Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 29, 1873, Page 1, Image 1

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    AcrAnton WoMenblstl.
9. Jahrgang.
Dr. F. Bodeman,
Linden Straße,
zwischen der Penn und Franklin Ave»»».
Office-Stuaden, Morgens von B—S
Nachmittags „ 3—v
Abends B—S
In Abwesenheit wird grbrten, Nachricht zu hin
lassen. ?"U7
D». Jakob Dötsch,
Iyt, Wundarzt und Geburlshtlftr.
Office- an Eedarstraße, zweitcS Haus von
William ZiegleiV Geschäftslokal, 11. Ward,
Deutsche Apotheke,
518 Lackawanna Avenue,
eben Handle,'S MerchantS u. Mechanik« Bank.
9apS H. F. Lobrck. lj
O. D. lükittklläeQ,
Deutsche Apotheke.
SI« Lackwanna Avenue.
Dr. <5 H. 5-i«ch er,
Arzt nnd Wundarzt,
Au.zen- und vhren - Krankheiten
ird spezie't Aufmerksamkeit gewidmet. Con
ultirt deut,ch und englisch. Office über Ma
b'r»« Apotheke, Lacka. Avenue. 29f72
A-.'narzt,
verfertigt künstliche ahne, welch k le natürlichen
zn Schönheit und Dauerliaftigie. übertreffen.
Eleganz dieser Zähne zu überzeugen.
Deuisch wird in der Office gesprochen nnd un-
N,?andSleute können sich vertrauensvoll an ihn
,ce oberhalb NtathewS Apotheke. lioS
Dr S. W. Ruch,
Lcke von 6c
Officestunden! 8 bis 9 Vormittags.
12 „ 2 Nachmittags,
7 „ 8 Abends.
Theo. Hoschke,
? » anist,
d^^Ä
d n k>^>^
Office: Zeidler'S Blocks Room No. Ij.
Etablirt in 1855.
G. A. S» I. F. Füller St Co..
Groce r i e s,
Thee, Kaffee, NeiS, Zucker, MolasseS, Mehl,
Chas. Dupont Breck,
Advokat und Sachwalter,
' iese Gesellschaft >»
«aßignl Prellen versilbern und ist pünktlich ir
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Smpffedlt sich in allen in sein Fach einschlagen
den Arbeiten auf's beste, mit stets pünktlicher un>
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Auch empfehle ich dem verehrten Publikum vor
Seranton und Umgegend meinen Paint-
Store, welcher alle «orten von velfarber
sowie Tapete» und Borde» enthält. ,u der
billigsten Preise». 7m>72
EharleS Aiscker
Groeerien nnd Prvvifkoue«,
neben dem Store von Eha«. D. Neuffer,
Lackawanna Avenue,
halten immer vorräthig die beste Auswahl vor
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likum ist eingeladeiH unS mit seiner Kundschaf
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este Waare zu dem billigsten Preise verkaufen.
Inda EharleS Fischer.
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Mainstraße, H»de Park.
Einem verehrten deutschen Publikum die erge
benste Anzeige, daß wir fortwährend einen auSge
wählten Vorrath von Proviant und LebenSmit
«ein, sowie Ellenwaaren jeder Art an Hand hal
ten und zu den billigste» Preisen an unsere Kun
um zahlreichen Zuspruch bitten
ttben wir die Versicherung, daß sowohl Qualitä
wie Preise her Waaren nicht« zu wünschen ührh
lassen. 30apS
Jakob Hauer, l Friedrich Wanke.
Real Estate Agentur.
Alle, die Grundeigenthum kaufen oder verkau
fen wollen, werden qut thun, sich «n Unterzeich
nete zu «enden. Unser Katalog steht für Jede,
»ur Einsicht offen. Billige« Grundeigenthu«, s
ivie Farmen in TuSquehanna, Wavne un>
Wyoming Eountie« zu verkaufen.
Loomi« u. Lu«k, Lacka. Ave.,
zzagN «ha«.
Scranton, Luzerne Conntti, Pa» Donnerstag den 29. Mai M 3.
In Owen s Atelier wird deutsch
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225 Lackawanna Avenue,
Scranton, tz».
Zu ebener Erde. Eingang i»!ercereau'S Ju
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on jeder Größe, Sorte und Beschreibung, dit
heutzutage gemacht werden. Potographien wer
ben gewöhnlich in drei ausgefertigt und keine un-
Bildern von Kindern
wird
Spezielle Aufmerksamkeit
Zum llopiren gebrauche ich dte berühmte
,Globe Linse," benutzt in der Ver. St. Küsten-
Vermessung, da si« mathematisch genau vergrö
ßert.
