Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 15, 1890, Page 2, Image 2

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«ine „antiviviseetionistische Vor
steaung."
In einem Tingel - Tangel - Saale des
lateinischen Viertels in Paris, dem „Pa
radis latin", gab die bekannte Frau
Huot, welche einst den Professor Brown-
Sequard im Collüge de France mit
ihrem Sonnenschirm überfallen hatte,
weil er gegen ein Meerschweinchen grau
sam vorging, vor wenigen Tage» eine
höchst fidele „antiviviseclionistiiche Vor
stellung". Bunte Mauerauschläge, so
schreibt man der „M. Z." darüber, hat
ten die Studireuden und die Thiersrennde
eingeladen; um den Nachm ttag beson
für ein Orchester: Klavier, Horn, Vio
line und Baßgeige, gesorgt worden.
Diese Instrumente sollten aber haupt
sächlich dazu dienen, ein betäubcndes
Concert von Thierstiinmen, welches bos
hafte Studenten zu geben beabsichtigten,
zu übertönen. Sie singen damit an, als
der Vorhang noch nicht aufgegangen
war und die ältliche» Herren und Da
men, denen Frau Huot die Ehrenplätze
vorbehalten hatte, mit Geranien im
Knopfloch und Beuteln am Arm feierlich
angestiefelt kamen.
Endlich erschien die Vortragende in
mitten einer wunderbaren, der Polar
gegend und dem Aequator entlehnten
Landschaft, in scharlachrothem Kleide mit
Schmelzgarnitur und langen schwarzen
Handschuhen. Ihr zur Seite schritt
eine Ftügeladjutanti», Mademoiselle
Guyounet, welche die Thiere zärtlich
liebt, aber die Studenten haßt und ihnen
wegen ihrer Katzenmusik Derbheiten zu
rust. „DieThiere sind süruus Brüder",
hebt Frau Huot an .... „Die Säkular
feier der Erklärung der unveräußerlichen
Menschenrechte dars nicht vorübergehen,
ohne daß eine Erklärung der Thierrechte
ousgestell« wird " Schallendes Ge
lächter. Vive Boulanger! Frau Huot:
„Dieser Rus ist unanständig und noch
unanständiger ist es, daß man mich als
Boulangistin zu behandeln wagt." Ein
Mediziner verlangt von einem Balkon
sitze herab das Wort. Rede Du,
Brunswick! Hört! was Brunswick
sagt! schreien seine Kameraden und
BrunSwick entwickelt nun unter dem
Murren der Antivivisektionisten und der
Heiterkeit der Studentenschast eine Theo
rie, nach der die heutige Verrücktheit sich
in drei Hauptkategorien zerlege» läßt:
die Heilsarmee, die Bewerbung um Ab
geordneten-Mandate und die antivivisek
lionistische Liga. Neue Entrüstung der
Frau Huot und Wuthausbrüche des Frl.
Guyounet, die Brunswick mit dem
Schirm bedroht. Andere Hunde- und
Katzenmüller befolgen dieses Beispiel und
es kommt zu der Pantomime einer Keile
rei. Der Lärm ist unbeschreiblich. Die
Arche Noah nnd eine ganze Menagerie
scheint ausgeboten worden zu sein, dabei
regnet es Sousstücke, Erbsen, Bohnen,
sogar Mehl, und als ein Student sich
den Spaß gönnt, eine frische Kaninche»-
hant in das Getümmel hineinzuwerfen,
stieben die Damen kreischend auseinan
der; damit hat der Spaß seinen Höhe
punkt erreicht.
Ein interessanter Prozeh
fand dieser Tage, wie mau den „Mün
chener N. N." schreibt, in Witebsk sei
ne i Abschluß. Die Vorgeschichte dessel
» ist folgende . Am 21. Juni 1888
wurde in der Nähe von Witebsk die mit
Wunden bedeckte Leiche eines Israeliten
aus der Düna gezogen. Bei Durchs»- >
chung der Kleider des uiibekannte» Er
mordeten fand man Papiere, welche aus
de» Namen Elias Abramoiviez lauteten.
