Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 21, 1890, Page 3, Image 3

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    V a l e s c ci.
(2. Fortsetzung.)
je"
stockte.
findet sich später Gelegenheit, wenn
Sie mir Ihre Adresse bezeichnen woll
ten
Ich bin die Tochter des verstorbenen
Geheimraihs Berg.
Berg —Berg? Ei, laß sehen, das
trifft sich ja seltsam. Wenn der Ge
heimraih Martin Berg Ihr Vater war,
feine» Beruf. Ich habe ihm mancherlei
zu danke». Er machte erst mich auf
merksam, als rothe Wollstosse geliefert
weiß aus ähnlichen Vorkommnissen, und
mein eister Buchhaller, Herr Frey, hat
stets so verfahren, daß die Zuthaien an
beilern ans eigenen Mittel» angeschafft
worden sind. Natürlich ist die Auslage
verrechne, worden. Sie besitze» doch eine
Frau Ludooica war über das, was
ValeSca ohne ihr Wisse» erreicht Halle,
aufs freudigste erstaunt. Sie besorg!«
im Lause des TagrS von dem ihr ausge
händigten Gelde die zur Arbeit ersor
derlicheu Einkäufe, legte die Hälfte sSr
die nächstens fällige Miethe zurück und
beschaffte lang entbehrte Vorräthe sirdie
Wirthschaft.
Valesca, voll Regsamkeit und Eifer,
begann ihre Arbeit. Dieselbe ging ihr
fertige Waare erfreute sich deS Beifalls
und wurde reichlich gelohnl.
So war in wenigen Wochen nicht nui
der empsangene Vorschuß zurückerstattet,
nig für uuoorhergejehenc Fälle
leg«.
Als der Winter einzog, war die Lag«
der Mutter und Tochter eine sorgen
freiere geworden. Insbesondere Frau
Ludooica sühlte behaglicher. Ihre Stim
mung und Laune besserte sich. Sie per
sönlich lral mit dem Buchhalter Frey in
Verkehr, überbrachte demselben die von
der Tochter vollendete» Arbeiten für das
Wochenlohn in Empfang.
Die Glückliche! Sic bemerkte nicht,
daß die frische Farbe der Wange» Vales
cas einer durchsichtigen Blässe allmälig
Platz machte, daß die schönen
Fräulein sonst eine Differenz mit^meinem
Chef gehabt?
Valesta unterbrach dieMuiter, welche
nehmeS zwischen uns und Herrn La
zarski sich ereignet hätte. Meine Ar
beit allein ist schuld. Ich war von
meiner Unpäßlichkeit noch nicht völlig
wiederhergestellt.
Arbeit erleichtert, bitte, Sie dürfen
ganz über Dagobert Frey befehlen.
Statt der Tochter antwortete Frau
W-Ilton, welchen Frey anzuschlagen
verstand, seine vortheilhaste Gestalt und
seine ausgesuchl modische KleidunL einen
höchst vortheilhaslen Eindruck von jeher
hervorgerufen Halle. Sie sind sehr
gütig, mein Herr! Fürchten Sie nichts;
meine Tochler ist sonst gesund. Sie
wird sich bald erholen.
Unsere Wellstadl bietet so
lung und Erheiterung, Theater, Con
certe, Ballsäle u. s. w., daß man mit
der Z>it nicht fortschreitet, wenn man
nüsje, weiche rings um uns blühen.
Valcsca belächelte diese schwulstigen
Redensarten, antwortete aber nicht.
Sie haben recht, Herr Frey. Wozu
hat der liebe Gott die Menschen aus die
Well gesctzl? Doch nicht um zu dürsten
und zu darben. Erlaubte Freuden, wer
die verschmäht, lästert seinen Schöpfer.
Frau Ludovica blickte bei diesen ihren
Worten bedeutungsvoll von Herrn Frey
auf ihre Tochter. Ich sehe, Sie meinen
eS wahrhaft gut mit ValeSca. Sie thun
wohl daran, ihr eine kleine Ermahnung
zu Theil werde» zu lasse». Sie soll das
Lebe» von der heitern Seite mehr er
fassen.
Vielleicht schützen Sie Mangel an
Bekanntschafte» vor, sagte Frey; wenn
Gesellschaft findet, in alle öffentlichen
lich.
ValeSca glühte. O, bitte, Mutter,
vielmehr überzeugt zu daß ich ein
aufrichtiges Interesse an Ihrem Schick
sal ilehme.
Als sich Dagobert Frey bald daraus
bemerkt. Ich finde nur, daß Herr Frey
ein junger Stutzer ist, wie die meiste»
seines Standes und Alters. Seine Zu-
Mark,
fache.
