Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 11, 1872, Page 1, Image 1

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    Scranton Wochenblatt.
8. Zahrqang.
Dr. F. Bodeman,
Linden Straße,
zwischen der Penn und Franklin Avenue.
Ofßce-Stu.iden, Morgens von 8-9
' Nachmittags „ 6—S
Abends „ B—9
In Abwesenheit «irb gebeten, Nachricht zu b»i
tassen.
Dr Kamill Krcjci,
deutscher
Arzt, Wundarzt u. GbnrtShelfer,
Office in Wyoming Avenue, Kaiser'« HauS.
«rdinirt von I l Uhr BormiltagS bis 3 Uhr Nach
"'"m pfn?j-d'N Montag. Mittwoch und Frei
ag. vcn ll S°rm, bis M>r R^>»,
"Deutsche Apoihcke.
»18 Lackawanna Avenue,
eben Handle»'« MerchantS ». MechanieS Bank.
9apB H. F. Lobcck.
DentscheApotheke,
glk Lackwannn Avenue.
Colvn, Li Lehr,
Grabsteinen,
Monumenten, Tischplatten
und allen Arbeilen, die in ihr Zach einschlagen.
Halten »orrälbig die hübscheste Auswahl von
Marmor »nd beschäftige» nur die besten Arbei
ter. Deutsche oder englische I»,chnsten ange
rkstätle: An der Hpde Park Seite von
Lackawanna Avenue, einige Thüren unlerdald
PH. Schnell'» Wirthshaus. 2>'av, l
Zabnarzt,
verfertigt künstliche äbne, welche die natürlichen
?n Schöndelt und Dauerdafligkei iderttene».
jedermann ist eingeladen, sich von ! »Güle »nd
Eleganz dieser Zähne zn ül>e>ze»gen.
Denisch wird in der Oisice gesprochen nnd un
sere LandSteutc können sich vertrauensvoll an ihn
wenden. ~
Oifire oberbalb MathewS Apotheke, i 409
Dr. S. W. Rnch,
hat seine Lfiiee »erlegt »ach der
von liivckld. .Vclum?!
Kann in deiilscher und englischer Sprach- k»n-
LWchn'den: 8 bis 9 Vormittag.
12 „ 2 Nachmittags.
7 „ BAde»dS.
Architekt.
Empfiehlt sich de», bauen«» Publikum, sowie
den Baumeistern und E-niraktcren z»r Ans.r
tignng von Plänen »nd i-vezisilalionen. besorgt
überhaupt alle in sein Zach einschlagen! e '.lrdenen.
Office: Zeidler'S Block, Rooin ?!o. li,
2ag7l Seranton, Pa.
Etablirt in tVöli.
<s. A. s< I. F.ltter (50..
rocer i c S,
Thee, Kaffee, Nei», Zucker, MclasseS, Mebl,
Tabak, gischen, Ztbinken, >dase, ckier,
tt»» unk UN Lackawawanna 'Avcnue, Ecke der
«ijl WyomingA.'t»ue. Seranton.Pa. 71
(shas. Tnpont Vrcck,
Advvtat und Saciiwalter,
Aöufer nnd Verkäufer von Wrundeigenthum und
«gen« für den Verkauf von Kotten de« alten
Aerner Agent für die Vvccming Mutual
Lersicheru' >to., inkorporirl Kapital übei
'ist Gesellschaft fährt fort, zu
mäßigen Preiien ).> verncheru und ist ?i'»Mich in
Bezahlung aller eyrtichen Ansprüche.
Ofstre in Sanderson ». S-.s Gebäude, yeqcn
dder dem Wyoming Hau». Seranton. l<>jiB
C. ChtttettdetZ,
Apotheker,
enachrichlig» reiebrtcn funden
v"r alle !>!e?e lure» u. f. w. aufs Sorgfältigs.i
und gewissenhaft zuiubereiten im Stande ist.
Seranton, März l^7l.
Fischer v» Assisn.
Grocerien nnd Prvviflousn.
neben dcm Store von Elia?. D. Neuffer.
