scine
Freunde, namcntlich dcr gefühlsreiche
Maler Grenze, dessen „Mädchen mit
dem zerbrochcucn Kruge" noch heute
eiueS der am häufigsten copirtc» Bilder
ist, förderten die Ausbildung dcS Mäd
chens, das jedoch sein Talent selbständig
entwickelte nnd bereits mit 17 Jahren
als Portraitmalerin berühmt war.
In allen aristokratischen Salons
wurde sie geseiert, nicht nur wegen ihres
außerordentlichen Talents, sondern mehr
noch wegen ihrer entzückenden Schönheit
und Anmuth. Jedermann wollte von
darum, eine Leinwand mit ihren eigene»
Zügen, denen sie nicht zu schmeichcl»
brauchte, zu besitzen. Nie zuvor hatte
eine Malcrin solchen Erfolg errungen.
Sie glaubte einen Theil desselben dem
Bildcrhändlcr Leßrun zu schuldc» und
reichte demselben 1776, in ihrem 21. Le
bensjahre, zu allgemeinem Erstaunen
ihre Hand.
Nim begann eine unglückliche Zeit für
dic Künstlerin. Alles, was sie erwarb,
und mehr noch, vergeudete Le Brun,
Ihre» ciuzigcii Trost sand sie iu ihrem
geliebten Kinde nnd in der allgemeinen
Anerkennung ihrer Leistungen. Die
Königin Marie Antoinette hielt sie in
ihrcr besonderen Gunst. Sie mußte
für dieselbe nicht weniger als vierzig
Portraits ausführen; das dcr Königin
selbst, dic dcr Hosdamc», der Minister,
der Schauspielerinnen des „Theatre
sran<?ais" :c. Die Herzogin von Ehar
tres mttßtc ein ganzes Jahr warten, bis
die Rcihc an sie kam, so groß war dcr
Andrang dcr Personen, welche die Ehre
gcnicßcn >ovlltc»,der Künstlerin zn sitze».
Im Jahre 1783 wurde sie. taum 28
Jahre alt, in die Königliche Maleraka
demie gewählt.
über in ihrem Atelier gearbeitet hatte,
empfing sie des Abends die Elite der
Hof-, Knnst- und Gclchrtettwclt, Ihr
freund Gretry und andere Componistcu
gäbe» dort mit den ersten Musikern und
Sängern Concerte und boten dcr ans
erwählten Zuhörerschaft Stücke aus
ihren zuvor noch nirgends ausgesührteu
Opern.
Natürlich behandelte die zeitgenössi
sche Klatschsucht das Leben dcr Künstle
rin als cin unerschöpsbarcs Thema. Sie
berichtet darin in ihren Erinnerungen
manchen heiteren Zug. Einmal impro
visirte sie mit einigen Freunden ein
„griechisches Fest", das, bemerkt sie,
wohl fünszehn Franken gekostet haben
mochte, denn- die Draperien ihres Ate
liers waren zu den Costümc» Genützt
worden. Tags daraus hieß es iu Ver
sailles, sie habe 10,OOS FrS. ausgegeben
und da die Ziffer von Mund zu Mund
»nd von Land zu Land beharrlich -um
wuchs, so sprach man schließlich in Pe
tersburg von 80,000 Frs.
Während der ersten Jahre ihrer
glänzenden SchaffenSzeit behaupteten
Viele, ein Meister rctouchire ilire Werke
insgeheim. Ist ja die Bosheit stets be
reit, wenn eine Fran Hervorragendes in
verborgenen männlichen Gehilfen zu
suchen! Der Maler David erwiderte
treffend, als man zu ihm diese« Verdacht
äußerte': „Wenn Madame Le Brun
nicht selbst ihre Portraits malt, so
möchte ich die Bilder des Herrn sehen,
der für sie arbeitet." Auch mnßte man,
als die Künstlerin Jahr um Jahr sort
suhr, immer gleich gut getroffene, gleich
gefällige, harmonische Portraits zu lie
fern, schließlich wohl oder übel anerken
nen. daß sie ihr Talent nur sich selbst
verdanke.
