Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 04, 1872, Page 1, Image 1

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    Scranton Wochenblatt.
8. Jahrgang.
Dr. F. Bodeman,
Linden Straße,
zwischen der Penn und Franklin Avenue.
OfSce-Stu-iden. Morgen» von »—9
Nachmittag» „ 3—v
Abend» „ ö—9
Abwesenheit wird gebeten, Nachricht zu hin
lassen.
Dr. Camlll Kretel,
deutscher
Arzt, Wundarzt u. GburtShelfer,
Office in Wyoming Asenue, Kaiser'S Hau»,
-rdinirt von t l Uhr Vormittag» bi» Z Uhr Nach
mp Wieden Montag.Mittwochundgrei.
«g, »sn I i Vorm. bi» 3 Uhr Nachm. 28n7
Deutsche Apotheke,
418 Lacka Wanna Avenue.
eben Handlev'S Merchant» u. MechanicS Bank.
SapB H. F. Lvblck. lt
' 0. ü. (ülnttenäoll,
Deutsche Apotheke,
SI« Lackwanna Avenue.
Cowi» « Lehr,
Berfertiger »on
Grabsteinen,
Monumenten, Tischplatten
und allen Arbeiten, die in ihr Zach einichlagen
Halten vorrätdig die hübscheste Auswahl »o>
Marmor nnd beschäftigen nur die besten Arbei
»er. Deutsche oder englische Inschriften ange
fertigt. . „ ,
Werkstätte - An der H,de Park Seite voi
PH. Schnell'» Wirth'shau». 2»ap7 l
Dr.
Zahnarzt,
Dr. S. W. Nuch
von Sc
Osficestu»ten: 8 b!» 9 Vormittags.
„ 2 Nachmittag».
7 .. 8 Abend».
ZVT ,
A r «I> i t e k t.
Empfiehlt sich dem baucnceii Publikum, sowi
Office: Zeidler'S Blolk, Room No. lj,
2ag7l Seranion, Pa.
Etadlirt in t 855.
<s. ?l. Kf I. F. Füller « Co.
Groce r i e S,
Zkaff.e, Reis, Hacker, MrlasseS, Meh>
ChaS. Dupout Brrck,
Advokat nnd Sachwalter
>ese <Z>ese!lschast fährt
Chtttenden,
Apotheker,
enach.ichti.it ''"b/''n K"n^
nd ras deutsche Publ». um im AUgeme»nen, daj
er Herrn A> -I?/. i S üb,
«Mulsin LtUlschMnd gepriu.'» »
ltinrin ««eschaste bat und daß ei !>aher na» wi>
vor alle Rezepturen u. s. w. aüfs^«.'rgfalt>gsti
Kisek e r « ssi 0 n.
Kroeerlen und Provisloxu,
t'ackawa»»« Avenue,
tzaiten iiumt: vorräthig die b«ste Auswahl vor
«eocerien. und Futter, dn»tsch« gnicht«
Zucker, Nasse,. Ihe« s. w. Da« teutsch» j>u
likum ist eingeladen, »»« mit seiner Xundschaj
u beehren und sich zu überzeugen, daß wir d>
este Waare zu tem billigsten Preis« »erkaufe»,
lnba Kescher «. Assisn.
Volkers Heuwage
'ndel mit ?em Heu getrieben wird
»elchrS nicht h>,'r gewoqen u>orden ist, und man
ltei Mann an eii.'r einzigen Ladung um >—!
Dollar« betrogen wt.d, so warne ich jeden Bur
«r, kein Heu zu kaufeu. auker e« ist hier gewogei
worden. Näher« Auskunft bei
l»irt>6 ckhristia« Volker,
Peu« Ave., na de Pünstee'» MobelAore
Spedition—und—Wechsel
«. Tiewart Potter (Nachfolger von G
H. Walter) i» Agent für di» „Home Versicher
ung» To. in New-Sor?' und „Lvroming Sound
Mutual." Ferner Agent für alle europäisch-,
Passagefcheine auf Dampf
nr Segelschiffen nach nnd «on Hamborg, Vre
men »nd «lle andere« Häfen werde» »erkauft
Wkchsel werden nach alle» Theile» de» alten Va
«rlaude» zu de» niedrig?en Rate» ausgestellt,
vkß». 2U5 L-ck»»>i»a lZeidlen
MM« t, »»»«es. -
Frühjahrs« und Wiuter-
Waaren,
bei
M. Niess 65 Co..
329 I-sokavaun» Avenue,
gegenüber der Erste« National Bank, Scranto«.
