Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 03, 1873, Page 1, Image 1

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Scranton, tO. Jan. 1866 ba
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(Für da« „Wochenblatt.)"
Die Einwanderer.
Von Dr. Fr. Wilh. Dahlmann.
Vierter Theil. Im Westen.')
(Fortsetzung.)
I.
Auf der Farm.
Nicht well von Chicago liegt ln einem
Thalkessel eine hübsche Sladt, die von ei
nem kleinen Flusse durchströmt wird und
auf den fremden Besucher einen gar nicht
üblen Eindruck macht. Ein großer The»
der Bewohner besteht aus Deutschen und
fast in keiner Stadl der Union findet man
verhältnißmäßig mehr Wohlhabenheit un
ter der sogenannten arbeitenden Klasse
vertheilt, als hier. Der Grund hierzu
liegt eineStheil« in dem großartigen Be
trieb mehrerer „Earshops," welche eine
Eisenbahngesellschast chier angelegt hat
und die jahraus jahrein über tausend
Menschen Beschäftigung giebt, andern
theils auch in dem ergiebigen, reichen
! Farmland, von welchem die Sladt umge
ben ist.
In dieser Gegend hatte sich Karl Rein
berg mit seiner grau niedergelassen. Seine
Farm lag kaum »ine halbe Meile von der
Stadt entfernt und durch Fleiß und rege
Ausdaurr hc.t>r er dieselbe zu einer recht
ergiebigen gemacht. Es war »ine der
schönsten Farmin in der Umgegend. Er
Halle gleich von Anfang tüchtig Hand an'«
Werk g»l»gt, in der ersten Zeit immer sechs
Holzfäller gehalten, sämmtliche Baum
stumpfen und Wurzeln gehörig auSgereu
let und dann erst sich an's Besäen de»
Lande« gegeben. Sein Wohnhaus ba te
er in einem guten Style mit comfortabler
Einrichtung erbauen lassen, denn damals
war Arbeitslohn und Material noch be
deutend billiger, als einige Jahre später,
nachdem der Krieg ausgebrochen war.
Auch fehlte es nicht an den nothwendigen
Neb»ng»bäuden, Stallungen und derglei
») Einig» Episoden diese« TbeileS find be
reitS vor inebreren lahren unter dem Titel „Die
Brauer«-Tochter" vom Verfasser im „Pionier
am Wisconsin" publizirt.
che». Hinter dem Wohnhaus« war ein
prächtiger Obst- und G«müs«garten ange
legt und zu beiden Seiten des Hauses, so
weit da« Aug« de« Beschauer« reichte, er
blickte man die scheusten Wiesen, Frucht-,
Korn- und Weizenfelder und siir denjeni
gen, der nicht nur stet« an den Maßstab
des Geomeler« denkt, sondern auch Slnn
für Naturschönheiten hat, boten stH auch
in dieser Beziehung die herrlichste» Punkte
dar.
Karl Reinberg war bereits brieflich von
der baldigen Ankunft seiner Verwandttn
btnachrichtigt und konnte -kaum die da
zwischen liegtnde Zeit abwarten. Einrs
Morgtn«, als er gerade auf dem Felde
beschäftigt war, traf von New Aork per
Telegraph die Nachricht ein, daß stin
Schwager und Bruder mit ihren Frauen
bertilS mit dem Ezprßzug die Metropole
der Union verlassen halten und auf der
Reif« nach dem Wtsttn stien. Frau Rein
mit ihrem jüngsten Kinde, das noch an
der Brust lag, zu ihrem Manne aus'«
Feld hinaus.
Manne zu, der gerade am Pflügen war,
„ich bringe vortreffliche Nachricht sie
kommen Alle!"
Sie hielt das Telegram hoch in die
Höhe und al« der Farmer seine Frau so
brachte seine Pferde zum Stillstehen.
Seine Frau hatte ihn bald erreicht und
übergab ihm die Nachricht.
„Da lies geschwind", sagte sie.
dessen Inhalt und nun verklärten sich seine
Züge zur höchsten Freute. —Liebe Ver
wandte nach langjähriger Trennung bald
wieder zu sehen, o, wie thut der Gedanke
daran dem Herzen so wohl.
„Diese Nachricht gehört zu einer der
schönsten meines Lebens, Maria," sagte
Reinberg, „jeßt kann der KneHt an mei
ner Stelle pflügen; ich pflügt vorläufig
keine Furcht m«hr. Ho! Brauner, steh
ruhig!" Er besänftigte das unruhige
Pferd.
ziemlich ungeduldig schien.
