Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 07, 1880, Page 1, Image 1

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    Das
Scranton Wochenblatt.
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Der.Held als Wnrstmacker.
Eine heiter« Geschichte der Bühnenwelt.
Hauptsach« cine bessere Erziehung er
schiedenen W-s«n, welches ihr s«hr gut
stand.
sich wie sonst, gelassen und freundlich.
Sie sagte nichts, als ihr Gatt« sich
Abends, wie er bemerkt-, zu einem Col-
und Bettelstab" auf das Repertoir zu
terbibliothek."
„Meins^Du?"
! i» der Rolle blätternd, „um den ganzen
letzten Alt durch läuft er als Narr her.
„Das ist ein prächtiger Gedank«,
Wranach," rief die hübsch« Frau vor
Kaffee, und fahr«» "zusammen hin.
Kennst Du den Direktor der Anstalt,
den Doktor Andre« ?" Sie wußt«, di«
hatte er selbst hinter sich die Thüre ge
„Gottlob," rief sie, „daß Alles so
Melchior." „
Komödie mit ihm, die gottlob durch
aus gelang. Ich ließ ihm durch den
Theaterdiener die Rolle des „Heinrich"
sehen hierher zu bringen und Ihren be
»Jch verstehe," gab der Direktor zur
machen, Herr Direktor," fuhr Frau
Martina fort, „daß er sehr heftig wird
er hat ein cholerisches Temperament
Wranach besprach hieraus auf der Stelle
alles Uebrige mit dem Direktor, erlegte
das nöthige Geld, stieg in den Wagen
und fuhr nach Hause. Erst unterwegs
ließ sie ihrer boshaften Freude die Zü
gel schießen, sie lachte, daß ihr Thränen
herabliefen »nd bedauerte nur eins, daß
sie nicht Zeuge der Scenen sein konnte,
welche sich nnn im Irrenhause abspielen
sollten, daß sie sich nicht an der komi
schen Wuth, der Angst und Verzweiflung
ihres treulosen Gatten weiden konnte.
Als die Viertelstunde um war, trat der
Direktor der Irrenanstalt in die Zelle,
in welcher sich Wranach befand.
„Gut, daß Sie kommen," rief ihm
eine recht fatale Situation, so unter
Schloß und Riegel. Wo bleibt aber
meine Frau?"
erwiedert« der Direktor, den Schau
spieler scharf in's Auge fassend, „sie
wünscht, daß Sie einig« Zeit bei uns
dachte morgen aber immerhin.
Führen Sie mich zu Ihren Kranken."
„Später," sagte der Direktor, War
nach's Puls fühlend, „vorläufig muß
„Mir? Ruhe? —"
mit Aussicht auf Erfolg beginnen kann."
„Ich? krank?" Wranach begann
hell aufzulachen. „Ja, für wen halten
Sie mich denn?"
„Für Herr» Melchior."
„Sie kennen den Wurstmacher Mel
chior nicht s"
Scranton, Pa.. Donnerstag, den 7. Oktober 1880.
Narr, oder bin ich es?"
„Ohne Zweifel sind Sie der Na'r,"
gab der Direktor ruhig zur Antwort,
rief er, „mache» Sie aus!" Keine
Antwort „Ich will fort ich will
»ach Haufe," schrie Wranach und be-
die Zeit.
st«rn°—"
„Bitte—Wranach."
„Nein, Melchior."
Ihnen,"
„Sie werden schon wieder aufge
regt."
„In dreitausend Teuse'.namen —" .
Der Direktor entfloh, die Thüre siel
zu und wurde fest verschlossen. Zu
gleich erlosch das Licht. Am folgenden
Morgen betrat der Direktor die Zelle
Wranach's nicht, sondern zeigte sich nur
Aushungern versuchen und ihn «inen
ganzen Tag fasten lassen. Vergebens
auch vollständig besänftigt und benahm
sich äußerst freundlich und ergeben, so
wohl den Wärtern als den, Direktor
gegenüber. Die Letztere hoffte ihn nun
und Ton: „Glauben Sie noch immer,
daß Sie der Held Alexander Wranach
sind."
„Wenn Sie nicht? dagegen ha
„Wohl muß ich etwas dagegen ha
ben," erwiderte her Direktor, „da Sie
der Melchior und Wurstmacher sind."
„Ich ? ein Wurstmacher —es ist ja
komisch !" Wranach begann herzlich zu
„Ich- widerhole Ihnen, daß Sie
Melchior sind."
