Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 21, 1881, Page 3, Image 3

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    Ausländisch- Nachrichten
vrovtn»
B«rltn. Di- Bksitzerin be, Tha
liatheater«, di« Wittwe de« verstorbenen
TheaterdirektorS Callenbach, will da»
Theater, da» als s-lch-S nicht mehr
prosperirt, um 255.000 M. entweder an
di- Ob-rpostdir-ktion -IS Ps-rd-depot
oder an «in große» Produklengischift
verkaufen, da» au» dem einstigen Mu
sentempel «in«n Lagkrplatz für Lum
p«n und Knochen beabsichtigt.
Der vollständig verkommene Stadt
reisend« Richild Schütz versucht« in dem
»on ihm btwohnlkn Zimmer In R°s«n
lhaleritraße 3 seine G-iiedte, die Schnei
de,',, Louis« Bleibich, di- -r zu flch ge
lock, sowi« siw s«lbst durch Koh
lenM «u ersticken. Er bestrich zu die
sem Behus den Boden und die Wände
mit Petroleum, wars Kohlenstaub darauf
und steckte da« Ganze in Brand. Das
Feuer wurde jedoch von Außen bemerkt
und die LebenSiibtrdrüsstgen heiauSge
holt, nachdem di- Thür gesprengt war;
sie wurde» in beinahe hofsnunztlosem
Zustand nach dem Krankenhause gebracht.
Fr«ienwald«. Am Hause de«
Kaufmann« W. Kalbe befinden sich al,
äußerer Schmuck die Portraitbüsten der
Künstler Schlüter, Rauch, Schinkel und
Elkner; letzterer ist der Erbauer de«
Hauses. Am IS. März nun, dem hun
derljährigen Geburtstag Schinkels, war
dessen Büste mit eimm Lorbeerkranz ge
schmückt.
Provinz Pommer«.
St«ttin. Der verheirathete Bau
unterneymer Hamann hier und seine
Crnenbine N. Woddow wurden in Haft
genommen, weil dringender Verdacht ge-
Löcknch lebender» Ehefiau des H., um
dieselbe au« der Welt zu schaffen, «in
Pack«t mtt »«rgisteten Eßwaaren geschickt
haben. In Folge de« Genusses der ver
giften Speisen N schwer erkrankt^.
K igS b g. hiestge^Ver-
Humsch hat sich in seiner Wohnung
Mem «l. D«r am 11. Dezbr. vor.
I. wegen vom Echwurgiiichtc
Provinz Wefipreu»«».
Da nzi g. Zur Abwehr von Noth-
dieses NerbrechiNS ist denn auch ter
Arbeiter Eont hier, welcher die That aus
Nach« begangen haben soll, verhafte!.
Rogasen. Der Israelit« L-cynSky,
welcher sich früher größlentheilS in der
dieser Tage hier im Alter von 110 Jahre.
e»l«st«n.
B «rnstadt. In der hi-figin Spar
kass« ist «in D«f«ki von 90,000 M. ent-
Sohn Karl erstochen. Die Motive zu
der Mordthat stnd bi» jetzt unbekannt.
Provinz Sachse«.
Langensalza. Die hiesig« Bau
Provinz Westfalen.
Münstr r. Die Berathungen de»
Meiste», od sie den hiesigen
Stande ist.
Lüdinghausen. Die hiestge
ein schloßartige» Gedäud« in schinster
Lag«, käuflich an sich gebracht, um ge-
richten?
«annov«r.
Ming«rod«. Am 2S. Juni vor.
Jahr«» wurde d«r Ackermann Franz
Schwedhelm hier in seiner Wohnung er
schossen. Jetzt endlich ist «» g«lu»g«n,
die Thäter, den Schuhmacher Johanne»
Böker und den Maurer Josef Grobecker
von hier, zu ermitteln. Dieselben find
deshalb in Hast genommen.
Neustadt a. R. Di- Vorarbeiten
behuf» Petroleumgewinnung schreiten
rasch vorwärt» und die Kontrakte mtt den
betreffenden Grundbesitzern sind abge
schlossen.
Nordhorn. Die hiestge mechani
sche Weberei »an Delden und Söhne,
belästigt, setzte den Lohn um IVpCt.
he»ab. Dies hatte einen Strike der
sämmtlichen Arbeiter zur Folgernd
Fabrik zertrümmert. Bier der Haupt
rädelsführer wurden verhastet.
Wiesbaden. Die anhaltend nasse
Witterung bewirkte «inen Böschungssturz
über Vierden Bierbrauereibesttzern Ge
brüder Eisch hier gehörende Lagerkeller
und in Folge dessen den Einsturz dersel
ben.
