Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 17, 1889, Page 2, Image 2

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Ueber dl« Bedeutung der schw.se
ligen SSur« tm Wein
hat die ». Jahresversammlung bai
rischer Chemiker wahrhaft beä»g,tige»de
Aufklärungen gebracht. Schwefelige
Sä»re nennt der Chemiker das bekannte,
zum Husten reizende, Athmen und Bren
nen erstickende Gas, welches dnrch Ver
brennung von Schwesel entsteht. Das
Gas löst sich leicht.inWasser und hat hohe
Begierde, durch Ausnahme von mehr
Sauerstoff sich weiter zu Schwefelsäure
zu oridire». Nu» ist es eine mindestens
schon seit dem I«. Jahrhundert be
stehende Sitte, Weinsässer vor dem
Einfüllen neuen Weines zu „schwefeln",
das heißt, man verbrennt im Innern
des Fasses, nachdem dessen Wände ge
hörig mit Wasser durchtränkt sind,
Schwesel. Das Wasser im Faßholz
zieht nun begierig die Säure an sich, so
daß sich die Holzporen sehr rasch mit ei
ner Lösung von schweseliger Säur« fülle».
Von hier gelangt dann die schweselige
Säure in den Wein, «m sich dert durch
Ausnahme von Sauerstoss allmählich in
Schweselsäure zu verwanden. Das
Ausziehen des Sa»crstosses aus dem
Wein ist gerade ei» Hauptzweck des
Schwefeln«, weil die Gezenwart vc,n
Sauerstoff den Wein aus die Dauer un
haltbar macht. Außerdem hindert die
schwefelige Säu<« das Auftreten vrn
Pilzen, schützt also sowohl das Faßhzlz
vor Schimmel >md Fäulniß, wie auch Ken
Wein ftlbst vor einer genzen gieihe von
Krankheiten, z. B. vord:r Kahmbild>,ng.
Neben diesen «guten Eixenschasten i-sitzt
aber die fchweselige S«-ure eine sehr böse
sie ist »cimlich ein heftiges Gi't,
und gerate venn sie in wäfsriger Lösung
in den Magen gelangt. Sie «izt den
in hohem G«de, be
sonders die sastausscheidenden "Drüsen,
und beschleunigt die pkristallisch:» Bewe
gungen ; ebenso «lrkt sie stark auf die
Herzthätigkeit nni das
ansangs>rrrcgend/nachher lähmend.
Bon dcn Wirko.tgen auf 5r s Zierven
system seien noch besonder«; angeführt:
Kopfschmerz, Zittern der Härde, Krämpfe
herabgsdrückte Kummung, Störung des
Genreingefühls u. f. w. mit andern
Worten, den gräßlichen <Katzeuja»»ner
»ach d m Genn'j von stai?' geschweseltem
Weine verdaut man dem Alkohol
des Weines, sondern der im Wcin
haltenen schofeligen Saure. Weitem
hin ist z» bemerken, der fortwäh
rend: Gennh sowohl der schweseligo»
Särre im Weine die «Malische Natur der
KHrpersäste>i» Gefahr bringt und fo,n!t
leicht zu andauernden schlimme» Erkr»n
kungeu führen kann. Dafür spricht die
Thatsache, t>aß gewisi: Krankheiten, wie
Gicht, Hcrnsteinbiltung, Knochener
weichung, gerade iu der weintrinkenten
Bevölkerung am hcusigsten auftreten.
Alles das wäre nun gar nicht schlimm,
«enn das.„Schwesct:>" mit Maßen<und
nur soweit vorgenommen würde, um die
oben bezeichneten Echuhzwecke zu »rrei
>chen; aber und darin liegt das Be
ängstigende die neueren Analysen der
Chemiker erweisen, daß das Schwefeln
m der heutigen KcUerwirthschast 'über
handgenommen hat. Man liebt hetitigen
Tages nickt mehrten herben Geschmack
gealterter Weine, sendern neigt sichsnehr
dem Geschmack jugendlich gebliebener
Weine zu und die ewige Jngend ist nur
durch wiederholteSSchwefeln möglich.
