Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 10, 1890, Page 2, Image 2

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    I
»on der HandtlSausstellung in
Bremen.
Aus Bremen schreibt man unter dem
11. Juni: An einer der reizvollsten
S-ellen des AusstellungSparkes erhebt
sich das G-bäuoe der Handelsausstel
lung. welches allgemein als die Perle
aller Baute,: bezeichnet wird. Nach den
Entwürfen de« Architecten Poppe ausge
führt, stellt c» eins der allen Hansahäu
scr dar, wie sie im Mittelaller in den
Nordisten, englischen und holländischen
Handelsemporien von den Mitgliedern
der Hansa erbaut wurden. Der Besu
cher gelangt zunächst in eine Vorhalle,
in deren Mitte ein über 8 Meter hoher
Atlas, eine mächtige Erdkugel auf seinen
Schultern tragend, auf einem Brunnen
ausgestellt ist. Den weiteren Raum der
großen Mittelhalle nimmt allein die
Tabakausstellung für sich in Anspruch.
In schön geschnitzten Zierschränken hat
man alle nur gangbaren Arten gesam
melt und für Kenner und Laien ein über
sichtliches Bild dieses Hauptzweiges des
bremischen Handels gegeben. An den
Wänden hängen Ansichten von den größ
ten amerikanischen Tabaksplätzen, an
kunstreichen Modellen wird außerdem die
Behandlung des Tabaks von der Staude
bis zur Cigarre vorgeführt.
Ungleich mannigfaltiger ist der An
blick, welchen die beiden Seitenhallen
bieten. Nach den Plänen Arthur Fit
gers und Hellgrewes sind hier Schätze
aus allen Welttheilen geordnet. In dem
linken Seitenarm haben Persien, China,
Japan, Afrika und Australien, dazu die
deulschen Kolonien Unterkunft gefunden,
während rechts die amerikanische Welt
sich vor unseren Blicken erschließt, in ihr
für sich gesondert die wichtigsten Stapel
artikel, die Bremen aus Amerika ein
führt: Baumwolle, Petroleum und
Wolle. Die Pracht und der Farben
rcichthum der einzelnen Gruppen ist ge
radezu berückend. Bald ist es ein präch
tiges persisches Zelt, bald eine Hütte aus
Faserstoffen, bald eine Gruppe seltener
Hölzer, die unserem Auge auffallen, bald
werden wir von Ansichten der Tropen,
ländcr oder von plastisch dargestellten
Szenen aus dem Leben der Eingeborenen
gefesselt. Die Veranstalter der Ausstel
lung selbst sind von dem Erfolge über
rascht und beabsichtigen nnnmehr, aus
allen diesen Gegenständen eine dauernde
Ausstellung, ein Handelsmuseum, zu
schaffen. Die meisten der Aussteller
haben sich schon bereit erklärt, ihre Ge
genstände solchem Zweck zu überlassen.
Die zum Bau eines entsprechenden Hau
ses nöthige Summe wird durch freiwil
lige Beiträge aufgebracht werden, an
denen in Bremen nie fehlt, wenn etwas
Gemeinnütziges geschaffen werde» soll.
<»in unblutiges Pistolen-Duell
führte unlängst die Studenten der Me
dicin bezw. der Zahnheilkunde Alfred
Friedrich Paul Greifer und Paul Ernst
Ferdinand Ehrenkönig aus Berlin vor
die zweite Strafkammer am Landgericht
11. Nach der Darstellung der Ange
klagten handelt es sich wieder einmal bei
dem Duell um Nichts. Greiser kam
am Abend des 4. August v. I. spät und
stark angekneipt nach Hause. Im Haus
flur will er den zweiten Angeklagten ge
troffen und die Bemerkung gemacht ha
ben, daß jener ihn sirire, er habe densel
ben deshalb einen „Fatzke!- genannt und
die Karte verlangt. Ehrenkönig habe
jedoch einfach die Thür hinter sich zuge
macht, ohne die Karte zu geben und nun
habe er weiter geschimpft, sei auch wieder
auf die Straße gegangen und dort habe
ihm endlich sein Gegner die Karte zum
Fenster herausgereicht. Anderen Tags
habe er dem Gegner eine Forderung auj
Schläger überbringen lassen, da Ehren
könig jedoch wegen eines Herzfehlers
nicht mit blanken Waffen antreten
tonnte und als Waffe die Pistole ver
langte, auch daS Ehrengericht unter die
sen Umständen das Pistolenduell billigte,
so kam dasselbe zu Stande und sand am
7. August in der Jungsernhaide statt.
Greiser will gar nicht aus seinen Geg
ner, sondern in die Luft gezielt haben.