Frankfurt a. M. Dieser Tage
starb hier der OberlandeSgerichtZralh Dr.
jur. E. Fr. Wilhelm Kugler im Alter
von 7o Jahren, der stch srühzeiliz durch
die Berthcidigung de» nach dem Attentat
vom S. April ISZZ wegen Theilnahme
hiesigen Arzte» Dr. Karl Lunsen bekannt
»Sntar«»» «««s»«.
Dr«»d«n. Beid«Dresdener Amts
welche unter sechzehn lahren
selbst in Begleitung ihrer Eltern die
Anwesenheit bei öffentlichen Tanzbelusti-
?ffentlicht nänrtilii in der dortigen
,Abend > Zeitung' eine längere Erklä
die Edre? Noch zu keiner Zeit, selbst-tS
Veidäitnisse hierorlS so traurig, als
blutet baite, als die» jeftt der Fall ist.
Jahres die Wintersaison so gut als ab
rei, sich der Geschäftsgang für
Pause H l S i di
große Seestadt Leipzig' ist durch Ueder
tndem der Perkehr im nordSstlichenlhetl«
Plelfte-Alb-nS nur mit «ahnen mög
lich «st.
T»art»g«sch« «taa»«u.
Gißnitz. Bei Bohlvirsuchen auf
Zumroda'«! Flur wurden neuerding» wie-
Die Qualität dir Kohle soll eine vor
zügliche sein.
Eioilliste de« Fürsten beabsichtigt.
»rat« St»»t«.
höllischen gescheitert sind, befindet
stch die hiesige Bark „Friedrich Pkthr«'.
Nachlaß der hiesigen Gesellschaft zm Be
sen.
M«<kl«»,vurg.
sür bedürftige Wittwen und Waisen au«
«ndalt.
Dessau. httsige Schwurge^
op ol d» hal l. Am 9. März
ist seit 2 Jahr«? b?sürch,^e
treff«nd«n Erdoberfläche In Mitleiden
schaft gezogen werden können.
t»rokl>«r»o«tv»m »«?s«n.
Darmstadt. Zur 100. G«burt«-
beglückwüvschen und zu beschenken.
Dienh«im. Der hier durch die
bedeutenden Erdrutschungen veruisachte
Schaden wird aus § Million M. geschätzt.
In diesen Tagen sind übrigen«—da« sei
Reihe anderer Ortschaften Hessen», so
Nieder-Saulheim, Wörrstadt, Nierstetn
Nürnberg. Jnfolg« der Geschäft«-
Holz enthalten soll. Auch in einzelnen
Kaufläden hat die Polizeimannschas Um
(Bilsbiburg), Ant. Bürstlinge?, Au».
Matthia» Brandt von Seiboldttbors,
hat.
Roth, Gastwirth zum Anker in VeitS
gegeben. h 5
Wunsied«l. Zum Zweck« der
derSbad hat sich eine Aktiengesellschaft
ES besteht die Absicht, die Anstalt zu
hrben. Chesarzt ist Dr. Emil Cordes,
Emil Corde«, Hosrath in München.
«vetupsalt.
Oggersheim. Fidelis Dehn, Bi>
S>tz in Jafsy, ist kürzlich zum bleiben
den Ausenthalt in sein hiesige» .Mutler
kloster zurückgekehrt.
Ren und ihr Werth eher steigt ats sinkt,
im Beiz SOOO Mark, sür IS Decimale»
Wingert in der untiren Blt-nburg tSvo
Alseuz. Auch von hier ist ein Berg
». März rmschte der^ dicht an'S ON
dieses «erge» steht be-
Wartt«md«ra.
Lang«nburg. D«r hiesige kaus-
P s alzg r asenweiler. Der
junge Gastgeber Frei, Besitzer de» hiesigen
Gasthause» »zur Traube", wurde bei
daß er daraus seinen Geist^ausgab.
Rottenburg. Der Sträfling
Wetzelist, al» er in der Grasenhalde
ardeiiete, entflohen und Jos. Ant.
hiesigen Gütererpediiion 11c» M. ge
stöhlen halten, sind ersterer zu » Jahren
richl» Tübingen statt.
Der hiesige Fisch-, klub Hai im
zeigt nun dort lnteresse
sür 4 große Weller au» dem Federsee,
von denn einer gar gegen 2S Psund
au«gtbroch«n, in Folge deren über <o
Mann «rr'rankt find. Da» Bataillon
soll d-Shalb aus dem Albecker Fort
Hungen ".Nickar
oerhallen» am de» König»
gnadigt.
v«»««.