DiesebUmstand muß schon die besten
Kellereien zu übermäßigem Schwefeln
treiben, ganz abgesehen von mehr oder
ivenigerunredlichoi: Bestrebungen, etwa
ige Krankheiten des Weines durch star
kes Schwefel» zu verdecke» oderdenWein
vorzeitig zum 'Verfand und Genus! reis
zu machen, indem uian mittels der schwe
feligen Säure die Währung unterd ückt.
Letztcre Eigenschaft der schwefeligen
Säure kommt besonders bei Herstellung
des.„Federweißen" zur Anwendung, denn
der Federweiße entsteht durch starkes
Schwefeln halbgc hrendeu Mostes.
Welche sonderbare» Erscheinungen aber
der Genuß deS Fedcrweißen ost zutage
treibt, ist hinlänglich bekannt. Soll
mamsie violleicht anch aus Rechnuuz der
fchweselige» Säure schreiben? Die Ver
sammlung beschloß, die Sache im A»gc
z« behaue», um später vielleicht bestimlute
Ganzzahlen über den Gehalt an schviese
liger Säure .im Weine ausstellen zu kön
chischer Wein-Chemiker vor zwei Jahren
indessen ist dieser Schritt bereits gesche
he« ; dieselben nimlich ans Grund
eii«S Gutachtens der uiedicinischen Fa
cnliiit die höchste zulässige Zahl
i» «iuem Liter Wein festgestellt. Das
wävc ein GeHall von Procent.
EinNeserent der tairischen Versammlu-g
gleiche man Kahlen ivie V.VIL4 — t!)
—«Z.tUSU jr, 0,<)2ll), / >n inauchen
für die höchst Gefährlichen
ger SSur« >»d«r Schwefelsäure ii<zw. de
ren Salzen M fragen hat, ehe «an ei
»cn andaueukiden Gebrauch g«stattet.
Weinhändler, die im Belize normal ge
schivefelter Weme sii»d, werden vi« leicht
gut thun, diss beglaubigte Chemi
ker zu lassen und t,an» daL Er
gebniß zu Besoiwers
bei den sogenannt«» medicinischen Wei
nen ist die Kenntniß de« Schi«felgeha'ts
unerläßlich.
Gewagtes Letei». Herr
Kesztelixhazy aus Szegediu: „Terenilettc
Schwab««, seid ganz gute Kerl»?, aber
Geschichte hi», Geschichte her, gibt doch
nur eine große Nation, und das isti'izony
Ursprung zurück bis aus älteste Ni'oier
zeit." Herrßilunche: „Wie so.uiein t»er
ährteschster, ich bin se darüber »och nicht
so ganz Nor?* Herr Kes«el»haz.y: Hot
baratom, haben doch geschwärmt älteste
Römer für ungarische» Paprika, wie
deutlich besagt aller Wahrsprnch: „Vl>i
den«, iki j'aprili!»
Die jelli g e» Äng e n, die am
sorgloseste» in die Zukunst blicken, sind
die'Hilhiiesnngen.
Der Doctor»
„Adieu, beste Lizzi, komm gesund nach
Hans«, schreibe bald, hast Du auch alle
Deine Sachen, Deinen Gepäckschein?"
So riefe» mehrere junge Damen,
welche, in Begleitung einer älteren, vor
einem Coupö 11. Classe sür Nichtraucher
standen.
„Adieu, adien, lebt wohl! .Ja, ich
habe AUeS, bestes Fräulein Wunderlich."
Ein mit grauem Reisehut bedeckter Kops
bog sich aus dem Koupeesenster hervor
und eine zierliche kleine Hand in elegan
tem dänischen Handschuh drückte die in
Zwirnhandschuhen steckende knöcherne
Rechte der Pensionsvorsteherin.