„Er ist immer noch zirmlich störrisch,"
sagte sie dann zu ihrem Mann, „ich bin
vom Zähmen unbändiger Pstrde, ich er
innere mich noch, daß der selige Vater ihn
oft warnte, nicht zu tollkühn zu sein."
„Adolph wird gewiß Gelegenheit finden,
löste die Pferde vom Pflug, „aber vor
läufig wollen wir nicht daran denken
ich bin nur neugierig wie t»' ihnen bei
uns gefallen wird."
„Ich din wirklich auch gespannt," sagte
die junge Frau, ~e« soll mich nur wun
dern, ob sie Alle bei un« bleiben wollen.
O wie «ollen wir un« freuen. Wenn sie
nur erst hier wären."
„Ich will sie in Chicago abholen und
vielleicht geht Oberst Eberstein oder der
Brauer Dick mit. Es ist wirklich schade,
daß der alle Eberstein nicht mehr lebt."
„Ja." sagle seine Frau, „es thut mir
ebenfalls herzlich leid und nicht minder
wir? Adolph darüber betrübt sein; denn
tr trkundigtt sich in stintm lttzten Brirfe
höchst angtltgtnllich nach dtm alten Mann.
O, ich kann ihn nie vtrgrssen; ich hatte
ihn fast so lieb gewonnen, wie den vtr
„Wir habt» an ihm einen guten Freund
Reinberg. „Wie schön konnt« «r erzäh
ltn und wit ungtkünstelt floß der Strom
seiner Rede hin. Ich bin überzeugt, Adolph
würd« flch köstlich amüstrl haben. Doch
das ist nun zu spät und ich freue mich,
über den Tod dt« alten erfährt."
„Sagte er un« nicht nrulich, er sri mit
Adolph btfrrundtt?" frug die junge Frau.
„Ja," war die Antwort, „er ist eben
der Eavallerirofficier, der Adolph damals
auf stlnen Posten brachte."
„Richtig! Aber er blieb nicht lange
aus dem For'." „Nein, höchstens einigt
Monate, wtil dir Zndiantr sich ruhig vrr
hitlten, btorderte die Regierung die Ca
vallerie wiedtr zurück."
„Wo war drr junge Eberstein während
der Zeit?"
„Er war »Ine Zeitlang in Washington.
Nachher, al« der Krieg au«brach, kam er
hieh«r, um »in Volontär Regimen» zu er
richten."
„Aber er sagte mir doch, er «olle wie
der zu seinem Regiment reisen," bemerkte
Frau Reinbtrg.
„Das war auch seine Absicht," sagte
ihr Gatte, „aber unser Gouverneur bat
sich ander« besonnen. Er ist dem Wunsche
Eberstein« nachgekommen, und hat ihm
gestattet, anstatt eine« Infanterie- ein
Eavallerie Regiment zu errichten. Eber
stein hat bereit« Urlaub dazu auf nnbe
stimmte Zeit von der regulären Armee
"g-'u
do in diesem Regiment übernehmen und
Deine arme Frau verlassen?"
„Darüber wollen wir un« später un
terhalten, liebe Marie; erst müssen Adolph
und die Anderen angekommen sein, dann
wollen wir über den Krieg sprechen."
Der jungen Frau schien diese Antwort
nicht ganz recht, aber ihr Gatte benahm
ihr die Gtlegcnhtit zur Gegenrede. Er
war mit dem Ausspannen der Pferde vom
Pfluge sezlig, faßle stt schnell um die Taille
Säugling auf da« eine ruhigere Pferd.
Dann schwang er sich eben so rasch aus
den Braunen, trieb dir Pferde an und
nuu ritten Mann und Frau nach der
nicht weit davon gelegenen Wohnung.
Während sie hier angelangt in voller
Erwartung auf die Ankunft der Ver
wandten sind, will ich den Leser mit eini
gen Episoden bekannt machen, die sich
Ereignisse zugetragen haben.
Der Onkel und sein Neffe.
