Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 10, 1889, Page 3, Image 3

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    HcdächtnWreiche,
Ueber den Bahnsteig des Bahnhofs
von Danzig eilte, den Koffer in der
dl> Reisedecke über der
ebenso schnell daher kommenden Schasj»
ner an.
Keine Zeit! tönte es zurück.
Ein zweiter Beamter, der es weniger
eilig zu haben schien, ließ trotzdem die
Bitte des Fremden ebenfalls unerhört : !
Suchen Sie sich selbst einen Platz ist
ja Alles noch leer, entgegnete er, phleg
matisch weiterwandelnd.
Der Professor setzte seinen Koffer ans
>en Boden nieder und murmelte, dem
Beamten mit halb verblüfftem, halb ent
rüstetem Ausdruck nachblickend, in stark
süddeutschem Dialect:
Ob das wohl ein Pommer war? Die
Leute scheinen nicht mit Unrecht ihrer
Grobheit wegen berühmt zu sein!
Indessen solgte er dem Rath des
Schassners nnd kletterte in einen leeren
Wagen hinein. Indem er seinen Kosser
unterbrachte, bemerkte er das Fehlen sei
nes Regenschirms, den er er erinnerte
sich deutlich ans dem Gasthof mit
gebracht hatte. Er überließ daher seine
Habseligkeiten ihrem Schicksal und eilte,
den Vermißten suchend, in den Warte
saal, an den Billettschalter, in die Ge
päckerpedition umsonst, der Schirm
war nirgends zu entdecken. Der Pro
fessor fragte in der höflichsten Weife, er
hielt aber von all den eiligen Menschen,
den Kellnern, Reisenden, Beamten, ent
weder keine Antwort oder ein kurzes bar
sches, oder lächelndes Rein zur Entgeg-
Herr, der Zug geht ab! rief ihm end->
Uch der Restaurateur zu, als er noch ein
mal in»Wartesaal erschien, und so mußte
er sich denn entschließe», ohne den
Schützenden und Stützenden den Rückzug
anzutreten. Ganz aufgelöst von Eile,
Hitze uud Verdruß erreichte er den Zug,
dessen Thüren bereits geschlossen waren,
fand den richtigen Wagen nicht sogleich
und wäre zweifellos zurückgeblieben,
wenn ihn nicht der „grobe Pommer" im
letzten Augenblick noch mit hilfreicher,
wen» auch ziemlich unsanfter Hand in
ein Abiheil hineingeschoben hätte. Es
war nur von drei Passagieren beseht
Römers Gepäck befand sich aber nicht
darin —, nnd da es noch früh am Mor
gen war und trotz des Wonnemonds an
diesen unwirthlichen Küsten der Wind
recht kalt wehte, so war das Fehlen der
Reisedecke für den Erhitzten i» diesem
Augenblick sehr viel empsindlicher, als
das des Schirmes, den er im Wage»
doch nicht gut hätte ausspannen können,
weder gegen den Regen, der nach tage
langen Anstrengungen sich endlich er
schöpft zu haben schien, noch gegen die
Sonne, die nur mit schüchternen Streif
lichtern die Erde und den Wagen be
grüßte.
Den Schweiß von der Denkerstirn
trocknend, setzte sich der Professor nnd
suchte mit der eines Gelehrten würdigen
Ruhe sich in das Unabänderliche zu fü
gen. Doch gestand er sich seufzend, wie
schon öfter im Laufe des letzten Jahres,
daß seit der Verheirathung seiner «chwe
ster Emmy, die bis dahin seine treue Ge
fährtin gewesen war, sich die kleinen
äußer» borgen nnd Unannehmlichkeiten
mit einer flicgenhast unverschämten Be
harrlichkeit in fein Leben drängten und
seinen in den reinen Sphären des Ge
dankens weilenden Geist abzulenken und
herabzuziehen begannen. Wäre sie,
Emmy, bei ihm gewesen, sie hätte sicher
lich zur rechten Zeit gesagt: Franz, du
vergißt deinen Schirm!
Nuu, der war fort und ließ sich er
setzen. Ob sich Emmy aber ersetzen
ließ?
Er putzte nachdenklich seine Brille,
steckte eine Cigarre an und überließ sich,
auf das Meer hinausschaucnd, das zwi
schen den Dünenhügeln aufleuchtete, sei
nen Gedanken. Die aber waren heute
besonderer Art und sührteu ihn weit ab
von de» abstracte» Höhe», in denen sie
sich sonst zu bewege» pflegte». Es war
eine sehr reale Thatsache, die ihn be
schäftigte. Erschien es ihm doch wie ein
halbes Wunder, daß er in diesem Zuge
saß und Stettin entgegenfuhr—Stettin,
einem ihm unbekannten und gleichgilti
geu Punkt auf der Landkarte Nord
deutschlands, zu dem ihn weder eiu wis
seiischastlicher Zweck noch landschaftliches
Interesse zogen—und das zu erreichen er
doch jetzt einen Umweg von mehreren
Stunden machte. Mitwissenschastlicher
Gründlichkeit bemühte er sich, die Beweg
gründe zu seinem plötzlichen Entschluß
zu ersorschen, gelangte da aber au eine
dunkle Tiese in sich, von der er sich scheu
zurückzog und über die er sich sehr un
wissenschaftlich hinwegzutäuschen suchte,
indem er sich einredete, daß allein der
Tod seines Oheims, der ihn nach Danzig
geführt, die Veranlassung auch zu diesem
Ausflüge sei.
