Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 10, 1889, Page 2, Image 2

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WeiufSlschung.
der natürlichen Getränke geben sollen,
hat die gefährliche Wirkung derselben
außer Frage gestellt. Zur Verbesserung
des Weins werden deutsches und sranzö
künftiich durch die Orydation von F«tt,
wie Cocosnußöl, Ricinusöl und Butter
mittels Salpetersäure gewonnen werde».
„Bouquets", den sog. Weinölen, ange
stellten Versuchen ergab sich das Fol
gende: Hunde, in Adern bis 800
Eine Ncschlchte, luftig und lustig
zugleich,
einer französischen Provinzialstadt er
zählt. Während dort ein Lustschiffer,
Naniens Zanini, anf freiem Felde den
daß er auf die Dame zustürmt. Sie
schreit wieder,und da sie draußen Schritte
hört, hilft sie ihm eiligst unter das Bett.
Der Gatte rast jetzt mit einem mächligen
Säbel in der Hand herein und ihn
schwingend, brüllt er: „Ha, jetzt hab'ich
ihn, jetzt soll er sterben, der Verführer!"
Die Dame, mehr todt als lebendig,
ihn endlich an einem Beine »nte» dem
B. ite hervor. Jetzt reißt sich der eifer
süchtige Gatte los und ist eben im Be
tödiliche Schwert in die Achillesferse ge
bohrt, es flieht die Leidenschaft aus ihm
mit melancholischem Geräusch, de» Ge
wild also Studienkollege seines Sohnes.
Mit sich selbst vollkommen zusrie
den, kaun nur ein vollkommen Weiser
oder ei» vollkommener Narr sein.
D«» erste Jenny Linv.Billet.
Als ich Jenny Lind engagirte, um in
ter Saison 1851—52 nach Amerika zu
kommen, war die Gage, welche ich mich
Leute dachten, sie würde meinen sinanziel
len Ruin herbeiführen. Ich wußte je
doch, daß ich die beste derartige Zugkraft
gewonnen, die damals in der Welt zu
finden war, und daß das Publikum sich
davon überzeugen würde, sobald es sie
singen gehört hatte. Mein Hauptbestre
be» war daher, die Leute zum Besuch der
ersten Konzerte der talentvollen Sänge
rin zu veranlassen! Zu diesem Zwecke
wandte ich jeden erdenkliche» Plan an,
den ich als den geeignetsten erachtete, um
das ganze Land in wilde Ausregung zu
setzen, ehe noch die „schwedische Nachti
gall", die „göttliche Jenny", unsere Ufer
betrat.
In meiner Selbstbiographie sink zahl
reiche Kttustgrisfc angeführt, zu denen ich
für diesen Zweck Zuflucht »ahm. Ich
wußte, daß die fabelhafte Geldsumme,
die ich für ihre» Gesang zu bezahlen
hatte, an und für sich eine bedeutende
„Anzeige" war, daß die Leute neugierig
werden würde», welchen Preis ich für
befürchten würde», daß si« nicht imstande
feien, den verlangten Preis zn bezahlen.
war genau der Zustaud'der öf
kündigte, daß, »mallen, welche Jenny zu
höre» wünschte», eine gleiche Chance zu
geben, die Billets ösfentlich versteigert
werden würden und zwar sollte zum Nor
malpreis von drei Dollars per Billet
begonnen werden. Es wnrde zugestan-
Während den zehn Tagen, die der
Auktion vorangingen, waren die Zeitun
gen mit Weissa,'«»ge» betreffs der Bil
lets angefüllt. Jedermann wünschte dem
allen Theilen des Landes wnrden Bestel
lungen an Freunde in New Aork geschickt,
um Billets zu sichern, falls dieselben zu
nicht gänzlich fabelhaften Preisen gekauft
werden könnten.
mußte, und je höher die erzielten
Preise, desto mehr die Raserei sich stei
gern würde. Ich ging daher drei Tage
vorder Auktion der Concertbillets rnhig
„Was ist es?" fragte Mr. Genin
hastig.
