Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 06, 1890, Page 6, Image 6

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»i« Nein« Heldii».
Eine wahre Begebenheit auZ
dem amerikanischen
Lebe n.
Bessie war ihr Name nnd Memphis
<m Staate Tennessee an» Mississippi ge
legen, ihre Baterstadt. Dort hatte si«
während des größten Theiles jeden Jah
res mit ihrer Mntter ganz allein gelebt;
denn ihr Bater war SteuermaiiuSmaal
auf einem der großen Seeschiffe, welch«
den Allantischen Ocean befahren, und
kam oft viele Monate lang gar nicht und
dann stets nur für die kurze Zeit nach
Haufe, deren der Rheder bedurfte, das
Fahrzeug von Neuem zu befrachten und
segelferlig zn mache». Und ihr Groß
vater Tom, der noch inimer als Ma
trose auf einem der größten Mississippi
bampser gefahren war, hatte fast »och
seltener einmal vorsprechen können.
Doch dessen war klein Bessie sich wenig
darum bewarb. Und so war es gekom
men, daß Klcin-Bcssic nicht mehr als
blasses Baby in der große» Stadt zwi
sche» hohen, steinernen Häuserinaueiir
dittsiechtc, sondern in Waldeslnst uud
Tanucndust wie eine Rose erblühte.
>ieS Blockhaus gebaut —etwa eine Meile
landein, in» Walde, wo er gegen Ueber
schivemmungen und plötzliches Hochivas
daß sie von nun an bei ihm wohnen soll'
t?n.
Mit dem Gefühl, sich wieder nützlich
und Heiterkeit wieder, und
d»S lleine Mädchen konnte sich keinen
bessere» n»d lnftgeren Spielkameraden
wiunchcn a!S seine» Großvater Tom.
Freilich kannte es auch keinen anderen,
den» das Häuschen lag aus Meilen in
der Runde einsam am Waldesianni; die
Entfernung bis zur nächsten Stadt war
fast eine Tagereise zu nennen für den,
der sie zu Fuß zurücklegen mußte. So
wurden Großvater und Enkelin bald
unzertrennlich voneinander; unverdrossen
trollte das Kind aus seinen kleinen
Füßchen neben und hinter ihm her, wenn
der Alte den nahen Acker bearbeitete oder
in den Wald ging. Holz zu holen. Und
eS dauerte nicht lange, da ward sie stark
und stämmig bei dem gesunden Leben
in der sreien Lust, ward größer und
bestand daranf, daß der Großvater si«
»NN auch mitnahm, wenn er Abends
zum Mississippi hinunterging, um di«
Laterne anzuzünden. Kein Wetter war
ihr zu schlecht. Eifrig half sie mit
ihren kleinen Händen das Boot, welches
ir TagS über auf dem Ufer barg, in's
Wasser schieben: stieg sorglos zu ihm
ei», wenn er an den Klippen vorbei
bis zum Pfoste» ruderte, »nd jauchzt«
höchstens vor L»st, wen» die das Riss
nmbraiidcndcn Wellen, höher als sonst,
den- Schämn ihr in's Gesicht spritzten.
Dann sah sie zu, wie er die eiserne Kett«
löste, an welcher die Laterne hing; wie ei
diese niederzog, sie mit Petroleum füllte,
so anzündete und wieder in die Höh«
wand. Später schnitzte ihr der Groß,
vater ein eigenes klenies Ruder und
lehrte sie es führen nach allen Regeln de,
Kunst. Und es war schwer z» sagen,
wer bei solchen Uebungen eifriger war,
wessen Gesicht beim Gelingen helle,
strahlte vor Stolz, ob Großvater ode»
selbst am liebsten.
Im Herbst des Jahres, in welchem
Bessie ihren zwölften Geburtstag er-
versucht halte, dem, was seinen
Gent anscheinend so ängstlich beschäftigte,
sittlichen Ausdruck zu leihen erhob er
Augenblick war's, als lähmte der Schreck
BessieS Glieder. Aber auch nur einen
Augenblick, dann sprang sie entschlossen
auf. Nicht umsonst sollte Großvater
sie seinen Jungen, seine kleine Theerjacke
genannt baben. „Großvater, sei ruhig,
ängstige Dich nicht, ich zünde die Laterne
an!" so rief sie ihm tröstend in's Ohr,
kaum darauf achtend, daß er sie wede
hörte noch verstand.
Eilig, nur ein dünnes Tüchlein um
Hals und Ohren wickelnd, ergriff sie
schnell die Schlüssel, die gefüllte Petro
lennilanne, ein Schächtelchen mit Zünd
hölzern und stürmte davon.
