Die Visitenkarte. Sidonie ging ein- Weile schweigend neben deut Papa durch die schon menschen leeren Gaffen, in die der Mondschein sein dämmerndes Licht z» werfen begann. Sie konnte, was man ihr angethan, nicht verwinden sie mußte und mußte davon beginnen, mid nachdem sie zehnmal das Wort, das auf ihrer Lippe gelegen, wieder verschluckt, sagte sie endlich: „Papa ich bin Dir ernstlich böse. Weßhalb spieltest Du diese Komödie mit mir?" daß....' demselben vorwursSvollen Tone fort," „ich habe Alles durchschaut Deine Vo gelscheuche wußte nicht einmal, daß wir ein Landhaus haben, und das muß doch Max Stein sehr gut wissen ich war dennoch so dumm, mich hintergehen zu lns ich Dir nie verzeihen, daß Du mich für ein Kind hältst, dem Du solche Mhstisika- „Wirklich ich danke Dir, Papachen! Und eS war so rühend väterlich von Dir, ge- MaxStein.alSdcrrichtigeMaxStei» heute Abend bei ihr erschien, als .Herrn Weiß' vorstellte —doch nur, weil sie wußte, was 'Hanna? Ich hätte ein Komplott mit ihr gemacht? Ich hätte Deine Geständnisse „Dn durchschaust Alles! Wollte Gott, Ichaue nichts, ich weiß absolut nicht, wo von Du redest!" „Das ist merkwürdig, Papa, Du wirst mir doch nicht einreden wollen, daß Jo stellen?" „Also Max Stein war den Abend bei ihr und unter dem Namen Weiß?" „So ist eS, mein lieber Papa» wenn Du es wirklich nicht weißt!" „Ich gebe Dir mein Wort, Sidonie, dem Allen begreife!" „In der That nicht? Aber ich bitte der?" fragte der Präsident hastig^ war an einer gefährlichen Stelle nieder gerutscht, in die Kniee gestürzt hätte Max Stein ihn nicht mit großer Kraft und noch größerer Geistesgegenwart am griffen und festgehalten, so wäre Jo hanna vielleicht in einen Abgrund gestürzt da« Alles durchsprachen sie auf's Brei nicht enden, diese« eifrige Gespräch, diese« Schwärmen in der Ronianlik so schöner traulichkeii ihre Hand aus feinen Arm und begleitete ihn durch den Garten und da« Hau« und der Abschied mußte wohl ein sehr langer und umständlicher fein, denn e« dauerte ganz gewaltig lange, bis glühte I' ES schien, deS Präsidenten ganze Seele war, während Sidonie die» rasch anSspru- Damit endete das Gespräch der Präsident schwieg, bis sie zu Hause an gekommen waren, und hier sagte er aus- DaS schelmische Töchterchen sah scha. densroh an tiefem Wesen deS VaierS, wie gut fein Plan sich ein wenig zu rächen, gelungen war; ihr Bater war offenbar von ihrem Geplauder beunruhigt und be troffen vielleicht gar ein wenig mehr, als sie eS nun doch gewollt hatte, al« sie eS sich bei ihrer kleinen boshaften Auf schneiderei vorgestellt mit der Frage: sollte eS ihn wirklich unglücklich machen, sollte cr wirklich für Johanna ernstlich eine tiefere Neigung haben? legte sie sich zur Ruhe und beruhigte bald ihr Ge wissen die Töchterchen glauben nicht leicht an eine tiefere Steigung der PapaS ruhigen Schlummer« vermischten. Am andern Morgen, al« sie den Bater beim Frühstück wiedersah, erschrak sie. hatte ganz offenbar eine merkwürdig schlechte Nacht gehabt. Er nahm lang sam, in Gedanken verloren, eine Tasse Kaffee zn sich, lehnte alle« Weitere ab, sprach kein Wort und ging, um sich in fein Arbeitszimmer zurückzuziehen. Auf der Schwelle deS Frühstückzimincrs wandte er sich zurück. „Mein Kind," sagte er, „ich habe mich in den letzten Tagen ein wenig viel ange strengt und bedarf für ein paar Tage des AuSruhens wir werden, sobald ich »och einige Sachen erledigt habe, nach Basterhof hinausfahren etwa gegen Mittag sei so gut, die nöthigen Bor bereitungen dazu zu treffen. Sidonie, die ihm nachschaute, fühlte eine Centnerlast sich aus'« Herz fallen. WaS hatte sie angerichtet! Ihr Batcr jugendlicher Leichlsinn nicht gedacht, wo von sie keine Borstcllung hatte den Schmerz eines Mannes, der in einer letz reifer Mann, er hatte nichts, worauf ge stützt cr selbst vertrauensvoll einen Kamps hätte aufnehmen können mit Zugcud und Schönheit, wenn dieser Kampf ein Mäd chenherz galt. ES lag etwas wie ein schmerzliches Verzichten in dieser Absicht, sich in die stille Landeinsamkcit zu wol len, — ein Verzichten so tiefschmerzlich, wie es der leichte Sinn eines „Backfi einmal zu ermessen im Stande war während doch ihre Zärtlichkeit für ihren Bater sich