Jener vor einigen Monaten verstorbe
ne, ihm sast fremde Verwandte war näm
lich so gütig gewesen, ihn und seine
Schwester zu Erben einzusetzen, und da
sich die Anwesenheit des Professors zur
Wahrnehmung seiner Interessen noth
wendig erwiesen, hatte er diePsingstfcrien
an diese Reife nach dem ferne» Danzig
gewandt, sich losmachend von der Arbeit,
die ihn seit Jahre» an die Studirstiibe
gefesselt hielt. Nun war die Angelegen
heit geordnet, und, eine hübsche Summe
mich glücklich zu machen nu»
aber
Trotz des bereits zurückgelegten Schwa>
oenalters erröthete Franz Römer in die
sem Augenblick. Nein, er wollte sich nicht
zwecklosen Träumen über das, was
hätte sein können, hingeben. Es wäre
damals ein schweres Unrecht gewesen, an
das eigene Glück zudenken. Mutter und
Schwester theilten freilich ihr kleines Ein
kommen mit ihm, um seine wissenschaft
liche Laufbahn überhaupt zu ermögliche».
Die gute Mutter! Wie hätte er ihr ge
wünscht, daß sie die Erreichung seines
Zieles und die Velheirathung Emmys
noch erlebt hätte.
Emmi! was sie wohl sagen würde,
wenn sie ihn aus dem Wege nach Stettin
wüßte. Wie dringend sie ihn gebeten
hatte, Adele und deren Mutter zu be
suchen ! Warum hatte er es nur ihr ge
gegenüber so gänzlich von der Hand ge
wiesen? War es nicht ganz natürlich,
daß er sein fünf Jahren in der
sollte. Wie würde die ihn em
psangen? Zürnte sie nicht, daß er so
lange hatte auf sich warten lassen?
Gute Adele! Ihr Blick trat ihm vor die
Seele, der innige Blick, mit dem sie ihm
damals Lebewohl gesagt. Er hatte ihre
Hoffnungen täuschen müssen. Wenn sie
nun vergrämt und alt geworden war um
seinetwillen —durch seine Schuld ? Ach!
es war doch recht bedenklich, solch ein
Wiedersehen nach so langer Zeit! Doch
thörichte Bedenken! Adele mußte
noch immer hübsch sein und daß sie
das netteste Mädchen gewesen war, das
er je kennen gelernt, das litt doch auch
keinen Zweifel. Wenn er also heirathe»
wollte
Er suhr zusammen, als er sich bei die
sen, Gedanken ertappte. Wollte er denn
das? Bewahre! So weit war er noch
lange nicht! Ihn drückte nur die Ein
samkeit, und da stellte er sich vor, wie
anders es sein müßte, wenn ein weibliches
Wesen für ihn sorgte, die fatalen Hemd
knöpfe annähte, feine Handschuhe in
mehr waren. Aber darum Heirathen?
Nein, das Weib stand ihm zu hoch, um es
als Wirthschaften» zu betrachten. Sonst
hätte er ja nur zuzugreisen brauchen.
Eine Frau zu bekommen, das war am
Ende kein Kunststück. Einen Professor
waren nicht viele, denn er hatte wenig
Gesellschaften besucht; auch nicht eine
war darunter, die er hätte in Betracht
ziehen mögen an Adele reichte keine
a»ch nur entsernt heran. Nu», er konnte
ja einmal sehe», ob sie noch ss reizend
war, und dann Wenn sie ihm nun
aber nicht mehr gefiel ? Dieses Wieder
sehen konnte doch höchst verhängnißooll
werden; Es war nothwendig, mit äußer
ster Vorsicht zu handeln. Auch wollte er
jedenfalls erst Erkundigungen einziehen,
nnd wenn Frau tausend! wie hieß
sie denn? Wie vergeßlich er wat! Lächer
lich ! Er wußte es ja eben noch!
Der Professor schnalzte iuigeduldig
mit der Zunge, anf deren Spitze der
Name der Dame schwebte ; er schlug sich,
empört über sich selbst, vor die Stirn
umsonst. Er erhob sich von seinem
Platze uud stellte sich zum Verdruß sei
nes Gegenübers, dem er dabei aus den
steil Minute ein. Er lächelte wieder,
ei» wenig sauersüß zuerst, dann ironisch,
über seine eigene Thorheit, darauf
höhnisch, voll Bitterkeit: So etwas kann
auch mir passire», ich bin immer ein
Pechvogel gewesen! Schließlich schlug
das Lächeln in Wchmuth um und endete
in einem schweren Seufzer, der wie:
Ach Emmy! klang.
zum Anbrennen einer guten
Eigarre gestimmt. Er wollte sich nicht
mehr quälen, ---die blaueu Rauchwolke»
ihm das köstliche Kraut zu bereiten
pflc-t«; denn ach! es täuschte seine Hoff
nungen. Der Name siel ihm noch im
mer nicht ein, obgleich die Cigarre nur
»och zur Hälfte eristirte. War dies de»»
nicht, um den Verstand zu verliere»?