Wohl kannte sie den Weg durch den
Wald, sie war ihn ja täglich gegangen,
aber niemals war er ihr so lang erschie-
Füße, hielten sie ant Kleid,
Gesträuch aller Art schlug ihr seine
nassen Zweige in's Gesicht und der
feuchte Liebe! durchkältete sie bis auf
die Haut. Doch tapfer drang sie vor
wärts die Zeit eilte ihr schien,
als würde e» heut früher diinkel denn
gelang es ihr auch wirklich, das Boot
vom sandigen Abbang in's Wasser zu
schieben. Geivanvt sprang sie nach nnd
griss zum Ruder. Doch heute nützte
ihr das zierliche kleine Ding nichts,
welches der Großvater ihr geschnitzt;
ihm würde das Boot nicht solgen.
verzärteltes Stadtkind Knochen nnd
Muskel» waren gestählt. Beherzt stieß
sich zurückruseud, b-zwang sie endlich de»
Widerstand des Wassers und des Bootes
nnd langte glücklich am Laterneiipsoste»
mehr. Phhssf l^Phhssf! hör
spät ' war! Pdn's!
»och in dem halbzerlrüliinierten Bassin
bcr hinaus. Pkhsss! Phhsss! Phhsss!
freul-sie sich, als sie sah, daß deren
liell.-r Sch.i» das Wasser ini großen
erleuchtete. '^cichl^ach!cie^^
»us dem Posten.
Es war auch die höchste Zeit gewesen,
llngeduldig schon hatte der Kapitän des
großen PostdaulpserS nach dem Feuer
zeichen diese« RisfeS ausgelugt. Lang,
sanier und langsamer hatte er die Fahrt
werden lasse». Schwer lag der Nebel
über dem Slrom und erschwerte den
Ausguck. Schon überlegte er, ob er bei
dieser vollständigen Dunkelheit nicht lie
ber die Fahrt unterbrechen und mitten
der Mannschaft und fein eigenes auf's
Spiel zu fetzen. Aber als Postschiff
war sein Dampfer andererseits verpflich
tet, die Fahrzeit innezuhalten ! Ein böser
Zwiespalt. Da—„Hurrahrief plötz
lich der Steuermann, der zuerst den
Feuerschein am Laternenpfosten aufflam
men sah. „Hurrah, Toni Einbein!"
stimmten die Matrosen ein, die jeden La
ternenwächler beim Namen kannten.
Mit voller Geschwindigkeit ging der
Dampfer jetzt weiter. Aber was war
den» das? Die Flamme brannte ja so
ganz anders so niedrig sie leuchtet«
hell, aber es war, als schwanke sie hin
und her. Neugierig spähleu der Eapitän
und seine Leute hinüber, als sie dem
Lichtkreis näher kamen. Und wie er
staunte» sie, als statt der gewohnte» La
terne eine Art Fackel vor iyiün brannte,
sondern ein hübsches, kleines, blondhaa
riges Mädchen mit ihien srosterstarrten
Fingern sich mühte, die schwere Stanz«
~Ahoi! Wächter, wer bist Du?" riej
lich auf sein einfaches Lager und kühlte
ztind? Wo konnte es sein? Da trat
ihrer Minier au jenem Tage vom Eapi
tän als sicheres Capital sür ihre Zukunft
eingehändigt worden war, wirklich nur
berabend bewiesen hatte.
Durch die Tochter wird
man die Mitgift los und durch die Mit»
Aus Sein Leven «iner Kaiserin.
Ueber die Kindheit und erste Jugend
der Kaiserin Augusta berichtet ein leb
hafter Briefwechsel der Fran von Schil
ler »nd der Prinzeß Karoline, der
Schwester des Erbprinzen von Weimar
und somit der Tante der kleinen Prin
zessin. Die erstgenannte Dame schreibt
von dem „wnilderschöiien Kinloe": „Es
schön und flammend, daß er ihr gewiß
Glück bringt." Doch das Volk sah in dem
Komcte» eine unheilverkündende Kriegs
mar seine Söhne als Feinde in das
Heimathland der jungen Großfürstin
Maria Pauloivna. der Erbprinzessin von
sreiuug, und nach ilmen eine stillere Zeit.
Ei» Blies vom Maler Meyer schildert
das gemüthliche Familicnlebe» im .^>ause
»eben mir im Schlosse."