Lackaivanna Avenue,
polten immer »orräthig die beste AuStoaSl vor
Mehl und Futter, deutsche grüchte
Zucker, Kaffee, Thee u. f. w. Das deutsche Pn
likum ist eingeladen, un» niit seiner Ziuudfchaf
« beehren und sich zu übeizeugen, daß wir dli
este Waare zu dem billigsten Preise veikaufen.
lnba »ischer u. Assisn.
Volkers Geuwa^e
Ich Unterzeichneter empfehle >,-ci»e neue Heu-
Waage ten Bürgern von Seranton. Da ich tätl
ich Beweise in meine Hände dekommt, daß ei»
großer Schwindel mit dem Heu getrieben wird,
welches nicht vier gewogen worden ist, und man
cher Mann a» einer einligen Ladung um I—!>
Dollar» betrogen wird, so warne ich jeden Bür
ger, kein Heu zu kaufe», außer es ist hier gewogen
worden. Nähere Auskunft de!
lojr6L Christian Völker,
Penn Ave., nahe Günstcr'S Msbelstore,
Versicherung,
Spedition—nud —Wechsel.
A. Stewart Potter (Nachfolger von G.
H. Walter) ist Agent für die „Home Bc-sicher
ung« To. in New Jork" und „Vvcominq t!ount»
Mutual." Ferner Agent für alle europäischen
Dampfer-Linien. Passagescheint auf vampf
nd Segelschiffen na» und von Hamburg, Brc
meu und alle anderen Hafen werden verkauft.
Wechsel werden nach alten Zbeilen des altcn Ba
e>- landes zu den niedrig len Raten aufgestellt.
OkAee. Lackaw »!>a Avenue lZridlerS
««« Äk- >, -be-auf. lt>d9
Frühjahrs- und Winter-
TV a a r e n,
bei
M. Nicos 6? Co..
329 liirolLavannA Avenue,
gegenüber der Ersten National Bank, Seranton.
Ein prachtvolles Lager von allen Itleide^stoffen,
Eine große Auswahl von BlankeiS, Stepp
decke n, und die besten Gänsefedern.
Eine große Auswahl von Teppichen aller
Arten und allen Preisen. Ja »ane fische
Seide in allen Farben; Tibets ia allen
Farben von 50 Cents an.
ShawlS! ShawlS!!
Sbawls haben wir ein sehr großes Lager,
Weltes außerhalb New Jork Philadelphia
ger Jacken für Damen/
Gute Reifröcke nur tt> Cent«.
Mute Schnürleiber (oorset») 59 TentS.
in a lle n
M.Reese, > E.Simon,
329 Lackawanna
unb Ecke von M»oming Avenue.
Oefen! Oefen!
Billigsten Preisen.
wird einer von Leonards patentirlen unaetotbeten
Waschkesseln beigegeben. Ferner Schlösser, Bän
der und ähnliche Artikel, sowie Blechwaaren jeder
Art. Preise eben so billig als anderswo und die
Waare gut. 23agkba
Henrv I. g l er,
Joseph Ober,
Bech-, Kupfer- ck Eisenwaaren,
hält stets tine gute Auswahl von Koch- und Heiz-
Oefen, sowie alle dem Haushalt nöthigen Gegen
stände, als Messer, Gabeln, Löffel Bügeleisen
bester Qualität.
Besonders emvfiebl er seine aufs dauerhafteste
gemachte B lechdächer und Dachrinnen.
HvtrantS, Bleiröhren und Wasserleitungen
jeder Art. 2Kmzs
3t e » c S
Möbe!- Geschäft.
llnlerzeichnctcr macht hiermit bekannt, daß er
sein Möbelgeschäft in seinem neuen Hause
in der Ccdar Straße,
eröffnet hatt »nd stell einen Vorrath der besten
Möbeln zu den billigsten Preisen balle. Repa
raturen weiden prompt und zur Zufriedenheit be
sorgt.
wende ich meine spezielle Auf
nerlsamkeit zu und übernehme alle damit ver-
Scranton, 2. Dez. IBL? —ba
Vier - Wirthschaft
Nnto»» Ivos,
Mainstraße, Hpde Park.
muben, durch gute Getränke meine Gäste zufrie
den zu stellen. !>mz7 l
Auch empfehle ich bisher, zur^lnfer-
Jvhil Werthanier,
jZlunchcv und Gas Filter,
Collektions
einr. Krans»
Deutsche Vackere»,
Mainstraßt, Hvde Park,
Orchcstrion.
