Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 22, 1890, Page 3, Image 3

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    AoppMöen.
(10. Fortsetzung.)
»Ich verstehe Dich nicht, Siloana,
doch es scheint. Du verstehst mich noch
wir uns kennen. Du fragst, warum ich
hier bin? Weil ich Dich liebe, und die
Liebe hieß mich Dir folge», nachsinne»,
Brief Deiner Freundin Anna bracht«
inir die Vcrm»thung nahe, Du hättest
bei ihr Zuflucht gesucht und gesunden.
Warum aber ich Dir Alles gesagt —"
Siloana siel ihr jählings in's Wort:
Gesicht Osilies.
richtet und ehemals meine Dienerin. Ich
habe sie auf der Reise hierher ausgesucht
und sür gute Belohnung das Geheimniß
von ihr erfahren,"
„Von ihr weißt Du'S? Nicht von— *
Silvana sprach die letzte Frage »ichl
zu Ende, doch der Ausdruck des suchenden
Mißtrauens losch in ihrem Blick hin.
Osilie suhr fort:
„Und ich theilte es Dir mit, weil uns
ein gemeinsames Schicksal betrossen und
zusammengeknüpft hat. Mich dünkt, es
war kein Zufall, der eS damals so ge
glück gebracht."
Die Augen der Hörerin erweiterten
sich zu einem großstarrenden Blick.
„Du? Du haßt ihn auch?"
„Warst Du denn ein Kind, das nicht
zu empfinden? Ich hasse ihn —wie Du.
Und ich verlange »ach Dir, um von
Sechstes Capitel.
meine Frau mir ans dem Fenster entge
gensähe so daß ich schon von Weitem
gewahren könnte sie stehe dort."
So hurtig war Johannes Schmid noch
kaum in seinem Leben gelaufen und die
Treppenstufen hinangcsprungen. Fast
einem großen Knaben gleich, beinahe wie
Manuel am Mittag hinter dem blauen
brasilianischen Schmetterling drein,
stürmte er in die Lundmark'sche Woh
nung und rief: „Fräulein Anna! Fräu
lein Ann»!" Da kam sie, zusammen
mit Manuel vom beendeten MitlagSlisch.
,Was soll ich?"
.Er ist da Ihr Papa kommt
gleich!"
Auch Frau Hedwig hörte es im Zim
mer und flog heraus, vernahm, daß ihr
-Mann wünsche, sie möge ihm aus dem
Fenster entgegen sehen, Uiioerw-llt
wandte sie sich wieder und eilte dorthin,
«hne aus den Ausruf AnnaZ zu achten:
.Siehst Du, Mama, wie richtig es war,
«aß ich dies Kleid angezogen habe!"
Anna hielt Manuel an der Hand, doch
nun sagte Johannes Schmid: „Gehen
Sie auch an'ö Fenster Fräulein Anna
—und ich meine-Manuel ist einWild
iremdcr für Herrn Lundmark. «S ist wobl
besser, wenn er Sie beide.erst mit Ihrem
Papa allein läßt, bis heut' Abend oder
die Kammer hinaufgehe», ich will ihm
dort Gesellschaft leisten; vielleicht weiß
er einen guten Rath sür mich, für einen
Anna hält« nicht daran gedacht; e5
ließ sich nicht vorstellen, daß Manuel snr
Jeinanden ei» Wildsreinker sei» könne
Hannes Schmid recht habe, »nv Manuel
bejahte dies ebenfalls. Er wollte dttrch-
auf AnnaS Vater keinen iina^,ze^icli
werde, wenn eS anch bis in die Na !>t
hinein dauern sollte. >.> i»n stieg er hurtig
mit Johannes Schmid die Treppe hin
aus.
von der er sein Haus zuerst erblicken
mußte. Vor dem Umbiegen hielt er einen
Augenblick athemberaubt an was er
harrte ihn?
