Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, August 12, 1886, Page 3, Image 3

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    Unschuldig vernrthcilt.
(10. Fvitsetzung.)
Mit fieberhafter Spannung hafteten
Walters und Hedwig» Augen auf dem
Munde des Portiers, der endlich »ach
inebrnialigem tiefe» Acheniholen begann:
„Ich inufi— theils zu meiner Entschul
digung theil« zur Erllärung meiner
»ichtStviirdigen Handlungsweise vor
ausschicken, das, ich schon bei meinem
Eintritt in das Haus Ihres Vaters eine
gewisse Antbipathie gegen— gegen Sic
empfand. Ich war ein hochmuchigcr,
nur mit iunercm Grimm dienender
Mensch und lountc eS »icht ertragen, daß
Sie - ?>!e,,'ch
zcu wähnte.—Er gewann sich mein Herz
stolz srliall und Ihren Ernst, Ihre ruhige
>!uruckhaltu»g Hochmuth nannte. Ter
Haß gegen Sie aber sollte erst bei einer
b. sondere» Gelegenheit m meiner Brust
einbrennen. Ich halk mich nämlich
diuchmlinc uugliickjeligcnNn
innern werden - verleiten lasse», Ihren
Valer zu gehe» »»d ihm mein Vergehe»
zu rtttlinll.n. Jetzt weis, ich, das! nicht
böser Wille, nicht lleinltche Empjindu»-
gen es waren, die Sie dazu trieben, son
der» nur Ihr strenges Gefnhl der Recht
bajite ich Sie, obwohl eS mir gelang.
d>e Verzeihung des Vxrrn Barchold, der
tbiiinlicheil, inich eittsänildigende» sichle
darstellte. Ich mich Ihne» sagen, das,
Ihr Vetter Ihnen schon damals ein fal
scher ioar—er tadelte mir gegen
über i» scharfe» Woroe» Ihr Vorgehen
kannie Tbatsache banie Herr Holm wohl
feine» Plan. Ich beiorgle seine lleincn
geheimen ,ch allein
benoausgabe betrachtete, sich un H>^Zen
ie» Spelle L»Z«'
Tis zurnckzurnfcn er wolle stimm
Auftrag geben. »ach' Ihnen zu forsche».
Tas Ältc; sollte bereits äin andere»
Tage geschehen. Von dieser Äandlnng
der Gesinnungen IhreS Baters wusite
ich also noch nichts, als ich schlaflos im
Bett lag und grübelte. Ich kam von
ci»e»> unangenehinen Gedanke» i» de»
aiidercn, »nd alle die kleinen Vorgänge
in ineittenl Leben, deren ich mich eigent
lich kälte schäme» muffe», sielen mir ei»,
z» beschloß endlich, dieseni »»bequemen
ein Ende zu machen, auswste-
Ken, eine Pseise zu rauche» u»d in irgend
einem Buche zu blättern, Ich führte
diesen Enlichl»!! auch aus —entdeckte aber
.» meinenl Leidwesen, das, meine Pfeife
flcflchcn voii Taback zu finde» war.
!>la»che» aber nun! ich beim Lesen, sonst
ve> stelle ich nichts davon »nd Zigarren
mochte ich nicht. Aber da Ivar bald
Rath gesunde», Ich wusite, das> oben
i»> joge»an»ten Fremdenzimmer Par
terre rechts—Tie wissen Wohl!—der ftels
gesnlltc Tabackkaste» des gnädigen Herrn
Itand. »»d ich besann inich nicht lange,
binanf z» geben und niir oben meine
Pseise zn stopfen. Ich zniidcte »>ir das
Licht an nnd begab mich hinaus, lose
die wenige» Stufe» aus dem Souterrain
zum Panerrc hinauffchreitend. Als ich
oben ul,^^ uiich
lvrtte kam» die Il'ur deS Zimmers, das
Herr Holm bewohnte, plötz
lich das Geräusch nabendcr Schritte an
mn» Lbr schlug. .Ichhs"'^
Treppe, welche von der eiste» Etage
der Wohnung Ihres Paters—herab in's
Paitcrre snhrl, gegennber und erblickte
aus derselbe» Herr» Holm. Er kam
langsam, Stuse für Stufe, herabge
jchrille». den .»ops lies ans die Brust ge
senkt, mit aussallend weit geöffneten, be
wegungslosen Blicken vor sich hinftar
rend. Das Haar hing wirr aus Kn,^
eines Mensche», der mit theilweife zer
zausten, Anzugc vo» einer Prügelei
lommt. Gleich darauf bemerkte ich auch
Blut an seiner Hand. Als er mich er
blickte, schrak er Mammen, und wir sa
lichcS Erscheine» zu dieser Stunde, sein
Aussehen nicht zu erlläre». Eine Ah
nung von dem, was geschehe» war,
der scheue, unstete, fast furchtsame Blick,
kiger Weise sprach:
„Ich weif,, was Sie sagen wolle»,
Mertens, ich weis! das ganz genau.
Ich sebe Wohl recht sonderbar a»s, nicht
wahr, sehr blas!! ilnd hier' gar Blut
au meiner Hand, —prdentlich schauerlich
so mitten in der Nacht. Sie brauche»
sich deshalb
stand, den w>? Abends getrunken, nnd
»icht im Schlaf zu storeii.
»landein, das! Sie mich heule !>!acht i»
dieser Weise gelrosse» Es soll Ihr
Z,l>ade »ick't fein.-E« 'st s» lächerlich.