Ein prachtrolle» Lager «on allen Kleiderstoffen,
decke^n/und die besten Gänsefedern.
Eine große «»«wähl von Teppichen aller
Arten und allen Preisen. Japan epische
ShawlS! ShawlS!!
Gute Steifröcke nur -tO Cent«.
Gute Schnürleiber AZ Cents.
Doppelt breiten Flannel nur 211 Ernt«.
Mu «lin in allen Breiten!
M. Rees«, j E.Simon,
329 Lackawanna
und Ecke «on Mvoming Avenue.
Öesen! Oesen!
Billigsten Preisen.
Waare gut. 23agliba
Henr» I. Z legier,
Nachfolger «on Geo. Pfeffer, Sedarstraße.
Joseph Ober,
Bech-, Kupfer- S? Eiseuwaitte»,
Oefen, s»wie alle dem Haushalt nöthigen Gegen
stände, als Messer, Gabeln, Löffel Bügli.isen
bester Qualität.
jeder Ärt.' 26mz6
Neues
M öbel-G eseh nst.
b iss de ich me/e sp i/ A 112
Seranlon, 2.»Dez. 18L9—ba'
Bier - Wirthschaft
Anton Ivos,
John Wcrthamcr,
plumbcr und Gas Fitter,
stit« «orräthig. 2»71
Co lleicti
Heinr. Kraus,
Deutsche B ä ckerei,
Orchestrion.
Da« in der Germania Halle aufgestellte Or
chestrion ist «on dem talem»»lle>> Instrumenten-
Hrn. E. Welte, und mit einer
schäumenden Glase Bier den Genuß ein,- ll»l
-fischen Musik haben. Sprecht gefallest vor.
Jodn Heibier.
Fußbekleidung!
eh°, »er
zu so billigen Preisen/al« Irgend ein Lhnlichcl
Geschäft »er Etadt. Seneigttm Zuspruch Beh
entgeh». (7>71) Z»»«t Echt«pff.
Scranton, Luzerne Connty, Pa.. Donnerstag den 4. April 1872.
0. es. A (^O.)
halten vorräthig und verlaufen zu den niedrigsten
Preisen die besten Sorten von verzierten und ge-
Tapeten ä: Wandpapier,
Fellster-Vorhänge,
Achul-, Plank- und Schrribdücher,
Schreibmaterialien.
Leinwand- o ehä^n ge werden auf Bostel'
Sprecht bei uns vor.
schäft gerade?» Ort ist, wo sie prompt und reell
behandelt «erden. (2l öS)
lBap7 Neutker,
OÜinstcr L 5 Hu^l,
Großes Mobilien-Lager,
Lackawanna Avenue, Seranton. Pa.
Alle Zeit in großer Auswahl Bu-
AuSzieb-lisÄe, Betlftattcn seter Matr.nzen
Kommt und besebi lkuit unsre Waareak
Seranton, l<>. Jan. 18l>t>. ba
Möliclii! MöbtliN
Wriefier L? <50.,
Seranton, Äi. gebr. IBKK.
(Varney, Tripp S» Co.,
Echunpf-, Rauch- nnd Kau-
Taback. Pfeifen »e.
308 Lackawanna Avenue.
Deutsch wird von Hrn. John S. Schort
gesprochen. Sml7il
Neues
Etablissement.
Klcider-Geschäst,
tu I. Zeidler'S Gebäude,
Zahlreichem Zuspruch schcn achtungsvoll ent
gegen
vsnxeNw? t Sednelcler,
207 Lackawanna «veuu«. 2Z7
Zeidler'S Block.