Künstler kolorirt.
Zf7il I. G. Ow en, Photographik.
Oefen! Oefen!
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Henry I. Z legier,
Nachfolger von Geo. Pfeffer, Eedarstraße.
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Indem Unterzeichneter die Uebernahme obigen
Hotel« sowodl dem bieüaen wie auswärtigen Pu
dlikum hiermit anzeigt, giebt er die Versicherung
daß er sich bestreben wird, seine Gäste sie» ree
und pünktlich zu bedienen.
Zu zahlreichem Zuspruch ladet ein
(15p3) ««.Hensel.
Peter Ereter,
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Dte Restauration wird stets mit den feinsten
Delikatessen der Jahreszeit versehen sein.
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lichen Robinson'schen Biere, nur die besten
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Kunden zufrieden zu stellen.
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Garney, Tripp St Co.,
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Alleinige Eigenthümer des berühmten „Nah-
Aug" Rauchtabacks.
ZVö Lackawanna Avenue.
Deutsch wird von Hrn. John S. Schort
gesprochen. bmt7l>
Gasthaus zum
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Anton Ivos,
Mainstraße, Hyde Park.
Das HauS ist neu und in vollkommenster
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an Speisen und Getränken das Beste, was zu
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D.
H-'
Mrs. C. Schreifer,
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zweites Haus von der Office des „Wochenblatt,"
verlegt und ladet ibre früheren das
S,"ch'r'
des ltnterzeich
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Grießer H» Co.,
Scranton/2«. gebr. 1866.
I. Ä. Ä. Lmschcl.
Dunmore, t. Juli 1871. ba
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Barbier, in I. Zeidlir'S Basement. t lap72
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Zeidler « Block.
Scranton, 29. April tSKS.
Der Unterzeichnete empfiehlt sich zu Malereien
und beste Bed?enl»ig. Julius Wellner,
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Menzels Hotel,
SS Bower«, Bayard St..
New- S»ri.
Diese« wohlbekannte im Erntrum der Stadt
gelegene Hotel ist allen Reisenden und Freunden
bestens empfohlen. <lha«. Menzel,
t5f72 Prop.
früher „Uni»n »cranton, Ha.
Geschäft» - Karten.
treä. /Vmsclev,
Architekt, Baumeister «Ingenieur.
(Städtischer Vermesse«,)
Office, bvt Lacka. Avenue, nahe Washington,
31mz Scranton, a. 7i>,lj
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E» Earman, Händler in
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Office in No. 109 Penn Avenue,
2jlB Scranton, Pa. lj
Peter Creter,
HauS-, Schild»,
Freses-65 Ornamental-Maler,
William Deckelniek,
Haus- und Schildmaler, Calsomining,
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2SoB Scranton, Pa. ba
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/regeo-, und
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Office No. s»2Lackawanna Avenue,
nächste Thüre zu Aldcrmavn WatreS Office.
WCiibson ÄVnes.
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Wyoming Avenue, Scranton, Pa.
Empfiehlt sich für alle in sein Fach einschlagen
de Geschäfte und bcrechnet mäßig. 21d7l
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Scranton, tO. Jan. lkkk ba
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nue. l9mzB
vr 8 >' Ii I I I»
Office im Wyoming Hause, Eingang an Lacka-
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HauS; Wohnung mit Aid. Watte«, an Adam«
Avenue. 27mz73
Eine grausame Probe
Novelle »on Sacher - Mosach.
An unseren socialen Uebelständen, wel
che von Tag zu Tag schärfer und drohen
der hervortreten, trägt zum großen Theile
die veränderte Stellung der Frau Schuld.
