Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 24, 1889, Page 4, Image 4

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    4
Snantov Wochenblatt,
Erscheint jede» Donnerstag Morgen.
Aritz
o < < tc«t Nl>. Z2l Spruee Sttaße, ,«ischen
Subscrlplion ?2 00 jährlich
Nach Deutschland portofrei 2SO "
Die groß« Adonnentenzahl des „Wochen
bl >«t" «ach« es »um testen Anzeigenblatt im
n i»dli»en Pennsplvanie».
Nochmals die Eity Bank.
Herr D. W. Connolly, der vom Ge
richt ernannte Master und Examinator
in Sachen der verkrachten City Bant,
reichte am Donnerstag Nachmittag sei
nen Bericht ein. nachdem er seit Wochen
mit dem Alsignee GünsNr, dessen An
walt Weltes und Anderen Berathung
sagt, daß die Bank im Jahre 187 Z
ihre Geschäfte mit einem Kapital vor
Sllo,ooo begann, wovon SV Prozew
einbezahlt wurden ; am 25. Mal ld8!
suspendirte sie. An diesem Tage unl
lange vorher waren die Direktoren
B. H, Throop, Geo. A. Jessup, Edw
Merrisield, Viktor Koch, ChaS.
Henry Armbrust, Morris Goldsmith.
Aus den Zeugenaussagen geht her>
vor, daß der Präsident H. B. Throos
und der Cassirer Geo. A. Jessup that>
sächlich das ganz- Geschäft leiteten
Regelmäßige Sitzungen der Behördl
scheinen nicht stattgefunden zu haben
Das Protokoll bezeugt, daß die letzt,
Versammlung der Direktoren am 12
Januar IBBö stattfand, also mehr all
zwei Jahre vor der Suspension, trotz
dem das Gesetz zwei Versammlungei
im Jahre vorschreibt.
Eine Dividende wurde erklärt unl
ausbezahlt ,n 1888, obschon Kiefeld
weder verdient, noch durch den Zustaw
der Bank berechtigt war:
Die Aktiva und Verbindlichkeiten de
Bank sind wie folgt:
Di-tontnte Noten k 127 804 4
Veriallene Oue Bills 19,15 >.i
do. d°. -on G.A.Jessup Ivv.RXI U
Realeigentbum „ 9 112 !
Persönliches Higentdum b 49 il
Mcd-ln unv liinrichlung - 1,0«>0.>
Uederjogen 4 ,988.l
Total, »306,604.3
Voraussichtlich sind von obiger List
und aus anderen Quellen noch folgend
Beträge zu erzielen:
DiSkoniirte uno fällige Due Bills D 100,00.0
DiStonlirie lue Bills von A.Ä.
-iessup und der Jessup Köhlen
Eo.npame 9'.'0N.0
Reale>genchum 10,»0 >.<>
Persönliches Higeiithum 3M.0
Uederzogea l
MorlaageS und ludgmentS 7,3t>o.ii«
Baar 4,0t2.0l
Noten der Jlluminited Heat und
25.000.«
Sicht-Notcn, >m Lesix der Ersten
Nai. Bant oon MwAoit-, 16,00 >.o>
Total. »278 812.0 t
Die Verbindlichkeiten sind wie folgt:
Fällig a vosiio^> n.......
Total P 369,656.2!
Zieht man von den Verbindlichkeitei
die für gut gehaltene Aktiva ab, so ver>
bleibt voraussichtlich ein Defizit vor
590,844,33.
Der Master findet, daß die Affairer
der Bank in unverantworilich nachlässig
ger Weife von den Direktoren geführt
wurden, daß eine Dividende ausbezahle
wurde, die nicht verdient war, und das
die Direk oren die Bank zum Empfanx
von Depositen offen gehalten, als su
wußten oder hätten wissen sollen, daß
das Aktienkapital angegriffen war.
Es sei außer Frage, daß die Verwal
tung eine schlimme gewesen sei. Ein«
Untersuchung der Bücher ergab, daß si<
in nachlässiger, unvollständiger und un
gehöriger Weise geführt wurden. Ale
die Bank fallirte, war der überzogene
Betrag fast dem Betrag des eingezahl
ten Ältienkapitals gleich. In den mei
sten Fällen war systematisch überzogen
und der Betrag auf Jahre weiter ge
führt woiden. Als ein weiterer Beweis
der Nachlässigkeit macht er aus den von
Jessup überzogenen Betrag (Sl0k,000)
Aus Antrag des Anwalts der Aktio
näre, Advokar Price, findet der Master
ferner, daß die Direktoren persönlich,
einzeln und gemeinschaftlich, für irgend
ein Defizit verantwortlich sind, das zur
Befliedlgung der Depositoren oder an
derer Erediloren der Bank entstanden ist.
