Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 06, 1890, Page 3, Image 3

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    PsrUgiN.
(0. Fortsetzung.)
Fr/iü Angelika erfaßte mit einem Ma
ke die Größe des Opsermmhes dieser
jungen vor ihr knieenden Menschenblume.
gezogen hatte: '
fester Stimme:
„Morgen bereits werde ich mit meinem
Verlobten Rücksprache nehmen und unser»
Herzensbande für immer lösen."
„Nein, nimmermehr," schrie Frau An
gelika aus, „werde ich Dich unscvuldigeS
Kind sür einen begangenen Fehler jenem
Menschen, den ich so tief verabscheue,
opfern."
Das sansle Mädchen vor ihr schüttelt«
„So weil dies in meiner Krast liegt,
darfst Du keine traurige Stunde mehr
haben; so gut ich es verhindern kann,
darf kein trüber Schatten zwischen Dich
und meinen guten Onkel trete». Was
wäre ich ohne Euch geworden? Ein»
arme Fabrikarbeiterin vielleicht Euch
habe namentlich aber Dir, mein«
einzige, gute Tante, Du hast treuer, als
selbst eine Mutter meine Kindheit behüte!
und beschützt. Und nun, da ich weiß,
daß Dein Glück bedroht ist, bringe ich
Dir dieses Opfer mit Freuden ich be-
Gerührt von so viel kindlicher Liebe,
wollte Frau Angelika das HerzenSopfer
ihrer Nichte durchaus nicht annehmen,
aber das junge Mädchen wußte si«
schließlich umzustimmen, indem sie ihr
vorstellte, daß ihre Meimmg allein nichi
maßgebend sein könne, sonder» daß der
ist er auch vielleicht sehr gnt z» mir "
'„O, wüßte ich »nr, wo ich eine große
Summe Geldes hernehme» könnte,"
nichts als
würde... .aber nein, das kann der Herr
gott nicht wollen! Diesen Abend
noch schreiben ivir dein Baron."
ein Schrecken ohne Ende!" sagte sie in
festem so>ie z» ihrer Tante. „Glanbe
mir. Du würdest nicht weit kommen
Hauplhaar in Massen.
„Begieisst Du es jetzt," fuhr Dora
fort, „warum rasche Hilfe Dir dringend
«io!h thut? Glanbst Dli, daß der Onkel
drückt V"
„Du?"
„Ja, ich .... aber ich hatte eIwZS
nicht Alles verloren," rief das junge
Mädchen, „raffe Deine» Muth zusam
men, wir sind jetzt zwei, die käuipse»
«nd uns
gen, denn ein Brief Fran Angelika'S
iheilte ihm mit, daß sie in feine Bedin
gungen einwillige, einzig um ein wenig
Zeit der Ueberlegung bat sie noch.
Eine einzige Zeile, von Doras eigener
Hand geschrieben, unter dem Briefe ihrer
Tante übertraf des Barons kühnste Er
„Dora," halte sich Frau Angelika ge
sagt, „kann nicht von heute ans morgen
brechen mit ihrem Verlobten." Schon
ihres Galten wegen mußte» sie beide mit
Ueberlegttiig vorgehen den» dieser, der
Vahl aufrichtig zugethan war, würde
ganz sicherlich »ach der Ursache des plötz
lichen Bruches forsche».
Tags darauf schon hatte Dora ihren
Verlobten zur Seite genommen und ih«i
mitgetheilt, daß sie gezwungen sei, ihr
Verhältniß zu ihm zu löse», uud daß er
nicht nach der Ursache forschen möge,
mich wiedersehen zu Halten
Sie so Ihr gegebene» Wort?'
„Ich hatte dies wohl geschworen,
Versprechen gefordert, Sie niemals wie
derzusehen mein Gott, wenn Sie
mich nur eines Wortes gewürdigt hätten,
pi«ui», weshalb dieser so plötzliche Zu
sammensturz meines Glückes über mich
hereinbrach, so hätte ich vielleicht eine»
veriiüiisligc» Gedanke» fassen können,
unter Umständen handelnd irgendwie ein
treten, und Alles wäre vielleicht noch gut
zewordcn. Aber so haben Sie mir nur
gesagt, daß eine nnübersteigbare Kluft
sich zwischen uns erhebe, und ich mußte
geduldig Ihren Worte» glauben. Diese
Kluft ist Ihr eigenes Herz, Dora, und
dennoch habe ich bis zum heutige» Tag«
diese für mich heilige Reliquie auS Ihrer
die bittersten Thränen über die bleichen
Wangen rieselten. „Ich habe Ihne» ge
sagt, Ernst, Sie möchtt» mich zu ver
gesse» suche»/' murmelte sie mit zucken
de» Lippe».