»igen Stunde» sollte ich aber^schon^le
delte ich wie ein gemeiner Schurke
„Es war kurze Zeit, nachdem
Vater die Augen für immer geschlossen
und di- Kommissio» daS HanS verlassen
halte. Ich kam auS den Zimmern deS
gnädigen Herrn u»d wollte >»
Korridor Herr» Holm stehen und mit
spähenden Blicken, aus welche» deutlich
furchtbare, niühsai» verhaltene Erregung
sprach, die
Nuhe!" i ?" s ich
devot.
„Nein, »ein." entgegnete er hastig.
Es ist so verteufelt dunkel hier!
Man crlennt garnichtS wir werden
nächstens eine Lampe anbringen müssen,"
„.nabcn Sie e»oas verloren? Soll ich
„Unsinn! Lasse» Sii das !" unter
brach er inich so hastig und iu so erreg
tem bt?rsche>n Tone, das; ich erschrak.
,Wa? sollte ich verloren baben? Wie
teinine» Sie daraus? Gehen Sie a»
Ihre Arbeit!"
„Entschuldigen Sie, Herr Holm,
sagte >ch, indem eS in mir kochte, „ich
Wort!" . .
„Es war die Stimme Doktor Brück
ners, weliher jedensaUS noch einmal iu
schwuuden, so znndete ick, durch seinanf
fallendes Wesen veranlagt, eins inemer
vi ach wenige» Sckuudcu schon saud ich
de» Gegenstand, tcjje» Verlust ich» er
tlärlicherweise in eine so namculojc'Auf
regung versetzte. ES war sem Dolch
inesser, ein »encs prachtvolles Stück, das nbergebrn
nbergebrn hatte, sei»Monogramm
»i die Stablplatte gravirc» zu lassen,
Ich selbst hatte daS besorgt u»d ihm daS
Messer Ivicder übergebe», ich das
scharfe» »linge. Nu» >i?ar mir mit
einem Schlag- vollste Klarheit gewor
den,
daS verrätberische Mordinstrnnient ver
lieren können ! Diese Thatsache bezeugte
die uuendliche Bestürzung, die wahnsin
nig« Aufregung, i» welcher er sich selbst
unmittclbar »ach der That besand. Und
erst jetzt hatte er »ach dem'l'icsser gesucht?
Erst jetzt hatt« er den Verlust desselben
benierlt i Er mus;te also während der
ganze» Vi acht unter der Einwirkung der
wahnsinnigen Erregung gestanden oder
mit Anstrengung aller seiner SinneS
kräftc einem einzige» Gedanken nachge
hangen haben, der ih» alle« Andere ver- ,
aessen lieh. Doch weiter, weiter, das,
sprechen--ich bringe cS nicht über meine
s>>r daZ, was ich an Ihnen ver-
dann werde ich
Verschlagenheit mich zu scinemMiischul
Ich bajite »>>»^»>>uv>«.^dab
i
zu Ende geführt habe. Sit bedürfen
der Rul'c und Erholung. Ich aber
bittend lallen Sie nein Weib und
Kind nicht entgelten, waS ich an Ihnen
gethan.—Wenn ich künftig eine Zeit
den Wellen die Rettung durch
Si« daS hat mich bekehrt Tie
Strafe, welche die Züchter mir bestim-
Bnrde snr mich sein und alz Er
lösung werde ich den Tod beglichen,"
Scine Sliinnie tieser d«>
XXIV,
auss Bett.
Ruhe,' das Bergenen herbeizuzwinge».
Uni am Morgan Sttmdc^
Er sa?>d keine >»ul'e, tcincn Schlum-
Augen zu schließen und befand sich im
übermäßigen
Punkt! den neuen Mord, welchen er be-
D>e halb erstickte», gellenden Hilse
ruse de» Ertrinkenden lonten noch in sei
ne» Lbre» er glaubte das verzerrte
Besicht des Portiers, glaubte die breite
Gestalt desselben schwanken »nd icher das
Bruckengcknder huiab in'» stur
dein Äalmsintt glich.
vergebens hoffte er, das, sich seine
Zlnsregnng mit der Zeit ein wcuig lege»
sig war/die sin
ran», ohne daß seine Hoffnung in Er-
Mung ging.
Bald harrte er. ,ich flcwatt!»m
wilden stluch von, Lager aus »nd durch
nias! mit grosie» Schrillen sein Zimnier;
loa» er auch begann die Erinnerung
an jene Szene ans-der Vruite verlies;
ihn nickt das Schreckenibild, welche»
vor seinem Meiste ansgetancht war, lies,
sich nicht verscheuchen.
Morgenglanz in das l'ieinach—und noch
batie der Gequälte keine Rnhe gesunden,
sondern war eine immer willenlosere
gebuitcn seines sicbeihast erhitzten Ge>
/cm
du willst!"
Nachdem der Diener sich hastig ent
fernt. schlug Holm sich mit der Hand an
die Stirn und flüsterte bebend:
„Ich bin ein Narr-«in Narr!— Ich
werte mich verrathen. Diese Angst
sich umzublicken, „habe ich dir nicht Ge
bert ? !"
„Glicht Zlobert ich bin's, Herr
der Eingetretene
Gebannt—regungslos blieb er stehe».
bin Jakob Mericus ei» Pieusch ans
Er schntt Unruh^ei
rulng an, Mertens I — Ich weiß, daß ich
Euch Unrecht, bitteres Unrecht gethan
Habe, indem ich beute Nachts— na,
zu entschuldige». Ihr mNht zugebe»,
da« Ihr mich sehr gereizt habt. Warum
muhtet Ihr so höhnische Reden sichren,
nmsitet die Erregung, in welche mich di«
Euch und mir dasselbe verbittern?— Wir
wollen neue Jreundschast schli-b-n, Mer
mit Walter Barthold v Wie soll ich
Eure Nede verstehen, daß er er Euch
gerettet ? !"