„Ersteigern Sie das erste Jenny Lind-
Billet", erwiderte ich: „und je Häher
der dafür bezahlte Preis, desto größeren
Ruhm »verde» Sie innerhalb 24 Stun
den nach dem Kaufe im ganzen Lande
ernten."
Genin, der sich auf das Ankündigen
seines Geschästes wohl verstand, sah
sofort die sich ihm bietende Gelegen
heit und meine Hand ergreifend, rief
er freudig aus: „Barnum, Sie haben
mein Glück gemacht. Das ist eine
Chance, wie man sie nur einmal iin Le
ben hat. Ich werde das erste Jenny
Lind-Billet kaufen, aber selbst meiner
Frau gegenüber nichts erwähnen, bis ich
sagte leise.
„Freund Barnum, was ist los?"
„Etwas sehr Großes sür Sie," ent
gegnete ich; „wenn Sie drei Tage lang
das"ticsste Schweigen beobachten wol-
B>a»dreth junior, der Versertiger der
Jenny Lind-Billet um st) oder IVO
Dollars, wie es eben der Fall sein mag,
erwarb."
dcrt nicht, daß es auch sür Sie von gro
ßem Vortheil ist."
Der Doktor blinzelte mir scheu zu,
„Dr. Vcandreth, ich habe feit langem
Ihr« geistreichen Methoden, Brand
reths Pillen anzukündigen, bewundert,
aber wenn Sie nicht «inf«h«n. welchen
Werth mein Vorschlag für Ihr Ge
schäft hat, muß ich mir zu sage» erlau
ben, daß Sie es sicher bereuen werden,
wenn das erste Jenny Lind-Billet in an
dere Hände fällt."
Der Doktor war so fest überzeugt,
oaß meine Idee eine rein selbstsüchtige
sei, daß mehrere Minute» verginge»,
ehe er zur Erkenntniß gelangte, daß, ob
wohl ich aus dem vorgeschlagenen Plane
Vortheil zöge, derselbe ihn nicht hindern
würde, gleichzeiiig eine Ernte einznhcini
sen. Er sagte dann: „Ich danke Ihnen
sür den Wink, Mr. Bornum. Zwan
zig oder dreißig Dollars sür das erste
Billet auszugeben, würde vielleicht keine
üble Geldanlage sein. Ich werde daher
meinen Kassirer zur Auktion senden und
ihn instruiren, ein liberales Angebot zu
machen."
Am Samstag, den 7. September 1851,
fanden sich an 3000 Personen im Castle
Garden in New Dörk ein. um dem Ver
kauf der Jenny Lind - Billets beiznwoh
nen. Dr. Brandreths Kassirer und Ge
nius Buchhalter waren unter dem Audi
„Meine Damen und Herren, ich
werde J')nen nun die erste Wahl eines
Sitzes mit dein Privilegium von zehn
Sitzen zu demselben Preise für das erste
Concert offeriren, welches die welt
berühmte schwedische NachtigallMademoi
selle Jenny Lind gibt."
Ein Rai'cheln der Erwartiing war für
einige Minuten durch das ganze Gebäude
zn hören und dann entstand eine tiefe
Stille.
„Was wird mir geboten?" fragte der
Auktionator.
„25 Dollars!" rief eine Stimme.
Niemand wnßte, daß das Angebot von
Brandreths Kassirer war. Die unge
heure Menge hielt sür einen Augenblick
den Athem an. als man „50 Dollars!"
hörte. Das Auditorium konnte einen
brausenden Hurrahruf nicht unierdrücken.
„75 Dollars!"