Mannheim. Nach der »os der
Hascnvtnvaltung ausgestelllen v«rgl«i
ch«nd,v Darstellung de« Mannheimer
etwa !S Mill., im lah» '?s an IL Mill.,
im Jahr '7S 19 Mill. und im Jahr
ISSO nahezu 21t Mill. Eeutner betra
gen. Im Zeilrauch IS«9 bi» er sich mehr
al» verdoppelt.
Die Wittwe und die Erben de» »er«
Z»,»oo M. errichtet, au« welch» be
dürftige hiesige Wittwen und Waisen
unterstützt werden sollen,
Rastatt. Der Schneider Georg
Berg au« Matsch hat sich im Rhein er
trinkt und ist bei Worms geländet wor-
Wald» Hut. Am IS. März b«ga
ben stch der Tagelöhner Basiliu» Wehrle
Landwirth Joses Kaiser, beide
Frösche^ zu Am fol
fenfabrik von Wild, Trümp? <t Streiff
in Tiefenstein gerieth die 17jährige Ag
ein.
o«k«rr»tld.
D«r hier am Bahnbau
Brustkasten« u. s.
Zahlm«ist«r im bayrischen S. Jns.-Regt.
vom A, Bat. de» sächs. Art.-Reg. Nr. IS
ist wegen Unterschlagung von «000 bi«
»000 M. verhaftet worden.
St. Avold. Di« hiesige stattliche
durch Feuer gänzlich zerstört, und mit
ihr sind bedeutende Vorräthe an Waffen
röcken, sowie namentlich ein kürzlich be
gegangen? Da» Feuer griss so rasch um
s s ch z ch
«lsak-t!othring«a.
Prag. Da» Kreiigericht zu Brür
gen der Gräfin Silvia Thun-Hobenstein
Gras ist,K. K. Kämmerer"
und „Oberlieutenant a. D.* Die reich
begüterte übrige gräfliche Familie Thun,
di« durch ihre clericale Agiiation
P e Da» demsche Theater in
Gott«».
Basilstadt. Der Große Rath be-
d»Petitiondir^imisch-kat^olische^
St. Galle n. Der Mechaniker
zweiselt, so daß Schlun?»?, al» er^PoU-
Gen s. Da« HauS Ormond 5 Co.
wird seinen Fabrikbetrieb in Gens ein»
Glaru». In Bitten ertränkt« sich
Hasteten Wendelin Marti mit ihrem ein»
zum Meineid beschuldigt.
Lar«M»»«l>.
Luxemburg. Es ist richtig, daß
die Väter der Gesellschaft Jesu die Ab-
Am S. März hatte man ein Gewitter
mit Hagel, Donner und Blitz. Im Nu
standen die Straßen unter Wasser und
sährlichk« Wagestück. Die Wellen ström
au». Mit etwa» Einbildungtkraft konnte
ist März der
Die Seiden Isreunde.
Erst«» Kapitel.
T« war s«hr still bei d«m groß«» Her
renhause. So ruhig und friedlich lag e»
da, umgeben »on großen, schattigen Bäu
ausdringte, unter diesem Dache könne
nur Glück und Zufriedenheit walten.
Da» einzige, fichtbare l«b«nd« Wesen
bestand in einem großen Hunde, der vor
seiner Hütte an der Kette lag; sein Kops
ruhte auf den auSgestrrckttn Bord«rsüß«n
und er schien zu schlafen; nur dann und
wann, wenn di- F'.i-gen ihr Spiel zu
böse mit ihm trieben, biß er knurrend
um stch, nur alidann wieder die bisherige
bequeme Lag- -inzun-hmen. Da auf
einmal wurde die Still- durch -in f-rn-S
Wag-ng-rasskl unterbrochen, der Hund
spitzle di- Ohr-n und brach in -in lautes
Gebelle au». Im s-lb-n Aug-nblick
schi-n e» aber auch im Haus- lebendig
zu werden, denn im zweiten Stockwerk
wurde hastig «in Finster g«öffn«t und -in
ffrauinkopf würd- fich,bar. Di-sel»e
schaute neugierig di- w-it- Fahrstraße
hinauf und al» ihr« Aug-n «inen elegan
zweiter. mi? Kisten und K°ff-nr''b-?ad"
nen Wagen folgte, trat fle erschrocken
zurück, indem fle rief: Heute schon? ES
hieß ja doch, ste würden frühesten« mor
gen Abend hier f«in können I Dann trat
st« abermal« an'S Fenster, um flch zu
überzeugen, ob fi« auch recht geseh«».
Ja, ja, das ist Niemand ander«, als der
Herr mit seiner jungen Frau, und wa«
da» Schlimmst« ist, nun fi»d«t «r s«in«
Kind«r gar nicht zu Hause, denn die
werden schwerlich vor Abend zurückkehren.