Seranton. 29. April lBKg.
Wir zeigen nicht an,
liürrln,
Da« billigste i« Staate,
SSV > Lackawanna Ave., I »VN
, in laiob Schläger« VacksteingebSude,
Peter Crerer,
R estauration,
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Xmsäev,
Architekt. Baumeister «Ingenieur.
(Städtischer Vermesse r,l
Office, SM Lacka. Avenue, nahe Washington,
3t mz Seranton, Pa. 71),1j
II. Campbell,
RechtS-Anwalt,
pünktlich besorgt. 7jt711
C. Q. Carman, Händlerin
PineßrookKohlen
Office in No. lvS Penn Avenue,
Sjlg Seranton. Pa. U
Peter Creetr,
HauS-, Gckllp»,
KreSco- Sk Ornamental-Maler,
Fischer,
Arzt und Wundarzt,
Augen- und Ohren-Krankheiten
wird spezielle Aufmerksamkeit gewilmet. >!on
suliirt deutsch und englisch. Office über Ma
thews Apoch-ke, Lacka, Asenu«. «äs 7?
I)r. ?.
Deutscher Arzt,
Otsiee an Penn Avenue, unterhalb der Linden
Straße. Officestunden: Morgen« von ld di« l 2
Uhr, Nachmittag« von t bi« ö und Abends von
7 bi« S. Kjan72
F. W. Güufter,
Advokat und NechtS-Anwalt.
Office!« Jakob Schläger« Gebäude,
Ecke von Lackawanna und Washington Avenue.
2SoB Scrantou, Pa. ba
Gustav Hahn,
Advokut und Nechts-Anwalt,
Nii-Mielel,
deutscs»cr
A. T. Gvttcnstetu,
dentschox Advokat,
chen. Neben A!d. W.ureS. /tj>72
Aiexander >Yay,
Achild-^Rakr,
W. Gibfon JoneS,
Skechts-Auwalt.
in dem Baiikgedäude der Trust Co.,
Ä. C. Kouarson,
Wyoming gegenüber dem W?sm!ng Hau«,
Seranton, lg. Jan. IB3K ba
E. Merrifield,
Advokat und Sachwalter,
san ton, Pa.
Office in Paulis Block. Lackawanna Ave
nue. lvmzB
2n7l Scranton, Pa.
Die Kmder der Gauner.
(Fortsetzung-I
Den ersten Schlag, mit den Knöcheln
der Faust, von unten nach oben, gegen den
Unterkiefer. Den zweiten, folgend in mög
lichster Raschhei», wieder mit den Knöcheln,
aber von öden nach unten, aus die Wurzel
der Nase, zwischen den Augen, für flch al
leln angewendet, al« Provinzialismus
auch Bläuling genannt, wegen Aäter er
folgender angenehmer Färbung der be
rührten Gestchtstheile. Den Stoß end
lich, auf den Mag»n.
Die Wirkung war eine au«grztichnele.
Der Getroffene taumelte zurück und stüizte
lautlo« zu Boden, und auch der zweite von
Radebupk,'« Gegnern sprang rückwärt«,
da er in jenes Hand jetzt den gegen sich
gerichteten Lauf eine« Terzerol« Im
Schein« de« Gaslicht« blitzen sah. '
Gleichzeitig öffn««« flch da« F«nster de«
Portler«, welch;!, mit. eine« kräftigen
Fluche fragte wa« lo« sei dort außen und
auf die nächtlichen Ruhestörer schalt.
Mit zwei Sätzen hatt« jetzt Rad«butzki
da« Thor erreicht, schlüpfte dutch die Pforte
und verschloß sie hinter flch.
Verwundert blickte der Portier, der rasch
au« seiner Stube getr«t«n war, aus den
Eingetretenen. „Sie flnd e«, gnädiger
Herr," sagte er erstaunt, „was hat e«
denn, um GotteSwiÄen, da außen geg«-
b««f"
„Ich glaut« e« waren et» paar Be>
trunkene, welche sich prüg«lt«n," versetzte
Nadebutzki gleichgültig. „Ich hörte dte
Kerle schon in der Entfernung sich zanken
und eben jetzt wurden ste, wie ich glaube,
handgemein."
