Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 29, 1890, Page 7, Image 7

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    Teutsche xoeal - Nachrichten»
Familieiiverhällnissen lebend. 112 Dcr
Gcncral der Jnsanlerie z. B. v. Nächti
gn!.— In Kilnitz wurde der Schneider
tödlet.
Provinz Ostpreußen.
Wegen Wechselfälschung ist der Ge
trcidchändler Viklor in Haliguebeil in
Haft genommen worden.—ln Allga
wischkeu hat die LoSfrau Kairis nach
einem heftigen Wortwechsel ihren Mann
mit einem Hack- oder Stoßeisen erschla
gen.— Am Sonntage vor Ostern war
die ISjährige Tochter des Kaufmanns
MeyrowSki aus Gutlstadt in Osterode
eingetrossen, um in das Putzgeschäst der
Geschwister Herrmann als Directriee
einzutreten. Am nächsten Tage ging sie
angeblich nach dem Herrmann'schen Ge
schäft, tras daselbst jedoch nicht cin und
war seitdem spurlos verschwunden. Jetzt
hat man die Leichc dcs jungen Mädchens
im Drcivenz-See gesunden. —lm Lauf«
der Jahre sind drei Dörfer, welche am
Rande der Nominier Heide in, Kirchspiel
tollmingkehme» gelegen haben sollen,
00m Erdboden vollständig verschwunden.
Es sind dies die Dörfer Salgirren,
Molgirren und Moskau. Von den bei
den erfteien kennt man die Stelle nicht
mehr und findet man nur in sehr alten
Aufzeichnungen resp. Akten die Größe
dcr Dörfer angegeben. Das Dorf Mos
kau soll auf einer Anhöhe an, Rande der
liominter Heide, rechlS von der großen
t'andstraße, die von Tollmingkehnici,
nach Nominten führt, hinter dem Banern-
Sorfe Makunischke» gelegen haben. Noch
heute erzählt der VolkSmnnd von dcm
Herrschsüchtigen, tyrannischen Amtmann
Krasft, der die ScharwerkSbauern so
»rückte, daß dieselben au» Rache das
Dorf anzündeten und d«m Erdboden
gleich machten.
Provinz Westpreußen.
s Dcr srrihcre Kommandant von
Danzig, Gciierallientcnant z. D. v.
Alten, in Vilz in Mecklenburg. Von,
Schwurgericht in Elbing wurden verur
theilt: wegen Brandstiflunz der Besitzer
Mich. Schcsfler ans Braunswalde und
dessen Sohn zu 4 resp. 2 Jahren, dcr
Arbeiter Joh. Nikodemus aus Nosenort
lii t! Jähren Zuchthaus; wegen eines
Ztaubes, den sie im Dezember 1888 bei
drin Besitzer Ncuseld iu Trampenau aus
-esllhrt, dcr Zimmermann Mart. Mu
kowski aus Dirschau und dcr Arbeiter
jZet. Sommer zu 15 resp. 8 Jahren
Zuchthaus. In einem Anfalle von
Wahnsinn, wie man annimmt, versuchte
ver Schuhmacher Polzow, in Jaslrow.
welcher kürzlich eine Wittwe mit süns
Kinder geheirathet hatte, in Abwesenheit
seiner Frau, diese seine Pflegekinder zu
ermorden. Der öjährigen Anna Pem
mering durchschnitt cr die Kehle und auch
deren zweijährige» Brüderchen sügte er
schwere Verletzungen zu, während es den
älteren Kindern gelang, sich durch die
Flucht zu rette». Der Thäter ist in
hast. —ln Kartowo, Kr. Bereut, hat
>ich die LedrerSfraii Krüger in einen, An
fall vo» Geistesstörung ertränkt und in
Thorn der Lieulenanz W. vom Jnf.-
tiegt. v. d. Marwitz sich erschossen.
Prosinz Schlesien.
Das in, vorigen Jahre »euerbaut«
Nathhaus in Dyhernfurth wurde letzter
tage feierlich eingeweiht. Ueber den
Nachlaß des ermordeten Flachshändlers
hoffm-im, in Laiiterseissen ist der Con
iurs eröffnet worden. Diese Maßregel
väre nicht nöthig gewesen, wäre Hosf
»lann am Leben geblieben und mit den
zeraubten 1400 Mark zu den Seinigen
zurückgekehrt. Der Mörder ist noch nicht
-rmiltelt. Neisse soll als Festung, ein
zehen und nur den Charakter eines W«f
senplotzeS und Stützpunktes im KriegS
all behalten.
P rovinz Sachsen.
Aus dem zwischen Bitterfeld und
Delitzsch gelegenen Vorwerk „Zscherne"
ist ei» bedeutendes Thon- und Kohlen
-7 Meler tief, die Kohle 30 Meter. Letz
tere hat eine Mächtigkeit von 8 Meter.