Er hat auch Nebenverdienst Tan
tieme. Sein Principal schätzt ihn und
hält große Stücke aus ihn.
Valcsca lächtlle. Mama, wie bist du
komisch. Du scheinst die Verhältnisse
genau ausgeftindschastet zu haben.
Kennst du den Herrn schon längere Zeit?
Natürlich. Ich habe, wie du weißt,
mit ihm stets verhandelt. Er hat die
hebt die Spannkarst der Sinn« und die
Spürkrast des Geistes.
Frey fand sehr bald, daß den Weg zu
dem Herzen der Tochter er nur durch die
Tochter gegenüber mehr Ehrbarkeit und
Achtung durchscheinen zu lassen, als sonst
BeweiS liefern, daß sie ein dankbares
Herz für ihre Mutter besitzt.
sorg«, ließ es unterwegs im Wagen sich
angelegen sein, die Damen aufs lebhas
nichl bloß aus den Verkehr seinesgleichen
angewiesen zu sein. Er drängte sich an
höher grstellle Persönlichkeile» gern her
an und konnte in diesem Bemühen kein
Maß und Ziel finden. Jedes Opfer war
ihn», um diesen Zweck zu erreichen, gleich,
halb u»v bemerkle i» viele» Fällen nicht,
daß er ein Opser dieser Begierde war,
daß man ihn oftmals nur ausnutzte und
stellte. Auch sein Bestreben, bei der Ge
heimräthin Berg und bei der anmuths
vollen Tochter derselben war ursprüng
lich aus die nämliche Schwäche zurückzu
führen. Er rühmle sich der Bekannt
fchaft der Frau Gehen,iräthi» »nd woll
te, indem er in Gesellschaft der schönen
Tochter erschien, Bewunderung erregen.
Glauben Sie nicht, sagte er während
der Fahrt, das! Sie sich meiner zu schä
me» habe». Sie werde» bemerke», daß
ich irr vornehmer Gesellschast nicht bloß
gelitten, sondern durchaus beliebt bin.
Ich verschmäh- darum auch, Sie in eines
unserer kleinern Theater zu geleiten.
Ziel, wo wir uns auf unfern Plätzen in
der allerbeste'» Gesellschaft befinden wer
den. Wir werden die weiße Dame se
hen. Ich bin mit einigen der darstellen
den Künstler genau bekannt und von
ihnen aus die heutige Aufführung, in
welcher die besten Kräfte wirken werden,
besonders ausmerksam gemacht.
Valcsca vernähn, diese Mittheilung
mit einer ersichtlichen Befriedigung. Sie
hatte befürchtet, daß Frey eine andere
Kunststätte, vielleicht eine solche, wo
selbst französische Lustspiele und srivole
Operelten das Repertoire bildeten, zu
der abendlichen Zerstreuung, welche die
Mutter bewilligt, auserwählt haben
würde. Die weiße Dame? fragte sie.
Ich kenne das Terlbuch, es ist eiucs der
allerbesten, die überhaupt vorhanden
sind. Wie einfach und rührend ist die
Handlung, das Eintreten des jungen,
der Heimatk entfremdeten Erben in daö
väterliche Schloß, das allmählich: Wie
dererkennen der Umgebungen ciuer glück^
sein.
Nach beendigter Vorstellung haben
wir Zeit, die vortreffliche Schillcrballe
zu besuchen. Es ist dies kein gewöhn
liches Local, welches von jeder beliebigen
man ist gegen die Zudriüglichkeite» der
ungebildeten Halbwelt dort vollkommen
gesichert.
Der Wagen hielt vor dem Opern-
Hause. Frey geleitete die von ihm ein-
aus.
Aus dem Antlitze der Frau Geheim
räthin thronte ein stolzes Lächeln, we -
ches dem ihres jungen Begleiters ähnlich
und verwandt war.
de Ballet »eine Milwirkung eintrete»
der Hos sein Erscheinen in Aussicht ge
stallt hatte. Aufs allerpeinlichste wurde
schast und den gebildeten Stände» die
Möglichkeit gewährt, alle Vortheile
eines Zffentlichen Zusammensein», ge
sichert gegen die Zudringlichkeit unzitze
höriger Elemente, zu genießen. Allein,
vollkommen und ausnahmslos diesen
wann sremdartigeü Elementen, vorüber
gehend Zutritt zu diese» geachteten Krei
sen zu gewinnen.
der Hraii Berg und ValeScaS über seine
Zugehörigkeit zu der Gesellschaft un
ichner zu bewirken war. Anch denjeni
elektrische Licht schus ln
Hl- '^ii^-
Augenbücke nicht Widerwille» gegen den
Buchhalter der Grund, weshalb Valcsca
diese Einladung ablehnte. Schüchternheil
Frn'.
fort, vorzüglicher Geschmack, vermuth
lich reich, sehr reich. Doch das bei
Seite! Sie vergesse» doch darüber
ich noch warten darf. Es ist «ine Ba
gatelle für reiche Leute! setzte er spöt
tisch hinzu.
