Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 16, 1890, Page 6, Image 6

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    v
Philosoph»« d«» «eldtS.
Man kann über jeden Gegenstand eine
«uf ihn allein bezügliche Philosophie
schreiben, oder mit anderen Worten, man
kann sich bestreben, jeden Gegenstand
mit Weisheit zu betrachten. Philoso
phie, der pompöse Terminus, vor wel
chem den Laien ein doppeltes Erbeben
ergreist, das der Ehrfurcht uud das der
Langenweile, ist doch im Grunde nur
«in sehr armes Wort für eine sehr arm
selige Sache. Philosophie drückt »ach
seiner elhymologische» Bedeutung »ichlS
«oeiter als Streben. Streben ist gleich
bedeutend mit Nichtbesitzen. Da hätte
man sich nu», um eine Philosophie des
Geldes zu schreiben, vor einer komischen
Verwechslung des Begriffes mit der
Sache zu hüten. Denn wenn Streben
Nichtbesitzen ist, so hätten wir in Gestali
der Millionen armer Schlucker, welch«
mühselig über die Erde laufen und »ach
einem Besitze streben, eben so viele Phi-
Es handelt sich aber für jede Philoso
phie nicht darum, nach einem Besitze zu
streben, sondern »ach dem Erkenne» einer
Weisheit, die in den Dingen liegt, und
zwar hauptsächlich in dem Falle, wenn
,nan sie nicht besitzen, vielmehr auf sie
verzichten will. Beim Gelde wäre nun
freilich das Verzichten die größte Weis
heit, die nur de» Fehler hätte, daß sie
ausgelacht würde. So müßte sich den»
eine Philosophie des Geldes darauf be
schränke», seinen Besitz in das rechte
Licht zu stellen, in das rechte Verhältniß
des Lebens und zum individuelle» Glücke.
Das wäre eine Beschränkung, mit der
man so ziemlich eine alerandrinische
Bibliothek ausfüllen könnte. Unsere
Zeit aber hat den Segen der Zeitung mit
ihrem Berufe, das Licht der Weisheit
aiiderwärliger Zahlungseinstellungen nnd
auch nicht als das Ergebniß verfehlter
Börsen - Spekulationen, diesen beiden
Aiächten des Geldes ab. Uuter diesen
»ilttnd in dein Liede gefeiert: „Ueb' im
mer Treu' und Redlichkeit bis an dein
kühles G rab.
U ds H fs K dl ä
malsEingefallen war, in der Gesellschaft
oder im Hause den Kreis eines einfachen
kleinbürgerlichen Lebenswandels zn über
schreiten. Dadurch gründete sich die
Firma einen Ruf, auf den die kausmäi»
nifche Welt Oesterreichs stolz war und
der ihm Kunden weit über di- Grenzen
Oesterreichs hinaus, in der Schweiz, in
Belgien n. s. w. verschaffte. Der letzt«
Träger der Firma ist Ritter der eisernen
Krone dritter Klasse, Besitzer eines gro
ßen Adelgutes nnd einer herrschaftlichen
Liegenschaft kleinere» Umfangs. Aus
diese» Besitztümern lastet fast ihr gan
zer Werth als Hlipothekenfchuld, während
das Leben in Wien die glänzenden und
übermüthigen Formen annahm, die schon
mit dem üppigen Wiener Leben an und
siir sich verbunden sind, aber zu ihrer
Aufrechterhaltung die größten materiel
len Anstrcngttngen erheischen, wenn sie
den Lebensformen der höchsten Stände
nachgebildet sind. Wer Äitter der eiser
nen Krone ist, kann doch nicht leben wi
der Handelsmann von 1790 und sich
höchstens dazu herablassen, statt in sei
nem Palais im Hotel „Stadt Frankfurt"
zu speisen.
„Stadt Frankfurt"! I» diesem Gast-
Markt, sammelten sich znm Mittagessen
die Bertreter des behaglichen und üppi
gen Wiener Lebens, Cavalicrc, Finauz
iente, gnt angestellte und noch besfei
pensionirte Beamte, Lebemänner mit vor
nehmen Manieren. Unvergeßlich bleib!
mir aus Nr Zeit, da ich, selbst noch juna
und lebensfroh, das heitere Getriebi
Wiens nach allen Richtungen beobachtete,
das tägliche Erscheinen eines hochbetitel
t?n pensionirte» Beamten in der „Stadl
Frankfurt". Aufsallend war zunächsl
feine beispiellose Magerkeit. Das bart
lose, sanft geröthete Gesicht thronte übe>
einer weißen Hatsbinde, unter weichet
eine ebenso tadellose weiße Weste glänzte,
so daß es stets den Anschein halte, als
käme der Mann soeben von einer Audienz
beim Minister. So segelte er wie eir
weißer Schwan durch das Meer der zu
dräugendeu Gäste, und wenn Börne'i
„Eßkünstler" beim „Weißen Schwan" ir
der wirklichen Stadt Franksnrt a. M.
