Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 25, 1872, Page 1, Image 1

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    Scranton Wochenblatt.
8. Jahrgang.
Dr. F. Bodeman,
Linden Straße,
zwischen der Penn und Franklin Avenue.
Ofstre-StUilden, Morgens von 8 —?
" 3—S
Zn Abwesenheit wird gebeten, Nachricht ,u bin
lassen. 7mz7
Dr. Camill Krejc!,
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lin pfu^nWieden Montag, Mittwoch und Frei
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Dr. ?. SIINSIAR..
Deutsch«? Arzt,
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Office oterbalb Matbcws Apotheke. täo9
Dr. S. W. Nu eh,
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7 „ 8 Abends.
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Office: Zeidler's Block, Rooni No. tj,
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Advokat und Sachwalter,
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Lersichcru? - vo., inkorporirt tBw, Kapital über
>rse Gesellschaft fährt fort,
C. Chittenden,
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»nachrlchtigt hiermit seine verehrten Kunden
er H«rrn A. Weigand,
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vor alle Rezepturen u. s. w. aufs Sorgfältigste
Scranton, März 1871. " '
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likum ist eingeladen, seiner KundsSaft
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P'nn Ave., nahe Wünstrr'sMobelstore.
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Sbas. Fred. Keller,
Scranton, den t. Dezbr 1871.—!5d70
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Scranton, 2. Dez. 1869
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den zu stellen. ilm»7l
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Scranton, Luzerne Connth, Pa.. Donnerstag den 25. Januar 1872.
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Scranton, lt>. Jan. k 866 ba
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Office in Pauli'» Block, lackawanna Ave
nue. »9mzB
ttr I' Ii Ii KV
über Hause",
2n71 Scranton, Pa.
Die Kinder der Gauner.
(gortsiKung.l
!t. Unverständig« und verständig«
Liebe.
Als Albrecht Werthof in feine Stube
gekommen war, brannte er seine Lampe
an, sah nach der Uhr und nchm dann am
geöffneten Fenster Platz.
E« war eine warme, reizende Juninacht
und die nächtliche Landschaft bot ein dop
peltes Bild.
Eben noch ein Theil der Statt war von
Albrechts Fenster aus zu sehen und dort
kämpfte das Mondlicht mit dem Scheine
der Straßenlaternen, welche im röthlichen
Schimmer sich über die Dächer erhob.
Hören wir ein wenig auf da« Geräusch,
welche«, unterhalb diese« Lichtkampfe«,
au« der Stadt hinüber zu dem stillen
Schlosse Weldenberg drang, und welchem
Albrecht Werthof jetzt ebenfalls lauschte.
Es war ein dumpfes Summen, dazwi
schen da« Rollen eine« Wagen«, dann
wieder, fast deutlich vernehmbar, einige
Takte aus einem bekannten Musikstücke
und selbst menschlitle Stimmen, wohl au«
irgend einem öffentlichen Garten, durch
die Laune eines Windstoße« sür einige
Augenblick« dorthin getragen.
Auch ein Wehr hörte man rauschen
und dazwischen flog, unferne der Stadt,
eine Rakete empor mit einem halben Du
tzend rother Leuchtkugeln und einem dum
pfen Knalle wieder verschwindend.
Jetzt aber schien da« Rollen der Wa
gen die Oberhand gewinnen zu wollen
und Albrecht murmelte halblaut:
„Ach, endlich, nun ist da» Theater zu
Ende. Ich glaube, e« dauert alle Tage
länger."
Er wendete jetzt feine Blicke weg von
der Stadt und auf dte wette Ebene, die
sich dort dehnte, und welche das Mond
ltcht allein beherrschte.
Glänzend tm bläulichen Lichte lag die
Landschaft hell und klar vor Ihm, nur
durchzogen von einem dunkeln, hier und
da sich schlangenarlig krümmenden Slrei
fen.
