Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 24, 1889, Page 3, Image 3

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    Die H»n«ela«pe.
Martha hatte noch gar nicht Zeit ge
sunden, sich ihrer Hochzeitsgeschenke z»
freue». Nur flüchtig, nur wie im
Traume halte sie alle die hübschen Dinge
gesehen, welche Freunde und Verwandte
ihr darbrachten. Sie vergaß die Hoch
»eitsgcschenke, über der Hochzeit, über
dem großen, prächtigen Geschenk, welches I
ihr der gütige Himmel machte, den
schmucke», braven Bräutigam. „Wunder
bar" erschien ihr dies Glück und wie ein
.Wunder" war es ihr gekommen. Ans !
< einer Sängersahrt, an welcher sie mit
V ihren Brüdern theilnahm, hatte sie „ihn"
und unier all' den jugendlichen
Sängern nur ihn. Und bevor einige
Wochen in's Land gegangen, war sie
seine Braut, nun seine Frau. Ach, es
war so schön, unfaßbar schön! Aber, !
nun die Hochzeitsreise mit ihrem Wonne
rausch vorüber, uun Martha sich darüber
klar geworden, ihr Glück sei wirklich, sei
kein Traum unter den Hunderten, die
jenes Fest besuchten, hatte, wie durch ge
heimnißvolle Magie, sie wirklich „ihn"
sür immer gefunden nnn packte sie
srente sich auch darüber. Ja, sie be
merkte sogar, daß die Wohnung ein
wenig zu klein war. Erich halte sie
schon als Junggeselle bewohnt; nun
sollte sie mit den Errungenschaften der
lampe in Bronze war darunter und
Martha wünschte diese zu verwenden,
über den Eßtisch zu hängen.
Deiner Wahl?"
„So »leinte ich's nicht, liebe Martha.
Ich bin an die Lampe gewöhnt, möchte sie
da sehen, wo sie hängt."
„Aber Erich, so sieh doch nur, wie viel
hübscher die von Tante Marie ist! Du
wirst Dich rasch an die bessere Lampe ge
tch bittre .. " Genug, Erich blieb
sten Male.
Dir sie geschenkt hat."
„Frau Witte, bei der ich als Chambre
garnist wohnte."
der Lampe haben."
„Das ist auch der Fall; aber die Ge
schichte ist zu unbedeutend,
„Wahrlich kein Grund, Du wirst Dich
ch Hb st
den Nässenden MopS derselben, der mir
noch immer zwischen die Beine fuhr.
Aber an Veränderung
Einmal überraschte mich Frau Witte mit
einer Hängelampe dieser hier! Es
war unbegreiflich, wie
tag bekommen und eine davon verwendete
sie sehr praktisch als Geschenk sür mich.
Was sollie ich mit dem Dinge beginnen ?
Frau Witte hatte die Lampe gleich an
einen Haken gehängt, der zusällig im
Plafond steckte, sonst hätte ich das Prä
sent in einen Winkel gestellt.
unter die Lampe und das machte
sich ganz gut so. Am solgendcn Abend
kamen zusällig zwei Freunde zu mir und
die neue Eiurichiuug erwies sich als prak-
fehlte mir der Tisch an feinem Platzt,
ober ich konnle mir doch eine» Neuen
kiusen l DaS war eine Kleinigkeit. Ich
kaufte mir wirklich einen Tisch, um ih»
St b
Tagsüber war ich ja doch zumeist im
Bureau; nur Abends hatte ich Muße,
um mich
letztere, weil ich gerne Freunde bei mir
sah. An dem Gasthausbesuch halte ich
fast allen Geschmack verloren.
Braut ! Aber Kinder, was fällig Euch
schön, zu schön! Und auf einmal war
und diese Gestalt warft Dn! ' Ich hatte
Dich knrz vorher bei dein Sängerfeste
haltest."
saischen Sache beschästigen können, wa
rum schreiben Sic nicht?" Sie sah sich
den Frager verwnndert an, dann sagte
sie: „Ich habe schon oft gehört, daß zu
viel Bücher in der Welt sind, aber »och
nie, daß cs zu viel Hemden giebt!"