Obschon der Master nicht weih, ob
es seine Pflicht ist, gesetzliche Fragen
auszulegen, glaubt er doch, dah der Be
trag des unbezahlten Aktienkapitals «ine
Aktiva der Bank ist und als solche an
den Assignee überging, und daß der
Aisignee das Recht hat, das fällige
Aktienkapital einzufordern und nach ge
höliger Frist dasüc klagbar zu werden.
Irgend eine andere Frage, z. B. ob die
Verbindlichkeit der Aktionäre nicht ver
jährt sei, könne erst aufgewoifen wer
den, nachdem Klage erhoben sei.
Die neunte Sektion des Gesetzes, un
ter welchem die Scranton City Bank
inkorporirt sei, sagt: „Zie (die Direk
toren) sollen gemeinschaftlich und ein
zeln den Depositoren verantwortlich
sein für irgend ein Defizit, das noch
vorhanden ist, nachdem die Aktiva der
besagten Corporation erschöpft ist."
Aus welchem hervor gehl, dah, sollte
«in Defizit vorhanden sein, nachdem an
den Assigr.ee der ganze Betrag des fäl
ligen AlttenkapitalS bezahlt worden ist,
dah die Aktionäre de „nach in gleicher
Weise, wie die Direktoren, den Deposi
toren verantwortlich sind. Das Gesetz,
unter welchem diese Bank inkorporirt
wurde, veisügt, dah die Aktionäre zum
Belaus des doppelten Betrages des Ak
tienkapitals verantwortlich sind.
Zum Schluh findet der Master, dah
die Aktiva der Scranton Ciiy Bank
nicht genügend ist, um die Verbindlich
keiten zu decken; daß ein Defizit von
<90.644.43 vorhanden ist; dah die Ak
tionäre noch mit SO Prozent des gezeich-
neten Betrages (<Sü,kXX)) im Rückstand
sind; daß besagter Betrag nöthig ist,
um das Defizit zu decken; und er em
pfehle daher, daß der Assignee, Herr
Günster, vom Gericht ermächligt werd«,
den besagten Betrag einzufordern.
Das Gericht bestätigte den Bericht
des Masters bedingungsweise und ver
fügte, daß etwaige Einwände innerhalb
zehn Tagen eingetragen werden müssen.
S. B. Price, Anwalt der Aktionäre,
ist die Antwort auf den vorstehenden
Bericht deS Masters nicht lange schul
dig geblieben und hat dieselbe bereits
am Freitag eintragen lassen. Er führt
neun Punkte an, in denen sich der Ma
ster geirrt habe. Der wichtigste dersel
ben ist, daß er behauptet, es könne
gegen die Aktionäre deshalb nicht ge
klagt werden, weil ihre Verantwortlich
keit verjährt sei. Er wälzt selbstver
ständlich die ganze Verantwortlichkeit
auf die Direktoren und behauptet, die
selben seien unter dem gemeinen Recht
wegen grober Nachlässigkeit in demsel
bem Umfange haftbar, als wenn sie in
dividuell die Fonds der Bank unter
schlagen hätten.
Er behauptet schließlich, die Direkto
ren hätten seit dem Schluß der Zeugen
vernehmung seitens des Masters bereits
«60.000 embezahlt und hätten sich ver
pflichiet, den Rest des Defizits ebenfalls
Es unterliegt keinem Zweifel, daß
sich die Direktoren gegenüber den ande
ren Aktionären ihrer Haut nach Kräften
wehren werden und es steht jedenfalls
ein interessanter und vielleicht langwie
riger Prozeß bevor. Ob derselbe einen
Einfluß auf den Beginn der Zahlungen
an die Depositoren haben wird, können
wir nicht sagendas kömmt ganz und
gar darauf an, wie fest und bindend
das Versprechen der Direktoren gegen
über dem Comite der Depositoren ge
macht wurde.