ES war zweimaliger Kugelwechsel be!
fünf Schritt Barriere verabredet worden
beim ersten Kugelwechsel versagte di«
Waffe des Ehrenkönig, woraus sofort
die Versöhnung erfolgte. Der zweit«
Angeklagte bestätigte diese Darstellung,
nur mit der Abweichung, daß er an jene»
Abend den Greiser im Hausflur ga>
nicht gesehen, geschweige denn sirirthabe
Auch er will mit der Absicht in daS Duell
eingetreten sein, gar nicht auf den Geg
ner zu zielen und will auch thatsächlich
den Lauf der Waffe in die Höhe geholter
haben. Unter diesen Umständen glaubt«
der Vertheidiger für Freisprechung plai
diren zu können, weil nur ein Schein:
kämpf stattgefunden habe, der nach dei
Rechtsprechung des Neichsgerichts »ich
strafbar fei. Der Gerichtshof nahn
zwar für erwiesen an, daß beide Ange
klagte die Absicht gehabt hätten, »ich
auf einander zu schießen, daß aber trotz
dem ein Ernstkamps als vorliegend ange
nommen werden müsse, denn ein Schein
kamps setze voraus, daß beide Gegne
Kenntniß haben mußten von ihrer Ab
ficht, einander nicht zu schießen. Dies
Kenntniß hatten sie nicht, jeder wußt
nur, daß er selbst nicht treffen wollte
aber damit war er auf Gnade und Un
gnade von feinem Gegner abhängig
Aus diesem Grunde wurde Ehrenköni
zu der niedrigsten Strase von drei Mo
naten Festungshaft, Greiser als de
Provokateur zu vier Monaten Festuni
verurthcilt.
Afrikanisches Suett.
Germania.
Wenn wir im dunkeln Eontincnt
G> m insam uns bemühen
Und Schulter treu an Schulter stehen,
Wird der Erfolg uns blühen.
Wir tragen dort Cultur ins Land,
Die Folgezeit, sie richte.
Wir theilen die Verantwortung
Dann in der Weltgeschichte.
Dritte.
Ganz rech»; jedoch für jede Müh'
Bedarf's der Unterpsänder;
Theil' Du nur die Verantwortung,
Ich theil derweil die Länder!
«t» «turmgrad.
Sit hatten soeben ein hübsches Lied
hen angestimmt, die Kinder im Field'-
ichen Schulhause aus der Paw-Pas
Prärie in Noid-JllinaiS. die sich zwischen
len Städten Melville, Mendota, Mun
l?n und Brooklyn hinstreckt, als der
Himmel sich verfinsterte und ein dumpfe»
1!»lle?! in der Ferne ankündigte, das! ei»
Sturm im Anzug sei. Die Lehrerin
schaute besorgt zum Fenster hinaus »iid
bemerkte, dah ein tiefschwarzes Wolken
zeschiebe heranzog, der Gesang rcr
liummte und die erschrockenen Kleinen
schmiegten sich eng aneinander, wie di<
Schafe bei dräuendem Wetter. Da
klopste es an die Thür und ein Kne.hi
veS in der Nähe de>- Schulhauses woh
nenden Farmers Naney trat herein.
Seine Herrin habe ih» geschickt, sagte er,
um ihre drei Kinder und die einer Nach
bari» nach Hause zu bringen, ehe das
Wetter losbreche. Die kleine Gesell
schaft eilte fort, um das schürende Heu»
zu erreichen. Kaum aber hatte sie die
Anhöhe erreicht, da entlud sich das Ge
witter und ein furchtbarer Orkan warf
alle zu Boden. Grelle Blitze znckic»
hernieder, eine dicke Staubwolke verhüllte
die Landschaft auf einige Sekunden, und
als sie sich verzogen hatte, da war die
Schule verschwunden, und an der Stelle,
wo sie gestanden hatte, erblickten die Ge
retteten einen Stein- und Bretterhausen.
