Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 19, 1873, Page 1, Image 1

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    Scranton Wochenblatt.
!>. Ililnizan^
Dr. F. Bodemau,
Linden Straße,
zwischen der Penn und Franklin Avenue.
Office-Stuaden, Morgens von B—3
Nachmittags „ 3 —L
Abends „ 8—»
In Abwesenheit wird gebeten, Nachricht zu bin
lassen. 7m,7
Dr. Jakob Dötsch,
Fyt, Mndarjl und Geliurlshelscr.
Office: an Eedarstraße, zweites HauS von
William Geschäftslokal, 11. Ward,
Deutsche Apotheke,
Lackawanna Avenue,
eben Handley'S MerchantS u. MechanicS Bank.
SapB H. F. Lobrck. !j
0. L. (üliitteixlert,
Deutsche Apotheke,
Slli Lackwanna Avenue.
Dr. C Y. Fischer,
Arzt nnd Wundarzt,
Ailgen- nnd Ohren-Krankheiten
ird speziet Aufmerksamkeit gewidmet. Eon
ultirt d'ulich und englisch. Office Hber Ma-
Apotheke, Lacka, Avenue. 29f72
MIIM,
können sich vertrauet»»»» an ihn
" ,cc oberhalb MathewS Apotheke, tiog
Dr. S. W Auch,
Lc.lce von k
Officestunden: 8 bis 9 Vormittags.
12 „ 2 Nachmittags.
7 „ 8 Abends.
Theo- Hoschke,
? » a i» » s t,
JinimerNo. !, Zeidler'S Block, Scranton, er
theilt Musik Unterricht in und außerdem Hause.
tif73
Note» und Musikalien für Schüler oder Ge
rllfchafien werden auf Bestellung geliefert.
'»! t li
Office: Zeidler'S Bl?ck, !?ooi» No. lj,
2ag7t Scranton, Pa.
Etablirt in 1855.
G. A. Sf I. F. Füller S 5 <50..
Groee r i e s,
Thee, Kaffee, Reis, Zucker. MolasseS, Mehl,
Tabak, Fischen, Schinken, Käse, -Putterund Eier,
tltt> »nd ti>2 Lackawawanna Avenue, Ecke der
kjl Wyoming Avenue, Scranton, Pa. 7l
<shas. Dnpont Breck,
Advokat und Sachwalter,
Käufer »nd Verkäufer von Grundcigcnthum und
Agent für den Verkauf von Lotten des alten
„Slocum.Eigenthums."
Ferner Agent für die L»coming Eountp Mutual
«ersichcru:. - Eo., inkorporirt lBw. Kapital über
iese Gesellschaft fährt fort, zu
mäßigen Prei,en >.< versichern nnd ist pünktlich in
Bezahlung aller eyrtichen Ansprüche.
Ofsicc in <sandcrson ». So.s Gebäude, gegen
kber dem Wyoming HauS, Scranton. lkjrS
Alex. Ha v ,
Haus, Schild- K Morations-Malcr,
Empfiehlt sich in allen in sein Fach einschlagen
den '«reiten auf's beste, mit stets pünktlicher und
sowie Tapete» und Borde» enthält, zu den
billigste» Preisen. 7m,72
EharlcS Fischer
Gvvcerie» nnd Prvvisloven,
«rocerien, Mebl und Futter, deutsche Früchte,
Zucker, Kaffee, Thee u. s. w. Das deutsche Pu-
Ukum ist eingeladen, uns mit seiner Kundschaft
esie Waare zu dem verlaufen,
tnba EharleS Fischer.
Hauer A Wanke,
Groeerieen und Provislvnen,
Mainstraße, Hyde Park.
-Waaren .lichtS zu
Jakob Hauer. > Friedrich Waake.
Real Estate Agentur.
»u Lusk, 22i Lacka. Ave.,
22a»7! LhaS. Vetter.
I» vwcu'S Atelier wird deiitfch
gesprochen!
Owen s Gallerie
Nene» zweiten National Bank.
Die beste Gallerte
im nördlichen Pennsylvanien.
Die besten Bilder
Bildern von Kindern
Spezielle Aufmerksamkeit
j ,
3f7i) I. G. Ow en, Photographist.
Oefen! Oefen!
23agkba
Henry I. Ziegler,
Nachfolger von Geo. Pfeffer, Eedarstraße.
