Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 19, 1890, Page 2, Image 2

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Rusflsche <kc»surcurt»sttSten.
Der russische Schriftsteller Jokuschkow
veröffentlicht in den „RusslijeWedoinosti"
seine Erinnerungen an die russische Cen
iiiie wüthete. Folgende Leistungen cha
rakterisiren diese „Pestbeule der russischen
Schriftsteller" damaliger Zeit. In einem
Gedicht „Slanzen und Elise" hatte der
Eensor folgende Verses und
teressant genug sind?
I) Ein himmlisches Lächeln verklärte
Dein Gesicht.
(Viel zu stark gesagt, lautete dießand
benierkuiig des Zensors, ein Frauenzim
mer ist nicht würdig, daß ihr Lächeln
himmlisch genannt werde.)
2) Und schweigend ruht sein Blick auf
Dir.
geduldet werden darf.)
3) Und Du verstandest, was mein«
Seele suchte.
was eigentlich gesucht wirb, da doch hier
von der Seele die Rede ist.)
(4 Was kümmert mich der Leute Mei
nung! Dein liebevoller Blick allein
Ist mir mehr werth, als das Weltall!
(Viel zu stark gesagt; außerdem scheint
der Versasser ganz zu vergessen, daß es
im Weltall auch Monarchen und Behör
den giebt, die man doch nicht niederer
stell«» darf, als den Blickeines Weibes.)
S) Wie wünschle ich in der Wüfteiistille
An Deiner Seite selig hinzuleben!
(Solche Gedanken darf man überhaupt
nicht aussprechen; das will so viel sagen,
daß der Dichter aufhören will, seinem
Herrscher dienen, bloß um nahe seiner
Geliebten zu leben; außerdem kann man
die Seligkeit nur im Evangelium, aber
nicht bei einem Weibe finden!)
V) Wie wünscht' ich Dir mein ganzes
Sein zu weihen!
(Was bleibt dann für Gott übrig?)
7) Zu Deinen Füßen Ruhe finden, die
(Für einen Christen gar zu erniedri
gend und sündhaft, zu den Füßen eines
Weibes zu sitzen.)
S) Nur Dir zu leben, keine Trennung
Dich stets zu sehen, für Dich allein zu
An Deinem Herzen, Theuerste, das Glück
zu sind«».
(Alle diese Gedanken widersprechen
dem Geiste des Christenthums.)
Die größte Blume der
Welt ist nach W. Watson eine Aroidee,
welche aus der Insel Sumatra einheimisch
ist. Dort wurde sie 1878 von Odoardo
Dcceari am Fuße des Vulkans Singa
tVroviiiz Padaiig) 304 Meter über den,
Meeresspiegel entdeckt. Die Pflanze
treibt bis zur Blülhezeit nur ei» einziges
Blatt, das bis zu enier gewallten Grö
stellte eine Säule von 15 Meier Höhe üiid
(>,»v Meter Umfang dar, die sich oben in
drei fchenkeldicke Aeste verzweigte. Ein
solcher Blattstiel gleicht im Tropeiiwalde
einem blattrindigen, von weißlichen
den Blüthenkolben umhüllende Blüthen
scheide stellt bei ihrer Entfaltung einen
mächtigen, hellgrünen, oben weißen und
breiten Trichter dar,
i» die königlichen Gärten von Kew, wo
es nach zehnjähriger Pflege über dem
L'auwafserbecken der Victoria im
Juni des vorigen Jahres z»r Blüthe ge
langte. Die ganze Entwicklung bis zur
spruch.
Die Reise des russischen
Forschers Jancinzef im Gebiete des Sc-
Licht auf die Mongolengeschichte des
Mittelalters fallen wird. Die wichtig
sten Entdeckungen wurden im Bereich des
dereS als der Ueberrest der berühmten
Residenz Dschingischans des vielge
suchten Karakorum.