Hätte die Katastrophe sich drei Minuten
früher ereignet, so würde sie dreizehn,
anstatt acht Opfer, gefordert haben, denn
soviel sind in dem kleinen Schulhause
ums Leben gekommen.
Die ganze Landschaft von Sublette
bis Paw - Paw war mit Häusertrüin
mern bedeckt. Von dem Hause des Far
mers Newton Woods war das Dachwerl
mit dem Erker weggerissen und einige
hundert Fuß weit in das Gehölz ge
schleudert. Ueberall lagen Möbelslücke,
Hausg räth. Bettzeug u. s. w. umher
gestreut. Eine kleine Uhr wurde »o
?>ards von der Stelle gesunden, wo sie
gestanden hatte; si- tickte lustig weit r.
Ein Brett des WoodS'schen Hauses wurde
gegen einen Baum getrieben und bort
mit den Nägeln sestgespießt, so das? es
ausiah, als ob der Baum in einen Weg
weiser verwandelt sei.
Das HauS de« Farmers John Ream
wurde sammt dem Anbau aus d m Fun
dament gehoben und um einige dreißig
Schritte weiter gerückt, so daß die
Grundmauern deutlich sichtbar sind.
Hr. Ream glaubte zuerst, daß die Erde
sich unter ihm aufgethan habe und dicke
Schwefelwolken ausfloß, so dich« war
die Luft mit Schwef l geschwängert. Er
wnr lange Aeit betäubt, und es dauerte
eine volle Stunde, ehe er sich soweit
erholt halte, daß er nach den Seinen
Aus dem Sturmpfade waren Bäume
wie Bohnenstangen geknickt, Häuser
trümmer nach allen Richtungen geschleu
dert ; vierzehn Menschen haben ihr Leben
eingebüßt, viel- andere an Leib und Ge
sundheit Schaden gelitten.
Die Windsbraut hatte ihren Weg
durch eine Schlucht gesucht und das
große, sestgebaute Wohnhaus von James
Blees nebst der Scheuer und der Stal
lung vollständig zerstört. Die Be
wohner hatten sich beim Annähen des
Sturmes in den gemauerten Keller ge
flüchtet und dcrt Schutz gesunden. Sie
entkamen mit dem Leben, haben aber alle
Verletzungen davongetragen.
»»Huer» vorkam, ZI ii» K»ckärmrl «ezzrdl».
lau— Hvszrhängter tiikärmel
Die Hauptstätte des Schreckens bildet da?
Fields'sche SchulhauS. Dort kann «an
so recht beobachten, welch ungeheuren Zer
störungsakt der Sturm ausgeübt hatte.
Das Schulhaus ist voUständlich vom Erd
boden verschwunden und nur die spärlichen
Reste der steinerne» Grundmauern und
einige Breiter geben von seinem früheren
Bestehen Kunde. Das Hans wurde von
dem Sturm in eine schwindelnde Höhe
gehoben und ans allen Fugen gerissen.
Der Wind erfaßte die einzelnen Stücke
und trug sie hunderte von Pards weit
nach allen Richtungen der Windrose.
Einen schrecklichen Anblick gewährten
die Zeichen der Lehrerin, Miß Maggie
Mcßride, und ihrer acht Schüler.
Allen waren die Kleider vom Leibe ge
rissen, deren Fetzen man in den Baum
wipseln und an den Aesten und Zweigen
hängend fand. Die Leichen selbst waren
bis zur Unkenntlichkeit verunstaltet. Die
eines Schülers Namens White war un
ter eine Brücke tief in den Morast ge
trieben worden, wo nur der Kopf hervor
ragte. Diejenigen Kinder, welche die
Katastrophe überlebt haben, sind alle
schlimm verletzt worden und einige wer
den die Spuren derselben bis an ihr Le
bensende mit sich herumtragen.
Das Schulhaus der südlich von Comp
ton gelegenen Ortschaft Brooklyn ist
gleichfalls dem Sturm zum Opfer ge
fallen. Dort wurden auch zwei Kinder
getödtet, die Lehrerin und mehrere
Schüler verletzt.