So lange die letztere fich von dem Natur
zustande nicht zu weit entfernt, das Weib
seinen Beruf als Gattin, Mutter, Haus
frau vollständig erfüllt, ist e« die Gefähr
tin des Manne« in Freud' und Leid, i«
Noth und Ueberfluß. Sobald die Frau
diese Sphähre verläßt, 'kann fle nur noch
die Sclavin oder die Despot!« des Man
nes sei«. Deshalb treten die, alle unsere
Einrichtungen bedrohenden Uebelstände
der modernen Gesellschaft bei weitem am
wenigsten in jenen Classen derselben-her
vor, welche den Ehrentitel der „arbeiten
den" führen. Vornehme, reiche Frauen,
welche nicht um da« tägliche Brod zu sor
gen haben, welche nicht arbeiten, sind
von Müsstggang und Halbbildung ver
führt am leichtesten geneigt, eine Frei
heit anzustreben, welche rasch zur Zügel>
lofigkit führt, ihre Pflichte,» in der ga
l mtlie an ««der» ,>> übertragen »ad dafür
selbst mit ihrem und fremdem Glück und
Lebeafrivol phantastisch zu«xptrim«niiren.
Die Heldin unserer Geschichte tst eine
Dame unserer Sorte, für die der Fran
zose die köstlich« Bezeichnung „senil»?
lneuinprtsr" (eine Frau, dte unverstan
den bleibt) erfunden hat. Adele, Freifrau
von Geierburg, hatte nie die allein fegenS
rricht Erziehung einer Mutter genossen.
Aus den Händen einer Amme, einer
Bonne, «in«r Gouv«rnante, eines Tanz
meisters und ElavierlehrerS, war ste als
ein verwöhnte», verzogenes Mädchen voll
Ansprüche und ohne die Fähigkeit, selbst
nur die geringsten zu erfüllen, tn die so
genannt« W«lt getreten, war an einen al
ten Man» verheirathet worden und fand
sich nach dessen Tode, mit fünfundzwanzig
lahren, als reiche, schöne, vielumworbene
Wittwe zugleich frei und blasirt, aller
Ideale, aller besseren Empfindungen be
raubt. Das Leben erschien ihr als eine
Art Last und dte einzige Aufgabe, welche
sie zu erfüllen hatte, die, sich die Zeit zu
verireiben, als eine wahre Danaidenar
beit. Und doch war ste selbst bei aller
geistigen Abspannung, bei aller Leere ih
res Herzens so sehr geeignet, tn jedem
Manne, der in ihre Nähe kam, die golden
sten Illusionen zu wecken und mtt ihnen
den leidenschaftlichen Wunsch nach ihrem
Besitz. Es ist ja eine Täuschung, die dem
Manne so leicht widerfährt, daß er ein
Weib, das schön ist, dessen Züge Adel, des
sen Augeneinen größeren Schmelz besitzen,
auch für geistreich und gefühlvoll hält,
daß er dte Poesie, welche ihre Gestalt um
fließt, auch in ihrer Seele sucht, und Adele
war sehr schön und ihre ganze Erscheinung
trug tn so reichem Maße den Stempel al
les dessen, woran ihr Inneres so arm war.
Si« war mittelgroß, schlank gebaut,
ohne daß es ihren Formen an Nundung,
ja an Ueppigkeit gefehlt hätte. Etne blen
dend weiße Haut von seltener Zartheit
ließ überall die Adern tn sanslein Blau
durchschimmern. Ihre Züge waren bei
aller Weichheit edel, dte Nase mahnte an
dte Antike, der kleine rothe Mund an die
großen Damen der Rococozeit, den golde
nen Rahmen dieses herrlichen Gesichtes
bildete ein blondes Haar von ungewöhn-
licher Fülle und blendendem Glänze. Das
Wunderbarste an unserer Heldin waren
jedoch ihre Augen, diese großen blauen
Augen, welche am hellen Tage zu träu
men schienen, tn denen von Zeit zu Zeit
etwas Uebertrdisches auszuleuchten schien.
Da« Trauerjahr hatte die Baronin auf
Reisen zugebracht. Sie hatte Italien,
Südfrankrcich, Spanten gesehen und'er
frischte sich nun tn dem herrlichen Meran
an dem tiefen Grün deutscher Wälder, an
der heiteren Majestät der Tiroler Berge.
Schnell hatte sie in ihrem Salon alle ari
stokratischen Elemente des CurorteS ver
einigt, man tanzte, man spielt«, machte
gut« und schlechte Musik u»d unternahm
gemeinschaftlich Ausflüge zu Pferd und
Esel nach den oft gepriesenen herrlichen
Aussichtspunkten von Schloß Tirol,
Schöna, Lebenberg. Hallhof, Phraxburg,
Goter. Am liebsten ließ sich jedoch Areie
allein eines der erprobten Thiere satteln
und durchstreifte, nicht einmal von einem
Führer begleitet, die Berge.