Er hörte den Namen inwendig im Ohr,
er fühlte ih», schmeckte ihn sörmlich
warum konnte er ihn nicht aussprechen?
den Ziest der Cigarre in weitem Vogen
! hinaus. Wesentlich erleichtert, daß er
seinen Grimm an diesem Sündenbock
i hatte auslasse» können, war er im Be
grisf, sich wieder zu sehen, als er gegen
das Knie des ihm gegenüber sitzenden
über die Störung aussuhr und ihm einen
zornige» Blick zuwars.
l in diesem Augenblick
schnldigende das er seinem
! Reisegefährte schuldig zu sein glaubte,
entstand, ließ Abelens Namen wieder
entschlüpfen, der sich nun völlig in jenen
Winkel des Gehirns verkroch, welcher
unerfoifchlich ist wie die höchsten Pro
! bleme und heimtückisch und willkürlich
wie das Schicksal. Taub gegeu alles
, Flehen, Drohen und Zürnen, schloß sich
die Thür seines Gedächtnisses hinter c
Zldelens Namen zu, und da stand der, '
welcher sich bisher für den Gebieter jenes .
Geichs gehalten, und klopf.e, klopfte, '
bis er ermattet die fruchtlose Mühe aus- >
geben mußte.
Da kam ihm ein neuer Gedanke: er
wollte schlafen! Vielleicht, daß ihm der
Schlas Erlösung brachte! Er war über-
»lüdet, überhitzt, abgespannt von den '
niannigsachcn Reise-Eindrücken. Wenn
er aufwachte, würde sich von selbst seine >
Denkkraft wiedergefunden haben. So
schloß er die Augen und lehnte sich in die!
Ecke zurück und er wäre auch wohl '
wirklich tiugcschlummert, wenn nicht ein
Frösteln ihm über den Rücken gelaufen
wäre, das allmählig stärker und stärker
wurde. O, hätte er uur feine Neise
decke gehabt! Erst in Stolp konnte er
an die Wiedererlangung derselben den- i
ken. Vis dahin galt es also zu wachen, j
Ei nahm sich vor, an den verhängnis
vollen Namen gar nicht mehr zu denke».
Au dem Zweck begann er in seinem Curs
buch zu stndiren und überzeugte sich da
raus znm so nnd so vielten Male, daß
der Zug erst um drei Uhr dreißig Minu
ten in Stettin ankomme, er also noch
süus volle Stunden Zeit habe, sich z>
besinnen.
Dann versenkte er sich in eine Zeitung,
die ihm jedoch diesmal merkwürdig wenig
Interessantes bot. Oder lag es an ihm,
daß er nicht anfpaffen konnte, daß er
zwischen den Zeilen, fortwährend die eine
Frage las, die ihn peinigte nnd quälte?
Warum er nur heute gerade seine Gedan
ken nicht z» concentriren vermochte ? Sie
flatterten unruhig umher, über Gegen
wärtiges und Zukünftiges zurück in die
Vergangenheit, alle möglichen Dinge,
Erlebnisse, Menschen ans» dem Dunkel
der Vergessenheit hervorziehend. Schat
tenhafte Gestalten längst Verstorbener,
gleichgiltige Gesichter, die er nur in frü
her Kindheit gesehen, tauchten vor ihm
auf und riesen ihm laut und höhnisch
und schadenfroh ihre Namen zu; nur der
eine, deu er wissen wollte, wissen mußte,
die war wie verhert. Wo steckte er nur?
Und indem der Professor von neuem rast
los zu suchen begann, wühlte er alle Vor
räthe seines Gedächtnisses durcheinander
und sein Kopf glich schließlich dem Laden
eines Alttrödlers, wo in bunter Unord
nung die kostbarsten Schätze neben dein
werthlosesten Tand anfgefpeichert liegen.
Da ist es nicht leicht, die Kleinigkeit zu
finden-, die der unglückliche Besitzer ver
legt hat.
Ein langer Psiss der Locomative
Stolp, sechs Minuten! Ries der Schaff
ner, und der Professor entstieg als erster
dem geöffneten Wagen. Er fühlte sich
wie befreit. War er doch sicher, daß
Ortswechsel ihm gut thun würde. Viel
leicht war nnr das »»gemüthliche Gesicht
seines Gegenübers schuld an feiner Ver
geßlichkeit. Ohne weitere Fährlichkeiten
suchte und fand er Kosser und Decke und
setzte sich, nachdem er sich mit einen,
Glase Vier gestärkt, aus den in Danzig
belegten Platz. Obgleich er das Abtheil
jetzt mit sechs andern Personen theilen
mußte, hätte ihn doch nichts in das ver
lassene zurückgebracht, das ihm wie der
Ort des Fcgcscuers erschien.