Nenstoue Hotel,
lichst ' U l'i n c u"^
Jvhn Werthainer,
plumlier und Gas Filter,
Oftice.
Einem längst gefühlten Bedürfniß entsprechend,
eröffne ich mit heutigen Datum eine CollcktionS-
Office und empfehle mich der Gunst solcher Ge
schäftsleute, die nicht Zeit haben, ihre Außen
stände selbst einzukassiren.
Ferner besorge ich schriftliche Arbeiten, wie z.
B. die Ausfertigung von Mielbs-Contrakten,
Noten u. f. w. und werde stets die sichersten
Formulare »nd Stcuersteinvel Vorrätbig halten
<!. Sch reifer, Wvoming Avenue,
31ag7l neben der Trust Companie Bank.
FuHbekleidung!
D«r Unterzeichnete hat seit einigen Wochen in
feinem Gebäude an Eedarstraße, Ilte Ward, ein
Stiesel- »nd Achuh-Veschüst
eröffnet, worauf er die Aufmerksamkeit des ve»
ehrten Publikums lenkt. Fertige Waaren jeder
Art für Männer, Frauen und Kinder halte ich
stets in großer Auswahl vorräthig und verkaufe
zu so billigen Preisen, als irgend ein ähnliches
Geschäft der Stadt. Geneigtem Zuspruch sieht
entgegen. (7d7t) Jakob Schimpfs.
Luther S 5 Blatter,
Deutsche Wirthschaft,
Lackalvanna Avenue, gegenüber dem Möbelge
schäft von Grieser u. Co.
Vorzügliche Getränke und die besten kalten
Speise» stets vorräthig. Auf ihr
Cigarren Geschäft
machen sie besonders Liebhaber des edlen Krautes
aufmerksam, da ihr Fabrikat vorzüglich ist und
im Großen und Kleinen verkauft wird. Ebenso
Rauch, Kau- und Schnupftaback, Pfeifen
u-s'w, 27ap7l
Heinrich Sechst,
Eurcka Scise und Lichter FMk,
Sloeam's Fiats, Scranton, Pa.
Empfehlen ibre Seife und Lichter, vom besten
Material fabrizirt und zu den billigsten Preisen.
Seife und Lichter im tNroßen und Kleinen von
bester Qualität. Unschlitt und Fett werden in
Tausch angenommen oder auch zum tchibsten
Marktpreise baar bezahlt. Beste Rosiii-Seife
wird fortwährend daselbst fabrizirt. 22f
Wilhelm Tell Ha us
Henscl, Eigenthümer.
Uspö) ' ' Wm". Hensel.
Peter Creter,
Nestauratiou,
323 Penn Avenue, Seranion.
nebst anderen Erfrischunge-, ' 2Vs7>i
Scrantmi, Liizcrnc Conntti, Pa.. Donnerstaq de» u>. Juni 1873.
Gräber S 5 Burger,
Restauration und Salon,
313 Yvonne.
18jr72 <!> r a b c r u. B u r g e r.
Garney, Tripp St <sv.,
Tchnnpf-, Ranch- nnd Kan-
Taback. Pfeifen »e.
Aug" Rauchtaback,!.
3tlB Lackawanna Avenue.
Kl"' Deutsch wird von Hrn. John S. Schort
GasthanS zum
..Frohen Sinn"
Anton Ivos,
Mainstraße, Hpde Pari.
TaS HauS ist neu und in vollkommenster
an Spcisen und Getränke» das Beste, was zu
haben ist. !>m>7l.
Auch empfehle ich bisher, zur Anfcr-
D. Net,^-
H ü t e,
alle Arten Wollenwaaren,
Bücher, S p i e l w a a r e n u. 112, iv,,
llBap7 2te Thüre vom Courthause.
Mrs. C. Sehreifer,
Ptttzmache^in,
deutsche Publikum überhaupt zu zahlreichem Zu
spruch ein. Alle Waaren sind neu und modern.
t5f72 MrS. E. Schreifer.
Die CollektionS-Office des Unterzeich
neten ist ebenfalls »ach demselben Gebäude »er-
E. Schreifer.
Möbeln! Möbeln!
Grießer K? Co.,
st>6 Lackawanna Ave., nahe Washington Ave.,
zeigen hiermit dem deutschen Publikum an, daß
sie ihr Geschäft nach ihrem eignen neue» Gebäude
nächste Thüre von ihrem früheren Platze verlegt
Dem geel, ten Publikum für bisherigen Zu
spruchs! qebcn wir zugleich die Versicher-
Reparaturen prompt ausgeführt.