„Vergessen!" schrie Vahl auf, als
wenn er eine Blasphemie gehört. „Ver-
Dieses Wo>t, mit solcher Entschlossen-
Worte."
seine dort i» Gesellschaft Dora's an.ve
feilde Gattin.
„WaS in aller Welt ist nur dies ivie-
Siehr denn alles ans den, Kopfe? ....
Da hört ja schließlich die Weltgeschichte
»uf!"
Mit angstvoller Spannung in. Blick
schaute Fran Angelika noch immer ihren
Gatte» a». Aber als sie wahrnahm,
daß dieser sie mit dem alten gütigen
düstere Unmuthsivolke von" seiner Stirn
nicht verschwinde» wollte, athmete sie er
leichtert auf, wie ein zu», Tcde Venir-
habe E»ch eine ebenso über
raschende wie jcdcinalls Euch betrübende
Nachricht mitzutheilen.' begann der
Bankier plötzlich. „Der Azaron von
Sencken..." '
Wieder drehte den beiden Frauen bei
diesen Worte» das Herz vor Angst und
Schreck stehen zu bleiben was mar
mir dem Schrecklichen? ... Eben erst
hatten sie ihre bangen Vermuthungen
danlbcr ausgetauscht, er - entgegen
die Vorwürfe," unterbrach er sich gleich
darauf, „des Menschen Wille ist sein
Hinimelreich .... trage es jetzt muthig,
.... es ist doch immerhin besser, wenn
Du es ans dem Munde Deine? Dich
herzlich liebenden OiikelS erfährst, als
unvorbereitet einen Blick in die heutigen
Tagesdlätter wilsst und....
des Verhafteten mittheilen, der eine.»
alten Abelsgeschlecht entsprossen ist.
Heute nun ersahren wir, um
hättest," sagte er in gütigem Tone. „Ich
hatte Dich zu lieb, als daß ich ein Veto
einzulegen gewagt hätte, da Deine Tante
mir nicht sah ich dazu das bleiche,
verstörte Angesicht des armen Vahl, der
zum Nichtwiedererkennen verändert ist,
lcher Mast- in unser Haus eingeschlichen
hat '
handeln wünschte.
Er sprach hastig noch einige Worte gut
gemeinten Troste« zu dein '»llgen Üliäd
chen, dann schritt er. im Vorübergehen
zn seiner Frau sich »iede, beulend uud
einen zältliche» Kuß aus deren Stiru
drückend, beschleunigten Schrilles dein
längst geschlossen und die Schritte des
Bankiers verhallt waren, toleusM im
Gemach. Nur das leise Schluchzen
Dora's und der fast röchelnd klingende
Athem Frau Angelika's unterbrach das
unheimlich anniulbende Schweigen.
Dann aber kehrte plötzlich Leben und
Leivegung in die schlanken Glieder Doras
zurück. Diese lies; mit einem Male beide
Hände vom Gesicht sinken und schaute
ihre Tante mit einem leuchtenden, srende
verklärten Blicke an. Sie schnellte von
ihrem Sessel empor und warf sich mit ci
deren innig erfassend.
„Tante.... liebe Tante!" jauchzt sie
dann ans. „Der alte lebendige Herrgott
läßt Niemanden, der aus ihn hosjt, zu
Schanden werde».... wir sind geret
tet !''
Und erschüttert, den nnanshaltsam her
! vorquellenden Thränen tiesinnerlichster
Bewegung nicht wehren könnend, barg
sie das Angesicht in dem Schoße Frau
Angelika's.
Diese starrte mit verstimmtem, schmerz
umdüstertem Ausdrucke noch eine lange
Weile vor sich i»'S Leere, dann ging
plötzlich ein dumpfes, hohles Acchzeu
über ihre bläulich angelauicnen Lippeu:
rend es fröstelnd ihre Glieder überlief.
„Gerettet.... ?" frng sie alsdann noch
mals. ' „Glückliche Ingend, die das
stc» Elend bewahrt.... gelobt sei Gott,
-nein Kind, daß er de» Kelch bitteren Lei
dens von Dir genommen «nd es verhü
tet hat, daß Du mir alten selbstsüchtigen
Frau solch ein schreckliches HerzenSopser
hast bringen müssen, wie Deine Velhei
rathlittg mit jenem Elenden es dargestellt
habe» würde.. > .aber ich o, mein
Gott! ich...."
Sie brach ab »nd barg nn» ihrerseits
erschauernd das Angesicht in beide Hände.
Erschreckt starrte Dora zu ihr empor.
