Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 10, 1890, Page 2, Image 2

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Ueber de« Aachtsport.
der in England seine Heimath hat, macht
der österreichische Marineofficier Hein
rich Littrow im „Neuen Wiener Tagbl."
interessante Angaben. Littrow hält diese
Gattung Sport sir den genußreichsten
und leitet seinen Aussatz mit den Ver
sen ein:
„Wie fliegt sie durch die blaue Fluth,
Die Aacht, so schnell und leicht,
Der Möve gleich, die pfeilgeschwind
Am Meeresspiegel streicht."
Es giebt
suhlt sich sympathisch
Littrow meint, daß jetzt einige öster
reichische Sportsmen an Dachlsahrten
aus der Adria Gefallen gefunden hätten.
In Norddeulschland einfallet sich dieser
Sport von Jahr zu Jahr mehr. Von
In s ch a» r i g-ei g e n t h üin l i
cher Weise hat sich dieser Tage ein Le
bensmüder in Gk»t.<Belgien) jej» letztes
Stündlein bereitet. Er halte sich für
seine selbst eine» Sarg ge
schnitt sich die Gurgel durch. Der Tod
trat sofort ein.
kei t. Ein Herr besucht seinen auf der
Universität Z. studierenden Sohn.
Sieh, da steht ja auch das Sch^reibge-
Tinte in den Gläsern und die
Federn nicht gebraucht ? Ja, da kannst
D» mal sehe», wie sorgsam ich mit mei
nen Sachen umgehe!
vsttrsonne.
Der Regen fällt in Strömen und der
Wind fegt rauh zwischen den Hänser
reihen der Großstadt dahin. Die La
terne» spiegeln sich in dem glänzenden
Asphaltpflaster, und die Droschkeugäule
vor
stenheit.
Treppe» zum Bahnhofsgebäude einpor
halbe^ Stunde Zeit hat bis zur Abfahrt
der dritten Classe/ ES ist, als
Eine gleichmäßige, ruhige Fraueuhand
ist es, die den Brief geschrieben hat;
Buchstaben ohne überflüssige
den letzten Zeilen, ich will in Geduld und
Treue des Tages harren, da Du mich als
Dein Weib unter ei» eigenes Dach, an
! Wie nahe oder wie fern uns die>er Zeit
punkt ist, wir wissen es nicht, und ich
meine, wir legen es getrost in Gottes
Hand. Als die Tochter eines Geistliche»
weiß ich, daß Du nach besseren und un
vergänglichere» Dingen zu streben hast,
als »ach Gelderwerb und nach rascher
Versorgung. Unk ebxn weil ich Dich
liebe, hege ich die feste Zuversicht, daß
Du um meinetwillen nicht eine Stunde
unser Brantständ viele, viele Jahre
währt. Wir wissen ja, daß wir einan
der besitzen, auch wenn weite Länder zwi
schen uns liegen, und wenn dann der
gesegnete Tag uuserer Vereinigung endlich
erschienen ist, dann wird unsere Glück
seligkeit nicht geringer sein, weil wir eine
lanae Zeit getreuen Harrens hinter uns
li, seine Glückseligkeit ist darum
wayrlich nicht geringer, weil beinahe
, sechs Jahre vergangen sind seit dem Tage,
an welchem er diesen Brief erhallen.
Ungewöhnlilb lange batte er auf seine
Berufung zum Hilfsprediger warten
Müssen, und diese Berusung selbst würde
ihn seinem großen, bnsüchtig erwarte
ten Lebensziele kaum näher Öl
druck freudiger Ueberraschung auf ihrem
geliebten Antlitz zu weiden. O, wi«
getreu es iu seiner Erinnerung lebt, die«
sanste, rnhige, immer gut und freund
lich dreinschauende Mädchengesicht! Wenn
er ein Maler wäre, könnle er aus dem
Gedächlniß jeden Zuz und jedes Fältche»
aus dem Papier wiedergeben. Und er
ist bei alledem verständig genug, sich zu
! lagen, daß die Jahre de« Harren« nicht
spurlos über das liebliche Antlitz dahin-
sei» es vielleicht
möchte wohl »uch härtere Proben be
stehen als diese. Er weiß, daß sich hin
ter dem theuren eine Schönheit
vor ihm am fernen Rande deS Horizonts
bereits ein lichter, blaßröthlicher Strei
fen dahinzieht.