Inzwischen rückte das furchbare Er
eiguiß der Revolution immer näher uud
warf scine erdrückenden Schatten vor
aus. Im Juli 178?, als die Bastille
fiel, begannen die AuSivandeinnge» des
Adels und der Hoslcote. Amt? Frau
Vigee-Le Brun ward von Furcht ergrif
fen. Sie ließ ihr Atelier, ihre angefan
genen Arbeiten, ihre glückliche Existenz
zurück und fluchtete, nur ihr Töchterchcu
mitnehmend, an dcmsclbcn Octobcrtagc
aus Paris, an welchem und
die Königin vom hungernden Volk als
Gefangene aus Versailles nach Paris
gebracht wurden. Allerdings war da
mals noch keine Gefahr für sie vorhan
den gewesen, allein wenn die Malerin
der verhaßten bis zn dcn
Schreckenstagen in dcr Hauptstadt gc
blieben wäre, so hätte sie die Gunst, in
der sie beim Hose gestanden hätte, ohne
Zweifel mit dem Leben bezahlt.
In Italien, wohin sich Arn» Le Brnn
zunächst begab, wurde sie mit über
schwänglicher Ehre empfangen, und »ach
dreijährigem Aufenthalt daselbst begab
sie sich nach Oesterreich. Man kann sich
leicht denken, daß sie der Bruder der
unglücklichen Königin mit großer Aus
zeichnung empfing. Hierauf verweilt«
sie in Petersburg bei der Kaiserin Ka
tharina. Wie sie am russischen Hos be
handelt wurde, kann man aus dem Um
stände schließen, daß sie später stet«
Rußland als ihr zweites Vaterland be>
zeichnete. Trotzdem kehrte sie 1801.
nachdem Bvnaparle als Konsul zur
Macht gelangt war, mit zahlreichen
anderen Emigranie» nach Paris zurück,
den ehrendsten Anerbietungen Alexan
ders l. widersprechend. Hier fund sit
viele der alten Freunde wieder! ihr
Atelier, ihr Haus waren vok der Revo
lution nicht berührt worden. Kein Bild
fehlte an ieincm Platze. Bonaparte
und Joscphinc suchten die Künstlerin an
sich zu ziehen, allein Madame Le Brun
blieb innerlich dem gestürzten Königs
hanje treu und erwiderte die Huld der
Tnilcric» kühl ablehnend. Bon 1803
bis 180 L verweilte sie in England;
„sie besucht ihre Freunde," sagte Na
gien und der Schweiz, und das Lebe»
der einst so geieierten Malerin gelangt
ans den Stürme» in den ruhigen Hasen.
Sie stellt nicht mehr in den Salons ans,
sährt aber fort, zu arbeiten, und wenn
so genießt sie die Früchte ihrer Knust in
ihrem hübschen Landhause zu Louve
ciciiiieS. 181 ö trifft sie der schmerzliche
Berlust des geliebte» einzigen Kindes.
Allerdings hatte sie es im Grunde schon
neunzehn Jahre früher verloren, als es
sich in Rußland wider iyreu Willen ver
heirathctc. Zwei Nichten trösteten ihr
Alter mit anhänglicher Pflege und 1842
starb sie im 87. Lebensjahre zn Louve
cicnneS, woselbst ihr Grab zu sehen ist.
Eine neue Lebensbeschreibung der be
deutenden Künstlerin ist soeben von
Charles Pillett in der clo
veröffentlicht worden und gibt
über ihre Schicksale und ihren Verkehr
manche neuen interessante» Ausschlüsse.
Mit Recht bemerkt Vigot im „Sicclc",
che» und harmonischen Lcbcuslauf zu
rückgelegt haben, und hebt den Kontrast
zwischen ihrer Existenz und derjenige»
des ihr eng besrcundeten Malers Gros
liervor, der nach den glänzendsten
Triumphen Isl?,S> „alt, vereinsamt und
gesseu suchte. E. H.
NphoriSmen von L. üinzcugrnber.
Bescheidenheit ist der Ansang aller
Verminst.
Schusucht ist erstickte Freude, Wch
muth ist stttinpser Schmerz.
Nicht die Natur, nur der Mensch
kennt Erbarmen, aber nicht oft läßt cr
Wer der Welt ein Heiland zu sein
glaubt, thut gut, mit dreiuuddrcißig
Jahre» zu sterben. '
„Ter Mensch wollte sein wie ein
Gott", erzählt die Mythe und sie sagt
die Wahrheit. Gegen das Leid des
Lebens bäumte sich der Mensch aus und
verlangte nach Allmacht, um es auszu
tilgen; wie aber käme ei» Theilche» zur
Macht ob Allem, wie meistert ein Sand
korn den Berg, ein Tropfen die Woge?