ihre kleine Intriguen auf's Bitterste und Heftigste vorwarf. Und was das Verzweifeltste war— wie sollte sie es wieder gut machen? Sie sah gar kein Mittel dazu. Sie konnte ihrem Bater jetzt nicht gestehen, daß sie übertrieben, erdichtet, aufgeschnitten habe, dient, bei ihm ein wenig anzuschwärzen — unmöglich konnte sie daS damit hätte sie ja gestanden, daß sie des Vater Ver hältniß z» ihrer älteren Freundin durch schaut, beobachtet habe, mit dem Fürwitz, den der Vater so oft an ihr tadelte! Und hätte sie ihrem Vater solche Geständ ganz und völlig unmöglich, daß war ja, nur überhaupt von seiner Steigung zu sprechen und ihm zu sagen: Vater, ich sehe, wie tief Dir'S zu Herzen geht, ich sehe, wie sehr Du Johanna liebst.... nein, nein, da« konnte sie nicht Über die Lippen bringen und deßhalb schlng sie die Hände zusammen und sagte mit be benden Lippen: eS nicht. Er blieb daheim bis halb Zwölf, dann gab cr Beschs, den Wagen varfah ren zu lassen —eine Stunde später waren Bater und Tochter auf ihrem Landgute. (Fortsetzung folgt.) ..Waldfried." da« schon seiner Sonderbarkeit wegen ein Berthold Auerbach Pflegt seit etlichen lah. Ren im MajestätS-Plural zu sprechen, sein Volk. Wann ihm da« deutsche Volk da» Recht ertheilt hat, in seinem Name» zu sprechen, ist also diese Berechtigung offenbar in seinen Werken. Diese Werke sind in erste Reihe die „Schwarzwälder Dorfgeschichten", deren Ver dienstliche» nicht in Abrede gestellt werden bi» IS7I voraus, erlebte« mit, Ernst sühnt und leben«satl am SS. Juli 1871. andergesprcizt, wa» silglich in einem einzigen diese» sein letzte« Buch, dieser „Waldsried" - pariser Tageszeiten. merschade, wenn, eine Pariser Familie jähr lich »0 bis lüg Franc» (für Wassertragen) sind immer gewisse Journalisten, selbstver- Schlund der Tagespresse muß zur festgesetzt,» Stunde gestillt werden. Je nach dem Er genbläiter halten ihre Redaktionen von Mit tag d>« Mitternacht offen. Die Abendzeitun gen werden von Morgen» S bis Nachmittag» L Uhr redigirt, tung zur PcnsioiiSanstalt kommen, wo sie bis Abend» sünf Uhr Unterricht und Uebungen durchmachen und da« Frühstück erhalten, und dann wieder in derselben Weise abgeholt livei Sterne. .... O>l—o—o. . . . Mut!.... lio—e—e im Hasen von Habana »on einem heftigen Sturme übersallen. Der Wasserspiegel, so eben noch glatt, friedlich und träumerisch hin» Ebenholzes und de« Elfenbeins. Die Nase hallte. Olter-Zeiertays Szenen zu Wien (Au« dem Kikerili.) Zu Hause: Du Alter, wa» ist » denn? Die Feiertag Jetzt stehen wir schon eine Viertelstunde da Jcssa«, a Wagen! Verflixter Fratz, kannst Dn nicht Acht ge ben? Tu könntest ja auch ausschauen, Du bist der Vater! Fängst schon wieder an mit Deinen Bissig keiten? Halt'» Maul, alter DappschSdel! (Pein- So schön, jetzt i» a ganzer Fitzen herunten, hat Sl> st. kost. Weil Du nil zu tz«u» bleibe» gar nicht möglich, daß wir einen lraniway- Echöne Komödie da»! die kinerl schlaft schon und die Mali kann nimmer gehn. Wo hast denn unsern Ouartierschlilssil? Ich? Du muht ihn haben! Ja, heut', am Ostermontag, ftnd'st Du um diese Zeit ein Schlosser zu Hau». Himmelkreuzsterndonnerwettcr! Jetzt bleibt un« nis Andere» über, al» bet der Han»meisterin auf der Erde zu schlafen. " sonst Niemand, W. S. Rose aus der schwarzen Tasel iu Rich ter Seully» Polizeigericht. Er hatte, al» er wegen unordentlichen Betragen» in der Nacht einen Journalisten genannt haar, da meinte gröötc Achtung verschaffte. Rich er Scullq legte ihm PZ und Kosten aus und bedeutet» ihm, daß der nächste Versuch die Journalistea- Gemcinschaft auf diese Weise zu entwürdiget« ihn HlvO kosten würde. ihrem Signaleinenl (Amtsblatt vom IS Aprili St. Pauli wörtlich Folgende» au: „Beklci- Den ringbekleideten Löther, Vielleicht findet er ihn spöter l" Charte« <Sumn«r / SS. April 1574.) Dcr Töne Echo schwellt: Denn Bot! regiert die Welt I Die Währung der Gedanke«. Hast Du »le de« Schafsensdahnen In den Pulsen heiß gcsühlt? Kennest Du der Pläne Drängen, Der Ideen Wirrsaal nicht? Junge Lieb« reif« Lieb«. möchte. Bedenkliche Frag«. In den Spanischen Gefilden Wer lös t diesen gordischen Kn°t,u? Wer begrtbl den letzten Dodte»?
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