Fußbekleidung!
Ic scl^o n Kuh-Gklcliäsl
,» so billigen Peeisen/als irgend cin ähnliches
Geschäft der Stadt. Geneigtem Zuspruch sich«
entgegen. (7d71) Jakob Schimpfs.
Scranton, Luzerne Conntti, Pa.. Donnerstag den 11. April M 2.
0. A 00.,
halten vorräthig »nd veikaufen zu den niedrigsten
Preisen die besten Sorten von verzierten und ge
wöhnlichen
Tapeten «K Wandpapier,
Fenster-Vorhänge,
Schul-, Plank- und Schreibliücher,
Schreibmaterialien.
Leinwand- o rhänge werden auf Bestel
lung in kurzer Zeit angefertigt und plaeirt. Tas
seln und anderen Zubehör immer vorräthig.
Stil Lackawanna Avenue (Ecke von Lackawanna
und Washington Avenue).
Sprecht bei uns vor.
Die Deutschen «erden finden, daß unser Ge
schäft gerade der Ort ist, wo sie prompt und reell
behandelt «erden. (2lo9)
« K.D. Neusser,
, Kappe» sabrikant
lirten Lager von Hüten und Kappen alter
Art auch Wollwaaren, Spielsachen, Bü
cher ?e. halte. Bestellungen a»f deutsche und
englische Bücher, hiesige und in Deutschland er
scheinende Zeitschriften und Pamphlete «erden
schnell und tillig besorgt.
Um zahlreichen Zuspruch bittet
lSap? Earl D. Neuffer,
Güiister L 5 HuL.
Großes MobMen-Löger,
Lackawanna Avenue, Scranto». Ps.
Zille großer Auswahl vorräthkg, Z?u
eau», Kommoden, Nachttische, gewöhnliche und
»uSzichTTiiche, Bettstätten jeder Ar,, Matt^zzen
el- und andere Stühle, Äindcrsliihlchen, Mar
nor-Tische, Ruhbette», Sopha'S, Svicgel jeder
yröße; kurz, alle in unser Fach einscklageade Ar
ikel, solid und bttlig, als die Zeitumständ- »S er
auben. hh,Ech s W »t
Seranton, tt>. Jan. >BK6. ba
Möbeln! Möbeln!
(Hriesier <?o.,
.V>K Lackawanna Ave., nahe Washington Ave.,
leiten biermit dem deutschen Publikum an^daß
Seranton, Äj. ffebr. tB6k.
Garney, Tripp H» <?o.,
Reinsten OiL.'kU'l'eu,
Gchnupf-, Rauch- nnd Kan-
Taback. Pf-ifcn ,c.
ZNS Lackawanna Avenue.
kS" Teutsch wird von Hrn. John S. Schor»
gesprochen. smi7tl
Neues
Etablissement.
Die Unterzeichneten machen die deutschen Sin
vohner von Scranton und Umgegend aufmerk
sam auf ihr neue«
Klcidcr-Gcschkst,
tn I. Zetdler'S Gebäude.
und garantiren die beste und billigste Bedirnunj
und den exaktesten Schnitt tn der Stadt.
Ihr Deutsche, übirjeugt euch und sprecht vor
so «erdet ihr befriedigt werden.
Zahlreichem Zuspruch sehen achtungsvoll ent
vunxeltwlrck kclmeiaei',
Zeidler'S Block.
Scranton, 29. April lkk?.
Wir zeigen nicht an,
sondern »erlassen uns auf die Güte und Preis
unserer Waaren, wclche den Absatz sichern müssen
NejlnrKvls k Uiirrs«
Da» billigste Groeerit-Beschast im Staate,
SN» > LaSawauna Ave., > SM
Veter <?reter,
d R estttnr tion.
n»dft anderen Erfrischungen 29s7t>
»s- Geschäfts.Karten. -«
?reä. Einsäen,
Architekt, Baumeister Lk Ingenieur.