Auch ein Brief eines gewißen Berg be
fand sich unter den Papiere». Berg,
über die Familienverhältnisse des A. be
fragt, gab an, mit demselben besreun
det gewesen zu sein, aber nichts Näheres
Verlauf einiger Wochen erschien jedoch
Berg bei dem Untersuchungsrichter und
bat um eine schriftliche Bescheinigung
des Todes „seines Freundes" Abramo
wicz. Aus Befragen erklärte Berg, daß
Abrainowicz ihm 4S,t)OIZ Rubel schulde,
und da Letzterer in
an, versicherte sein Leben und stellte jene
Schuldscheine auf 4»,vt)o Rubel ans.
Ein gewisser RabbiiiaiS^
Hsl.
seine Forschungsreise» in den arktischen
Regionen bekannt, steht im Begriff, wie
der eine längere Tour dui ch den ameri
kaniichen Nordwesten bis ins Gebiet der
Hudson Bai Co. zu unternehmen.
Andeutend. Sie: Warum hei
rathcn Sie nicht, Herr Baron? Er:
Würde stets nur Korb bekommen. Sie:
Ach nein!
Di« Stuf«n»Bah«.
Vor ungefähr zwanzig Jahren ersann
ein Herr Alfred Speer von Pass-:ic, in
New Jersey, ein System von Passanten-
Beförderung auf der offenen Straße,
welches er bezeichnend „den beweglichen
Bürgersteig" taufte. Speer wollte eine
liegen und sich mit unterschiedlicher
Schnelligkeit in gleicher Richtnng fort
bewegen sollten. Und diese Verbindungen
sollten wieder aus einer Reihe von
kleinen Stufenbahn-Cars zusammenge
setzt sein. Der erste, äußerste Riemen
sollte sich langsam, ungefähr mit einer
Geschwindigkeit von drei Meilen die
Stunde fortbewegen, so daß der Passant
ohne Schwierigkeit oder Gefahr darauf
treten könne, der zweite Riemen mit einer
Geschwindigkeit von sechs Stunden, aber
im Verhältniß zu der des ersten nur von
drei, der dritte Riemen mit einer Ge
schwindigkeit von neun Stunden, im Ver
hältniß zu der des zweiten aber wieder
nur von drei u. s. w. Jeder Riemen
würde sich also mit steigender Schnellig
keit bewegen, so daß der Passant nach
Belieben seine Fortbewegung verschnel
lern oder verlangsamen könnte. Aus
diesen Platsorm-Scheiben sollten an ge
«igneterStelle Sitz-,osseneund überdeckte,
errichtet werden, so daß der Passant nicht
gezwungen wäre, die ganze Distance ste
hend zurückzulegen.
Die am meisten in die Augen fallende
Neuerung ist die, daß die Fahrzeuge be
ständig in Bewegung sind und jederzeit
bestiegen werden können, und dies wird
auf nachstehende Art bewerkstelligt : Jede
Bahnlinie ist ringförmig in sich zurück
kehrend angelegt, so daß ihre Wagen
mittelst eines darunter lausenden, end
losen, von einer feststehenden Kraft
maschine bewegten Kabels in ununterbro
chenem Gang gehalten werden können
und zwar mit der constante» Geschwin
digkeit von 4,5 Meter in der Secunde
(gleich 16,2 Kilometer in der Stunde).
Dicht neben diesem eigentlichen Verkehrs
geleise von etwa 70 Centimeter Spur
weite liege« nun noch zwei ebensolche
Geleise, aus jedem derselben wird eine
endlose, d. h. sich über die ganze Bahn
lange erstreckende Platform aus gelenki
gen Gliedern ebenfalls durch ein Kabel
in beständiger Bewegung erhalten, die
mittler- mit 3 Meter, die äußere mit
1,5 Meter Geschwindigkeit in der Se
Mr. Speer fertigte eine Modell Bahn
an, mittelst derer er die Ausführbarkeit
seiner Idee so schlagend darthat, daß die
gesammte Presse dieselbe aufgriff und
sein Glück gemacht zu sein schien. Er
löste auch ein Patent aus seine Erfindung
(in >871) und der „Scientific American"
brachte damals eine genaue Beschreibung
derselben. Trotz aller Anstrengungen
des Erfinders und einflußreicher Freunde
gelang es demselben jedoch nicht, Kapita
listen für seinen Plan zu gewinnen, und
seit der Zeit ist das Patent erloschen.