Das war die mit Pappelbäumen ge
säumte Lantstraße, auf welcher er häufig
gewandelt, als Schüler, als Studiosus,
noch bemuttert vo» der Tante und wohl
auch später als Halblump und verstoßen
von Ihr.
Dort blitzte es auf wie bläuliches Sil
ber. Die Mondeostrahlen küßten dte Wel
len de« Weihers, tn welchem er oft stch
gebadet.
„Mache Er nur, daß Er mir nicht ein
mal ersoffen in'S Hau« gebracht wird!"
hatte häufig dte Tante gesagt, wenn er
auszog, mit den SchwtmmhöSchen unter
dem Arme und dem Handluche tn der
lasche.
Jetzt? Nun «r bksann stch, ob ste ihn,
würde er ertrinken, nicht dennoch ein we
nig bedauern würde.
Und j:tzt vernahm nian ferne Stimmen,
dann Schritte auf den kiesigen Wegen
und der Schein ter AnstandS-Laternen,
trotz der hellen Nacht, den Herrschaften
vorgetragen von Köchinnen und Bedien
ten, leuchlele durch da« Buschwerk.
Das Thealer war zu Ende.
Wieder war der größte Theil de« müh
samen Tagwerks vorüber und die Bewoh
ner der nobeln Abtheilung kamen nach
Hause, se nach dem Grade ihrer Besreund
ung, stch begleitend oder vermeidend.
Albrecht Werthos dämpsle rasch das
Licht seiner Lampe und dann horchte er
hinüber nach dem Geräusche, welches tie
eben Angekommenen verursachtes?
Es ging in ter That drüben lebhast zu.
Man wünschte sich, scheidend unter den
Thüren der verschi-denen Wohnungen,
ein« ang«n«hme Nuh«, viellticht mit zwei
Worten noch einer Verabredung auf mor
gen gedenkend. Dann hörte man den
Ruf nach Dienern und Dienerinnen, die
sogleich nicht zur Hand, und wohl auch
den Klang einer Kllngel.
Thüren wurden mehr od«r weniger
heftig geöffnet und geschlossen.
Hier und da irat «ln« Dam« im Opern-
Anzug« tn ein« d«r nach dem Hose gehen
den Stuben, um nach einiger Zeit, im
bescheidenen Hauokieide und halben nächt
lichen Toilette, wieder ln das Wohn- und
Speisezimmer zu huschen, j» welches dann
durch die betreffenden Köchinnen das
Abendbrod gebracht wurde.
Dazwischen liefen Kinder, wohl ohne
test'mmlen Zweck, auf ten Gängen um.
her, und endlich sah man einzeln« Herren,
welche ohne Zweifel ihre Gattinnen nach
Hause begleitet und rasch soupirt hatten,
hastig nach der Treppe eilen, um wieter
zur Stadt zu gehen und das Easino, den
Elub oder sonst Jemand zu besuchen.
Was Albrecht Werthof betraf, so horchte
er elne Zelt lang auf dieses Geräusch und
dann sagte er halblaut zu stch selbst:
„Es ist zwar noch gar nicht möglich,
aber ich will doch einmal nachsehen."
Und obgleich da« unbedingt eine Thor
heit, nach einer Unmöglichkeit zu sehen, so
hätte doch zuverlässig die Person, welche
mit dieser Unmöglichkeit tn Verbindung
stand, lebhaftes Vergnügen über die be
gangene Thorheit empfunden.
Er öffnete dann fein« Thüre, schlich
leise und vorsichtig über den Gang und
nach einem Fenster hin, weiches ihm den
Blick tn den inneren Hof der Ganerbschast
und auf dte dorthin mündenden Fenster
gestattete und lugte dort sorgfältig nach
einem derselben.
Es war nicht«, wie er ganz richtig vor
ausgesagt hatte.