So kam sie einmal auf den Einfall,
St. Katharina in der Scharte zu besuchen,
das kleine Kirchlein, das von der hohen
Felswand aus liefen, Schnee auf das
lieblicht Mtran herabblickt, währrnd un-
ten der Lorbeer grünt. Sie erreichte
glücklich da« Dorf, übergab ihr kleines
„Moospferd" dem Wirih, schlüpfte in ihre
Pelzjacke, welche sie zur Vorsorge mitge
nommen hatte und begann, mit einem
Bergstock bewaffnet, zwischen den malert
schen Felsen umherzuklettern. Immer
mehr und mehr entfernte fle sich von dem
Ort« und stieg immer höher, bis da« Sin
ken der Sonne st.» an den Rückweg mahnt«.
Jetzt »ntdkckt» fl» bald, daß fle sich in den
wilden, mit Schnee gefüllten Klüften ver
irrt hatte; fle sucht« vergeben« in da«
eine steile Wand, wo sie weder vorwärts,
noch zurück, weder hinab, noch hinaus
konnte. Sie begann zu rufen, sie schoß
eine kleine Pistole ab, welche st» in der
Tasche ihrer Pelzjacke mit sich trug, mehr
sacher Wiederhall antwoitete, aber keine
Menschensttmme, endlich verlor sie ganz
den Muth, setzte sich verzweifelt auf einen
Felsblock, von dem sie erst den Schnee
hatte wegfegen müssen, und weinte.
Viertelstunde verstrich auf Viertelst»«,
de, schon war die Sonne hinter den Ber
gen untergegangen, ein scharfer Wind
pfiff um die kahlen Felsen und zerzauste >
unsanft Adelen« goldene Locken; fie that,
was ihr seit vielen lahren nicht in den
Sinn gekommen war, fle begann zu beten.
Plötzlich rief eine Menschenstimme ganz
in ihrer Nähe: „Um GotteSwillen, was
machen Sie den« hier, wie sind Sie da
heraufgekommen?"
Adele sprang auf, ein juuger Mann
stand auf dem gelse über ihr und nahm
jetzt feinen Hu» ab, um fie zu grüße«.
Mtt wenigen Worten schildert« dte
schöne Frau Ihr Abenteuer und ihre Lage.
„Darf tch Ihnen meine Hilfe anbieitii?"
sprach der Frtmdt lächelnd.
„Wte können Sie fragen? ich bitte Sie
darum. Sie erscheinen mir wte der En
gt! dem Kaiser Mar auf der MarttnS-
Mtt einem kühnenSatz warder Fremde
an ihrer Seite. Er schien seiner Kleidung
und seinen Waffen nach zu schließen tin
lägtr, abtr dle sonstso hochmüthigt Damt
fragt« und dachte nicht weiter, sondern
trat aufathimnd, auf seinen Arm gestützt,
dte Wanderung an. Einig« Zeit ging es
ganz nach Wunsch, schon sah Adele den
Klrchthurm von St. Katharina herüber
winken, da that sie «inen Fehltritt und
verstauchte flch den Fuß, nicht tben stark,
doch so, daß sie im Augenblicke nicht mehr
fähig war, aufzutreten.
„Erlauben Sle, daß ich Sie trage?"
sprach schnell gefaßt der Fremde.
„Ich weiß nicht —" stammelte Adele.
„Wollen Ste hier und tn einer solchen
Situation noch spröde sein?" lächelte der
Jäger.
„Nein, nein/' rief die schöne grau,
,aber ich sürchie zu ttes in Ihre Schuld
zu gerathen."
„O, sprechen Sie nicht davon!" bat drr
Fremd« und lud, ohne weiter zu fragen,
die schöne Last aus seine Arme. Es wurde
Adelen ganz seltsam zu Muthe, als sie
jetzt an der Brust des Mannes lag, der
ihr von allem Anfang tmponirt hatte, wte
noch nie ein Mann, als st- seine Brust
kräftig gegen 'oie ihre schlagen, seinen
Athem ihre Wange streifen fühlte. War
es Liebe, was sie empfano? Und »r, der
Fremde? Ihm war eine neue Welt auf
gegangen in den wunderbaren Augen des
schönen, blonden Weibes und der Pfeil
saß in seinem Herzen und, indem er sie in
seinen Armen hielt, drückte tr thn immer
tteser und tiefer.