Und weiter brauste der Zug durch Hin
terpommerns Lande. Franz Römer
würdigte sie jedoch keines Blickes, son
dern hüllte sich ein und versuchte zu
schlummern. Aber böse Träume plagten
ihn. Er erblickte vor sich Adele und
eilte ihr nach, vermochte sie jedoch nicht
zn erreichen. Als sie endlich still stand
sich und nach ihm umsah war es eine
Fremde, die er verfolgt hatte. Sie winkte
ihm mit dem Regenschirm und rief höh
nisch : Hole ihn dir doch ! Hole ihn doch !
Als er indessen mit höchster Anstrengung
zu ihr gelaugte, war der Schirm sort
und statt der Fremden stand Emn»> vor
ihm nnd sang: Sie heißt ja nur Adele,
Adele, Adele Davon erwachte er, »och
halb im Schlaf wiederholend: Sie heißt
ja nnr Adele, Adele, Adele. Psni! Der
häßliche Gaifenhauer! Erhalte ihn bei
der Durchreife iu Berlin gehört; da psiss
ihn ein Schusterjunge aus der Straße,
tragen" Er hatte darüber gelacht, ob
gleich es ihm mißfalle», und doch hatte eS
sich ihm so sest eingeprägt, daß er die
Melodie nicht loS wurde, während der
Name, den er tausendmal gehört, ans
seiner Erinnerung ansgelöscht blieb.
Eine dumpfe Mnthlosiykeit wollte sich
feiner bemächtigen, allein mit festen,
Willen überwand er die Schwäche und
faßte den Vorsatz, jetzt einmal ernstlich
zu überlegen, wie der 'Name lanteir könne.
Er glanbte sich zu entsinnen, daß er mit
einem S begann aber der Vocal?
Sib, Sie, Sid, Sis und so weiter
leider auch dies erfolglos. Aber er war
ein methodisch geschulter Geist und so
gab er den Versuch nicht auf, bis er
sämmtliche Vocale deS Alphabets in Ver
bindung mit dem S gebracht hatte. Als
vielleicht ii? Stettin bekannt?
Der Angeredete schüttelte den Kopf.
Arzt in Danzig dachte, Ihnen fehlte
etwas, gab der znrück.
Römer murmelte eine Entschuldigung,
als eincr der andern Mitreisenden freund
lich sagte: Ich bin Steltiner, kann ich
Ihnen irgend eine Auskunft ertheilen?
Der Professor verbeugte sich dankbar
tisch genug, indem er sich nach einem gu
ten Gastliof erknndigte. Erst als ihm
der Herr das Hotel de Prufsc empfohlen,
fuhr er fort, aber in eine», schüchternen
Flüstertöne: Kennen Sie vielleicht zu
fällig zwei Damen, die Mntter Witiwe
—die Tochter heißt Adele; ich lernte sie
flüchtig in der Schweiz kennen, konnte
aber den Vatersnamen nicht in Ersah»
rnng bringen. Er erröthete bis an die
Haare bei dieser Lüge und schlug die
Äugen nieder, um sie alsbald erwar
tungsvoll auf den Stettiner z» hesten.
Ädele? ich kenne nur eine Adele
Adele Meier.
Der Professor sank enttäuscht in sein.
Ecke zurück, raffte sich aber doch auf,
seinen Dank zn sagen und innerlich zu
zugestehen, daß es auch höfliche Pom
mern gäbe.
Finkenwalde!
Letzte Station, bemerkte der Stettiner,
Ungleich den Professor auffordernd, du
Schönheit der Gegend -u betrachten.
Zwischen saftig grünen Wiese», durch
die sich sanft schlängelnde Flüsse zogen,
schen SeeS zur Rechten im schönste«
Blau strahlte, fuhr der Aug dahin aus
die Stadt zu, über der sich der wunder
lich geformte Jakobikirchthnrm und das
alte Schloß erhoben.
Die Landschaft nöthigte dem aus
wasserarmer Gegend kommenden Pro
fessor Bewunderung ab. So hätte ich
mir allerdings Stettin nicht gedacht,
rief er voll Anerkennung mit seiner süd
deutschen Aussprache, die sämmtlichen
Reisegefährten ein Lächeln abgewann.
Und schon fuhr der Zug durch den Tun
nel, über die Brücken fort, zu denc»
vielmastige Schiffe heransgrüßten, und
in die Bahnhofshalle ein.
Am Ziel. In einer Droschke fuhr
Römer dein Gasthof in der Oberstadt
zu. Im Vorüberfahren stndirte er, so
gut es seine Kurzsichtigkeit erlaubte, du
Ladenschildcr. Vielleicht, daß ihm hie,
der ersehnte Name entgegentrat. Man
konnte doch nicht wissen, ob es nicht ei»
in Pommern sehr verbreiteter sei und ob
Adele nicht Verwandte hätte, die Ge
schäftsinhaber waren! Da hielt bereits
der Wagen; der Portier öffnete den
Schlag. Ein Zimmer!
