Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 12, 1885, Page 3, Image 3

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    Auf der Glückswoge.
be
Wort^—betrug—
terisch die Rechte, ihr Antlitz war sichtlich
den!
lhr Wunsch ist mir Befehl, so iverde
Was ist geschehen? Was haben Sie
mir zu sagen? Ist er—weiß er—?
Nahe ifN
U»d das wagen Sie, mir zu sagen ?
Das konnte» Sie dulden?
Er
so bald schon »ach Münche» zu geh«, be
absichtigten? Ueberdies ist die Entfernung
nicht ganz ich glaube
Sie hatte ein paar Schritte ins Zimmer
hinein gethan und ließ jetzt den.»opf auf
herabsinken ivie in äußerster
Wenn ich ihn je wiedersähe! Sie haben
es mir so fest versprochen, daß er mir nie,
niemals mehr vor Augen kommen sollte !
Ich komUe seinen Anblick nicht ertragen
ter Hunderteii, an den Augen seinen
Augen! Ich muß fort aus München, so
rasch als möglich— aber freilich—Katha
rine—
Was ist es mit ihr? Soll sie sich verlo
ben?
Es sieht fast so aus aber wer kann
sagen, ob an ihrem bodenlosen Eigen
sinn, an ihrer Apathie und Indolenz die
Sache nicht doch noch im letzten Augen
blick scheitert ? Vorläufig hat eS dcn
Anschein, als ob sie ein offenbares In
teresse für diesen Maler hat ja, ja, er
ist Maler, staunen Sie mich nur an,
izus voulsü-vous ? Er ist ein tüchti
ger Künstler, er hat Vermögen, wird sich
Namen machen und die
zugute käme, habe ich längst ausgegeben.
Einiges derau bot sich ihr, sie lehnte mit
der Miene einer beleidigten Fürstin ab,
und zwinge» kan» ich sie leider nicht. Al
so begnüge ich mich damit, sie versorgt zu
sehen mag sie »leinethalben eine Lie
besheirath machen!
Sie sind nie eine besonders zärtliche
Mutter gewesen, Carola.
Nein, ich war es nie! Ich hatt« mir,
l wenn ich ein Kind haben nnißte, einen
Sohn gewünscht. es war eine Toch
ter ! Ich hatte sie mir ähnlich gedacht,
ineine Sorgen und Interessen theilend,—
sie war Zug für Zug der Vater. all
sein« skrupulösen Ehrbegriffe, die ganze
Philister« spießbürgerlicher Anschauun
gen, die überspannte Verzückung für Na
tur und Poesie, das eigensinnige Schwei
gen in Gesellschaft, —mit einem Wort.die
ganze deutsche Gesühlsseligkeit, die mir
mein so gründlich vcrlei
dars ich mich nicht zeigen, Ivie ich bin,—
Ihnen gegenüber aber, mein Freund, darf
ich mich nicht verstellen, und da« thut mir
Ivobl, sehr wohl!
Sie ha'.wirklich ein v«rsühr«risches Lä
cheln, und in der Tiefe ihrer Augen liegt
«in Abgrund, dachte Marburg, während
ex. sie mit ruhigem Blick sirirte-seltsam,
dast der Jnslinct der Mutterliebe diesem
Weibe so ganz sehlt, sie ist Salonda
»u^Sohle.
Grade öffnete er die Lippen zu einer
schnieichclhasten Erwiderung des letzten
ComplimciitS. als dic Thür sich plötzlich
auslhat und Katharine rasch kerein
t^E
t»r Besuäi baben konnte,—und roch dazu
welchen BciuS!—ebenso wie ibr Erschei»
nen die Baronin unliebsam überrasckte,
ihre Tochter erst sehr viel spater
Das junge Mädchen stand ininitten
des Salons, und der NachmittagSsonncn
schein, den jene beide» so sorgfaltig ver
mieden, strömte durch das breite Fenster
goldig über sie her, als freue er sich sei»
ner Wirkung. Ein rascher Gang, fu
gend und Gesundbeit hatten die zarte»
Wangen leich. . Noth überhaucht, daß
sie der junge» Apselblüthe glichen. Das
knappe, dunkelblaue Kaschniireostüm, das
die kleinen Füße sehen ließ, konnte sich
an Kostbarkeit nicht entfernt mit der
schweren Seidenrobe der Mutter messen,
aber wie weich schmiegte sich der warm
gefärbte Stoff den schlanken, jugendli
chen Formen an, und wie reizend rahmte
der große runde Hut mit den nickenden
Federn das liebliche Gesichtchen ein! Bon
der Apathie und Indolenz, welche die
herrscht, plötzlich in einen stille», grünen
einander! Er hatte gesunden, was auch
sie fand : daß der Frühling eigentlich
noch nie so schön gewesen sei, als gerade
rin hatte er bann den Strauß gekauft
und gefragt: Habe» Sie die Blumen
winncndri» so schönt Veilchen
und Maiglöckchen ihre LieblingSblu
inen— gegeben? Und dazu blauer Hiiu-
daj Leben war
Auf baldiges Wiedersehen! sagte ihr
Vormund und stand aus. ihrer Mutter
die Hand lüssend, dann hielt er ihr sein«
Rechte hin. Sie legte langsam ihre kleine
Hand hinein und sah empor in seine Au !
ge», die einen trägen, bleiernen Blick
hatten, «atharine zog hastig ihr« Hand
ServuS, Freund Palmer ! Was treibt
Karlsthor? BeNolche^eleuchtung
und^W?d»^
Schlachlf/ld! idyl
che», Endziel: das Haus Ostens in der
Bayerstraße.
Osten nicht dahnin, er schließt den
Ich war erst vor wenigen Tagen
dort.
ni^ttS^aus^si^
Palmcr sträubt« sich nicht länger, er
ging sehr gern zu Ostens und in letzter
Zeit ganz besonders gern.