Kohlen wie Thon sollen vorzüglicher Art
'ein. Bei dcm achlcn Sohne des Müh
'.enkcmirolleurs Heinrich in Döllnitz hat
'er Kaiser cine Palhenstelle angenommen
vird die erste Stadt :n
velche ein vollständiges System elektri
cher, anstatt der bisherigen Pserdebah
prünglich beabsichtigt war, z» Pfingsten
'»thüllt. An der Chaussee vo» Lützen
,ach Leipzig, in der Nähe der beiden
historischen Windmühlen, stieß man beim
Hrabeii eines Brunnens auf ein Massen-
Vienichenschädel, auch eine Kanonenkugel,
»loSgelegt wurden. Wahrscheinlich st,m
„en die Gebeine «on Gefallenen der
Schlacht vom «. November 1532, die ge
ade auf dieser Stelle sehr viele Opfer
orderte. Bon der Strafkammer in
ttordhausen wurde der Commisstonär
IlndreaS Friedr. Wagner, welcher seine
ügene noch nicht lojährige Enkelin ver
kuppelt hat, zu 0 Monaten Gesängniß
«erurlheilt.
112 Der letzte Veteran im Kreise Weener
>iesland. der Hosbesitzer H. D. H-yke».
—ln Hannover hat sich der Polizei-
Ikommissarius Fuch», der den Bezirk
Nrupenstraße - Emmerberg verwaltete,
>errütteter Vermögensverhältnisse wegen,
trschossen, in Gr.-Lobke, au» Furcht vor
»ein Militärdienst, der Sohn des Oeko
»omen H. In Esens ist die Frau de»
Vtatrosen Franzen ertrunken, in Ost-
Rhauderfehn die Ikjährige Tochter der
Wittwe Hensmann; in Hemcliiigen kam
der Arbeiter Weinecke einem Magncsinin
feuer zu nahe und erlitt tödtliche Verle
tzungen; in Lammertsfehn fand dcr
! Eigenthüm« de Jung mit seinem er
j wachsen«» Sohn beim Brande seines
Hauses den Tod in den Flamme».
Provinz Westfalen.
Der NegierungSkasseiibot- Müller, cin
sonst pflichttreuer Bcamler, hat sich wahr
scheinlich aus Furcht vor einer ihin dro
! henden Untersuchung erhängt. Dcr
Werkmeister G. Hageböck aus
ist iusolgc eines Trunkes aus seiner
Kassceflasche, welche cr über Nacht in dcr
Fabrik gelassen hatte, einer Vergiftung
erlegen. Es wird vcrmulhet, daß mau
ihm Cyankali in die Flasche gethan habe.
-7° s I» Paderborn der frühere Gemral
vikar Domdechant Berhorst. Mille
Juni wird Schweiin sein 300jährigcs
Bestehen als Stadt gleichzeitig mit der
Enthüllung des Kiicger - Denkmals
feiern; auch soll mit dcr Feier eine Ge
werbe- und Alterthums-AuSstclluiig ver
bunden werden. Das Kvjährige
Dicnstjubiläum feierten: in Ahaus dcr
in der Firma Oldenkott
und Söhne cngestellte Werkmeister
KlüseSamp, in Burgsteinfurt der Aints
gerichtsrath Geißler, in Enniger der
Ehreiiamtmann Brüning und in Oelde
> der Gerichtsdiener Franz Menke.
Rheinprovinz.
Für das Bismarck - Denkmal ha,
dcr Hüttcnakiienverciil „Roche Erde"
10,000 M. gespendet. Für das Kai
ser Wilhelms-Miiseum haben die Stadt
oerordnelen den Karliplatz auserjehen.
112 Auf feinem Gute Lauersfort das
Mitglied des Herrenhauses, Ritterguts
besitzer vom Rath. —Der znm Tode ver
urtheilte Handelsmann FriedrichSchmidt
aus Bulmke, welcher im März v. I! den
Handelsmann Alihoss beraubte und er
mordete, um,de in Düsseldorf hingerich
tet. Die Ortschaften Neuhof (dieser
Name kommt in Deutschland 57 mal
vor), Kirchheide, Weg und Linden haben
den gemeinsamen Namen „Höhscheid",
die Ortschaft Höhe den Namen „Ausder
höhe" erhalten.
Königreich Sachsen.
In der Sitzung der erste» Straskam
wer i» Freiberg wurde der Gcschäsis-
Obergruna bei Nossen, wegen Rückfall
betrugS in 0 Fällen zu 2 Jahren Gesäng
niß und 3 Jahren Ehrenrechtsvcrlust
verurtheilt. —j In Geyer Thürmer Zim
mermann.—f In Neugernsdorf dcr Ge
! Bräunlich an einei
! aufgeklärte Weife gelangt ist. De,
i Bruder des Mädchens Karl Rolle wurde
'ebc^>^
weiteres Umsichgreifen dcs FcucrS.—ln
Hohenstein-Ernstthal hat sich der Rentier
Hermann Hietzschold das Leben genom-
Liebe ertränkt.—ln Bosewitz bei Dohna
wurde der Gutsbesitzer Büttuer vom
Blitze erschlagen.
Thüringische Staate».