„Ivo Dollars!" hieß es in rascher
Minute, als der Auktionator im Begriff
stand, es zuzuschlagen, elcktrisirte der
Ruf „150 Dollars!" von Genins Agen
,,2o'> Dollars!" erscholl es wie ein
Donnerschlag.
tens noch keine Gelegenheit zum Spre
chenhatte: „Ist dieses das letzte Ange-
»limine Herren ? Bieten Sie rajch,^
schrie eine Stentorstimme. Die Menge
schien vom Blitze gerührt, aber schon im
nächsten Augenblicke brachte sie „drei
Hochs für Gcnin, den Hntinacher!"
hallten. ganze weithin
Ich traf Mr. Genin bald nachdem die
Persteigerung vorüber war, graiulirte
iyni zn seinen» Ersolge und frug ihn
aus Neugicrde, wieviel er für diesen
auserlesenen Sitz lieber bezahlt haben
würde, als daß er seinen Kauf unter
lassen hätte. Er erwiderte:
„Ich beauftragte meinen Buchhalter,
wenn nöthig, bis auf 1000 Dollars zu
bieten, und dann, da er mein Bank
konto kannte, seine eigene Besonnenheit
walten zu lassen."
Dr. Brandreth erzählte mir am fol
genden Tage, daß er seinen Kassirer auf
2(10 Dollars beschränkt hatte, da er sich
nicht träumen ließ, daß Jemand auch
nur die Hälfte davon bieten würde;
gewesen, ich hätte 5000 Dollars bezahlt,
Billet entgehen ließ. Eine so köstliche
Chance Berühmtheit zu erlangen, wird
mir nie mehr geboten."
Genin machte ein Vermögen daraus.
Seine Hüte wurden von fast Jedermann
gekauft und da er darauf bedacht war,
einen preiswürdigen Artikel zu liefern,
gewann er Tausende fester Kunden.
Fast jeder Mann, der New Uork be
suchte, »ahm sicherlich einen „Genin-
Hnt" mit nach Hause und erregte damit
den Neid seiner Nachbarn, die nicht ruh-
Genin konnte mit seinem Kaufe zu
frieden fein, denn derselbe brachte ihm
ein Vermögen ein und identificirte ihn
mit der Geschichte eines musikalischen
Unternehmens, dessen Einnahmen sich für
SS Eonzerte innerhalb einer Periode von
8 Monaten auf H715,1ö1.34 beliefen.
Der neue Bürgermeister
eines kleinen Städtchens beschließt an
einem der ersten Tage feiner Amtsthä
tigkeit, eine Parade über die freiwillig«
das schöne Fest ordnungsmäßig nnd un
gestört vor sich gehe, veröffentlicht er fol
gende Bekanntmach „Sollte es am
Parade bereits am Vormittag abgehal
ten."
Beneide nswertheS Th «-
ater in Nikolaiken! Was sämmtlichen
General-Intendanten und Theater-Di
rectoreu versagt ist, dem genialen Lenker
des Thespiskarrens zu Nikolaiken ist es
beschieden. Er darf, indem er seine
jüngste Neuheit unter dem viclversprcchen-
Posse mit Gesang in vier Bildern von
angezeigt, in Lapidarschrift die stolzen
Worte aus deu Zettel setzen: „Ersolg ga>
In der Bauernschenke.
Wirth (ärgerlich, daß in seiner Schenk
stube statt Wein stets Rührmilch bestellt
wird, ruft zum Küchenschalter hinaus):
„Elisa, geb' »ir alle Rührmilch den
Schweine», die Herrschaste» wollen a
Auch ein Verdacht. Mein«
Geliebte kommt mir verdächtig vor, si»
st mir schon so lange treu.
Credit und Geld.
Unter den vielen schwerverständlichen
and von den meisten Leuten oft miß
verstandenen Erscheinungen des wirth
schastlichen Lebens findet, keine so ver
schiedenerlei Benitheilniig als der Ercdit.
Dieses so häufig gebraucht« Wort läßt
sich schwer in kurzen Worten crllSrcn.
Die Bezeichnung stammt ans den» kauf
männische» Leben von der doppelten
Buchhaltung, bei welcher, in Eilglanv
namentlich, die Seite des Guthabens
mit „Lreäit", im Gegensatz zur Seile
der Verpflichtungen mit „vsiiet" über
schrieben ist. Jeder Kausmann strebt
darnach, daß feinem „Soll" immer eil»
größeres „Haben" gegenübersteht. Cre
dit haben, ist eine sehr angenehme Sa
che. Weniger angenehm ist es schon,
wenn es sich darum handelt, Credit in
Anspruch zu nehmen.