Wind pseist nicht mehr in den Telegra
phendrähtcn. Phantastisch gestaltete,
zerrissene Wolken jagen am Himmel da
seinen^'ntteu!
ich s. s
I>er Hilfsprediger an seiner Station den
Zug. Das Dorf, in welchem LiSbeths
Haler anitirt, liegt noch zwei gute Weg
vom Wasser überspülte Erdreich bis zu
Liesbeths Dorfe zurück.
Noch ehe er den Thurm des Kirchleins
Glocken entgegen, welche die Gemeind«
zum Gottesdienste rufen, und das ist in-
mitten des stillen, weiten, sonnenbefchie»
nenen Gefildes ein gar feierlicher Klang.
Er weiß, daß er jetzt weder den Pastor,
Er
sie ist ausgeblüht, wie «in junges HtöS
lein, und der HilsSprediger fühlt feine
Seele überströmen von heißer, zärtlicher
denn am Ende fordert doch auch seine
Jugend ihre Rechte! Aber er zwingt
sich endlich, sein Auge von dem geliebten
Mädchen hinweg auf das graue, ehr
würdige Haupi des Geistlichen zu wen
den und voll aufmerksamer Andacht
lauscht er seinen Worte».
„Euer Ruhm ist nicht fein!" beginnt
in St. Pauli erstem Corintherbriefe die
Epistel des heutigen Sonntags, und dem
Hilfsprediger fährt eS durch daS Herz,
an ihn allein gerichtet. Er denkt an die
herzzerreißenden Bilder des Elends, die
er vor wenig Stunden an der Eisenbahn
stalion gesehen, und an die fünfzehnhun
dert Mark, die er unler den gestickien
Symbolen von Glaube, Liebe und Hoff
nung in der gelbledernen Brieftasche hat.
„Euer Ruhm ist nicht fein!" hallte eS
ihm in der Seele »ach, als hätte er sich
eines Verbrechens, eines Diebstahls schul
wie mil Glockenzelön:
„D'rum lasset uns Ostern halten, nicht
im alten Sauerteig, auch nicht im Sauer
teig der Bosheit und Schalkheit, sondern
in, Süßleige der Laulerkeit und Wahr
heit!"
in seiner eigenen Brust. Lange noch
hängen seine Blicke a» LisbelhS gold
schimincrndeiu Haar, an ihren kindlich
Des Bösen Macht und Spott —"
der Spitze dieser Quittungen ist zu
lesen:
Die Rechnung auch herein.
Doch alz auf dieses Blau ich lah,
Den süße» Kuß gesetzt.
Auch ein Enthusiasmus.
Engländer: Italien! Sehr schönes
s'and, sehr schön! —Deutscher: Nicht
vahr, diese K»nslschäl>e in Rom, diese
rin Kleid ? Photograph: Kinder sehn
Mutter (verschämt) - Da« geht doch
wohl nicht an. —Photograph: Warum
senn nicht? Mutler: Mei Kindche if
ja 17 Jahr alt l
seid vierzehn Tage verheiralhet und schon
streitet Ihr mit einander? Gewiß!
DaS Leben ist ja sehr kurz!
Wer war «r?
„Wer war er?" Diese Frage schwebt,
aus aller Lippen; alle Blätter halten
vo» dem erschütternden Unglücksfall!
berichtet und daran in allen Varianien
die Frage geknüpft: Wer war er?
Die Scene spielte draußen am Do
sich auf einer beim Ufer befestigten
Plätte, einer davon siel in'S Wasser und
rang»nler herzzerreißendem Geschrei mil
der Spaziergänger, ein eleganl gekleide
ter junger Mann, sprang in'S Wasser
und half dem Kind heraus, gerieth dabei
unter das Fahrzeug und crlrank.