„Eine wunderbare Fügung des Him
mel« wallet^—
will!—"
Wachhund Gcsuhl die
was wollt Ihr thun?" sragte
wortel? Jakob Merten» langsam und fest.
„Elender Verrathe» so fahr' zur
Augenblick aber ward er von kräftigen
Armen ziirückgerijsen und blickte erstarrt
in das strenge Gesicht eines große», ne
ben ihm stehende» Mannes.
in derselben die Gestalten zweier Män
ner erschienen, „Sie sind mein Gesänge-
mächtig »»d a» allen Gliedern zitternd.
„Daß ich die Bevollmächtigung habe,
Sie wegen des von Ihnen begangenen
Aarthold, unverzüglich in das Untersu
chungsgesängniß abzuführen."
„Das ist eine Lüg«, ei» Irrthum,"
stotterte vwlm todtenbleich, indem er sich
aus die Lehne seines Sessels stützte, um
nicht niederzusinken."
„Ereiscrn Sie sich nicht," sagte der
Beamte mit eisiger Kälte. „Ihr soeben
mit
lassen?"
„Ich komme," antwortete der Geiragte
tonlos—sank aber indcinsclbe»Moment
mit «inem gurgelnde» Seufzer zu Bo
„Ich sagte es Ihne» ja," bemerkte Ja
lob McNe»'<, „e> ist nicht aus dem rech
Zwei Tage darauf durchlief die Zei
tnugcn der 'ttesidenz folgende Notiz:
„Der wegen M»rdeS an seinem Oulel,
dem Renticr Heinrich Barlhold, verhaf
tete Engen Holm hat »unmehr vor dem
tioncllen Ereignis, geworden« traurig
>>lsia>rc endlich Licht bringt und dem wir
dem Leichtsinn von Jugend auf ergebe
ner Mensch, a-nos, das volle Vertrauen
und die zärtliche Liebe seines Lnlel?.
der Hoffnung bin, der einzige Erbe seines
Onkels zu werden. Er war der Errei
chung dieses Ziels so sicher, daß er ei»
tolle«, ausschweifendes Leben führte und
sich derartig in Schulde» stürzte, das, es
ihn, endlich schwer ward, noch Geld zu
erlangen, und seine Gläubiger ihn be
reits arg in die Enge trieben.
Um diese Zeit kehrte sein Vetter heiin
und obzwar Herr Barthold, dessen Vev
zeibung er zu erflehe» hoffte, ihm inuber
inäs'.iger Härte die Thür gewiesen, trat
einige Minuten später in den Gesinnu»-
dc^a^
te. gewann aus der Unterredung die
Ueberzeugung, das, sein Plan endgiltig
gescheitert sei, das, e» »im leine Aus>icht
medr fnr >bn gab. Erbe diese« reichen
Mannes zu werden, da Walter Varlhold
bald wieder i» alle seine Rechte eintreten
»nd il»i vielleicht ganz verdränge» werde,
be» zu »cbnie» oder durch eine kuhue,
verbrecherische That sich Mittel zur Flucht
und zu einem vorläufige», sorgenfreie»
Da dachte er plötzlich an ta? Gold, daZ
ihm wünschen« »»> c> sch j«>>. Er wus
chen hossie. Um dies zu bewerkstelligen,
zog er in st ig sein Dolchmesser hervor,
taun, halte ei dasselbe geöffnet, als sich
sichr Er giebt an, sich in einer wahn
sinnige» Erregung bejunden zu haben
Entdeckung seiner That, seine Entlarvung
zu wordeii
lonne. „Ich stand» aus »bersten
Treppenabsatz," so ungesähr erzählt
Holn,, „ohiie zu wissen, IvaS ich
wieber ein, die mein Onkel ausgerufen,
als ich daS Messer in seine Brust stiev.
und welche mir schon in demselben Au
zuspinne» begann. Heinrich Barihold
hielt mich für seine» Toh», er vermuthete
»i jenem seinen Mörder u»d tonnte mich,
wie ja aus seinem ittus deutlich hervor
ging, in der herrschenden Ainst-lnisi incht
erka»nt haben. Woher die entsetzliche
Vermutkung in ihm entstanden, weist ich
nicht, aber ich war bald entschlossen, die
selbe sür mich auszunutzen. Fliehe»
konnte ich »icht. da» hatte »lich sosorl
verratbe». und es war viel zu spät, als
das; >ch irgend eine» Voriprnng erlange»
lottnle. meine Abioejenheit häite ja
sofort aussalle» miljs-n, es gab also
kein andere« Mittel zur Neitnng sur
mich, als v» zu spielen nun
sei! Dariiber grübelte ich auch wahrend
weue/dailne ich nicht! ! Zeltsamerweii«
«nd zu meinem eigenen Erstaunen loa»
ich gegen Morgen ruhiger »nd gesasuei
der Muth der Verzweiflung überkam
mich—ich war zum Verbrecher geworden
und war fest entschlösse», nicht zu unter
liegen, mich nicht zu verrathen."
setzli>ben Jrrtl»»»S Heinrich BartholtS.
sur Walter, scheint der Verbrecher »ich!