(Städtischer Vermesst»,)
Office, üol Lacka. Avenue, nahe Washington,
Zlmz Scranton, Pa. 70,1j
li. (?kmxdsll,
RechtS - An wal t»
lünktlich besorgt. 7jl7U
E. Earman, Händler in
PmeßrookKohlen
Office in No. IVS Penn Avenue,
2jlB Scranton, Pa. tf
Peter Ereetr,
Schild-,
Lt Ornamental-Maler,
Dr. <5. H. Fischer,
Arzt »nid Wnndarzt,
Augen- und Ohren - Krankheiten
oird spezielle Aufmerksamkeit gewidmet. Ton
il llirl deutsch und englisch. Office über Ma
hewS Apoiheke, Lacka. Avenue. 29f72
Dr ?. ?.
Deutscher Arzt.
Office an Penn Avenue, unterhalb der Linden
Straße. Officestunden: Morgen« von 10 l2
' b?S Kjan72
F. W. Günfter,
Advokat und RechtS-Anwalt,
Office in Jakob Schlägers Gebäude,
icke von Lackawanna und Washington Avenue.
2903 Scranton, Pa. da
Gustav Hah n,
Advokat uud Nechts-Anwalt,
Osfiie mit St,nie» Wovdward. Esq., Franklin
-traße, Wilkcsbarre, Luzerne <lo., ljrl
vr. »r. Ili^litiel«!,
dt'tttschcr Arzt,
A. T. Hvttcnstetn,
deutscher Advokat.
Office: No. ü.,2 Lackawanna Avcnue, Scran
on, Pa. !iül»t RechtSproiesse, besorgt Collck
ioncn :c, Ist AlercS von 7—lv Uhr zu spre
hen. Nebe» A!d. WalreS. tljr72
A'.exandcr Hav,
Kesco-, und AclM-Malcr,
Srrnccstraße, zwischen Wvoming und Pcnn
lvenue, bikvwt alle in sein Fach einschligenden
Arbeitet, und tapezieren bestens. I >ap7l>
W. i b s r> il oneS»
?techtS-Anwalt.
llZvomwg Ävenue, Scranton, Pa,
Emrficbll sich für alle in scin Fach einschlagen
c Äeschäfie und berechnet mistig. 21d7l
gegenüber dein tiisenbahn-lepot, Scranton, Pa.
Victor Koch, Tigenthiimer.
Wird nach europäischem Plane geführt.
Ä. <?. siv»arfvn,
deutscher Uhrmacher Li Juwelier.
Wyoming Ave. gegenüber dem Wyoming HauS,
Scranton, Pa,
Scranton, It>. Jan. IBK6 ba
<?. Mcrrisield»
Ndvokat und Sachwalter,
Office Block, Lackawanna Ave
»l-. k. p. su:i!n
Office und Wohnung an Spruce Straße, gegen
über dem „Forest Hause",
2n7l Scranton, Pa.
Die Mnder der Gauner.
Roman von Ernst Freiherr« von Bibra.
(gortschung.)
„Nun?" fragte die Hausfrau.
„Seine häusigen Reisen", sagte Pelzen,
„w-lche sich in »euererZeit nsch zu wehren
scheinen. Er nimmt da laum Rücksicht aus
die Dringlichkelt der Arbeit auf dem Gute,
sondern verlangt alle Augenblick« Urlaub,
den er sogar nicht selten überschreitet.
Bald muß er einen Freund noch einmal
sprechen, welcher nach Amerika gehen will,
bald Verwandle besuchen und Familien-
Geschäfte besorgen. Nähere« aber gib»
er selten an. und thut er e«, so ist es er
sichtlich eine Unwahrheit."
„Wo ist er denn zu Hause", sagte die
Tante W-ilen.
„Aus dem Oberlande", gab Pelzen lurz
Die Frau von Pelzen sagte jetzt lä
chelnd: „Ich weiß auch Einen, der bi«>
w:llen R-isen macht und seiner Gebieterin
nur höchst ungenügende Auskunft gibi
übe? den Zweck und das Wohin."
Pelzen blies langsam den Rauch sei>
ner Pseise vor sich hln und sagte:
.Soll icd die furchtbaren Geheimnissl
verrathen, irelche man mir anvertraut
und die mich zu solchen Reisen bestimmen!