Der Prinz von Wales
enthüllte jüngst das von den Osficieren
und Mannschaften des königlichen Genie-
Kameele reuend dastellt, wie er seine
letzte Reise durch die Wüste nach Khartnm
antritt. Sein Haupt ist mit einem Fez
«inen Stock. Das Sockel trägt aus
einem Medaillon folgende Inschrift:
„Charles Georg« Gordon, vom könig
lichen Geniecorps, Ritter des Bath
der Türkei, Generalgouverneur des
Sudan. Er wurde geboren in Waol
wich am 28. Januar 1833 und getödtet
in Khartum am 20. Januar 1885. Er
richtet von dem Corps der königlichen
Ingenieure." Der Herzog von Cam
bridge, der Kriegsminister Stanhope,
Lord Wols«l«y und viel« andere höher«
G«n«räl« wohnten der Enthüllungsfeier
t«i.
Vom Ta«>e.
JedtS Volk hat sein« Nationalkunze,
zelne» Völker sehr bedeutend. In Frank
reich hat die Tanzkunst von jeher einen
bevorzugten Platz eingenommen und di«
Tänze der Franzose» haben schon srüh
ihre Reise um die Welt gemacht. Im
Jahre 158 l pflegte man in Deutschlaiib
ebensalls im 4j4 Takt. N«b«n den
Tänze ihre Geltung, und vom Heierlei
des dreizehnten Jahrhunderts bis znm
modernen Walzer dehnt sich eine lange
Reihe beliebter Tänze, die meistentheilS
vom Lpnde in die Salons kamen und sich
da eingebürgert haben.
An den deutschen Fürstenhöfen herrschte
während des Mittelalters eine überaus
steife Etiquette, die auch nicht verfehlte,
sen auszuüben. Nach dem Turnier sand
«in Fackeltanz statt, wo jeder Ritter mit
der Dame tanzte, die ihm einen Dank
(Turnierpreis) gegeben. „Es tanzien
alle Fürsten, Grafen und Herren sammt
den Rittern, und denen vom Adel, be
sonders die, so Dank und Kränze em
pfangen hatten, und that ein Jeder mit
derselben Frau oder Jungsrau «inen
Vortanz." Der Fackeltanz ähnelt unic
r«r Polonaise, die von ihm abstammen
mag, nur werden den Kolonnen Lichter
und Fackeln vorgetragen. Es herrschte
bei den Turnieren und den Hostäiize»
großer Prunk. Eine Verordnung aus
dem Jahre 147«, bei Gelegenheit des
Turniers zu Landshut erlassen, gibt uns
darüber Auskunft. Dieselbe lautet:
„ Nachdem jedem Ritter guten Sam
met und Perlen zu tragen behalte» (ge
stattet) ist, so haben wir doch hierin be
schlossen, daß Niemand Röcke oder
Schanden mit Gold gestickt, noch von
gesticktem Sammet tragen soll, womit er
sich aus diesem oder anderen Tnrniere»
zu schmücke» fürnehmen wollte. Wer
des überführt wird, der soll von allen
Edle» und Rittern verachtet sein, auch
in dem Turnier zu keinem Vortanz oder
Dank zugelassen werden. Durch die
Hauptleut ist zu ordnen, wer die Täine
ausgeben, auch den Wein, das Konsclt
und die Kerze halten soll."
Das Tanzvergnügen war von kurzer
Dauer und von Consekt und Wein ver
süßt, wahrscheinlich damit die Paare sich
nicht zu sehr langweilten. Das Tanz
vergnügen wurde an den Höfen auch
nicht zu allen Zeiten gleich gepflegt.
Kaiser Friedrich 111. „wollte lieber daS
Fieber haben als tanzen", Siegmund
dagegen war so tanzlustig, daß er wäh
rend seines Aufenthaltes in Stiaßburg
ini Jahre 14!4 von 150 Frauen aus dem
Bett geholt wurde, mit denen er tanzen
mußte. Da sie ihn barfuß entführt hat
ten, kauslen sie ihm in der Korbergasse
für sieben Kreuzer ein Paar Schuhe.