„Adieu, Agnes, vergiß nicht, Dtin
Bild mir zuschicken, lebt wohl, Elslxth,
Marieche», hoffentlich sehen wir uns
bald mal wieder," fuhr di« junge Dame
fort.
Das Abfahrtssignal ertönte: da, im
letzten Augenblicke, kam ein Reisender
Bnchenhain!"
Trotz des zvrmgen Blickes der Pen
sioiismutter öffnete der Schassner die
Thür: leicht «seinen kleinen schwarte«
Reisehut lüstend, stieg der junge Mann
jährige Agnes der in gleichem Atter '
stehenden Elsbetch zuflüstert«, —die Thür
wurde zugeschlagen ein Pfiff, der Zug
setzt« sich in Bewegung. Di« junge Dame
den erwidernd.
Der Eingesogene httte der,
Platz ihr gegenüber omgeno»li»e», d>.
hielt.
demselben, dirß sein« Nachbarin jedensalls
> nach Bucheichain snhr.
„Lieutenant von stellte er sich
gen Regiment vevsotzt, kenne also die Ge
fellschast nsch gar nicht."
' zu^Du
war.
i Nach ein«r Stunde hielt der Schnell
i zug i» Biicheiihaiu. Ein reich gallonir
, leiide» eleganten Equipage nachblickend.
„FamoS, Doktor, dn bist D» ja!"
Haddessen
str»s, Punkt sünf U,hr!"
daran, den Kofscr auszupacken, dann
ging«S zu Tische.
„Wa-rum wird Werver nnr von seinen
der Mittagstafel."
„Weil er früher Jura studirt und sich
den Doktorgrad erworben hat."
„Also ein gelehrtes Haus!'
„Ja und ooe Allem ein gescheidter
„Gut, daß Du da bist, Lizzi!" ries
„Soll ich es Dir nicht einschenken, lie>
ber Papa ?" fragte Lizzi und eilte »ach
d«M Tisch«, woselbst st« eine Flasche er-
WSte.
„Nein, mein Kindt* Der Kranke
schlug hestig mit der Hand auf die Lehne
des Stuhles und drückte dann mehrere
Male aus eine vor ihm stehende Klingel,
„zu was halte ich Dienstboten, 'ueier
Johann ist aber nachlässig, im höchsten
Grad» saul, niemals ist er zur Siclle,
wenn ich ihn brauche!"
Jobaim, der vltt Diener, der bereit?,
seit zehn lahren im Dienste des
stand, trat in das Zimmer.
„Warum habe ich mel'.ieu Wc.n «vch
nicht? Es ist «ine schreckliche,
merksamleit und
„Der Geheimralh hat >xrb«'.vn,
alte Diencv ruhig.
„Ach was, der t/)ehei«>'ath ist ein
Esel, ein Dummkopf, ich werde—"
trorunelte ncviös mit d»>r Finger»! »«üs
der Tisch.
„Aerqer Zrhabt, meiir bester K»nnner
!zknrath?" fragte Prüfer, den: die
schlaue Mvne jrines Patienten nich: ent
ging'
„Natn<ich, was >'oenn sonst, ohne
Aerger ifi ja sein Test,!"
„Aber doch keine heftige GiMüthser-
schüttelt« verstohlen d«:: Kopf.
„N«>n also, «p- kleine En« tion muß
j«in, 'die muß bei jedem Meeschen ein
tret«n, natürlrch, natürlich, Herr Kom-
ist noihivei«t:g, nm die
/H»>, hin, -nicht mal ei« Glas Wein
f«äi ich Ili^kvn!"
~O, ivarrm. nicht, nur Picht vor dem
EHseii! ES b:kommt Ihne« wirklich viel
besser; Sic sehen auch wirklich ausge
zeichnet a«6 leute, mein Herr Kominer'
s« frisch, so—"
„Ist mir ganz egal!"
„Nun, nun, die schlechte Laune wird
s!ch gebe«.. Sie müsse» sich zerstreuen,
Herr Konmerzienrath; legen S'e eine
Patience, spielen Sie mit Ihrem Fräu
lein Tochter eine Partie Schach, oder
Ecarlö, fahre» Sie spazieren!"