Wohl kann, hat in Gera ein Leichen
Belheiligung eine stärkere war, als bei
der Beerdigung der kürzlich verstorbenen
Webersrau Körner. Erwa 1000 Leid
tragende solglen dcm Sarge. Die Ver
storbene wurde in der Fabrik plötzlich
vom Schlage getroffen, nachdem sie sich
geweigert hatte, eine ihr von einem Be
amte» vorgelegte Fabrikordnuug zu un
terzeichnen.—Ein Radikalmittel, um auS
dem Dienst zu kommen, wandte die erst
15jährige Magd Anna Büttner in Teich
röda an. Sie steckte am dritten Oster
seiertage die Futtervorrüthe in der Scheu
ne ihrer Dienstherrin mit einen, Slreich
holz an und wusch dam, in größler Ge
mülhsruh« das Geschirr in der Küche
aus. Das Feuer legte außer dem
Nticherl'schen noch ein anderes großes
Bauerngehöft völlig in Asche. Die
in's Uiilersuchungsgesängniß eingelieferte
Brandstifterin wußte keinen anderen Be
weggrund anzugeben, als daß sie über
ihreDienslherrin unwillig war, weil diese
sie nichl ohne die (versäumte) Kündigung
ziehen lassen wollte.—Die Frau eines
Fleischermeisters in Allenburg fand kürz
lich beim Reinigen einer Bodenkammer
eine alte, unscheinbare Lade. Bei nähe
rer Besichtigung derselbtn entdeckte sie
ein geheimes Fach, in welchem sich sünf
Lidcrbculelchen, zu», Theil noch recht gut
erhallen, mit Münzen gefüllt vorfanden.
Es waren vv Silbermünzen und 14
Goldmünzen. Der Z«it nach stammen
diese Münzen au» dem Anfang des IS.
bis in das dritte Viertel des vorigen
Jahrhunder» und gehören den verschie
dentsten Lindern, w,e Frankreich, Schwe
din, O«st«rreich, srührren und noch jetzt
bestehenden deutschen Staaten ?c. an.
Hess«n-Darmstadt.
s In Leehtim der frühere Bürgermeis
ter Johs. Dörr V. In der sogenann
ten Schützenhalle in Mainz, einem frü
her sehr beliebten Vergnügungsorte, der
letzt als Wohnstätte für ärmere Leute
dient, brach ein Feuer au», welches da»
Gebäude vollständig in Asche legte und
dem auch da» Besitzthum der verschiedenen
Bewohner zum Opfer siel. Auf dem
Terrain zwischen der Liebenauer und der
Hochheimerstraße wird die SchiU
»engesellschast in Worm« «in allen mo
dernen Anforderungen entsprechende»
Echützenhau» errichten. In der Aus
übung ihre» Berufe» kamen um'» Lek^n:
in Trockhausen der Bergmann Bernhard
Schneider, in Wald-Erl«nbach der Stein
bracher Lorenz Jakob, in Worms der
Dachdecker Gerhard.
Königreich Bayern.
Der Oekonom Eberl vo» Hirschdnhl
zerielh mil seinem Sohne i» Streit. Es
entspann sich eine Nauserei, bei welche,
der Sohn seinem Vater einen Beilhieb
versetzte, der den Tod alsbald herbel
sührle. Der Vatermörder befindet sich
in Haft. —Valentin Schmitt ans Theil
heini, dcr die Feldzüge 180,! und 1870 —
71 initinachle, dann nach Ostindien aus
wanderte nnd doli seit vielen Jahren als
Untcrofsizicr diente, ist zur Freude Aller
wieder hierher zurückgekehrt. Dem tapfe
klosters in Vilsbibnrg. Er hat nämlich
während des WiulerS öfters bei 13 Grad
Kälte in der Vits gebadet, ost mit
ten. Erbängt haben sich i» Münner
stadl dcr unv. Müllcr Georg F. Endriß,
in Nuhpolding der Dienstkiiccht I. Hcu
bacher, i» Traunstein dcr Schncidcrge-
der Lehrer RaSp, in Pasjau der
Sergeant Lechenbauer der S. Koinp. des
dortigen Infanterie - Regiments, in
Schwabmünche» erhängte sich die Händ
lerin Maria Wörle, in Selb die Dienst
magd Magdalena Bezold. In Ebels-
Geisenseld erlitt der Huber
durch eine» Sturz tödtlich« Vrrletzungen ;
in Hof wurde die veiwillwet« Wäscherin
Knops überfahren und gelödtet; in Neu
brun wurde der Sleinhauer A. Albrecht
von einem niederfallenden Schleifsteir
erdrückt.
Königreich Württemberg.
fJn Stuttgart: Dr. Otto Seyffer,
Ehrenvorstand der Staatssanimlung va
terländischer Kunst- und AlterlhumSdenk
mäler, der junge Schrislsteller Eduard
Oehmkc und der Schulrath Mosapp.
Die bürg. Kollegien in Mergentheim ha
ben beschlossen, eine Turnhalle erbauen
zu lassen. Dieselbe wird so eingerichlet,
daß sie als Wollhalle benützt werden
kann und damit die Abhaltung vou Woll
niärktiii in unserer Stadt e,möglicht
wird. In Rietheim starb dcr «jährige
Knabe dcs Michael Haller, nachdem er
mehrere Tage erst ununterbrochen ge
schlafen halte, ohne sich im geringsten zn
rühren oder dnrch Rufen wecken zu las
sen. Der Knade sühlle sich schon etwa
drei Wochen unwohl, war aber den größ
ten Theil des TageS außer Bett. —Das
schlafende Mädchen, die Itijährige Ban
erstochter Tettling in Salzstctte», welche
nun schon bald t! Wochen an der „Nona"
darniederliegt, zieht noch immer die all
gemeine Ausmcrksainkeit auf sich. Seil
einigen Wochen schlägt ihr Puls schnell
und kräslig, während cr vorher langsam
und malt war. Vielleicht' kommt dies
vo» der nahrhaften Kost, welche man ihr
beibringt. Es zeigt sich bei ihr in hohem
! Grade Verdaiiniigsstöruiig. I» den
letzten Tagen bemerkten die Eltern, daß
das Mädchen auf bestimmte Fragen zcil
wcilig weinte. In cincr Sitzung des
Schössengcrichts wurde Oekonomieralh
und LaiidlagSabg. Schosser in Sulz we
gen Beschimpfung dcs RcichslagSabge
ordnetcn v. Münch zu einer Geldstrafe
! von 20 M. und in die Kosten veruilheilt.