Als er Adele tn das Wirthshaus zu
rückgebracht hatte, tn welchem fle ihr Pferd
zurückgelassen, ergriff die schöne Frau sei
ne Hand und dankte ihm in den übrririe
bensten Ausdrücken. Es war indeß dun
kel geworden und so bot sich der Fremde
an, sit nach Meran htnab zu geleiten.
Adele sah ihn zweifelnd an. „Damit Sie
wissen, wem Sie Ihr Vertrauen schenken,"
sprach er, ihre Verlegenheit bemerkend,
„erlauben St« mir, mich Ihnen vorzustil
len." Er übergab ihr seine Karte. Sie
las: Friedrich von Warndorf.
„Sie sind ein Russe, wenn ich nicht irre,"
sprach die Baronin, „ich habe Ihren Na
men in meinen Kreisen nennen gehört."
Warndorf bejahte. Er «ar aus «in«r
deutschen, tn Curland begüterten Famtiie,
befand sich seit Jahren auf Reisen, und
unterhtelt sich jetzt damit, als passiontrter
Jäger, die Flinte auf der Schulter, die
Tiroler Berge zu durchstreifen. So hatte
er auch Adelen getroffen. Er war noch
jung, groß und kräftig gebaut, sein aus
drucksvolles, von einem blonden Vollbarte
eingerahmtes, wetterbraunes Gesicht trug
zugleich den Stempel entschlossen-r Männ
ltchkeit und großer Leidenschastltchkeil.
Nachdem die Beiden etwas Weniges zu
sich genommen, half der Russ« d«r Baro
nin in d«n Satt«! und ging dann voran,
den Weg weisend, si« ritt langsam tm
Schritt hinter «hm. Von Zeit zu Zeit
wechselten fl« «inig« Worte, ab«r Betd«
war«» so s«hr mtt flch und thr«n stltsamen
Empfindungen beschäftigt, als daß ein
längere« Gespräch hä»e in Fluß kommen
können. Es war sehr spät als sie vor der
Villa in Obermai«, welche Adele bewohn
te, anht«lt«n. Noch «tn Händtdruck, «in«
frrundltch« Einladung und dann fchi«den
si-.
Schon am nächsten Tag« macht« Warn
dorf d«r Baronin frinen Besuch. Sie
konnte noch immer nicht auftreten und
daher ihre Villa nicht verlassen. Auf einer
Ottomane ruhend, empfing fie ihren Ret
ter In herzlichster Weise und bat ihn, ihr
Gesellschaft zu leisten. Warndorf g«-
horchte mit Vergnügen, er erzählte der
schönen, gelangweilten Frau von seiner
Heimalh, seinen Reisen in Südamerila
und Afrika, und la« ihr ein paar neue
Novellen von Iwan Turgenew, dem geni
alen russischen Erzähler, vor.
Adel« blieb noch mehrere Tage an da«
Haus gefesselt. Warndorf durfte sie wäh
rend derselben stet« nur für kurze Zeit
verlassen, sie fand an feiner Unterhaltung
Geschmack und sagte e« ihm ganz unum.
wunden. Als die Baronin wieder auf
der Promenade erschien, «ar der Russe
ihr immerwährender Begleiter, mit ihm
begann sie jetzt ihre Ausflüge in die Berge
zu machen, und Abend für Abend war er
ihr Gast beim Thee.
Die Welt sprach lange schon von einem
Verhältniß der Beiden, von einer Heirath,
ehe fle selbst dazu gekommen waren, sich
zu erklären. Tinmal saßen sie zusammen
auf der Terrasse de« Wirthshaus«» bei
Schloß Tirol und sahen die fern«« verge
Nummer 22.
Tm Strahlt der untrrgrhendtn Sonne «r
glüh«».
„Auch wir werden bald scheidtn müs
sen", begann Adele.
„Wie?" fragte Warndorf.
„Ich war jetzt lange genug vom Hanf«
fort," erwiedert« Adele, „wichtig« Angkl«-
gtnhkitkn rufen mtch zurück, und St«
Sie werden wohl auch ln Ihre Heimath
„Wenn Sie mich sortschicken —mur>
melte Warndorf.
„Was fällt Ihnen »in", b««ilt« sich
Adele zu sagen, „ich werde Ihre Gesell
schaft sogar sehr schwer entbehren können."
„Baronin, Sie Sie sagen das —"
stammelte der Russe.
„Warum sollte tch nicht —" «In lan
g«r schmachttnder Blick der schönen blauen
Augen btglelttte dit letzten Worte.