„Aber Tante... .liebe Tante, was ficht
Dich an!" rief sie mit zitternder Stimme,
während jäh der Schimmer verklärter
Freude aus ihren Zügen schwand. „Noch
begreife ich ja selbst freilich nicht, wie
all das so schnell und unerwartet hat
komme» könne»... .der Baron ei» Mör
der. .. .waS soll das heißen, daß er das
hat, tövllich bedroht haben 5011..... .so
viel Worte, so viel Räthsel aber
nichtsdestoweniger hege ich den festen
Glaube», daß Gott meine Gebete erhört
und ein Wunder bewirkt hat, das mich
oh? großer Gott, wäre so diel menschliche
Niedertracht möglich ka»» der Bin
der den eigenen Bruder...."
neuem Schmerze aufzuckte. „Kanu Dir
de»» wirklich jetzt noch Gefahr drohe»,
wo unter einem so schwere» Ver-
Angelika schwieg eine Weile. „Ja..
auf, „mir droht »'.ehr Gesahr, als je.
Mird schon^^Ui<^t
alsdann keinen Nutzen mehr bringen."
„Nun also, liebe Tante.... so frene
Dich doch uns jauchze mit mir," rief
Dora.
Aber in schmerzlicher Ergtiffenhcit
>ckiiitelte Angelika den Kopf. „O,
Kind", »inriiieltc sie, „jetzt begreife ich
erst die ganze Schwere de« Unrechts, das
ich aus mich geladen, als ich Deinen hel
bcnmüthigeil Borschlag angcnommcn
habe... .0, mein süßeS Kind, wie gar so
wenig kennst Du jenen grausame» Feig
ling, dem Du, um mich zu reiten, Dein
junges hossnnngsfrendigcS Leben hast
zum Opfer bringen wollen wohl, es
mag sich der schreckliche Verdacht, der
gegen ihn sich erhöbe» hat, bewahrheiten
und eine innere Stimme in meiner
Brust saat mir sogar, daß dies zeschehe»
wird glaubst Du, er wird Großmuch
genug besitze», mich, die ich doch zu sei» !
gethan, nicht in diesen mit zn oerslechten?
O nein, mein Kind der Abscheuliche
wird seine Drohungen jetzt erst recht
neu, Andere nebe» sich leiden zuwissen."
Entsetzt hatte Dora auf die Worte
ihrer Tante gelauscht. „O, welch schreck
licher Mensch muß jener Sencken sein,
daß Du. die Gütigste unter der Sonne,
in lolch hartem Tone über ihn sprichst!"
rief sie erschaudernd.
Angelika machte eine unwillkürliche
Bewegung des Abscheus. „Ich sürchte..
ich fürchte," flüsterte sie in ganz leisem
gerasft?
Der Elende hatte sich ja selbst ge
offenbarte sich ihr ein rettender AuSwsg;
sie war a»f Gnade oder Ungnade jenen,
hämischen Teufel preisgegeben, dessen
Anblick sie gerade so fürchtete, wie das
(Fortsetzung folgt.)
Mit tt „Litt'ratur" ; "
Doch wir die „vorwärts schreiten",
Zu Grund wohl lieget ihr
Der Sinn, daß liter weise
Man heute prodnzir'!
3
Berschnappl.
Der alte Wucherer Hartherz war, wi»
geben, als diesen alten braven Hanherz.
Eiiies schöne» Tages schien ihm aber
doch sein ganzer glänzender Humor aus
gegangen zu sein »nd tiefe Trauer lag
über sei» ganzes biederes Wese» ausge
breitet. Man hatte ih» nämlich beftoh
lci e D»b stuhl lag
repräseiitirte, u»d diese Art Kleinodien
hielt Hartherz stets i» einem Kästchen
verborgen, daS nur seine „feineren"
» ' e "
der» voii der veritablen Gräfin Herrührte,
die de» Schmuck lediglich aus Geldiioch
dort versetzt hatte.
serz wirft ihm eine» wüthenden Blick zu.
Der Richter führt fort: „So? Also
Tie mciuen nur einen GelegeiiheitSdieb»
Mark!"—
Das geht dem alte» Hehler denn doch
über die Hutschnur. Entrüstet springt
brüllt mitten in die Verhandlung hin
ein:
„Dttmink^ps! Bestußter
inenden Freunde »nd Gönner zeigen, de»
ste cmpsehle». Ich, als glücklicher Ehe
mann, bedarf nn» wohl, wie ich hoffe.
Selbstverleugnung sollte auf eine »och
härtere Probe gestellt werde». Als
nämlich der Komiker mit dem „Kuh
waS er den» da vorgetragen habe, er
widerte er: „O, das wissen Sie nicht?
Es ist etwas von Rossini, seine Mar
seillaise des Rindviehs!" !4)as war zu
viel sür den gekränkten Compoiiiste»;
er stürzte fort, und man soll ihn seitdem
in der Unterhaltung »st plötzlich vor jich
hin haben murmeln hören: „Mein«
schöne Melodie eine Rindvieh - Mar»
seillaise?"