Jennys Beichte.
Der Privatdocent Dr. Mar F. in
verlin stand in seinem Studierzimmer
und machte sich zum Ausgehen serlig.
Er war ein sehr gelehrter, sehr hübscher,
sehr kurzsichtiger und liebcbedürsligcr
junger Herr. , Die letztere Eigcnschast
hatte ihn mit vorläufiger Hinlansctznng
der landesüblichen hcirathssähige» Töch
ter in das Haus eines Mannes gesührt,
sechsmonatlicher Bekanntschaft dünkte
ihm daS Parket in der ....Straße, zu
welchem er täglich seine Schritte lenkte,
interessanter, als alle wissenschaftliche»
Brochüren der Welt zusammengenom
men. Im Lause des Sommers brachte
das Schicksal diesen» Glück kurze Unter
brechung, die Angebetete reiste in's Bad.
es keine Trennung, die Feder huscht
über das Papier, und die Post vollendet,
was die Sehnsucht begann. Auch heute
hatte Dr. Mar eine vier Seiten lange
Epistel zu Stande gebracht, welcher er,
aus Furcht, »ach nicht deutlich genug ge
worde» z» sein vier weitere Seilen hin
zuzusügen beabsichtigte. Aber es kam
itim eine Abhallnng dazwischen, und er
steckte den »uvolleudeten Brief, als er
ausgehen wollte, der Sicherheit wegen in
seine Tasche. Der junge Gelehrte streicht
gewohnheitsmäßig vor dem Spiezel den
ichwarzeu Vollbart, dsnn »erlügt er das
Nachdem er bei Professor F., «>c er
ge»heit° n»n Ausschluß gebeten hat, streift
er ziellos durch die Straßen. Der
Abend ist prachtvoll, der Mond sendet
sei» nebelhanes Licht hernieder. Mar
F. schreitet tränmeud weiter. Heute ist
bereits der zehnte August, in drei bis vier
Tagen wollte die Geliebte zurück sein
uud er malle sich mit seurigen Farben
das Wiedersehen »us. Unter solchen ly
rische» Betrachtungen ist er ganz nahe in
eine gewisse Straße, an ein gewisses
HauS aelaiigt. Er will gerade, lächelnd
über die „U»freiheil des Willens", seine»
Schrill zuiückweude», als ihm auf dem
Troltoir eine weibliche Gestalt entgegen
kommt. Dieses baretsörmige weiße
Sporthütchen mit dichtem weiße»
Schleier, dieser helle, lange Sommer
inanlel, diese graziöse Art sich zu bewe
gen, das gibt's nicht zum zweiten Mal—
das Weib seines Herzens kehrle srüher
heim, jetzt ist sie nur »och zwei Schritte
entsernt. I» diesem Augenblick sieht er,
wie sich jene bekannte Hausthür össuct
und iiue Männcrgestalt hervortritt. Für
eine so kurze Entsernnng reicht sein
Pincenez aus, es ist der Gatte in höchst
eigener Person. Blitzschnell saßt Dr.
Mar ijt die Tasche, ziel»! den uuvollende
»vußleu, die soeben dicht heranschreitet,
gleichsam als Willkommensgruß heimlich
in die Hand. Dann gehl er gemächlich
Straßenecke, wohin er gegangen ist, um
nicht auffällig zu erscheinen, kehrt der
Doktor um und geht den ganzen Weg
zurück, von „ihr" keine Spur, „die
Erde muß sie verschluckt haben!" Aerger
lich über solches Pech wandelt er schließ
lich nach Hause und beschließt die theue-
Zweisil, o!i das Nene weniger Fehler
haben »vüroe, als das Alte. Unter sol
chen Betrachtungen suhr
für den ersten Oktober einen andere»
Dienst suchen?" Das Mädchen ver
zog keine Miene und streckte keine Hand
ist! Wann endlich, Geliebte "
dames Stimme, „geben Sie mir den
Brief, das ist drollig, da» scheint ein
Liebesbrief zu sein. Ich werde ihn ge-
legentlich selbst lesen. Und was Sit
selbst betrifft, mein Kind, so haben Si«
durch Ihre ossenherzige Beichte bewiesen,
Augen der Gebieterin. Die zwei Frauen
Dietrich von Ouihow.
