2 Da» statistisch« Jahrbuch de« Deut schen Reiches überseeische deutsche Answandernng, so weit dieselbe über deutsche Häfen, Ant werpen und holländische Häsen ersolgt. Darnach sind im Jahre ausgewan dert aus Westpreußen 12,01», Posen 4207, Hesftn Nassau 3202, Schlesien »308, Ostpreußen 2111, Westfalen -002, Sachsen ISIS, Hohenzollern 70, zusam men aus dem Königreich Preußen US, 103, aus Bayern 12,24!» (Bayern rechts Rh. 10,108, Rheinpfalz 2081), Württemberg »!45, Baden 3800, Königreich Sachsen L2!>7, Hessen 2220, Hamburg 1821, Mecklenburg-Schwerin 1144, Bremen 100», Oldenburg 1038, Elsaß-Lothrin gen 937, Sachsen-Weimar 3SB, Mecklen burg-Strelitz 241, Koburg-Gotha 234, 212, aus den übrigeil Staaten von Nordamerika, 04,304. Auf die Colonien fällt glücklicher Weise nur ein sehr geringer Theil der Auswanderer. Aus der obigen ZllsammcnsteUuiig er giebt sich, daß im Jahre 1888 aus den drei Provinziii Westpreußen, Pose» und Pomttiern mit 32,203 über die Hülste der preußischen und fast ein Drittel der gefainmten deutschen Auswanderer fort zogen. Die alte Erfahrung bestätigt sich immer wieder,^ daß aus de» schwach be- Der B.ncht, de» die »ordameri kaiiischei, Konsuln in Deutschland ihrer Regiernng im vorigen Jahre über die erwartet, schwer zu leiden hat. D«r Zaubertrank. Gibt es ein Mittel gegen Untreue? baren Weines »nd mische» Sie diese» niii der Hülste des Glycerins. Diesen Trank lassen Sie einen ganzen Tag stehen nnd Ausführung jür das soeben in Wien neu crös'nete „Deutsche Volkstheater" be stimmt war. Die Wiener Censur ver- Gereid". Auch daß „des Adels Blüthe fällt und die Freiheit siegend ihre Fahne erhebt", gefällt der Wiener Censur nicht, und streicht es. Schließlich wurde der?!?" —O, Du mein Oesterreich! »et« »ursch ü. Vier Jahre waren eS schon, daß sie zu' summen lebten, und niemals hatte anch nur für den geringsten Augenblick der Eine vergessen, daß er Ofsicier, und der Andere, daß er einfacher Soldat sei. Der Eine war soldatisch streng, der An dere soldatisch gehorsaiM Und doch lieb ten sie sich, freilich mit der rauhen, un bchilfliche», stiimmen Zuneigung, wel che kein Aussehe» von sich selbst macht, welche sich niemals ausspricht, welche die geringste Anwandlung von Zärtlichkeit unter einer derben Manier verhüllt, die sich nur im Schweigen beredt zeigt, beim Reden aber schüchtern im Hintergrund« bleibt, die alle» Schmeichelei«» feind das Weinen ankommt, und die Thränen zurückzudrängen, nm nicht schwächlich und übersüß »ach Außen zu erscheinen. Es bestand zwischen ihnen stets eine äußerst lakonische Ausdrucksweise; sie verstanden sich schon durch einzelne Silben, durch Winke mit den Augen, durch Geberden: der beiden genieinsamer Dolmetscher war die Uhr, welche Alles, auch ihre Schritte und ihre Worte, mit mit der größten Genauigkeit regelte. Befehlen der Herr Lieutenant noch etwas ? Nein! So kann ich gehen? Geh! —Das war die tägliche Abschieds formel; niemals ein Wort mehr. Und so waren die Tage, die Monate, die Jahre vier Jahre in der Garnison, im Quartier, im Manöverfeld, auf dem Marsche, im Kriege dahingegangen, und es war »ach und nach in den Herzen Bei der eine tiefe, ernste und doch sich selbst gleichsam »»beivilßte Zuneigung empor gewachsen, und dieselbe bestand während dieses unabänderlichen Schweigens, während dieser kuizen, rein soldatischen Gespräche, während dieses flüchtigen Austausches von Blicken, von dencn der eine befahl: thue das! —und der ander« gehorsamte: zu Befehl! Sie bestand