Die SlislSkirche, in welcher bekannt
lich viele Grabdenkmäler ven Ahne» dcs
kgl. Hauses enthalte» sind,'soll icnovirt
werden. Die Koste» sind aus ca. 40,000
M. veranschlagt.—f Prof. Dr. Weber,
früherer Landlagsabgcordiieter für Tü
bingen und Dozent dcr staatswissen
schafilichen Fakultät. —In Aretzseld hat
sich dcr geistesgestörte Restaurateur O.
Kirchner crlränkt; in Ulm hat sich der
Waacnwärter Wurst erhängt.—
denstadt kam der 00jährige Gregorius
Weiß dnrch einen Sturz um s Leben; in
Ulm wurde dcr Ankuppier Pankr. Blersch
überfahren und gclödlet.
Großherzogthum Baden.
Rechtsanwalt Stabcl und dcssen Gat
tin in Freiburg haben der Stadt 5000
Mark sür das Gemeinwohl sörderndc
Zwecke überwiesen. 112 Buchhändler
Ernst Mohr in Heidelberg. Der
Schlosser Karl Schreiber in Konstanz
hat sich, unter Zurücklassuiig von Frau
sind Kind, von hier entfernt, ohne daß
man bis jetzt weiß, wohin er sich begeben
hat. s Der Begründer der welt
berannlenEngclhard'schcnTapctensabrik,
Hcrm. Engclhard, in Mannheim.
Bäcker Leininzer ans dcm Würltember
gischen, der mehrere Jahre als Gehilf
in Freiburg gearbeilet, verschwand spur
los vo» Freiburg und ließ Frau und
Kind zurück. Die össentliche Schule in
Schweigern mußle wegen Ausbruchs der
Diphlheritis geschlossen werde».—Di-
Ehesrau des Karl Hafner in Werbach
hanscn ging kürzlich fort, um Wasser zu
holen, und ließ ihre drei kleinen Kinder
unbeaufsichtigt zurück. Eines derjelb-n,
ein vierjähriges Mädchen, kam dem Herd
fcuer zu nahe, sodaß die Kleider in
Flammen gcricthcn. Auf das laute
Hilsegeschrei der Kleine» eilte ei» Nach
bar herbei, der erst eine Leiter holen
mußte, um in das Haus zu kommen.
Das Mädchen wurde in schrecklich ver
branntem Zustande vorgesunden und
starb nach kurzer Zeit. Auch ei» Brü
derchen der arme» Kleinen» hat einige
lchivere Brandwunde» davongetragen.—
In Au bei Freiburg hat sich der Ba «erS
sohn Joseph Frei erhängt; in Neckarelz
ertränkte sich der Conditor K. Leitz; in
Konstanz hat sich der Schlossermeister
Kegele erschossen.—Der 49jährige Jos.
Senk au» Heidelberg wurde von einem
Zuge üb-rfahr-n und getödtet: in
Krautheim erstickte der Wittwer I. A.
Herrmann durch Einathmen von Kohlen
aa»; bei Mannheim stürzt« der Heizer
Ouester von einem Gülerboot und er
trank.
Aus der Rbeinpfalz.
Neunzig Familien sind während der
letzten süns Jahre von Bierbach nach
tinierika ausgewandert. Ueber da»
Vermögen dcr Ehcleute B«rthold Vttter,
herdsadrikant und Rosine, geb. Buhl in
Kaiserslautern wurde der Concur« eröff
net und der Geschäftsmann Friedrichßeb
inann zum Concursverwaller «rnannt.
Wegen Verbrecht»? gegen die Sitt
lichkeit wurde d«r Ackerer Georg Becker
»on NammelZhaufe» zu ein«r Gesing-
vißstrase von 7 Monaten venirtheilt. —
Adolph Brand von Kriegsseld wurde
wegen Verdachts des betrügerische» Ban
kerotts verhaftet und in Untersuchungs
haft gebracht. Auf den, Paradeplatz
in Landau wird ein Reiterstandbild des
Prinzregente» aufgestellt werden. In
Wochenheim a. H. erhängte sich der
Winzer Joh. Geibcl. Die Leiche des
G. TrLminel I. von Waldfee wurde bei
Worms gelandet.—Der Kaiifinanii Jfi
fchwunden. Er bal vermuthlich das Feld
seiner fernere» Thätigkeit »ach Amerika
verlegt. Die Eheleute Philipp Hagen
feierten im engeren Fre»»deSkreise das
Fest der silbernen Hpchzeit.— Thierarzt
Holderbach wurde wegen 2 Vergehen des
Betrugsversuchs zu 1 Jahr 3 Monalen
Gefängniß und Friedrich Mayer, Kauf
mann vo» Blieskastel wegen Bankerotts
zu vierzehn Tagen Gefängniß verur-
theilt.