Ebenso empfehlen wir uns als Lcichenbesorger.
Scranton, 28. gcbr. !Bök.
I. Ä. A. Lnrschcl.
»iiskieitiiikil,
Dunmore, t. Juli 1871. da
George Saum,
Barbicr, in I. Zeidler'S Basement. l tap72
Neues
Etablissement.
Klcider-Gcschäft,
i» Ä- Zeidler'S Gebäude.
und garantiren die beste und billigste Bedienung
und den e,ältesten Schnitt in der Stadt.
Ihr Deutsche, überzeugt euch und sprecht vor,
so werdet ihr befriedigt «erden.
Zahlreichem Zuspruch sehen achtungsvoll ent
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tjimxellwlr ck Bt!!inel«lei',
207 Lackawanna Avenue, 207
Zeidler'S Block.
Scranton, 2S. April 1869.
Der Unterzeichnete empfiehlt sich zu Malereien
in jedem Jache, und garantirt die pünktlichste
und beste Bedienung. Julius Wellner, '
22ag der Alte.
Menzel s Hotel,
2» Bowcrn, Kckc Navard St.,
New-Aork.
bestens empfohlen. EhaS.^Meni^"'
t5f72 Prop.
früher „Union Restaurant" Seranion, Pa.
(Geschäfts - Karten.
t'reä.
Architekt, Baumeister itlngenieur.
(Städtischer Vermesst r,)
Office, 5M Sacka. Avenue, »ahe Washington,
(Hebrüder Bertolt,
Bestellte Arbeit pünktlich angefertigt.
5. n. Lampdell,
Reckts-A n w a l t .
punktlich besorgt. 7j170
C. Q. Carman, Händlerin
PineßrookKohlen
Office in No. li>9 Penn Avenue,
2j13 Scranton, Pa. tj
Peter Creter,
HanS-, Schild-,
FreSeo- Sf Ornamental-Maler,
William Deekelnie^
Bestellungen per Scranton Post prompt bc
berücksichtigt. 2?mi73
(Münster, X Melles,
Advokaten und RechtS-Anwälte»
Office in Jak»b Schlägers Gebäude,
Alexander Hay,
/resro-, und Schild-Malrr,
Geo. S- Horn,
Advokat und Mntticher Notar,
W. ibf o n IvneS,
RechtS-Anwalt.
Office- in dem Bankgebäude der Trust Co.,
Wvoming Avefiue, Scranton, Pa.
Kappen,
A. Konarson,
Scranton, I». Jan. !86k da
E. Mcrrisicld,
Advokat und Sachwalter,
Ofjiee in Pauli'S Block, Lackawanna Ave
nue. I9mzB
vr I'
Jakob Schalk
Haus- und Schildmalen, Tapezieren
und Calfomining,
Alderstraße, Scranton, Pa. It>ap73
„Gagle Hotel",
I lap72 Penn Avenue,
Fritz Teufel. Eigenthümer.
David llnger, deutscher Advokat,
vr^
Arzt und Geburtshelfer,
HauS; Wohnung mit an Adams
Avenue. 27mz73
Drei Tage aus dem Leben
einer Frau
Novelle»» vonZ uta Berthen.
Wlr hatten unser einfache» Mahl be
endet, meine alte Freundin schob die Tasse
hinweg und lehnte sich freundlich nickend
in ihren Stuhl zurück; ich stand auf, zog
die Glocke, und als der Diener sich mit
den Resten der Mahlzeit entfernt hatte,
lehnte auch ich mich behaglich in einen
Wiegstuhl und ließ meine Blicke wieder
einmal durch da« so wohlbekannte, traute
Zimmer schweifen. Es war elegant und
einfach in feiner Einrichtung, ohne eine
Spur von Pretenston, wie die Bewohnerin
desselben, die mit ihren reichen, weißen
Haaren, mit den lebhaften, lieben Augen
uud mit den noch so wohlerhaltenen Zäh
nen mir schweigend gegenüber saß und
lächelnd meinen Blicken folgte. Diese
flogen von den alten Faoiilieobiltern an
den Wänden zu dem eingelegten Schreib
tisch mit den hundert Schubfächern, und
von dort wieder nach dem Arbeitsstuhl im
und Zeitschriften beladenen Ecktisch, bis
quisttor in diesen schlichten Räumen?''
sprach nun die alte Dame, indem sie die
Hand liebkoste, mit welcher ich aus dem
Tische trommelte.