Wir sind äuherst gespannt darauf,
was das Gericht auf die Behauptung
antworten wird, die Haftbarkeit der
Aktionäre sei verjährt. Uns scheint
dies nur in dem gegebenen Falle mög
lich, wenn das Kapital vollständig schon
seit einer Reihe von Jahren einbezahlt
gewesen wäre.
Um den Lesern einen Begriff von der
Art und Weise zu geben, wie in der
City Bank die Geschäfte gethan wurden,
sei u. A. erwähnt: Rockwell Co.
von Providence hatten am 10. Novbr.
1886 bis zum Betrag von «68 >93 über
zogen und das Conto dieser Firma zeigt
dann auch keinen Credit mehr bis zum
schliehllchen Zusammenbruch der Bank,
wo sie «13,093.48 überzogen hatte.
In nah.zu gleicher Welse führten W,
B. Rockwell, Jos. E. Payfair, Jos. A
Power Co, und andere Firmen ihre Ge
schäfte mit der Bank. Wir wollen nur
noch einige der als „überzogen" ver
merkten Posten anführen: I. E. Car
malt «1178 89. G B. Foster «1625.64,
G. A. Jessup «2678.16, W. B. Page
«2867.54, W. B. Rockwell «761 64,
H. B. Rockwell »798.24, S. W. Stet
ler »2434.48. H. Shirer Hinterlassen
schaft «1295.79.
Aktien der Bank (insgesammt IIOS
' Stück) besitzen die Nachbenamten in der
beigegebenen Anzahl:
Henry Arinbiust 31, Wesley Brown
21, F. W. Berge S, Thomas Burger
33, John Benore 6, W P. Connell 5,
A. S. Eddinger 10, Chas. Fischer >O,
Chas. Featherman 4, Peter Fischer 10,
M. Fischer 1. S. Fischer 1, I. Fitzpa
trick 11, Bertha Frank 10, M. Gold
smith 20, Morris Goldsmith 26, I. H.
Günster 15, George Geary 13, Reinh.
Gerspacher 20, M. Hellman 40, Alex.
Hay 5, George A. Jessup 184, Viktor
Koch 4, Daniel Kullmann 15, George
Keller S, Jakob Keiper I, N A. Leet 2,
Silas Leach 15, M Markurth 2, B
Moses S, Ed. Mcrrifield 13, Joseph
Ober 5, I. H. Mulka 2, P. E. Nagle
5, A. Pierson 5, Catharine Pilger 4,
Simon Rice 4, Phil. Robinson 10, M.
Robinson 10, E. Robinson 5, Frau C.
Schabt 19, Robert R. Schimpfs 5, M.
Schneider 5, Philip Schnell 10, Theo.
Schultz 10, Wm. Sissenberger S, C. A.
Schmidt 1, Con. Smiih 10, F. Thomp
son 28, Chas. Tropp 10, B. H. Throop
234, H. Seitzinger 10, Henry Vockroth
10, F. L. Wormser 6, I. F. Williams
10, Henry Winkler 7, Jason H. Mel
les 2.
zur absoluten Ruhe an Sonntagen an
zubahnen. Wir wissen nicht, wie die
Herren dies einrichten wollen, hoffen
aber, daß sie als ersten Schritt zur ab
soluten Ruhe das ganz unnöthige Ge
bimmel der Kirchenglocken verbieten.
Dann wüide man wahrscheinlich daran
gehen, allen Haus» und anderen Thie
ßen Maulkörbe anzulegen, den Vögeln
gen würde, wie in dunkler Mitternacht
ein Friedhof. Das verstehen wir unter
absoluter Ruhe. O, über den
amerikanischen Blödsinn ! Und solches
Gewäsck können Leute anhören, die
Anspiuch auf Intelligenz machen!
Unter den neuen Gesetzen, welche die
letzte Gesetzgebung gemacht hat, befindet
sich auch eines, welches vielen unserer
Leser von großem Interesse ist. Das
selbe verfügt nämlich, daß der Inhaber
einer Mortgage, die im Countybuch ein
gen und bezahlten Zinsen auf dem Rand
des Buches eintragen lassen muß, wenn
der Schuldner es verlangt und die Ge
bühr dafür bezahlt. Es muß dies we
nigstens alle drei Jahre geschehen.
Wenn der Schuldner seinen Schuld-
Herrn schriftlich dazu auffordert und ihm
die Gebühr dazu anbietet, so muh dieser
die Eintragung innerhalb 3 Monaten
Schuldner für jeden Fall ZlOO Strafe
bezahlen.