Der „?opp«l-Hohl.RoNer".
Was ein „Doppcl-Hohl Roller" ist,
>aS wissen nicht alle unseres Leser; aber
Viele doch, den» der Sport, der in Wien
>u einer Vezirksgerichisverhaiidlung An
aß gegeben hat, ist heimisch im Weich
>ilde Wiens, insbesondere aus den enter n
Zründen und uralt ist das Wiener Lied,
welches die Vogellicbhaberei im folgenden
öerslein etwas melancholisch, aber dasür
lehr drastisch schildert:
.Der Ane spielt Korten, schiebt Kegel,
I hab' an den Alle» ka Freud'
Mei' anzige Freud san dö Vögel,
Sö san in r viel liaber als d' Leut!"
Diese Vogelliebhaberei wird sreilich
zumeist von den weniger Bemittelten be>
trieben, welche es sich genügen lassen
müsse», irgend ein armseliges „Zeiserl"
oder, wenn'S hoch kommt, eine Amsel zu
treuen. Etwas Anderes aber ist'S mit
dem besser siimrren Logelliebhaber. Er
halt sich die farbenprächtigsten Aras »nd
Sittige, die süßest schlagenden Nachti
gallen und vor Allem die verschiedenen
ilrten der gefiederten gelben Sanger, die
Kanarienvögel, welche, so wie die Men
schen unter Tcnare und Bässen, nach
Rollern, Unterrollern, Ucbcrjchlägern,
Hohlrollern und ähnlichen Bezeichnun
gen einragirt werden. Solche wohlha
bende Vogelsere sind in Wien sehr viele
und zu ihnen gehört au h Herr Othmar
Wimmerhuber, übrigens in den Krci-
Herr Wimmerhuber wohnt im Hofe
eines großen Wiener DurchHauses haupt
sächlich deshalb, weil er im Sommer
seine Käsig- vor das Fenster hängt »nd
er das a>if der Gassenseile nicht dars.
Herrn Wimmerhuber wäre wegen des
Lärmes, den seine Afterparteien machen,
schon längst gekündigt worden, aber er ist
zufällig auch Hausinspector und das
Herr Wimmerhuber um drei Gulden er
stand. Der Junge trollte sich und Herr
Wimmerhuber gab den Vogel in cmen
funkelnagelneuen Käsig und hängte ihn
oor'S Fenster. Sodann sehte er sich in
-inen Lehnstuhl, um ein Schläschen zu
machen, als ihn plötzlich ein schriller
Psiss weckte unv seine Haushälterin mit
dem Rufc .Jkssas, dö Rett^ingSg'sell
»ann in der raschesten Folge mehrmals
Niederholte. D?ch schien das Pseisen
»us dem Haushose zu kommen. Als Herr
Kaum halte Herr Wimmerhuber den
Kopf zum Fenster herausgestreckt, so
theilte i!>m dies der Hausbesorger, der
sizvogel nöt ei linimmst, so drah' eahm'S
G'nack um, Du alt'S Mehlwurmhä
ien!"
wegen Ehrenbeleidigung, blos wegen
Ehrenbeleidigung; die bindende Zusage
des Hausmeisters, dem Thierchen das
Genick umzudrehen, lieber Seite.
kung die Verhandlung statt und endete
zanz befriedigend, da Herr Blaschke so
lenne Abbitte leistete. Nur der selten
degable Vogel kam schlecht weg Herr
Wimmerbuder mußte ihn auf das Land
;u einer Tante verstecken, wo das Thier
leine Stimme erschallen lassen kann,ohne
-ine» Auflauf hcrvori»rufen.
Wiener Tagebl.")
Oekonomen, züchten die umfangreichsten
Erdfrüchte!" (Die dümmsten Bauern
haben die größten Kartoffeln.)
Die Menschen verzeihen
Her, daß man sie belügt, als daß m«w
ihnen die Wahrheit sagt.
BtS«narck-<karrirature«.
Fürst Bismarck ist der dankbarste Ge
genstand für die CarrikaNirenzeichner
iller Nationen gewesen. Das ist natür
lich, denn Bismarck war »weiselsohne
»ie wichtigste und bedeutendste politische
Persönlichkeit des Jahrhunderts. Außer
velche s» dankbar sür den Zeichner wäre.