Wenn Aron Moses, ein ehrlicher Israelit
der bei mir die Stelle eines Viehhof Jude,
bekleidet, zum Beispiel ausgekundschaste
hat. das, da oder dort die zwei vortrefflich
sten Milchkühe im Lande zu einem «polt
preise zu verkaufen sind, oder daß ir
gendwo ein Bulle zu haben ist, dem seine
Abkunft aus dem freien Lande der Schwei
zer auf der kraus gelockten Stirne geschrie
ben steht, oder wenn man mir mittheilt,
daß aus Mangel an Platz, vielleicht auch
an klingender Münze, an einem dritten,
vierten und fünften Orte eine Dresch
maschine, ei« Brennapparat oder eine
Futterschneidemaschine, so gut wie neu,
um die Hülfe des Kaufpreises zu haben
ist. Soll ich, wenn dich die Leelüre eines
vortrefflichen neuen Neman« vielleicht in
eine romantische oder poetische Stimmung
versetzt ha», soll ich dich aus dieser schrecken,
durch die Wahrheit, daß Du die Gattin
eines Bauerei treibenden Landedelmannes
bist?"
Die Frauen lachten, Pelzen aber fuhr
fort: „Scherz gegen Scherz, denn ich setze
voraus, daß Du recht gut weist, weshalb
ich mich bisweilen auf einige Tage von
hier entferne, im vollen Ernste aber
spreche ich au«, daß Herr Bernhard wohl
die längste Zeit in unserm Hause war.'^
Pelzen hielt inne bei diesen Worten
und trat dann rasch an die Brüstung der
Terrasse, spähend in den Schloßgarten
blickend.
„Was gibt e«?" fragte Frau von Pel
zen.
„Ich glaubte dort ein Geräusch zu hö
ren," versetzte Pelzen.
Die beiden älteren Damen hallen
Nichts vernommen, Käthchen aber glaubte
auch ein leichte« Geräusch gehört zu haben.
„Vielleicht ein größerer Vogel," sagte
die Weilen, „oder eine Katze."
Pelzen nickte nachdenklich mit dem
Haupte: „Hm, ja, das ist wohl möglich!
Aber gehen wir in das Haus, mich dünkt
es fängt an kühl zu werden."
11. NeininiScenzen verschiedener
Art. Seid gegrüßt im weist »nd
rothen Schlosse.
Acht oder zehn Tage später finden wir
die drei Frauen abermals aus der uns be
kannten Terrasse, den Thee nehmend, der
Hausherr war indessen abwesend, da er
am Morgen das Schloß verlassen und
eine kleine Reise angctrrten hatte, welche
diesmal indessen keine gcheimnißvolle war.
Ein ihm dem Namen nach, tndcssen nicht
persönlich bekannter Gutsbesitzer hatte
ihm den Vorschlag gemacht, gemeinschast
lich eine größere Partie Schafe zu kaufen,
deren Ankauf im Eanz-n für einen Je
den von ihnen zu groß gewesen wäre, ge>
theilt aber Vortheile versprach, und na- '
mentlich Pelzen gelegen e:schien, da er in
der That damit umging, seine Heerde zu
vergrößern. Die Ablieferung der Thiere
und die Zahlung der Kaussumme sollte
später erfolgen, und Pelzen hätte, wie er
sagte, gern den Verwalter auf jenes Gut
gesendet, aber eben die Schafzucht war
dessen schwächste «eile, und so war Pelzen,
wohl oder übel, genöthigt selbst zu geh.n
Auffällig hatte sich in den letzten Tagen
da« Wetter, oder sagen wir besser: die
Jahreszeit geändert. Der Herbst hatte
Vorboten geschickt, welche seine baldige
Ankunft verkündigen sollten. Kühle Mor
gen, kühle Abende, und selbst bei Tage
und Hellem Sonnenschein ließ er rauhe
Winde über die Stoppeln stiegen und
diese Winde brachen die Blätter von den
Bäumen, welche, fast über Nacht, sich zu
färben begonnen hatten. Und da das un
gewöhnlich rasch gekommen war, so über
sprangen die Menschen eine ganze lah
reSzett und sprachen schon'davon, daß ein
baldiger und harter Winter in'S Land
kommen werde. Der Pfarrer im Orte,
der ein wenig Ornithologe war. hatte die
Bemerkung gemacht, daß die Waldvögel,
welche im in'S Land ziehen
und sich den Wohnungen der Menschen
nähern, das jetzt schon gethan hätien. Er
hatte Goldammern gesehen, Distelfinken
> und selbst Meisen. Auch die Schaar der
Schwalben hatte sich verringert, was er
eigentlich nur ungern zugestand, indem er
zu Denjenigen gehörte, welche dlese Vö
gel alljährlich an einem bestimmten Tage
und in Masse abziehen lassen. Unter sol
che» Umständen aber lag es auf der Hand,
taß eln baldiger Winter vor der Thüre
stand.