Elsaß-Lothringen.
Die Wittwe Josesine Manfredini in
Colmar wurde wegen ihres Aergerniß
erregenden Lebenswandels aus den
Rtichslanden ausgewiesen.—Der Haupt-
S. bayer. Jnf.-Negts. in sich
erschossen. Der Bürgermeister Victor
Eloy in Bingen wurde seines Amtes ent
hoben, weil er der deutschen Sprache
nicht mächtig ist. Infolge dessen haben
auch sämmtliche Mitglieder der Ge
meindevertretung dem Bezirkspräsidium
ihre Demission angezeigt.
? raun schweig. Anhalt. Lippe.
Wald«ck.
Die Bevölkerung der Stadt Braun
ichweig belrägt nach den neuesten Zäh
lungen einschließlich Mililär 100,000
Einwohneer. fln Halchter der Eantor
I. C. Mingram. Der Dreschmaschi
nenbesitzer Fr. Schütze in Helmstedt ist
vom Schwurgericht wegen Meineids in
eine Zuchlhausstrafe von 3 Jahren ver
urtheilt wordcn. Demnächst wird der
Männergcsangvcrein in Hoiersdorf sein
Ivjähriges Slistungsscst fciern, wozu
bereils zahlreiche Einladungen 'an aus
wärtige Vereine ergangen find. —112 In
Meerbeck dieWittwePock, welche das selle
ne Lebensalter von 101 Jahren erreichte.
Die neue nunmehr vollendete Bahn
strecke nach Marburg wird Anfangs Mai
dem Verkehr übergebeen werde».
des neue» Gymnasiums statt 112 Die
Gräfin v. Voß auf Schorfsow.
Oldenburg.
Ter Gecichlsvollzieher Uhlenbrock in
Birkenseld ist plötzlich verschwunden.
Z)cr Grund Verschwiiidens soll
erscheinenden socialdeiiiokralischen „Nord
deulschen VolkSbl.", E. Fischer, jetzt in
der Strafanstalt zu Vechta, wurde wegen
Zschäge zu einer Geldstrafe von 100 M.
und zur Tragung der Kosten verurtheilt.
—Der Stadtkäminerer Treuten in Varel
hat sich erhängt, nachdem er auf de»
Die unterschlagenen Gelder belaufen sich
auf ca. M.
Freie Städte.
Der Senat i» Hamburg beantragte
für die Errichtling eines VolkS-Brause
büttel Die
habsüchtiger Absicht ermordet zu haben.
Ihren Ivrjährigen Geburtstag feierte
die im Allgemeinen K»ankeiihauie zu
Slisler'deS PaulinenstisteS Jsaac Jass6.
Der Kasstrer des KriegervereinS
Kaufmann A. Müller in Biemerhaven
befindet sich wegen dringenden Verdachts
der Brandstiftung in Untersuchungshaft.
Schweiz.
Das Bezirksgericht Zofingen verur
licheu Forlbildungsichule wegen Fäl
schung vo» Abstliz-Zeiignissen zu drei
Tagen Gesängniß. AlphonS Jaeckle,
welcher letzten Winter das Unglück hatte,
»us der Jard bei Niederhausen seinen
Jagdgesährlrii Alphons Favarger von
vadenweiler dnrch uugeschickle Manipu
lationen des Gewehrs :u erschießen,
wurde der sahrlässigen Tidtung schuldig
erklärt und zu einer Geldbuße von 400
Kr. o-runheilt. —Gendarmerie-Sergeant
Weber in Freiburg hat das Waisenhaus
zu seinem Erben eingesetzt; 15,000 Fr.
wurden zu besonderen wohlthätigen
Zwecken bestimmt. Eine kürzlich ver
storbene Frl. Chassot hat ihr vermögen
der Armen- und Waisenanstalt in Bil
lens vermacht. Der Schäfer Michel
Oswald von Strada warf zwei Knaben,
»uf deren Väter er einen Groll hatte, in
ten Rhein. Glücklicherweise wurden
teide gerettet; der Verbrecher befindet
Bch in Hast. —ln Genf bildete sich ein
Oamenverein zum Rolhen Kreuz. Seine
kwecke stnd: 1. die Sorge sür »erwun
me und kranke Soldaten in Krlegljei-
ten und zwar unter Oberaufsicht des
Ceiitralcomite vom Schweiz. Verein des
Rothen Kreuzes; 2. die Vorbereitung
des hierzu nöthigen Personals und Ma
terials in Fricdenszeiten. Evcniueg
wird auch Hilfeleistung bei großem öf
fentlichen Unglück in Aussicht genommen,
sei's durch Sendung von Krankenwär
tern oder andere Hilst. Ein Herr I.
A. Symoiids, der dem Turnvereiii
DavoS schon srüher einmal eine Scheu-
kung von 10,000 Fr. verabfolgen
ließ, hat demselben letzthin vor sei- j
ner Abreise nach Italien eine wei
tere Vergabung von 2000 Fr. gemacht.—
Der Postaspirant Schärli in Luzer» ist
seit dem 20. April flüchtig; er soll für
2000 Fr. Unterschlagungen begangen
habe». — s Der Chorherr und Kämme
rcr Thomas Slockcr, ein bedeulcndcr
Kanzclredner. — 112 Der bekannle Besitzer
des Badehotels „Rößli" in Seewen, Jos.