Es war gewissermaßen eine Liebe auf
den ersten Blick gewesen, welche ihn zu
«alharine von Wismar gezogen. Wäh
rend ihre Schönheit und vornehme Gra
zie seine Bewunderung als Künstler er
regte, nahn, die liebliche Unschuld, wel
che ihrem ganzen Wesen de» Stempel
ausdrückte, seine Seele gefangen, dazu
kam der seltsaincWechsel ihres wuSdrucks,
dn jetzt heiter aufleuchten,
»eß. Und als letztes Gefühl sprach das
Mitleid, welches die Tochter einer so
weltlichen, oberflächlichen Mutter tief be
klagte, kam die Hochachtung für ein so
junges Mädchen, das den heroischen Ent
schluß gesaßt, sich, den bestehenden Ver
hältnissen zum Trotz, einen eigenen Le
bensweg zu bahnen und selbstständig mit
einen, Dasein zu ringen, das ihr bisher
nur seine glänzende Seite, ei» mühelo
ses Erfassen alles äußcllichci, Luxus ge
zeigt ! Vornehm. Ivie ihre Erscheinung,
war auch ihre Seele.die sich frei zu erbeben
wünschte über jene Welt des Scheins und
der eonventionellen Lüge, in der sie zu
mußte cZ sei», dieses reiche Jnnenlcbcn
zu erwecken, ans Licht zu ziehen, die wie
eine Mimose zurückschreckende Seele, die
sich nicht hervorwagte aus Furcht vor
Verkennung.und Mißdeutung, dauernd
zu erwärmen ! War es nicht eine Aus
gabe, die einer treuen, tiesen Manneslie
be würdig sein konnte? Er hatte es doch
so oft gesehen, das holde, lindliche Lä
cheln, Frohsinn und Jugend hallen ihn
angestrahlt aus de» großen Äugen
vielleicht, ach, vielleicht ler»te sie es, ihn
zu lieben, und dann ja, dann! Ihre
Mutter wurde kein Hinderniß sein ; zu
deutlich zeigte sie das Bestrebe», ihre
Tochter gut zu versorgen, um ein- für
allemal jeder fernern Pflicht für sie ent
hoben zu sein ! Dann sah Gerhard Pal
mer sein Leben vor sich liegen, so einig
schön, so aufgefüllt, wie er es nie ge
teilte Kunst von trauen Freunden umge
ben,—fehlte wirklich noch etwas in dem
Jdealbilde, das seine geschäftige Phan
rasie sichdschuf? Wie wurde seine alte
jlatharine, die das Leben ini großen Stil
und in der großen Welt vorzeitig früh
reif, erust und mißtrauisch gemacht hatte,
erwärme» und sich verjünge» an dem
frischen, frohen Sinn, den die ewig jun
ge Seele seiner Mutter sich bewahrt I
Und glücklich wollte er sie inachen, ge
wiß, er konnte es,—er hatte ein großes,
freudiges Zutrauen zu sich selbst und sei
ner Fähigkeit des Beglücken? gewonnen,
—hatte er doch nie gedacht, geahnt, daß
er so lieben konnte! Waren in ihm doch
Stimmen laut geworden, die er früher
inen, die er nie gekannt, eine Schaf
fensfreudigkeit, eine Begeisterung, die
wie ei» unerschöpflicher Bor» ewiger Ge
bilde zu quelle» schien! Das alles liatte
die Liebe gethan, sie hatte ihn, sie hatte
die ganze Welt verwandelt, und die süße
Unruhe, das leidenschaftliche Stürmen
und Selme» in seiner Brust beängstigte
und beglückte de» bisher so ruhigen
Mann zugleich, er hatte sich die
Liebe seiner Mannesjahre als Jüng
ling halte er zahlreiche Schwärmereien
gehabt! —so anderz vorgestellt, so viel
sicherer! Nun überraschte ihn das eige
ne Gesühl in seiner Große und Stärke,
Manne ""»chmcuden
Sie lassen mich Monologe halten, mein
Bester, und sind vo» de« Gedankens
Wer ein Bild, wie die „verfolgten Chri
sten" im Pinsel hat, muß ganz anders
s c sagt^gcblieben
Auch das, wenn Sie wollen, Sie wan
delndes Orakel! Hier sind wir am Ziel.
Ist Ihre Tauie daheim, »ici» liebes
Kind 5
Jawohl! Wollen die Herren hier im
Vorzimmer d e Hüte ableg,'»,—ich weide
so ist— S h ,
Still! Hören wir lieber zu !
einstweilen
Der letzte Satz, der wie ein branden
de« Meer iin machtvollsten Aufbrausen
gipfelt, glänzender
zu folgen schien aufjauchzend^ wie in
unendlichem Glück klang die erschüt
terte Menschenseele aus diesen Harnio
nieen, schwang sich auf, rief in alle Welt
hinaus, was in ihr jubelte und tönte,
und riß die beiden Zuhörer derartig mit
sich fort, daß sie ihren Vorsatz vergaßen,
wie auf Verabredung aufsprangen und
am Schluß eine laute BeifallSsalve ga
ben.
Marcel hatte hastig die Thür aufge
rissen. In dem wohnlichen Salon saß
Katharine von Wismar an dem schönen
Steinwayschen Flügel, die Wange» leise
geröthet, ein sieghaftes Leuchten in den
an der ein^paar
gen; auch Frau Adele Osten, die in ei
nem stille» Eckchen andächtig gelauscht,
kam zun, Vorschein.
Sie habe» es gut zu Jhr«m Besuch
getroffen, meine Herren! rief sie fröh
lich. Nicht wahr, das war ein Hochge
nuß?
Marcel ergriff Katharinas Hand und
küßte sie mit großer Feierlichkeit.
Sie haben die Jahre unserer Tren
nung gut angewandt. Kathi, lassen Sie
sich Glück wünschen! Wenn Sie mit
meinen Leistungen eben so zufrieden
f«in sollten, wie ich mit denl hrige »,
so will ich froh sein! Sie könnte»
dreist, so wie Sie da gehen und stehen,
mit diesen Errungenschaften in eine»
Eoncertsaal treten und sich durch Ihrer
Hände Arbeit ein schönes Stück Geld ver-
Wer weiß, was geschieht! Vielleicht
rechtfertige ich noch einmal Ihre gute
Meinung, wenn man mir auf de», ge
fahrvollen Wege Hilst, wie man mir ver
sprach !
Sie sah zu Paliner auf mit einem ver
ständnißvoll fragenden Blick, aber er
schien sie nicht begreifen zu wollen, erlä-
Marcel trat zu der jungen Frau, um
»ach ihrem und ihres Kindes Ergehen zu
fragen, und unterdeffe» sagte Katharine
l«ise :
Warum antworten Sie mir nicht ? Ha
ben Sie Ihr »euliches Versprechen so bald
schon vergessen ?