sich prodnzirte, so schwamm hier, eben
falls als Eßkünstler, nur in ganz änderet
Manier, ein weißer Schwan durch du
wäre er aus den Höhe» bnreankratis.-hei
Erhabenheit nur zufällig und unver
sehens, ganz ohne sein Bewußtsein, in
die niedrige Sphäre eines Speisesaale»
liegen schien, wieder zu verlassen, bis de>
unvergleichliche „Zählkellner" sich seine,
annahm, mit unierivürsigcr Miene, vie^
Eiuleitung von Verwunderung uud Hilf
losigkeit mit seiner würdigen Person be
setzte.
fchäftigte erste .Kellner geduldig hinter
dem Stuhle des Gastes, aufhorchend zu
ihm, vorgebeugt und dazwischen dem
von fl 2?,0v0.
dem man noch als adeliger Herr von der
Biederkeit und Rechtlichkeit des Hauses
wohnlich der eine Wahn, man muffe
durch falschen Glanz den echten Glanz
wieder herbeiführen, und man sagt:
nichr n
wahre, noch uuerforschte und ungeschric
beue Philosophie des Geldes.
Wie Zeitungsnachrichten mitunter
entstehen.
Als das große Hotel Bauer in Ischl
Wettrennen veranstaltet, die, wie Herr
Bauer selbst und sein Hotel, Weltrus
besaßen, nach seinem Weggang aber
Netter „Dom Pedro" nennen zu dürfen,
Als sich tiiirch die^Verhältuis^
gerichtet.
DaS feine Geschenk.
Herr Nobelwitz ist eingeladen, die
je näher der Aukuuststermi» der Kist
Endlich ist sie da!
Nobelwitz schüttelt sie leise hin und her,
Auf de in Ocean des Lebenz
ist die Pflicht Uhr und Eompaß.
Der H«rr Lott«r«r.
Im Jahrgange ISt7 von Berthold
Knerbach's „Gevattersmann" findet sich
folgende kleine Geschichte, die vielleicht
auch heute noch mit Nutzen gelesen wer
den kann: „Es war einmal ein großer,
mächtiger Gras, und der regierte über ein
kleines und schwaches Land, und der
Gr>n brauchte sehr viel Geld, und da«
Land hatte sehr wenig mehr.
In dem Lande lebte auch ein Mann,
von dem man nicht sagen konnte, was er
für ein Geschäft hatte, und er halte anch
keins. Wäre er ein Baron gewesen,
aber kein Baron, also war er nicht bloß
nichts, sondern gar nichts. Er lotterte
in den Straßen uud den Wirthshäusern
umher, und darum hieß er der Herr
Lotterer Osr aber saß der Herr Lot
lerer auch bis die Nacht hinein in
vertrocknet ist, daran ist
nicht Ihre allerhöchste Weisheit Schuld,
die stets nur das Beste des Landes will.
Ihre Diener... .haben in iinbegrciflichcr
Scheiden, Alles, Alles. will
nen Plan, der alsbald ausgesührt wnrde.
Er errichtete eine wohlthätige Anstalt,
darin der Aermste gespeist mit leeren
Viele ihm nacheiferten und nichtsthue'-
risch umherlotterten. Viele arbeitsame
Handwerker, die .... sich früher euisig
habt, und sie träumten und hofften, bist
sie als Nieten in das Grab verscharrt
wurden. Der Herr Lotterer aber wurde
. .hochgeehrt.... Viele meinen nun, der
Herr Lotterer sei der leibhaftige Teufel
gewesen, der sich nnr als armer Schelm
verkleidet habe: das ist aber nicht wahr:
er war nicht mehr und nicht weniger als
ein pfisigerMensch. Der Teufel braucht
sich die Mühe nicht mehr zu geben, selbst
die sich eine Ehre daraus machen, dem
Tcusel gern und pünktlich feine Ge
schäfte zu besorgen."
Die unverdient« Ohrfeig«.
Zwei Reisende kamen einst in ein
Städtchen, bezogen nebc»ei»anderliegend«
Zimmer desselben Hotels und gingen
dann den ganzen Tag ihren Geschäften
nach. Der eine mußte am nächsten Tag
schon um sechs Uhr früh abreisen, wäh
rend der andere erst um zehn Uhr Vor
mittag reisen sollte. I» aller Frühe
wurde der eine von dem Holeldiener ge
weckt und es verdroß ihn ungemein, daß
sein Kamerad noch beg»e»i wciterschlase»
konnte. Doch halt! dachte er bei sich,
ihm soll die Ruhe nicht so leicht bekom
men. Eilig begab er sich an die nächst
liegende Thür u»d klopfte dort an.
~Wer ist denn da !" tönte eS verdrießlich
heraus. „Der Friseur, der hinaus
bestellt wurde!" gab es draußen zur Ant
wort. „Geben Sie Ruh', hier ist kein
Friseur bestellt worden," schrie der Ge
störte. Nach einer halben Stunde pochte
nochmals aufwecken, dann gebe ich Ihnen
eine Ohrfeige, daß Ihnen Hören und
Sehen vergeht!" schimpfte der geplagte
Keifende unter der Bettdecke.—Auf dein
der Friseur sein Werkzeug zusammen
und begab sich eiligst vor das besagte
Zimmer, wo er ehrerbietigst anklopfte.
klären konnte.