„Es ist so behaglich hier, so ganz ander«
wie in all den übrigen Häusern! Und
mir ist nirgend« so wobl als bei Dir,
Tante Lydia!" fügte ich schmeichelnd hin
zu, Indem ich ihr einen Namen gab, zu
dem zwar keine Verwandtschajl, aber die
innigste Liebe mich berechtigte. „Aber,"
sprach ich dann plötzlich, als meine Auyen
wieder wie von ungefähr auf die Cassctte
an meiner Seite sielen, „wie ist mir doch?
Hast Du mir nicht verjprochen, daß ich
heute wieder in deinen Schätzen kramen
dürfe?"
Meine alte Freundin nickte Gewähr
ung und ich sprang freudig auf, um die
Cassete an mich zu ziehen. Lange k?amte
ich in deren Inhalt herum, bald eine»
seltenen Stein mit verschlungenen Ini
tialen, bald ein Mlniaturbild im perlbe
setzten Rahmen hervorziehend und im
mer wußte Tante Lydia eine sinnige Er
siel mtr plötzlich im Deckel ein Zwischen
raum auf, der bis jetzt stets meiner Beob
achtung entgangen war. Bald hatte ich
die Feder gefunden, ste wich unter meinen
Fingern und ein Päckchen, mit einem ver
blichenen Seidenband umhüllt, fiel mir
entgegen. Triumphirend über diesen
neuen Fund, blickte ich hinüber nach Tante
Lydia. Doch diese saß weit vorgebeugt—
die Hand wie abwehrend ausgestreckt. Ich
CassetlGschivß und bei Seite setzen wollte;
doch sie ließ es nicht geschehen, sondern
nahm derselbe an sich und zcg selbst wie
der das Päckchen heraus, dessen Umhül
nebst einer Malerei auf Tonpapier, welche
jene Veilchen in ihrer Frische so täuschend
darstellte, daß man sich versucht sühltt,
dieselben von der Marmorplatte abzuhe
„Wie hübsch!" rief ich unwillkürlich
Kunstwerk fielen. „Wer hat diese Veil
chen so täuschend schön gemalt?"
Ein wehmüthiges Lächeln zog über die
Züge der Greisin, als sie antwortete:
„Ich malle dieselben als glückliches Kind
Ein leiser Seuszer und das Beben ih
rer Lippen verrieth mir, daß sie litt; deß
halb rief ich aus: „Der Anblick dieser
Ich wagte nicht zu fragen und doch,
wie gerne hätte ich die LebenSgeschichle
dieser Schätze gehört! Meine alte Freun
din schien mir in der Seele zu lesen:
„Nun Elsa," sagte sie, „willst Du heute
genheit blättern? Willst Du mit mir jene
Anblick dieser Veilchen so lebhaft in mir
wach ruft?"
Statt aller Antwort drückte ich einen
innigen Kuß auf die Stirne der Greistn,
zog einen Schemel zu ihren Füßen > und
schmiegte mich an ihre Kniee, während sie
sich zurücklehnte, die Augen mit der Hand
beschattete und zu erzählen anhub, wie
eben nur sie erzählen konnte.
ES ist Heller Frühling draußen, die
Sonne steht im Mittag und verklärt mit
ihren Strahlen die ganze Welt. Die Vö
gel zwitschern fröhlich in den mit Blüthen
übersäten Zweigen, die Schmetterlinge
schaukeln durch die goldig flimmernde,
warme Luft; Eintagsfliegen ichwirren
auf und nieder, Licht und Luft all
überall.
An einem offenen Gartenfenster eines
eleganten, reichen HaufeS sitzt ein junges
Mädchen sie mag achtzehn oder neun
zehn Jahre zählen: ein fröhliches, reines
Herz und die Frische der Jugend sind alle
persönlichen Vorzüge, deren sie sich rüh
me» kann; in den Augen der Welt gesellt
sich dazu ein schöner Name und ein be
deutendes Vermögen. Die kleine Gestalt
im Fensterbogen, welche im Augenblick
über Hauff's Märchen dle ganze Außen
welt zu vergessen scheint, ist eine reiche
Erbin. Sie hat das Unglück, eltsrnlos
zu sein. Die schlanke, blasse Dame dort
im S»phaecke und der hagere Herr hinter
seiner Zeitung sind die einzigen Berwand-
„Nun, Lydia," begann jetzt die Dame,
indem sie ihren Schovßhund, das Spiel
zeug muffiger Stunden, auf das Sopha
Walldorfs überdacht?"