Es gibt viele Leute, die den Credit
für etwas sehr Gefährliches und Ver
werfliches halten. Als beste geschäftlich«
Regel wird empfahl«», keinen Credit zn
geben und ebenso auch keinen Credit i»
Anspruch zu nehmen. Diese Ansicht ent
spricht aber nicht den Verhältnissen des
wirklichen Lebens. Die wirthschaftlich«
Entwickelung bringt es mit sich, daß
fortwährend neue Wechselbeziehung n
von Guthaben uud Verbiudlichkcitcil ent
stehen, die gelegentlich zuin Theil abge
wickelt, aber immer wieder in größerem
Umfange erneuert werden.
Wenn sich die geschäftlichen Beziehun
gen immer auf den Umsanz hätten be
schränken sollen, der durch die Bedin
!>u»g sofortiger Baarzahlung veranlaßt
wordcn wäre, dann hätte die wirlh
schaftliche Entwickelung unmöglich di«
hohe Stufe erreichen können, auf de»
sie zum Vortheil der großen Mehrzahl
der Menschen angekommen ist.
Credit ist, im Allgemeinen betrachtet,
der gute Glaube, daß die redlichen Be
mühungen der Menschen, ihr Fortkom
men zu sichern und ihre Lebensumstand«
zu verbessern, von Erfolg begleitet sein
werden, und daß daher eingegangen«
Verpflichtungen eingehalten werden kön
nen. Durch diesen Glaube» wird das
wirthschaftliche Leben in beständigem
günstlgen, Fortgange erhalten und anf
diese Weis« nicht nur der Noth im Ein
zelnen vorgebeugt, sondern auch ein hö
herer und sreierer Lebensgenuß ermög
licht. wie er sich durch verständige Ver
werthung und Verwendung vorhandener
Güter und Kräfte erreiche»» läßt. Miß
trauen und pessimistische Auffassung von
Welt und Menschen wirkt dagegen wie
ein giftiger Mehlthau, der jede Änstren
gnng erlahmen und Menschen- und Na
turerzcugnisse zweck- und ziellos verkom
men täßt.
Als eine wichtige Erscheinungsform
und wesentliches Hilfsmittel des Credits
ist das Geld anzusehen. Geld vertritt
die Stelle von Guthaben, wofür man sich
jederzeit die Beschassuug von Gütern und
Dienstleistungen aller Art sichern kann.
Geld ist eine Jedermann kennllichc An
weisung ans eine bestimmte Werthsiiinme.
Seibit das Evclmctallgeld ist aber nicht
denkbar ohne die Voraussetzung des Cre
dits, d. h. ohne das Vertrauen zu der
Kauskrast der Metallslüctc im spätere»
Falle.
Der Werth des Geldes besteht eigent
lich nur in der Einbildung. Denn die
runden Metallstücke sind an sich nur zu
sehr wenigen nützlichen Zwecken brauch
bar. Der Geldbesitz hat seinen Werth
nur in dein Vertraue», daß man sich
dafür zu gelegener Zeit eine irgend ein
Bedürfniß oder die Eitelkeit befriedi
gende Gegenleistung verschaffen könne.
Die Meinung, daß das Edelmetall
geld das beste und zuverlässigste, daher
allein empfchlciiSiverthe Umlaussmittel
sei, ist zwar sehr weit verbreitet, beruht
aber aus durchaus uiivolltoulmcner Ans
fassung der wirklichen Verhältnisse nnd
der Verkehrsinteressen. Metallgeld eig
net sich nur sür die klein«» Zahlungen,
während dessen Verwendung iin Groß
verkehr zu umständlich und zeitraubend
ist. Papiergeld und Banknoten sind ein
Bedürfniß, ja geradezu eine Nothwendig
keit, »venu es sich um Zahlungen von
Hunderten und Tausenden handelt.