Sobald er den Staub der Reise von
sich geschüttelt, erschien der Professor im
Speisesaal, bestellte ein Mittagessen uni
den Adreßkalender und begann, denKopj
i» beide Hände stützend, den Buchstaben
S. zu studireu. Der Kellner meldet«
die Suppe. Zerstreut und hastig ver
zehrte er die aufgetragenen Speisen uui
vertiefte sich noch beim Dessert wieder in
die geisttödtende Lectüre. Nach einei
halben Stunde sintzte er: Siebert
konnte es Sickert sein? Sein Kopf wa>
schon so verwirrt, daß er das Richtig,
nicht mehr vom Falschen zu unterscheide«
vermochte. Frau Hedwig, verwiltwet«
Rechuuugsräthin verwiltwetc, ja, da«
paßte; aber Rechnungsräthi»?—Soviel
er sich entsann, war der Mann Kaufmann
gewesen—aber er konnte auch Rechnungs
rath gewesen sein er wußte jetzt ga>
nichts mehr!
Uud doch studirte er weiter. Siebold!
Ha! —Das war's —das mußte der Rain«
sei»! Er flog vom Stuhl empor und lies
lich Siebold—Maria, verwittwete Kauf
uiamlsfrau, Domstraße No. 153, ja,
das stimmte! Er erinnerte sich deutlich,
daß die Wohnung der Damen eine» geist
lichen Anstrich gehabt hatte. Er klin
gelte nach dem Oberkellner und erkun
digte sich, ob die Damen Siebold ihm
bekannt seien. Der Kellner verneinte,
doch er sei nicht von hier, er werde den
Portier fragen. Die Dame» kenne ei
nicht, kantete dessen Antwort, aber ein
junger Kaufmann Siebold verkehre im
Restaurant unten. Soviel er wisse, leb
ten dessen Mutter und Schwester hier am
Ort.
Es könne.r höchstens Tante und Cou
sine sei», erklärte der Professor bestimmt.
Frau Siebold hatte keinen Sohn. Sa
gen Sie, gibt es hier in Stettin ein«
Münsterstraße?
Nein, entgegnete der Mann.
Oder eine Straße, die ihr-, Namen
von irgend einem geistlichen Zwecke die
nenden Gebäude herleitet?
Der Portier dachte nach : Es gibt hier
einen Klosterhof, eine Petriekirchstraße,
auch eine Domstraße, aber einen
Dom haben wir nicht, davon kann also
der Name nicht kommen meinen der
Herr vielleicht die Mönchenstraße?
Langes Schweigen, während dessen der
Professor seine letzte» Zweifel siegreich
niederschlug. Die Damen, welche ich
aufsuchen will, wohnen Domstraße IS3,
entgegnete er entschlossen. Bitte, besor
gen Sie mir eine Droschke.
O, das ist ganz nah, wenn der
Herr zu Fuß gehen wollte der Haus
diener wird sosort bereit sein, Sie zu be
gleiten.
Doch der Professor lehnte ab »nd be
gab sich allein auf de» Weg, de» der
Portier ihm beschrieben hatte. Nachdem
er ein paarmal fehl gegangen, wies ihn
ein Kindermädchen in die rechte Straße,
und bald stand er vor der mit Nummer
IS3 bezeichneten Hausthür. Warum
ihm nur so unsicher und ängstlich zu
Muthe war?—Er schalt sich selbst einen
diesmal Irrthum ausgeschlossen sei, stiey
er die Treppen empor und stand endlich
vor der Klingel, die er erst »ach gerau
mer Weile zog. Ein Dienstmädchen
öffnete. Er fragte, ob die Herrschasten
zu Hause feien, und händigte ihr a»f ihre
Bejahung feine Karte ei». Gleich darauf
ward er in ei» Zimmer geführt und stand
zwei Damen gegenüber, die sich von dem
Fenster, an dem sie gesessen, erhoben
hatten und ihn erwartungsvoll anblick
ten.
Römer verbeugte sich und starrte, näher
tretend, als wolle er sie mit den Augen
verschlingen, durch seine Brillengläser
von der ältere» auf die jüngere der bei
de» Dame». War dies Adele? Konnte
sie es sei»? Diese hatte ja blondes
Haar, während Adele dunkles besessen.
Minutenlanges entsetzliches Schwei
gen, das ihni wie eine Ewigkeit dünkte.
Hätte er sich in ein Mauseloch verkriechen
können—er hätte es gethan!
den Gast zum Sitzen einlud und dann
fortfuhr: Ich vermuthe in Ihnen den
Freund oder Bekannten eines meiner
Söhne; ist es Ernst oder Otto, von deir
Sie mir Grüße bringen?
Ich habe nicht die Ehre, Ihre Herren
Söhne zu kennen, stotterte er in grenzeii
schen Ausdruck der Verzweiflung.