Frey nahm sich zusammen Ihr«
er. Gedächtniß ist srisch. Sie
halten nicht nöthig, mich zu erinnern.
Wir tauschen die Werthe punkt >3 Uhr
morgen Mittag im Opera Casü aus,
(Fortsetzung solgt.)
Modern. Ella (im Streite
mit ihrer Schwester):, Ich behaupte
Franz Moor stirbt an Vergiftung!"
stechen de» Tod .. .UebrigenS können
Zoologisches. Der klein«
HanS (im Thiergarten) : .Bater, warum
heißt man diese Thiere eigentlich Ka
meele?" Herr Süffle: »Warum! Weil
sie'S 14 Tage ohne Sausen aushalten
können!"
s
«in Mustersöhuche«.
Ein stiller Theilhaber hatte sich itp
letzter Zeit in dem Berliner Geschäft von
G. an der Kasse betheiligt, ohne daß e»
gelingen wollte, den Dieb aussindig zu
machen. Recht unangenehm berührte
dies den Geschäftsführer, einen jungen
Mann, der sich des höchsten Vertrauens
seines Chefs erfreute und welcher, um
nicht in den Verdacht zu kommen, Kasse
und Bücher unordentlich zu führen, lie
ber die fehlenden Beträge ans feiner
Tasche zulegte. Als aber wochenlang
nicht allein die Diebstähle, denn nur um
solche konnte es sich hier handeln, sort
gesetzt wurden, sondern auch immer grö-
GeschäftSführcr endlich seinem Chef
seine Verluste in den letzten drei Wochen
auf etwa 300 400 M. Nunmehr
rieth der Chef, er solle sich einmal die
Kasse, welche er vorher, wie immer, sorg
fältig verschlossen hatte, nachzählte,
fehlten wieder mehrere der gezeichneten
Thaler und Fünfmarkstücke. Auf die
erstattete Meldung hin berief der Chef
seiner Ehre schuldig fei, sich einer Durch
suchung unterziehen zu lassen. Allge
mein wurde dieser Ausweg zur AbwSl
stand die Probe auf das Glänzendste.
Da wandte sich der GeschästSsührer
an den Chef mit der Bitte, doch auch den in
besonderem Zimmer Sohn
vorangegangenen Durchsuchungen der
Verdacht sich aus ihn lenken müsse. Zu
erst »ieS der Chef daS Verlangen ent-
pause das Pult mittels Nachschlüssels
geöffnet zu haben. Als der Vater ihm
bittere Vorwürfe macht«, meinte, wie vi«
Ein« esthnische B»lttsage.
In der gegenwärtigen Bremer Kunst
ausstellung, so schreibt die „Weserztg.",
hat der aus den russischen Ostseeprooin
zen gebürtige, bisher in Rom wohnhaste
Bildhauer A. Weizenberg zwei Ideal
figuren aus Mariiior ausgestellt, Koit
ihren Laus vollbracht hatte, sagte er zur
Aemmarik: Deiner Sorgsalt, Töchter
chen, vertraue ich die sinkende Sonne an.
neuen Lauf beginnen sollte, sagte er zu
Koit: Dein Amt, Söhnlein, sei, die
Leuchte anzuzünden und zum neue» Lauf
wähne ihre Bille und segnele ihren Ent
schluß. Nur einmal im Jahr auf vier
Wochen kommen Beide zur MitternachA
zeit zusammen und wenn Aenrmarik oie
gelt sich rosenroth ab am Himmel, bis
Koit die Leuchlc wieder enlzündet und der
Schein am Himinel die neu ausgehende
Sonne ankündigt. Der Allvater schmückt
noch immer zur Feier der Zusammen
kunft mit den schönsten Blumen die Flu
ren und die Nachtigallen rufe» der am
Busen Koit's zu lange weilende» Aem
marik scherzend zu: Lais? tüdrnk, laisk
tüdruk! Oepik! (Nachahmung des Nach
tigallgesangkS, bedeutet wörtlich: „«säu
miges Mäochen, säumiges Mädchen, die
Nachl wird lang!" Oepik, Name der
Rachtigall, eigenilich (die lange Nach!.')
Die Ehe ist de r Gipfel