Nach und nach kamen auch französische
die tZallisräs wnrden immer beliebler
und im siebzehiilen Jahrhundert tanzte
man bereits in Deutschland das Menuett.
Als eine Nachahmung der französischen
IZals elilimpötres dürfen die deutschen
Bauernhochzeiten gelten. Das Fürsttu
paar stellte den Wirth und die Wirlbin
dar und die Hosdamen die Mägde. An
nicht fehlen, deshalb übernahmen die
Kammerherren diese Nolle. Friedrich
August Sachsen veranstaltele 172«
sieis. Man tanzte daS Menuett »nd zu
Zld«l hat sl^l s ach
' Gelage gewidmet, wenn man nicht
schlief oder sonst sich beschäftigte. Wem,
sie aber bei besonderen Geltgenheil«»,
»en und mit rothseidenen Schnüren »er-
ürämt. Aus der linken Schulter hing,
Unlich wie die Dolman«, ein rothwolle-
neS Mäntelchen, das bi« zum Gürtel
reichte. Als Kopfbedeckung diente ei«
Bei solche» Tänzen trugen die
Damen Maskenkostüms, aber ohne
Larve vor dem Gesicht, nur die verhei
auch vor dem Essen getanzt Aus der
Kirche begab sich der Zug in die Herren-
und nachdem die Brautsührer und
Frau »der Jungsrau eingehändigt wor
den," Es gehörte zum Amt der Platz
mcist«r, Ordnung zu halten und den
anzuweisen.
Bei den Geschlechtern war das Tanz
vergnügen sehr beliebt. Sie pflegten die
alle heiße» mögen. Auch der Walzer,
der schwäbische?'. Ursprungs zu sein
scheint, wurde bald iu ganz Deutschland
sehr beliebt.
Wie Hans von Schweinichen in seinem
Reisetageb.ich
zer seine Tänzerin auch herzen. Damit
dieses recht ost geschähe, wurden die An
führer bestochen. Junker Hans von
Schweinichen befand sich sehr wohl da
bei, denn „wie gesagt, die Jungfrauen
waren schön gaben höfliche, auserle-
Pfleg« deS Tanzes ging in die Hand der
Zünste über und später in die der Bür
ger. M. F o l ti c iii c a n o.
Nach der Annahme der Wilson Dill:
Terz?« durstiger Jowaer: Schnapp«,
Wein, Bier in Mass« dort (in Illinois)
und nicht «in Tropfen für uns l
Probates Mittel. Mak
Jahr 1x43. Die Schützen
die lästigen Besucher IoS zu werden.
„Nein, Durchlaucht, erwidert« der Ob
> mann der Deputation, „wir haben nur
5 den Befehl erhalten, die Rede noch ein
mal zu halten, falls unser« Bitt« nicht
«rsüllt würde." Da sprang der Fürst
entsetzt auf und ries: „Ich bewill iz«
alle», schw«igtnurstill! j
DerWuuderdocior von Cucügnan.
Hand. Da sagie» sich die Cucugnese»:
„Unser Arzt taun N>chiS, »bsoliit NichlS.
nöthig, auch zwei Todte auscrwecken
sollte. Manche all« Jnnzscrn sprachen
sigar von ii.un oder zeh» jungen Mün
ilommen, grüßte, hustete und räuspert«
!r sich laut.
„M u»de," be^ n laut,
juerwecke». Wollt Ihr, daß Simon
»userstehe» soll? Wie nanntet ihr ihn
doch ? Simun Cabani«, der vor einem
den ist?"
weinen werde, solange mir Gott die Au
gen im Kops« läßt. Aber erweckt ihn
nicht, denn am End« des Monats lege
ich die Trauer ab, da der lange Paskal
lnich Heirathen will. Die Aufgebote.sind
schon erfolgt und die Brautgeschenke habe
iürbe er vor Gram."