Was aber in dem reichen, unterneh
mungslustigen Amerika, wo jede neue
Idee, die Nutzen und Gewinn verspricht,
sofort in Gold umgemünzt wird, nicht
möglich war, das soll, wie es heißt, in
dem bedächtigen Deutschland verwirklicht
werden. Dort haben neuerdings zwei
Ingenieure, die Herren Wilhelm und
Heinrich Rettig, nach einer Mittheilung
des „Scientisrc American" die Sache
wieder aufgegriffen und in der Weise
vervollkommnet, daß sich mehrere Indu
strielle von deren Practicabilität über
zeugt und ihre Unterstützung zugesichert
habe». Man will das Erperimcnt zu
erst in einer Mittelstadt, wahrscheinlich
in einer kleineren Fabrikstadt, machen,
wo kein übergroßer, aber doch genug
Verkehr ist. um das neue System prak
tisch zum Test zu bringen. Im Cen
trum der Stadt soll eine vollständige
Stusenbahn mit drei nebeneinander
lausenden Platsormen angelegt werden,
in den entfernteren Staditheilen jedoch
soll nur eine Platform laufen, wie denn
auch an ersterer eine Anzahl dicht zusam
menliegender Ausgang- Stationen einge-
Plilsorin" Nailway, wie sie Speer
»»miite. in der absoluten Sicherheit g«-
gen Unfälle. Das einzige Malheur,
welches einem Passanten zustoßen kann,
ist, daß er sällr, wenn er von «iner
Platsorm aus die andere tritt. Eine
schlimme Verletzung ist bei der Glaitheit
und Elasticität der Fläche ausgeschlossen,
nnd der Fall selbst ist nicht schwerer, als
der auf dem gewöhnlichen Fußboden, da
der Unterschied in der Bewegung der
beiden Plarsorme» ungefähr der Durch
schnittsgeschwindigkeit vou Fußgängern
gleichkommt.
Die Vortheile, welche die Platform-
Straßcnbah» bietet, lassen sich wie solgt
zusamnienfassen:
Die Anlage erfordert wenig Ranm,
da ihre Höhe und Breite nicht groß sind.
Der Unterbau ist beträchtlich billiger,
wie bei einer Hochbahn, da er etwa nur
den fünfzehnten Theil der Last von
letzterer zu tragen hat.
Bei der Leichtigkeit, mit welcher die
Platsormbahn Curven überwindet, kann
sie der Richtung der Straßen folgen und
sind daher keine großen Auslagen sür
Es ist weniger Triebkraft erforder
lich, wie bei ander«: Bahnen, und da
der Verkehr sich wesentlich größer gestal
tet, als aus den Straßenbahnen, so kann
der Fahrpreis auch beträchtlich herabge
setzt werden. Auch ist die Zahl der Be
diensteten sehr gering.
Der Platform - Verkehr ist der aller
schnellste und man vermeidet beim Ein-
und Aussteigen das Straßengewühl.
Rauch, Staub und Schmuk gibt es
nicht.
Die Passagiere können sich mit der
größten Sicherheit und Bequemlichkeit
bewege». Jeder hat seinen eigenen Sitz.
Drängen, Schieben und Stoßen gibt es
nicht, weder auf der Platsorm, noch in
der Station.
Keine Fahrzeit; keine Zugverspätung;
kein Verpassen des Zuges; keine Zeit
vergeudung mit dem Warten auf einen
Zug.
Das ist die Stadtbahn der Zukunft.
Die g«wonn«n« Wette.
Zur Zeit, als sich Voltaire in dem
durch ihn berühmt gewordenen Ferney
z» treten.
„Die Dame ist sehr schön und jung,"
wagle der Diener kleinlaut einzuwen
„Jch bin z» alt, um mich durch Ju
gend uud Schönheit bestimmen zu lassen,
auch nur eine Minute meiner Ruhe zu
opseru," sagte Voltaire. Schließlich
wurde er so böse, daß er der Besucherin
die Thür weise» ließ.
Die Dame kehrte nach Lausanne zu
rück, von ihrer Schwärmerei sür den be
rühmten Schriftsteller aber war sie durch
seine Unhöflichkeit gründlich geheilt wor-
Jn einer größeren Gesellschaft, als
das Thema „Voltaire" wieder einmal
alles andere Interesse bei Seite drängte,
erzählte sie ihr Erlebniß in Ferney.
„Du hast es eben nichr geschickt ange
fangen," sagte ihr eine Freundin, „viel
leicht bist Du zu unsicher ansgetreten,
Du hättest auf seine Eitelkeit rechne»
sollen!"