„Paße mir nicht!"
Der Gcheimrath fühlte den Puls,
Lizzi ans de» Vorsaal begleitet.
„Sie müsse» Ihre» Herr» Papa et
was zerstreuen, gnädigstes Fräulein,
ihm fehlt weiter Nichts! Sie wissen, er
ist ein «igener Herr, hat fast gar keinen
Verkehr in der Stadt, nun hat er etwas
Neißen, giebt feiner schlechten Lonne
nach und bildet sich ein, sehr krank zu
sein!"
Befinden des Romnierzienralhes sich
durch die Pflege Lizzi's bessere. Er
spielte mit ihr Schach, lanschte znsrieden
dem Klavierspiel, lächelte über Geschich
ten, die sie ihn, aus dem Pensionat er
zählte. Doch hielt die gnte Laune nicht
lange an. Bald ärgerte er sich über
Dieses und Jenes, und als er nnn vol
lends eines TageS aus der Zeitung'er
sah, daß einige Actien, die er besaß, im
stand wieder ein.
Er ärgerte sich und seine Umgebung
und schimpfte namentlich anf den Ge
„Jch will einen andern Doctor, Lizzi,
der Geheimrath ist -in Nagel zn meinem
Sarge!" wicnerholte er immer.
„Weißt Du keinen Arzt hier in der
Stadt, Auguste?" wandte sie sich eines
Tages an ihr Kammermädchen.
„Ja, gnädiges Fräulein, die hiesigen
fünf Aerzte hat der Herr Kominerzien
rath schon alle dnrchprobirt, die passen
ihm alle nicht, , er hat schließlich immer
wiet<rden Gcheimrath holen lassen."
werden soll, es ist zum Verzweiseln!"
Karl Schünemann, der Bursche Wer
ners, war ein guter Soldat, sowohl in
Lichte.
„Ja, sieh mal, Karl, der Alte, der
wie kann dein Lieutenant de» Herrn in
Behandlung nehmen?"
„Ganz natürlich, er ist ja außerdem
Doctor I"
»Was sagst Lieutenant wäre
»ußerdem Doc /«r?«
„Ja wohl. Aste Herren Osficiere nen
>,en ihn nur. Er versteht auch
leinen K> Neulich hatte ich mich in
geschnitten, es bluiete mrch
abtrockne», so,!" sagte
ge«?>e wie der Lazarethgehilfe. Dann
n«d»r. er ans seiner Tasche e?n Etuis
un!> eine Schecre, schnitt «in Stück
Purster unrecht, legte es nrrr aus »nd
«»ch zwei Tagen war die Munde heil!"
„Ja, ja, Karl, das ist Alles recht
schön, «der wenn nnr Drin Herr ihm
das Pedaga! nnv die schlechte Laune aus--
„Xch D». wenn es weiter Nichts ist!
Für das Podagal wird er schon eine
Eiüreibnng wissen, nnd was die Laune
««Gelangt, da >i urir ohne Sorge; mein
Herr erzählt ihm in einer Vierlrlstnnd«
viel tolle Geschichtchen, daß ihm der
Banch vor Luchen plGzt. Als« jage n»r
Deinem Fräulein, T".» wüßtest eiuen gu
ten Arjt. Aber, was ich sagen ivoliie,
,D» «heilest ihr lieber nicht mit, das; er
außerdem noch ist, ich gi«ube,
es ist besser t«, sk möchte dann vieAeicht
Mißtrauen haben, es kommt doch nicht
ost vor, d«ß >«tn Doctor gleichzeitig
Lieutenant ist. ,Jch werd« auch meinem
Herrn sazen, °i>aß er in Civil kommen
soll, das.ist, beide Theile >mig«neh
»ier!"
„Also wenn das Fräulein wM, 7o»im>
ich morgen und bestelle den L«Ultenant!"