Die Zahl der Carrikaturen Bismarcks ist
Legion. Ein Pariser Blatt hat einige
l>er besseren kürzl'ch gesammelt und einen
ganzen Zeitungsbogen damit zusammen
gestellt. Leider befinden sich einige der
berühmtesten Kladderadatsch-Bilder aus
der Conflicts-Periode nicht darunter.
Wir wollen hier einige dieser Bildchen
reproduziren:
Ein leichter Helm für Feier
tag c.
1870.)
Im Schlepptau Napoleon».
Aus der Luxemburger Periode (Frühling
18V8) nach einer Schweizer Skizze.
Im Parlament.
Bismarck vor dem 7<Z.r Kriege im nord
deutschen Reichslag (Figaro, Wien.)
Bismarck Napoleon. St>
(Wiener Figaro, April 1800.)
Der Lootse verläßt das
Schiff.
X V
(Der berühmte Carton des „Londoi
Punch', März I8S0.)
Eine belehrende Geschichte,
«ie man seinin Kredit befestigt, theilt
sie „Allgemeine Reichs - Korrespondenz"
aus St. Petersburg mit. Dort hatte
-r zu seinen Millionen Unternehmungen
bedurste, eingebüßt. Plötzlich ersuhr
bereits sein Teslanient gemacht. Indem
Lermächtniß hinterließ er seinen Erben
ungeheure Lumiiren und seinen
Geheimniß behandelt wurde, schnell, und
machte überall einen g' oßen nnd nachhal
tigen Eindruck. Aber siehe da, ganz
plötzlich trat in dem Zustand des Er-
Besseren ein, und die Genesung machte
schnelle u.'.d gute Fortschritte. Er
konnte sich bald der Führung seiner Ge
schäfte, bei welchen er jetzt eines unbe
grenzten Kredits genießt, wieder anneh
men.
Nu» dem «»glichen Lebe« eine»
Billtardballe«.
(In elf Bildern.)
Zr schläft meist bis zum Nbcnde
Ind träumt von seinem Licblingsqueu«.
'
llnd, wenn gekoimnen ist die Nacht,
Dann wird er erst »n's Licht gebracht.
Das Spiel beqinnt 0 UnglückSloS,
Ein .Gircr' war der erste Stoß.
rennt er bei'm zweiten Stoß
Mit Wuth auf seinen Gegner los.
Er sieht mit Schadensrcud den ander«
Ganz wirkungslos vorüber wandern.
Ein unnatürliches Gefühl
Ist bei dem Necorset im Spiel.
Durch'nen Tusch wird man oft sehr er
regt,
Und zum Zerspringen ausgelegt.
Mass«- geklopst er wird.
Wie dumm aus dem Billard zu flie
g'n,
Und hustend dann im Staub zu liegen I
So wird er, bis der Morgen tagt.
Viel tausendmal hcrumgcjagt.
Doch endlich läßt man ihn in Ruh
Er wackelt und schließt die Augen zu.
(Fliegend« Blätter.)
«u« der viert«« Dimension.
Ungeheure Heiterkeit herrschte jüngst
km Saale der VB. Abtheilung des Ber
liner Amtsgerichts: Die Schössen lach
ten, der Vertheidiger und der Angeklagte
lachte, ja selbst der ernste Vorsitzende
konnte sich ab und zu eines Lachens nicht
erwehren. Nur Emer blieb von dieser
»llgemeinen Heiterkeit unberührt und
dieser Eine war der Gerichtsassessor a.
D. Hugo Puls, welcher in seiner Eigen
ichast aIS Kläger dem Gerichtshöfe einen
längeren Vorirag über die spiritistische
»er Spiritisten-Gemeinde hoch entzückte.
Herr Gerichlsassessor a. D- P»l§, welcher
!- Z. schon den Sputknaben Wolter
krästigst unterstützte, hat nämlich ein
ZVB Seilen dickes Buch geschrieben, bei
»esse» Lektüre jedem Leser das alte Wort
,orgehalten werden mußte: ..Mir wird
«on alle dem so dumm, als ginge ein
lviühlrad im Kopse herum."