„Sie haben doch den Herrn Baron nicht
belästigt?"
„Mich?" sagte Nadebutzki, geringschätzig
lächend, „nein, so weit haben sie denn doch
ihre Unart nicht getrieben."
„Es ist haarsträubend, wie e« heutzutage
zugeht," erwiederte der Portier, indem er
Nadebutzki'« Licht anbrannte und e« ihm
reichte. „Die Pelizri ist allenthalben, wo
man ste nicht brauchen kann, und wo sie
nöthig, sieht man keinen von den Schlin
geln."
„Mein Gott," sagte Nadebutzki guih>
müthig, „am End« ist e« dpch nicht ss arg.
Welt steht. Ader gute Nacht, Herr Ja
kob l"
Er ging hinauf, ein Liedchen summend,
längs des Ganges bis zur auswärts füh>
renden Treppe, die eine Ecke bildete, als er,
eben dort angekommen, hörte, daß Jakob
zurück tn seine Stube gegange« war unv die
Thüre geschlossen hatte, löschte er sein Licht
und stieg rasch, aber geräuschlos hinan.
Ao feiner Thüre horchte er einen Au«
genbltck, und nachden er den Schlüssel mit
dem Munde befeuchtet hatte, «in Versah
ren, welche« für kurze Zeit da« Oel ersetz»
und leichte« und geräuschloses Aufsperren
oezweckt, öffnete er und trat ein.
Er segnete den Zufall, welcher ihn bei
Tage einen der Verhänge herablassen ließ,
und lugte j-p», turch den schmalen, ypm
Vorhänge nicht bedeckten Theil des Fen
sters, hinab auf die hell erleuchtete
Straße.
Die Stille, auf welcher er vorhin feinen
ken. D>e Lust rein, und ohne Zwei
fel halten die Beiden, der zu Bode» Ge
worfene wrbl mit Hilfe des Andern, das
Weite gesucht, da fle einen Ausfall aus
der Ganerbschaft befürchteten.
Radebutzki horchte noch einige Zeit hin
durch und als er endlich die Ueberzeugung
gewoiiuen hatte, daß jene nicht mehr um
Sie Wege, suchte es sein Lager, stets Vor
sichtig und ohne anzuzünden. Dann gab
Zukunft.
Höchst unangenehm mußte es fin «Inen
Mann von feinem Nanz«, von feiner
Stellung feta, also veikannt, noch unan
genehmer, erkannt zu «erden, und er sann
jetzt darüber »ach, wie etwaigen schlim
men Folgen am besten zu begegnen stin
mitte« Angenehmen zu verbinren wäre.
Wir wellen indessen weder dem Gange
unsere? Erzählung vorgreifen, noch so un
bescheiden sein, die giheimen Gedanken ei
»«lch« sich i« der allernächst-» Zeit be-
Fenster und warf sehnsüchtige Blickt nach
dir Gegend hin, welche Raiebutzki Ihr als
seine Helmath durch eine Handbeweguog
angtdeutet hatte. St« war Stroh-Braut
geworden, w«nn e« erlaubt ist, stch dies««
vom Stroh - Wittwenthuin abgelelttltn
Audruck.S zu bedienen, und die« war also
gekommen.
Schon am Morgen darauf, nachdem
Radebutzki das Abenteuer mit den beidtn
Bttrunkenen bestanden hatt«, «rhielt er
Briese von seinen Gütern, welche srtnt
ganze Thätigkeit in Anspruch nsyMtn und
ihn selbst In große Auslegung versetzten.
Die Geschichte mit den beiden ungebtld»-
t«n Menschen trat dabei ganz in den
Hinttrgruod, so daß er vergaß oder k-tn«
Zeit fand, st« seiner Ltnna zu «rzählrn,
aufrichtig, wie «r aber war, theilt« «r ihr
sofort d«n Inhalt jene« Schreiben« mit.