Er wußt« e? nicht und dachte nichts,
der— ,
Da standen am ossenen Fenster, das
gestern Nacht schwarz und leblos übel
seine»! <m-starrenden Blick gelegen, zwei
bend leicht und Alles so voll Blüthen
weiterathmen mit solchem nicht ertrag
baren Wissen fälschn Untreu« seines
i Lebens!"
Stirn und fragte: „Was knistert an
Dir?" Unter ihrer Schläfe hatte etwas
beim Anlegen des Kopfes ein knitterndes
Brnsttasche."
Carl Lnndmark eS hastig
abgestoßen. Es waren die Blätter, die
er a>n Abends Ankunft in Ply-
Doch Jemand wußt« «S—aber wer
woher?
„Detlev Hellingborg?'
marks entfuhr; dann setzte dieser hinzu:
»Er war verr«ist? Den Winter lang?
Wohin?
Brasilien —drücke ich Dich, Carl? Mir
war'S, als znckte es an Deiner Brust."
„Nein, Hedwig bleib' so. In Bra
silien. sagtest Du, war Detlev Helling
borg?"
Frau, seine Tochter noch nicht, waS Det-
ieo Hellingborg wußte, der heut' Mittag
hier gesessen? Warum hat di«s«r g«bet«n,
er möge gleich zu ihm kommen?
Tag ausheben? Nicmand auf Erden
wußte es, aIK die Blätter an seiner Brus!
und Einer noch und Beide konnten
schweigen. Dann war es nicht, war wi«
feit zwanzig Jahren.
Da zuckte «in Flammenschein vor de«
Sinne und Seele wie ohnmächtig beläu
bend. Ein kurzes Wort vom Mund,
Annas war eS: „Manuel —"
Sie hatte die geflüsterten Worte ihre,
Mutter nicht hören können, anch »ichl
Ohr und ihre Gedanken gegenwärtig inii
ihm zu beschästigen. Ganz Anderes
sich während des leisen Spre-,
einige Augenblicke Niemand redete, füi
sehr zeit- und zweckgcmSß betrachtet«, zv
sagen:
Detlev —"
rückzwingen, als er fragte :
„Wer? Von wem sprichst Du, Anna',
Wer ist Manuel?
Si« hatte diese Frage erwarten müs
sen, grade dieselbe zum Aussprechen zu
bringen beabsichtigt.. Manuel saß schon
G«danken
Manuel—"
ist er?"
Papa
Der Antwortende hatte das Erste
fort."
drehte sein Blick sich nach der Uhr, er
stand aus und sagt«:
»Die Stunden waren schön. Habt
Dank dafür.
Er zog Frau und Tochter noch ein
mal fest an sich und suhr sort:
»Jetzt will ich zu Hellingborg gehen,
Dich damals nicht mehr sah. In de!
Nacht, als ich absnhr, standest Du sc
vor mir unter dein Sternenhimmel. Fn>
Ende.
Klar gewahrte er Alles um sich, klai
in sich das Ziel, das er erreichen mußte.
und Anna ihm »ach, wie er eilig »bei
die Straß« davonschritt. Die erster,
lacht«: „Man sollt« mcienn, es sei Ja
nuar, so geht der Papa in seinen Manie!
gewickelt, mit hochausgeschlagenem Kra
gen, daß man begegnen könnte,
gern bei »ns sind«»?"
„Ja, das thu' nur, Kind! Gewiß
kann ec daß und wird sich srenen, wen»
er war nichts als ein willeuloieS Werk
zeug in der Hand des Beschlusses über
ihm, an dem sein »nd Thun
ze», solle „Beschütze mich, Onkel
Detlev!" wie fei» Mund im Begriff ge
standen, den verhängnißschweren Namen
lingborg regungslos auf das, was be
stimmt sei. Ihn, das Werkzeug der
Uebermacht, ging es nicht an; er ver
mochte ihr nicht in die Zügel zu greifen.