Auch die Damen auf der Terrasse spra
chen vom raschen Wandel der Jahreszeit,
der recht ersichtlich von ihrem Theetische
au«. Vor einer Woche noch hatte, zur sel
beu Tageszeit, die sinkende Sonne weit
hin die Ebene glänzend erleuchte», at«
<.ll«tnige Herrin. Blitzend hatte der Wei-
I her, am Fuße de« Schloßhügel«, ihre
Strahlen zurückgeivorfen und seine Spie
gelfläche war bald flüssigem Golde gleich,
bald glänzendem Purpur, bald ein Ab
glanz des tiefblauen Himmels. Die Bäu
me, drüben über dem Graben, im Schloß
gerten halten frisch noch im Schmucke
ihres grünen Blälterhaar« geprangt.
Aber blutigroth, wie zur Zeit des halb
jährigen Tages am Pole, blickte heute die
Sonne durch eine »Schliche Dunstschicht
auf die Erde. Der Weiher war grau ge
färbt, graue Nebelstreifen bargen feine
Ufer, entzogen sein Ente dem Auge und
wogten und wallten aus feinem Spiegel.
Es war eine Pause im Gespräch einge
treten, die Tante Weilen blickte ernst, fast
schivermüthig, hinaus auf die Landschaft
und dann citirte sie schlechte Verse:
„Allenthalben seh' ich da gule alte Freunde:
So den Better Blätterfeld,
Muhme Herbstzeitlose
Und die Wittwe Hagebutt',
BormalS Fraulein Rose!"
Sie seufzte tief auf und Käthchen sah
sie fragend an, die Weilen aber sagte!
„Ach, die Verse sind nlcht besonders, aber
es hat sie ein junger Mann gemacht, den
ich sehr lieb hatte, der mich aber ohne al
len Grund bitter kränkte und mich dann
verließ, ohne nur ein Wort zu seiner Ent
schuldigung zu sagen."
Kälhchen bemerkte unbefangen, daß sie
die Verse gar nicht schlecht fände, aber es
sind au« diesen Worten der Tante und
aus dem Benehmen KäthchenS mancherlei
Schlüsse zu ziehen. Daß Werthof der
Verfertig» dieser wenig glänzenden Poe
sien, bedarf keiner Erwähnung, au« den
Schlußworten der Tante Weilen geht
aber hervor, daß dieselbe keinen der von
Albrecht an sie geschriebenen Briefe erhielt,
und daß sehr wahrscheinlich eine böswil
lige Hand diese Briefe unt»rschlug und sie
später an Albrecht zurücksendete. Au« der
Unbefangenheit Käthchen« läßt sich ferner
schließen, daß ihr Freund kaum je mit ihr
von der Tante Weilen gesprochen, und
daß da« nähere Verhältniß, in welchem
Beide früher standen, ihr vollkommen un
bekannt war. Vielleicht läßt fich auch noch
annehmen, daß im Herzen der Tante Alb
recht noch stet« einen gewissen Platz ein
nahm.
Frau von Pelzen sagte aber jetzt!
„Fast geht es Ihnen, liebe Weilen, wie
mir, ich meine nämlich, daß der Wechsel
der Jahreszeiten mir steis gewisse Erin
nerungen in da« Gedächtniß zurückruft,
und daß, wen» ich so sagen darf, diese
Erinnerungen und die Jahreszeiten lich
in Eins verschmelzen und kaum getrennt
gedaibt werden können."
Die beiden anderen Frauen blickten
schweigend n-!e sie hinaus in die Ferne,
über die sich mehr und in.hr der Abend
senkte. Bald begaben sie sich in's HauS.