Ein wichtiger Prozeß, bet welchem fast
I eben so viel zu gewinnen als zu verlieren
in der Schwebe stand, war jetzt plötzlich
der Entscheidung nahe und ditsr Entschtid
ung war für Radtbutzki unzweifelhaft
eint günstigt, wenn e« gtlang »Inen wenig
bemittelten Anverwandten seiner Gegner
durch eine gcwisst Summt zum Rücktritt
zu dtwexen. Sein alter, treu«r vrrwalttr,
di« anhänglich« Seele, hatt« ihm da« g«-
schrl«b«n, und auch sein Rechtsanwalt hatte
Ihn von der Lage der Sache In Kenntniß
gesetzt.
Unbedingt und zuverläsflg war da«
Recht aus der Seite Radebutzki'«, aber
dennoch hegte er Bedenken. Sr war ein?
mal so. Wae da« keine Bestechung oder
sah e« wenigst?«« nicht einer Bestechung
Ähnlich? Sein Stolz, fein Rechtlichkeit«,
gesühl sträubt« sich gegen alles, was nur
den Schein de« Unrechts an sich trug und
so zweifelte und schwankte er, und konnte
anfänglich zu keiner Entscheidung gelan
gen.
Dl« Lieb« führt« ihn auf d«n rrchten
Weg. „Wenn Du, wie ich überzeugt bin,
Recht hast," sagte die Frau von Schnau
fer, „so sehe ich nicht «in, warum Du
da« Dir g«bot«n« Mittkl nicht «rgr«tsen
willst, um auch durch richterlichen Spruch
Recht zu bekommen."
„Der Schein," erwiedert« Nadebutzki,
„der Schein! Ich möchte auch nicht den
Schein eine« Unrechts auf mich laden!"
„Sei kein Kind, Cäsar," Hai ihm seine
Linna zur Antwort, „Du willst den Sch«in
de« Unrecht« vermeiden, und ein wirkitche«
Unrecht, ein Unrecht gegen Dich selbst be
gehen, wenn Du diese Rechtssache nicht zu
Deinen Gunsten lenkst?"
Und als er stets noch mit sich zu käm
pfen schien, setzte ste erröthend hinzu
„Willst Du au« falsch verstandenem Recht
lichkeitSgefühle jene Ungerechtigkeit bege
hen? Eine Ungerechtigkeit gegen Dich und
gegen die Kinder, die Dir Gott viel
leicht schenken wird?"
Da« half! Er schloß sie stürmisch in
seine Arme und ihre Kippen einten stck>
zum Bunde, ein Borfall, welcher sich frei
lich auch vorher nicht selten zugetragen
hatte.
Er rief indessen aus: „Welch'ein Weib!
Welch' ein Weib! W-lch' eine Fülle von
Liebe, und wieder; welch' klarer, durch
dringender Verstand!"
Sie hatte gewonnen Spiel, die Haupt
sache war geregelt und nur eine Neben
sache blieb noch zu bereinigen. DieSum
nie, die Summe für den armen Verwand
ten der Gegenpartei.
Er g'bct für dcu Augenblick nicht übe>
>'o viel als nöthig. Sich in dir Stadl,
vielleicht mit nicht unbedeutend?« Lpsen
Credit zu verschaff n, dazu tonnte er stet
nicht verstehen, und bis er auf seinen Gü
lern die nöthigen Gelder aufbrachte, wa:
vorübergegangen. Daran hatte er nichi
gedacht. Er ward ernst, Wolken lagerten
stch auf seiner Stirne.
Aber seine Linna lächelte. Schweigend
ging sie zu ihrem Schreibtische unv Holl,
Wertpapiere, welche sie vor ihm auSbrei
teie! „Reicht das!"
„Fast reicht es, aber wa« soll das?"
„Fast reicht es!" wiederholte Frau vor
Schnaufer, „säst! ' Sie ging wieder z^
weitere, nicht ungeirichiige StaatS-Obli
gationen den ersteren beizufügen: „Reich,
e« nun?"