Viele Leute schlagen Fliegen
t»dt, um die Zeit todtzuschlagen.
Ter Anfang «ine« grofzen
Künstlers.
zweiten Ranges zu London. Man gab
„Richard III." als Antrittsrolle eines
»och unbekannte», doch dem Gerücht nach
wartet man jetzt auf de» Beginn des
Monologs:
„Nun ward der Winter unseres Miß-
Borks:c."
Stück beginnt nicht. Tiefes Schweigen
herrscht. Niemand rührt ein Glied, Jeder
hält den Athem zurück. Ueber eine Mi
nute ist verflossen, und der Schauspieler
steht noch immer hinter dem Souffleur-
Und Pope halte wahr gesagt, denn der
Ludwig Anzenaruber als Polizci
veamter.
ters theilt die Wiener „Zieue Fr.Pr." sol-
Jin Frühjahre des Jahres l»70 suchte
unbekannt geblieben, als eines Tages
sein unniiltelbarer Vorgesetzter, Offieial
Weyl (als humoristischer Gelegenheits
bichter bekannt), mit dem er am »leiste»
verkehrt hatte, ihn ini Bureau zur Seite
»ahm und ihn folgendermaßen apostro
phirte: „Meine herzlichste Gratulation
zudem große» Ersolge!" A»ze»gruber
starrte ihn eine Weile an, blickte um sich,
ob er belanschr werde, und sagte dann z»
Weyl: „ ,'chnen dars ich es wohl sagen,
ich bin der Versasser des Stückes." Das
Bekanntwerden dieser Thatsache in seinem
Amte brachte dem Dichter Anzengrnber
doch ein Avancement. Der damalige
Ehes des Bureaus, Polizeirath Hincis,
schaffte für den Kanzlisten Anzengruber
emcm er brauchte
lange darauf trat Auzengrnber aus dein
Polizeidienste aus, es hieß sogar, dem
Dichter des freisinnigen „Pfarrer von
Kirchfeld" sei nahegelegt worden, seine
Demission zu geben, doch ist hierfür keine
Bestätigung vorhanden.
Mein Vigllant:
Aus seiner Praris erzählt ein
früherer Berliner Polizeibeamter eine
noch nn, einige vermehrt hätten. Meine
Schutzmänner hieben wacker drein, aber
die Kerle ergaben sich nicht, und auf
meine ihnen zugeschrilenen Worte:
„Merken S>e denn nichts daß wi>' Vo!i»
zeibeainte sind, lassen Sie die G' eu
ivehr und ergeben Sie sich," hohnien sie
vielmehr noch: „Jawohl, das kennen
wir, wir sind die Polizeibeamten, er
gebt Euch nnr." Dies war uns denn
doch zu arg und innnter ging die Prüge
lei weiter. Durch den Lärm uud das
Brüllen kam schließlich der Hausbesitzer
mit einer Laterne da,u und belench.eie
die Gruppe, worauf die Schlägerei sosorl
abbrach und ein allgemeines „Oh!" und
- uiiserc Gegner waren ja
legtn vom xicu Bezirk", und in gleicher
Weise tönte es von der anderen Seire
zurück. „Na, das ist ja eine schöne
Geschichte", meinte daraus der Wacht
meister von drüben, „da sind wir schön
angesührt. Herr Kommissar! Töpfer-
Karl war gegen 12 Uhr bei mir und er
zählte von einem großen Einbruch, der
hier ausgeführt werden sollte, ich solle
nnr schnell hereilen, die Spitzbuben wür-
Eile habe ich dann meine Eriminalschny
niänner zusammengeholt und da sind
wir nun."
„Haben Sie denn dem Karl was ge
geben?" fragte ich. „Ja, drei Mark,"
erwiederte der Wachtmeister. ~So, so,
na die sind Sie los," konnte ich mich
Cominissar."
Aus Kamerun. '
Preinierliciltenant Morgen vom 4.
mcnl von den Einnahmen (nur Einfuhr
zölle) sich selbst mit feinen Beamten un
terhält; jene erreichten die Höhe von
20t),vtil) Mark das Jahr, hiervon zahlt
allein eine englische Firma etwa Ii
Old-England obenan steht.
Die Hauptausfuhr - Artikel sind hier
Elfenbein und Palmenkerne, während
reu (nur Borderlader») bestehen Hin
-28. v. Mts. hatte ich die Ehre, King
Bell vorgestellt zu werden! er ist ein
geeigneten Diener für mich zu da
alle sichMcldcnden, sobald sie hören, das;
der Master in den Busch, d. h. iu das
Innerc geht, sich untcr irgend eiiieni
Liebe.
Sie sann und sprach dann lächelnd:
„Das hab' ich nicht gelernt!"