ES war ein hübsches, alterihüinlicheo
Gemack, welches sie jetzt betraten, noch
wobl erhalten und aus der letzten Zeit
der Nenaissüi'.ce. DaS war zu ersehen an
tem braunen Getäfel, mit welchem die
Wände bekleid.'t waren, und welches, ob
gleich es den Eindruck des Soliden und
Dauerhaften hervorbrachte, dennoch zier
liche Formen nicht ausschloß.
Draußen war der Tag ziemlich rasch
geschwunden. Tie einzelnen Wolken, wel
che vorher am Himmel dahin gezogen wa
ren, hatten sich gesammelt, hatten die
Abendröthe vertrieben und schienen sich
stets noch zu mehren, während einzelne
Windstöße eine stürmische Nacht verkün
»igten.
Küthchen halte dlt im Hintergründe
des Gemach!« st-hende Lampe entzündet
und die Frauen erfreuten sich der geinüth
lichen Umgebung und der milden behag
lichen Wärme, »eiche ein Kaminfeuer
ausströmte. Die Weilen aber verstummte
endlich, nachdenklich und ernst vor sich
hinblickend und von Frau von Pelzen
deshalb befragt, sagte sie mit fast düsteren
Blicken: „Ich glaube e« geht mir beinahe
ähnlich wie Ihnen, liebt Pelzen, und so
wie Ihnen der Herbst, so ruft mlr diese
unsere Umgebung Erinnerungen zurück
aus früheren Zeiten, aber nicht liebliche,
sondern ernste, ja schlimme."
„Nch erzähle» Sie," rief die Pelzen,
„das Schlimme, was hinter uns liegt, ist
ja ein überwundener Standpunkt."
„Nicht immer," verfehle die Tante
Weilen, trübe lächelnd, „das aber sollte
mich nicht abhalten jener Erinnerungen
zu gedenken. Aber ich fürchte, das Kind —"
Sie warf einen Blick aus Kälhchen,
setzte aber, in der ihr eignen entschieden««
Weise, sogleich hinzu: „Ach was! Wer
weiß, welche trübe Erfahrungen das arme
Ding noch machen wird, und vielleicht ist
es gut, wenn sie einmal auch im trüben
Lichte sieht, was wir uns, nur allzu häu
fig, in steter rosiger Beleuchtung denke«.
Trotzdem aber kann ich dennoch nur frag
mentarisch und in flüchtigen Zügen spre
chen.
„Nun, rasch hintereinander waren
meine leiden guten Eltern gestorben.
Gott weis, daß ich sie schmerzlich und
aufrichtig betrauerte, aber er weiß auch,
daß ich unschuldig daran bin, wenn zu
der Trauer die Liebe sich gesellte und jene
endlich allmahllg verdrängte.
„Ich war Herrin geworden über mein
Vermögen, über meinen Willen und mei
ne 5-nd, aber nicht über mein Her,, und
! ir.r'vermag überhaupt demselben immer
zu gebieten?
! „Ein junger Mann hatte sich mir ge-
Nummer 13.
nähert und bald diese» Herz gewonnen,
und hieraus geht hervor, daß ich ihn für
einen Au«bund aller Vortrefflichkett hielt,
denn zu jener Zeit hätte ich wohl unter
einer ziemlichen Anzahl anderer junger
Männer die Wahl gehabt.
„Alle» rleth mir ab und das war viel«
leichi ein Grund mehr, weshalb ich mich
noch fester an ihn anschloß, mag man das
nun Widerspruchsgeist, Entschlossenheit,
Energie oder Eigensinn nennen. Genug
es war 112».
„Dann kam eine Periode, in welcher
ich ihn eist recht au mich zu fesseln hätte
suchen sollen und jetzt begann ich ihn zu
hassen, stieß ihn zurück, verbot ihm meine
Nähe und verbarg mich endlich vor ihm."
„Das ist sonderbar," fiel die Pelzen ein,
„aber Sie werden wohl triftige Gründe
gehabt haben?"
Die Tante Weilen nickte bejahend:
„Die hatte Ich! Und auch Die hatten recht,
welche mich früher vor ihm warnten, und
ich muß gestehen, daß mich dies nun nicht
wenig verdroß, obgleich die Schuld auf
meiner Seite wa«-, da ich ihm Gehör ge
geben.