Mutter und Tochter schauten fragend
«Us den seltsamen Fremdling, dessen Be>
such sie sich nicht zu deuten wußten, und
dem offenbar die Erklärung desselben
höchst peinlich war. Einen Auaenblili
durchzuckte sogar der Verdacht, ob sie eZ
auch mit einein Bittsteller zu thun habe»
könne, den Kopf der Herrin des Hansei
allein er wich sofort bei dem mustern
den Blick, den sie auf den Professor rich
tete. Dieser Mann war das, wofür ei
sich ausgab, das unterlag keinem Zwei
sel und ebenso sicher war, daß er de,
guten Gesellschaft angehörte. So ver
suchte sie, in dem Wunsche ihm zn Hilf«
zu kommen, eine harmlose Unterhalt,u,g
zu beginnen, indem sie ihn sragte, ob ei
sich schon längere Zeit in Stettin aus
halte.
Das Gefühl, wie lächerlich er in fei
ner Unbcholsciiheit erscheinen müsse, gai
dem Professor endlich seine Selbstbe
herrschung wieder.
Ich muß vorerst tausendmal um Ent
schuldigung bitten, verehrte Frau, ent
gegnete er mit heroischen, Entschluß.
Mich sührt ein Irrthum zu Ihnen
den ich meinerseits freilich nicht beklage»
kann, weil er mir die Ehre Ihrer Be
kanntschaft verschaffte.
Ei, wie höflich! Die Damen lächel
ten wohlwollend. Dadurch ermuthigt,
fuhr Römer fort: Erlauben Sie mir,
Jhiien ein offenes Geständniß abzulege».
Nur so hosse ich Ihre Verzeihung z» er
langen. Und er berichtete in kurzen
Worten, welchen Streich ihm sein Ge
dächtniß gespielt.
Die Gesichter seiner ZuHörerinnen er
heiterten sich immer mehr, doch bewahr
ten sie die höflichste Haltung und Fas
sung.
Wem geschähe etwas ähnliches nicht
einmal! sagte Frau Siebold sreundlich,
als er geendet. Doch was brachte Sil
auf den Gedanken, daß wir die Ge
suchten sein konnten?
Der Wohnungsanzeiger, antwortete er
kleinlaut. Versetze» Sie sich in meine
Lage! Und allmählich lebhafter wer
deiid, schilderte er mit Humor die O.ua
len, die er durchgemacht, und die Mittel,
die er angewandt, um des vergessenen
Namens wieder habhaft zu werden.
Und Sie lachen nicht, meine Damen ?
unterbrach er sich endlich selbst. Sie
fürchten, mich zu verletzen! Ich dank«
Ihnen für Ihre liebenswürdige Rücksicht,
—aber bitte, lachen Sie! Es ist ja doch
eine hochkomische Geschichte!
Und wirklich! Sie folgten seiner
Aufforderung n»d lachten —höflich schüch
tern erst, als er aber selbst herzhaft ein
stimmte, in ungehemmter Heiterkeit, und
es gab das schönste Lachterzett, in wel
chem, wie es sich gehört, der Sopran des
jungen Mädchens die Oberstimme sührte.
Rein, dies war kein Gelächter, daj
den Urheber desselben kränken oder be
schämen konnt« ; es war ein besreiendes,
erhebendes, melodisches Lachen, das di<
Spannung, i» der er sich befand, wohl
thätig löste uud ihm, der fo selten ein
weibliches Lachen zu hören bekam, wie
Musik iu die Seele klang.
Nun wollen wir Ihne» einmal zu hel
fen versuchen, sagte jetzt die Tochter fröh
lich. Ich will nachsinnen, ob ich nicht
die betreffende Adele kenne. Sie legt,
Könnte es vielleicht die Familie Kraus«
sein? wandte die Mutter sich an den
Professor, der zum ersten Mal den Bli«t
prüfend auf dem Fräulein ruhen ließ.
Bitte, liebe Mama, störe mich nicht!
Wenn Du sprichst, sällt mir gar nichts
ein! Ries das Mädchen scherzend. Ich
war in der Schule mit einer Adele be
kannt nun hab' ich total vergessen,
wie sie hieß.
Gertrud! ermahnte die Mutter.
Jene warf eine» Blick auf Römer und
rief: Warum soll ich denn nicht auch
einmal etwas vergessen? Darf das nur
den gelehrten Herren Professoren ge
möchten.
Ich glaubte, Sie verständen Scherz,
erwiderte sie.
Im Allgemeinen wohl! meinte er; ich
für meine Person bi» gewohnt ei
stockte.
Geneckt zu werden? half ihm Gertrud
»in.
Er neigte mit einem komisch schuldbe
wußten Lächeln den Kopf. Sie lachte.
Da sind Sie au die rechte Schmiede ge
kommen, Herr Professor! Ich »ecke für
mein Leben gern.
In der Familie, heißt das, fügte die
Mutter hinzu. Gertrud wagte nicht, zu
Lust verspüre, diese Ku»st auszuüben"
Franz Römer sah es. Ich stellte mich
Ihnen
hob.
Gewiß nicht! Dazu flößt mir der Herr
Professor viel zu viel Respect ein.
War dem wirklich so? Er bezweifelte
es und fühlte de» dringenden Wunsch,
sein Ansehe» herzustellen.