Mit diesen Worten eilte fie binau«, die
Hintertr-pp«, di« zur Küche führte, HI»,
unter, um die Di-n-rfchaft »on dem U,-
«rwartetcn in Kenntniß zu setzen. Der
alte Fritz eilt« sofort hinau», um die
Herrschaft zu «inpsangen und Mamsell
Müller, so hieß di« Wirthschastrrin.
folgt« ihm langsam. Si« hatt« «, stch
so schön gedacht, wie fle mit den Kindern
un» Fräulein Walter, deren Gouver
nante, Alle« festlich schmücken wollte zum
Empfang- d-r jung-n H-rrin! Mit
Blumen und Guirlanden sollte di-Hall«,
sowir d«r Eingang bekräntt werde» und
nun war ihr All-, zu Wasser geworden I
Al« dt- Mamsell in der Hau,thür er
schien, hielten bereit« die Wagen vor der
sclbrn und d-r alt« Diener öffnet« g«rad«
den Schlag.
Ein Herr-er mochte etwa fünf bi»
fechl und dreißig Jahr- zählen—etwa»
über mittlere Größe und von sehr ein»
nehmendem Aeußeren, sprang leicht und
gewandt herau»; ein Lächeln glitt über
seine sonst ernsten Züge, al» er da»
etwa» eigenthümliche Gesicht der alt-n
Wirthschaft»!,, gewahrt«.
Halloh, wir find wohl zur unr«cht«n
Z«it king-troff-n? Mamstll Müll-r.ritf
«r ihr in h-iter-n Ton- zu.
Di« Alt« «ntgegnele verlegen: I«,
wären Sie morgen gekommen, würden
Su den Empfang ganz ander« gefunden
Run, lassen Sie r» nur gut f«i»!
Meine Frau wird fich, so Gott will, auch
ohne solche G-schichten heimisch sühlen
unter di-s-rn Dache, meinte Herr Waldau
und wandte sich sodann von der Alten ab,
um seiner jungen Frau beim Aussteigen
behülflich zu sein.
Die Augen der Wirthschaft«!» ruheten
prüfend aus ihrer neuen H-rrin, als
dieselbe am Aime ihre« Gatten zu Ihr
trat, dann machte sie eine tief- Bernei-
wollte di- Herrschaft an sich
dau hielt eine und der alten Frau mtt
herablassender Freundlichkeit die Hand
reichend, bat si- dieselbe, sich wegen de«
Mangels anEmpfaugdseierlichkeite» keine
Sorge zu machen. Mamsell Müller
ergriff die dargereichte Hand und drückte
fie herzlich. Seien Sie willkommen in
der neuen Heimath, rief fle und wandle
flch d-nn zu Herrn Waldau, dessen su
chende Blicke ihr nicht entgangen waren.
Sie vermissen wahrscheinlich Ihre kleinen
Töchter, allein dieselbe» sind vor einer
Halden Stunde mit Fräulein Walter in
den Wald gegangen, um Blumen und
Laub zur Ausschmückung de» Hauses zu
ich habe große» Berlangen, meine beiden
Lieblingen die Arme zu schließen! Sie
Nein, schlimmer gerade nicht, aber
auch nicht besser l Sie hatte so große
Sehnsucht nach ihrem Papa, ja ste hat
schon die Stunden und Minuten gezählt,
di» zu Ihrer Ankunft; wir erwarteten
Sie nicht eher al» morgtn Abend; aber
""
Marian«, «r st sollst Du Dich ein wenig
ausruhen, dann werde ich Dir Dein«
n«u« Wohnung z-igin. Die alte Wirth
schastlerin schritt ooran, die beiden Gat
ten folgten langsam und al» ste in da«
sreundltche Wohnzimmer traten, glitt ein
Zug kindlicher Freud- über da» hübsche
Gesicht der jungen Frau. Lächelnd ließ
ste e» geschehen, als ihr Gatte ste in die
weichen Polster eine» Sofa« niederdrückt«;
«r stand vor ihr, s«iu« Aug«» solgt«» d«n
ihrigen, wie ste von «inem Gegenstand
zum andern flo «n und «r «rgriff zärtlich
ihr« Hand, al» st« zuletzt mtt einem in
nigen Blick auf ihm ruhen blieben; dann
sühlst Dich bereit» ganz hämisch hie»?