Da fühlte er sich überlegen, indem e
das Leid tragen lernte und nun fragte
cr: „Kann Gott auch leide»?" Und
wäre ihm die Frage nicht bejaht wor
den, cr hätte an leine» Gott »«ehr ge
glaubt.
Die Götter sterben aber der Gott
im Menschen, der sich anslehnt gegen
das Häßliche, Verderbliche, Gemeine,
der stirbt nicht.
Ueber das, was oft angeblich zu Got
tes Ehre geschah und geschieht, muß sich
der Teufel freue».
Das uormaic Gehirn. Wer hat ei
den» ? Vielleicht »ichl einer der gegen
wärtig Lebenden. Der Klügste rast un
bewußt i» de» Idee» seiner Zeit.
Das Lebe» hat nicht mehr Werth,
Tic Wclt wurde nicht, die Welt wird.
Künstler wird nur dcr, der sich vor
seinem eigene» Urtheil fürchtet.
Wenn ich meine Werke überdenke und
betrachte, so merke ich erst, wie jung ich
war inid wie jung ich leider noch bin;
wenn ich aber meine Zeitgenossen be
trachte, so merke ich zu meinem Leid
tvefcn, daß die Herren jünger sind.
Echte Kunst hat immer Moral, nur
tie Zuhörer und Beschauer haben »st
leine.
Tie Gefahr des Pessimismus besteht
darin, daß er müde macht und keine po
litische Reaction erleichtert.
TaS Albernste wäre es wohl, wenn
ein Man-n die Wettersahne festbinden,
die Fensterrahmen festnageln ließe, um
behaupten zn können, es gebe keinen
Wind. Was thut die Sttaatsgewalt
oft Anderes i» drohender Zeit, wenn sie
offene Reden und Meinungen verbietet?
Fehler parlamentarischer Regierungen
erklären sich leicht. Tie Liberalen neh
men das Volk sür klüger, die Reactio
tiäre sür dümmer, als eS ist. »
Tie FricdenSliga. Sic ist den Ge
danken der Zeit, nicht aber den Tbat
sachen entsprechend. Ihr habt nicht die
Macht, alle Völker durch Friedenslieder
der cS v.'rmöchtc, ein einzelnes, cS
w.-lre das edelste, einzuschläfern, daß eS
ttnbereit, waffenlos uuter den anderen
dastünde, cr wäre nicht ein Freund der
Menschheit, sondern nur ciu Feind die
ses Volkes. So steht es leider. Da
rum keine FriedcnSprcdigten, keinen Kos
inopolitismns, sondern Betonung des
Natioiialgefühl'. Dcr Krieg wird
schließlich de» Krieg unmöglich machen.
Nicht die Milde, der Greuel, der him
melschreiende Greuel war von je
Lehrer der Völker.
Ist Talent, so ist auch die Schönheit
ein Verdienst.
Gott und Liebe, die beide» mißbrauch
testen Ideen.
Die Legitimisten brauchen einen
Herrn, um Diener haben zu können.
Lustige Leute lachen machen, ist kein
Verdienst, aber die Falten enster Stir
nen glärten, halte ich für eines.
V»n »cm Kegel
geben die Münchener „N. Rachr." ein
lustiges Lebensbild, das würdig wäre,
Sohn des Prisma »»d dcr Pyramide.
Schon in frülicster Jugend drektc er sich
beständig Hin seine eigene Achfe, was
rcitcte. Wie oft sie auch den bösen
Jungen zur Strasc in einen Centri-
oder Peripheriewinlcl stellten, immer
wußte derselbe mit Hilse des N-'ben-
oder Scheitelwinkels zu entkommc».
Die Eltern entschlossen sich daher, ihre»
Sohn unter dic Erziehung und Aussicht
des strengen Cylinders zu geben. Aber
auch hier ließ er nicht von tollen Strei
chen.