„Nordd. Allg. Ztg." mittheilt, in Fehn
Dietrich mit acht seiner Leute gelungen,
am Abend des 10. Februar 1-114 bei
einem Ausfall sich durchzuschlagen und
span und beleuchtete die abgesessenen Rei
ter. Der im Harnisch sah sie scharf an
und trat in's Hans zurück, worauf es in
tritte waren hörbar und schienen sich zu
nähern. Schnell saßen die Reiter aus,
wurden aber gleich darauf gewahr, daß
sie umzingelt seien. Hierauf wurde ihnen
zugerufen, sich zu ergeben, weil sie ali
Anhänger Ouitzows erkannt wären.
Wüthend darüber schrie Dietrich: „Wei
wagt es, uns anzufallen?" worauf ge
antwortet wurde: „Wir sind Blandem
Schritte zurück, als sie hörten, wen si«
vor sich hatten. Doch bald standen su
wieder da und wehrten sich gegen di«
Dietrich einem seiner Leute, das Hans
anzuzünden. Der schlug sich bis zum
Kruge durch, riß dein dort stehenden
Mann die Kiehnsackcl aus der Hand und
hielt sie au s Strohdach, das schnell in
Flammen stand. Nach kaum zwei Minu
ten brannte das Dach zu beiden Seiten;
der Feuerruf hallte durch's Dorf, di«
Sturmglocke ertönte vom kleinen Kirch
turme her. Die Bewohner rannten in
Bestürzung nach den Löschgeräthen und
räumten ihre Häuser aus, das Gesechl
dauerte unterdessen vor dem brennenden
Kruggebäude sort, eine Menge Reiter
lag bereits todt oder schwer verwandet
diesmal aus keinen Sieg hoffen konnte,
rief er seinen Leuten zu, sich zu retten.
Vtit ihm eigenen Heftig-
Feinde an Schnelligkeit weit überlege»
zeigte. Wo sich die Dorfstraße nach
Carivesee, Fehrbtllin, Hackenberg und
Das Feuer hatte umerdessen mehrere
Gehöfte ergrissen und flackerte hoch aus
in der windstillen Nacht. Dietrich »on
hier in der neuen Garniionsstadt des
vielgeliebten Truppentheils neue Stel
lungen zu suchen.
Pe ns s be r suun
Ernst in kleinen Dingen
ist lächerlich, Scherz in großen ver
ächtlich.
NrrundenfSlschnni, nnd P.'iolo
grapfti«.
wenn bei NamenSsälschungcn die Aus
sagen des Klägers und Verklagten sich
diametral gegenüberstehen und beide
inchnng der Tinten, woraus man da»»
aus einer Vcrschiedcnartigkeit derselben
in ihrer Zusammensetzung auf eine Fäl
schung der Unterschrift schließen zn kön
nen glaubte. Es ist wohl das interes
santeste Resultat der jüngst geschlossenen
Berliner photographischen Ausstellung,
daß man mit Hilfe eines einfachen photo
graphischen Versahrens die Urknnden
sälschnng nachweisen und, was wichtiger
ist, ohne Mikroskop und chemische Ana
lysen den Geschworenen aä veulo» de
monstriren kann.
Am Anfang dieses Jahres ereignete sich
beispielsweise folgender Vorsall^:
Es lieferte ein wnnderbares Resultat:
Der Schuldtitel bis auf den Nochsatz
zeigte dieselbe Farbe der Tinte, nnr be-
Die Letdensgesckiichte eines Hutes.
Die Zwischenakte der jüngsten Auffüh
rung von „Maria und Magdalena" im
Deutschen Volkstheater in ÄZien wurden
durch eine» interessante» Zwischenfall
ausgefüllt, der sich ungefähr in folgen
der Weise abspielte: 1. Scene: Vor Be
ginn des ersten Aktes erscheint eine Dame
und nimmt auf einem Orchestersitze Platz.