„Nein, Direktor —Alexander Wra
„Der Wurstmacher Melchior!"
„Der Hofschauspiclcr Wranach !"
Ihre Frau' Sie kennt?"
„Gewiß, aber ich verstehe nicht —"
»Ihre Frau hat Sie mir als den
Wurstmacher Melchior übergeben."
„Meine Frau ? Ach, das ist schänd
„Nur Ruhe !"
„Ruhe? Sie gebieten mir Ruhe,
festhalte» »nd wie einen Ihrer Narren
behandeln, Sie —" Wr»nqch sprang
plötzlich auf den Direktor los und faßte
ihn an der Kehle. Mit Mühe brach
„Er tob«, rasch die Zwangsjacke an
gelegt," befahl der Direktor. Trok
allem Fluchen, Sträuben, Abwehren,
stak Wranach zwei Minuten später
„Der Wurstmacher Melchior."
„Richtig," seufzte Wranach, „ich
Tag wurde» Schwein- in der Irrenan
stalt geschlachtet. Um die fixe Idee
„Aber Karl Moor will ich Ihnen
spielen, auf der Stelle," rief Wra
nach, nahm eine herrliche Pose an und
darüber in's Klare kam, erschien Frau
Absicht, ihren üngeirencn Gaticn noch
einige Zeit zu peinigen, ab«r die Thea
tordirektion bedurfte seiner und so blieb
ihr nichts übrig, als seinen Kerker zu
öffnen. In dem kleinen Kabinet des
Direktor? Wurden die nöthigen Auf
klärung«» g«g«b«n und Doktor Andre«
Künstler.
„Machen Sie nicht soviel Worte mit
ihm," siel Frau Martina ein, „Sie
haben mir cine» großen Dienst erwie
se», und er hat seine Strafe sehr
verdient."
laut t» lachen, und Wranach weadete
sich beschämt ab. Aber sie hatt« ihn
sür immer kurirt, und der galante Don
Juan ist gcgenwärtig der zärtlichste,
musterhafteste Ehemann.
Der seltsame (Yasl.
Ich war soeben in F., einer wohl
sten der fünf oder sechs Gasthäuser des
Ortes abgestiegen. Es war zur Höhe
der Saison und alle Räume des Hauses
bis unter'S Dach gefüllt. Badc-Rei
fende, meist in Begleitung nicht mehr
Mitglieder gleich mir das hübsch gele
gene F. zun, Ausgangspunkte größerer
und kleinerer Partieen in di<
Umgebung halten; »in unge
zwungener Verkehren zu könne», son
derten wir uns nicht an der gcin-in
schaftlichcn »ndle «I Imle, so»dcrn aßen
unter uns bei einer Erdbeer- oder Ana-
Nach fast vierzehntägigein Aufent
halte Ivar endlich der Zeitpunkt meiner
Abreise herangerückt; morgen wollte
ich dem freundlichen F. und unserein
sidclein Zirkel den Rücken kehren, um
meine Wanderung südwärts, nach de»
silbcrgekröntcnßerghäuptcr» der schwei
zer Alpen, fortzusetzen. Ich hatte dem
Hausknechte noch einige kleine Besor
gungen zu übertragen und begab mich
daher in den Hofraum, um denselben
Ich hatte kaum die nach dem Hofe
führende Thürfchwelle überschritten, als
inline Aufinerlfainkeit durch cincnMann
wie ich auf meinen Ausflügen wahr
genommen hatte, in der Nähe von F.
sehr viele gab.
„Bringe mein Pferd gut unter und
gib ihm reichlich Futter," sagte der
Fremde zu dem herbeigeeilten Haus
knecht, „wir haben einen scharfen Ritt
hinter uns." „Ich bedanre, mein
Herr!" erwidert« Johann, die Mütze
ziehend, „es ist weder für Mensch noch
Thier Platz mehr da vielleicht finden
Sie noch drüben im „kalten Frosch"
ein Unterkommen."—„Der Hausknecht
erhält ein Trinkgeld selbstverständ
lich !" replicirte der Oekonom, ohne im
geringsten auf den kalten Frosch zu
reslektire». „Aber keinen zugige» Stall,
das Pferd hat geschwitzt." „Sic
haben mich mißverstanden, es ist beim
Platz für einen Windhund, geschweige
für ein Pferd im Stalle auszutreiben,"
sagte der Hausknecht, diesmal mit ei
nem gewissen Nachdruck.—„Das Pferd
ist nicht werthlos, wie Du siehst, aber
Du bist ein ehrlicher Bursche und ich
bin daher außer Sorge."