„Ja wohl n»d dann neiene ihn dem
Fränlei» gegenüber Doktsr Werner,
von Werner, sie schon vor
gel erlönte.
„Aker Auguste, wo bleibst Du'nur so
lange?" sagte die ja»ge Dame vor
„Jch ivar in der Staot, gnädiges
thun!"
tnng hingen Lizzis Blicke am Munde des
Mäpchens.
,Jch habe einen in Erfahrung ge-
Mögliche.
Arzt sein!" 3
~Wird anch fr ein Pflasterschmierer
lich.
„Mensch, was sagst Du, ich soll sofort
zum Kom»ierzienrach Krüger kommen?"
„Zu Befehl, Herr Lieutenant, das
Mädchen ist hier!"
gewiß richtig!"
„Woher willst Du das wissen?"
Schünemann blinzelte seinen Herrn an,
sodaß dieser an der Znrechniingsfähigkeit
des Bursche» z« zweifeln begann.
„Der Herr Lieutenant sollen anch nicht
als Lieutenant, sondern als Doctor dort-
Dn betrunken oder verrückt? "
Schünemann ließ .sich aber nicht aus
der Fassung bringe».
„Herr Lieutenant, der Komnierzienrath
ist krank und da habe ich gerathen, den
Herr» Lir»tetta»t als Doctor rufen zu
lassen!"
„Aber Mensch, bist Du verrückt, wem
hast Du dies gerathen?"
„Der Auguste!"
„Wegist Anguste?"
Heu Schritte» ging er eine Weile i»i Zim
mer hin und her. Plötzlich leuchtete es
tn seinen Äugen auf, ein triumphirende«
Lächeln umspielte die etwas aufgeworfe
nen Lippen unter dem blonden Schnurr
bärtche».
„Ich hab'«, das Glück ist mir günstig!
„Laß mal die Auguste eintreten!' h»
sahl er.
Diese trat kuirend ein.
„Ich werde in einer Stunde tori sein,
bestellen Sie das dem gnädig'.» FrSulei«.
Wer hat den Eominercien.ath bis letzt
beh«ndelt?"
„Der Geheimrath Prüfer!"
„Ich danke Ihnen, in einer Stunde
bin ich dort!"
„Richt, Auguste, eil, netter Mann;
«inphivte Schünemann, als er die Ge
liebte zur auSthür geleitete. „Er hatte
gleich eine Medici» im Kopfe, er mur
melte von „serten Juwelen"!"
„So, so, na, zu theuer ist dem Com
mevcienrach Nichts, wenn er nur gesund
werden kann; ich glaube, er verschluckt
gebratene Diamanten; aber ein netter,
hübscher Mann »st Dein Herr, der wird
dem Alte» schon gefallen!"
Nach Verlauf einer Viertelstunde mu
sterte sich Werner im eleganten Civil vor
dein Spiegel, ließ eine Droschke holen
und fuhr zum Geheimrath Prüfer.
„Ah, guten Morgen, Herr Lieutenant,
hoch nicht krank? Sehen ja wie die Ge
sundheit selber ans! Soll wohl ei» »er
sticktes Leiden für einen Badeurlaub fin
den?" rief der alte joviale Herr, als
Werner in das Stndirzimmer trat.
„Nein, mein Herr Gehcimrath, das
ser? Ich wollte Sie bitten, daß ich mit
Ihrer gütigen Erlaubniß Ihnen in die
Praxis pfuschen dürfte, ja noch mehr,
Sie müssen mir dabei hilfreiche Hand
leisten!"
„I, das wäre, der tausend,'" wunderte
sich Prüser.
Werner erzählte, was sein Bursche an
gerichtet. Der Geheimrath schüttelte
lich vor Lachen.
„Mein Plan ist nun Wer
die Arme legt, nicht wahr, Herr Lieute
nant, ich habe das Nichtige getrossen?"
Werner nickte, leicht errathend.
~Herzlichen Dank, daß Sie gekom
men sind, Herr Doctor —!" sie streckte
dem sich tief verneigenden die Hand hin.