Wvchen-Rundfchau.
Noch immer weiß man nicht recht, ob
und waS der Besuch de» Zaren in Ber
lin zur Besserung der europaischen Lage
beigetragen hat. Was über den Inhalt
der Besprechungen zwischen Bismarck
und dem Zaren, und zwischen den beiden
Monarchen, in die Welt hinaus tele
graphirt und geschrieben wurde, ist of
fenbar nur "xuessvorlc". Da wird z.
B. behauptet, es sei ein Compromiß mit
Rußland bezüglich der Balkan-Angele
genheiten vereinbart, und dadurch der
Frieden „bombenfest" gesichert worden ;
dieser Vergleich bestehe darin, daß Ruß
land die volle Controlle in Bulgarien,
Oesterreich dagegen diejenige in Serbien
erhalten soll. Run ist es aber höchst
unwahrscheinlich, - daß Oesterreich und
Rücksicht nehmen muß, an diesem Ar
rangement Geschmack finden würden.
Ueberhaupt müßte erst noch die Frage
beantwortet werden, wieweit Fürst Bis
marck im Namen des ganzen miiteleuro
—Alles, was bis jetzt über die Bis
marck Kaiser-Zar-Conferenzen „verra
then" worden ist, beruht auf leeren
Muthmaßungen, und man geht Wohl
nicht fehl, wenn man in dem Zarenbe
such weiter nichts, als die Erfüllung ei
ner längst versprochenen Ceremonie
sieht, wenigstens ihm keinen dauernden
Werth beimißt. Daß die Berliner Be
völkerung sich „kühl bis an's Herz hin
an" gegenüber dem Herrscher aller
Reußen verhielt, ist gewiß nicht weiter
zu verwundern; die ungeheuren Vor
kehrungen aber für die persönliche Si
cherheit des Zaren in Deutschland wa
ren höchst überflüssig Der Zar ist na
türlich von seinen lieben Landeskindern
her an nichts Anderes gewöhnt,—er ist
beinahe wie ein Strafgefangener, der in
einem rings verfchloisenen Wagen in
das Zuchthaus lransportirt wird, durch
die deutschen Gauen gereist!
Im Allgemeinen hat sich an der euro
päischen Lage nichts geändert; erfreulich
im Interesse der Friedenserh iltung lsl
es, daß die Mächte des mitteleuropäi
schen Bundes in immer engere Bezieh
ungen zu einander treten, in Frankreich
sich die bestehenden Verhältnisse mehr
und mehr consolidiren, und es sich bei
Erörterung des Charakters zukünstiger
Kriege immer gewisser herausstellt, daß
dieselben als Vernichtungskriege alles
je Dagewesene hinter sich lassen würden.
Biel besprochen wurde in letzten Tagen
auch eine Rede des italienischen Pri
mierministers Crispi, welche allseits als
eine eindringliche Warnung, namentlich
an Frankreich, betrachtet wird, an der be
stehenden politischen Ordnung der Dinge
irgendwie zu rütteln zu suchen. Be
merkt sei endlich noch, daß neuerdings
die hervorragenden Russenblätter zur
Abwechslung wieder einmal einen fried
lichen Ton anschlagen. Daß die Tri
pelallianz die europäische Situation be
herrscht und in sich selbst zusammenhält,
! ist trotz der albernen Bemerkungen über
dieselbe seitens des alternden Staats
mannes Gladstone sicher.
Am Dienstag trat der diesmalige
deutsche Reichslag zu seiner letzten Ses
sion zusammen, und vielleicht wird man
bei dieser Gelegenheit etwas Näheres
über die europäische Sachlage erfahren
Der Haupt.Gegenstand dieser Reichs
tags-Session scheint übrigens die ge
plante Umarbeitung des Socialistenge
setzes zu werden. Die deutsche Zolo
nialpolitik wird wahrscheinlich ebenfalls
auf das Tapet kommen. Kurz und er
eignißreich wir? diese Session sein.
Der deutsche Kaiser ist abermals auf
Reisen gegangen, diesmal auf den clas
suchen Boden Alt-Griechenlands, um
der Vermählung seiner Schwester So
phie mit dem griechischen Kronprinzen
beizuwohnen.