mahl an ihrer Seite nickte beistimmend
mit dem Haupte. „Was kannst Du ge
gen den Baron nur haben? Er ist jung,
hübsch, liebenswürdig "
„Der liebenswürdigste Mann der Welt,"
warf Lydia rasch ein, „aber er läßt mich
kalt wie Stein." Mit diesen Worten
nahm sie ihr Buch wieder auf und war
bald anscheinend so tief in dessen Inhalt
versenkt, daß ste dem weiter» Gespräch ih
rer Verwandten, welches sich jetzt um die
Güter und das Einkommen des Barons
drehte, keine Beachtung mehr schenkte.
Dennoch irrte von Zeit zu Zeit ein Blick
aus ihrem Buche nach der Pendule des
Kamins, welche zehn Minuten über Mit
tag zeigte.
Da meldete ein Diener: „Herr Volk
mar, Baronesse!"
Rasch warf Lydia das Buch bei Seite
und war in zwei Sätzen an der Thüre,
und trat endlich in ein Zimmer, dcssen
zierliche Einrichtung das Mädchenboudoir
bekundete.
„Habe ich Sie warten lassen, Herr
Volkmar?" rief sie einem jungen Manne
und zwei tiefblaue, träumerische Augen
auf das junge Mädchen heftete. „Ich ver
besserte hier eben die Lichter auf ihrer
Marmorplatte und freute mich zu sehen,
wie wohl gelungen Ihre Veilchen sind.
Es ist kaum ein Unterschied in der Farbe,"
fügte er hinzu, ein Sträußchen, das er im
Knopfloch trug, auf den Tisch streuend.
„Wirklich? Sie sind zufrieden mit mir,
Herr Volkmar? Das ist das erste Mal,
daß Sie mir ein Wort d?r Anerkennung
schenken. Ich pflegte sonst mein Lob nur
in Ihren Blicken zu lesen!"
War es dies oder waren es die Worte,
die er sprach, daß auch Lydia das Blul in
die Wangen stieg?
Talent über die Grenze des gewöhnlichen
Dilettantismus hinausreicht!"
„Wohl Ihnen, daß die glücklichsten
indem er einen Stuhl für Lydia an die
Staffelei zog und anfing, ihr die Farben
zu reiben, die sie geschäftig vor ihm aus
legte. -
„Was bedeutet das Alles? Sie sind
heute so seltsam feierlich, ja fast verstimmt!
Lassen Sie uns einmal wieder lustig
streiten! Sollte es mir nicht gelingen,
diese Wolken von Ihrer Stirne zu scheu
chen ?"
Volkmar antwortete nicht, er schüttelte
nur traurig verneinend da« Haupt, bot
der Schülerin die Palette »nd trat an sei
nen Platz hinter ihren Stuhl.
ES entstand eine Pause, während wel-
und das Plätschern der Fontaine ver
näh«.
„Bitte, Fräulein," unterbrach jetzt
Volkmar die Stille z „diese Schatten
wünschte ich etwas tiefer so, nun noch
etwas mehr Licht daneben, vier fehlt der
sanfte Uebergang. Erlauben Sie!"
Mit diesen Worten nahm er den Schü
l lerin den Pinsel aus der Hand und schickte
Nummer 23.
sich an, die Verbesserung selbst vorzuneh-
Lpdla hatte sich unterdessen in ihren
Stuhl zurückgelehnt und betrachtete nach
denklich das feingeschnittene Profil des
jungen Mannes, wie er sich über ihre Ar
beit bog.
Als er sich wieder aufrichtete und ihr
den Pinsel zurückgab, fragte sie: „Sind
Sie zu keinem Gespräche aufgelegt? Wir
haben noch so Manches auszusechten. Ich
ka»n es nicht ert.agen, Sie so traurig und
verstimmt zu sehen!"
Volkmar seufzte. „Mir liegt es wie
Blei aus der' Seele und dennoch sollte ich
frohlocken ob der Aussicht, die sich mir bie
tet."