Er beschädigte den Jkosacder und
Dodekaeder, bog einen Quadranten eiu
wärts und richtete ein Lot schies. Als
er gar am Ende einem Pyramidcnftumps
dic Grund- und Dccksläche einschlug, riß
seinem Erzieher dcr x Mctcr langc Fa
den der Geduld »nd er ließ die Massein
mit dcr Wucht k »> v 2 aus dcn armcn
Kegel nicdcrsaUc». Da derselbe in
zwischc» imincx nichr herangewachsen
war, »>id zwar a» Oberfläche im qua
dratischen, an Volnuien und Gewicht im
kubischen Verhältniß seines Durchmes
sers, wurde cr zu scincr weiteren Aus
bildung einer Schnlc höhere» Grades
übergeben. Innige Frcnndschast schloß
er dort mit Kngelsrgmcnt, mit wel
chem er sich zn 'einem Kngclscktor ver
band. Aber in keinem der t Jabre,
welche er aus der Schule zubrachte, ließ
er es an Beweisen muthwilligcr Ausge
lassenheit fehlen. Er cntwendete feinem
Mitschüler Dreieck dessen Winkelsnmmc,
hetzte die Potenzen und Logarithmen
hintereinander und zerbrach dem als
Pedell angestellte» Trapez scine Diago
nale. Als er ivcgen des letzteren Ver
gehens in ein reguläres Sechseck cingc
schricbcn wcrden sollte, setzte cr diesem
Vorgchcn dcn Widerstand entgegen,
und cr war insolgc dessen nahe daran,
daß cr aus der Anstalt eliminirr worder
wäre.
Nach erlangtem Absolutorium bezog
unser Kcgcl die Hochschule uud trat hier
sogleich der Verbindung Algebra bei.
Sein ausgelassenes Lebcu setzte cr jetzt
in gcomctrischcr Progessio» sort. Knrz
nach seinem Eintritt in die Bcrbinduiig
haltc cr mit dem Kubus eine Mensur,
welch letzterer ihm die bekannten drei
Kegelschnitte beibrachte. In seiner
Lüdcrlichkeit artete er so auS, daß cr dic
größtcn Volniiiina vertilgte. Auch trat
cr in schlimme Beziehungen zur Sekante
und ließ sich sogar mit der berüchtigten
Determinante ein. Selbstverständlich
gcriethcn dabci auch scine Finanzen im
mer mehr ins Negative. Ja es kam so
weit, daß Kcgcl seinen Mantcl bei einem
Zinssaktor aus (n—3) Jahre gegen p
Proeent Zinscszinscn versetzte. Als er
endlich gar dcn Vcrsuch machte, scincn
gänzlich wcrthloscn Schwerpunkt au deu
einsältigcn Obelisk zu verhandeln, er
reichte die allgemeine Entrüstung ihr
Maximum, und Kcgcl bcgab sich in
gleichförmig bcfchleunigtcr Bewegung
auf die Flucht. Nachdem er hiebet den
Weg zurückgelegt hatte, kam er
endlich iu dic Ebcuc 51X, in wclchcr er
sich langc Zeit nur von Quadrat- uud
Kubikwurzeln sowie von einigen Siuüs
scn und Kosinüsscn nährte. Nachdem cr
viele Krcisc, Ellipsen, Parabcln »nd
Hypcrbcln beschrieben hatte, gelaugte er
endlich in ein rechtwinkliges Dreieck, in
welchem er sich als Kathct einstellen
ließ. Dort' lernte er dic Hypotenuse
kenne» und trat mit ihr sosori in pytha
goräische Beziehungen.
Eine» Augenblick hatte es nun den
Anschein, als ob sür Kegel mm ruhigere
Tage anbrechen sollten, als plötzlich seine
Freundin nach dem goldenen Schnitt
iperirt wurde und infolge dessen Kegel
sich neuerdings auf Wanderschaft begab.
Ans dieser letzten Irrfahrt endlich traf
es sich, daß Kegel einein Ceessicienlen
begegnete, welcher eine große Anzahl
»on Summe» und Produeteu mit sich
führte. Kurz entschlossen, trieb Kegel
dem Armen einen Keil in'S Herz, daß
er sofort zn Null wnrde. Diese Greuel
that erfüllte Kegels Geschick. Eine un
endliche Reihe von Poliedern wn-rde
zegcn ihn aufgeboten, imd diesen gclong
es endlich, nachdem verschiedene synthe
tische Methoden nicht znin Ziele gesührt
hatten, ihn auf analytischem Wege mit
Hilfe ihrer Netze einznfangen. Nach
kurzer Verhandlung sprach dcr Gerichts
hof das Todesurtheil. Ein Jubelrirs
erfüllte bei dieser Nachricht die mathe
matische Welt. Von allen Seiten strömt
teil sie herbei: die Tangenten un,d Co
tangenten, dic Summanden und Diffe
renzen und Oiwtienten, ja selbst die
schickten ihre Unbekannten, daß sie dem
seltenen Schauspiele beiwohnen sollten.