Beeler-Stapser. Hr. Samuel Vache
ron-Enlcr in Pvcrdon hat dcr Gründung
eincs Asyls sür unheilbare Kranke in
Uverdon 20,000 Fr. ausgesetzt, für ver
lassene und verwahrloste Kinder in Lau
sanne 5000, dem Blindcninstitut in Lau
sanne 4000, dem Krankenhaus in Aver
don 2000, sowie verschiedenen gemein
nützige» Anstalten zusammen 75,000 Fr
Oesterreich.
Wien: Der verstorbene Bankier An
j !on Schcy, der ein Vermögen von vier
j Millionen hinterließ, hat in seinem Te
! stanient 300,000 fl. zu wohlthätigen
Zwecken bestimmt. Im Museum sür
i Kunst und Industrie findet z. Zt. die
erste internationale Postwerthzeichen -
Ausstellung statt. Gegen den Univer
siiäts-Prosessor Brühl, der seit 27 Jah
! rcn allsonntäglich populär-wissenschaft
! liche Vorträge hielt, ist wegen eines
! darwinistischen, üngeblich irreligösen
Vortrags, vom Untcrrichtsminister
i Gautsch das Disziplinarverfahren ein
geleitet worden. Erschossen haben sich:
sinanzicllcr Kalamitäten wegen, der Pri-
vatier Mauthner und aus Liebe zu einem
13jährigen Schulmädchen der Buchhalter
! Karl Stepanick. In Klobenstein am
Ritte» hat sich die Frau des Oberlieute-
nants Doinani, in einem Ansall der
Geistesstörung, mit ihren beiden kleinen
Kinder» ertränkt. 43 Tuchsabrikan
! ten in Jägerndors schlössen ein Kartell
> strikcs.
—Einschliin in e S E » de n a hm
cine von Kapitän Wolsf aus Köln uu
lernommene Fahrt mit feinem Luftballon
„Stollwerck" in M.-Gladbach. Der
Ballon, rou Wolsf selbst erbaut, hatte
cine» Inhalt von >.»00 Kubikmeter». An
! der Fahrt, die zu einem wissen>chasllicheir
Zwecke stattsand, bctheiligle sich außer
Wolsf cin Herr und eine Dame von M.-
Gladbach. Mit einem Ballast von drei
Centnern außer den drei Insassen stieg
der Ballon z» einer Höhe vo» ungcsähr
I3SO Metern, von einem leichten Winde
nach getrieben. Die Temperatur
sank bis 3 Grad unter Null, und der
Ballon wurde, in einer Wolke, angekom
men, von zahllosen Schneeflocken um
weht. Plötzlich befand sich der Ballon
mit seinen Insasse» inmitten eines hefti
gen Gewitters, und um einer möglichen
Sturmfahrt zu entgehen, wurde der so
fortige Abstieg vvrbereilet. Alles gelang
auf das voizüglichste; die Landung ging
glaubte man, aus ebener Erde wieder'ail
gelangt, jeder Gefahr entronnen zu fei»,
da strömte, durch das seltene Schau
spiel angelockt, eine Menschenmenge nach
der Landuiigsstelle zu, qualmende Psei
se» und brennende Cigarrenstummel im
Munde. Vergebens rief Kapilän Wolff
den Leuten zu, zurückzubleiben oder we
nigstens ihren brennenden Tabak wegzu
thun, aber wer vermochte den andringen
den Menschenschwarm zurückzuhalten.
So geschah denn das Unausbleibliche:
ein besonders übermüthiger Bursche zün
dete sich ganz in der Nähe des Ballons
seine Pscise an, der Wind wehte das dem
Ballon entströmende Gas ihm zu, und
mit donnerartigem Knall erplodirte das
Gas, den Ballon in Brand setzend.
?!un stob Alles auseinander, und einer
siel über den andern. Viele Personen
trugen Brandwunden davon, nnd na-
Gclandete» Helsen wollten, und Herr
Wolsf hat durch die Katastrophe eiuen
bedutenden Schaden erlitten.
Als die Cholera ihren
Umzug durch Deutschland hielt, gerieth
der Doktor Brüggeinann eines-Lages in
einen großen Korb herbei, in dem sich
zwei Schüsseln Gurkensalat und zwölf
unreife Aepfel befanden. „Ich bestimme
Giirkenfalet," sagte der Arzt kalt und
/artementS von Frankreich strikt» nicht
wenizer als 120,000 Arbeiter, über
deren Verhalten die beunruhigendsten
„In einer Nacht machten »»000 Meuterer
lenbczirkt des Hennegau hinübergegriffen
habe und daß in Nordfrankrtich die
llnkuust des belgischen Sozialisten An
stel« erwartet werde.
Ein KorpSbruder bei
Fürsten v. Bismarck, der Amtsgerichts
rath Fritz Kein in Hameln, ist im Alte,
von 77 Jahren verschieden. Eine groß,
Freude war dcm Verstorbenen in seine»
seines alten Korpsbruders von der Han
»overa zu Güttingen, des Fürsten Bis,
maick, zn dessen parlamentarische» Früh
erzählt der „Haiin. Courier", i»
Mai 1880 zum ersten Male in seine»
Leben nach der ReichShauplstadt gckom.