„Ah, ich weiß nicht!" stotterte sie plötz
lich, als sie den jungen Herrn von Nen
ner?"
„Zu Bcfehl, mein gnädiges Fräulein,
der hier erstens die Dummheit sei^
liegt Alles."
„Werde mein Möglichstes thun!" Wir
wollen das Beste hassen!"
Wie langjährige Bekannte reichten sie
sich die Hände, Werner führte die kleine
zu ihm trat »iid seine» Puls fühlte.
„Haben Sie schon —" begann der
Eommerzieiiralh.
Arzt." ~Puls etwas schwach, Herzschlag
gut, wollen Sie ein Glas Portwein
trinken?"
gebot, ~er scheint die Sache ver
stehe», ist nicht dissizil, wieder altePrü-
I ll sh !"
Paar Zlustern!"
„Ja wohl, gerne!" rief der Coinnicr
zienrath erfreut, „Herr Doctor, Sie
frühstücken mit?"
„Das versteht sich, und Ihr Fräulein
Tochter auch, in Gesellschaft schmeckt'«
„Bitte, bestelle, liebe Lizzie!" wandte
ter, die etwas ängstlich dem Beginnen
des PseudoarzteS zugeschaut. Sie ent
sernte sich.
der Doctor und klopfte dein alten Herrn
aus den rechte» Oberschenkel, daß dieser
erschreckt z»sain»ienfuhr.
danke, heute habe ich weniger
Schmerzen!"
„So >o, wissen Sie was, Herr
Commerzienralh, h-me ist so schönes
Wetter, fahren Sie »ach dem Frühstück
etwas mit Ihrer Fräulein Tochter ipa
jieren,'
mich zu schwach!"
„Oder vielleicht in's Theater heute
Abend, eS wird eine Operette gegebe», sa
ge Ihnen, das Ballet erquisii. Alle lie
gen der Prima Ballerina zu Füßen, doch
Diesem und Jenem zu sprechen.
„Spiele» Sie jetzt eine Partie Schach
mit Ihre»« Fräulein Tochter, Herr Eoni-
Zeit?" fragte der Commerzienrath.
Werner sah auf die Uhr. „Jetzt ist es
«in halb ein Uhr, um Uhr habeich
gefällig?"
Lizzi entfernte sich. Werner erzählte
deni alte» Herrn einige amüsante Ge-
PrariS —"
keu einem anderen Arzt —"
„Na, ich will sehen, was sich thun
läßt! Nu» hier noch ein Recept für die
heute Abend riiizusinde».
„Fainoser Mensch, der Doktor, Lizzi!"
ries der Eominerzienrath i» bester
Deinen Beisall hat, lieber Papa!"
Bon diesem ersten Tage an war Wer
ner ständiger Gast i» der Krüger'schen
Villa. Der Commcrzienrath war in der
eS z» seiner große» Freude. Zum Früh
i stück fehlte der Hausarzt fast »ie. Auch
! heute vernahm der de^n
herzlich. Lizzi wurde gerufen, der Vater
betrachtete gerührt daS glückliche Braut
paar.^^
Doctors!"
Die Entführung.
Paul und Anna waren Liebeslente.
Ger Herr Papa da, der von der Liebschaft
nichts wissen wollte. Nun saßte der
ideale Paul den Entschluß, seine Perle
„Mein trautes Lieb," flüsterte der be
süßeS B^ ut^ s^h Ist Dich auch
ich will Arniiith und Entbehrungen mit
Dir theilen!"
„So ist'S recht, daran erkenne ich mein
muthiges M "
„Noch ein Wort, Paul!"
' K eid soll ich de z'le .
—NettungS t a s ch e n. Es ist
Naßwerden sogleich Kohlensäure ciitwik!
kelt. Wenn die Person in'S Wasser
che» werden und das Ertrinke» verhin
dern. Da diese Taschen die Oesfnnng
unte» haben, sind sie unempfindlich gegen
die stärksten Itcgen und schwellen nur
durch ein vollständiges Eintauchen an.