Das Bedürfniß, die Zahlungen im
Großhandelsverkehr durch Anweisungen
statt Baargeld zu begleichen, hat schon
im 11. Jahrhundert zuerst in Lenedig
zur Errichtung von Banken geführt, die
Metallgeld in ihren Kassen zur Aufbe
wahrung annahmen und auf die Anwei
sungen ihrer Einleger hin deren Zah
luiigsgeschäste besorgte,. Von Italien,
wo der große Handelsverkehr schon in»
Mittelalter eine gewaltige Bedeutung er
langt hatte, ist die Ausdilduog des Zah
luttgswesens durch Bankanweisungen spä
ter nach den Niederlanden und »ach Eng
land übertragen worden und so allmälig
an allen bedeutenden Handelsplätzen in
Uebung gekommen. Bei der Vielge
staltigkeit des Münzsvstems in früheren
Zeiten boten die Zahlungen durch di«
Banken noch den besonders großen Vor
theil, daß l adurch die wiederholte Prü
fung und Zählung der Münzsorten erspart
wurde.
Die Errichtung von Banken brachte
ferner den hoch Gewinn
Zahlung gegeben wurden, ohne das- das
Geld selbst bei der Bank erhoben zu wer
den brauchte. Die wachsenden Ledürf-
Geldknappheit in den öffentlichen Kassen
andererseits führte z» noch weiteren Neue
rungen im Geld- und Kreditwesen, die im
Wesentlichen darauf abzielten, die Menge
des umlaufenden Geldes durch Geldzei
chen zn vermehren.
In England ist zuerst mit der Ver
mehrung des Geldumlaufs durch Ans
den. Die Bank von England wurde im
Jahre It!»4 crrickitct aus Anlaß der star
ken Geldbedürfnisse der Regierung. Da
dieseloe die bei verschiedenen Banquiers
gemachten Darlehne nicht zurückzahlen
konnte, s« ließen diese sich durch das Pri
vilegium zur Errichtung einer Notenbank
entschädige», welche so viel Banknoten
im Umlauf fetzen durfte, »ls die Schuld
der Regierung an die beimessenden Finan
ziers ausmachte. DaS Capital der Pank
»
nmrde nach und nach in dem Verhältniß
der Schuld der Regierung bis auf
Mill. Pfund Sterling erhöht. Heute
gilt die Bank von Enzland als das
Muster von Sicherheit, aber zeitweise
j während der häufigen Kriege im vori
gen und zu Anfang dieses Jahrhun
derts war sie durch die großen Vor
schüsse an die Regierung so stark in An-
Law im Jahre 1716 in Paris errichtete
Bank, die zuerst in Frankreich das Pri
vilegium der Notenausgabe von der Ne
gierung erhielt, nahm nach kurzem, glän
zenden Aufschwung schon im Jahre 1821
ein trauriges Ende, indem die von ihr
gen und ihre Noten entwerthet wurden.
Zu sehr schlimmen Ergebnissen für
Frankreich führten ferner die gewalti
gen Emmissionen von Papiergeld- ~Ass
signaten" der französischen NcvolutionS-
Regieruug, die, soweit sie nicht zum
Ankauf vou Nationalgütern verwendet
wnrden, in völlige Entwerthung verfielen
und erst unter Napoleon I. zu einem
Bruchtheil ihres Nennwerthes eingelöst
wurden.
Diese nnd andere schlimme Erfahrun
gen mit Papiergeld und Banknoten in
neueren Zeiten haben im Allgemeine»
das Urtheil über den Gebrauch papierene»
Ersatzmittel für Baargeld sehr ungünstig
beeinflußt. Trotzdem ist nicht richtig, we
gen der vielen schlimmen Erfahrungen
mit papierenen Uiiilaussmitteln diese an
sich für verwerflich zu erklären. Nnrdi«
mißbräuchliche und über jedes verständig«
Maß hinausgehende Ausgabe von Pa
piergeld ist die Ursache, daß dasselbe so osl
starke Entwerthung ersah.en und sür den
Haiidelsverkchr der betroffene» Länder
nachtheilige Folgen gehabt hat. Man
muß bedenken, in welch' schwierigen
Fällen sich das.Papiergeld als Nothbe
helf zur Erfüllung großer wirthschast
licher Leistungen der Staaten sehr nütz
lich, ja unentbehrlich erwiesen hat. E»
wäre verkehrt, deshalb de» Gebrauch
von Papiergeld nur als äußerstes Hilfs
mittel in Nothfällen gelten zu lassen.