Damit wandte sich der Frenide dem
Gastzimmer zu.
„Ich glaube d«r Kerl ist nicht recht
muuter!" brummte Johann mit dem
Zeigesinger auf feine Stirne deutend
und rathlos nach dem Pferde blickend,
dessen Zügel er in der Hand hielt.
„Mir scheint es, der Mann ist taub,"
erwiederte ich, „ich würde Dir aber doch
Besitzer konnte Dich verantwortlich ma
chen." „Ich kann das Thier doch
wahrhaftig nicht zu mir in s Bett neh
men !" —„Das leuchtet mir ein," mußte
ich beipflichten, „aber vielleicht findet
sich für das Roß im kalten Frosch noch
Fluchend folgte Johann meinem
Rathe, während ich ebenfalls dem Gast
zinnner zuschritt, um den originellen
Fremden weiter zu beobachten. Ich
fand die Wirthin im -iftigen Gespräch
mir »hl», aber auch si« bemühte sich ver
gebens, ihm begreiflich zu machen, daß
durchaus kein Bett mehr zu haben sii.
„Sie sind sehr liebenswürdig!" erwie
derte der Gast mit einem verbindlichen
Lächeln, „aber so viel Umstände brau
chen Sie gar nicht zu mache». ES ist
mir auch ganz gleichgiltig, ob die Stube
nach der Straße zu gelegen ist, das
Wagengerassel stört mich nicht im Min
deste», denn ich bin vollständig taub."
Er ließ sich an einem ver Tische nie
der, bestellt« cine Flasche Wein und
strich mit der Hand über seinen kahlen
Scheitel, der wie ein Billardball glänzte.
Nach eingehender Erwägung der Un
möglichkeit, den Fremden los zu werden,
beschlossen Wirth und Wirthin in einer
zu diesem Zweck« abgehaltenen Confe
eine gepolstert? Bay.'. 'm der Gaststchx
als Nachtlager einzuräumen.
war zu meinen Bekannten im
Saale zurückgekehrt und erzählt« ihnen
Von den» sonderbaren Gaste, während
an unserem Separattische das Abendes
sen servirt wurde, welches heute, als
am letzten Abend meiner Anwesenheit,
besonders opu'ent ausfallen sollte.
Eben meldete der Kellner, daß ange
richtet sei und wir wendeten uns daher
dem Tische zu, als wir zu unscrem
großen Erstaunen den Fremdin be
merkten, welcher ganz ungenirt einen
unserer Stammplätze besetzt hatte.
Wir gab«n ihm durch Wort und Zeichen
zu verstehen, daß die Frcindentafel im
Speisesaale stattfinde i der Gerichts
rath T. auS L. zerrte ihn energisch am
sonst, der Gast lächelre, verbeugte sich
obenan auf den Polstersessel, welcher
den heute für mich best mmlen Ehren
platz bildete, fetzen werde. Da über
mannte mich eine gelinde Verzweif
lung i schnell faßte ich di>s neueste
Numnier der Kölnischen Zeitung, die
aus dem Tische lag, rollte sie zusammen,
setzte das eine End- dem Ausdringling
an'S Ohr und donnerte mit aller mir
zu Gebote stehenden Kraft in die andere
Lefsnung des improvisirten Sprach
rohres hinein! „Hier ist geschlossen«
Gesellschaft, ntein Herr, die sich z» einer
Der Fremde kchüUie mich eine» Au-
derständnibinnig an. dann er
hob er sich und sagte mit freundlichem
Lächeln: „Run, meine Herren, da
Sie es einmal nicht anders wollen, so
will ich die mir zugedachte Auszeichnung
nicht länger zurückweisen." Unb ehe
wir es verhindern konnten, saß er im
Polsterstuhle an dein wir zugedachten
Ehrenplatz. Sein Appetit war bewun
dernswerth, und mit größter Ungenirt-
hcit schenkte er sich von de», ans unsere
gemeinschaftlichen Kosten bestellte»
Wein ein und stieß mit an, ohne von
de» zahlreichen Toasten natürlich auch
nur ein Wort verstanden zu haben.