Das Buch betitelt sich: „Der Spuk
oon Resau. Eine praktische Studie über
die Kullurfrage: Giebt es einen natür
lichen Spuk? Mit dem Resultate: Es
spukt doch!" Als Motto ist dem Buche
oorgesetzl: „Wenn die Menschen schmel
zen, werden Steine reden!" Herr
Gerichlsassessor a. D. Puls giebt darin
a. a. „70 andere Spukgeschichten" und
kine phantasievolle Darstellung des Le
bens in der „Sphäre" zum Besten.
Man sieht daraus, wie toll es im Reiche
»er Spukgeister zugeht. Herr Puls giebt
»»nn auch noch mancherlei Mittel und
Wege an, wie man den Straßenjungen
»er Spukgeister, denen aus der „niederen
Abtheilung" mit Erfolg zu Leibe rücke»
kann. „Sind diese Spukgeister erst
eine Zeitlang gehörig abgelrumpst wor
den, so spricht sich das natürlich in der
niederen Abtheilung rasch herum nnd die
Gegendrohung wird laut: „Die Men
schen werden es noch dahin bringen, daß
tin anständiger Spukgeist gar nicht mehr
jU ihnen spuken kommen wird!"
Herr Gerichlsassessor a. D. Puls er
hielt auf diese Drohung in einem Feuille
ton der „Berliner Zeitung" den Trost,
«aß er, „der schon bei Lebzeiten ein so
»nglaublich albernes Buch verfaßt, sich
nicht zu fürchten brauche, dereinst als
Zpukgeist zur Erde zu komme», denn er
könne gewiß sein, dal! er sich lächerlicher
laum »och machen könne." Das war
»em „Verfechter des vernünftige» Spi
ritualismus" zu viel und er verlangte,
»b dieser Beleidigung am Dienstag vor
»em Schöffengericht Rechenschast vo»
»em Redacteur'oer „Berliner Zeitung",
Herrn Franz Herr Puls
hielt dabei einen täugecen Vortrag über
»as Wesen des Cpiii'iSmus und seine
Darstellung von den Geheimnissen der
»erschiedenen von den
kbenleuern des Spuktnaben Karl Wol
«r, von den „vollkommenen" und „un
»ollksmmenen" Brüdern u. s. w., ent-
lefjelte» wiederholt Stürme der Heiter
keit. Mau konnte jeden Aucenblick er
varten, daß Steine, Bratpfannen, Bei
len oder gar.stenographirte Geislerreden"
»urch den Saal stiegen müßten.
Der Angeklagte erklärte, daß Herr
Puls sein Werk zu einer Kritik selbst in
>ie Redaction gebracht habe, u»d daß es
«ohl im öffentlichen Interesse liege, sol
hem Buche gegenüber die Tinge beim
achten Namen zu nennen. R. A. I.
Kehn verzichtete als Vertheidiger darauf,
»ein Kläger in das Gebiet der vierten
Dimension zu solgen, beansprucht aber
iür seinen Klienten den vollen Schutz des
> I9S Str.-G. Der Gerichtshof ent
sprach auch diesem Verlangen, indem er
»en Angeklagten freisprach.
Dt« Tragödie eine« Künstlers.
Der Berliner Maler Karl Stausser
jat unlängst im zoologischen Garten in
«iner Vaterstadt Bern einen Selbst
nordversuch begangen, an dessen Folgen
:r jetzt zwischen Tod und Leben schwebend
»arniederliegt. Vor etwa acht Jahren
vurde anläßlich der großen Berliner
ikademifchen Kunstausstellung ein Por
trät mit der großen goldenen Medaille
lusgezeichnet, das den Bildhauer Mar
Itlein darstellte und von Stausser ge
nalt war. Seitdem war Karl Stausser,
»er sich auch als ein liebenswürdiger
Gesellschafter erwies, sowohl als Mensch
vie als Künstler eine gesuchte und in
»ielen Kreisen verhäifchelte Persönlich
keit. Er wurde mit Austräge» über
läuft, malte auch das Bildniß Gusta»
Zreytag« sür die Nationalgalerie und
?rwarb sich ein besonderes Veidienst um
,ie Förderung der lange vernachlässigten
»adirkunst, die erst seit den letzten Zah
len wieder allgemeiner, na-nentlich von
inseren jnngen Malern gepflegt wird.