empfunden zu Kaden, den» er erwähnte
lein Wort davon. Seme weitere» ÜluS
jnbrungen enibiilllc» die ganze Verwor
fenbeit, die Niedrigkeit »nd den LyniS
inuS seines EharakierS. Jetzt freilich
ist er völlig gebrochen und eine Beule
seines erwachten Gewissens, Er macht
den Eindruck eine« dein Wahnsinn be
reits halb verfallenen Menschen, denn
ieincii ve^ständlichcn^irdc«
höchst erregte Gemutl>Ssti»»nung hinde».
tc». JedensaUS besindet er sich schon
feit längerer Zeit in gros.er innerer Er
regung »nd wurde unausgesetzt, »a>uent>
lich während der letzten Wochen, nach
der Flucht des unglücklichen Walter Bar
thold aus :Na»de»stcin, von der Furchi
vor der Enideck»»g seines Verbreche»»
gequält. Mau »iuiml mit Besttnimiheit
an, daß mit der Zeit sein Geist völlig
Was Jakob Niertens dem Verbrechet
Zettungen in angedeulc!
ballen, geschah Ivirklich : E»gen Holm
ward am Tage seiner Vcrurtheilung von
einem Ausbruch wildester Tobsuchl be
falle» und verbracht- den kurzen Nest
seines Lebens im Irrenhause.
Die furchtbare Angst und Qualen, die
marternden Gewissensbisse, welche ihn
wahrend der seiner Verurlheilung voran
gegangenen Wochen gepeinigt, hatten
seinen Geist völlig zerrüttet und sei» Ge>
hir» mit furchtbare» kraukhafte» Bildern
und Vorstellungen angefüllt, welche na
türlich Tobsucht u»d Naserei nach sich
Er starb i» der Zwangssacke wiih
rend eines feiner sich täglich wiederho
lende» Anfällc. —
Jakob Mellens, dessen Auftreten vo,
Gericht sowohl aus das Publikum wi<
zenS anzutreten, Iveil ihn, dadurch Gele
genheit g-bole» sei, sein schwere« Ver
gehen zu sühnen und geloble, ei» bessere«
jcincr Geliebten eUheillen Strafe nicht
abhalte» ließ, um die Hand Jener zu
werben, der armen Frau Merten« aber
sibenkle das Glück ihrer angebeteten
Tochter den besten Trost in den, Kum
mer über ihres Mannes Vergehen.
XXV.
Monate sind seit der Verhaftung Eu
gen Holms dahingegangen.
Der Winter ist e»ljcbwu»den und de»
Frühling mit seiner Blüthenpracht in s
d /ziogaU'jihen mit
und preßt dieselbe an seine Lippen.'
(Fortsetzung folgt.)
Prosessionelle Spiel« glauben in der
Regel sehr fest an da! sogenannte „Gluck" s>
und sind in manchen Fällen so abergläu- > rl
bisch, das, inan sie für richtig- Narren hi
halten könnte. j
In früheren Jahren kam einmal ein! B
Spieler in ein berüchtigte» SpielhauSm dl
zahlreichen unbesetzten Tische behufs Er- n
ösfnung eine? Faro Spiel« zu miethen. r>
Von einem der Tisch- wurde ihm abge- l>
rathen, weil vor M-hr-r-n Monaten an zi
diesem Tisch- -in professioneller Spieler a
von einem Fremden erstochen worden 5
war. Der „Gambler" erwiderte darauf, u
die« sei gerade da«, Iva« er suche, und «!
schlug auf diesem Tische seine „Bank" Z
aus. In weniger als Z 0 Tagen hatte er d
dumme Gimpel um KLVV.ööü gerupft s
und war stolz daraus, daß sein Aber- l
glaube sich so glänzend bewährt hatte. ?
Bei einer anderen Gelegenheit betrat A
ein Fremder ein- Wirthschaft mit einem t
zugemachten Regenschirm in der H,',nd, l
näherte sich dem Schanktisch und bestellte t
ein Getränk. Während der Aufwärler l
damit beschäftigt war, ihn zu bedienen, S
machte er feinen Regenschirm aus und s
hob ihn absichtslos über den Kops eines H
neben ihm stehenden Spielers in die t
Höhe. Im nächsten Augenblick zog der «
Spieler seinen Revolver und schoß den I
Fremden todt. AIS der Mörder vor Ge- '
richt processirt wurde, ließ er durch seinen i
Anwalt die Behauptung ausstelle», er !
habe den Fremden tvdlschießcn müssen, >
weil di-S das -inzig- Mittel gewesen sei, I
den bösen Zauber zu zerstören, der darin
bestehe, über den Kopf eines Spielers
einen fremden Regenschirm zu halten.
„Hält- ich", so sagte er, „den Mann nicht
erschossen, so würde ich mein ganzes Le
ben lang lein Glück mehr im Spiel ge
habt haben." Die Geschworenen lieben
diele Vertheidigung nicht gelten und ver
urtheilten ihn zum Tode.