„Es ist gut, daß Ihr es mir sagt,
Katharina! Dan» wollen wir die roih
.mAtzten L.chtm-gtag begraben w°rd«n
„Hütet Euch, Herr Zauberer," schrie
Lamell drohend, indem er die mit
mich zehn Jahre Fegefeuer; ganz Eucug
»au weiß es. Mag sie zu meiner und
ihrer Ruhe bleiben wo sie ist. Sie war
beißend wie spanischer Pfeffer, starrköp
fig wie ein Maulesel und eitel und dabei
imd hatte eine Zunge! eine wahre
Schlangenznnge, Herr, so daß sie die
heilige Jungfrau und den^heiligeii^Jo
lagen."
„Aber, mein Freund, man könnte
»och
„Ich warne Euch, Herr Zauberer,"
zrollte Jacques. „Todte Fra», neuer
Hut! Da mir Nanon drei Kleine hinter
lassen hat, die mir, nebenbei gesagt, gar
wie Ihr seht.
„Ah, ah, ich begreife," begütigte ihn
der Doktor. „Es ist klar, daß Ihr nach
bestandenein Fegeseuer auch »och die
Hölle durchmachen müßtet. Ein Weib
ist schon mekr als genug." Sich den
langen Bart streichend, nickte er Jacques
üamele vcrständnißinnig zu und erhob
jeine Stimme von Neuem:
„Wie wäre es, wenn ich den Meister
lhr det> Meister Peter von
Mas-Viel?" sragte Felir Dicksaust zö-
„Gewiß, den Meister Peter von Mas-
Erweckt ihn nicht, denn wenn «r wieder
käm«, würd« ihm da» Herz vor Kummer
brechen bei dem Streit, der zwischen den
Geschwistern herrscht. Und er liebte
doch den Frieden über Alles. Wir haben
Stückchen Land bestand, getheilt. J«d«r
o»n uns hat ria«n Hausen Kinder und
müssen sehen, »ie »ir »n« durchschlagen.
Feder sucht, alle« Wasser seiner Mühle
zuzusührcn."
„Es wäre also nicht möglich, daß ich
ihn aufweckte?"
„Nein, nein," beeilte sich Dickfaust zu
erwidern. „Wenn er auferstünde, müß
ten wir den armen Gr«is ein Monats
geld aussetzen; nichts wäre gcrechtsertig
ter, als das. Die Jahre sind aber so
schlecht, Herr Zauberer! Ihr wißt wohl,
die Seidenraupen thun Nichts, oder wen»
sie was thun, so ist es das, daß sie ster
ben. Die Nebenstöcke sind krank, das
sie starb. Aus dem Todtenbelt hat sie
Heller Eurem Hospital hinterlassen hat.
Soll ich Euren Geistlichen, den Ihr
Zllle so geliebt und beweint habt, auf-
Zauberer !"
Und Dame Nousseline, die Mutter der
Congregation sügte hinzu: „Der liebe.
Statt einen kleinen jungen Hirttn erhal
ten, der sehr gut aussteht! Er ist sehr
lobenswerth, unser neuer Geistliche. Er
singt wie eine Orgel, predigt wie «in
Erzengel und sührt seine Herde, wie es
sich gehört."
„Was soll ich darauf erwidern! Wenn
dem so ist, wollen wir uns anderweitig
Zähnhen bekommen, als eS starb. Ach,
es war so schön, so süß Golt hat es
uns genommen: sein Wille geschehe....
wir zu arm."
Da sagte der Arzt: „Genug für heute.
Da Ihr mich heute das Wunder nicht
vollbringen lassen wollt, soll eS ein an-
Todten erwecke, sondern indem ich Euch
verhindere zu sterben." Höflich grüßend,
entfernte er sich.