in solcher Herzlichkeit, solcher Hinge bung, daß, wenn Einer in die Herzen Beider hätte schauen können, ihm im Vergleich zu ihr der feurigste Austausch von Zärtlichkeiten matt erschienen sein Sie hatten sich in den gewichtigsten Augenblicken im Felde Seite an Seite gefunden, wenige hundert Schritte vor den feindlichen Kanonen und bei jeden, Torbeisause» einer Granate hatte der Eine rasch seine Augen nach dem Ander» umherschweife» lassen und hatte, wenn sie ihn gefunden halten, aufseufzend bei sich selbst gedacht: Auch diesmal ging es glücklich vorüber. Sie hatte» mehr als ein- regnerische und kalte Nacht zusam men auf Vorposten durchwacht, mit den Füße» im Sumpf und das Gesicht dem Sturm preisgegeben, und wenn dann am Morgen das ablösende Bataillon in die Stellung einrückte, hatten sie einen lächelnden Blick gewechselt, gleichsam als wollten sie sich gegenseitig zurusen: Jetzt geht's zum Lager zurück; freue Dich, nun kannst Du ausruhen!— Viele Male auf einem langen, heißen Marsche hatte» Beide zu gleicher Zeit sich umgedreht, um nach den Kilometersteinen am Stra ßenrand«! zu schauen, und viele Male hatten sie deren mehr als vierzig gezählt; dann tanschic» sie, wenn sie bei dem letz ten angelangt waren, einen Blick des Trostes nnd des Mitleides aus, i» wel chem zu lese» war: Noch zwei noch einer dann sind wir dort! Und dann, wie oft im Lager hatte in der Abend stnnde, in der sich das Geimiih auf den Lärm des Geivehrfeuers einrichtet, das wohl die Schläfer wecken wird, sich der Eine Zelte hingestreckt »nd der ihn mit dem Mantel gegen die Nächtlich Gute Nacht, Herr Lieutenant hatte dann der Soldat beim Weggehen gesagt und dein Lieutenant hatte es geschienen, als wenn Jenes Stimme leise gezittert hätte, und als wenn das letzte Wort nicht in gleicher Stärke herausgekonimen wäre; und mit demselben Ausdrucke hatte er ihm den Gr»» erwidert. Wie oft, wen» der Eine einen Brief brachte und der An dere die Hand ungeduldig danach aus streckte, war über beider Miene» ei» lei ses Lächel» dahingeflogen. Es ist ein Bries ans dem Elternhause; ich kenne die Schristzüge; er ist von Deiner Mutter halte der Eine sage» wolle». Danke! hätte ihm der Andere gern geantwortet—Du hast mir die srohe Bot schaft mit Deinen Augen gebracht. Nach solche» stummen Seencn kehrten Beide zu ihren gewöhnliche» schweigsamen und strengen Gewohnheiten zurück. Niemals hatte der tüchtige Soldat, sei es dein, Elnirclen in das Zimmer feines Officiers, sei es beim Verlasse» desselben, vergessen, die Hand mit strammer Ge auszurichten »nd den, Ofsicier aufgerich tet und unbeweglich in's Gesicht zu schaue», »nd wenn er weg ging, hatte er immer seine Wendung an der Thür ganz vorschriftsmäßig gemacht. Sie hausten erst seil vier Jahren zu sammen ; aber der Soldat, welcher gleich nach dem ersten Jahre seiner Dienstzeit Bursche geworden war, stand jetzt kurz vor seiner Entlassung. gewöhnlichen wurden an diesem Tage zwischen dem Osficier und dem Soldaten gewechselt, aber ihre beiden Herzen hiel te» ei» langes Zwiegespräch. Befehle» Herr Lieulenant noch etwas? —Nein.... heut ist der Entlassungsbcsrhl sür Dei ne» Jahrgang eingclrossen. In zehn Tagen wirst Du abgehen. Es solgte ein langes Stillschweigen, ohne daß ihre Augen sich begegnet wä ren,, .. Kann ich gehen?— Geh' nur.