In den Minenlagern in Kalifornien
spielte früher die Hasenpfvle bei dem
Faro - Spiel eine gros!« Rolle. Man
i pflegte sie unter die Tischplatte zu na
> gel», auf welcher das Spiel stattfand,
> damit sie ihrem Eigenthümer Glück
> bringe. Bei einer Gelegenheit wurde
c ein Spieler von einem anderen durch ei
> nen Schuß sofort todt aus den Boden ge
streckt, weil er eS versucht hatte, eine
) solche Hasenpfote, die unter die Tisch
platte genagelt war. zu entfernen. Wenn
, prosessionellc Gambier ihre Farotische
> von e nein Platze nach dem andern uin-
I) stellen, dann kann man gewiß sein, daß
sie die« nur thun, weil sie aus dem alten
e Platze kein Glück mehr halten,
i Einig« Spieler betreten nie -in Zim
,» mer, außer durch die Thüre aus ihrer
e linken Seile ; sie setz-n sich stetS links
n neben den Bankhalter und handhaben
n ihr Geld stets nur mit der linken Hand,
d Begegnet ihnen aus dem Wege zum
n Spielhause an der nächsten Straßenecke
e eine Frau, dann kehren sie sosort wieder
nach Hause zurück und rühren an diesem
r Tage keine Karte an.
n Der srüh-re Polizeichef Morrison von
n Virginia Eity, N.vada, war ein einge
r- fleischte! Farospieler. Die letzten Mo
nate, bevor er aus der Stadt durch
„ brannte, nahm er sich oft nicht einmal
i die Zeit, um zum Essen nach Hause zu
z gehe». Sein Aberglaube grenzte förm
di lich an Wahnsinn. Betraten gewisse
j, Leute das Zimmer, deren Blick ihm nicht
z, gefiel, dann blickte er sie wüthend an,
r reichte ihnen eine» Vierteldollar und er
suchte sie. auf seine Gesundheit eins zu
ib trinken, sich aber nicht mehr wieder sehen
~ zu lassen, weil er sonst keinen Cent ge
i>> Winnen könne.
<kin gefährliche« («iischäft.
Es ist kein leichtes Geschäft, welches
die Leute haben, deren Berus es ist,
durch irgend einen Unfall zerrissene Te
legraphcndräble wieder in Ordnung zu
bringen. Jkr Leben schwebt beständig
in Du
Zoll, Fuß oder Meile gemessen. Ge
lingt es auf einer Telegraphenstalion
nicht, m>t der nächsten Station e>ne tele
graphische Verbindung herzustellen, dann
begibt sich der Telegraphist an sein In
strument und versucht den „Druck".
Zeigt der Druck z. B. die Hälfte der
Ohms bis zur nächsten Station, dann
wird der „Linieninann". wie derartige
Arbeiter genannt werde», sofort beordert,
sich an Ort und Stelle des Unfalls zu
begeben. Er nimmt ein Dutzend Glas-
Isolatoren, eine Nolle von ll)v Fuß
Draht, eine Säge» ein Beil und ver
schieden- andere Instrumente mit und
besteigt den ersten Zug. der ihn zur
Stelle bringt. In der Näh- des Platzes,
wo den Angaben zufolge der Draht ge
rissen ist, zieht er die Glocke, der Zug
hält an, und der Mann steigt aus. Ob
stürmisch oder ruhig, Feld oder Wald ist,
kommt bei ihm garnicht in Betracht.
Er begibt sich sofort an die Arbeit, den
Schaden auszusuchen und den Draht
wieder zurecht zu flicken. Ist er damit
fertig, dann fetzt e> sich in der Nahe nie
der und wartet aus den nächsten Eisen
bahnzug. ganz egal, wohin derselbe fährt.
E» geschieht sehr häusig, daß er bei
der Ausübung seines Beruses verun
gluckt. Die« ist besonders während ei
des Gewitters der Fall, wenn die Drähte
mit Elektricität überladen sind oder gar
einem Blitzschlag als Leiter dienen.
Herr Stephen«, der Geschäftsführer der
Western Union Telegraphen-Gesellschaft
in Atlanta, Ga, erzählt:
„Vor etwa vier Jahren wurden uns
auf der Strecke der „Xir I^iii»^'
entztvei. Wir stellten fest, wo der Bruch
war und schickten unsere Arbeiter mit
einem Gehilfen hin. Sie waren gerade
dabei, die beide» Enden des Drathes in
einander zu fügen, als ein Gewitter her
beizog. Der Blitz schwg m den Draht >
der Gehilfe ganz fürchterlich zugerichtet,
so dah er auf seinem Leibe ganz schwarz
aussah. Ein andere« Mal waren zwei
unserer Leute an derselben Bahnlinie
wieder bei der Arbeit. Der Himmel war
bell und klar, und es ließ sich auch nicht
die Spur von einer Wolke sehen. Plötz
lich sielen beide Männer todt nieder. Just
zu der Zeit, al« sie in der Nähe von Big
Shanty arbeiteten, herrschte in dem 20
Meilen entlegenen Chartersville ein hef
tige« Gewitter. Der Blitz schlug in die
Telegraphenleitung und folgte derselben
2V Meilen weit, bi« er an die Stelle
kam, wo gerade unsere LerUe da« Ende
Dann schlug einmal der Blitz aus der
Ferne glcichsall« in den Draht ein und
folgte demselben, bi« er einen unserer
Arbeiter erreichte. Dem Manne wurde
von dem Schlag die Hand weit ausein
andergerissen, und er wurde von ihm
heruingeschleudert, wie im Wirbelwind.
Ost stürzen die Leute in Folge einer
elektrischen Entladung von einem hohen
Telegraphen-Pfahl, oder werden durch
die Elektricität gezwungen, ihre Hände
weit offen z» halten, trotz aller Bemübun
gen. sie zu schließen. Oft spielt der Blitz
um die Drähte in wahren Strömen ;
bald rollt er als Kugel daher, bald springt
er wie ein dicker Klumpen, und vollführt
Allotria, die unmöglich alle geschildert
Wir nennen ei zu wiit gegangen,
wenn un« Jemand zu »ah getreten ist.