In ntcht allzulangen Pausen wieder
holte er jetzt, mit gleich fruchtlosem Er
folge, seine Nachforschungen, endlich aber
schien ihm das Glück zu lächeln und er
sagte, stch vergnügt die Hände reibend:
„Jetzt! Sie kommt alsol"
Als ein Feind aller unnöthigen Ge
heimnißkrälnereien wollen wir jetzt ge
stehen, nach was der junge Mann so eifrig
gespäht hatte.
Einfach nach einem kleinen, runden
Lichtscheine an der Stubendecke einer der
nach dem Hofe zu liegenden Kammern,
und da wir einmal so viel gesagt haben,
wollen wir auch den Ursprung und die
Bedeutung dieses Lichtscheines verrathen.
An den Tagen, oder besser in den Nach
ten, in weichen sie, die heult kommen
würde, überhaupt kommen konnte, stellte
sie eine klelne, geschlossene Blendlaterne
in einer Ecke ihrer Stube auf den Boden
und der schwache, für Unberufene kaum
auffällige Lichtschein an der Decke, gab
dann ihm die Nachricht von ihrem Er
scheine».
Nebenher gesagt, können wir dieses
Verfahren den Herren Verliebten, gestat
ten es die baulichen Verhältnisse, als
zweckmäßig und erprobt, angelegenllich
empfehlen.
Albrecht begab sich nun wieder auf fei
nen früher» Posten am Fenster, nach der
Stadt hin horchend.
Es schlug eben dort Zehn ein halb.
„Noch eine halbe Stunde!"
Und hieraus geht hervor, daß die
Blendlaterne das Zeichen des Kommens
überhaupt, die Uhr der alten Domkirche
aber dte Zeit des Kommens angeben
mußte.
Alle« war wohl organistrt, und da jetc
Zeit, und auch tte schlimmste, vorüber
geht, so verging auch diese halbe Stunde,
und al« endlich die eiste Stunde in dum
pfen Schlägen von d«r Stadt herüber
kiang, trat Albrecht aufden Gang, spähte
vorsichtig allenthalben umher und schlich
dann—zur Brelterwand, welche Arm und
Nilch tn Schloß Weldenberg trennte.
Gleichzeitig näherte sich von der an
dern Seite ein Jemand mit kaum hör
barem Schritte und ohne Zweifel aus
schuhlosem Fuße, und nun begann jenes
flüsternde, blödsinnige, süße, nichtssagend«,
und dennoch viel bedeutende Liebesge
spräch, welches alle Welt oder doch wenig
sten« ein großrr Theil derselben, zuverläs
sig kennt.
Diejenigen Liebenden, welche bei solchen
Gelegenheiten so einfältig wi« möglich
schwatzen, befinden sich sicher noch tm er
sten Stadium heftiger Liebe, und ein nicht
minder gute« Zeichen ist e« sür beide
Theile, wenn man stch irgend eine Mit
theilung oder Frage vorgenommen hat,
und betm Zusainmensetn vollständig bei
des vergißt.
So hatt« stch Albrrcht vorgenommen,
Käthchen, so hieß tle auf der andern Sril«
d«r Wand, zu fragen, ob di« Frau von
Schnaufer stets noch so rauh und un
freundlich g«gen st« sei, wi« tn ter letzten
Zelt, und st« wollte lhn b«lvb«n üb«r «In«
prächtig« Zeichnung auf «in«m Cigarren-
Umschlage, welcher von seiner Hand war,
und dl« H«rr von Nadtbutzki d«r Frau
von Schnaustr gezeigt halt«.
Ab«r Btid« vergaßen das zu thun, und
eben so stch zu sagen, daß ste stch während
der Z«it ihres letzten Beisammenseins
mehrmals g«s«h-n hätt«», «r: st« mit der
grau von Schnaufer uud der kleinen
Emilie, von der Ferne, in einer Straße
der Stadt, ste: lhn, sogar zweimal, vor
übergehend an ihrem Fenster.