— „nur" hinzugefügt worden, ein großer Schrill vorwärts auf dem Pfade der Zärtlichkeit. Das Herz wurde ihnen schwer, doch nicht jür Beide i» gleicher Weife. Der Eine verlor einen Freund, ja, mehr als einen Freund, einen Bruder, der ihn mit beinahe andächtiger Hingebung liebte; der Andere verlor ebenfalls einen Freund, einen Bruder; aber dieser blieb da, Jener kehrte in seine Heimath zurück. U,->d das mußte sür ihn doch eine groß« Freude sein. In di« Heimath! Nach so viel«» Jahr«», so vielen Gefahren! Wie oft hatte er Abends im Lager, wenn die langen nnd melancholischen Töne des Zapsenstreichs sich hören ließe», wenn »ntcr de» Zelte» die Lichter erstarbe» »nd i» dieser ganze» Leinwand - Stadt, die kurz vorher noch vo» so heiteren. Lebe» erfüllt war, die tiefste Nnhe sich daS Haupt in den Händen geborgen und a» seine ferne Mutter gedacht und sich gefragt: Was macht wohl jetzt, in die sem Augenblick, jene arme Frau? In die Heimath! Wie oft hatte er in» Bi wak im Lause der Nacht hier und dort in den Grnppen seiner Landsleute die länd lichen Gesänge anstimmeu hören, welche sie auch dort, zu Hause im Sommer sangen, am Abend, im Mondenschein unter den Linden auf dem Dorsplatze; dann läßt sich dort unter den vielen Stimmen der Freunde und Verwandten einc besonders klare, liebliche, silberne schüchterne Stimme vernehmen, welche stets so gut den Weg zu seinem Herzen fand o, wie freudig hatte er jeue Ge sänge der Landsleute immer begrüßt als einen Gruß aus der fernen Heimath. Und nun dorthin zurückzukehren! Un erwartet dort cinzntreffen! Jene Gegend, jene Dörfer wiedersehen zu dürsen! Von Weitem schon wird er das väterliche Dach erkennen, wird den Schritt beflü geln, athemlos ans dem trauten Hof an komme» ; dann wird die schon erwachsene Schwester heranskoniinen und init ihr der jüngere Bruder, der damals noch ei» Knabe war, >i»d auf ihre Nnfe werden alle Andere» herbeistürzen; er wird von ihnen »mringt, macht sich los, rennt zum Hanse hinein und rust nach der alten Mutter; sie kommt ihm schon entgegen mit offene» Armen und Frendenthräiie» im Auge, »nd er wirst sich ihr an de» Hals, wird vo» ihre» liebe» Arme» eng umschlungen und erlebt das heiligste aller irdischen Freudengcsühle—sind das »icht Erlebnisse, die, auch wenn man sie jetzt blos sür die Zukunft erträumt, jede Bit terkeit versüße», jede Wunde heilen müs se» ? Nichtsdestoweniger waltete i» der Seele dieses brave» Bursche» nur der einzige Gedanke an die bevorstehende Trennnng von seinen« Osficier vor. Es trennt sich ja auch ein wackerer Soldat niemals von seinem rauhe» Mantel, der ihm während so vieler Jahre als Decke und Kissen ge dient und auf den er mit Bürste, Nadel und Seife so viel Mühe verwandt hat, ohne eine gewisse Betrübniß im Inner» zn verspüren, eine gewisse unklare und unruhige Zärtlichkeit, wie bei dem Ab schied von einem Freunde, mit dem ma» sich ost überworfe» hat und dem man ei gentlich ein wenig gram sein müßte, den man im Grunde aber immer geachtet nnd gelieb, hat. Jene Hintertaschcn, in denen ma» im Arrest die Tabakspseise verbarg, wenn der Ronde-Ossicier erschien, wie oft wird man aus Versehen, und weil ma» die alte Angewohnheit noch »icht ganz los werden taun, mit den Häiiden nach ihnen snchc»... .wie ärgerlich, daß ma» sie «ichl mehr findet. Der Ossicicr war nachdenklich gewor den und hatte nie wieder ein Wort weiter z» de» gewöhnlich gewechselten hinzu gefügt. Und ebenso der Soldat. Aber ihre Blicke begegneten sich häufiger u»d hingen länger aneinander, und cs schien, als wollte» sie sagen: „Du leidest, ich weiß es." Der Soldat besorgte seine Obliegenheiten langsamer, um sich län ger im Hause anshalten zn