Witttnnt« ich ander»! Bei Dir, in
Augenblick schwieg wie in tiefe» Nach
ligen Verhälluissin zurückließ.
lichkeit dt« Vater«, den seine Gelchästi
leider fast immer von Haus- fern hielten,
einen Stützpunkt gefunden hätte, würde
e» mir unmöglich gewesen sein, meine
Stellung sechs Jahre hindurch zu be
haupten. Dieser Stütze ungeachtet,
wurde e» mir zuletz! doch zu arg und sah
ich mich genZthigt, meine Stelle auszu
geben, allein, al» wenn da» Schicksal
dauer uat> Geduld ertheilen wollte, erhielt
ich dann endlich die Stelle bei Deinem
Better, obwohl ich damals) noch nicht
ahnte, ein wie große» Glück mir daraus
erwachsen sollte. Da» war fürwahr ein
Glück, setzte sie schelmisch lächelnd hinzu,
Herr Waldau lachte. Ja. es hat doch
so kommen sollen, entgegnete er, und so
kannst Du ja eigentlich den ungezogrn«»
Kindtrn dankbar sein, daß ste Dich ver
trteben. Uebr-g-n» mußt Du, Deiner
Erzählung »ach, ja schon recht gut mit
Kindern uruzugehen verstehen und wird
eS Dir am Ende noch leicht vorkommen
mich so sehr, fle kennen zu lern«? ab«r
sage mir, Theodor, werden die kleinen
Mädchen mich auch so lieb haben können,
e» dieselbe auch zurück, da» glaube mir
Mariane, und Du wirst ste lieb gewin
nen, Du wirst ihnen ihre Mutter, die fle
im zartesten Kindcialter verlieren muß
ten, ersetzen, davon bin ich fest über
zeug»!
Ja, ich werde thun, wa» in meinen
Kräften steht, mir ihre Liebe zu gewin
nen. verlasse Dich darauf, Theodor, und
so Gott will, soll e» mir glücken. So
von ihnen schien mit seinen «ig«n«n G«-
dankin beschäftigt und erst, als Herrn
Waldau'« Augen auf die Uhr über dem
Kamin fielen, wandte er fich an seine
Frau mit der Frage, ob fle nun genug
ausgeruhet sei, um eine Rundschau im
Hause zu machen. Sie erhob stch sofort
und hing stch lachend an seinen Arm.
Gewiß habe ich mich genug ausgeruhet^
da« schweigend neben einander saß; die
Alte hatte schon einige Male den Kcps
geschüttelt, all sei ste doch so recht
durchschaue fle doch, d«nn dii'alte MiU^
entgeht ihr nicht»!' j-tzige Frau
wird ein stolze», eitle» Geschöpf sein,
da« nur Gefallen an Glanz und Prunk
findet; für Fräulein Walter mag stein
»ielen gut genug pissen, aber
ließen stch leicht« Schritte auf dem Kie«
zuzueil«», von woh«r da« Grräusch an
sein Ohr schlug, al« seine Frau entzückt
Ach, wie schön, Theodors Ist da»
Dein Kind?
kleinen Gertruds
schlang.
Seid Ihr «ndlich da, m«in li«b«i
Sind?
Er küßt« ste herzlich, dann legte er
d«r ich Dir schon so ost erzählt, habe st«
auch so lieh, wie Du Deinen Papa hast
Kwd/"
«üffen^
Soll ich Deine Mama sein, Gertrud,
und willst Du mich recht ljeb haben?
Ja, Du sollst meine Mama sein, rief
magerl Hand gestützt, Mitleid einflößkn
Gruppe, dmin entring stch leise
.Papa' fast, wie e» schien, ihn« ihr
Wollen, < ihren Lippen, woraus Herr
und kämmst nicht zu «ir s sag«, er, stch
< zu Ihr niederbeugend und liebkosend über
l Ihre schwarzen Locken streichend, während
> das kleine Mädchen fich stumm an ihren
- Vater schmiegte und ein paar große Freu
! denlhiZnen über ihre eingesaltenen Wan
gen ltesen. Herr Waldau betrachtete fie
lange mit einem wehmüthigen Blicke:
»Du bist wieder sehr leidend, mein Käth
chen, sagte er, wie blaß Du au»fiehst!
Doch nun hast Du Deinen Papa ja wie
der und nun weine nicht mehr, sägte er
hinzu, al» er bemerkte, wie fich «tue
Thräne nach der andern au» ihren «ugen
stahl. Mit den Worten, komm jetzt,
Kälbchen, ich führe Dich zu Deiner
neuen Mama, nahm er die kleine Hand
in die seine und schritt auf die Laube zu,
wo Mariane und Gertrud noch immer
'n heiterem Geplauder saßen. Hier,
lieb- Mariane, sagte er. bringe ich Dir
meine älteste Tochter, die ich Dir «»r
Allem anempfehlen muß, denn fie be»
d»s, wie Zw selbst einsehen wirst, einer
Mariane ließ einen prüfende,? Blick
über da» Kind da» noch immer halb ver
schämt hinter seinem Vater stand, glei
ten, doch war kein Zug de« Mitleid» in
ihrem Gesicht- zu lesen und sie hatte kein
benliche» Wort, k-inen freundlichen
Blick für da« arme Mädchen, al» fie fich
zu ihm niederbeugte, um mit ihren Lip
pen die fast marmorweiße Stirn zu be
rühren, dann wandte fie fich an Waldau
mit der Frage, wie lange da» Sind schon
leidend sei.