Endlich schien er befriedigt zu sein;
er winkte dem Kellner und legte ihm
als Bezahlung ein Markstück hin. Der
dienstbare Geist suchte ihm begreiflich zu
machen, daß seine Zeche Über das Sechs
fache betrage und schob ihm das Geld
stück zurück. Da aber flammte eine
edle Entrüstung über das Antlitz des
Gastes; mit einem energischen Kopf
schütteln drückte er dem Kellner die
Münze in die Hand und sagte, halb zu
diesem, halb zu uns gewendet: „Ich
dulde auf keinen Fall, daß die Herren
für mich bezahle',,; nehmen Tie nur
es kommt mir daher auch auf einige
Groschen mehr nicht an. Das Uebrige
behalten Sie als Trinkgeld! ' Er
stand aus, verbeugte sich in verbindlicher
Weise nach allen Seiten und ging,
während wir verblüfft einander anschau
ten und unsere Wahrnehmungen endlich
in dem lange unterdrückten, schallenden
Da stürzte der Kellner auf mich zu
und theilte mir mit, der Fremde sei in
in seiner unverfrorenen Weife in Be
schlag nehmen. Das war mir denn
doch zu arg; ich bat einige meiner
Freunde, mich zu begleiten und verfügt«
mich in das obere Stockwerk, wo meine
feit vierzehn Tagen innegehabte Stube
lag. Die Thüre war verschlossen und
schimmerte Licht, und drinnen ging der
Eindringling gemächlich auf und ab,
als sei alles in schönster Ordnung.
Wir hielten auf dem Korridor Kriegs
rath, auf welche Weife der Feind aus
der eroberten Position wieder zu ver
drängen sei, aber wir konnten zu kei
nem einheitlichen Beschluß kommen.
Der Vorschlag, dem Gegner ehrenvolle
Kapitulationsbedingungen anzubiUen,
wurde im Hinblick auf die absolute Un
möglichkeit, mit demselben in münd
liche Verhandlungen zu treten, einstim
mig abgelehnt, dagegen fand das Pro
jekt einer gewaltsamen Erstürmung
mehrfache Zustimmung. Noch berath
schlagten wir, ob es zweckmäßiger sei,
die Thüre oder di« Fenster als Opera
tionSbasiS zu benutzen, als wir die
Stimm« d«S Belagert«» vernahm«»,
der im lauten Selbstgespräche uns seine
Vertheidigungsmahregeln ver^H.
„Es ist sin sämiges LooS, taub zu
stui/' hörten wir ihn sagen. „Wie
soll ich mich hier in dieser fremden
Stadt vor Einbrecher» schützen? Sie
brauchen sich noch dazu gar nicht zu ge
niren, sie können die Thüre einschlagen,
das Schloß durch eine» Schuß auf
sprengen, ich hör« nicht das Geringste
davon. Das Beste ist, ich leg« mich
gar nicht nieder, sondern spaziere, mit
dem Revolver in der Hand, die Na cht
inen Eindringling sofort eine Kugel
Dieser Monolog des Fremden stimmte
unseren KainpfeSmuth bedeutend herab ;
der Kerl drinnen in meinem Zimmer
war im Stande, seine Drohung auszu
führen und mich, den rechtmäßigen Jn-
Einbrecher niederzuschießen. Wir zo
gen «S daher vor, uns sür ehrenvoll be
besiegt zu erklär-',- »nd in guter Ord
nung sen Rückzug nach
stub« anzutreten, Ivo H mein- Freund«
n?ch '.ange V-MI Glas- Bier zurückzu
halt«n suchte, um den Zeitpunkt, der
mich zwingen würde, mein Lager auf
der verhaßten Polsterbank aufzusuchen,
möglichst weit hinauszuschieben.
Es war ein höchst unbehagliches
Nachtquartier aus dieser schmalen Bank;
ich mußte steif, wie ein Eiszapfen, lie
gen, bei der geringste» Betregung ris
kiren, hcrunterzu kollern. Eine Pf«rd«.
decke, die mir meine Wirthin vorsorg
lich verabreicht hatte, duftet« der
maßen nach dem Stalle, daß ich sie mit
ten in der Nacht m t d«m Fuße weit
fortschleudert« ; leiser folgte dieser
nächtlichen Beinbewegung auf der
Stelle ein« höchst unerquickliche Musik,
hervorgerufen durch das Klirren stür
zender Gläser und Flaschen. Ich
hatte die schwere Decke in der Finster
niß in s Büffet geschleudert und da
durch das Unheil angerichtet.