Nicht vergesse» aber ich bin andern
Sinnes geworden!
Und warum ? Hat Ihnen mein Spiel
nicht gefallen?
Gefallen ist kein paffender Ausdruck
sür mein Empfinden, «rlaffen Sie mir,
bitte, sür jetzt jede eingehende Kritik,
ich sage Ihne» später ei»mal. weshalb !
'Nur das eine lassen Sie mich ausspre
chen, gnädiges Fräulein: wenn Sie je
mals diese Schumannsche Phantasie in
einem Concertsaal vor versammeltem Pu
blikum spielen, so solleS sicher nicht meine
schuld sein ich rühre keinen Finger
dazu, Sie in die Oeffentlichkeit zu brin
gen !
Sind Sie so wandelbar in Ihren Ent
schlüssen ?
Wenn eine stärkere Macht sie mir ent
windet—ja !
DaS ist eine bittere Täuschung! Ich
hatte nitth so sestaus Ihren Beistand ver
laffen, sagten selbst, ohne «inen er-
Sie halten mich für Ihren Freund?
Ich danke Ihnen! Aber Marcel ?
Marcel? Was soll das heißen?
Ist auch er Ihr Freund ?
Seine klaren, blauen Augen blickten
mit scharfem Forschen i» dic ihren
sie dafür, daß sie unter die-
Nun. das will ich meinen, ließ sichßeau
lieuS fröhliche Stimme hinter ihr verneh
men. Sie inquiriren ja trotz dem besten
mc Freunde und wollen eS bleibe» bis an
unscr seliges Ende, nicht wahr, Outari
na la biooU-t? Was drehen Sie so her
ausfordernd Ihren marlialischenSchnurr
bart. Palmer? Unsereins hat doch ältere
Rechts Ihre Bekanntschaft ist ja na-
sicalische» Genüsse kommen, warf Frau
Adele dazwischen, ich bin ganz glück-
eminal wieder gute Musik zu hören,
und mein Herr Sohn macht mit seiner
kräftige» Stimme eine andere Musik !
Kathi darf freilich nicht sofort wieder
spiele», die Phantasie war keine Kleinig
keit ! Aber Sie, lieber Palmer, muffe»
uns «in Lied zum besten geben! Was?
Nicht in Stimmung? Und das soll ich Ih
nen glaube» ? Seit wann leiden Sie,
mein besonnener Freund—an Stimmun-
Sie sind ja nicht unser hiesiger
lyrischer Tenor, der mit seiner Berühmt
heit kokettirt und durch langes Weigern
Das freilich nicht! Allein ich babe w«
»ig gesungen in lebte- Zeit, und ob unter
den Noten Ihres Mannes—
Hilst Ihne» alles nichts, lieber
Freund! Hier ist Schuberts Wände
rer, „mein LieblingSlied Katbi", wird Tie
gern begleiten. Herr Beaulie» und ich
bilden die Zuhörerschaft und die Kritik
zugleich!
Die muntere junger« Frau stellte das
aufgeschlagene Heft auf das Notenpult
und zog sich mit Marce! auf einen kleinen
Divan in, Hintergründe des Zimmers zu
rück. Wir warten!
Noch vor fünf Minuten würde Ger
hard den melancholischen Grundzug die
ses LicdeS schwerlich getroffen haben,
ihm war nichts weniger als melan
cholisch zu Muth« g«wesen l Jetzt war'
im i. "ch^>
heute habe ich mit besonderesHingabe ge
sungen, denn ich wünschte, daß mein Ge-
lhren Beifall hätte.
förmlich zwinge», auf die Begleitung acht
zu gebe».
Also Sie sind mild und versöhnlich ge
—ist das Diebstahl
sich schuldig gemacht?
Ja! Ist dieses ehrliche Bekenntniß
nicht schon der erste Schritt zur Besse-
Wenn Sie das Entwandte nicht zurück-
so ist Reue und Bekenntniß
DaS klingt räthselhaft. ES bliebe Jh
sich mit dem Eigenthümer, der vielleicht
human genug ist, Ihnen den Raub zu
überlassen.
Eben das wollte ich thun, Sie haben
mir aus der Seele gesprochen. Urthei
len Sie selbst: ein Maler meiner Be
kanntschaft ist mit einem großen, histori
schen Gemälde beschäftigt: Zusammen
kunft verfolgter Christen zur Zeit Domi
tians ! Es ist, wie Sie sich wohl wer-
und Unschuld, gepaart mit einer gewissen
Thatkraft, die Standhaftigkcit im Lei
den, Geduld in! voraussetzen
Pinsel Gestalt, denAuS
stalt
erwideNe^
Sagen Sie Ihrem Freunde, nian wolle
ihm den Diebstahl verzeihen, wenn man
sich überzeugen darf, ob er in jeder Hin
sicht gelungen ist.
Ein freudiger Schreck durchzuckte den
Maler, sie wollte sein Atelier besu
che», seine Bilder sehen; er neigte sich tief
herab, sodaß der feine, fast unmerkliche
Dust ihres seidenen Blondbaares ihn
anhauchte, und entgegnete mit stockender
In einigen Tagen ist bin ich ist
das Bild größten Theil fertig, man
ich soll das Geinäld« einer Verstorbenen
fertigen, dic ich nie gesehen, mit alleini
ger Hilfe mehrerer Photographie» und
einer Haarlocke.
Wahrend er ihr des nähern feine Be
kanntfchaft mit dem seltsame» alten
Manne schilderte, stiisterte Marcel Beau
lieu seiner Nachbarin zu i
Dic beiden Herrschaften am Pianosorte
scheinen sich ausgezeichnet gut über Musik
Was meinen Sie, Frau
Aber Beaulieu, ich bitt« Sie, was fällt
Ihnen ein?
Etwas sehr Verständigesund Hübsches,
was Ihnen als kluger Frau entschieden
selbst schon eingefallen ist; junge Frauen
stiften immer gern Ehen. Sie schweigen
Oder auch Erstaune» ! Ehrlich gesagt,
ich glaubte, Sie hätten selbst einJnlereff-
Gescheidte Leute können auch einmal
irren , ich habe Kathi von Herzen
gern, aber schöne Mädchen sind für mich
nur zum Bewundern, zum Heirathen
Nie ? Das klingt ja ganz bedenklich !
