Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 13, 1890, Page 6, Image 6

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»««nchtn'S <K«bnrtttag.
Eine Skizze aus der Kinder,
we l t.
Aennchen ist das jüngste von drei Ge
schwistern —Else ist acht, Gertrud sieben
Jahre alt, dann kommt daS vierjährige
tief in die Angen fallen. Eigentlich ist
Rciiiichen erst drei Jahre und 864 Tage
alt, de»» es heißt heute den ganzen
„Und wie alt wird Aennchen?"
»Vier Jahre-DeburtStag!"
„Und was bekommt daS Kind zum
Geburtstag?"
Die großen blauen Augen füllen sich
mit Licht, der süße rothe Mund nimmt
«uii» Anlauf mit Zungenfchwg. dann
plappert er schnell:
„Tuchen, und Schönes, und Bilder
buch und Schönes, und Puppe und
Schönes, und noch viel, viel, viel Schö
nes !"
Mama schließt ihr Goldherzchcn fest
in die Arme und bedeckt es mit Küssen,
sie denkt, das Allerschönste ist doch ihr
süßes Aennchen selbst auch die älteren
beiden Schwestern spielen immer wieder
aus den Geburtstag mit seinen reichen
Gabe» an—sie habe» ihre ganze Spar
tasse zu diese», Zweck geleert, und selbst
als der ernste Papa Abends das Gold
köpfchen zur guten Nacht küßt, lächelt er,
als Aennchen hochwichtig sagt: „Papa,
morgen hat mir der Torch debingt!"
„Ja, morgen ist Aennchen'S Geburts
tag," bestätigte er mit allcrzärtlichstcm
Kuß, während Aennchen mit einem „Au"
Seite schiebt.
Am andern Morgen gackelt das Nest
hühnchen schon früher als sonst Else
nnd Trude sind aber doch schon früher
ausgewesen und habe» mit Mama den
Geburtstagstisch arrangirt. Ein gro
ßer Kuchen, auf dein vier rosaroihe Lich
köpfchen, Reif und Ningspiele, elii un
zerreißbares Bilderbuch —so heißt es
wenigstens aus dem Titel Chokowde-
Die gnte Mama hat dem Kinde seine
weiche Strüinpsche» gestrickt, bunte
Schürzchen gestickt, einen himmelblauen
Unterrock gehäkelt auch Jette, das
Stubenmävche», seit Baby'S Geburt
zum Titel
liebt.
Die ältere» Schwestern müssen zur
Schule —Jette hat in der Wirthschaft zu
thun, ebenso die Mama, und der Papa
Ti^ch!"'^
schrillt irajchcchl zu sein. Resignirt
besieht sie nu» Vlati für Blatt, es sind
fast Alles Tbierslücke. die sie theils lang
wellen, iheilS erichiecken -nein, da spielt
Jette fleckt den Kopf durch die Thür
und sieht sie rnliig spielen, der Bericht
preisiliig aus. Ader Jette hat gerade
r>i h, g e i Zw i s^^» a on> I^e^^er^
sein?!' . .
sonst ihiin, da die Fiiigerchen versagen?
Und richtig, sie Hai's getroffen!
Wie der Schuiü-r mit der Sense ins
volle Aehrenfeld sihrt, so Goldköpfchen
in die Blätter des Unzerreißbaren. ES
ist geschehe», sie hat gesiegt! Die
Scheere bleibt bei den Schnitzeln auf
wird stärker, Aennchen schreit laut auf;
erschreckt stürzt die Mama hinzu, ficht
die Scheere, ihr schreiendes Kind und be
fürchtet Schreckliches. Doch da weder
Wunden noch Blut entdeckt werde», be
ruhigt Mama sich und bestellt bei Jett,
heißen Kainillcnihee.
sie hat sogar etwas Bewunderung für
das charaklervolle Kind. Der
Kamillenthee thut ftine Wirkmig die
kleine ParadieSfchlange
„Aber heute hat ja Eise Geburtstag",
erklärt Mama ihr würdevoll; sie kommt
nicht weit damit, Goldköpfchen stellt
Alles aus den Kopf, sie habe DcburtS
daS Kind sich kapricirt, so ist sie doch so
brav und gutherzig, Beides als Opfer
darzubringe».
„Aber das Buch mußt du sehr in Acht
nehmen", sagt Mama, „sonst zerreißt es,
Bnch."
Seite
„Meine Lieben", sagte sie salbungs-
„hente
jlteue bringen, daß Ihr nicht im Keim
„Neidisch? Mein liebes Goldherz, daS
Ohr: „Du, Tante Luise —morgen Jette
Puppe.^ —
bckoinml dem zarten Alter meist übel.