Seit diesem Sonntag vollbrachte «>
großes Zutraue» zu ihm, denn wenn er
sein Wort nicht gehalten hat, sagten sie,
so sind wir schuld daran.
Hier endet die Geschichte. Sie endet
gut, wie Ihr seht.
Ein« köstlich« Prob« des
d«ulschen Gelehrtcnstils wird in folgenden
Zeilen mitgetheilt: Im Winler 184 S
bildet- das Tagesgespräch in Berlin ein
Meteor, welches im Kastanienwäldchen
neben der Hauptwache niedergegangen
sein sollt«. „Tanle Voß" und „Onkel
Speuer" brachten lange tiessinnige Ab^
liansatz eines bcnzalischen Rolhfeuer«
zu thun halte. In der Kgl. Akademie
der Wissenschaste» gedachte der große
Naturforscher Ehrenderg diestr Vigeben
chen Satze: „Freilich erlaubt« auch neu
lich in Berlin der Mangel jeglichen Zeu
gnisses einer am Himmel sortbeweglen
des sür solchen entscheidend anzuerken
n«n." Also wörtlich zu lesen in den
Verhandlungen der Kgl. preußischen
Akademie der Wissenschaften zu Berlin
von 184 g, Seite 353—354. Wie übri
gens die Entscheidungen deS Reichsge
richts in Leipzig beweisen, ist es seither
mit dem Deutsch der Gelehrten nicht er
heblich viel bess«r geworden.
„Der Maler der Hönde."
Bis zum Jahre IBSS wurde alljährlich
von dem Athenäum in der guten Stadt
Brügge ein Preis von fünftausend Gul
den sür das beste Bild inländischer Ma
ler als Prämie erlheilt; aus dem alten
berühmten befand sich die au^
Daß ein Bischos neben einem Schauspie
ler, ein Whig nebe» einem Tori) saß,
war hier das Gewöhnliche, selbst der Un
terschied zwischen Adel und Talent, den
die geistreiche MrS. Trollope so haar
scharf erklärte, hörte an der Tafel Sir
Sessel einer reizenden Frau der König
thron, ans dem sie ihr Fächer-Scepter sür
ein Stündchen schwang, ösler noch bilde-
Haupt. Zu den besten Sprechern gehörte
der damals mit großartigem Erfolg
gastirendc Tragöde Forrest, eine impo
sante Erscheinung, dessen Augen sehn
süchtig und träumerisch in ein ungekann
teS Reich der Schönheit und der Ideale
zu blicken schienen. Es war mehr ein
Vollendetste aber, was ich je vo» mensch
lichen Formen erblickt habe, waren Ed
win Forrcfl's Hände ihre Bewegun
gen konnten mich, stundenlang sesseln,
und wenn man neben einer Physiogno
mie der Hand von einer Mimik dersel
laubN Wie diese Hände bei einer ruhi
gen Rede des Künstlers sich lang nnd
hingestreckt verhielten, bei einer Kon
troverse aufzuckten und bei scharfem Dis
put milstrille» in ihren ivellensörmigen
Bewegungen! Wie anders sie, sromm
in einander gefaltet, aussahen, als bei
Hände?" sragte mich lächelnd mein
Tischherr, der ebenso vorzügliche Kupfer
stecher als Schristgelehrte Pater Noiver,
den ich aus des Tragöde» Hände auf
merksam machte; „da rathe ich Ihnen,
falls Sie tinmal nach dem alte» Bel
gium kommen, sich in Brügge auf dem
Ralhhaus, das Bild „Lenz im Winter"
anzusehen der kleine Felu, der Maler
dieses Bildes, hat meiner Meinung nach
das Höchste geleistet, was die menschliche
Kunst in Wiedergabe von Händen leisten
stellte. Rubens die sinnlich lebensfro
hen, Rembrand die geistvollen! Gewiß,
aber es giebt doch viele Abstufungen da
der häuslichen Jungfrau, die runde und
doch arbeitsfeste der Hausherrin, die
soraenvvlle Nunzelhand der Großmutter,
das naive Patschkändchen des Kindes,
dann wieder die seste Hand des Schüben,
dec Scheune, an dem außer der Gnts
he>rschafl auch das Gesinde und Gäste
verschiedenster LebtnssleUung Theil nah
men, eS wohl keine Hand, die nicht
winkle», und ich lnh nur den lalenlirten
Paler im Fortgehen einen Angenblick,
doch ries er mir nochmals zu : „Also,
Fe u!" dd lt j
meine Stirn: „Ist bereits notiri."