„O, ich hätte ihm die Hände geküßt,
wenn er mich empfange» hätte."
„Was gilt die Wette, ich sehe und spre
che Voltaire, ohne ihm die Hände zu küj
sen!" sagte die Freundin überniüthig.
Die Wette wnrde angenommen, doch
bis z» dein berühmten Manne vorzudrin
gen, nachdem dies doch der ausfallend
schöne» und begeisterten Schwärmerin
Die Garten von Ferney, die den Ver
ehrer» zur Bcsichtiguug geössnet waren,
bildete» Voltaires Stolz, und die Diener
und Gärtner, die dem Publikum zur
Führung l i.'nien, hatten die Weisung er
halle», icdes Urtheil der Besucher, auch
etwaigen Tadel ihm zu hinterbringe»..
Da dies allgeniti» bekannt war, so baute
die junge Fran darauf ihren Plan, und
eines schönen Tages machte sie sich auf
den Weg zu dem berühmten Unnahbaren.
Der Diener, der die Besucherin in de»
Anlagen umher führte, war starr vor
Staunen, als er statt der gewohnten
Ausrufe des Entzückens von der Dame
tadelnde Bemerkungen hörte.
gelchmacklos, Herr des Schlosse«
scheint ein alter Narr zu sein, der sich in
seinen Ban verkriecht und sich um den
Geschmack der Neuzeit so gut wie gar
nicht kümmert," sagte sie schließlich in
absichtlich lautem Tone. Ans diese un
erhörte Lästerung nannle der Diener den
Namen des Herrn von Voltaire als den
Besitzer des Schl-sseS, mit Pathos sügt«
er hinzu, „der Stolz Frankreichs, der
größte Mann seines Zeitalters!"
„Das Alles war er früher, doch jetzt
sieht man seinein Schlosse, der Livree
seiner Diener, sogar seinen Werken—
die Altersschwäche an. Ich sehe hier nur
noch Voltaires Ueberreste."
Der entsetzte Diener ließ die Dame in
einem Bosquet stehe» und hinterbrachte
seinem Herrn die Schmähungen.
„Geht," sagte Voltaire, „bringt die
Bcsiicherin der Ablagen in's Schloß
und sagt, ich lasse höflichst um ihren
Eintritt bitten. Unterwegs könnt Ihr
der Dame ja sagen, daß ich durchaus
kein so alter Narr bin, als sie und mit
ihr noch viele Andere zu glauben schei
nen." Schnell setzte er dann seine
Perrucke ans, legte vor dem Spiegel
sorgfältig die Locken zurecht und ging der
Dame entgegen, sie höflich zu begrüßen.
„Ich wußte wohl, daß ich die Ehre
haben würde, den berühmten Mann per
sönlich zu sprechen," sagte diese jetzt in
liebenswürdigem Tone. „Ich habe mich
zu viel mit Ihrer Person beschäftigt und
kenne in Folge dessen auch die „kleinen
Schwächen" des „größten Mannes sei
nes Zeitalters". Meine Freundin, eine
junge, sehr schöne und liebenswürdige
Dame, die in ihrer schwärmerische» Be
geisterung sür den „Gott der Dichtkunst"
sich Ihrem Diener fast zu Füßen warf,
nur um Sie einmal sehen zu können,
haben Sie vor kurzer Zeit sehr unhöflich
fortgeschickt. Sie sind der Bewunde
rung >att. Die vielen Huldigungen
langweilen Sie, der Weihrqnch, der
Ihrer Größe geopfert wird, ist Ihnen
lästig geworden. Ich dachte mir, es
könnte gut sein, einmal durch das Ge
gentheil Ihre» Appetit wieder zu wecke».
Ich habe mich nicht geirrt und meine
Wette gewonnen."
„Also nur um einer Wette willen ha
ben Sie mich heraus raisoninrt? Sie
sind ja sehr liebenswürdig", sagte
Voltaire lächelnd. Im Lause der Unter
haltung aber würd: er es ebenfalls, und
zwar in so hohem Maße, daß ihn die
Dame später nicht nur als den größten
Dichter verehrte, sondern ihn auch sür
den liebenswürdigsten aller Menschen
halten konnte.
Der Pädagoge.
SÄ.' >
s l l
Du verdammter Range!
Lehrer: Herr Director, wollen Sie
nicht zuvor den Schuldigen ermitteln?
Der Ranze mit demVrennglaS sitzt dort
oben!"