Was in der Noth gut ist, kann auch im
normalen Lauf der Zeiten gute Dienst«
leisten.
Papiergeld ist vor allem ein billige,
und sehr vorlheilhafter Ersatz für daS
kostbare Edelmetallgeld. Von vertrau
normalen Zeiten erleichtern papieren,
Umlaussmittel in sehr vortheilhastei
Weise den Verkehr und bringen gewal
tige Ersparnngen an Edelmctallgcld mit
sich, einerseits bei den Anschasfnngskosten,
andererseits verhindern sie die großen
Edelmetalls im Verkehr entstehen,
«chinesische Erzie»u«>g.
Die Erziehung der Söhne des Mant
schu-Kaisers so schreibt der „Ostas,
Lloyd" ist von ihrem zarteste» Alter
an eine äußerst strenge. Sie stehen tag- j
lich um etwa 4 Uhr Morgens ans; ihr«
erste Lehrstniide unterweist sie in der
chinesischen Literatur, die ihnen von ihrem
einzigen Hosmcister beigebracht wird. Hat
der Schüler seine Aufgabe nicht gelernt,
so gibt der Hosmcister einen» der beglei
tenden Eunuchen den Auftrag, die Ruthe
zu bringen, und »nacht Anhalten, eine
genossen begleitet, die mau in der Mant
schusprache „Ha-ha-tschu" ileuut und die
dieselben Stunden nehme» wie ihr junger
durchgeprügelt; hat andererseits der Kai
serliche Schüler seine Aufgabe gut gelernt,
so i^der^belo^tt^^Ein
mongolische Aussätze, weiter Sprach
unterricht in Mantschurisch, Mongolisch
und Tangntisch, auch in chinesischen Di-
und zu' Pferd geübt. Fechten, Turnen
u. f. w.; hierzu sind eine Anzahl beson
derer Lehrer angestellt. Den ganzen Tag
gehen aber sehr früh zu Bett.
lii» fünfzehnten Lebensjahre sollen sie
Ein Jahr früher, ehe eine
seine hohe Gemahlin bei dein großen
Bankett den Vorsitz ; die Kaiserin sitzt bei
diesem Festmahle zur Linken des Herr
schers. Dieses ist auch die einzige Ge-'
während des Jahres, bei wel
— Einverlockendes Objekt.
Richter: „Sie stehen zum vierten Male
wegen thätlicher Beleidigung demselben
Klägers bier—-was haben Sie da zu Ih
rer Entschnldignng anzusühr.«,,?"
Verklagter: „Ja, sehen Si'«, geehrter
Herr Richter, der Meirjch ohrfeigt sich im'
mal so famoS!"
MNI», oil.co.
>! Am letzten Freitag war es, da saß der
! I Ingenieur Weitleff, der Herr Major und
> euie Anzahl Honorationen im Hinteren
! Stübchen der „Goldenen Gans". Die
l ! TageSneuigkeiten, sowie die politischen
> Ereignisse waren durchgesprochen. Es
! stellte sich jene Ruhe ein, von welcher
> man zu sagen pflegt, es gehe ein guter
> Geist durch die Gesellschaft. Der Major
hatte sich in seinen Sessel zurückgelehnt
nnd entzog seiner schön angerauchten
j Mcerschaumpfcifc, welche die stete Be
> wunderung Aller war, etliche mächtige
Nauchwolkcn. Plötzlich richtete er sich
> wieder auf und sagte: „Herr Weitlesf,
ich glaube nicht erst versichern zu müssen,
daß ich nicht an schwachen Nerven leide,
aber Ihre Tigergeschichte, die Sie nns
> das letzte Mal, als wir beisammen wa
ren, erzählten, hat mirs doch angethan.