Er wandte sich ab nach diesen Worten
und blickte in die sonnige Gartenpartbie
vor rem Fenster, das Llcht mußte wohl
zu grell sein denn er führte mehrmals
die Hand nach den Augen. Lydia fühlte
ein leises Zittern durch ihre Glieder ge
hen, sie blickte mit stummer Erwartung
nach Volkmar, der sich nun wieder vom
Fenster abgewandt hatte und sie mit un
säglicher Trauer in seinen Augen ansah.
„Meine Abreise Ist bestimmt. Dies
wird heule die letzte Stunde feln!" sprach
er mit leiser, vor Erregung zitternder
Lydia'S Herz drohte still zu steh.« und
pochte dann wieder so ungestüm, daß es
ihr fast den Athem raubte.
„So ist es dann wirklich," sagte sie,
kaum noch ihrer Stimme mächtig, „Sie
gehen nach Italien, nach dem Lande ih.
rcr Träume und ihrer Sehnsucht! Ich
hatte nicht gedacht, daß es so bald gesche
hen würde! Ich gratulire von ganzem
Herzen," fügte sie hinzu, indem sie ihm
die Hand entgegenstreckte und nicht anfzu
sehen wagte, um die Thränen zu derber
gen, die an ihren Wimpern hingen. Volk
mar nahm diese kleine, zitternde Hand
und führte ste an feine Lippe».
Lydia zog die Hand zurück und betrach
tete sie sinnend. Sie wagte noch immer
nicht ihn anzusehen, denn der Thränen-'
schleier über ihren Blicken war immer dich-
Es trat eine peinvolle Pause ein
Keines wagte zu sprechen und doch war
Beider Herz voll zum Zerspringen. Lydia,
die es noch nicht gelernt hatte, ihrer Ge
fühle Herr zu werden, barg endlich das
Antlitz i» beide Hände und ließ ihren
Thränen freien Lauf. Volkmar stand
Die Stille in ih'rer Nähe brachte sie
endlich wieder zu sich. Was hatte ste
than? Hatte sie geweint wie »in Kind,
man sein Spiel nahm? Was mußte
Volkmar von ihr denken ? Rasch trocknete
ste ihre Thränen, indem ste sprach: „Ich
bin ein großes Kind vergeben Sie!
Schon bin ich wieder ruhig." Als ste zu
dem Angeredeten ausblickte, gewahrte sie.
daß auch in seinen Augen große Thränen
schimmerten. Eine nie gefühlte Wonne
durchfchauerte ste bei diesem Anblick. Wie
viel in ihrem Herzen und in Volkmars
Benehmen gegen ste ward ihr nun plötz
lich klar! Sie wußte nun, was ihr dir
Kunst, was ihr das eigene Leben lieb ge.
macht; aber sie erkannte auch, daß es sin- '
stere, dunkle Nacht um ste werden würde,
wenn ste die hohe männliche Gestalt dort
nicht mehr sehen und die liebe, traule
Stimme nicht mehr hören sollte.
Volkmar blickte ihr wehmüthig in die
bewegten Züge; auch in seinem Herzen
wogten Schmerz und Lust im wilden
Sturme auf und ab. Jetzt schienen seine
Lippen sich öffnen zu wollen, dann preß
ten ste sich wieder fest auf einander
endlich sprach er hastig, wie um einer Ve»
suchung zu entfliehen: „Lassen Sie uns
scheiden, Lydia, ich könnte nach dem heu
tigen Tage doch Ihr Lehrer nicht mehr
bleiben. Leben Sie wohll Möge der
Himmel uns Beiden gnädig sein!" Er
wollte nach der Thüre eilen, allein Lydia
vertrat ihm den Weg.
„Scheiden - scheiden Volkmar!"
rief sie aus, „jetzt scheiden? —Ist es mög
lich? —Können Sie jetzt, jetzt daran noch
denken ?'
Volkmar senkte das Antlitz in beide
Hände und sagte ihr leise und langsam
nach: „Scheiden! scheiden! O ja,
wir müssen stark sein," fetzte er dann mit
verzweifelter Energie hinzu. „Wie kann
bin streben? —Es wäre Wahnsinn, da
ran zu denken! Lassen Sir un« fchei
möglich l"
Lydia stand noch immer vor ihm, ste
hielt ihre gefalteten Hände dem Sprechen
den entgegen und rief: „Volkmar, wenn
Sie das können!"
Volkmar war noch blasser geworden.
„Sie zerreißen mir da« Herz!" sprach er
endlich ; „darf ich so das Vertrauen miß
brauchen, das Ibre Verwandte» mir schenk-