Seit dem fünften Jahr« lautete die
kurze Antwort. Mariane zuckle leicht
zusammen bei dem ersten Ton seiner
Stimm«; «I war ihr, al» fühle fie selbst,
wie oerschieden fi« ihr« b«id«n StiestSch.
«er begrüßte, und «inen Augenblick blieb
st- wi« »erschämt stehen, dann jedoch er
griff fi« Käthchen'» Hand und zog fi«,
al« um ihren Fehler gut zu machen, an
ihrer Seite nieder, aber «in gründliche«
Wort kam nicht dabei über ihre Lippen.
E« enstand eine säst peinliche Stille,
Herr Waldau lehnle fich an da« Spalier,
während sein Aug« auf dem Kinde ruht«,
da« schw«ichl»d und schüchttni an Maria
n«'« Seit« saß und ab und an, wi« bit
t«nd, er möge fich an ihrer anderen Seit«
nild«r lass«n, zu ihm ausblickt«. Da
endlich wurde Mariane'« Wunsch, die
p:inliche Situation mäge durch irgend
einen Umstand unterbrochen werden, er
füllt, denn e« wurden Schritte HSrbar
und ein helle« Gewand schimmerte durch
die grünen Büsch«.
Da kommt Fräulein Waller, rief
Gertrud aufspringend und der Kommen
den entgegeneilend, bist Du gekommen,
um meine Mama zu sehen, rief fie ihm
schon von Weitem entgegen? Komm
mit mir, ich führe Dich zu ihr! Oh,
meine Mama ist so schön und gut und
H habe fie bereit» ganz lieb. Diese
Kindermunde kommen, schlugen Glocken
tinen gleich an Marian«'» Ohr, fi« ließ
unwillkürlich Käthchen'» Hand lo» und
-« schien fast, als wollte fie zu dem Kinde
eilen, um e» mit Küssen für da» eben
Gehörte zu belohnen,
Kapitkl 2
Vieie» hatt« stch in diesem einzigen
Jahre in dem stillen, Waldauschen Hause
veiändert I Die ersten Wochen waren
und Gegenbesuch«, doch später al« der
rauhe, stürmische Herbst d«n li«blich«n
Zommrr vertri«b«n, g«nüzt« auch da«
di« Bälle und Concerte der nahen Rest
schränkten BerhSltuisse ihr nicht erlaubt
den Freuden, die di« W«lt r«ich«m
Maße bäte, solle ste genieße». Daß
sich doch selbst sagen.
doch mtt B«rgnüg«n «r fühlt«
iich «rletchtirt, al» d«r Wint«r
über Alles. Wi« häufig, saß«r /uch^j-tzl
«r arbeitete nichts Träumerisch stützte «r
den Kopf in die Hand, dt« Frühling»
sonn« fr«un«lich groß«n
auf die war
ihr «ine Fn»u, dt« ihm da» Hau» ang«»
Allem «in« aui« Mutter sür seine Kinder,
allein wie bitter sah er flch g«täuschtl
War «r doch schon ost s«lbst Z«ug« g«w«>
sie nicht» Gescheute» gegen 'dieselbe »or
ichmeich?ln, schämte sie stch natürlich
einzugestehen. Genug, die Abneigung
bei jeder ste dieselbe fühlen
gleichgültig zu s«w, od«r^iuch st, dacht«
»fttn gra" Mkrttn'
Er gewahrt« di«s«n Zug »obl. all«in wa»
sollt« er thun? S«tn Km» »in flch
g«b«n? und »«ht»l Et»« »» ihr«
Großmutter, j«n«r stolz«» Da««, »i«
d««al» s» »«ritt««, ihr» «tsztge richt«
verstoßen, weil dieselbe darauf be
doch nur bürgerliche» Gutsbesitzer Herz
und Hand zu r«ich«n? Nimmer mehr! —
Da stch die Thür und Mariane
Nun wa« giebt e« denn? fragte er er
staunt. Du scheinst jr ganz aufgeregt l
Ist etwa« vorgesallen?
Nein, wa« sollt« wohl vorg«fall«n s«in,
entgegnet« fle lachend, aber denke Du
nur, Theodor, wir erhalten so eben eine
Einladung »on unserem Nachbaren, dem
H«rr» »on Rohd«, aus üb«rmorg«n, od«r
eigentlich di« Kinder, denn e« soll, wie
mir der Ulberbringer ber Einladung be
richt«««, d«r GeburtSlag b«S ält«s,en
Sohn««, Carl von Rohbe, gefeiert wir,
v«n, doch wird gewünscht, daß wir die
s«l»«n begleiten! Ist da, nicht sehr
Ichm-ich-lhastfürun«?