„Zürnen Sie mir nicht," begann
Warndorf, „wenn tch Ihre gütige Stim
mung für mtch benütze und Ihnen jetzt
auf der Stell« sag«, was tch lang« schon
auf d«m Herzen habe."
.Nun?"
.Ich liebt Si«. Ad«l«!"
„Weisen Sit mich nicht ab, tht Sit
mich nicht zu Endt gehört haben," bat
Warndorf.
„Aber Sie wissen doch, daß ich nicht
mehr an Liebe glaube," flüsterte Adel«.
„Ich weiß e«," sprach Warndorf, „und
Gefühl für Sie erwiedern könnten. Aber
Si« g«standen mir wied«rholt, daß Sl«
etn Leben ohne Zweck, ohne Zitl, ohn«
ich Sie also bitten will, ist nur, daß Si«
«S mtt mir versuchen. Erlauben Sle mir,
Sie zu lieben, Sie von der Echtheit und
Ttese meiner Gefühle zu überzrugen, stel
len Sie mich auf jede Probe und wtnn
ich dit Prüfung bestehe und vielleicht auch
in Ihrem Herzen ein wenig Neigung für
mich eingekehrt Ist, dann retchen Sie mir
Ihre Hand."
Adele blickte, ohne Antwort zu geben,
hinab in das Thal, als sich ti«f« Schat
ten immer mehr ausbreiteten; auch der
Russe schwieg einige Zeit, dann faßte er
ihre Hand. „Adelt," flehte er, „entschei
den Sie über Tod und Ltbtn, nur »in
Wort."
„Ueber Tod und Leben?" lächelte sie.
„Ja, über Tod und Leben," wiederholte
Warndorf, „denn wenn Sie mich nicht
„Eine Phrase —" bemerkte die schöne
herzlose Frau, die Lippen spöttisch kräu
selnd.
„Nein, Adele, mein »oller Ernst," be
theuerte der letdenschastllche Mann.
„Entscheiden Sie also!"
„Nut denn," sagte sie, „ich geb« Ihnen
ein Jahr Zeil. Ueberzeugen Si« mich,
daß es eine wahrhaft« Li«b« gibt, gtlingt
«S Ihnen, mtin Herz zu gewinnen, gehöre
ich Ihnen. Wenn Sie aber an dieser
Aufgabe scheitern, dann todten Sie
sich!"
Adele begann laut zu lachen.
„Spotten Sie nicht," sprach Warndorf
düster, „wenn St« mir tn «in«m Jahr«
sagen, daß ich verdammt bin, ohne Sie zu
leben, dann ist es m«in Tod«Surtheil, da«
Sie fällen. Ich werde dann nur noch ei
nen Wunsch haben —" «r stockt«.
„Welchen?" herrschte die Baronin.
„Von Jhr«r Hand zu sterben!' sagt«
d«r Russ«.
„Nun, di«s«S Vergnügen können Sie
hab«n," sagt« Ad«l«.
~Si« ivärrn im Stand«," stamm«!!«
Warndorf.
„Sit zu tödten? warum nicht, ich
wär« «b«n so fähig dazu, als Si« «S flnd,
sich um in«>n«twillen das Leben zu neh
mt»."
„Sie zweifeln noch lmmer —"
Adele zuckte dte Achseln.
„Geben Sie mir also Ihr Wort,"
sprach der Russe, „daß Sie mir in eine«
Jahr» Ihre Hand reichen oder «ich töd
ten."
„Es sei, ich nehme Sie bei« Wort,"
entgegnete Adele mlt seltsamer Hast,
„wenn ich Sie in einem Jahre nicht liebe,
habe ich das Recht, Sie zum Tode zu »»»
urtheilen und selbst mein Urtheil zu voll
strecken. Vergessen Sie e« nicht!"
„Nein," sagte Warndorf.
„Und rechnen Sie dann ja nicht auf
Gnade bei mir," fuhr Adele fort.
„Nein," sprach Warndorf, „ich will Sie
besitzen oder sterben." Sie reichten fich
! die Hände, der unheimliche Vertrag «ar
abgeschlossen.
Dat Jahr war um, die schöne Witt«»
Halle dasselbe mit ihre« Anbeter theil»
auf ihrem Gute in Böhmen, theil« in
Wien und zuletzt an dem iu»x«
Aure zugebracht. Wieder war e« grüh
tahr j diesmal standen st« auf der veran
! (««ehe »terte »et««.)