Nur die eine Freiheit war dem Menschen
jene zu beenden, weitn «r ihn nicht länger
wollte. Seit zwanzig Jähren trug Hel
lingborg in einer Kapsel stets ein augen
blicklich tödtiiideS Gift bei sich.
einziger, aus todter Ruhe ausfahrende,
Herzschlag gegen seine Brustwandung.
etwas; der jähe Herzschlag zitterte glück
lich sür Anna auf, für die liebe kleine
Anna Lundmark.
wartet,"
Der Angesprochene stutzte einen Augen
blick, dann antwortete er: „Da Du das
an einen näheren Platz, denn ich habe
zu viel zu thun und keine Zeit zu versän
ren Fenster Lundmark im Beginn des
Nachmittags geblickt. Dort führte er
seinen Begleiter in das kleine Zimmer
un"d°sch'loß d?« ""brach' hatte,
Einige Secunden lang standen sie sich
hier lautlos gegenüber, es war, als
scheue sich Jeder vor einem Wort zum
Beginnen. Dann hob Detlev Helliug
borg den Kopf und sagt«:
„Was willst Du von mir, Carlos da
Selva?"
Es war nicht feindselig gesprochen,
nur eisig gleichgiltig gegen d«n, welchem
es galt, doch in seiner kalten Tonlosigkeit
alles sagend. Und es löst« die Zunge
des Anderen, daß er erwiderte:
»Zuerst will ich Dir danken."
„Was ich gethan oder nicht gethan
that ich nicht für Dich."
liebt?"'' Ilt'mmerxe
Du
wlr'dadurch
tigte es. Der Letztere entgegnete:
„Du hast gefrevelt, nicht ich. An die
Liebe, nach der ich begehrte, die ohne
Betrugs."
Oder vielleicht siel selbst da« möglich,
der Brust, doch die Brust selbst.
gegen z h l cht
(öorlsetzung folgt.)
Lange Ankunft. Gestern
müssen s unsere
>ch für Dich! Cousine: Deswegen
kommst Du auch immer so spät »ach
bausei ' ,
.!
Franz Lißt al» Kegler.
Zwischen Weimar und dem Großher
zoglichen Lustschlosse Belsödöre liegt
seitwärts das freundliche Dors Ober
der Maler Friedrich Preller, Josef Raul
erblickt, als er sich auch von u»S umringt
und in herzlichster Weise begrüßt sah,
und Hossiiiann von Falltrsleben,
unterbrechen »nd »ahm in unserer Mitt,
Platz, mit Interesse die Partie o«rso!-
doch in dem Zuschauer die Lust an de«
Vergnüge» zu regen, und so bat er,
versuchsweise eine Kngel werfen zu dür
fen, was natürlich von uns freudig ge
stattet wurde. Todtenftille herrscht,
plötzlich, als Liszt, den langen Ro<t
zurückschlagend und die Haarmähn«
schüttelnd, ziemlich linkisch antrat »nd
die schwere Kngel von Eichenholz mühsam
aussetzte. Obwohl sie nur, wie de«
Kegelschieber es nennt, „schleichend" da>
h n ollt«, so kam si« doch an s Ziel
in s Zentrum und „Alle N«u»e!"
schrie der Kegeljunge und schwenkte sein«
<?in Stuycr aus d«r guten,
alten Zeit.
bell geputzt und der halbe Nock mit Vio
lenmehl bestreut sein. In Gesellschaft
sitzt er siei» l>-i den Frauenzimmern,
Liebenswürdig. Er: O
Amalie, eine» einzige» Knß von Ihren
Na, es ist gut. (Küßt ihn.) Hier ha
ben Sie den betreisenden Kuh. ?tuir
bitte ich mir ober aus, daß Sie Wort
halten!
Erkannt. Dienstmädchen (zum
Arzt): Ich hab' so ein Prickeln und
Brennen im Gesicht, Herr Doktor, was
soll ich da machen? Arzt: Sagci-
Sie »Ihm", daß er sich besser rasiert!