NIS er, wenn auch nur als Zeuge, in
nnen bekannten Modellproceß ver
vickelt wurde, der seinerzeit die Berliner
Vcsellschasl stark beschäftigte, zog er es
,or. die Stätte seines bisherigen Wir
kens zu verlassen, und sich zunächst sei
len, von wo
Dein Selbstmordversuche soll ein»
LiebiSgeschichte zu Grunde liegen, in der
!ine Dame aus der besten Gesellschaft
Zürichs, eine Fruu W., genannt wird,
ne ihren Gallen verließ, um den jungen
llünstUr noch Italien zu begleiten. Tie
Zamilie der Entführten wußte in Rom
>ie Verhaftung Staussers durchzusetzen,
>er jedoch bald wieder entlassen wnrde,
>a sich der schweizerische Gesandte ener
gisch seiner annahm. Die Ausregungen,
oelche diese Vorgänge mit sich brachten
,nd die durch eine heftige ZeilungSschde
>egen den schweizerischen Gesandten noch
zesteigert wurden, hatten jedoch auf den
»«reffenden Gemüthszustaiid der betret
enden Dame in einer Weise eingewirkt,
>aß ih>e eine Heilanstalt
»olhwendig wurde. Stausser wollte das
>on ihm verschuldete Unglück nicht über
leben und beschloß seinem Leben ein Ende
>u machen. Er jagte sich zwei Revolver
lich gelingt es den Aerzten, de» hochbe
»»bten jungen Man» der Kunst und de?
Leben zu erhalten.
Seine Feinde lernt man im
Alück kennen, sein« Freunde im Unglück.
Teutsch» cp«r tn Umertka.
Die nächste Saison der deutschen Oper
n Amerika verspricht eine außrroident
ich glänzende »u wcideii. Es sind ganz
lovzüglichc neue Kräile engaqivt morden
>nd es dürste intereisire», dieselbe» im
Vilde kennen zu lernen.
Frau Miel?e.
Frau Mielke ist eine berühmte Wagner
Frau Götze.
Frau Ritter-Götze ist eine der tüchtig
sten Altistinnen Teutschlands. Sie hat
naiiientlich in Hamburg bedeutende
/A
GudebuS. ' '
GndehuS ist neben Winkelmann heute
der benihmiest- Wagner Tenor. Er hat
>n Baireuth den Parsiual »iit großarti
zem Erfolg gesungen. Gudehus ist die
bedeutendste Stütze der Dresdener Hof
zper. Nach den Mittheilungen der neue
>ten deutschen Blätter war der Sänger
«brigenS sehr schwer erkrankt.
Frau Schöller-Haag hat in München
längere Zeit gewirkt.' Sie ist eine lyri
sche Sängerin ersten Ranges.
Fräulein Johu.
Fräulein John wird die jugendlichen
dramatischen Rollen übernehmen. Sie
soll sehr schön sein. Die Dame war in
Dresden und Magdeburg engagirt.
Außerdem kommen Herr Andreas Dip
pel, ein junger Tenorist mit schöner
hoher Stimme, der Tenor vonHubbenet,
der berühmte Bariton Lubia und mehrere
andere Operngrößen ersten und zweiten
Ranges. Reichlnann, Fischer und Beh
rens, welche voriges Jahr in Amerika
sangen, sind ebensall» «azagirt worden.
Ein Pariser Polizei»
Inspektor, der am Psingstsonntag auf
dem Bahnsteig auf- und abgeht, kommt
an einen, Wagen erster Classe vorüber,
der beinahe vollbesetzt ist. Nachdem er
einen Blick in den Wagen geworfen, sagt
er: .Neben Sie Acht, es sitze» zwei
Falschspieler hier!" .Was!' rusl so
fort ein äußerst elegant gekleideter Herr,
der sich auszusteigen; .ich
derartigen Gesellschait zu reisen!'
.Und ich," bemerkt ein Anderer, der in
der entgegengesetzten Ecke sitzt, „habe
viel Geld bei mir und will nicht riSkiren,
es zu verlieren.' Und auch er steig!
aus.—»So," bemerkt in aller Ruhe der
Inspektor, »jetzt können Sie unbesorgt
fein; nun sind sie Beide wieder «usge-
Sieien I'