Al« der Trapper, den wir von jetzt an
unter seinem eigentlichen Namen, von
Eberstein, ausireten lassen wollen, flch da
trennt hatt», war er, wie berrit« im zwei
ten Theile erzählt wurde, nach dem Westen
gereist. Nachdem er in Chicago ange
kommen war, hatte er bald die Route nach
der oben angegebenen Stadt ermittelt
und war dorthin gereist.. Er logirte sich
im ersten Hotel der Stadt ein und erkun
digte sich dann angelegentlich nach den
früheren Verhältnissen seines verstorbenen
Bruders und dessen Frau.
Schon bald nach seiner Ankunft war
sein erster Gang nach dem Grabe dersel
ben. AIS er die Rajenhügel erblickte,
welche die Gräber bedeckten, die dir sterb
lichen Ueberreste der nächsten Verwandten,
die er in Amerika gehabt hatte, in sich ein-
Ichlossen, sühlte er sich namenlos Unglück
lich; alte Erinnerungen tauchten mit »ol
ler Kraft in ihm auf und trotz allem Reich
thum, den er sich erworben hatte, kam er
sich wie ein armer vereinsamter Mann vor,
einsamer lm bewegten Leben der Welt, als
damals, wo er noch im Urwald sich mit
dem Erlegen des Wildes beschäftigte. Ge
danken der tiefste» Wehmuth beschltchen
ihn und als gerade von der Stadt her
über die Kirchenglocken läuteten, hielt er
es nicht länger auf dem Kirchhofe au«,
sondern eilte in sein Hotel zurück.
Hier angekommen bat er einen Diener,
ihm den Aufenthaltsort de« Sohne« sei
ne« verstorbenen Bruder« zu zeigen. Der
Diener ging mit ihm und führte ihn i«
eine Eisenhandlung, wo sein Neffe al«
Commi« beschäftigt war. Eberstein machte
sich sofort mit ihm bekannt und der jung»-
Mann war hoch erfreut, seinen alten
Oheim, davon ihm die Eltern, namentlich
die verstorbene Mutter, so oft erzählt hat
ten, einmal zu sehen. Die verstorbenen
Eltern hatten ihm eine gute Erziehung
gegeben; er besaß viel gute Lebensart
und auch die nöthige Wellkenntniß und
Routine, um als Kaufmann durch,ukom
men. Auch war er «ln hiibscher schön ge
wachsener junger Mann mit «inn«hmtn
d«n Gesichtszügen. Der alte von Eb«r
stein btlrachltle ihn scharf und musterte
Alle« an ihm aus« Genaueste. „Jeder
Zoll ein Eberstrin," dacht« er hktmlich und
konnt« sich «>n«r grwissen Freude nicht
«rwehren. Nichtsdestoweniger benahm
«r sjch ltin«m Neffen gegenüber kalt und
gemessen und beobachtet« dab«l «in« solche
Gl«ichgültigk«it, daß der Letztere sich höchst
unangenehm davon berührt sühlle.
Der jungt Mann konnte sich da« kalte,
abgemessene Wesen seine« Oheim« durch
au« nichterklären, viel weniger noch konnte
er wissen, daß «r d«m alt«n Mann« fast
«in Dorn im Auge war. Seln« Mutt«r
hatte ihm nämlich nie etwa« von d«m
Vtihältniß, in w«lchem st« srüh«r zu d«m
Brudtr ihr«» Mann«« gestanden hatt«,
gesagt; daß iie dir Braut dr« Oh«im« g«.
i wtstn s«i, di« d«r Batrr dr« jung«n Man
! ne« - seinem eigenen Bruder vor dem
Munde weggeschnappt hab«, und daß st«
! selbst ihr« Einwilligung dazu g«geben
hätte. Dieses Alle« natürlich wußte der
Mann nicht, aber sein Oheim wußte e«
um so besser, trotzdem beschloß er für sei
nen Neffen zu sorgen.
Aber von Eberstein war ein Adeliger
und al« solcher ein Feind de« Kausmann«-
stande«. Gr teschloß dah«r sofort srintn
N«ff«n ant >«r Sis«nhandlung zu flch in'«
Nummer 14.
Hotel zu nehmen und für ibn eine andere
Carriere zu bestimmen. Er theilte dem
Ncffen sein Vorhaben mit und dieser, dem
ebenfalls an der Kaufmannschaft nlcht
viel gelegen zu sein schien, war damit ein
verstanden. Schcn einige Tage später
großem Fuße und ging müßig umher.