Verschiedenes.
Juon Simt Juoninße
rnar iSiebenbürgern) ist ein recht unge
lathener Sohn i seine Niutler Marie
zatte ihr arges Kreuz mit dem Jungen,
denn wie sie klagt stahl er ihr
dald Baargeld, bald andere Gegenstän
>e, deren Erlös er verthat; Rügen, Ver
oeise, Vorwürfe, Mahnungen sruchteten
nichts i sie »ahm nun zu eindringliche
ren Mitteln Zuflucht; sie ergriff näm
lich ein Lattenholz, um den Burschen zu
und legte sich schlafen, als hätte er die
ehrlichste Arbeit verrichtet. Am nächsten
Morgen schickte chn der mittlerweile aus
der Walkmühle heimgekehrte Vater
sammt der Mutter in die Gemeindekanz
lei um einen Patz nach dem Auslande.
Fluchend machte sich der Junge aus den
Weg, hob wieder einen Stein auf und
bedrohte abermals die Mutter; diese
lies nach Hause und erzählte, zitternd
vor Schreck, dem Manne, was vorgefal
len. Abends kehrte der ungerathene
Sohn zurück, kletterte, da das Thor ver
sperrt war, über den Zaun, ergriff im
Hofe eine Art und drang fluchend aus
die Mutter ein; dirse forderte ihn aus,
einzuhalten, sonst erschieße sie ihn. „Datz
will ich eben!" schrie der Rasende. Die
Mutter welche das Gewehr an sich genom
men hatte, drückte aus den Wüthenden
los und verwundete ihn schwer an der
rechte» Seite. Der Fall liegt nun vor
den» Herinannstädter Bezirksgerichte.
- Ein erschütternder Un
glücksfall hat die Familie des Ritter
gutsbesitzers v. Hollweg aus Gr.-Wei
tzensee in Ostpreußen betroffen. Herr v.
Hollweg feierte zu
Schüler der Kunstakademie in Düsseldorf,
der jüngere, Student der Heidelberger
Universität, eingetroffen waren. Die
Unterhaltung der jungen Männer lenkte
sich aus die Konstruktion des neuen Re-
Stutxnt beschrieb; um die Sache den
Zuhörer» zu verdeutlichen, ergriff der
Student ein doppelläufiges Gewehr, ohne
spannte bei seinen Erklärungen den Hahn
und dabei glitt der Daumen von dem
selben ab und im nächsten Augenblicke
sank sein Bruder in die rechte Brust ge
troffen nieder. Glücklicher Weis« befand
sich unter den geladenen Gästen auch ei»
Arzt, der die Wunde sofort verband und
sie für nicht lebensgesährlich erklärte.
Aber während man sich noch mit dem
Verwundeten beschäftigte, erdröhnte
plötzlich in einem oberen Zimmer ein
Vorwurf! Mörder seines Bruders zu sein,
nicht ertragen; er begab sich auf sei»
Zimmer und schoß sich eine Kugel dtlrch
den Kops, die sofort seinen Tod her
beiführte.
InMainz ist ei» Weln
fatz ausgestellt, welches eircq sechshun
dert Liter hält und nach dem „Mainzer
Journal" vollständig cNrs dem Holze der
alten Nömerbrücke bei Mainz geferugt
Br'ldhau-rarbeit bedeckt, zeigt in feinem
oberen Theile eine Weinrebenpartie,
durchzogen von einer Schleife, aus wel
cher zu lefen ist: „Nömerbrücke bei
Mainz. Erbaut unter den römischen
Kaisern Trajan und Maximin." Hieran
schließen sich nach rechts und links zwei
Medaillons.welche die Bildnisse genann
ter Kaiser, sowie deren Ramen und Sie
gierungSzeit enthalten. Der untere Theil
zeigt die Römerbrücke mit ihren beiden
Brückenköpfen und Eastel genau nach
jener Bleimedaille» welche bei Lyon auf
gefunden wurde. Der hintereßoden.wel
cher gleichfalls reich in Bildhauerarbeil
gebalien, zeigt aus einer Tasel folgend!
Inschrift: „Die Pseilerreste der Römer
brücke wurden 1880 aus dem Rhein«
entfernt, und aus dem Holz derselben isl
It««i dieses Faß gebaut, angesertig!
im Auftrage von Aritz Reichardt >r
Rrerstein am Rhein durch A. Hornleh
nert, Küsermeister, und F. Batzler, Bild-
Hauer in Mainz." Aus den noch vor
handenen Holzresten sollen noch weiter
Fasser werden, welche nach
U«b«r «inen jugendl
chen elfjährigen Mörder,wird aus Kreuz
burg in Oberschlesien gemeldet: Eine
wahrhaft bestialische Unthat wurde in
Loskowitz, hiesige» Kreises, von dem elf
jährigen Schullnaben Johann Joschke
verübt. Derselbe ging in den Mittag'
stunden mit dem sechsjährigen Bernhard
Ollek und einem siebenjährigen Mäd
chen von den Loslowilzer Grenzhäusern
nach dem Dorfe Loskowitz zur Schule.
Der elfjährige Joschle forderte von dem
kleinen ein Messer,
te, aus einem Strohhalm eine Mühle zu
machen. I, lockte dann den Kleinen >n
ein Roggenfeld, wo er ihn zu Boden
warf, sich aus ihn stemmte und ihm mit
aller Gewalt die Luftröhre durchlchnitt.