Wer sich schminkt, darf sein Brot nicht
im Schweiße seines Angesichts essen.
nern, aber nicht der Körper die Seele. '
Mensch und Thier.
Ob Mensch, ob Thier genialer ist?
Der Me»sch ist'S wahrlich ganz allein:
ES kann der Esel nie ein Mensch,
Der Mciisch sehr oft ein Ejel sein.
Alles Mögliche. Sie
kommen wohl mit Ihrer Schwiegermut
tergiit aus, Herr Assessor?— Gewiß, ich
len kann, die eiilfchuldigt sich alle
paar Wochen 'mal bei mir, weil sie so
lange lebt!
Prophetisch« TrSume.
Skizze von Aler.de NSve.
„Träume sind Schäume" heißt es ganz
mal ni Ersllllnng gehen, so ist dies ein
Spiel des Zufalls. Die Träume sind
innig mit dein Körper verwoben, und
ab.
Pserse sterbe, während er selbst den rat
ierlich.» Renner bestieg. Dies traf zu:
an Stelle des Pertinar wurde Sepiimius
Scverus zum Kaiser erwählt.
H» der N icht vor der Ermordung Ju
lius Eäjars (am IS. März 44 vor Eyri
sti Geburt) träumte seine Gattin Eal
begab sich in die SinatSsitziliig, wo mör
derische Hände ihn mit 23 Dolchstichen
a» der Statue des Pompejus nieder
streckten.
rr t in i lcar^
von Öiho nnd Vitellius erregten lln
ruhe» u»d wurde selbst römifcher Kaiser
(U!,—^?).
Als die Pest in der Armee Karls V.
(152<j— l.'ov) wüihett, lüiidete ei»
Sliiiide nachher wirklich geschah.
Der deutsche Kaiser Joseph 11. (I7«!S
Eilitrcsjiii deiielben so er
zätilt er z. B>. Arnold de Villeneiive
liäiiinle iii einer daß eine schwarze
buiikel auf.
Ein Patient Galeiis träumte, daß
eines seilier Beine in Stein verwan
delt fei, und einige Tage später wurde
dasselbe Bein bis zur Unbrauchbarkei
gelähmt.
Ein junger S-srif!stcll-r in ärmlichen
Verhältnissen, Huyfen in Dortrscht,
kaum noch, wovon er feinen Lebensunter
halt bestreite» solle, da ihm auch sein«
literarischen Arbeiten fast nichts ein
brachten. In dieser trübseligen Zeit
träumte er etwas ganz Sonderbares,
nämlich: er pcomenirte in der Umgegend
seiner Vaterstadt und sah sich von einem
Manne angeredet, der ihm sagte, er kenn«
seine elende Lage; wenn er einem Rathe
Kemp.'r gehen, dort werde sich alleg
Weitere schon finden. Der jnngi
Schriftsteller machte sich wirklich aus den
Weg dorthin, wußte jedoch nicht, an
weil er sich wende» sollte, da er in diesem
Orte keinen Bekannten hatte. Er be
dauerte schon seine Reise, als ihn ein
Mann nach der Urjache seines Kummers
fragte, der in seinem Gesichte zu lesen
war. Der Träumer erzählte ruhig
woraus der Fremde entgegnete:
„Wenn ich allen thörichten Träumen
folgen wollte, dann müßte ich nach
Oline A»fe»tl>alr kehrte der jung«
Schriftsteller nach Dortrecht zurück, grub
im Garten unter dem bezeichneten
Strauche nach und fand eine große
Geldsumme in allen Münzen, die ihn in
den Stand sehte, nachdem er sie nmge-
Ward Gold i» der Flajche;
Was Gold war im Glase,
Ward Kupfer an der Nase'!"
Todte Seelen. In dein Ja-
Sold und Menage zu beziehen.
„Oester," schließt Herr Schtsch. sein«
Erzählung, „kam es vor, daß diese un
zogen."
Der vereitelte Kälber
siebstahl. Folgendes Geschichtchen,
das über einen köstlich vergelten Kälber-
und Aar umherziehende Zigeunerbande;
den Bär, ein ziemlich bissiges Vieh, steckte
man in weiser Vorsicht in eine grobe
zwischen einen Menschen angstvoll jam
mern. In aller Eile wurde Licht ge-
slürzte den
g b ' ich! Geschäftin
sonst etwas anzilbieien?"^— Reisender:
,Nur noch meine Hand, verehrte Frau!"
«ine mysteriöse Affaire.