„Freilich, aber sagt mlr "
Frau von Schnaufer ließ Ihn nicht au«
sprechen: „Cäsar! Wie seid Ihr staiker
Verlegenheit, fle zu beschaffen. Ich besitz!
diese Summe, sit liegt vor Dir. Cäsar,
ist unsere Verltgtnhelt nicht zu Ende?"
Einige Augenblicke sah er sie mit star
rem Blicke an, dann aber wurdtn ditst
Blicke leuchtend. Er hatte sit vtrstanden.
Und nun erhob er stch und schloß fle
schweigend in seine Armt, abtr tr preßte
seine L ppen nicht aus die ihrigen, er
hauchtt «insach tlnen Kuß auf Ihrt Stirn«.
Dtn Kuß der Weihe.
Alle Erhabtnhtilen, alle Dankbarkelten,
alle Tugenden, welche die Menschen je
mals ersandtn und, dann und wann, auch
'ükeutirteu, lagen tn diesem Kusse.
Aber sie fühlte, wie ein leises Beben
an das Fenster, sie begriff, daß «r Ihr seine
Rührung verbergen wollte, und, setn Ge
fühl ehrend, schwieg auch fle.
Endlich aber sagte fle schüchtern: „Cä
sar, nimm jetzt, was Dein Ist, und gehe
zur Stadt, um die Summe einzutauschen,
dertn Du bedarfst," aber fle erschrak fast
über die Heftigkeit, mit welcher er jrtzt
ausritf:
„Nun und nimwermehr thut ich da«!
E« sind Bankschtine bet dltstn Papltrrn,
Obllgatlonen, die auf Dtlnen Namen gt
stellt sind, soll Ich dltstn Wechslern, diesen
Wucherern gegenüber, als der Mann da
stehen. der Dein Vermögen vergeudet, die
Hab« seiner Brant. welche noch nicht ein
mal durch de« Priester« Segen seine Gat
tin? Nimmermehr gehe ich zur Statt!"
Sie lächelte: „Wieder ein Schein!" .
„Was beginnst Du?" fragte er dann,
als sie die Papiere zusammenfaßte und in
,Ia ArbtitskörbchtN legt«. „Ich geh« statt
Deiner!"
Wie sind doch zu Zell«, di» grauen
stark, muthig und besonne»l Er mochte
da« wohl suhlen und ließ sie schweigend
gewähren. nur als sie sich zuinMthen an
schickte, sagte er «tt weiche« Tone - >Nimm
Papiergeld und Gold, herzigtS^Wetb."
Sit that also und kehrt» in »»rhältniß-
Nummer 14.
mäßig kurzer Zeit wieder, am Abende dem
selben Tage« aber reiste Nadebutzki ab,
und aus diesem Grunde blickte seine Lin
ns jetzt schwermüthig nach der Gegend
hin, in welcher seine Güter lagen, und
woselbst er beschäftigt war, mit dem ver
armten Vetter abzuhandeln.
Einige Tage nach seiner Abreist fragte
einmal die kleine Emilie? „Aber Mama,
jetzt da der Papa fort ist, kommt denn
Fräulein Käthchen nicht wieder?"
Indessen fragte sie nicht Wied?:, da dies»
erste Frage von ihrer Mut.er höchst gründ
lich beantwortet Wolde» war.
Eulalia Hiedtrbusch tröstete nach besten
Kräften und au« dem Schatze ihrer Er
fahrungen. „Wie oft schon," sagt« sie
„hat ein arme«, namentlich älteres Herz,
schwere Zweifel gehegt, ob sich vvch »In
Gegen» oder Mitherz finden würde, wel«
che» sich herbeiläßt, mit dem unfrigen zn
schlagen. Aber auf einmal ist e« da, zu
mal, wenn man nicht allzu ängstlich und
übertri.ben wählerisch ist. Da könnte ich
Ihnen merkwürdige Dinge erzählen, «ie?
ich thue e« ab.'r nicht, da ich glaube, daß
schon andere Leute genug darüber spre
chen. E« ist mir aber egal, auf Ehre, und
ich thu« deswegen dennoch, was mir woh'»
gefällt. Mit d«r Trennung ist e» freilich
lin« schlimm« Sache, und w«nn d«r Bräu
tigam nicht bei uns ist, ist'S eigentlich ge
rade so, als wenn wir gar keinen hätten.
