Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, January 11, 1872, Page 1, Image 1

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    Scranton Wochenblatt.
8. Jahrgang
Dr. F. Boden,an,
Linden Straße,
zwischen der Penn und granklin Avenue.
Ofiicc-Slu.id-n, MorgcnS von 8—!»
Nachmittags „ —6
Abends „ B—9
Hn Abwesenheit wird gcbctcn, Nachricht ,u bin
lassen. 7m,7
Dr. <?,nnill Krejci,
deutscher
Arzt, Wundarzt n.Gburtöhelfer,
Office in Wyoming Ave»»», Kaiser'S Haus,
dinirt von l l Uhr Vormittags bis Z Uhr Nach-
pfinia jeden Montag, Mittwoch und Zrei
ag, »on t l Vorm. bi» ? Uhr Nachm. ?Bn7
I)r. ?.
Deutscher Arzt,
Otfice an Penn Avenue, unlerhalb der Linden
Straße. Morgen« von W bis l 2
Uhtl. Nachmittags »on -t bis ti und Abends von
7bi,!>. 6ap?i
Eltern ma-bt der Obige darauf aufmerksam,
dass Quantiiät gesunden reinen^lmpf-
Deutsche Apnthese,
5118 Lackawanna Avenue.
!>axB H. F. Lobrik. »i
0. U. Otiitlenäon,
DcntscheApotlitkt,
La «kwaniia Nvenn«.
Colvin Lehr,
Grabsteinen,
Mvnumen tc n, T^s chp ln ttkn
fertigt.
Werkstatt«! An der H»de Park Seite von
PH. Schnell'S Wirthshaus. ?'>ap7l
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rcifcrtigt künfiliche ahne, n.'lchc die natürlichen
in Echonhcit und Daucrl>as>'qkei ideilreffc».
'lederiaann ist eingeladen, sich voir lii Güte uiid
» r>is: Halbes Gebiß ganze» Acbiß
' Äuch werten ähnc auügesüllt und schmerzlos ge-
Otfiee oberhalb MathewS Apotheke, l >o9
Dr. S.W. Ruch.
vou I.aclia. Sc
Kinn in deutsche.' und englischer Sprache kon-
c'fstcesti"den: 8 bis ? Vormittag».
12 „ 2
7 „ «Abend«.
i k
tinee i Zcidler s «lock, Noom No. tj,
2ag7t Scranton, Pa.
ChaS. Dupont Breck,
Advokat und Sachwalter,
d«n Verkauf von Lotten deS alten
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> > üo., inkorpoeiet Kapital über
l iküin«., >rle Gesrllschns« fährt fort, zu
mäßigen Pre„e» und isi vunkttich m
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Office u. So» 'Gebäude,
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vor alle Rezepturen u. s. w. aufs Sorgfältigste
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Scranton, März ttj7l.
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Lait.»»«»«a L-cuue,
vorrätig d<< t»ste Auswahl von
~ «.iffee, Thee u. s, «. Da« deutfche Pu
>i». ««»Fladen, uns mit seiner Aundschaft
-«i «nd sich zu überzeugen, daß wir die
"sttWu «rkau^n.
Völt Hem^ae
Ich Unterzell «».r ein»,.meine »eu« Heu-
Waage den Bürg 'M von Scra ich ta^-
ich Beweise in 1 Hände l»,
großer Schwindel «it dem Heu a,> wird,
welches nicht hier g. w»g«ri worden ist,
che. Mann an eine. ein.lgci-, Ladung «jj.
Dollars betrogen « rd, so w ,rne ich jeden ...
Ger, »ein He» zu »au seu. auß.r es ist hier gewo^
worden. Nähere A.iSkunf, bei
» «idr istian Volker, l
nah, Günster'S Mödcistore.
-und—Wechsel.
e von «>.
H. 's» » grnt für die „Home Versicher
>.«gS ILo. IN Ni'o.Zlork" III». „v,coming üount»
Miitiial. fte-ner Agent für alle europäischen
Oampfer-Liukn. auf Dampf,
u.» «egelschi.fen nach und von Hamburg. Vre
wen und asc anderen Hafk» werden verkauf,
Wechiel «cioen »ach allen Zbeilen des alten Va
t?rt«ndeS zu den niedrig»eu Raten ausgestellt
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zu unterstiikcii, zeichnen
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EhaS. Fred. Keller,
Scranton, den l. Dczbr 1870.—»5»7 V
Oefen! Oefen!
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Joseph Ober,
A t Penn Avenue,—Fabrikant von
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Srranton, 2. D«z. lv 69 —ba
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muhen, durcheilte Getränke meine Gäste zufrie
den zu stellen. !Imz7l
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Groccrie» und Prvviflon'Store
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tt7«7t>) John Schröder.