Er legte die Hand auf's Herz: „Wird
auch dort notirt werden !"
gend, uns bei Herrn Verden melden
ein freundlicher Empfang wurde uns zr
Theil, und als wir unsere Frag,
gestellt, glitt ei» herzlich-frohes Lächeln
über seine breiten guten Züge.
denn ich bin der größte Verehrer dieses
Malers; ich habe zu denjenigen gehört,
die seiuem Bilde den PreiS zuerkannten,
sehen?" l'ch l d ' d' '
d> wir hinter ihm durchschritten dann
ösfnete er eine schwere Fensterportier«
und ließ das volle Mittagslicht aus das
Gemälde fallen.
E« fesfellte nicht, wie ich erwartet,
«uf den ersten Blick über dem Gan-
tiefen muß, dessen Eindruck dann aber
unauslöschlich bleibt, ein Gemälde jener
Art, von dem Goethe wie von jedem
ist sür dc» Augenblick geboren das
Echte bleibt der Nachwelt unverloren."
Und die Hände! Jede anders, und
doch in ihrer Art schön! Pater Rower
halte sie richiig classisicirt, gute, seine,
fleißige, derbe, naive, sinnlich'', schöne,
licbe, geistreiche und arbeitssrohe Hände,
jede Art menschlichen Gefühls war i»
j diese Hinde gclegi; aber rührend wirk
! te» aus mich die Hände eines junge»
Mannes, der abseits vom Orchester
an einer großen Tonne lehnend, beide
Hände sehnsüchtig auf's Herz gedrückt
senkt.
„WaS fehlt Dir?" war man versuch!
zu rufen. —
Augen und ebenso heiß der' Wunsch im
Herzen hochstieg, den ich zu einer Bitt«
formte: „Ach, ich bitte, erzählen Si«
uns doch elwas von dem Maler des Bil
des ich hörte, es habe eine eigene Be
wandtnis! damit! ?"
Herr Verden deutete auf den
gen: „Das ist des Malers Selbstpor
endlich ließen ihn über alle technischen
Schwierigkeiten siegen. Er ist jetzt
dreißig Jahre alt und hat seit mehr als
te:
rührt hatte.
Dies Gemälde blieb des Künstler»
erstes uud letzie« Werk er ist bald da
rauf gestorben.
Wir dankten dem edlen Mann für
seine Güle und verabschiedeten uns—ich
dem kraulen Herzen, und nur die Erin
nerung an des Paters Ausspruch: „Wie
stark ist Gott im Schwachen" tröstete
mich iu meinem Weltschmerz.
Herr Verden ist in den siebziger Jah
ren gestorben—er war Junggeselle, seine
Galerie wurde von enlsernie» Verwand
ten unter den Hammer gebracht.
Bei einer zweiten Anwesenheit in
Brügge hab« ich nicht erfahren können,
wohin das Bild gekommen. Man
meinte, es sei entweder nach Paris oder
nach Philadelphia verkauft; vielleicht
befindet eS sich im Besitze eine? Uneinge
weihten, der das traurige Schicksal de«
Künstlers nicht kenn«, und nicht begreift,
weshalb er „der Maler der Hände ge»
«»rden!—