Sie haben mir eine ganz abscheuliche
Nacht mit ihr bereitet. Bald träumte
mir, das Beest liege aus meinem Bett,
und unter Stöhnen wachte ich aus. Bald
glaubte ich aus der dahinsausenden Loko
motive mich zu befinden, dann wieder
vermeinte ich am Schürloch zu stehen
und in die Glnth zu fallen. Ich habe in
Frankreich gräßliche Evifoden erlebt, aber
ich fange an zu glauben, daß es leichter
ist, eine Batterie zu erstürmen, als in
Ostindien eine Bahnstrecke erstmals zu
Weitleff lachte. „Nun ja, Herr Ma
jor, was einem einmal im Leben begeg
net, braucht sich zum Glück nicht öfter
zu wiederholen. Ich habe manche an
dere Strecke besahren, auf welcher sich
nicht das geringste Ereigniß zutrug,
vielleicht mit Ausnahme einer Streck«,
dies war aber nicht in Ostindien, fon
dern der Weg zwischen Caltutta uud der
Capstadt."
„Ah!" sagte der Major, „also ein
See-Abenteuer. Nun, wir sitzen so
feucht-fröhlich zusammen, da könnten
Sie uns wohl die Geschichte zum Besten
geben."
„Wenn die Herren es wünschen, mit
Vergnügen," erwiederte Weitleff. Von
alle» Seiten wurde die Zustimmung ge
„Nuu, meine Herren," begann der
Aufgeforderte, „Sie Alle wissen ja, wie
seit etlichen Jahren im Seewesen eine
Neuerung sich eingeiührt, eine Neuerung,
die Tausende von Menschenleben zu er
halte» bestimmt ist. Ich meine das
Orlen der See. Es ist merkwürdig,
wie lange es braucht, bis ein guter Ge
danke zur That umgesetzt wird. Erin
nern Sie sich wohl der Scheffel'fchen
Strophe: „Glatt wie Oel lag der
See". Da knbe» Sie die ganze Ge
schichte. Schcssel hat den Gedanken zu
erst ausgesprochen, und nach ihm hat!
! irgend ein ingeniöser Kopf denselben
! «»«zesührt. Osch sei dem wie ihm ,
wolle, ich bin in der Lage, Ihnen eine
Geschichte über die Oelglätte der See zu
erzählen, die ich auf meiner Fahrt von
Calcuira »ach Eapstadt selbst mit erlebt
kommen! i
So hofften wir, doch wir hatten die
Rechnung oliiie Herrn Poseidon gemacht, j
„Alle^ Passagiere unter Deck."
Strapazen unserer Krise auZrnde». Doch
der Mensch denkt, taS Schicksal lenkt.
Mit einem Mal verspürte» wir einen
ihm im Aug.»,iblick der Bestürzung das
Beste zu sein schien. Der hatt« die
Jener den Aochwps, Dieser wieder ein
teere Hutschachtel vnd so fi t, und dann
ging die Jagd nach Ob:>». llnien bleiben!
entgegen. DaS wav nun leichter gesagt
als gethan; als e-5 aber hieß, das Schisj
hält Stand, kein Wasser in ven Pumpe»,
da athmeten wir auf, und beruhigt und
unter schlechten Witzen kehrten wir in
! unsere Cajüte zurück. WaS uns aber
> Frist aussiel, war, daß seit
der Stoß vorüber, vaS Schiff eine» mehr
und mehr ruhigen Gana annahm. Wir
waren noch in der stärksten Auseinander
setzung über die Ursachen dieser Erschei
nung begriffen, als der Capilai» i» un-
Hut uudMütze gut aussetzen, da noch eine
sehr starke Brise wehe. Daß wir uns
beeilten, diescrEinladung nachzukommen,
Meter im Umkreis war keine liandhohe
Welle zu entdecken, ja sogar die Bewe
gung, welche die Schiffsschraube in der
Meter rückwärts des Schisses »och be
merkbar. Weiter hinaus sahen wir aber
haushohe Welle» sich überstürze», immer
und immer wieder ueucu Platz »lachend.
Die Brise war dabei aber so mächtig,
daß es nicht möglich war, auch nicht d«s
kleinste segel beizniche». Fiagend »im
stande» wir den Capitain, der uuS lä
chelnd sofort die Erscheinung klar »'achte.