Ihr Schweigen beweist mir, daß ich
recht habe, fuhr er fort, daß auch Sie
Vorstellungen hegen, die doch wohl auf
einer Unkeniitniß der Verhältnisse beru
he».
,md erwiderte.!» einem To», von dem er
nicht wußte, ob er Ernst oder Scherz be
deute: Jedenfalls belehren Sie mich eine?
Vesser».
Ihre Antwort reizte ihn und er geriet?
noch mehr in Eiser.
Sie waren uicmals in einer Universi
tätsstadt, sonst würden Sie sich selbst
überzeugt haben, daß die alten bezopfte,.
Herren, die Pedanten in Vat.ri-ölderil
und weißer Cravatte, zu den seltene»
Ausnahmen gehören, ebenso wie die
Classe derer, die im Borstenhaar oder
mit einer Löwenttlähne in schlechte» Klei
der» und mit Tintenflecken auf der Wäsche
sich über die Forme» der gnlen Gesell
schast hinwegsetzen zu dürseu glauben.
Es gibt nur »och wenige Originale in
Zeit. Meine jüngeren College,, unter
scheiden sich in nichts von ander» gebil
deten Sterblichen. Sie sind vielfach
Offieiere und benehmen sich wie solche,
sie verstehen zu tanzen und zu reiten
nie» sind ja ganz gut, doch jeder kau» sie
sich schließlich ancignen Professor aber
nichts jeder werden, dazu gehören
ihr in'S Wort.
Die Thür öffnete sich und in ihr er
schien Frau Siebold, eine Kuchenschale
tragend, hinter ihr das Dienstmädchen
mit einer Flasche Wein und Gläsern.
Erstaunt blickte der Professor auf. Er
hatte gar nicht bemerkt, daß die Dame
eine kleine Erquickung anzunehmen,
sagte Frau Siebold. Vielleicht Hilst
Ihnen der Wein, der Herz und Zunge
löst, auf den Namen. Nun, Gertrud,
ist dir eine Adele eingefallen?
Ich hatte »och uicht Zeit, mich zu be
sinnen, der Herr Professor hat mich zu
gut unterhalten, entgegnete sie in ihrem
heitenr Ton. Nun wird es aber bald
kommen! Auf unser Gedächtniß, Herr
Professor!
Sie hob das Glas, das die Mutter
ihr soeben gereicht, und ließ es an daS
des Gastes klinge». Dan» that sie ei
nen herzhaste» Zug, während er in unbe
schreiblich behaglicher Stimmung die
Güte des Weines erprobte, die gast
freundliche Liebenswürdigkeit der Hans
frau erwog und sei» Auge auf dem be
weglichen Antlitz der Tochter ruhen ließ.
Wie fehr es ihm gefiel, obgleich es weder
sehr jung, noch eigentlich schön war!
Die helle» Auge», das blonde Haar
schienen ihm ansangs sogar nichtssagend.
Sobald sie aber sprach und lachte
wie hübsch sie lachte dachte er ganz
Die Dame» begaben sich nun auf die
Jagd nach dem entflohenen Wilde; es
gelang ihnen auch, drei Trägerinnen des
derselben wurde von Römer mit einem
sreudig hoffnungsvollen Ach begrüßt,
das indessen sogleich wieder einem nieder
geschlagene» Kopsschütteln weichen mnß
ie: den» weder Adele Meier, noch Adele
Gesuchte. Aus des Professors Gedächt
niß erwies sich der edle Trank, der alle
seine übrigen gnten Geister erweckte uud
anregte, leider ohne den mindesten Ein
fluß. Merkwürdiger Weise ließ er so
gar den Wunsch, die rechte Adele zu ent
decken, sichtbar in deS Professors Seele
erkalte», der endlich selbst dem Gespräch
eine andere Wendung gab, indem er es
dort wieder anknüpste, wo es vorher
durch den Eintritt der Frau Siebold un
terbrochen worden war. Im Gegensatz
zu der seurigen und etwas gereizten Ver
theidigung seiner Berufsgenosse» gab er
jetzt eine humorvolle Schilderung der
„Originale", deren Dasein er nicht hatte
leugnen können, und lockte mehr als ein
mal das heiterste Lache» auf die Lippen
feiner Zuhöreriune».
Plötzlich siel ihm ein, daß es Zeit fei,
sich zu verabschiede», uud er erhob sich
hastig mit einer Entschuldigung über die
zu lange Dauer seines Besuches.
Haben Sie noch irgend welche Be
kannte hier in der Stadt? fragte Frau
Siebold.
Darf ich Sie dann nicht bitten, den
Abend mit uns fürlieb zu nehmen? fuhr
sie fort. Das Theater ist geschlossen
ich fürchte nicht, unbescheiden zu fein,
wen» ich Ihnen vorschlage, uns die Zeil
zu schenken, die Sie „Adele" zugedacht.
Wir wolle» doch den Vortheil ausnutze»,
de» eiu freundlicher Zufall u»S ge
währt.
Dankbar ergriff der Professor die
Hand der Dame und führte sie an seine
Lippen. Gertrud aber belehrte ein Blick
in sein Gesicht, daß es nicht bloße Form
war, die ihm diese Höflichkeit dictirte.