Die im Londoner Aquarium gemachten
digen Erfolg gehabt.
Ans dem astronomischen
Erame». Professor: „Wie weit ist die
Sonne vo» »US entfernt?" Student:
„20,«6!?,,1v0 Meilen!" Professor:
Wie finden Sie das?" Student:
„Großartig!"
Ein« hüdsche Manöv«rg«schichte
«ird aus dir Meißener Umgegend er
zählt.
»leßl er bei Hoch »nd Niedrig „seines"
Regimentes Achtung »nd Ansehe». Wie
Jeder aber sein Steckenpferd reitet, so
hat auch »ttserVieewachtmeisterdaS seine.
Er konnte cs dnrchaus nicht leiden, wenn
sich ein Mann im Stalle neben sein
Psvrd legte »nd ausruhte, und erwischte
er bei dieser verbrecherischen That einen
Reiter, dann brach gewiß ein Donner»
weiter los. Ii» Manöver haben nun
die Soldatrn mehr Zeit und auch mehr
zu soppeu. Bekanntlich werden bei den
Reit- «nd Fechtnbungen Strohpuppen in
der Reitbahn ausgestellt, damit sich das
Pserd daran gewöhnt »nd der Reiter sich
im Fechten üben kann. Eine solche
Strohpuppe wnrde zurecht gemacht, or
dentlich angelogen und in den Stall auf
da« Stroh »eben das Pserd gelegt,
gleichzeitig aber mit zwei Pferdedecken
gut zugedeckt; es sah genau so aus,
als schliefe ein Mann im Stalle. Der
Stall war groß und deshalb eine Stall
deren Thüre mit einem Eimer Wasser
herein. Der Viceivachtnuistcr geht
prüfend durch den Stall »nd entdeckt
de» Zehen schleicht er sich naher, winkt
die Stallwache mit dem Eimer heran,
holt ans »nd gießt mit eine»! Schwall
nachzusehen, warn»»der Kol nicht a»f
steht. Die Stallwache ziehen lang
sam die Decke weg n»d rüst entseht:
todt!" Todtenblässe überzieht das Ge
sicht des gestrengen Herrn Vorgesetzten
und er überlegte sich schon die Aolgen sei-
Stalllhüren herbeigeeilten Soldaten nicht
bricht los. Die Folgen dieses Spaßes
wollen wir nicht weiier beschreiben, nur so
weggekommen sind.
Eine gelungene Wette.
Der Doetor der Rechte, Assessor A.,
Arzt, Wnndarzt xnd B.,
Assessor, „was uns unser Freund, der
Villa' besehen!"
„Gar keine meint der Doctor der
Rein, nein, zu trinken gibt'S da über
haupt nichts!"
„Aber er muß uns doch etwas anbie
te» !"
„Nicht eine Cigarre!"
„Unmöglich! da möchte ich zehn Kör
be Seet wetten!"
„Ach, da fiel'st Du ja doch 'rein!"
d'ran!"
„Nun, wenn Du doch durchnuZ willst,
will ich meinem Glücke nicht im Weg«
stehen!"
„Abgemacht?"
„Abgemacht!"
Am anderen Nachmittag wanderten
Chaussee zur Villa des Rechtsanwalts.
Er empfing sie freudig, führte sie durch
HauS, Garre», Park, ließ sie Blumen,
Schon öfter hatten sich die beiden
Doktoren zugeb'inzelt, der Assessor frei
lich mit einen, etwas wehmühtigen Zug
um die Lippen, als sie aber das letzte
Teppichbeet augestattnt hatten, und noch
nichts sich rührte, singen sie Beide herz
lich an zu lachen.
„Wa» lacht ihr denn?*
„Wir haben gewettet, daß Du »nS die
trink'ich mit!"
Ein praktischer Bettler.
„Warum säugst Du immer im
werft!"
Zeugen!"
DasGlück der Jugend ist
Leichtsinn, das Glück des Alters Gleich»
giltigkeit.