köniie» und sich so, in diesen letzten Tage», sür die bevorstehende Trennung zu entschädigen. Anfänglich machte er Alles init einer noch unauffälligen Langsamkeit; dann mit einer ofsenbar ausgeklügelten Langsam keit: zuletzt gab ec sich de» Anschein, als wollte er den «staub von den Tischen und Stühle» wische», aber meistens bewegte er, sich ganz eine»» traurige» Nachsinnen überlassend, das Staubtuch blindlings hin und her, ohne etwas zu berühre». Unterdessen verfolgte der Ofsicier, der aufrecht und unbeweglich, mit gekreuzten Arme» vor dem das Bild des Burschen wiedergcbeiideii Spiegel stand, aufmerk sam alle Schritte desselben und jede Be wegung seiner Miene», vermied aber, sei nen Blicken zu begegnen, indein er dann jedesmal Zerstreutheit heuchelnd das Ge sicht und die Augen zur Decke wandte. „Kann ich gehen, Herr Lieutenant?" „Geh' nur!" —Und der Soldat ging hinweg. Noch war er jedoch üicht mehr, als zwei Stufen Hinabgestiege», als au» dem Zimmer ein hastiges: „Komm her ein" ertönte und er zurückkehrte. „Was befehlen der Herr Lieutenant noch?" —„Nichts. Ich wollte Dir nur sagen, .... nichts, nichts; ich werde es mor gen sagen; geh' nur!"— Und gewiß hatte er ihn zurückgerufen, um ihn zu sehe» und, nachdem er ihn znin zweite» Male hatte davongehen sehen, hafteten seine Augen lange Zeit unverrückt aus der Schwelle, über welche jener hinaus geschritten war. Es kam schließlich der Tag der Ent lassung heran. Der Osficier saß zu Hause am kleinen Tische gegenüber der geschlossenen Thüre. Nur noch eine Stunde dauerte eS, dann mußte sein Bursche kommen, um Abschied ron ihm zu nehme» und abzureisen. Er rauchte stark, blies die Nauchivolkeu in die Höhe und begleitete zerstreut mit seineu Augen ihren langsamen und sich ringelnden Zug, bis sie sich i» der Lust auflöste». Der Rauch, welcher über seine» Augen hin wegzog,-machte ihm die Augen seucht, und er trocknete sie vo» Zeit z» Zeit mit der Rückseite der Hand, verwundert da rüber, daß ihm die Thränen so dick her abperlten, als weinte er wirklich. Er gab die Schuld daran allein dem Rauche, wollte sich über sein innercs Ergriffen fein täusche», dasselbe vor sich selbst ver hehle» »nd der Cigarre das zuschieben, was doch aus dein Herzen stammte. Und er dachte: Nun, es war ja vorauszu sehen. Was nützt es also, cs sich zu Herzen zu nehmen? Hab' ich es nicht gewußt, als ich ihu als Burschen an nahm, daß ich ihn nicht ewig behalten würde? Hab' ich es nicht gewußt, daß seine Dienstzeit fünf Jahre dauerte? Und hat nicht dieser Mann ein Vaterhaus, Augen willen Soldat bleiben würde? Ich würd« «in Egoist sein.... Ja, ich bin e« wirklich. Welche» Band der Dankbarkeit fesselt ihn an mich ? Was habe ich denn für ihn ge than? In welcher Beziehung ist Jener mir verpflichtet ? O. in der That, in vie ler Beziehung. Ich habe ihm nie etwas Anderes als Grobheiten erwiese», wirk lich. Immer stehe ich dort vor ihm mit der vermaledeite» Fratze eines Inquisi tors. Es ist so mein Temperament, freilich; was kann ich da machen? Es den, »in gewisse Dinge zu sagen. Aber, licht könnte ich ihm zeige». Nu» geht er fort. Er kehrt nach Hause zurück, um aus feinen Feldern zu arbeiten, um sei» früheres Lebe» wieder auszunehmen; nach nnd »ach wird er alle militärischen Gewohnheiten ablege», wird Alles ver gesse», auch sei» Regiment, anch seine Kameraden, anch seinen Lie»tenant. Was thut es; wenn er nur znsrieden weiter lebt. Aber ich, werde ich ihnvicl le ich t^ auch Zeit wird des Zimmers seine