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cmvfich» diermil t,m Publikum se » »«rjüglich-S
l »och deulschtr ÄU uiid
Or^tstrioll.^
Das In der Vermag li>st,umenlrn
baurr, Hrn. ti. Welte, rep. »«d /an»
Anjadl ncutr Pieren »rrsrbrn > t/i einem
da« Publikum in der Zukunft 5 «,l
schäumenden M»>se Vit? dm ,
fisch«» Muji» hay «n. Sprech! g«faU>v,
Scranton. Lnzcrne Connty, Pn.. Donnerstag den 11. Zannar 1872.
<D. <Bc (^O.,
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Fenster-Vorhängt,
Schl-, Dlak- und Achrcibbücher,
Schreibmaterialien.
Sprecht bei uns vor.
Die Deutscht» werden finden, daß unser Ge
schäft gerade der Ort ist, wo sie prompt und reell
behandelt werden. (2 t »S)
Karl D. Neuffer, -
Kappen-
N a che ii -
lSap7 Neuff^^^
Gü»ster Sk Hul^.
Großes Mobilien-Lgger,
Lackawanna Avenue, Srranto», Z>».
Alle Zeit In großer Auswahl vorräthlg« Bu-
Bettstätten jeder Art, Ma^.izzen
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Scranton, ttt. Jan. I8I><;. ba
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Grießer S» Co.,
unsere^ amh in Zukmift
grbr.'lSiik/^
Garney, Tripp <50.,
Echnnpf-, Ranch- „nd Knn'
Taback. Pfeifen ,e.
Alleinig« Sigentdiimer de» berühmten „Pap-
Aug ' Rauchtabacks.
3t>B Lackawanna Avenue.
kS" Deutsch wird »on Hrn. John S. Schort
gesprochen. ün>l7o
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Etablissement.
Kleider-Geschäft,
in I« Zeidler'S Gebäude»
Zahlreichem Zuspruch sehen achtungsvoll ent
gegen
kanxeldvlk S Sclineitler,
207 jiacka»a»«a Avenue, 207
Zeidkr'» Kssif.
Teranton, 23. April 1869.
Wir zeigen uicht an,
sondern »erlassen uns auf die Güte und Preise
unserer Waaren, welche den Absah sichern muffen.
IleKllrxvI« Ilarrsii,
Da« billigste Srocttie-VeschSf« Im Staate,
HSV > «a<kaw«uua Ape.» I »»«
in Jakob Schlägers Backfteingctsude,
Peter Ereter,
Restauration,
Z2Z Pen» Avenue, Seranio».
««»? ' 2^s7^>
uS' tYefchäftS-Karten. "W,
?rk6. Einsäen,
Urchitckt, Vaum»isi»ritl»g»>iieur.
sStäd tisch er Vermesse»,)
Office, Stil Lacka. Avenue, nahe Washington,
Zlmz Scranton, Pa. 7v,»s
11. OampkeN,
R e ch t S - A n n> a l t»
pünktlich besorgt. 7jl7v
O. Carman, Hänun in
PineßrookKohlen
Office in No. TW Penn Avenue,
2slB Scranton. Pa. ts
Creetr,
HanS-, Schild»,
FreSeo» St Ornamental-Maler,
W. (Yünster,
Advokat und Recht»-Anwalt,
L ffice In Jakob Schläger» Gebäude,
Ecke von Lackawanna und Washington Avenue.
Dr. Gnmpert,
praktischer deutscher Arzt,
2257 U Office» Scranton Hau».
G u st a v H a h »,
Advokat und Rechts-Anwalt,
Offiie mit Stinle? Woobward, Ssg., Franklin
Straße, WllkeSbarre, Luzerne Co,, >j'a. Ijrl
Alexander Hay,
HOHKL,
gegenüber dem Eisenbahn-Depot, Scranton, Pa.
Victor Koch, Eigenthümer.
Wird nach europäischem Plane geführt.
A. C. Konarson»
deutscher Uhrmacher Li Juwelier.
Scranton, 111. Jan. »BKS ba
<s. Merrifield.
Advokat und Sachwalter,
Office In Pauli'» Block, Lackawanna Ave
nue. t9nizB
Die Kinder der Gauner.
Roman von Ernst greiherrn »on Bibra.
I. Eine modern« Ganerbschaft.
Ohne Z«ei>l nicht recht passend sür
eine romantische ckrzählung, dennoch aber
unerläßlich, muß diese folgend» Erzählung
sogleich mit einer Definition begonnen
werden, mit einer Begrtffsstimiiiung de«
Worte«! Ganerbschast.