Das siebenjährige Mädchen lies voller
Angst fort zur Mutter deS Gestochenen
und erzählte ihr das Borgesallme. In
zwischen nahm der junge Verbrecher den
Ollek und zerrte ihn gewaltsam an einen
nahegelegenen Teich, zerschlug dort den
Kops und das Gesicht des bedauern«
wertben Kindes mit Steinen und warf
dann den Knaben in den Teich. Die
herbeigeeilte Mutter konnte ihr Sol
che» nicht finden und holte Hilfe aus
dem Dorfe. Erst um 5 Uhr Nachmit
tags wurde das Kind, am Teiche sitzend,
vollständig durchnäßt und starr aufge
funden. Der Knabe war kaum im Elan
daß""ihn der Joschte gestochen und in
den Teich geworfen habe. Der junge
Attentäter leugnete srech die That, erst
später gestand er dem Amtsvorsteher, daß
er den Ollek geschnitten und in den Teich
geworsen habe, ohne jedoch ein Motiv
anzugeben. Joschk« mußte, da er das
12. Jahr noch nicht erreicht hat, aus
freiem Auße belassen werden. Bernhard
Ollek ist unter unsäglichen Schmerzen
gestorben. .
Man berichtet ausSach
sen: Bekanntlich nns
Länder. Das statistische Bureau in
Dresden hat nun auch für das Jahr
1885 die Ziffern der Selbstmorde heraus
gegeben, aus denen man ersieht, daß die
absolute Zahl der Selbstmorde wiederum
gestiegen ist und zwar von INI im Jahre
188 t aus 114«> im Jahre 1885. Dage
gen ist relativ die Zahl der Selbstmörder
um ein Geringes zurückgegangen, näm
lich von auf I<X),ot)odcr Bevölke
rung im Jahre >BB4 auf 3« im Jahre
1885. Im Allgemeinen hat die Stei
gerung der Selbstmorde in den letzten 25
Jahren bedeutend zugenommen; vom
Jahre IBBl—lBBs ist die Zahl von «4»
auf 114« gestiegen; auf je l<X>.OOV Be
wohner belauft sich IBKI die Zahl der
Selbstmörder auf 2», im Jahr« ISNS
aber auf !IS.—ln den materiell günsti
gen Jahrtn von 1872—75 war auch die
Zahl der Selbstmörder ein« Verhältniß
mäßig geringe; sie stieg in diesen Jah
ren von »87 aus 745, während die Stei
gerung in den materiell ungünstigen
Jahren von IB7K—lBB,'> bedeutend stär
ker war, von!'8l stiegen die Selbstmorde
in dieser Zeit aus die oben schon ange
führte Zahl l 14«. An den Selbstmoid
ziffern bitheiligen sich auch die Kinder
unter >2 Jahren schon m hervorragen
dem Maß-: Im Jahr« 1885 waren «s
12, im Jahre 188 Z gar 17.
Aus der Kinderstube. Ein
vermögender Universitätsprofcssor hat
einen Sohn von zehn Jahren, der nicht
recht lernen will. Zu Lstern bringt er
eine schlechte Censur nach Hause und wird
natürlich auch nicht versetzt. Die Eltern
sind sehr betrübt darüber; die Mutter
macht ihm heftig« Vorwürfe. Da
schmiegt sich der Junge Plötzlich an die
Mutter an und sagt: „Nicht wahr.
Mutterchen, wenn ich auch nicht so be
rühmt werde, wie Vater, so kann ich doch
immer noch Stadtrath werden." —„Aber
Junge, wie lommst du denn daraus?"
sorscht die Mutter."—„Na, OnM Ernst
gar leinMensch sein, daß er nicht min
destens Stadtrath werden könnte."
Der schlagfertige Schulze.
(Aus der Instructions stunde.) Unter
ossizier: Schulze, was haben Sie zu
thun, wenn Sie aus der Hauptwache
Posten stehen und ein Stabsoffizier vor
beikommt? Schulze: Dann rus' ick Ge
wehr raus. Unterossizer: Was würden
Sie thun, wenn ein Trupp Betrunkener
vorbeikäme ? Schulze: Dann rus' ick eben
falls Gewehr raus. Unterossizer: Wes
halb rufen Sie dann heraus? Schulze
(nach einigem Besinnen): Es könnte am
Ende en Stabsosfizier mit drunter sind.
Gut herausgezogen. Be,
einem jüdischen Ehepaar zieht das Dienst
mädchen ab und bittet ihre kleinen Ver
untreuungen, die sie sich hatte zu schul
den kommen lassen, nicht ins Zeugnis zu
setzen. Frau: Wie haißt, wie soll ich
er schreiben ins Betragen ? Mann '. ')! u
schreib' er rein: Betrogen gut.
Vergebliche Mühe. Er:
„...Sieben Tage sind wir verheirathet,
sechs Mal hatten wir schon Beefsteak zu
Mittag, und das scheint wieder
liebes Kind?" Sie' „Ach Gott, ich
weiß eS selbst nicht; ich gebe mir die er
staunlichste Mühe, alles Möglich- aus
den Tisch zu bringen aber es wird
immer wieder Beefsteak!"
Der gebildete Nathan
so n. Lehrer: Chriemhild und Brun
hild gingen also zusammen in d>« Messe.
Nathan son. weißt du. was Messe bedeu
tet? Nathanson: Messe ist ein Theil
des Gottesdienstes. Lehrer: Richtig.
Und wo findet die Messe statt?—Nathan
son: In Leipzig.