Obliegenheiten zu er sülle«, so still und gleichsam, ohne sich zu bewegen und ohne Athem zu hole», um wandle sich da»» zu mir: Ist es so recht, Herr Lieutenant? Guter Kerl, dachte ich bei mir, ich war mit Unrecht auf Dich und ruhe Dich aus, auch Du wirst es nöthig haben. Aber ist es so recht ? fragte er hartnäckig weiter—wenn Und inanchmal auf dein Nachtmarsche, wenn ich sühlte, daß mich der Schlaf übermanilte, weil» wie es rwrznkom sein Lebe» hingeben würde? Diese, arme Kerl init seine» derben Gcsicht?:üge», sem^e^diir^ aiif welchem Gründe und auf welche Weise hat er sich zu einem zartfühlenden, freundlichen und kindlichen Menscheii der mich ängstlich an Ken Kleidern zupft, uin mich vor einer Gefahr zurückzuhal- ken, der mir die Brief« mit der Spitz« seiner Finger überreicht, als fürchte er, sie zu entweihe», und sich beglückt fühlt muntcrnden Wink und jeden Blick, den ich ihm spende? Wie geht daS Ah, muß wirklich annehmen, unsere Seelen in KriegSzeile» durch brause». Aber i» Wirklichkeit kennen uns die Leute wenig. Sie wisse» nicht, daß daS Herz eines echten Soldaten »ich! allein nicht altert, sonder» sich auch stets verjüngt nnd für die freundlichsten Ge fühle der Jugendzeit empfänglich bleibt, und daß es in den letzteren viel lieber lebt und sich viel mehr ergötzt, als in den stürmischsten und schrecklichsten Aufre gungen des Krieges. O, wer nicht Sol dat gewesen ist, wird niemals die Hinnei gung begreifen, die mich zu diesem Bur schen erfaßte hat. Ganz unmöglich. Dazu muß man viele Nächte im Biwak zugebracht ha ben, viele Märsche im Monat Juli hinter sich habe», muß viele Male unter hefti gem Rege» auf Vorposten gestanden und Hunger und Durst bis zum Ohnmächtig «erden verspürt haben, und dazu muß man immer an seiner Seite jenen Freund gehabt haben, der Einein den Mantel umgeschlagen hat, um die Kälte abzu wehren, oder Einem die Kleider gelrocknel hat, oder Einem einen Trunk Wasser oder einen Bissen Brod darge boten hat, wobei er sich selbst dessen be raubte, was er darreichte. Diener I Bursche! So nennt man ihn. O (er machte eine Bewegung der Verachtung und des Abscheus),es ist eine Schmähung. Ja de»» wenn dieser Mann da an der Schwelle vor mir ausgerichtet dasteht und mich grüßt und mir fest ins Gesichl schaut mit seinem ehrerbietigen, schüch ternen, anhänglichen Blicke, so bezeug! der Wink, mit dem ich ihm gebiete, sich zu rühren, ihm gegenüber dieselbe Achtung, wenigstens meinem Gefühle nach, di« seine Bewegung des Stillstehens »nd Grüßens mir gegenüber verräth. Und dieser Mann verläßt mich läßt mich allein geht weit weg und niemals werde ich ihn wiedersehen! Aber warum »icht? Ich werde ihn einmal auf. suchen, ich selbst. Ich werde z» ihm Hin reisen, wen» ich auf Urlaub bn; den Namen seiner Heimath kenne ich ja, ich werde mich noch nach dem seines Kirch spiels nnd seines Dörfchens erkundigen, werde hineilen, ihn bei seiner Arbeit auf dem Felde überraschen, werde ihn bei Namen rnscn. Erkennst Du Deinen Lieutenant nicht wieder? Ist es denn möglich? Herr Lieutenant! Sind Sie es wirklich? so wird er überrascht mir entgegen rufen. — Ja, ja, ich hatte das Er hatte eine verwirrte Miene uud ge rathete Augen; er grüßte militärisch, that eine» Schritt vorwärts und schaut« seine» Ossici«r fest a». Dieser hatte sein Gesicht nach der andere» Seite ge wendet. Aus Wiedersehen antwortete ihm dieser, die Lippe» bei jedem Worte zusammenpressend und immer dabei Hin- Glückliche Reise.... komm' gut nach Hause sei