Morgen klingelt ein Bote des Reichs
hatte dem Geheimen Rath v. Rotte»
bürg geschrieben, daß dem Fürsten Gele
geiiheir gegeben sei, einem trefsliche»
reiten. Mit den Worten: „Aus Wie
dersehen!" schüttelte der Reichskanzlei
»ach dcm Frühschoppen zum Abschied,
dem alte» Geiiosse» die Hand. „Ja
aber 57 Jahre darf es nicht Wiedel
dauern, Durchlaucht", erwiderte Kern.
chendeii Honorars zum Gegenstand halte,
eine in zwiefacher Hinsicht interessant,
Entscheidung gesällt. Einmal wird ir
der Entscheidung die Ansicht vertrete»
daß für die Beme»ung des zu zahlender
! ärztlichen Honorars unter gewissen Be
l diiigungen die Vermögenslage des Pa
tieiite» von Belang ist und zwar in de»
Bemittelte auch ein höheres Honorar zr
zahlen imstande sei. Auf der anderer
Seite wird das Urtheil dadurch inte
ressant.daß das Oberlandesgericht in sei
ner Entscheidung nicht unbedeutend übe,
die Höhe des Honorars hinausgeht,
welche das Medicinal-Eollegium, vo«
dein ei» Gutachten in dieser Sache ein
gefordert worden war, dem College«
seinerseits zuevkauute. Der Sachverhalt
ist in Kürze solgeuder: Ein hiesiger Arz,
hatte im Verlauf von dreiviertel Jahre»
einer hiesigen Wittwe 147 Besuche abge
Mark liquidirr. Der Daine erschien
diese Forderung zu hoch und sie zahlt,
nur 150 Mark. Das Landgericht, vo>
dem die Angelegenheit »uilinehr zu,
Verhandlung kam, holte ein Gut
achten des Medicinal-Collegiuins ei».
Dieses erkannte den gezahlte» Betrag
von IS» M. sür hinreichend, gleichwohl
verurtheilte das Landgericht die Dann
zur Zahlung von weiteren 200 M. Di«
Beklagte legte gegen dieses Urtheil Be-
I rufung ein und die Folge war, daß da-
Oberlandesgericht, de», jetzt die Sach,
I zur Entscheidung vorlag, den gezahlte«
j Betrag von 150 M. in Uebercinstiiw
mung mit dcm Urtheil des Landgerichti
aus Gründen der Vermögenslage dei
Beklagten sür ungenügend erklärte, di,
Höhe des noch zn zahlenden Betrage
aber in Widerspruch mit dcm Landgerich!
auf 100 M. festsetzte. In den Gründer
! der Entscheidung wird ausgeführt, daj
i die Beklagte, wie sie selber zugibt, ei«
Grundstück im Werthe von 10,000
besitzt. Auf diesen Punkt stützt sich auH
! das Gutachten des Medic>nal - Colli;
giums, aber es gehe darin fehl, daß ei
annimmt, dieses Vermöge» gebe, zu 3j
, Procent gerechnet, nur eine Rente voii
beziffern, aber doch nicht ?o daß
daraus eine Mehrzahlung von 200 M,
gerechtfertigt erscheine. Das Oberlan
desgericht sei daher in seinen Erwägun
gen zu der Ansicht gekommen, daß uute,
den gegebenen Verhältnissen eine Nach
zahlung von 100 M. genüge.
In Mainz soll das 450jäh
cige Jubiläum der Erfindung der Buch
druckerkunst in diesem Jahre besonders
begangen werde:,. Auf Einladung des
Stadtbibliothekars Dr. Belke fand des
halb nach Angabe des „Rh. Kur."
zwischen den Buchdruckern und Buch
händlern eine Besprechung über die Art
der Feier statt. Eine entgiltige Festord
nung wurde noch nicht aufgestellt, doch
einigte man sich dahin, daß an dem
Sonntage, welcher dem Johannistag!
vorausgeht, also am 22. Juni, als Mit
telpunkt der Feier eine Festvcrsaminlung
im Akademiesaale des kurfürstlichen
Schlosses stattfinden soll, verbünde» mit
einer Ausstellung vo» Druckwerke» vom
Beginne der Buchdruckerkunst bis herab
«us unsere Zeit, unter besonderer Berück
sichtigung der Mainzer Druckwerke. Ein
ladungen zn diese» Versammlungen wer
de» an die Notabilitäten ergehe» und der
Eintritt zu der Ausstellung und Ver
sammlung wird für Jedermann frei fein.
„Ist denn Schnarchen ei»
Verbrechen! Darf man denn nicht
schläfrig sein?" Also frugen in Helsing
sorS zwei Arbeiter und die Polizei a»l
-wortete: !" Immerhin dürfte es
ein Schläfchen, dem man während einer
Theatervorstellung zum Opfer fällt, amt
lich al« ein Vergehen gestempelt wird;
es beweist jedensallS die Fürsorge der
Polizei auch sür das ästhetische Wvhl der
Mitbürger. DaZ Malheur war, wie
gesagt, in Helsingfors zwei Arbeitern
passirt, die kürzlich während der Vorstel
lung im finnischen Theater einschliefen
und dadurch dem Polizeibericht gemäß
„öffentliches Aergerniß" verursachten.
In dem in'S Gericht eingereichten Poli
zeireierat wird das „Verbrechen" als
„mangelnder Kunstsinn" charakterifirt.