Der neue Pferdeburfche.
Hauptmann (zur angetretenen Com
pagnie): Leine des lebten Jahrganges,
die mit Pserden umzugehen wissen und
Lust haben, Bursche zu werde», mal vcn»
treien! (Verschiedene Maiinschasten tre
ten vor.) Hauptmann (zum Musketier
Pferden umzugehen; was sind Sieden»
im Civitstandc? Musketier Plempe:
Roßschlächter!
Ein Stoiker. Sie: „Mein
Gott, erst hast Du Birnen gegessen und
nun iß tDu Sauerkraut! Wie kann
sich das zusammen vertragen?" Er:
„Darum soll ich mich auch noch beküm-
«in» »«»wechselt« Stiefelseschichte
Von wegen zu enger Stiefel
Thun Beiden die Füße weh.
Wenn Keines den Ansang macht?
Nun endlich schließt die Augen
Der Herr —'s war nur zum Schein.
Sofort befreit ihre Füßchen
Die Dame von drückender Pein.
Versinkt sie iu Schlummer bald
Da entledigt der H-rr sich der Stiesel
Rasch ohne Aufenthalt.
Weckt ihn ein schnaubender Ton'
Der Schaffner öffnet die Thüre
Und ruft seine Endstation.
Nun heißt es rasch in die Stiefel,
Schlaftrunken in wilder Hast
Der Dame ging eS nicht besser;
Sie suhr noch kurze Zeit
Dann mußte auch sie in die Stiefel,
Der Herr mit der Damenstieslette
Eilt z« »r Gattin nach H«»s,
Die, rasend eilersuchiig.
Brach l-ut in Jammer aus.
Nus Scheidung bei Gericht,
Zum Glück alle Beide bei'ni selben,
Sonst wär'S eine schlimme Geschicht'.
Ludwig xvi. und Marie Slntoinett«
auf der Flucht nach Montmevy.
Ernst v.Stockmar berichtet in
durch llnpünktlichkeit, mit der sie die er
haltenen Bcsehle ausführten, alles in
königlick^
nicht länger verschoben werde», dann init
einem überflüssigen Gefolge ausbrach
und unterwegs es selber an Pünktlichkeit
mehr waren. Aus der Erzählnng er
hellt, daß eine Schaar von UtlO Reitern
genügt hätie, um jede» VolkSansstand,
der die Flucht des Königs etwa verhin
gende Weg war verabredet, wen»
Bouille eine solche Schaar dem König
entgegensandte, mit dein Befehl, vorzu
gehen, bis sie den königlichen Wags» be
gegneic, so wäre aller Wahrscheinlichkeit
»ach die Flucht wohl gelungen, beso»-
tiber sich gewinnen können, auf die
Nachtruhe im Wirthshaus- »nd andere
BequenUichkciteu zn verzichte». Den»
ehe die Nachricht in Paris beim Kriegs
minister eintraf, wäre die königliche Fa
milie in Metz, a» der Grenze oder jen
seit der Grenze in Sicherheit gewesen.
Schwerlich hätte der Köiug feine Absicht,
innerhalb der französischen Grenze zu
bleiben, beim besten Willen aussühre»
können. Seit die Flucht des Königs
oerciielt wurde, war das Schicksal des
unglücklichen Monarchen besiegelt. Stock
mar's Verdienst ist es, durch die sorg
fältigste Einzelsorschiing die Erzählung
von der Flucht des Königs gesicht.r und
von allen Irrthümern gereinigt zu
haben.
Da» einzige Geschenk.
Ich hätte Dich selten z» Ball'e geführt.
Durchschwärmend mit Dir die Nacht.
Ich hätt' nicht die neueste Robe Dir
Geschenkt, um zu schmücke» den Leib
Und hätt' Dir nicht Pserde und Hunde
gekauft
Zu traurigem Zeitvertreib.
Ich hätte Dir weiter nichts geschenkt
Als mein stürmisch liebendes Herz,
Des Lebens Kummer und Schmerz. '
Ich hätte Dir weiter nichts geschenkt,
Als die Treue bis in den Tod,
Und im Elend mit Dir gar redlich getheilt
Das letzte Stücklein Brot!
AuS einem Vortrag. „Als
Zenophon und die Zehntausend das
Schwarze Meer erblickten, riesen sie ju-
D«r Maler in uniform.