Marcel antwortete nicht, sein frobeS
Geficht war plötzlich ernst geworden.
Schöner nnd verführerischer als Ger
hard ist er, sagte sie z» sich, und doch,
wenn ich Kathi wäre, ich zöge jenen un
bedingt vor. Sieht Marcel Bcaulieu
den soll, ihre Stütze, der
sie sanst und fest durch das Leben sührt?
.vreilich, wen» ein Mädche» liebt, so
sinn» es nicht »ach über dergleichen Din
ge, und grade Kathi hat trotz ihrer lieb
lich-ruhige» Außenseite ein stark und beiß
schlagendes Herz! ich weiß es lange
schon.uiid hätte ich eS «och nicht gewußt, so
würde eS mir ihr beutiges Spiel verrathen
haben. Wer so spielt, ist leidenschaftli
cher Empfittdungen fähig, und die fragt
nicht nach einer gediegenen Grundlage
ehelichen Glücks. Ich sollte aber den
ken, solche Männer »vi« Marcel, hübsch,
elegant, bestechend, mußte Katharine in
ihrem bewegten Rcisclebcn vielfach ken
nen gelernt habe», Mensche» ivie Pal
me, tominen sicher viel seltener vor; er
edler Charakter, und dabei dieses war
me Herz, dieser reine, heitere Sinn!
Und wen» sie erst seine Bilder ficht, die
so köstlich sind, und sich sagt, daß dieser
Mann eine große Zukunft hat. daß sie
ihr Glück aus einen Felsen gründet
wenn die beide» ein Paar würden, es wär«
zu schön! Und in meinem Hause haben
sie sich kennen gelernt, bei mir mußten
sie sich auch verloben, ja, das ist alles
recht gut—aber wenn Kathi nun Marcel
liebt?
Frau AdelenS Gedanken yatlen den
Rundgang geinachl und Ware» bei ihrem
beschloß, ihr« Freundin sofort aus die
Probe ui stellen.
sie das Kind, das unter Aufsicht der Wär
terin spielte, und sagte da»» ohne Uin
schweisei
Weißt du, Kathi, ich glaube, Marcel
hat eine tiefere Herzensneigung für ir-
Sie beobachtet« sie scharf, aber kein
Zug in dem Gesicht, das si« so gut kann
te. veränderte sich, der durchsichtige Teint
blieb mattweiß, wie ein «ai»elie»blalt,
, und ruhig, wenn auch mit offenbarer U«-
! berraschuiig, begegnete» die Augen ihrem
Ich kann eS mir nicht denken! Die
er Schmetterling und eine tiefere Her
zensneigung! Aber freilich hast du
einen ganz besonders richtigen Blick
für dergleichen! Woher hast du diese
Idee, und wer meinst du, daß es sein
könnte?
Ach, eS ist ja nichts Käthchen, gar
nichts, —es war nur eine Falle für dich,
ja, schilt mich nur aus! Ich dachte,
du könntest dich für ihn intercffiren, siehst
du, u»d da stellte ich dich auf die Probe,
—Gottlob, daß du sie gut bestanden hast,
ich war förmlich besorgt um dich,—de»»
sich, der Man», den du einmal heira-
""ic sein, den den
rimentiren, warte, das will ich dir ge
denken l Und mich mit Marcel im Ver
dacht zu haben, den ich im Geist immer
vor mir sehe, wie der Ziegenbock ein
mal auf ihn losging und er Fersengeld
gab!
Und Kathi umarmte die Freundin und
plauderte und lachte, aber AdelenS ersah-
sah doch die Rothe der Zier
ten zu hindern. i 112 g
Spät am Abend trennte man sich,
Beaulieu hatte eine Verabredung mit
einige» Bekannte» getroffen und sich frü
her schon verabschiedet, und Gerhard Pal
mer begleitete Katharine nach ihrem Gast-
i e seh l s > i der^
der, im dunkeln Blau, und wie au/lich
tem Golde geprägt stand die MondeS
scheibe im Aether. Still wars aus den
Straßen München ist eine ruhige
Stadt, abgesehen von dem vielfachen
Fremdenverkehr —, selten nur begegnete
ein vereinzelter Wanderer dein Paar, das
in eifrigem Gespräch daherkam. Auf
dem Marienplatz" funkelte das Mutter
gotteSbild im Mondschein, der bleiche
Reflexe über da« goldene Gebilde goß,—
an der Hauplsrontdes im schönsten gothi
schen Stil erbauten neuen Rathhauses
das Muster eine« klaren Spitzengewebes
hervor und der Schatten wars diesel
ben Arabesken ans dunklem Grunde
auf das Straßenpflaster zurück. Lang
nachhallend scholl der Fußtritt und weckte
ein schwaches Echo, mit tiefem Dröh
iien schlug die Rathhausuhr die elfte
Ich werde in dieser Woche ein paar
Tage fern von München zubringen
und einen paffende» Sommeraufenlhall
für mich und meine Mutter im Gebirge
suchen, sagte Herr Gerhard. Man hat
mir ein Logis an, Walchensee sehr ge
ruhn,t, ich will es mir einmal ansehen.
Sie verlassen die Stadt so bald noch
nicht?
Ich weiß eS nicht, e« hängt von meiner
Mutter ab.
Er sah auf seine Begleiterin nieder,
die im blaffen Mondlicht fast ätherisch
zart aussah. Undine, sagte er unwillkür
lich zu sich, so nannte man sie bei jenem
Fest, und wahrhastig, die Bezeichnung
paßte aus sie. —'
In den „Vier Jahreszeiten" war noch
alles Leben und Bewegung. Der letzte
Bahnzug hatte viele vornehme Reisende
gebracht, Wagen fuhren ab und zu,
Glocken ertönten aus allen Etagen des
riesigen Gebäudes, geschäftige Diener
liefen die Treppen empor eS war ein
Helles, bunteS, bewegtes Bild, ein seltsa
mer Contrast zu dein weilen, stillen Ma
rieuplatz, niondbeglänzt, stumm und sei-
Katharine war allein, ihre Mutter
war bei Frau v. Heinsdorff und würde
vorauZsichtlich so bald »och nicht heim
komme». Noch einmal überdachte sie
den heutigen Abend, ihr war so wohl
bedeutete, sie hatte nie ein Heim beses
sen ! Unstät war sie von Ort zu Ort ge
zogen, ihrer
poetische Stimmung über dem Ganzen?—
oder lag dieselbe in ihr? Sie fühlte,
sie wußte es plötzlich, der Abschied von
München würde ei» großer Schmerz sür
sie sein!