„Nun, wie gesagt, ich verbarg mich vor
ihm, aber weiß Gott, wie e« kam, stet«
dauerte es nicht lange, so hatte er meinen
Aufenthalt erkundet, bestürmte mich mit
Briefen, mit Bitten, mit Drohunzen und
es war ziemlich klar, daß er meine Hand
erzwingen wollte, und das unter allen
Umständen, denn mehr und mehr erkannte
ich ihn für einen Mann, der durch Nichts
zurückgeschreckt wurde. Was mich betraf,
so wurde hierdurch die Festigkeit meines
Willens gesteigert und gleichzeitig mein
Widerwille, mein Haß gegen ihn.
„Es war indessen eine Pause eingetre
ten, eine scheinbare wenigstens, in seinen
Versolgungen gegen mich, und es hatte
den Anschein, als habe er die Pläne, wel
che er gegen mich gefaßt halte, entweder
gänzlich aufgegeben oder es wäre ihm der
Ort meines jeneSmallgen Aufenthalts un
bekannt geblieben.
„Dieser Aufenthalt war ein kleines
Gut, welches ich von meinen Eltern er
erbt hatte, das aber gegenwärtig nicht
mehr in meinem Besitz« ist, und dessen
Lage irgend eine Gewaltthat von Seite
meines Verfolger» wohl ermöglicht hätte,
wohnte, fast eine halbe Stunde von an
deren menschlichen Wohnungen entfernt
lag, und nebenher gesagt bloß von einem
alte» Diener und seiner Frau und mir
bewohnt war.
„Indesscn hatte Ich einen Theil de«
Sommers nnangesochlen dort zugebracht,
weine Abreise war auf den anlern Morgen
festgesetzt und bewohnte ich wieder die
größere Stadt, in weicher ich mich den
größten Theil de» Jahres hindurch auf
hielt, so war eine Gewaltthat selbstver
ständlich weit weniger zu befürchten."
„Aber hätten Sie nicht bei den Gerich
ten Sch»p finden können gegen Derglei
chen?" fragte Frau von Pelzen.
Tie Weilen erwiederte: „Es lagen
Gründe vor, welche das unmöglich mach
ten. Aber hören Sie weiter:
„Was mich lebhaft an jenen Vorfall
erinnerte, dessen ich vorhin gedachte, ist
nicht allein, daß jener Tag vor meiner
Abreise ein Herbsttag war, wie der heutige, .
heiter beginnend, gegen Abend aber in
stürmische« Wetter sich umändernd, sondern
d«ß auch die Stube, welche ich bewohnte,
dem Gemacht, in welchem wlr uns gegen
wärtig befinden, ln vielen Stücken täu
schend ähnlich sah.
„Sie war der Lteblingsauseathalt met
ncs verstorbenen Vater«, und theil« aus
Pietät gegen diesen, theil« weil mir selbst
die alterthümliche Ausschmückung gefiel,
benutzte ich dieselbe ebenfalls zu meinem
Aufenthalte.
„Ich hatte mich früher als gewöhnlich
zu Bette begeben, da ich am nächsten
Morgen zeitig nach der Stadt aufbrechen
wollte und befand mich in einer durchaus
behaglichen »znd angenehmen Stimmung,
theils weil ich mich der Hrffnung hingab,
daß mein Verfolger entweder meine Spur
verloren, oder, was mir erwünschter und
wahrscheinlicher war, seine Pläne gegen
mich aufgegeben habe.
,Wer halbiseg Sin« für Gemüthlich
keit besitzt, dem ist sicher das behagliche
Gefühl nicht fremd, welches uns überkommt,
wenn e« draußen stürmt und der Regen
klatschend gegen die Scheiben schlägt, wäh
rend wir uns unter unserem schützenden
Dache befinden und von ruhiger und stch.-
,er Lagerstätte au« dem Unwetter drar
ßen lauschen.
„So war e« auch mir in jener stürmi
schen Nacht zu Muthe. Gewaltsam hatte
ich alle, fich an mich drängende schlimme
Gedanken verbannt, und während ich mich
freute, nun wohl ohne Zweifel meine«
Verfolgers ledig zu sein, gedachte ich mei
ner Bekannten und Freundinnen in der