Nur die edle Lndollinr, welche Kegel
Immer wohlgesinnt gewesen, blieb in
Trauer inneryalb ihrer Quadratur.
Nach Anordnung des Gerichtshofes
wurde die Hinrichtung de-Z Kegels durch
eine» zu seiner Grundfläche parallelen
Schnitt vollzogen. Die abgetrennte
Spitze wnrde mit großem Freudengc
jchrei znr Erde bestattet, wogegen der
übrig bleibende Kcgclstumpf als ab
schreckendes Beispiel sür alle Zukunft
öffentlich aufgestellt wurde.
Noch heute wird dcrsclbc bci jedem
Gymnasialabsolutorium zum Schrecken
>er Abiturienten vorgeführt.
Der verliebte Secnn
daner. Ein Secundancr, welcher
höchst zärtliche Gefühle für die Schwe
ster eines Freundes, Friederike genannt,
hegt, sieht dieselbe von seinem Platze
aus am Schulgebäude vorübergehen.
In diesem Augenblick wird er vom Leh
rer ausgerufen: berühmte Bot
schaft sandte Cäsar' dem römischen Se
nat?"— Seeundaner: Von!, vicli
ikritzi!
Der grohc Tnnne».
jener Stelle wegen der stachen User und
dcr dadurch bedingten Nothwendigkeit,
hohe und kostspielige z»
ungefähr IH Jahren den großartigsten
Flußtuiiucl der Wclt. Derselbe ist»»-
gesähr 6100 Fuß lang, I I Fuß längcr
als die Brooklyner Brücke, »nd außer
dem sind Zugänge in der Länge von
22,000 Fȧ auszugraben, wovon 13,-
000 Fuß aus die Michiganer und 9000
Fuß ans die eauadische Seile kommen.
von dem Hauptingniicur dcr caiiadischcn
Grand Trunk Eiscnbahu, Hcrru Hob
son, ausgciührt ist dcr Plan worden
von dcr 2t. Elair Tunnel Eompagiüe,
MaWu (Z.liildl
einer Aktiengesellschaft, wclchc wesent
lich von dcr Gre.ud Trunk Gesellschaft
gegründet worden ist Tie Ausführung
der Tunnelirnngsarbeiten wurde wesent
lich durch die Bodenbeschassenhei! er
leichtert, Man sand e:ne dicke Schicht
bläulichen Thons vor. welche sich ver
üäl!nißmäßi>g leicht durchbolire» ließ.
Hur Verwcndnng kam das Pe.ich's che
>'.'e.;gei>!>aii! und dann sötor: die jo ge-
'.oonncne Höhlung mit starten gußeiser-
F- / / s HM
-
ncn Platten ausgefüllt, welche genau iu
die Höhlung paßten.
So bolirte man von beiden Seiten
LerbindungSftücke vermittelst einer Lage
Cement vollständig wasserdicht uud
erzielte aus diese ebenso einfache al?
simircichc Weise eine VIVO Fȧ lange
eiserne Röhre-unterhalb des Bettes des
St. Clairslusscs wclchc einen Turchmesser
von zwanzig Fuß besitzt, also hoch genug
ist für jede» Eifenbahuzug uud breit
gcnug für ein doppeltes Geleise.
Diese lange Röhre besteht a»S guß
eisernen Stücke», deren Rippen zuerst in
dcr Längcnscitc zusammengenietet wur
den. Nachdem aus diese Weise ein Ring
geschaffen worden war, welcher dic aus-
gebohrte Höhlung genau anSsüllte, schob
man einen ebenso constrnirten weiteren
Ring vor den ersteren und verband den
selben durch Vernietung mit dem vor
hergehenden Ringe. So setzt sich dic
riesenhafte Eiscnrölire aus mehreren
taufend Ringcn zusammeir.