Buch und ein Bild; ein vornehmer Män
nerkopf, düster und schwerninthig im
Ausdruck,—die Tochter sah lange, lange
darauf nieder, bis sich ihr Blick verdun
kelte.
Warum habe ich dich nie gekannt?
Warum mußte ich dich früh, ach. so früh
verlieren? Tu hättest mich geliebt, ich
weiß es, denn meine Art ist die deine,—
sie sagen es alle, geistig und körperlich sei
ich d«in Ebenbild! Wärest du jetzt bei
mir, Wir
der Staub der Welt trüb
se» geinacht hat vor der Zeit, Glück, vol
les, wirkliches Glück kennen lernen?
Soll die Siegerin, die Königin, der alles
sich beugt, einziehen in seine Tiefen, !
die >
genblick das Haupt, wie überwältigt vo»
einer fremden Macht, dann schlug sie
rasch, wie um ihre Gedanken in eine an
dere Bahn zu leiiken, das kleine Buch
auf, eS war eine englische Ausgabe
von Byrons ausgewählten Gedichten und
auf das Titelblatt hatte ein« Männer-
Hand die ergreifenden Wort« geschrieben,
mit denen der große Dichter am Eingang
seines „Oliiliio Uaro il" sei» fernes
tlind begrüßt:
Hast du der Mutter Antlitz. füßeS Kind,
Du einz'ge Tochter all mein Glück und
Hoffen?
Als ich zuletzt i» deine Augen sah.
Wie lachten sie so kindlich froh und of
fen!
Dann schieden wir,—doch scheid ich jetzt
So ist eS hoffnungslos,—so ist'S für im
„Fiir immer!" Die Lippen der ver
wa>nen Tochter sprachen «s tonlos nach
siel Thräne aus Thräne »ied«r.
(Fortsetzung folgt.)
Alt-England in Gefahr!
Der britische Löwe von allerhand
Fährniß umdräut! Das ist eine alte
Geschichte, wird Jedermann denken,
viel Feind-, viel Ehr'. Diesmal meinen
wir jedoch «ine neu- G-sahr, die im All
gemeinen noch unbekannt ist und deren
Kenntniß wir, wie immer, einer trefflich
unterrichteten Quelle verdanken. Es hat
nämlich eines der grüßten Schnittwaa
rengefchäste in London, um das Geschäft
der bevorstehenden Frühjahrsfaifon leb
hafter zu machen, fünfzig junge und hüb-
Iche Mädchen zur Besorgung seiner Ge
schäftsreisen angestellt. Fünfzig Reise
tanten an Stelle eines halben Hundert
Reiseonkel werden eine Umwälzung im
Waarenverkehre bewirken. Und zunächst
eine erfreuliche, den Ausschwung der Ge
schäfte verbürgende, immer glänzendere
Geschäft« verheißende. Was wirdßeise
tanten leichter sein, als sich Erinäßigun
gen aller Eisenbahn-Fahrpreise zu ver
schaffen, überall, wo sie wollen! Die
besten Zimmer in den Gasthäusern, die
weichsten Betten, die süßesten Erzeugnisse
der Eonditorkunst natürlich unter
Vernachlässigung der Suppen und Bra
ten^ — erlösten di«Damen,di« in Calico,
Der Wirth stellt den Vertreterinnen
des Handels- und Spitzbubengottes die
Hotelequipage zur Verfügung und beglei
tet sie mit ihren Musterkosfern zu den
Kleinhändlern der Stadt. Ihne» gegen
über hilft kein „augenblicklich beschäftigt
fein", keine Klagen über den schlechten
Geschäftsgang, keine Uebelfüllung des
Waarenlagers. „Würden Sie so freund
lich sein, nur einen Blick auf meine Mus
ter zu werfen?" „Zuversichtlich, mein
gnädiges Fräulein, ich bin außerordent
lich glücklich, die neuesten Erzeugnisse
Ihres geschätzten Hauses bewundern zu
dürfen. Superb, tranSscentendal,
himmlisches Muster, Preise über
raschend niedrig in der That. Würden
Sie vielleicht dieser Spitzenpelerine noch
mals das holde Glück gönne», Ihre rei
zenden Schultern schmücken zu dürfen?
Ich habe nie in meinem Leben etwas
so Anmuthiges gesehen. Herr Schaas,
könnten Sie in Ihrem Departement nicht
einige Groß Spitzcnniantillen brauchen?"
Die Reisetante wirft dem Kaufmann
einen Blick zu, so halb von der Seite,
halb von unten, halb gerade aus, einen
Blick, der nicht zu beschreiben ist, der ge
fühlt werden muß und gesuhlt wird.
Dann wandern die braunen Auge» zu
Herrn Schaas und verheißen ihm ein
Paradies, wenn das Loch im Spitzen
dcpartement sich als recht groß und tief
herausstellt.
Die Bestellung fällt pyramidal auS.
Di« Reisetanten machen Geschäfte, die
in der Geschichte des Handels der engl!
fchen Weltstadt unerhört sind. Alle Häu
ser, welche noch mit Reiseonkels arbeiten,
werden an die Wand gedrückt; sie müssen
ebenfalls Reisetanten engagiren. Der
Geschäftsreisende, der. allerdings mit
vielen Ausnahmen, dein Runden gegen
über ein dcinüthiger Kriecher, allen an
deren gegenüber ein anmaßender Patron
war, wird durch die Geschäftsreisende er
setzt, welche die Kunden beherrscht, die
anderen bezaubert. Fassen wir aber die
Kehrsei:« der Medaille oder Reisetante
in'S Auge!