Ich b«daur« aufrichtig, Marian«, daß
>chd«r fr«undUchin Einladung nicht Folge
übermorgen wieder zurück wird«?
3ch wäre aufrichtig gerne hingegangen,
fuhr Waldau fort, aber nicht, weil ich
°"ch. wie Du, durch dies- Einladung
geschmeichelt ?ühl«, da ditsilb« von einem
Rirntir hat, n«in, Marian«, sondern weil
>ch den Ehrenmann in Herrn »on Rohde
acht« und «» mir stet« ein große» Ber
gnügrn g«währt, stin«und stin«r lieben«,
würdigen Gemahlin Gesellschaft zu ge-
Mariane hatt« ihr«n Mann ruhig aus
sprech«» lassen, dann ab«r brgann fi« mit
vorwurfsvollem Ton«:
Jmmer und imm-r die alte Geschichte!
W-nn man sich «inmal recht zu etwas
freu-t, so wird Einem da» Bergnügen
gleich al«d«r grstkrt und da» nur um
D«tnrr L-nin« will«», denn da» brauchst
Du mir nicht einreden zu wollen, daß Du
Dein« Reise nicht so lang« ausschied«»
kinnt«st, wenn Du nur wolltest l
Sie wandle sich »«i diesen letzt?« Wor
ten schmollend ab und machte Miene ohne
Weiter«» da» Zimmer zu verlassen, allein
aufgesprungen und
von un, da,' Recht^d°t,"em
würfe ,u machen, so wäre ich e». Du hin
gegen hast nicht den geringsten Grund
dazul Ich bin kein Egoist, Mariane,
k«in Mensch, der einem Anderen ein Ver
gnügen nicht gönnt, «ein, ich gönne Dir
Alle», wa» da» Leben zu bieten hat, doch
will ich da» Bergnügen nur dann und
wann, al» angenehme Abwechselung, al»
Erholuug betrachtet wissen, nicht als Re
gel. Du aber suchst und haschest förmlich
danach und vergißt dadei ganz, wa« ich
Dir schon «st gesagt, daß der Mensch das
eigentliche Glück im Hause finden muß,
um ganz zusriedrn zu s«in. Ach, wie
iald wirst Du das Leben dort
draußen in d«r Welt überdrüssig
werden! Ja, glaube mir, fuhr er
nach einer Pause fort, wenn Du später
übersättigt unb abgespannt von all' die
sen Bergnüaungen und Strapatzen in
Dein stille« Aftzl zurückziehen willst, wird
e» Bir dort zum Tode langweilig vor
kommen, denn Du hast eine ordentliitze
und vernünftige Beschäftigung leider
verlernt. All' Dein Streben und alle
Deine Gedanken gehen ja einfach nur
auf Glänzen und Putzen I Den Tag über
vor dem Spiegel stehen oder nachdenken,
welche« Kleid wohl am passendsten für
d«n «b-nb fii, da» ist «» wa» Dich tr«i»t,
all«» U«brig« kümmrrt Dich ja gar nicht,
d-nn D«in« Pflicht«n al» Mutter und
Herrin «ine» großen Gute» scheinst Du
»«rgeff«» zu hab«» I 1,, Marian«, ich
glaube, wenn Jemand Dich fragte, wo
die Küche im Haufe wär«, Du müßtest
ihm »etnahe die Antwort schuldig blei
ben!
Aus Mariane'» Geficht malte stch große
Erregung au» und nachdem sie einige
Male mit raschen Schritten da» Zimmer
durchmessen, blieb ste plZtzlich,or Wal
dau st«h«n und ri«f in Thränen au»br«-
ch«nd und mit vor Wuth erstickt«?
Stimm«:
Also in die Küche willst Du mich ver>
»innen, vor dem Hie,de soll di-Herrin
»in SchZnwehr st«h«n und sür ihr Ge
find« koch«nl Darin besteht also da»
htu»liche Glück I Gut, ich werde gehen
und Du magst un» bei der Frau von
Rohd« «ntschul»ig«n—melde ihr nur, daß
die hiu»lichen Pflichten Deiner Gattin
ihr nicht gestatteten, ihrer freundlichen
Einladung Folg« zu l«ist«n!