Ausweichend. Journalist (zu
einem College«, der von einem Baron
eines Artikels halber eine Ohrfeige be
kommen) : Ich hoffe, daß die Sache nicht
ohne Folgen bleiben wird! Gewiß
nicht! den Schmerzen nach zu schließen,
»verde ich eine geschwollene Wange be-
Mißgünstig. Erster Schau
spieler: „Weißt Du, unser neuer Re
gisseur ist so mißgünstig in Bezug aus den
Ruhm Anderer, daß er sogar dem
Schweinskopf, der bei ihm aus den Tisch
kommt, die Lorbeerblätter auSdenLhren
reißt!" Zweiter Schauspieler: „DaS
finde ich allerdings sehr uncollegial!"
Nicht recht verstanden.
Lehrerin an der Töchterschule (dictirend):
„Die Erde überzieht sich wieder mit fri
schem Grün untermsscht mit lieblich
duftenden Blumen !" —Schülerin (Toch
ter eines Gutsbesitzers) schreibt: „Die
Erde überzieht sich wieder mit frischem
Grün—und der Mischt mit lieblich duf
tenden Blumen!"
VerunglückteEnlschuldl
gun g. „Was kostet der Kaffee?"
„25 Pfennig'!" „Donnerwetter, das
ist aber tbeuer im „Adler" zahle ich
nur 15 Pfennig' > der Kaffee ist »war
etwas schlechter als bei Ihnen, aber auch
um 10 Pfennig' billiger!"—„Billiger,
das gebe ich zu; aber schlechter, das
möcht ich bezweifeln!"
Aristokratisches Urtheil.
Chemiker: Gnädige Frau Baronin in
teressiren sich gewiß auch sür die Chemie ?
Baronin pikirt : Mein Herr, eine so
vulgäre Wissenschaft, in der so verschie
denartige Elemente so zweifelhafte
Verbindungen vorkommen, kann mich
unmöglich interessire».
. Rentner sorgen. Bettler:
Ach, lieber Herr, wenn Sie Wichten, wi
es einem armen Teufel zu Muthe ist,der
leinen Pfennig in der Tasche hat!
Beleibter Rentner: Lieber Man», dankt
Gott, daß Ihr in diesen schlechten Zeiten
kein Geld habt! Ihr denkt wohl nicht
daran, daß der Zinsfuß alle Tage tiefer
sinkt! Wenn Ihr wüßtet, wie viel
fä'lasiose Rächte es mir bereitet, auch
nur hunderttausend Mark »och zu an
ständigen Zinsen unterzubringen, Ihr
mochtet nicht mit mir tauschen.
JnderSchule. Lehrer (,u
einem das Addieren schwer begreifenden
Schüler.! Wenn ich dir auf die rechte
Hand !' und auf die linke Hand ii tüchti
ge Stockstreiche gebe, was hast du dann 5
Schüler (weinerlich) Herr Lehrer, ge
— Wie Beitel Levi seinen
Wucher entschuldigt. Student; Levi,
Tu b>s« schuld daran,daß der arme Medi
ziner Krüger relegirt, wurde. Du hast
ihm erst sechs Prozent abverlangt für
das geliehend- Kapital, und dann hast
Du neun verlangt, das kannst Du vcr
Gott nicht verantworten. Livi Beitel:
Gott der Gerechte! Wenn der lieb« Gott
vom Himmel guckt, sieht er die neun
-Letzter A u s w „Wie hat
em so häßl°icheS Mädchen zu heiralh-n?"
Er war total fertig, da blieb ihm
lein anderer Ausweg: entweder Gift
oder—Mitgift!"
Ein gemüthlicher Zeuge.
Richter: Erzählen Sie mir, Zeuge
Brohse, wie es bei der Rauserei zuge
gangen ist.— Zeuge : Na. der Herr Rich
ter werden wokl bei seiner langen Praxis
wissen, wie's bei einer Rauferei zugeht.
Auch ein Zw eck. In Dingsda
hatte sich ein „Krieger-Berein" gebildet,
der es sich mit zum Hauptprii-cip »lachte,
sei-e Kameraden »ach militärischer Sitte
zu Grade zu geleiten. 5 > der Statuten
lautete - „Der Zn,eck des, Vereins ist, die
Mitglieder zu begraben."
Ansicht. Sehen Sie nur, wi
der Graf Pumpovsk» das ausgeborgte
Geld verspielt ; er reitet sich wieder ein
mal ordentlich hinein. Bah er
reitet ja doch nur auf Miethpseiden und
die schont man eben nicht!
Unangenehm. Dokto, (eines
durch Reklame bekannten Sommerba
des): „Sapperlot, sapperlot! jetzt geht
mir s schlecht! Schickt mir da der EoUega
Werner einen wirklichen Kranken in die
Cur her!" ,
Umwandlung. Freundin:
„O Bertha, drei Jahre hab- ich Dich
nicht gesehen. Wie geht eS Deinem
Max?" Bertha : „O, mein Max ist
seit dieser Zeit e>n ganz Anderer gewor
den er heißt jetzt saver!"
Schlau. Lieutenant: „Ber
damniter Kerl, bringst mir ja statt eine«
Retourbillets ein einfaches Billet!"
OfsizierSbursche: „Zu Befehl, Herr
Lieutenant, 's war fo'n Gedränge am
Schalter, daß ich froh war, daß ich die«
—A : „A ch. ich vergesse im.
denn nur?" B (für „Doniier
— Der Kaffee ist das Sym
bol der Liebe. Man liebt ihn brünett,
blond und schwarz, aber durchgängig
heiß.