In Oesterreich-Ungarn macht eine
ueue Ministerkrisis von sich reden. Das
ganze ungarische Cabinet hat resignirt,
weil es sich nicht mit dem österreichischen
Cabinet bezüglich gewisser, auf größere
Einheitlichkeit abzielenden Armeeverord
nungen einigen konnte. Es scheint aber
nicht, daß diese Cabinelsklisis tieferge
hende Folgen haben wird.
Wenn wir über den Ocean zurück nach
unserer Bundeshauptstadt gehen, so tritt
uns hier ein völkerrechtliches Eieigniß
entgegen, das unter Umständen von
größter Wichtigkeit für die beiden Wel
len werden kann : nämlich der interna
tionale Schiffahrtscongreß, an welchem
fast alle größeren Länder beiheiligt sind.
Es handelt sich dabei zuvörderst um in
ternationale Maßregeln im Interesse
der Sicherheit und der allgemeinen Ver
vollkommnung des Seeverkehrs. Wenn
aber die Vertreter Deutschlands mit ih
rem Antrag durchdringen, wird sich der
Congreß auch mit den Seerechts-Strei
tigkeitey in der Behringsstraße u. s. w.
besassen. Der Congreß bildet eine Ver
sammlung von Sachverständigen aus
diesem Gebiete, wie sie noch selten zu
Stande gekommen ist.—Am Z. Novem
ber tritt »n Washington auch wieder der
all-amerikanische Congreß zusammen;
bis dahin dauert die der
Delegaten durch unser Land.
Zur Stunde, wo den Lesern diese
Zeilen zu Gesicht kommen, ist auch end
lich der Posten des Pensionskommissärs
in Washington wiederbesetzt, welchen
der vielgenannte Tanner innehatte.
Nachdem lange kein Bewerber hatte
anbeißen wollen (was bekanntlich hier
zulande etwas Ungewöhnliches bei einem
einträglichen Amte ist), wurde Samstag
Nachmittag mitgetheilt, daß Gen. Green
B. Raum von Illinois ernannt wurde.
Die Ernennung ist mit allgemeinem
Beisalle aufgenommen worden.
Im iiischen Cronin-Mordprozeß zu
Chicago, der schon so viele empörende
und lehrreiche Erfahrungen zu Tage ge
fördert, hat >s wieder Sensationen ge
geben, welche von der Presse des ganzen
Landes lebhaft besprochen werden. Man
entdeckte nemüch ein« Verschwörung sei
tens der Freunde der Angeklagten, die
Geschworenen zu bestechen, um unter
allen Umstanden eine Schuldigsprechung
zu verhindern. Gerichisbeamte und Po
lizisten steckten unter einer Decke mit
den Verschwörern (die ganze Bande b«-
steht natürlich aus biedern irisch-ameri
kanischen „Patrioten"). Wohl selten
in neuerer Zeit ist in einem Prozesse
dermaßen mit der Gerechtigkeit Schind
lud«r getrieben worden, wie dies in dem
vorliegenden Prozesse geschieht, dessen
Resultat jetzt noch so ungewiß ist. wie
nur j«. Di« jetzt entbüllte Verschwör
ung hat nur den Werth, daß man dar
aus schließen kann, daß die Angeklagten
wirklich d-s Mordes schuldig sind.
Im Uebrigen ist es in dieser Woche
meidlichen Negerkeitereien und Lhnch
morden im Süden und anderwärts.
Derartige „Kleinigkeiten" sind ja ein
stehendes Kapitel bei uns. Sonst aber
hat die Politik in den meisten wichtige
ren Staaten die Hauptaufmerksamkeit
in Anspruch genommen. Man ist sich
immer noch nicht ganz klar, wie in den
neue» nordwestlichen Staaten die Wah-
Jn Montana behaupten die Republi
kaner, die Demokraten hätten bei den
Wahlen geschwindelt, und wollen auf
Grund dieser Angabe den Demokraten
iare dortigen Siege entreißen; die De
mokraten jedoch haben gerichtliche Hilfe
in Anspruch genommen, und der Streit
dürfte nichl so schnell seine Erledigung
finden. Der Kuddelmuddel ist beinahe
so groß, wie bei den berühmten Gou
veineurswahlen von West-Virginien.
In Nord-Dakota haben die Prohibi
tionsfanatiker ebenso, wie in Süd-Da
kota, unzweifelhaft gesiegt, und diese
Thatsachen legen sie sich als Pflaster
auf die vielen Wunden, die sie in civili
sirten Theilen des Landes in den letzten
Monaten erhalten haben.