Die Runden haben über Bedarf ge
kauft. Die Stunde kommt, da sie be
rappen sollen. Die Waarenlager sind
unverkäuflich. Das Weib des Kunden
waltete, vom Galten geliebt, mit Per
Kreise. Die Reisetant« hat den Teufel
der Eifersucht in ihr Herz gepflanzt, die
Wirthschaft geht hinter sich. Herr
Schaaf, der sich früher niemals irrte,
weiß nicht inebr, wie viel 2 mal S ist.
DaS GroßhanvlungshauS in London
wartet vergeblich auf Rimessen. Wer
nicht erhält, was er zu fordern hat, kann
nicht bezahlen, was er schuldet. Es
kracht in allen Ecken. Die von außen
bedrängte Britannia leidet unter Leib
schneiden im Innern, ihr Handel ver
bürgte ihr die Weltherrschaft, die Reife-
Ernst L. Bromley in Stoninaton,
Conn., ist l 9 Jahre alt und der Sohn
eines wohlhabenden Fleischermeisters,
außerdem aber eine höchst romantisch an
gelegte Natur. Er las mit Vorliebe
Enlsübrungsgeschichtcn und zwar meist
im Schafstalle feines Vaters; die schön
sten Stellen Pflegte er sich laut vorzule
sen und machte hierdurch, wie sein Vater
jagte, alle Schöpse rebellisch. Daß seine
niit einer beginnen
und Ernst eine Entführung vorschlug,
vo» dieser Maßregel, die bei der Einge
bung von doch immerhin di^
nehmendem Äeußern anbahnen könne.
In vier Wochen gingen tSV Briefe
unter angegebenen Chissr^
Töchterlein eines beinahe reichenßäckers,
willigte ein, sich «ntführen zu lassen.
Als Rosa und Ernst in einer der letzten
Nächte sich mitten auf der Leiter vom
Schlafkämmerlein der letzteren in den
schickt, Ernst seinem Vater zugeführt und
von diesem in den Schasstall gesperrt.
Am nächsten Morgen wurde das Paar
auf Grund Beschlusses der nachbarlichen
Väter von Richter Hewitt getraut, Ernst
schwört aber, daß er Rosa nie als seine
Frau anerkennen nnd sich demnächst seine
In China werden die En
ten in großen Heerde,, auf «ahnen an
die Seelüfte geführt und dort aufgefüt
tert, wo sie Austern, Muscheln und See-
Jnfelten finden. Da mehrere Fahrzeuge
mit Enten so vermischen
eilt jede Bande nach ihrem Kahne? Solche
große Entenschiffe auf dem Flusse bei
Canton enthalten Tausende und Aber
tausende von Enten. De« Morgen» früh
werden die Thierchen ausgetrieben und
dem Waffer herum; weni/alxr Abends
der Herr des Fahrzeuges vom Schiffe aus
sich hinabläßt und mit der großen Schelle
Seiten, um zuerst au?das Schiff zu ge
langen, da die letzten jede« Mal Prügel
bekommen.
Aerschied-»-^.
Die letzten Nachrichten
aus dem Sudan haben in London, wie
, die „World" erzählt, einige tragikomi
! sche Austritt« herbeigeführt. So erfuhr
die Frau des englische» Generalissimus,
! Lady Wolseley, die erste Nachricht von
l dem Falle «Hartums von dem Straßen
kehrer sie aus ihrem Spaziergange
beikam, bemerkte ihr der reinigende
Eckensteher nach Empfang seines Pennv
theilnahmvoll: „Bin sehr traurig über
die bösen Nachrichten, Mulady." „Wel
ch- Nachrichten ?" fragte sie. „Der Fall
«Hartums!" „Unsinn!" erwiderte sie.
Zwei Stunden später erhielt sie vom
Kriegsanite die Bestätigung dessen, was
der «ehrer im „Daily Telegraph" gele
sen. Der zweite Austritt fand in der
Westminster-Abtei statt. Der Dechant
hatte gehört, daß Görden gerettet sei; er
flüsterte die Ente dem Erzbischos von
Eanterbury zu und dieser verkündete sie
von der Kanzel. Die Folge war, daß
die Telegraphen-Agenturen die Nachricht
in ganz England verbreiteten.
Ein eigenthümlicher Ehe
scheidungeprozeß wurde dieser Tage in
Berlin entschiede». Der «aufmann Sa
lomen aus Weißens« hat 35 Jahre mit
seiner Frau zusammengelebt, in der Ehe
sind sechs Kinder geboren Ivorden, und
trotzdem trat er mit einem Male mit der
Behauptung hervor, er leb- mit seiner
grau im Konkubinat und beantrage be
züglich der Richtigkeit seiner Behauptung
die richterliche Entscheidung. Obgleich
eine vor dem Rabbiner eingesegnete Ehe
als rechtsgiltig angesehen werden kann,
so ist doch durch vas Gesetz vom S 3.
Juli 1847 ausdrücklich bestimmt, daß
dies nur der Fall sein könne, wenn die
Ehe vor dem Gericht geschlossen ist. Sa
lomen behauptet nun, seine Ehe sei nach
Erlaß dieses Gesetzes geschlossen, jedoch
nur nach jüdischem Ritus von dem Rab
biner, sie habe daher gesetzlich keine Gil
tigkeit. Da schriftliche Dokumente über
die Handlung nicht beizubringen waren,
so wurde ihin der Eid zugeschoben, diese
Behauptung zu bekräftigen, und trotz der
VorstekMngen des Vertreters der unglück
lichen Frau, Rechtsanwalt Dr. Stranz,
und des Gerichtshofes, leistete ihn Salo-
Ehe als nicht zu Recht bestehend getrennt
und die aus derselben hervorgegangenen
und theilweise schon verheirathete» Kin
der als illegitim erklärt werden.