fleißig ...und fahre fort, ein braver Kerl zu sein.... wie Du e» Geh'! geh'! damit Du die Zeit nicht versäumst; geh', es ist schon spät, beeile Dich. Und er streckte ihm die Hand hin; der Ben: erdrückte noch einmal die darge reichte Hand, machte dann Kehrt, schaute auf die Thür, schaute nochmals zurück «uf den Ofsicier, der noch immer, das abgewendet, dastand, that dann dort einen Augenblick und stürzten dann rasch über die Wange» herab, gleichsam als sichich ür cht 11, zu »er ste diesmal fließen; es war ihm ein Bs dürfniß. sich Jette in einen Winkel zurück und sagt schluchzend zu ihrer Freundin: .Schee» is er ja, aber siehst De, det hab' ick jleich jemerkt: der ment et ausgehen. „Was ist Dir lieber, Ma ma", fragte er, „soll ich mir die Hände waschen, oder soll ich Handschuh« anzie hen?" Meine Hu«ve. mir ungezählte Beulen schlug und durch das Ablecken der Farbe zu verschiedenen Malen den Magen verdarb. So prägte mein Kindergeniüth. Die Schwärmerei für ungefährliche Hundeköpfe hinderte übrigens nicht, daß ich vor de» Originalen einen heillose» Nespect hatte. War ein Hund init mir in demselben Ranme, so ging es mir wie innernng der schwersten Secunde» meines Lebens knüpfen sich an eine» Holzplatz, auf welchem ich mich eines Nachmittags herschleppenden Spitz allein sah. Das Thier machte allerhand Bewegungen, die vcrnittihlich dem Wunsche Ausdruck leihen sollte», mit mir ein bischen z» spielen. Mir erschiene» sie indeß als hestigste Btdrohilng, «i.d ich flüchtete mit richtigem Instinkt nach einem Orte, der als Zn stncht wenig geeignet war in die Hiliidehüttc. Da« Thier, welches sich durch mich so unerwartet um sein Nach mittagsschläschen gebracht sah, dnckte sich ein ums andere Mal nieder, inachte von rechts nach links lebhaste Sprünge und bellte unausgesetzt, a!s wollte es von sei nem Hausrecht Gebrauch machen. Ich aber, ein sechsjähriger Knirps, verkroch mich immer tiefer und schrie immer ver zweifelter. Wie ich aus diesem Abenteuer gerettet worden bin, weiß ich »icht mehr, für einen Spitz aber habe ich seit jener Stunde niemals Sympathie fassen In meinem Knabenalter legte ich etwas von der mit geheimer Liebe gepaarten Hundesurcht ab. Bv Fußwanderungen im Gebirge suchte ich die GeHöste, vor welchen ein großer, struppiger Hund mit herausgeslreckler Zunge lag und den Fremden mit einem Seitenblick argwöh nisch anblickte, mit großen Zickzacklinie» zu nmgehen. I» der That wirken bel lende Hunde, von denen man nicht weiß, ob sie Einem im nächsten Augenblick zwi schen die Beine fahre» werden, nicht ge rade beruhigend. Man behauptet zwar, daß der Hund den Bösen vom Gute» »»- terfcheide» könne, das scheint mir indeß etwas zweifelhaft,Z Wenn der Scharfsinn der Juristen und Geschworene» »ach ta gelangen Verhören und Beweisaufnah men oft nicht recht weiß, ob der Ange klagte schuldig oder.uttschuldig ist, so kau» inan das doch vo>, einem Hu»de nicht erwarten. Als ich um jene Zeit einmal bei einem Maurermeister einen Auftrag auszurichten hatte, sprang mir ei» großer ungetan, »iter schwarzer Pudel so ein mephistophelischer entgegen und ließ mich vor Gebell »icht zu Worte kommen. „Wissen Sie den» »icht," rief da eine etwas geringschätzende Stiiiime aus ei»er Wolke von Tabakrauch mir zu, „Hund die bellen, beißen nicht? " „Ich ob es der Hund weiß!" Ich sind-, daß ich mit dieser Entgeg nung ganz Recht hatte. Viele Hunde wissen es in der That »icht. Ihr Cha rakter ist ganz verschiede» «nd stimmt größten, grimmigst dreinblickenden