Lassen sich nun andere Liebende derglei
che» Vergeßlichkeiten zu schulden kommen,
so ist dies vielleicht zu entschuldigen, weil
ste sich mitunter die Hände drücken, um
armen, küssen u. f. w., di« Bretterwand
aber nimmt unseren Liebesleulen auch
diese Entschuldigung.
Doch nicht ganz ind«ss«n, denn In d«r
That küßt« Albr«cht, trotz der Bretter
wand, das Käthchen auf der andern
Seite.
Theilweis« wenigsten«.
Um aber z» erklären, wie die« zu er
möglichen, müssen wir eine Beschreibung
der trennenden Wand folgen lassen.
Wie alle Bretterwänte hatte ste Ritzen
nehmen Seite mit einer Papiertapete ver
klebt war, so wurten diese eigentlich un
schädlich.
Diese Verklebung geschah durch Dusel
>n«i«r, mit übrigen Tapetenresten, und auf
Verlangen «tnig«r Damen der vornehmen
Seite, welche e« unpassend fanden, daß
feine Welt blicken könne. -
Hatte da« Gesindel wirklich stch derglei
chen schon betgehen lassen, oder wurde e«
durch den Tapeten-Ueberzug erst auf die
sen sträflichen Einfall gebracht, ist unbe
kannt, so viel aber war sicher, daß von
drüben jetzt allerlei Einschnitte in die Ta
war wohl die Sache in Vergessenheit ge
kommen und man konnte, trotz der Tapete,
wie vorher von einer Seite nach der an
dern blicken.
Durch diese in Vergessenheit gekomme
nen Spalten führten Albrecht und Käth
chen ihr wichtiges Gespräch, da» Hussen
aber geschah durch ein Astloch, welches
sich zwar nur drei Fuß über dem Boden
sen, welchen Albrecht dann, sich auf die
Knie niederlassend, mit Küssen bedeckte.
Gewöhnlich geschah das am Ende der
Zusammenkunft und nachdem man mit
flüchtigen Worten die nächste berathen
hatt«.
Vielleicht am nächsten Tage, an welchem
Käthchen Frau von Schnauker in das
Theater begleiten mußte, an welchem sie
fich dann von Käthchen nicht mehr vor-
Nummer 4.
lesen ließ, und auch keine Gesellschaft bet
sich s-h.
Vielleicht auch an eine« Abende, an
welchem Frau von Schnaufer selbst eine
Gesellschaft besucht«, Hau», tn!relch«m
«btnsalls Kinder waren, und in das st«
di« klein« Emilie mit sich nahm, und
Käthchen zu Haufe bleiben mußte, oder
durste.
Und endlich, das reizendste Vielleicht,
wenn Käthchen an tem oter jenen Tage
allein In die Statt geschickt werten «ürte,
um bet t«r Putziiiachrrtn nachzusehe»,
oder bei «in«r Frrundin d«r Frau von
Schnaus«r irgend «Inen Auftrag auszu
richten oder aus «in«m andern Grunde.
g'-tlich war da« Alles sehr unbestimmt,
da Frau von Schnaufer häufig dtrglel
chen, sür den nächsten Tag gegebene Be
fehle wieder zurücknahm, und Albrecht
machte manchen verlorenen Gang, desto
reizender aber war dann auch da» wirk
»che Zusammentreffen in der Stadt, und
oas Zusammengehen durch einige Stra
ßen, freilich gleichwohl mit der Gefahr
verbunden, von einer Bekannte» der Her
rtn Käthchen» gesehen und »errathen zu
werden.
Die heutige Znsammtnkunst war b«»
«ndet, da ste au» «tn«r Reihe von Grün
den nicht allzu lang- ausgedehnt werden
durfte, tle nSchste mit allen ihren Wenn
und Aber war besprochen und nachdem
auch der partielle Handkuß geschehen war,
schied man, von beiden Seiten so unhör
bar verschwindend, wi« man gkkommen
war.