Nachdem sich die Arbeiter einiger
maßen eingeübt hatten, konnten sie icden
Tag auf zcdcr Seite ach: bis neun Ringe
zusammennieten, alio den Tunnel aus
jeder Strecke 12—15 Fuß per Tag ie>-
ncr Vollendung entgegenbringen. Tie
Kosten dcS ganzcn Wcrkcs belaufen iich
auf zwei bis drei Millionen Tollars.
Ziahe;u 70(1 Arbeiter waren in den ver
schieveiien Departements beschäftigt.
Dic Geschichte vom gebrandmarNen
in feinem Garten abgefaßt uud ihm da
für nicht etwa eine Tracht Prügel ange
deihen lassen, sondern ihm, und zwar in
Gegenwart der entsetzten Mutler des ar
meu Junge», mit Höllenstein ans die
Stirn das Wort „Dieb" in russischer,
hebräischer und deutscher Sprache einge
brannt.
Das ist eine Thatsache, deren Richtig
keit übrigens der Thäter auch gar nicht
leugnet, da ihm ein Leiizncn uichtS helfen
würde; in doppelt verächtlichem Lichte
erscheint derselbe ober, weil cr jctzt anch
noch zur Lüge greist und mit notorischen
Lügen seine Schandthat zu erklären und
zu bcfchö i;eu versucht. Er le 'anptet
nämlich, seine kleine Tochter StaniSlawa,
die am IS. J»li erkrankte und sieben Tage
später starb, sei durch einen Steinwurs
jenes Judenkiiabcn aiisS Kra»ke»lager ge
worfen, der erst am 18tc» J»li die ttir
schen stahl »nd von seinem Peiniger dasür
so »»menschlich behandelt winde. Dr.
Grauowski sprach in einem an de»
„Grashdanin" gerichteten Telegramme
von seiner von den Jude» ermordeicn
Tochter, aber das jctzt bekannt gewordene
ärztliche Attest der Leichenbeschaucr strast
ihn Lüge»; dasselbe lautet:
„Bescheinigung. Wir cndeSuuicrzeich
ncten Aerzte bescheinige« hiermit, daß
die S jährige Tochter dcS Arztes Gra
nowski, StaniSlawa, an« 3. Juli a. c>. an
einer Entzündung der Gehirnhäute
si»>j>li!x) erkrankte, von uns
behandelt wnrde und an dcr genannten
Krankheit am 10. Juli gcstorbcn ist.
Bci der K ur habcn wir k.'>»-rlei Zeichen
einer Gewaltthat am Körper dcr Pati
entin bemerkt, »reipraklizirender Arzt
L. Vorstädter, sreipraklizirender Arzt
S. Jsserso», städtischer Arzt von Bjaly
stock Ssudakow."
Was aber that Herr Dr. Grauowski
weiter, nachdem scine Schandthat in die
Ocffcntlichkeit gedrungen war? Er bc
mühte sich, die Sectio» seines verstorbe
nen Kindes ganz zn hintertreibe», und
als ihm dies nicht gelang, Straßenlra
wallc gcgcn die Juden zu inseeniren. Zu
diesem Zweck bestach er die in Krasnos
selzy, einer Eisenbahnstation in nächster
Nähe Bjalystoks, wohnenden Eisenbahn
arbeiter—Dr. Grauowski ist Eiseubahu
arzt—und veranlaßte sie nicht mir, dem
Leichenzug seines verstorbenen 5t indes
zu folge», sondern auch Excesse gegen
die Bjalystoker Juden zu begehen. Der
geeignetste Moment hierfür schien dem
„tieslranernden Vater" dic Beerdigung
feiner Töchter zu sei», und deß that ä,l -
lich dabei auch Unordnungen vorgekom
men sind, beweist solgende, vom Stadt
Hauptmann von Bjalystok an die „No
wosti" gerichtete Tepejche folgenden In
Halts:
„Bjalystok, 28. Juli. Die Ursache
des Todes der Tochter GranowSkis ist
noch »ichl festgestellt. Die Acten über
die Resultalc der Sectio» uud dcr Un
tersuchung befinden sich beim Unter
suchungsrichter. Die thatsächlichen Ur
sache» der Unordnungen bei der Beerdi
gung der Verstorbenen sind mit Sicher
heit schwer anzugeben.
Stadthaupt Malinowski."