Waldau biß flch auf di« Lippen und
einen keine»weg» sreundli-
Aber, Marian«, wi« ist c» denn mög
lich, daß eine Frau von Deinem Alter
noch so kindisch unüberlrgt reden kann,
d'ch"sich-»
meine Meinung sagen wollen, da meine
Gedanken sich tei D«i»ein Eintreten
gerade mit unsren häuslichen, nicht eben
sehr «rsr«ulichtn B«rhiltniss«n bkichästig
t«n, od«r hätte ich Dir vielleicht schon
abgeschlagen, die Einladung anzuneh
meiner Person gesprochen und wünsche
sogar, daß Du mit den Kindrrn hingehst.
Die Equipage steht zu Deinen Diensten
und ich selbst werde meinen kleinen Jagd
wagen n,hmen. Mit diesen Worten
wandle er sich ohne Weitere» »on ihr ab
aalt ihr auch dies« Li«be. Wie oft
saß die alt« Mamsell Müller
«m Ktthch«n«, die klein« kalt«
handluna, di« Mutter
Waller ihrzu theil werden ließen; ihren
Berficherungen jldoch, daß ihr« Sti«s
st« »trs wollt« durchaus k«in«n
Glau»«n schtnken. R«in, n«in, ri«s ste
j«d«» Mal fast ungestüm, ste wird mich
nie lieb haben und auch Fräulein Walter
Mädchen» quälen, den», obwohl Herr
Waldau m«hrr>« Mal« »«rstchert, daß «r
bald »i«d«r käm«, «ar «I ihr doch, al»
»tr« «» «tili endlos« Zeit, bi» st« ihren
Papa wiedersehen sollt«.—
(Korts-tzung solgt.)
J»n«u-n«n
»,u d«»t«r sind t« v«rl«»«n am Typhu«
J„»tr«««r »t«uer-E»thufia»m«».
sVom d«r »Ber
liner Wespen".)
O hätten wir w Deutschland doch
Elne Steuer sür Solche, die stch bewei»
Ein« St«u«r für Solch«, die ledig blet«
Eine Steuer für Solche, die Lieb« füh
len,
Elne Steuer für Solche, die Geige fpie
l«n.
Ein« St«u«r sür Mädchtn, «in« Steuer
Eine Steuer sür Solche, bte'S tSardcmah
Sine Steuer für die, welche Bärte be»
Ei St
Eine Steuer aus'« Wanberii/ctiie Steuer
auf's Reisen,
Eine Steuer aus'« Schlaien, eine Steuer
Dann könnt« du, unter,«.-!
lassen I
meist mit Gold gestickt und dadmch so
steis, daß es wie ein Corset sitzt. B«i
kaltir lahr«Szeit reichen die Aermel de«
Sardi bis zum Handgelenk und ist das
Innere des Leibchen« mit starker Wolle
auSgesüttert. Türkische weil« Beinklei
der-r laFalim! der Märchenerzählerin,
mengelcgt ist, schneeweiße Strümps«
und kl«in« goldgestickt« Pantoffeln oder
Schuhe bilden im Berein mit einem über
per» Schmucksachen; dicke goldene Span
gen hallen den Uashmak (so heißt das
lange Gewand> am Hinterhaupt« fest.
Das Haar ist leicht »ach hinten zurückge
legt und zu einem griechischen Knoten
verschlungen. Die Länge eine» zweiten
Seidenbandei oder Gürtel», der die
Taille der Dame umschlingt, ist biswei
len staunenrrrtgend und mißt bi» zu 12
Ellen an Länge und IS Zoll au Breite.
Die sehr zierliche Fußbekleidung wird
in Kabuls selbst verfertigt. Sie besteht
des Obeilheile« steht allerding» die dicke,
Wie bei der Chinesin ist auch beider
Kabulistn der Fuß bis zur Unsörmigkeit
g-S zu sein. Mit der Anmuth uiid.Lieb-
der Msichtizüge contrastircn^da-
Di«ner sder zum ersten Male die Brief«
««treten ist, auf der Post abholen sollj:
sür Rath
Diener snach einer halve» Stunde zu
rückkehrendj: Hier ist der Schein.
Beamter snachsehendZi Nein ei ist
kei» vries da!
heiten.
Enttäuschte Sebnsucht.
Junge«, hübsches Mädchen: W-N ko-
Ellenritter (verliebt): Für Sie. mein
Fräulein, nur eine» Kuk.
Junges, bübsche» Mädchen: So?
schön, hiu»lich, klug, mit >»
Thalern >... (Mit gesteigerter Äeo
muth>: Sie mochte mich nicht I
Die ernsthafte «ntw , r t.
Der «»ltsrtld b«grüßt einen alten Be»
"Ultfti-d:" Ei. ?!g' i»
da net «iner von Euch gtsiorb«? War»
Du denn da» »der Dein Bruder?
Strohvellen ss«hr «rnstj: Unbtruf«.
dal war mei Bruder I