Als Leiche zog man ihn unter dem Schisse
hervor, das arme, zerlumpte Kind war
wohlbehalten. Das Portefeuille des
Retters mochte in's Wasser gefallen sein,
man konnte seine Identität nicht feststel
len. Der Vorfall erregte allgemeine
Theilnahme. Wer war er, dieses jugend
liche Opser heldeumüthiger Menschen
liebe.
man es; es war eine jener tragischen
Katastrophen der Wirklichkeit, denen die
poetisch versöhnende Lösung fehlt. Ein
hossnuagvollcS, lhalenreiches, glück
uinflossenes Leben war geopfert worden
für ein anderes, dunkles, armes, glück-
und aussichlSloses. Der gerellele Knabe
war der Sohn eines inil zahlrei-
Und der todte Retter war ei» junger Arzt,
der kürzlich seine Sludien beendet, der
bereits glänzende Proben seiner Bega
>>ol!e Stellung errungen Halle; er war
der Versorger, der Slolz und das Glück
einer allen Mntler, er hinrerließ eine
junge, schöne Braut und trostlose Ge
schwister. Er war ein blühend schöne»
Mann vv» 23 Jahren, srohsinnig,
lebenslnstig, seine eiserne Gesundheit
hatte allen Schrecken der Spitäler ge
trotzt. Ganz kürzlich erst hatte der
junge Mann eine Choleraepioemie durch
gemachl, sich durch Mulh uuv Men
schenliebe heroorgeihan, und auch von
zurückgekehrt.
Jetzt lag er auf der Bahre! Selten
noch mochte ein Grab so viel Menschen
entwickeltes gelallt
ben. Eine ganze, große Stadt trauerte
mit den Hinterbliebene» an dieser Bahre
eS war so schrecklich, so todestraurig,
daß der Fremdeste, der Gleichgiltigste,
nicht ungerührt blieb. Es sterben täg
lich so viele Menschen in der Hauptstadl;
wer sich davon so leicht erschüttern ließe,
der hätte niemals eine ruhige Stunde;
aber Ivo der Tod so plötzlich sein furcht
bares „Mene-Tekel" erscheinen läßt,
mitten an dem arglosen Gastmahl des
Lebens, mitten aus dem frohen Kreise
mit einem einzige» Griff sich das Opfer
herausholt, das noch eben den rosenu»t
kränzten Becher au die Lippen führen
wollte—da schaudert man, da fühlt ma»
das dunkle Verhängniß, das über allen
Lebende» wallel, man sieht, wie das
ewige Damoklesschwert über unseren
Häupter» eben nur an einem Faden
hängt.
Die Blätter brachte» spaltenlang!
sympathische Berichlc, alle Well sprach
nur von dem Unglück, beklagle die Mül
ler, beklagle die Braut. War er doch
noch gestern gesund, heiter, lebenssprü
hend »nler seinen College» erschienen
und heule todt? ES war ja unfaßbar!
—ln der Klinik, an welcher er als Assi
stenzarzt sungirle, begann der berühmte
Professor feinen Vortrag mit schmerzbe
ivegter Stimme; er sprach von dem
Todten, rühmte seine Tüchtigkeit, seine
Begabung die Stimme brach dem
alten Manne, er wiederholte sich, konnte
gar nicht zu dem eigeutlichen Gegen
stände der Vorlesung kommen. Die
Studenten hörten mit düsteren Miene»
stumm zu, ein unbestimmter Schauer
ging durch die jungen, lebensfrohen
Seelen; man blickte scheu nach dem
Platze hinüber, wo der junge Assistenz
arzt immer gestanden er war leer,
weilen Hörle man da und dort einen
Seufzer. Der Platz des Todten blieb
leer wer hätte sich dorthin setzen mö
gen? Sogar die Kellner lungerten mit
mand nalim diese Erscheinung gebührend
zur Kenntniß. Der Schachinaiador ver
lor eine Parlie, er spielle zerstreut, denn
er sah immerwährend das heilere, brü
nette Gesicht des jungen Arzl-S drüben
beim Fenster^.
combinirte. unler welchen Umständen der
Vernnglückte zu rellen gewesen wäre.