Der Ein- versuchte sich der ihm drohen
den Strafe dadurch zu entziehen, daß er
die Schuld auf „einschläfernde Tropfen"
schob, die er als Heilmittel gegen die ihn i
plagende Influenza eingenommen zu ha
ben behauptete. Der Andere suchte zu!
beweisen, daß er ebenso aufmerksam wie
die anderen Zuschauer im Parterre ge-
«esen. Der öffentliche Ankläger ver- >
zichtet« auf eine Verurtheilung wegen
„mangelnden Kunstsinns", der Jnflu-
enza-Kranke mußte aber seinen energi- !
sehen Heilmittelversuch mit einer Geld
strafe abbüßen, da sich die geheimniß
vollen Tropfen als Branntwein ent, !
puppten.
Scharfrichter Krauts auf der
Bühne.
Selbst der frühere Scharfrichter
den. Der K, itiker der „Voss.
gibt seinem Ekel über das Machwerk und
die bei der Vorstellung desselben zu Tage
tretende Verrohung des Publikums den
folgenden gewiß gerechten Ausdruck:
„Im Ostcnd-Thkaler in Berlin wird
seit einigen Wochen das Scusaticmsschau
spiel „der Scharfrichter von Berlin" ge
geben. welches ein Herr Bollen „nach den
Auszeichnungen, Handschriften und per
sönlichen Mittheilungen des Scharslich
ters Julius Krauts" zusaininengestellt
hat. Wenn man nachsichtig genug sein
wollte, das Treiben des Ostend-Theaters
überhaupt von dem Standpunkte der
Kunst aus zu betrachten, so müßte man
seMellcn, daß die deutsche Bühne wohl
in unsere» Lesern durch di«
Erzählung dieser Erbärmlichkeiten den
selben physischen Ekel wachzurufen, mit
dein ich während der vierthalbstündigen
Vorstellung zu kämpfen halte; ich will
nicht die Scenen im „Verbrecherkeller"
erwähne», wo eine arme Wahnsinnig»
von betrunkene» Strolche» überfallen
wird, oder die Mordthaten und grauen
haften Masken, diese jämmerlichen, jede»
künstlerischen Zweck verhöhnenden Bru
talitäten von Neuein in die Erinnerung
rufen. Man mag über die Ziele des
Dramas die absurdesten Theorie» auf
stellen; darin wird aber wohl noch das
Urtheil aller anständigen Leute überein
stimmen, daß die Bühne nicht dazu be
stimmt sei, der Bestialisirung der breiten
Massen Vorschub zu leisten. Was wi,
jüngst im Ostend-Theater gesehen haben,
entzieht sich der literarischen Kritik und
dürste eher das Jntere»« der Justiz erre
gen. Wir rusen in keinem Falle »ach de«
Polizei, weil wir die Gesundung de,
Bühne nur von der völligen Befreiung
derselben erwarten.
Wenn sich aber ein Publikum findet,
welches solchen Geschmacklosigkeiten zu
johlt, so beweist dies, daß die bisher an
gewendeten Mittel, das Gemüth deß
Volk.S zu veredeln, gründlich versagt
haben. Man sollte wenigstens die Kna
ben und Mädchen, welche recht zahlreich
der Ausführung beiwohnten, vor dem
Kunstsinn ihrer Eltern beschützen und
von dem Besuche dieser Vorstellungen
ausschließen. Die Spekulation aus di«
Bestie im Menschen, diese viehische»
Triebe und bejubelte» Vcrbrechcn müssen
Begeisterung, mit welcher das Publikum
den Haupttrunlpf des Stückes begrüßte.
Das letzte BUd zeigt uns alle Giäßlich
k-innlen, wegen seiner Nohhlit entlassenen
ExscharsrichterJulius Krauts dargestellt.
Als dieser Mensch die Bühne betrat, und
durch das Ostend-Theater in den Schat
ten gestellt worden, Vielleicht findet sich
noch ein „Gast", der sich wirklich ent
haupte» läßt. Dann haben wir ja den
Gipfel der .Naturwahrheit" erklommen
und können niit gerechtem Stolz aus
rufen: „Kunst und Natur sind Eine»
nur!"
An Melanie!
(Sächsisch.)
Schdeckdest in de Dasche sacht?
De Mama rief qrad: .Ich bitte,
Gäb'n Se mir ä Bämmchen
Und ich reicht' de greeßle Schnidde
Iber'S Wetter wollt', weeß Knebbchenl
Und de Mutter gam kleich mit.
Darum denk' ich, sißes Läminchcn,
Egal an de Landbardhie!
Dich erhield o Melanie!
Sonderbar« Eifersucht,
Aeltere Dame: „Ich rathe Ihnen nicht,
heule Abend in s Theater zu gehen, Ich
war über dieses Stück geradezu empört.*
—Jüngere Dame: .Und da «einen Sie,
ich stehe hinter Ihnen zurück? O, ich
»erde mich auch empören! *
Onkel: .Denke Dir, ich bin durch
meine Cur so heruntergekommen, daß ich
die Knöpfe meine» Winterrockes habe ver
sehen müssen!'—Nesse: .Das ist noch
garnicht«! Ich bin so heruntergekom
men, daß ich den ganzen Nock habe »er
setzen müssen!"
nichts mehr zu thun habe!"
Hartnäckig. .Ich beneide Dich
ordentlich nm dein HS.'SlicheS Glück!"—
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