Die belgische Presse beschäftigt sich seit
Kurzem sehr eingehend mit einer senfa
tioncll zugespitzte» Geschichte. Es Han
del t sich um eine in .Deutschland
den einer sehr scharfe» Kritik zu unter
ziehe». In einer Zuschrift eines Brüs
seler Correspondeliie» wird die belgische
Lesart des in Rede stehenden Vorfalles
folgendermaßen mitgetheilt:
znr Veranlasinng weiterer Schritte über
mittelt. Mag anch diese Darstellung
der Sachlage eine einseitige sein, so ist es
Der Tod betn» vi»ampagnrrolas«.
Das Leben ist doch kühner, als selbst
nage über die Geheimnisse des Seeleii
„Diefes Glas voll Nebcnsaft,
Tod, aus gute Brüderschaft!"
blättern. Die Frau kam und sehte sich
»»'s Bett des kranken Gatten. Dieser
lächelte ihr zu, zog sie zu sich hernieder
ja möglich sei und nachdem er die
griss er den gefüllten Bhampagnerkelch,
stieß mit ihr an, leerte das Glas auf c>-
P. unter großer Betheiligung aus den
besten Kreisen der Gesellschaft zur legten
Ruhe gebracht.
Sinen NuSftng nach dem Vulkan
«tlanea
auf Hawaii schildert E. AnHage im
„Hanuov. Eour." Der Reifende war
in 3lstü»diger Fahrt von Honolulu nach
Havas gekommen, landete in Punalun,
dem südliche» Ort der Insel und fuhr
mit der Eisenbahn »ach Pahala. Dort
stiege» wir. so erzählt Aiihage, i» eine
»lii vier Maulihicrc» bespannte Kutsche,
schnallten unser» Koffer auf, und los
ging'S 24 Meile» weit über einen ent-
Vnlkan hinauf. Unterwegs rnhten wir
uns einige Stnnden im „Halbwegshau
fe" a»S, das für die Touristen erbaut
u»d von einem Wirthe mit sehr gutem
Essen versehen ist; das will viel sagen
in einer solche» Einöde, 12 Meilen hin
ter der lebten menschliche» Wohnung!
Anfangs ging der Weg dnrch traurige
wüste Lavafelder; je näher wir aber dem
Vulkan kamen, desto grüner und schöner
wurde das Land. Wir fuhren durch ei
ne herrliche üppige Vegetation, überall
sproßte» Farrenkräuler, wnchsen schöne
eßbare Beere», ragte» Palme» nnd an
dere tropische Bäume. Je näher wir
aber dem Vulkanhause kamen, desto dich
ter wurde der Rauch, der vom Kilanea
ans die Gegend einhüllte. Oben aus
' uns, die wir nie so etwas gesehen, ziem
lich unheimlich zu Muthe ward. Au
diesem Abend gingen wir noch nicht nach
ten'Krater der Welt zu sehen. Mir war
feierlich zu Mlithe. Jeder hatte sei»
schlechtestes Zeug an nnd nahm einen
teil konnten. Die Wanderung in der
finsteren Nacht über die Meilen
langen Lavafelder inachte uns todtmüde,
am Fuße des Berges, aus dein das
Haus steht, Männer mit zwei Maul
thieren erwarteten, aus denen wir glück
lich »ach Hanse kamen. Es war zwi
schen I t und 12 Uhr Nachts. Ein
tüchtiges MilterilnchtSessen stärkte un
reicher.
Erklärung. Ein Mann nennt
dir, wenn du ihn »ach dein Datum seiner
Geburt fragst, meist nur das Jahr, eine
Frau stets nur den Tag.
D«r eingelöst« W«a,s«».
Eine Geschichte, bezeichnend für den
rührigen Geschäftssinn des griechische»
Stammes, erzählt der „AkrokormlhoS",
eine in Koriiith erscheinende Zeitung.
Da eS ihm icdoch an den nöthige» Be
kanntschaften fehlte, so ivandle er sich a»
einen Geschäftsfreund in Korinth. Sei»
Brief begann mit der Bestellung eines
größeren Postens Waare» und schloß
folgendermaßen: „Außerdem ersuche ich
aiistäildigc» Familie augehöre» und einen
»ntadelhafie» Ruf besitzen. Ihr Alter
darf zwischen LU und 25 Jahren schivan-
Bosnische viviiisalion.
! Mit großem Geschick —so schreibt
' nia» —haben die Oesterreicher es ver
irgeiidwo ein Kaiser aufgestanden ist, der
mächtiger ist als alle anderen?" Ueber
rascht erwiderte FranzoS: „Wer soll denn