Bon Müdigkeit überwältigt, schlief ich
endlich ein, beunruhigt von der Gestalt
des Fremden, der mir im Traume er
schien und mit seinem Revolver vor
meinem Gesichte herumfuchtelte. Ich
hatte noch nicht lange geschlafen, als ich
von Frost geschüttelt wieder erwachte.
Meine Zähne klapperten Generalmarsck,
meine Füße waren kalt und feucht, tvi«
aus dem Schnee gegrabene Runkelrü
ben und meine Hände vermochten kaum
das Streichholz zu fassen, mit de-, ,<z
Licht anzuzünden war." In
teS b"Ue ich kalten
Um mich zu erwärmen beschloß ich
, auszustehen und bis zum Anbruche des
Tagesnachtzuwandeln. Glücklicherweise
ließ derselbe nicht lange auf sich warten
und mit der fliehenden Nacht schwand
auch meine blutdürstige Stimmung.
Jq schlürfte noch eine Tasse Kaffee und
überschritt dann reisefertig die Schwelle
des Hotel« zur sauren Gurke. Wie er
staunte ich aber, als ich draußen bereits
den Hausknecht mit dem Pferde des
sonderbarm Gastes und diesen selbst be-
Nummer 40.
merkte, wie «r sich eben anschickte, sein
Roß zu besteigen. Als er meiner an-
Nchtig wurde, kam er sofort auf mich zu
„V«rzeihen Sie, mein Herr," sagte
-r, „ich habe Ihnen gestern Unannehm
lichkeiten verursacht, aber es galt
eine Wette. Ein Freund von mir, der
gestern wegen Mangel an Platz abge
wiesen worden ist, wettet« zwanzig
Goldkronen, daß es mir nicht gelingen
wnde. liier Nachtquartier zu finden.
Zch ging darauf ein und wie Sie zu
Zhr-m Nachth-Ue g-f-h«» hab«» ist
die Wett« von mir gewonnen worden;
freilich nur dadurch, daß ich mich — taub
stellte. Wie ich aus Ihrem gestrigen
Gespräche vernahm, wollen Sie heute
nach R. Erweisen Sie mir die Gefällig
keit, dort in der goldenen Kugel vorzu
sprechen, wo Sie mich und m«in«n
Freund sindcn werden. Einen Theil
des Gewinnes beabsichtigen wir in einem
kleinen Frühstück anzulegen, zu dem Sie
hiermit freundlichst eingeladen sind.
)ch rechne bestimmt auf Si«!"
Damit lüftete er den Hnt, bestieg sei,
nen Braunen und sprengt« davon. Ich
hatte es nicht zu bereuen, der Einladung
gefolgt zu fein. Das kleine „Frühstück"
dauerte bis zun, Anbruche der Nacht,
und von den zwanzig Goldkronen wird
der Gewinner schwerlich viel mit nach
Hause gebracht haben.
Ein Blick auf's ~Ha»S" Roth
schild.
Um's Jahr 1800 war der alt« Roth
schild noch arm. Als di« Franzosen
den Churfürsten vo» Hesse» flüchtig
macht«», wurdc dessen Privatvermögen
dem armen Rothschild z» Frankfurt
übergeben, daß er. als schlauer Ge
schäftsmann, eS verberge. Dieser nun
benutzt« es zu Spekulationen. Der
Krieg gibt ihm allerhand Gelegenheiten
zum Wucher und zu Lieferungen. Und
diesen Gewinn behält er für sich, frem
des Geld niacht ih» reich.
Damit aher kam der „Giftbaum" erst
in s Wachse». Bor weiiige» Decennien
hatte nur Deutschland das „Glück",
seine Famili« Rothschild zu besitzen.
Jetzt gibt es Rothschild's i» ei»er An
zahl europäischer Hauptstädte, und
Rothschitd-Paris, Rothschild - London,
Rolhsch>ld-Wi"n sind natürlich ebenso
eifrig- Franzosen, Engländer, 2«ster
reicher, »lS di- Zra»l»',',.icr Rothschilds
--u'sch- sind, die Geschäfte aber blühen
allenthalben, blühen um so mehr, je
mehr „Vaterländer" sich das „Haus"
Rothschild anschafft. Bereits haben
wir eine gange Reihe solcher internatio
naler Judenfamilie», mit geschlossenen
Gemeinschaften der einzelne» Glieder,
die an verschiedenen Orten das Aussau
gen der B-sitzthümer gegenseitig stützen,
wir nennen die vielbrüderigcn Bamber
ger, Goldschmidt, Salamanca, KonigS
tvarter, Salvador u. s. w.