sind in der Regel die besten. Anstatt der üblichen Nnsseneintheilnng würde ich mir und beißen: o) Hunde, die bellen und nicht beißen; ä) Hunde, die bellen und beiße». Der erste Hnnd, mit welchem ich in ein mehr samiliäres Verhältniß zu treten das Glück hatte, war Desch. Vielleicht hieß er auch englisch Dash. Er gehörte zu Classe 6. Er bellte und biß. Manch mal machte er es anch in umgekehrter Reihenfolge: er biß und bellte erst, wenn er !ie dem Verbrechen folgende Strafe ü »r sich ergehen lasse» sollte. Er schien mir eine Mischung zwischen Schäfer-, Wachtel-, Fleischer-, Jagd- und Windhund zn sein. Von allen die sen Voreltern halte er die unangenehmen Eigenschastcn angenommen. Unsere Pächterin hatte ihn mir zum Geschenk mitgebracht: er erwies sich aber als ein Danaergeschenk. Es ist nicht damit ab nimmt, man übernimmt zugleich gewisse Pflichten: füttern, waschen, pflegen, er ziehen, verstenern, Ipazicrensühren. Allen Bemühungen, ihm die nnerläß fetzte er eine unüberwindliche Ungelehrig keit entgegen. Eine aristokratische Ei genschafi besaß er aber ooch: erspielte leidenschaftlich. Er war dabei bezüglich der Gegenstände gar nicht wählerisch. Mamas seidene Mantille, PapaS Schlaf lchuhe, meine soeben vollendete Rein schrift des Erercitiumshestes genügten ihm. Dadurch machte er sich bald zum gehaßtesten aller Hausbewohner. Täglich liesen Klagen über den ewigen Ruhestörer und bissigen Köter ein—man verstand ihn nicht. Die Erbitterung war auf den Gipfel gestiegen, als er eines Tage« verschwunden war. Voll Verzweiflung durchlief ich die Stadt, fragte „Alle, die dakamen," verge bens. Nur mit Mühe brachten mich Bei einer Hundeoerloosung siel ein« dänische Dogge auf mich. Diese Wen« Dung bitt« ich würtlich zu nehmen. Si« stürzte aus d-un Holzkäsig ihrem glückli chen Gewinner mit einer Gewalt zu, welcher ihn ,u war bieß er, uud „Pinischcr" war er vo» Geburt. Nicht rein von Rasse. Die Neiliheit gehörte überhaupt nicht zu seinen hätte. Es bekam bald eine» Maulkorb, ein Bett und zahlte Steuern. Der Hund neben mir, wen» ich arbeiteie schein nach der Straße führte. Er war nicht fehlerfrei. Jede Woche qab es auf unserer stillen Straße einc wo in seinem Pflichteifer bringt er fei»« H.'rrfchafte» »m alle» Schlaf. Ohne Unterschied bellt er, wenn Leute plaudcriid lein kommen sah, während er am offene» Fenster saß hallten straßenweit. Wir wohnten z» ebener Erde, Putz macht« unser Geschoß zur Bell-Etage. Endlich aber nahte auch hier die Pension. Er bald in die neue» »iaulkorblose» Verhältnisse ein, gewann unter den andere» Hunde» des Landstädt chens binnen Kurzem eine Art Autorität und nahm z» an Weisheit und Körper sülle. Das Letztere war vielleicht sein Verhältniß. Nachdem uns Jahre lang die Pensionsmntler durch Photographien und abgeschnittene Locken sowie aussühr liche Berichterstattung vSn dem Befinde,» ihres Pfleglings aus dem Laufende» er halte» haue, brachte uns ei» Schreiben Sie Nachricht von seinein vorzeitige» Heim gang. Putz war an Feitjucht gestorben. Er starb hochgeachtet und geehrt vo» der ganzen Stadt. Nach ihm werde» wir nie mehr eine» Hund haben. Nach Ko »rns keinen König. Ncnlich besuchten »ir unser Mädchen, lind sie führt« uns stumm nach einer nm ziebt dort Zeugniß vo» einer einst kdeu tcndcn Persönlichkeit. Er enthält »icht» «ls dn/s Datum des Todes und die Wort«: .Da, liegt der Hund begraben." Wer seinen Freun!» schlecht macht, macht sich schlecht.
Significant historical Pennsylvania newspapers