Aus der unglücklichen, fast unausge
setzt vom Bürgerkrieg heimgesuchten
Insel Hayli herricht wieder einmal vor
läufig Ruhe. Hippolyte, welcher be
kanntlich den General Legitime ver
drängte, ist nachträglich durch „feie
Volkswahl" «instimmig zum Präsiden
ten von Hayti erwäh t worden. Es
wird bei dieser Wahl wohl ebenso „frei"
hergegangen sein, wie bei dem berüch
tigten „Plebiscit" in Frankreich nach
dem Staatsstreiche Napoleons 111.
Doch die Hauptsache für die Haytier ist,
daß sie bis auf Weiteres „ihre Ruh'
hrwe", und die können sie nothwendig
brauchen. Weiteres haben sie ja doch
in absehbarer Zeit nicht zu hoffen.
Der UnglückSdämon ist in den letzten
Tagen auch nicht muhig gewesen. Das
bedeutendste Unglück in der alten Welt
war die furchtbare Kohlcn-Grubenex
plofion bei Longton, Grafschaft Staf
fort, England, wobei unter 70 Kohlen
gräbern 60 gelödtet wurden. Bei ei
nem Babn-Zusammenstoß in Brüssel
wurden 3tl Personen verwundet.
Tadellen „Weltfahiten" der Ocean-
Ichnelldampfer traf die „Cily of New
Aork". Infolge Ueberheizung gerieth
unterwegs ein Koblenlager aus dem
den lang; zum Ueberfluß blieb auch der
Dampfer in der Nähe von New Dort
stecken, und cs dauerte geraume Zeit,
bis er wieder flott war.
welcher an einem Hügel durch das Rei
ßen eines Drahtseiles entstand, machle
großes Aussehen. Fünf Personen, da
runter mehrere Deulsch-Amerikaner von
lokalem Rufe, wurden geiödlet, und et
wa eben so Viele schwer verletzt.
Chas. D. Neuss er.
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Allerlei.
Rees a. Rh,. 22. Sept. Daß dal
„gute Alte" in unserem lieben deut
schen Vaterland« nicht gänzlich aus
stirbt. dafür ist «ine Bekanntmachung
d»s hiesigen Bürgermeister« de Witt
Beweis, nach der in unserer Stadt noch
die „Alla«m«ine bergische Feuerordnung
von ISO?" gesetzlich in Kraft steht.
Nach ihr hat jeder Bürger in seinem
Hause einen „pnvaten ledernen Feuer
eimer"—soll wohl heißen „Wasserei
mer"—zu hallen und so aufzustellen,
daß er „gleich ergriffen werden kann."
Herr Bürgermeister de Witt wird nun
in den nächsten Tagen nach dief«n
Keuereimern polizeilich in jedem Haus«
recheichiren lassen und überall da, wo
der Eimer fehlt, Bestrafung nach Vor
schrift deS Strafgesetzbuches herbeifuh
ren. Rees kann bei solcher Feuerlöfch
«Miichtung ruhig sein!
Königsberg, 14. Sept. Eine für
die Geschichte Königsbergs interessant«
Entdeckung hat man in diesem Sommer
gelegentlich des Abbruchs des Hause«
Mühl.nberg 12 gemocht. Man hat
dort nach Ansicht d.r Sachverständigen
die Ucberrestc der alten heidnischen
Burg Oneda gesunden, die im 13.
Jahrhundert von dem Deutschen Orden
ze>stört wuide. Beim Abbruch de« alten
Hauses fand man verschiedene groß«
Kammern, zum Theil gefüllt mit ver
schudenen Geräthschafien auS der Hei.
denzeit; ferner stieß man auf die schon
lange gesuchte Cenlralheizungskammer,
welche seinerzeit vom Deuisch.n Orden
angelegt wurde. Professor Dr. Bu>
jack sowie andere Kenner unserer Stadt»
und Provinzialgeschichte haben in litzler
Zeit wiederholt die Stätte besucht und
veischiedene Gegenstände von hohem
antiquarischen Werth für da« Prussia«
Museum gerettet.
Berlin. 28. Sept. Eine entsetzlich«
Katastrophe hat sich, wie die Abend
blätter melden, heute früh, etwa S Mi
nuten nach 8 Uhr, auf dem Spandauer
Feueiwerks - Laboratorium ereignet.