Unter diesem Titel läßt der Direktor
der Stuttgarter Staatsgallerie, Prof.
0. Rüstige, der unlängst seine» 3«1. Ge
burtstag seierte, in Kurzem ein Buch er
scheinen, welches seine Erlebnisse bei dem
Militär im Jahre 183!) schi dert. DaS
Stuttgarter „Neue Tagbla't" theilt be»
reits einige Abschnitte aus den Druckbo
gen mit.
Rüstige, ein geborener Westphale,
stand beim "5. Preußischen Infanterie-
Regiment in der BundeSsestung Mainz
in Garnison. Der junge Künstler, der
«ls Einjährig-Freiwilliger eingetreten
war, erfreute sich bald großer Beliebtheit
sowohl bei de» preußischen wie bei den
österreichischen Ossiciere» .m 5 wurde von
ihnen in künstlerischen Angelegenheiten
häufig in Anspruch genommen. Rüstige
»eiß darüber mancherlei zu erzählen.
Eines Tages, so plaudert er u. Zl.,
wurde ich zum Kommandanten von
Mainz, dem General Müsfling, befoh
len und zugleich ersucht, seiner kunstsin
nigen Frau Unterricht im Oelmalen zu
»theilen. Auch widerfuhr mir bald die
Ehre, zur Tafel geladen zu werden, und
>war gewöhnlich zugleich mit dem öster
reichischen Artilleriegeiieral vo» Mandel,
welcher sich als Kunstliebhaber in lie
tenswürdiger Weife für mich interes
sirte.
Da dieser vortressliche, gemüthliche
Herr in meiner Nähe (große Bleiche)
vohnte, so holte er mich regelmäßig ab,
venn es zu solchem Schmause in der
Kommandantur ging. Wenn ich dann
inzng Arm in Arm (anders that's der
freundliche Herr mal nicht) mit dein
stattlich in rother Hose und mit den grü
ben Hahnenfedern auf dem Dreimaster
herausgeputzten General über die Stra
ßen ging, blieben die Vorbeigehenden
stehen und schienen meine Vornehmheit
ralS; ich hörte mitunter flüstern, ich
müsse ein Prinz sein! Soweit hatte „de,
Maler in Uniform" es also schon ge
bracht! Nicht geringeres Interesse aber
>ls er, zeigte für Kunst und Künstler daZ
Liüfsling'sche Haus. Eines schönen
tages wandelte ich mit ei» paar Kame
raden nach dem nahegelegenen Zahlbach,
vo wir vergnügt unseren Kasse tranken,
plötzlich sprengt eine berittene Ordon
aanz heran und fragt laut «nd hastig
»ach dem Freiwilligen Rnstige. Mich
iesiel kein kleiner Schreck, und rasch
„ich erhebend, fragte ich nicht ohne
Herzklopfen, was man von mir wünsche.
„Seine Ercellenz der Herr Genesal
lieutenant von Müffling hat Sie besoh
len ; man hat Sie in der ganzen Stadt
»esucht und endlich erfahren, daß Sie
Hier sind. Machen Sie schnell —, es ist
kein Spaß!" Natürlich fort gingS in,
Laufschritt gen Mainz, wo ich schiveißge
tadet mich in der Kommandantur »lei
tete. Ich wurde sogleich zur Krau Ge
nerali» geführt, welche stillvergnügt an
»er Staffelei saß und uialte. ~Ach",
sagte die Dame mit ausgesuchter Freund
lichkeit, „ich habe Sie nur sragen wollen,
»b ich den Hintergrund mit Reben- oder
Neinschwarz lasiren soll."
ShestandSregein aus einer Schrift
des Jaftre«
selbst zu des WeibeS Diener, Knecht »nd
seyn.
Ein Häußlich sei»,
Kin trotziges, ungebegeltes Weib ist dein
Mann eine große Last! Was ist, das
»en edlen Haußsrieden mehr stört, als
des? Und das ist aller Ehrlichen Ehe-
Samstag so vergnüglich zum Fenster
raus?"— Mann: „Ja woischt, da treibt
mer immer d' Säu vorüber, und e>'
Ei n gewissenhafter Wirth,
köirth: „ .. > So, Du willst also Haus
knecht bei mir wer'n?!" Sepp: „Ja!»
LZirth: „Na, dann schmeiß' mich 'mal
'naus, damit i' seh, ob D' De>' G'schäft
»erstehst!"