Wir be«il«n un« nun, Kälhch«a Dol
denstld d«m geehrten Leser vorzustellen.
Sie war elne Doppelwaise, eine vier
fache sogar, wenn man wlll, und da« er
klärt stch einfach auf folgende Weise.
Bis in ihr fünfzehnte« Jahr hatte ste
stch sür die Tochter «in«S Landpfarrer«
g«haltrn, d«r lhrabrr, während er gefähr»
llch erkrankt war, die Eröffnung macht«,
daß ste nicht sein eigen Kind sei, obgleich
ste von ihm adoptirt war, und seinen
Namen führte.
Auf weitere Mittheilungen ließ «r stch,
nachdeui er wieter genesen war, intessen
nicht ein, vo» ter Psarreria, weichest«
mit Bitt«» bestürmt«, «rhielt ste «ndessea
folgende, wenngleich spärliche Aufschlüsse.
An einem stürmischen Herbstab«nd« war
in «inem einspännig:» Wagen «l» »och
zitmllch junger Mann im Dorf« ang«-
kommen, welcher «In «twa »injährlg««
Kind b«i stch hatt«, von d«m «r «rzählt«,
daß es das einzig« sei und daß er dasselbe
zu seinen Ellern bringen wolle, da seine
Frau Amme bei tiner Herrschaft gewordt»
wär«.
Die Sache war glaubwürdig und der
Name der eiwa zwanzig Wegstunden ent
fernt wohnenden Herrschaft auch einige»
Dorfbewohnern bekannt. Im Uebrtgen
aber kümmerte sich Niemand viel um die
Sache und der Fremde ging zeitig zu
Bette, da er am nächsten Morgen mit dem
Frühsten wieder aufbrechen wollte.
In der Nacht indessen entstand plötzlich
Landjäger waren gekommen, ten Frem
den zu fassen, man umringte das Wtrths
hau« und drang endlich, da der Vtrsolgte
nicht öffnen wollte, gewaltsam tn dessen
Stube, wo man indessen, thetlwetse we
nigst.»«, da« Nest leer fand.
D«r Fremde war verschwunden und
hatte sich wohl schon vor der Umstellung
de« Hause« davongemacht, da« Kind aber
war zurückgeblieben.
Besonder« romantisch war die Ursache
seiner Verfolgung eben nicht.
Er hatte in einer andern, etwa «in«
Tagereis« weit entfernten Ortschaft, da«
Fuhrwerk, mit welchem er angekommen
war, sich unrechtmäßig angeeignet und die
Landjäger waren eben noch zellig genug
gekommen, um stch desstlben wieder zu be
mächtigen und mit demselben heimzu
kehren.
Das Kind, ein Mädchen, welches, wie
es bei dergleichen Findelkindern gebräuch
lich, mit hellen, klaren und unschuldigen
Augen in die Welt blickte, ließen die
Landjäger zurück und die Pfarrert», wel
che, bis hieher das einzige vollkommen
Unglaubliche in unserer Geschichte, bet
schon ziemlich vorgerückiem Alter » Ii»
Kar» sich keines Kindersegen» erfreute,
nahm sür da« Erste die Kleine zu sich.
E» hatte fast den Anschein, al« habe
der Fremde nicht bloß jenen Einspänner
gestohlen, sondern auch da« Klnd geraubt,
denn, abgesehen davon, daß er so ohne
weitere Umstände die Kleine zurückgelas
sen, stellte sich auch heraus, daß jene
Herrschaft gar ketne Amme zu sich genom
men hatte, und auch was sich bei dem
Kinde vorfand, bestätigte diesen Verdacht.
Die Emballage desselben, man entschul
dige den bei Müttern und Ammen kaum
gebräuchlichen Au«druck, war feine« Lin
nen und nebenher fanden sich noch In et
(Siehe 4, Se«e.)