Mss-n wir aber, daß e» nicht allzulange
lusbleibs, s« ig Geduld und felsenfest«
lreue immerhin noch das Zweck-naßlgsie.
Da sind gui« Grundsätze besser am Platze,
als irgendwo sonst, weil die Leute so boe
?aft sind und abscheulich aufpassen und
>ie Männer so leichtgläubig p.nd. Ihr
derr Cäsar aber wird n/.qt allzulange
ausbleiben und naHye» wird «s schöner
als zuvor."
Williger börte jetzt die Verlassen« auf
ander« Worte Eulalia'«, als
?orher, theil«, weil sie in der That des
lrostes bedürftig war, dann aber auch,
r>eil sie nur wenig anderen weiblich»«
Umgang hatt«.
Sie hatte seit ihrer Verlobung mit N>»
?ebutzki, diesem, wie ihre Bekannten in der
Ttadt sowohl als auch in der Ganerl
chaft sagten, sich allzusehr gewidmet, so
?aß die Liebe die Freundschaft verdrängt
hatte, und Frau von Schnaufer jetzt zier -
Eulalia stind ebenfall« allein, das helft
n Bezug auf weiblichen Umgang, aber
vi« böi« Zungen bchaupten wollten, wtik
!e uicht vcrlobt war und nian dennoch
Verlobung wünschenswerth, oder doch wl
-rigst-ns ar,ständig erscheinen ließen. Frau
,on Schnauf«» börte j tzt indessen derlei
>ußer den wenige» Frauen in Schloß
Dellei.t-rg, v,it welchen sie noch
Eulalia und ihre .Köchin, und die Gründe,
veehalb ihr diese tie betreffenden Mi -
beilungen machten, warrn gemischter
Ikatur, wie HZusiz vertrauliche Aeußerur
zen au« schönem Munde. Vielleicht um
Äuteö zu st.ften, Vorsicht anzuempfehlei',
iU warnen. Vielleicht uur absichtlich Mis
lrauen zu erregen, 'zu ärgern, zu kränker.
Inier allen Umständen aber: um zu plau
dern.
Sz mußt« Frau vou Schuauser höre»,
saß man in Duselmeier« Salon flch w«>»
licht mißbillig«»», doch «inigermaßen b«-
über die rasche Abreise de« Herrn
,on Radebutzki ausgesprochen und man
cherlei Vermuthungen über dieselbe ge
äußert hatte. Schulden zum Beispiel,
Nißhelligkeiten mit der Polizei oder an
«ren Behörden, hier oder an irgend ei
lem andern früheren Aufenthaltsort dcS
Betrtffenden.
Unter Umständen kann dergleichen so
>iemlich Jedem begegnen und «an hielt
Ich auch nicht gerade darüber auf, aber:
„Man sagt eben nur."
Wa« tle Frauen betraf, so waren fie
anderer Ansicht. Radebutzki war einfach
durch die Lappen gegangen. Er war
durchgebrannt in der Absicht, feine Ver
lobte sitzen zu lassen. Freilich war da« ab
scheulich, und Niemand wird glauben, daß
»I« übrigen Damen der guten Schnauf,»
va« gönnten, dennoch aber: „Sie »ar
coch ein wenig allzu zärtlich, allzu s!»-
btnSwürdig, und in Ihr»« Älter nun,
für die Läng» litbe» nicht alle Männer
dergleichen."
Indessen schien e« auch, al« fei der lir<
gsrliche Borfall mit beiden BttrunkcNtA
nicht ganz ohne Zeugen geblieben. Iva«
leicht möglich, da wohl ein oder der an
ler« Bewohner der Banerbschast noch
«ach sein und wenigsten« einen Theil »e«
una ngenekmr iiHandeli m ita«»gehört bat»«
konnte. In Folg« dessen sprach man »»»
«ine» Raushandel, welchen Ratebnxki h«»
(Siehe 4. S.il» )