In einem Arbeitsraum auf dem Eis»
werder, einer in der Oberhavel belegenen
Insel, in welchem unter Aufsicht eine«
Meisters und eine« Obers, uerwerker«
etwa fünfzig Frauen und Mädchen mit
der Nachprüfung von Artlllerie-Zünd
hülchen beschäftig» waren, fand eine
Explosion von furchtbarer Wirkung
statt. Der ganze Raum stand, da sich
sosort sämmtliche Zündhütchen entzün
deten, mit einem Male in Flammen.
Die Mehrzahl der darin befindlichen
Personen ist verunglückt, zwölf haben
schwere Verletzungen, meist Brandwun
den, davongetragen. An dem Auskom
me» mehrerer Personen wird gezweifelt.
Die Zahl der leicht Verletzten beträgt
etwa 20. Mit dem Dampfer des In
stituts wurden die schwerverwundcten
Arbeiterinnen nach der Stadt und dann
mittelst Tragkörben nach dem städtischen
Krankenhause gebracht. Die Leicht
verwundelen wurden an Ort und Stelle
verbunden, dann in Kähnen an da«
stadlseilige Ufer übergesetzt, woraus sie
sich in ihre Wohnungen begaben. Auch
der Meister und der Obeif.uerwerker
haben Brandwunden im Gesicht davon
getragen. Der Knall war ein furcht
barer, die E«>e erzitterte im weiten Um
kreise. In den Arbeitsräumen ist da«
Dach hochgetrieben; eiserne Träger
ivurden verbogen ; sämmtliche Fenster
scheiben zertrümmert. Die Bevölker
ung befindet sich in ungeheurer Aufre
gung.
Sauerkraut nach Magdeburger
»rt.
Die Zeit naht jetzt heran zum Ein
machen des Sauerkrautes. Wir geben
den Hausfrauen in nachstehendem das
Verfahren zur Herstellung deS Madge
burger Sauerkrauts: Beste grohe feste
Weißlohlköpfe werden nach Entfernung
der äuheren grünen Blätter geviertelt
und, nachdem die Strünke ausgeschnit
ten worden, auf einem scharfen, fem
gestelllen Kramhobel fein gehobelt. Da«
gehobelte Kraut wird in einem hölzernen
Fasse lagenweis« mit einem Stampsholz
unter Beimischung von Salz und Ge
würz u. s. w. gleichmäßig »est einge
stampft, obenauf geebnet, mit einem
leinenen Tuch und darüber mit einem
hölzernen, derart beschwerten Deckel zu
gedeckt, daß der vom Kraute abgeson
derte Saft übersteht, und bei mäßiger
Temperalur der Gährung überlasten.
Ist diese vollendet, so bringt man das
Aaß in einen kühlen Raum, z. B. in den
Keller. Hält man das Faß von Anbe
ginn in einem solchen, so wird die Gäh
rung verzögert. Neue Fässer müssen
vor dem Gebrauche mit Soda ausge
laugt, mit heißem Wasser nachgebruht,
alle gründlich gereinigt, gebrüht und
ausgelüftet weiden. An Salz rechnet
man auf etwa IVO Köpfe zwel Pfund;
al« Gewürz« gebraucht man Dill- oder
Kümmelsamen, in Scheiben geschnittene
feine Aepfel und Weinbeeren. Sollte
sich nicht die zum Luftabschlüsse erfor
derliche Menge Flüssigkeit absondern,
so muß etwas Wasser zugegeben wer
den. Eischeinen aus der überstehenden
Flüssigkeit Schaumbläschen, dann muß
dieselbe sowie die oberste etwa faulige
Schichte Kraut entfernt und die Flüs
sigkeit durch frisches, schwach salzige«
Wasser ersetzt, Tuch und Deckel aber
gründlich gereinigt werden. Der Vor
sicht halber geschieht letzlere« auch beim
jedesmaligen Entnehmen von Sauer
kraut. Zur Winterszeit kann man wohl
sür eine Woche Sauerkraut in Vorrath
einnehmen. Nach dem Entnehmen ist
das rückständige Kraut an der Ober
fläche wieder einzuebnen und, wie vor
her, bei überstehender Flüssigkeit einzu
decken.
Fritz Wyandt's
Patentsitz Tulky.
Fabrik» Raymond Allen,
Z4S »w.