Doch von el>en demselben Tage geht
demselben Blatte noch eine zweite De
pesche, und zwar auch von autoritativer
Seite, aus Bjalystok zu, in welcher der
dortige Rabbiner Mareus überhaupt
von gar keinen Excessen wcchreud der
Beerdigung wissen will.
Doch mag dem sein, wie ihm wolle,
Dr. GranoivSki ist durch dic von ihm an
dem armcn Judcukuabcn verübte Roh
heit zn traurigster Berühmtheit gelangt,
nnd einzelne russische Blätter antisemi
tischer Richtung zeigten sich sehr geneigt,
dieselbe mehr oder weniger zn beschöni
gen.
Zu verwundern ist das ja weiter
nicht; machten eS sich diese Blätter doch
seit Jahren zum Grundsatz, die Inden
als vogelfrei hinzustellcu und das russi
sche V«lk gegen dieselben aufzuhetzen.
Da kann man denn jetzt nur mit Genug-
Entschädigunffsfiimme von IvsX'Anbetn
zilrückgmnescn haben, werde» die Gerichte
I» Kurze»? sich mit diesem Fall schänd
licher Rohheit beschäftigen.
Reingefallen. Onkel:
„..Aber, lieber Karl, Du hast doch gar
leiu Gedächtniß!" Neffe: „Was, ich
hab' kein Gedächtniß? Ich brauch' vier
Seiten im Adreßbuch bloß einmal durch
zulesen und weiß sie dann auswendig!"
Onkel: „Da wett'ich doch gleich einen
Korb Champagner, daß Du das uicht
zu Weg' bringst!" (Der Nesse läßt sich
das Adreßbuch bringen, ließt vier
Seiten durch und klappt dann das Buch
zu.) Onkel: „Nun!" Neffe: „Mül
ler, Müller, Müller,c.!" Die betref
fenden Seiten des Adreßbuches enthiel
ten lauter „Müller" und hatte der
Studiosus somit seine Wette glänzen»
gewonnen.
»ine Srtnneruna an Geibel'.
v°n Ar »»» »«»«»»Öls«».
In den sonnigen Tagen des Herbstes
oon 1878 verweilte ich einige Tage in
Lübeck, um dcn Licblingsdichtcr dcr
Frauen. Cmanucl Geibel, nach längerer
Pause zu besuchen. ES wurde mir mit
getheilt. daß der Arz: ihm die größte
Nuhe verordne! habe und icb wahr
'cheiiilich deswegen nich: angcnommcn
werden könnte. A!S er meine» Namen
erfuhr, ließ er mich aber >n fern Wohn
zimmer führen, wo er nach wenigen
Augenblicke» 'eiln: erschien. Sei» An
blick -nullte mich mit Trauer, er hatte
sich sehr verändert. Das Haar wir,
grav„ das Antlitz bleich und mager ge
worden, nur seine Augen leuchteten
noch im schönsten Blau. Die Worte,
welche er mit zitternder Stimme sprach,
klangen aber noch kräftig und bewiesen,
daß sein Geist und ici» Herz gesund ge
blieben waren. Sciue Klagen über
seine Krankheit, ein langwieriges Ma
genleiden, erregten meine innigste Theil
nahme.
Er freute sich des «nrverhofften Wie
dersehens »nd dankte mir herzlich dasür.
Es schien ihn zu erheitern, daß ich die
allerthümlicbe Schönheit Lübecks bewun
derte. Er sprach mit großer Vorliebe
von seiner Vaterstadt »nd war dankbar
sür die ehrenvolle Stellung, welche ihm
dort bereitet ward. Daß seine einzige
Nähe leben konnte, pries er als sein
größtes Glück. Wie heilig cr das An
denke» a» seine frühverklärte Gattin
Amanda, die cr Ada nannte, hielt, be
wies ihr bekränztes Bild, das wie auf
euiein Altar in einer Nische sciueS Ar
bcltSzimmcrS stand. Ich betrachtete die
holde Gestalt im weißen K leide und ei
nen vollen Rosenkranz in den einsach
gescheitelten Haare» mit andächtiger
Wehmuth i ich konnte mir deutlich vor
stellen, daß Geibel iu diesem kindlich
reizenden Antlitz den Genius scincr
Poesie zu erkennen glaubte.