So blieb er also, und während die
Mutler häuslichen Verrichtungen nach
ging, riß die Unterhaltung zwischen ihm
und der Tochter nicht ab. Wie er Ger
trud vorher unter die Personen der Uni
versität geführt, so ließ er sie jetzt einen
Blick in deren Studien thu» und geleitete
sie auf ihren Wunsch zuerst ei» wenig in
dem Labyrinth seiner eigenen Wissenschaft
umher. Sie hörte aufmerksam zu, und
als sie ihm sogar bei einer schwierigen
Deductio» zu solgen vermochte, ries er
bewundernd: Sie würden ja beinahe im
stande sein, mein Buch zu verstehen!
Glauben Sie wirklich? gab sie erfreut
zurück.
Sie besitzen eine Anlage zu logischem
Denken, mein Fräulein, die bei Frauc»
keine schmeichelhafte!
Vor den häuslichen Talenten der Da
men hatte ich stets unbegrenzten Respect,
(Aorisctzung folgt.)
Isaak zu seinem Lalcr, als ihn dieser op
sern wollte? Mar: Er sagte: Da ist
das Holz, Vater, wo sind aber die Jön
köpings Säkerhetsständstickor?
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St« «rztehunalmittel der verschi«»
»e«en Völker.
der Art und wie ein
mit er sein Kind st rast, nnd wenn diese
nichts sruchten, so greift er zu einem
Wasserkübel, um mit einem kalten Bade
den heißen Sinn des Kindes zu kühlen
und herabzustimmen. Die Creek-Jndi
aner wenden allerdings ein etwas s»hl
bareres Züchtigungsmittcl an. Sie stra
fen ihre Kleine» durch Nadelstiche oder
schwärzen ihnen bei all;» großer Un
empfindlichkeit das Gesicht, was fast
lächerlich nachsichtig erschiene, wenn nicht
hiermit zugleich ein Fasttag verbunden
weit verbreitete Meinung zu sein.
Auch vie Eskinios bringen ihre schrei
eöden Kinder dadurch zum Schweigen,
daß sie dieselben ein wenig in de» Schnee
setzen allerdittgS bei einer Külte von
30 Grad. Die Kru-Neger Afrikas grei
sen um ihre^ Kinder
Böses thäten. Hat der Geist über die
läßt sie eine Zeit lang von diesen Quäl
geistern ordentlich zersteche». Die west-
Ewe-Neger wenden gegen
Bei den Chinesen z. 8., diesem alten, ja
wahrscheinlich ältesten Kulturvolk, haben
die Eltern unbeschränktes Züchtigungs
recht. Selbst Erwachsene werden noch
von den Eltern geschlagen, und ein Vater
wird wegen Körperverletzungen, die er
seinem Kinde bei der Züchtigung beige
bracht hat, nicht bestraft, selbst Todt«
Selbsthilfe einer Mutter.
Anf originelle Weise suchte dieser
ilagc eine der ehrsamen Obstlcrinnen
gilde der Stadt Wien angehörige Frau,
die Mutter eines bereits heirathsfähigen
welchen Gefahren er entgegen
eilte. Statt der Heißgeliebten zu begeg
nen, sah er plötzlich die gesürchtete Mut
ter derselben vor sich und im nächsten
Moment« fühlte er die »ervigen Fäuste
der zornglnhende» Frau auf seinen Nacken
Che sich der in solcher at
chen? „Sö, Herr Wachmann! Bitt'
Jhna, than's m'r zito dös Bttrschel da
Büg'leiseng'stell unterstehi si', meinMadl
a Randeswnh z'geb'n. Stell'ns Jhna
vor. Sollt i als ehrbare Mnatta dös
z'saming'schranbte Banerg'war nit glei'
mit der Peitsch'» durch a Nad'lloch jag'n?
So a Bojazzerg'sicht!" Mit bebenden
Glieder» stand der arme Schneider vor
Fran dem Wachmanne begreiflich
gemacht worden war, daß ihre», Wunsche
hinsichtlich der Verhaftung des Burschen
nicht Folge geleistet werde» kö»»e, faßte
—Ko n s e ire n der Früchte
.Nittels Salicylsäure. Alle
Früchte könne» mittel« der Salicylsäure
und läßt sich die Anwendung dieses vor
züglichen Hilfsmittels jeder Methode de»
Einmachens anpasse». Am einfachsten
mit einer Schicht Zucker abwechselt; die
oberste Schicht ist schließlich Zucker, auf
welchen ca. ein halber Theelössel trockene,
Hieraus werden die Büchsen mit Perga
bnd und das Wasser IS >'w
Minuten, je »ach Art der Früchte, kleine
erfordern weniger Zeit als große, Veeren
obst nur IS Minuten, im Sieden erhal
ten. Solche Frücht« haben denselben
Geschmack, und dasselbe Aussehe» wie
frisch gekochte und halten sich überdies
weit längere Zeit genießbar, als die
ohne Salicylsäure koiiseivinen FU'ichte.