Der Ohrim kam aber bald zu der Tinstch»,
daß sich da« Sprüchwort: „Müßiggang ist
aller Laster Anfang" auch an seinem Nef
fen bewährte. Er beschloß daher dem
jungen Mann eine Beschäftigung zu ver»
schaffen. Er sann bin und her, endlich
siel ihm sein Freund Talmlak ein, an den
auf der Milltairschule in West Point be
fand. Er benachrichtigte ihn nun von
seiner glücklichen Ankunft im Westen, theil
te ihm das bis dahin Erlrbte mit und frug
ihn in B«zug auf sein«,, Neffen um Rath.
Talmiak ließ nicht lange aus eine Ant
wort warten und schlug dem alten Eber
stein vor, den Neffen für den Miiitärstand
ausbilden zu lassen, wozu rr ihm bedüls
lich srln wolle, indem der junge Man«
durch srine Vermittlung eine Stelle auf
jener Akademie finden könne. Dieser Vor
schlag gefiel Eberstein und er ging darauf
ein. Talmiak hielt sein Versprechen und
ten war die Sache abgemacht und der
junge Eberstein reiste, reichlich von seinem
Oheim mit Geldmitteln verseben, als Ka
dett nach West Point, um sich zum Oifi
cier sür dle Vereinigte Staaten Armee
auszubilden.
Nachdem er fort war, würbe der alt«
Eberstein da« Holelleben müde. Er hatte
sich allmälig wieder an den Umgang mit
der Welt gewöhnt und lelne seit Jahren
verloren gegangene Heiterkeit wieder ge
funden. Hierzu hatten verschied«»« Be
kanntschaften, die er mittlerweile gemacht,
länger dieses amerikanische Stillleben
fortsetzen," dachte er, „ich besitze ja Ver
mögen genug, um eine eigene Hauthal
meiner Erungenschast in Behäbigkeit und
Gemüthsruhe verzehren."
Er theilt» stin Vorhab»» mehrer«» Be
kannten mit. Zu diesen gehörte auch ein
Herr Dick, mit dem Eberstein bereit« sehr
seiner Brauerei stand und zum Verkaufe
auSgtboltn sei. Ebtrsttin g«fi«l dieser
Vorschlag; er ging und besah sich das
Haus und da es im schönsten Style auf
geführt, Stallung und prachtvolle Gar
tenanlagtn hatte, so kaufte er es und be
zog dasstlbt. Dtr alte Herr sühlte sich
nun mit jedem Tagt m»hr heimischer in
»er Welt und begann in seintn alttn Ta
gen witdtr jugrndltch aufzultbtn. Er
führte ein großes Haus, hielt sich Wagrn
und Pferde, nrbst Bedienung, und ««
währte nicht lange, da hatte er all stin»»
Oram über die Erfahrungen vergangener
Zeiten im heitersten Genuß der Gegen-
Bekanntschafttn kamen bald neue, später
auch Karl Reinderg, an den er sich wirk
lich innig anschloß und den er oft aus der
F«rm besuchte und ruhig und beittr flos
stn ihm die Tage seine« Lebens dahin.
So waren bereit« mehrere Jahre ver
gangen und nun rückte die Zeit heran,
wo der junge Eberstein sein Milltärera
men machen sollte. Er hatte während die
ser Zeit den Ohlim ad und zu aus Ur
laub besucht und sich dessen Gunst erwor
ben. Al« er »un auch sein Examen glän
zend bestanden hatte und ln die Lifte der
Officiere der regulären Armee elngeschrie
ben worden war, da war der Lheim dop
pelt vergnügt und aller Gram über den
dösen Streich, den die Eltern des jungen
Manne« dem Odei« gespielt, schien ver
gessen. Da trat plötzlich ein Ereigaiß
ein, da« diesen Groll wieder aosfrischte.
Der jungt Eberstein war nämlich Se
cvnde-Lieutenant geworden und hatte al«
solcher einen dreimonatlichen Urlaub er
halten, den er bei seinem Oheim auf des
sen Wunsch »erbringen wollte. Hierzu
bewegte den alten Eberstein folgender
Plan. Sein Freund Dick hatte eine ein
zige Tochter und diese sollte sein Nesse
heirathen. Allein sowohl diestr al« da«
Mädchen durchkreuzten den Plan. Beide
wollten flch nicht heirathen. Eberstet»,
der trotz seine« Aller« no» sehr gute >«-
gen hatte, bemerkte die« bald, ebenso d»r
(Eiehe viert« Seit».)