Da entdeckt der Billeteur, daß sie ihren
Hut aufbehalten hat. Es ist zwar nur
kleiner
Dieses Ersuchen bleibt indeß vollständig
unberücksichtigt. L.Scene: Nachdem
ersten Akte intervcnirt der pflichlgetrcuc
aber energisch, zumal unmittelbar hinter
ihr ein Polizeirath sitzt, also ein Organ
des Gesetzes. Die Dame verhält sich
abermals ablehnend, worauf der zur In
spektion anwesende Polizei - Eommissär
von dem Vorsalle verständigt wird. 3.
fällt aber der Vorhang, so 'wird die
Damc ersucht, ihren Platz zu verlassen,
da der Polizei-Commissär mit ihr zu
sprechen wünsche. Die Dame kommt
herbei und nun fordert sie der Vertreter
dies nicht thun, de»» sie habe ei» Kopf
leide» und müsse den Hut ausbehalten,
weshalb sie auch eine solche Hntsorm ge
wählt habe, welche die rückwärts placir
ten Zuschauer nicht geniere. 4. Scene:
Der Polizei-Eoinmissär läßt schleunigst
den Theaterarzt holen, damit dieser im
Jnspektionszimmer den Kops der Damc
besichtige, um zu eruireii, ob ihre Angabe
„Maria »nd Magdalena" ohne weiteren
Zivlschensall im Zuschauerraum glücklich
zu Ende gespielt.
Eine herrliche Gegend.
Fremder: „Sagen Sie mal, hier bei
Ihnen sollen ja wohl die Menschen weit
über hundert Jahre alt werden? Ist das
wirklich so?" „Allerdings. Sehen
Sie mal dort z. B. das alte Mütterchen
an, die ist weit über lv.» Jahre alt und
hat erst kürzlich geheirathet. Mit 70
Jahren soll sie noch der reinste Backfisch
Daö Erkennungszeichen.
, Eine Anzahl Wiener Vergnügung»'
zügler, welche Heuer auf die übliche Ge
lich von Paris aus eine» Abstecher »ach
Trouville. Die Herren wäre» bci treff
licher Laune, die Luft u»d daS Leben des
eleganten Seebades wirkten mächtig aus
sie aber Eines fehlte ihnen, was ihnen
den Aufenthalt verherrlichen sollte, und
das tnipsanden sie, umgeben von dem
rauschenden Frou-Fro» pikanter Franzö
sinnen, umso härter: das Ewig-Weib
liche. In diesem Wirbel von Schleppen,
förmlich umflossen von Wolken ans
siiidet, cntrathen kann
Da stürzte Einer derJhren eines Mit
tags an die tägliche Tafelrunde des Ho-
Wer ist sie! Ist sie schön? Was treibt si>
bahnhof rost!into: Was fällt Ihnen ein,
mich todt fein zn lassen! Bin frisch und
inunter ! Frcne so nahe zuwis-
Wohl! so ehrt mich zuerst zu ertragen,
Wie d e r E n l s a g u l» g sei zu ent
sagen!
lassen. ' ch b ch g
3
Di« Schönheit »or «ertcht.
heißt, die Ausbezah»
Direktor! Er. Ich sehe Sie. Bin
ich schön? Bei Gott, »ei»! Sielge
rührt). Ich danke Ihnen! Er, Ja,
Milch in Ocl gebacken.^ Am Berli-
Hahnenkämmen n»d Gcflügellcber auf
der Tasel. Die Gräfin von Paris speist
beim Herzog von Anmale wird
Beginn Verlaus des erbitterten
Kampfes. Der Richter verhört einen
neuen Zeugen. „Ist Ihnen", fragt er,
„auch etwas von dieser Schlägerei zu
Ohren gekommen?" „Na ob!" entgegnet
der Zeuge. „Was denn?" „Eine ganz
kolossale Ohrfeige!" erklärte terVer
hörte.
Aus der B o t a n i k st un d e.
Lehrer: Was ist das Merkwürdigste bei
den Palmen? —Schülerin: Daß man
nicht nngestrast unter ihnen wandeln