Meine Herren, begann er, in etlichen
dreißig Jahre», daß ich auf der See
fahre, ist dies das zweite Mai »lii», daß
ich Derartiges erlebe. Uns war das
Schicksal gnädig, wir sind, statt wie ich
erst glaubte, aus einen Felsen, sonder»
auf einen Walfisch gerannt, und haben
ihn mitten durchgeschnitten. Noch sitzt
er am Kiel festgekeilt, wird aber, wenn
er vollends sei» Fett a» die See gegeben
hat, ganz vo» selbst absall-n. Ihm
danken Sie die Oelglätte und, wie ich
glaube, ein rasches Ende unserer Reise.
Wir sahen uns erstaunt an, allein in
Keines Miene lag nur der geringste
Zweifel an der Wahrheit des Gesagten.
Wir hatten die Thatsache vor uns. Doch
so ganz gefahrlos sollte unsere Reis«
nicht zu Ende gehen. Wir hatten noch
einig« Stnndcn bis zum End« unserer
Fahrt. Acht Stunden waren uns
Stnrm und Walfisch von Nutzen für die
Vcikürzung der Fahrt gewesen. Da
spürten wir wieder einen Ruck, der Wal
sischleichnam hatte sich losgelöst. Die
Sonne schien ans's Neue, die See hatte
ihr gewöhnliches Aussehen wieder ge
wonnen, anf einmal commandirte der
Capitain Halbdanipf, der Matrose im
Auslug hatte Land in Sicht angezeigt.
Der Maschinist kam dem Befehl nach.
Nach kurzer Zeit sahen »vir die Spitze
des Tafelberges. Heller Jubel brach an
Bord ans, »vir Alle wandten uns nach
dem Capitain, bemerkten aber zu unse
rem Erstaunen, daß er unsere Freud«
nicht theilte, ja der ernste Ausdruck seiner
Mienen machte sofort unseren Jnbel ver
' stummen. Es war etwas nicht richtig,
das erkannten wir sofort. Immer mehr
nahten wir unserem Aiel.^
> von dem ersehnten Ziel unserer Reise.
Was sollte das heiße»? Es vergingen
! zwei bange volle Stunde», endlich dreht«
! sich das Schiff wieder, die Maschine hatte
den langsamsten Gang, den sie einhalten
konnte, die Miene des Eaptains klärte
sich wieder auf, und Mittags zwei Uhr
lagen »vir wohlbehalten im Hafen von
»vir den Capitain um die Ursache des Ab
schwenken? unseres Schiffes. Lächelnd
erwiederte er: Meine Herren, wir sind
Gott Lob einer großen Gefahr entgan
gen. Hätte ich nicht südwärts glhalten,
und wärrn »vir nicht durch ei» große«
was unser gewaNet hätte. Der ganze
SchiffSruinpf, soweit er in der See liegt,
war mit Fett überzog«»», die Reibung
zwischen Schiff und Wasser war gleich
Null und so hätten wir unter Umständen
nu» viel Vergnügen sür die nächsten
zwölf Stund«»»!"
ÄZeitleff schwieg, der Maj»r aber blies
hige Nacht. Wie hieß denn das Schiffs
Herr Weitleff?"
derte die e» ~.l-»r.-». t °°>^
König Menelik, der in
letzter vielgenannte von
zu waschen, und warf ihn in d«n Jor
dan; aber die Gcwösser dieses Flusse»
zogen sich sogleich zurück und »nr di«
gott ei» Negerkind sehr lieb gewonnen,
und da er den Leib nicht anders machen
konnte, wandelte er daS Herz »in und
machte es ehrlich, treu und zu guten
Handlunge» geneigt. Dieses Kind grün
dete später das Königreich Schsa und
König Menelik ist sein Nachkomme.
B «»'in Friseur. Student
lmit wenig Bart): „Bitte auch meinen
Schnurrbart etwas zu locke»!" Fri
seur: „Ja, locken kaun ich ihn schon—
«Z ist nur die Frage, ob «r kommt!"