Seit einigen Wochen ist
in Güttingen eine Einrichtung in Funk
tion getreten, die wahrscheinlich in
Deutschland nicht leicht ihresgleichen
finden wird : es ist die Einrichtung der
Schulbadeanstalt für Kinder der Volks
schulen. In dem Souterrain der einen,
erst vor wenigen Jahren erbauten Volks
schule ist ein geräumiges, heizbares Bade
nmmer hergestellt, in welchem je nach
Bedarf warme oder kalte Bäder ge
nommen werden können. Hier baden die
Schüler und Schülerinnen der Anstalt
unter Aussicht klaffenweise. Die Bade
zeit ist in die Unterrichtszeit gelegt, und
zwar so, daß nach genommenem Bade die
betreffenden Schüler wenigstens noch eine
Stunde unterrichtet und nicht sofort an
die kalte Lust geschickt werden. Die Ab
neigung, welche manch« Eltern anfangs
gegen diese Neueinrichtung an den Tag
legten, ist immer mehr geschwunden, so
daß jetzt nur noch eine ganz geringe 8-hl
von Kindern an den Bädern nicht theil
nimmt. Bei der großen Schülerzahl
kann jede klaffe vorläufig nur alle 14
Tage an die Reihe kommen. Aber auch
das ist schon ein Gewinn.
Das Programm zu der
fünfhundertjährigen Jubiläumsfeier der
Heidelberger Universität, über welche be
reits berichtet wurde, ist wie folgt festge
stellt worden i Montag, Vorabend:
Versammlung der auswärtigen Deputa
ten ; Begrüßung der Gäste m der Fest.
Halle. Dienstag, I. Tag: Festgottes
dienst : offizielle Ansprachen der auswär
tigen Deputationen in der Aula und
Abend« Fest auf dem Schlosse. Mitt
woch, S. Tag: Festzug zur Heiliggeist
kirch« und Hauptfestrede des Prorektors
dortselbst; Hauptfestmahl im Museum
und Fackelzug. Donnerstag, 3. Tag:
Ehrenpromotionen. Freitag, -t. Tag:
Historischer Festzug und Abends Fest
commers. Sonnabend, S. Tag: Ver
schiedene Ausflüge und Schloßbeleuch
tung. Was den historischen Festzug
betrifft, so wird derselbe aus drei Thei
len bestehen. Der erste Theil bringt den
kurfürstlichen Hof in drei verschiedenen
Abtheilungen, und zwar zur Zeit der
Gründung der Universität, Rupprecht I.
mit Gefolge ; diese Abtheilung ist wesent
lich kriegerischen Charakters. Es folgt die
Zeit Otto Heinrichs, letzterer umgeben
von Künstlern und Männern der Wissen
schaft, und drittens die Zeit Friedrichs
V. Der zweite Theil wird die Univer
sität zur Zeit ihrer Gründung vorführen,
serner die Studentenschaft der fünf
Jahrhunderte, und endlich mit einer
allegorischen Darstellung der Wiederher
stellung der Universität wird das groß
herzogliche HauS Baden schließen. Der
dritte Theil des ZugeS repräscntirt die
Stadt Heidelberg mit ihrem Ratb, ihrer
Bürgerschaft und GeWerken, wobei nur
geschichtlich bedeutende Momente oder
Trachten zur Darstellung kommen sollen.
An geeignetem Orte ist endlich die Vor
führung lebender Bilder mit verbinden
dem Text geplant.
Ein entsetzliches Faini
liendrama hat sich dieser Tage in Buda
pest abgespielt. Der ehemals vermögende
Uhrmacher Franz Seiler, »2 Jahre alt,
hat sich, seine 45jährige Gattin, seine
14jährige Tochter Mathilde, seinen IN
jährigen Sohn Andor, seinen I fahrigen
Sohn Franz und seine l Ijährige'Tochter
Bianca v«rgift«t. Das Eller,ipaar und
die Tochter Mathilde wurden als Leichen
aufgesunden, die dr«i anderen Kinder
sind noch am Leben. Tags zuvor war
die ganz« Famili« noch im Volkstheater,
von wo sie in ihre Wohnung heimkehrte.
Die Mutt«r kocht« Thee, von welchem
Alle tranken, worauf sie sich zu Bette be
gaben. Um zwei Uhr wachte der !2jäh
rige Franz aus, weil er ei» Unwohlsein
verspürte und rief nach seinem Vater, der
aber nicht antwortete. Auf das Geräusch
erwachte» auch Andor und Bianca, die
gleichfalls Schmerzen im Magen verspür
ten. Andor machte Licht und da bot sich
dsi, Kindern ein grauenvoller Anblick
dkl- Der Vater, die Mutter und die
14,!Hrige Schwester lagen mit verzerrten
Zügeittodt im Erst jetzt wurde
Benehmen der Eltern klar. Sie waren,
nachdem sie vom Theater heimgekehrt,,
sehr aufgeregt. Eine« der Kinder erin
nert sich auch, daß die Mutler außer
Zucker noch etwas Andere« in den Th-e
gegeben, wie sich jetzt herausstellt. Gift.
Erst am Morgen «halten die Kinder ihre
entsetzlichen Wahrnehmungen dem Haus
nuister mlt. Bald darauf erschien «ine,
polizeiliche Commission. Die
wurden in die
am Leben gebliebene» I>i»A >"
Spital gerafft. Die leA ,
nach angewendeten kräftig"/«.
teln bald außer aller GeU?
ten verhört werden.
verzweifelten That js.,
btt Ah-' >ie Eltern
zinsjchuld"v°n N
P-r,.e,gkrung ,h„en
ihr« letzt. Hab« werd«n sollt«.
«rft- Li»b«.
> Hans sitzt in Nachbars Gartenhaus
r Und bei ihm Nachbars Gretel, .
Er schlingt den Arin um ihren Hals
r Und herzt und küßt da« Mädel.
> Er schwört ihr. ew'ge h«il'ge Treu
Heg' er für sie im Herzen;
Für „sie" ging er selbst in den Tod
Und scheue keine Schmerzen.
Da plötzlich geht die Thüre auf,
Und ohne viel zu sagen.
Nimmt der erzürnte NachbarSmann
Den Hans'l an d«n Krag«n.
Er langt nach seinem Haselstock
Und klopft den Hans'l weidlich.
Dann wendet er zur Gret'l sich
Der Hans'l drückt sich seitlich.
Solch traurig, tragisch Ende nahm
Die erst- junge Liebe.
Denn Gret'l denkt an Vater« Zorn
Und Hans'l an die Hiebe.
Txtti srotti.
A . „Ist es denn wahr, daß der Tra
'Dichter Dr. Hungerleider gestorben
>lt B.: „Jawohl, man hat die Leiche
obduc.rt."—A.: „So! Woran ist er
denn gestorben?"—».: „Er
putsche Schillerstiftung im Magen?e> c.