Bei Goethe sitzt diese oft still lan
schend, wenn er sich mit Ander» »iiter-
Jm Sommer lebte die Großherzogliche
Familie iiiciit im Lustschloß Belvedere,
dem Licblingsausenlhaltc der Großsür
froh.^
im November IB2ii dort ein, woraus sich
Prinz Karl mit der Prinzessin Maria zu
Weihnachten verlobt und im nächsten
Mai sich mit ihr vermählt. Nachdem
die fürstliche Braut die Heimath ver
lassen, wurde der Painzessin Augusta
Zwei Jahre später, am lii. Februar
182!» verloble sich Priuz Wilhelm von
Preußen mit der inzwischen erblühten
Weimar gekommen waren, lind wie
prächtig u»v doch so sitlig einfach sah sie
selbst aus im himinelblancn Kleide, eine
goldene Kette durch die schweren dunklen
Flechten geschlungen! Bei Goethe hatte
das Arnilipanr ebenfalls einen Besuch
gemacht; er hatte die hohen Herrschaften
im -insachen, lange» Hausrocke enipfan
aen, und Prinz Wilhelm ging noch
inanchinal allein hin während feines Auf
enthaltes in Weimar, dort genußreiche
Stunden zu verleben. Wenige Monate,
und Prinzeß Augusta nahm Abschied
von der Heimath. Mit endlosen Jubel
lreuen, väterlichen Freunde Lebewohl zu
sagen. Als sich die Thür längst hinter
der Scheidenden geschlossen, sßß der
SluS Brasilien.
manches Leiden gelindert, manches Lebe»
gerettet wurde. Auch im Hospital suchte
er, Gegeninttiguen, Neun mige»
Schrecken; sie nahm langsam ab
eine Thatsache, welche die erwähnten
Krankenpfleger ärgerlich gewahrten, da
ihre Dienste überflüssig wurden und ihr
Wohlleben damit zu Ende ging. Eines
Abends als Dr. N. vom Hospital nach
Hause ritt, wobei er eine Strecke Waldes
zu passiren hatte —krachte hinter ihm ein
Schuß die Kugel sauste durch seine»
Hutrand. Dieser ineüchclmördcrijche
Bersnch wiederholte sich »uu allabendlich,
und es ist als Wunder zn bezeichnen, daß
der beherzte Mann nicht getödtet wurde.
lausen, es ist besser so", meinte der Be
amte und Dr. R. mußte sich damit
begnügen, aus die Gesahr hin, später
doch einmal einer besser treffenden jiugel
Sam's ausgesetzt zu sein.
ein SttttNstt»» zu d«m Kalle M«iß-
SiaatSpapiere plötzlich vielgenaiinie sra»-
zösische Literat Foucault de Mondion.
welcher beka»nilich auch der Gras Pasili
in den Enlhüllttngcn der M
hat. Schon längst Halle das seine geist
reiche Französisch des chinesische» Mili
tärs Siunnen erregt, aber die Fianzoseil
' sie der Sache ans de» Grnnd gegangen
wären. Man übersah auch stillschweigend,
i daß^ die Werkendes Generals eigcntl^^o
land wurde Tscheng.ki-tong als Schrift
> steller gefeiert und die angesehensten Zeit
schriften und Journale Frankreichs rech
> ihm einen Artikel zu bringen?
Da wollte es das Unglück, daß der
? chinesische General sich mit Herrn Fou
! eault de Mondion entzweite »nd nun
- tückl dieser mit der Enthüllung heraus,
e daß der Schrijtstcllcrruhm desselben
> lediglich sein Werk ist. Er behauptet
e keinerlei Beihülse oder Rath unv Mate
-1 rialien von dem General erhalle» z»
> haben. Wen» ihm derselbe aus jem
- Drängen eine Auskunst über irgend
> welche chinesischen Berhältnisse gab, sei
dieselbe irgend einem Buche
> Borzüge »»gedichtet nnd sich über die
5 Schilderungen der Unglücklichen, die
- wirtlich dort waren, lustig gemacht.
! sonnen, am Sqlvcsterabenv seinen Wein
I tüchtig mit „Gieß" verdünnt zu sich zu
l nehmen nnd auf diese Weise das euro-
Shlvcsterabend kam Hera» ; fröhlich nnd
muilter saß die Stammgesellschast bei
sammen. Der alte Herr hatte eine große
Mäßigkeitsvorjätzen der reichliche Was
sergennß: er halte, als die Uhr Mitter
nacht schlug, einen Rausch, der sich frü
heren Leistungen ganz ebenbürtig zur
Seite stelle» konnte. Die Sache war
auch ganz natürlich: zwei Jurbrüder
aus der Gesellschaft hatten sich den Scherz
gemacht, in die zweite und dritte Gieß
hüblerflasche Heurigen fülle» zu las
sen. . Und den hatte der Ahnungslose
sür Gießhübler getrunken!
Wer reich an Witz ist.
braucht ihn nicht auf fremde Kosten zu