Indessen war sein Herz schon früher
durch den Zauber weiblicher Liebens
wurdtgkcit bcwcgt. Man weiß ja, wie
er einst sür Eäcilie Watteiibach ge
schwärmt hat. »nd >ch kannte das lieb
liche Schloßfräulein von Eschcberg, die
älteste Tocht.'r icncS RitlcrgutSbesiYcrs
Baron von Malsburg, welcher als Mä
ccu für Geibel so viel gewirkt hat. Ob
gleich die Licbc des Dichters nicht uner
wiedert blieb, entstanden doch keine nähe
ren Beziehungen, sondern es erschien
cm Gras Holstein aus Bayern als Freier
und wurde augeuommcn. Meine Mit
beglnckende zu iienuen war, crrcgtcn
Gcibcls Thnlnahme anss Lebhafteste.
Auch gewährte es ihm Vergnüge», daß
ich durch »:e«ne genaue Bekanntschaft
mit den srühereii Bewohner» von Esche
bcrg ihm allerlei erzähle» konnte, was
cr nie genau erfahre» hatte. Die spa
nische» Bücherschäye. welchen Geibcl als
Bibliothekar von Eschebcrg vorstand,
warcn cine Erbschaft a»S dem Nachlaß
des BaronS Otto von Malsburg; cr
hat sich als cincr dcr crstcn Ucbcrsctzcr
CaldcronS cincn literarischen Ruf er
worben. Seine liebenswürdige, höchst
originelle Persönlichkeit hätte wohl eine
Monographie verdient. Er lebte als
kurhessischer Gesandter in Dresden,
1824, uud gehörte zu den Elitekrcijcii
von Tieck und Ticdge.
Nach dem Beispiel dcr genannten
Schöngeister hatte er eine berühmte
Freundichast angeknüpft mit einer fchö
fränlcin von Calenberg, einer bejahrten
häßlichen aber sehr geistreichen Dame;
sie hat ihrem viel jüngeren Freunde Otto
von Malsburg redlich geholsc» bei sei
ne» Ucbcrsctzungcn, und als er starb, er
richtete sie ihm ein literarisches Denk
mal, welches ihn in wirklich rührender
Weise feierte. Sie starb achtzigjährig
1836 im Stifte Obernkirchen bei Bücke
burg.
Von diesen Erinnerungen angeregt,
erzählte Geibcl auch Episoden aus seinem
Leben iu Griechenland, wo cr durch die
Empfehlung von Savigny und CurtiuS
eine HauSlchrerstelle erhielt, sich aber
bald davou losmachte, um in vollen
Zügen aus der Quelle antiker Poesie sich
zu berauschen. Die Begeisterung, welche
ihn ersaßt hatte, zündete auch eine
Flamme aus dem Altar seines Herzens
an. wie man deutlich erkennen kann,
wenn man sein schönes Huldigungsge
dicht an das hehre Fraueubild auf
Griechenlands Thron nachlesen will:
„Die Königin dcr Griechen und der
Frauen!" Geibcl zerdrückte eine Thräne,
als ich ihm erzählte, daß ich aus dem
einsamen alten Schlosse zu Bamberg das
Hinwelken dieser Schönheitsblume einst
beobachtet hatte. Er theilte mir beim
Abschied noch mit, daß er durch die
Freundschaft einer edlen Frau noch wie
durch cincn vcrklärenden Sonne» linter
gang seinen Lebensabend verschönert
seh«. Er trug mir herzliche Grüße an
sie auf, es war die Fürstin Alma von
Corolath Benthe»: sie starb kurz nach
Geibels Tode in Berlin und hinterließ
einen reichen Schatz von GeibelS Brie
fen. ES steht zn hoffen, daß ihr Bru
der und Erbe, der Graf Blankenfee-
FirckS, bald Auszüge daraus erschein»
läßt.
Das läßt tief blicken.
die Zahl der Kinder sehr gering «»Ver
hältniß zur Größe des Dorfes. Bür
germeister: Ach, da habcn der gnädige
Herr jedenfalls nur das Wohnzimmer
uuseres Lehrers gesehen!
Aus einem geschichtli
chen Vortrag. „... Der Friede zog
sich wie cine Seeichlange in dic Länge,
wodurch dic Säule de 5 Staates einen
Sprung bekam!"
Benutzte Gelegenheit.
A; „Nehmen Sie das Wort„Lump" zu
rück?" B: „Ich nehme nie etwas zu
rück!" A. „Dann leihen Sie mir, bitte,
zwanzig Mark!"