Als der Pariser Rothschild 1875
starb, hinterließ er cine Milliarde (1000
Million«») Francs. Man schätzte das
Vermögen des Ifünsgliederigen) Ge
sannnthauses um jene Zeit auf fünf
Milliarden. Dieses Vermögen ver
doppelt sich, sei st nach Abzng der
fürstlichen Haushaltung und aller an
deren Unkosten, wenigstens alle 15
Jahre, beträgt also im Jahre IS"",
über 10 Milliarden
den fünf „verdient" nur
o>nse» jährlich 40 Millionen Mari,
monatlich .1,400,000 Mark, täglich
100,000 M., stündlich rund 4000 M.,
per Minute rund 80 M. Um dies al
les zu „verdienen", hätte lr nichts wei
ter zu thun, als Coupons abzuschneiden,
wenn er das nicht durch einen Anderen
besorgen lasse» will. Ein Tagelöhner
verdient nicht im Monat, unter harter
und angestrengter Arbeit, soviel, als
dem Herrn von Rothschild, wenn er gar
Nichts thut, jede Minntc in den Schooß
von selbst fällt.
Sind das nicht wahnsinnige Zustände
der socialen, resp.wirthschaftlichen Ber-
HSltnisse, wenn unter dem Blühen mo
derner Freiheiten all- Arbeiter verar
men, indeß cine einzige Familie Milli»
und ohne Schweiß der Hände spielenh
„verdient" ?
Ueber de» am SB. Sept. in Mauch
Chunk verstorben-» General Albright
wird gemeldet: Charles Albright war
am 11. December IBZO im pcnnsylvani
sch-n County Berks geboren. Im Jahre
1852 wurde er ins Barreau ausgenom
men und sich zwei Jahre später
nach Kansas, wo er sich an der damali
gen politischen Bewegung thätig bethe-,
ligte. Im Jahr I?sti kehrts xx nach
Pcnnsvlvanicn zurück widmete sich
in Mauch der Rechtspraxis. Im
lB6O wurde er zu einem Delega
ten zum republikanischen Nationalkon
v-nt erwählt, und im Jahre 13V2 trat
er in die Armee ein als Major im IZI.
pcnnsylvaiiischen Freiwilligen. Regi
mcnt. Er zeichnete sich bei mehreren
Geleginbeite» aus und wurde zum
blikamr erwählten ihn als einen orei
Kongreßmitglieder „at in den
43. Kongreß; er gehörte vom I. De
cember 1873 h-z 3. März 1875 der Na
tionalgesetzgebung an. In den Proces
sen gegen die Moll» Maguires spielte
Albright als Advokat eine bedeutende
Rolle, und die Ueberführung dieser
Mordbuben ist zum großen Theil seinen
Anstrengungen zu verdank«».
tss»
ks'öc/K'nd/att
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Ecke Penn Ave. und Linden Str.,
Äeiueu Liquoren.
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Pinc Brook Ncstauraüon,
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H. Diller's
dotel, RcsLauratiou und
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Jeden Morgen cxlra feiner Lnnch. «a-I»
»»»»« „,,!> «»end«
Concert!
DÜI-r^
Henry Blatter,
seinen C'.^rren
von
>!a»ch,- und Schnupftabak, Pfei»
-j ken Cigarrenspitzen sc.
Kine feine Rcstnnratioil
Grosicii Schieß. Gnllerie.
<khas. Tropp's
Lackawanua Haus .
Eis Cream Parlor,
!II Lackawanna ?»venne.
Hvtcl-As^/Modation,
l!'e,eU,-l,af,en werde,' sNi Pii N.eS Ereurn».
6re>,m r«rsor,,l.
- >ind die feinste» ttleiränkr aller
Joseph Gricßeu'S
iieskittiratio» uiid Wichschast
Andrea» Schön'S Hotel,
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?lndreas Nils's Hotel.
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i, s Ruf.
Maj. John „«.'s
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Penn und Lackawanna Ave.
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0 Pe « » Adr« « e.
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John Vasper'S
II«7k!^.
Avenu? Lcraiilon, Pa.
M. Aeidler's
Bäckerei- Restauration,
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Kco. Kinb««?.
Nevstoue Hotel.
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va.'. beste Pier und andne
betränke, und kaltt «peisen zu jeder Ta«<.
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