Und so ging es sort in engeren und wei
teren Kreisen. Wer jemals mit dem
Verunglückten zusammengetroffen war,
entsann sich jetzt der Begegnung, erzählte
sie, schmückte sie aus. Man erinnerle
sich aller seiner Scherze, seiner Aus
sprüche, besonders jener, die sich niil der
Zukunft beschäftigten. Ich sah ihn auch
vorige Woche im Stadtwäldchen, er schien
so heiter o, ich sah ihn vorgestern, er
erzählte mir eine Anekdote aus den „Flie
genden Blättern".
Unglaublich, wie allgegenwärtig der
Todte war, wie er die Gemüther be
herrschte! Man war des Lobes voll,
Niemand wußte etwas NachtheiligeS: nur
rührende Züge wußte man von seiner
Herzensgute, seinem Frohsinn, seiner
HostnungSsreudigkeit; die Märtyrer
glorie, die das junge Haupt des Todten
Taufende und Tausende, welche die Ge
schichte in der Zeitung gelesen hatten,
trauerten mit der unglücklichen Mutler,
dem toi denen, da»» aber schw.cgc»
fieuiide des Verstorbene», einem >u»gen
Künstler. Die Inschrift verkünde» den
Opserlod des Ruhenden und den Jam
mer vorbeikam, sollte wissen, was dieses
Grab verschlungen Halle. Täglich be
suchten die Trauernden diese schmerzlich
theuere Erdscholle, brachten Blumen,
»en. als vermöchle er sie jetzt noch zu
Jahre späler. „Wer war er?
erregte die Ausinerksamkeil der 'Äirüber
langt, palhelische Jnschrisl, Niemand
vermochte sich jedoch mehr des Vorfalles
Dennoch empfand Mancher eine slüch
tsge Rührung; ein Anderer las kalt,
als wäre es eine gleichgültige Zeitungs
notiz. Das Grab war jorgsam ge
pflegt, doch, wie es schien, nur von der
Hand des Gärtners.
Und wirklich daS ganze Jahr hin
durch kam Niemand zu dem Grabe; nur
am Allerseelentage erschienen Verwandte
und Freunde, um Blumenspenden zu
bringen. Die Mutter des Dahingeschie
denen war seit ginigen Jahre» todt, die
hatte sich einem Anderen verinählt. Nur
war sie Mutter kleiner Kinder, und si»
hatte anderes zu thun, als dem An
denken emcs Todte» zu opser». Auch
die Geschwister waren verheiralhet und
Halle» Kinder.
Franz!".'....
inenr.
Der junge Gast schlendert eine Weile
!»nlier, singt und pfeift noch immer, doch
'"D I' l' l c»t D' lt G^
Straße Aber er singt und pseist
Mr»«ol>ig eine» Schauspieler».
Borgen ist das Urgesetz der Natur, de»
Fluß borgt von den Bächen und dach
Meer borgt von den Flüssen. Die Wol
ke» borgen von der Lust und die Erd«
seiligem Eredile.
Wann» sollte also der Mensch, daS
Ebenbild Gottes, nicht den Credit ii»
Anspruch neliinen? Wen» der gewaltige
ha-7-- -'-Er""eiß^äus'
Bierbank-Höflichkeit.
Erster Gast: Ja darüber sind die Ge
— Was? Sie schütteln den Kopf? Sie
Natürliche Folge. Rich
ter: Sie liaben Ihre junge, Ihnen eist
»aß b« meiner Frau alles falsch is, die
Zäh»', die Haar' und so fort, nachher
bin ich halt auch falsch 'worden und hab'
sie ordentlich durchgewamst!
Im Eramen. Lehrer (vom
Wesen der Brücke redend): „Was denkst
Du Dir unter einer Brücke?" Schü
ler: „Unter einer Brücke denke ich mir
Wasser."