Welches ist der Unterschied zwischen
einer Papierfabrik und einem Wirths
hause ? Antw.: In Ue Papierfabrik
trägt man die Lumpen, aus dem Wirth«-
hause wirft man sie hinaus.
Wae ist der Unterschied zwischen Milch
und Häring?-Antw.: Die Milch ist für
die Katz und der Häring für d«n Kater.
Zeitg«mSß. Nun. Herr
Mayer, wohin so eilig? Wieder drin
gende Ver-lnsgeschäfte?"—„Es geht jetzt
etwas ruhiger. Ich habe nämlich das
Vereinsleben endlich gründlich satt be
kommen und bin aus dem Turn-, Schüt-
zcii-. Schwimm- und Alpenverein, sowie
aus dem Schach-, Touristen- und Veloci
pedclub ausgetreten, damit ich meine
ganze Kraft der Gründung eines neuen
Unternehmens widmen kann." ,Was
ist denn das für ein Unternehmen, wen»
man fragen darf?" „Ich gründe nun
einen Verein ausgetretener, ehemaliger
Veremsmitglieder!"
—I« nachdem. Zwei Sonntags-
Jägern werden bei einem Treibjagen die
Plätze nebeneinander angewiesen. Da»
Treiben beginnt, und nicht lange dauert
es, da springt »wischen Beiden aus dem
Dickicht ein Reh heraus, da« durch die
abgegeben Schüsse der beiden
schützen niedergestreckt wird. „Aber
den Bock hab' ich 'mal gut getroffen,"
ruft der Eine, „der hat den Knall gar
nimmer gehört." „Was. Du willst il>„
geschossen haben ?" ruft der Zweite, „Ich
hab' ihn geschossen I" Ein Wort gibt
nun das andere, Jeder besteht mitZähiakeit
auf seiner Meinung—als der in der Nä
he stehende Förster, welcher die beide»
Schüsse gehört hat, herbeikommt. Er
tritt zu dem erlegten Wild hin; doch
kaum hat er einen Blick darauf geworfen,
als er sich an die beiden Nimrode wendet:
„Wer von Euch hat denn diese Geis ge
schössen?" Verblüfft schauen sich die
Missethäter an, und verlegen deutet Ei
ner auf den Andern mit den Worten:
„Hab' Ich's nicht gleich gesagt, daß D»
sie geschossen hast!"
Aus der Schlinge gezo
gen. Frau: „Lieber Mann, Du zö
gerst immer so lange, bis Du mir etwas
kaufst. Dist Du mir denn nicht gut?"
Mann: „Im Gegentheil, ich bin Dir
so gut, daß mir für Dich nichts gut ge
nug ist."
Aus der Rechen stunde,
„Denke Dir, ich habe in meiner Tasche
!> Thaler und leihe mir von Deinem Va
ter 7 dazu; was hab« ich dann?"
„Schulden, Herr Lehrer!"
Scharfer Geruch. „Was
für einen feinen Geruch unser Herr Ge-
— das gar nicht zum
ri«ht gegen die Küche zu. geht
und sagt zu seiner Frau : „Gelt, Schatz,
Du hast mir ein sricassirtes Kalbfleisch
gemacht ?"—„Nein", sagt die Frau Rath,
»es Aber denk',
wirklich fricaffirtes Kalbfleisch inachen,
aber der Metzger hat das Fleisch dazu
nicht gebracht!"—„Hat der gerochen, daß
ihm seine Frau ein sricassirtes Kalbfleisch
gemacht haben würde wenn der Metz
ger nicht 's Fleisch dazu vergessen hätte!"
-Wechselbeziehung. A.:
„Schreibst Du schon wieder an Deinen
Alten? Diese Kinderliebe ist ja rüh
rend."—B.: „Ja, weißt Du, man sucht
doch gern die Wechselbeziehungen mit
dem elterlichen Hause aufrecht zu erhal
ten."
Erschnappt. (Ein zweifel
hafter Fremder kommt zum Juwelier und
bietet ihm mehrere werthvoll«, ungefaßte
Steine zum Katff an.) Juwelier (die
Steine betrachtend): „Waren sie schon
-inmal gefaßt? Fremder: „Die Steine
Ich—nein!"
Rückwirkung. Tourist: „Sa>
,en Sie, hat hier nicht vor einigen Ta
zen Einer den Hals gebrochen?"— Füh
rer (sich besinnend): „Ach ja! Aber Si«
»Üssen berücksichtigen der hat schon
lange ein Halsleiden gehabt!"
-Kinder-Logik. Mama (zu
hrem verzogenen Töchterlein): „Elsa,
etzt bist Du aber ruhig! Es ist nicht
»ehr zu ertragen — immer mußt Du das
etzte Wort haben !" Elsa: „Das ist
>enn vorher schon wiffen, daß Du n?ch!s
Papa: „Wenn du hübsch fleißig
>ist. Emilie, dann machen wir in den
Serien ein« R«if« zusamnien. Welche
»eise wär« Dir denn am liebsten ?"
Zmilie: „Ach, Papa, «in« Hochzeits
reise !"
-Unterschied. A:„Esistdrch
vunderschön, wenn Mann und Frau
tetS derselben Meinung sind!" —B:
.Gewiß, nur macht es einen sehr großen
Unterschied wessen Meinung es ist!"
Mißglückte Selbst Ver
theidigung. Richter: „Wie kommt
Zhr zu der unerhörten Rohheit, einen
vchrloS Daliegenden, den Ihr gar nicht
"rnnt, so zu prügeln?" Angeklagter:
Ich hab' ihn für den Hubersepp gebal
cn, der mich schon so oft zeärgerl hat!"
Richter: „Das ist nicht möglich!
viese beiden Menschen baben „ich,
lerinaste Aehnlichkeit
>l>Mllagter: im Gesicht freilich
veil er d.'?uus gelegen ist!" gehr>>«»
gehr>>«» denn Freund
Will denn der nicht bald beira»
tben?" —„Aber, liebster Freund, >i. ist
cin solcher Weiberseind, daß er sich an
scmem Hochzeitstage chloroformiren las
sen würde."
— U n v e rbefferli ch.
ler : Wochen, schätz' ich !" Pr»
ren° was Euch Alter
„Nischt als Schnaps, meine Herren!"