Da» Wort stammt au» alten Zelten
»nd man nannte im Mittelalter als» »In
Schloß, In welchem sich mehrere Familien
vereinigt hatten, um Ihren Besitz besser
schützen zu können, und wohl auch, war
die» eben nicht nöthig, dort wohnten, well
Ihne» daselbst Titz und Eigenthum durch
da» Erbrecht angefallen war.
Im Alldeutschen bedeutete da« Wort
„Gan" gemel», gemelaschastllch, und noch
heute tplrd l» manchen Gegenden Deutsch
land« der Mlterbe oder Mitbesitzer eine«
Gute« Ganerbe genannt.
Etwa zehn Minuten entfernt v»» einer
größere», auf freier Ebene liegenden Stadt
erhebt sich da« zur Nenalssaneezelt erbaute
Schloß Weldenberg, und diese« ist »»fere
Mstderne Ganerbschast.
Sehen wir jetzt, wie e« «Ine solche ge
worden und wie e« beschaffe».
Der Letzte der Familie Weldenberg war,
ohn» einen Leibe«erhe» zu hinterlasse», zu
feine» Bätern gegangen, die Güter der
Ziimtlie und so auch Schloß W»lde»berg,
fiele» an einen hochsürstltchen Lehnhos zu
rück, und während der übrige Besitz bald
im Staa!«schatze zur Unmerklichleit ge
worden war, blieb da« Schloß, al« «in«
und wurde mehr und mehr der hochfurst
lichen Finanjkammer ei» Dorn i« Auge.
Kein süistlicher Peinz konnlt stch »nt
schließen, dasselbe zu bewshus»,
Da« Schloß indessen b»gan», ohn»
Zweifel au« Kummer über Zurücksetzung,
vor der Zeit zu alter«.
Di« Somm«rläd«n fingen an, stch von
selbst zu öffnen, llederllch i» ihren Angeln
zu hängen uad zerbrochene odee halbbllade
Fensterschetbe» zu jejgeu.
Zwischen den Fuge» derer, die noch
»othdürsilg Ihre Schuldtgkett thaten, hin
gen lange Säten »on wolle, Strohhalme
Ppp ü/L dflvor. die Nester zahlreicher
Sperlinge verrathest, welche Bch doei «»-
gesiedelt halten. An einigen Stellen der
Mauern bröckelte sich der Bewurf ab, wäh
rend an anderen stch feuchte St«lZen z»
zeigen begänne», welche, selbst bei aahal
tend trocktner Witterung, sich nur wenig
verminderten. Dann schien e« der Wind
ganz besonder« aus da« veriraiste Schloß
abgesehen zu haben.
Säuselnde Lüfte, welche tie Straßen
ter Statt al« Zephpre durchflogen, tobte»
auf de» Dächern von Weldenberg al« un
gestüme Oikane, welche die Wetterfahnen
schief bogen, die Thurnik.iöpse abrissen
und die Schornsteine zerschmetternd auf
die Ziegelbedachung schleuderten.
Der Verfall de« Schlosse» Weldenberg
wnrde jetzt ein Stadtgespräch, alte Weiber
jedi» Geschlecht», Alters und Standes fin
ge» a» stch lebhaft für die Sache zu in
t«r»sflr»n und man konnt» täglich Gruppen
von Spazi«rgäng«rn kopfschüttelnd das
Gebäude betrachte» sehe» und höre», wie
ste, mit ihre» Stöcken »ach temselben zei
gend, ihre Melnungen austauschte».
Jetzt bot die ginanzkammer der Stadt
da» Schloß zu einem höchst mäßigen
Preis» zum Kauf« an, aber die Stadt
lehnte den Ankauf ab, da man „tn den
letzten Jahren ohnedem bedeutende, außer
ordentliche Ausgaben gehabt habe."
Jetzt machte die Kummer der Finanzen
mit bereit» erwirkter allerhöchster Geneh.
migung Schloß Weldenberg der Stadt
Man besserte dl» Cchät»» de» Gebäu
de» und richtete ei»e Anzahl von einzelnen
Wohnungen l» demstlbe» ein, bei deren
Herstellung man sowohl dem Geschmacke
al« auch den Vermögens»,rhällnisse» sehr
verschiedener Persöiilichkeile» Rechnung
trug, uvd bekam in Folge dieser Maßregel
I» kurzer Zeit ein» zl»mllche Anzahl von
Mieth«leute».
Nur flöchtig könne» wir vorläufig
Schloß Weldenberg und diese feine neue
Einrichtung beschreibe».
E» war Im Viereck gebaut und bestand
au» vier ziemlich langen Flügel», dere»
eine gaczade selbstverständlich nach außen
gerichtet war, während die vier Inneren
ei»»» großen u»d geräumigen Hof ein
schloffen.
Bier Thürm» veibanden an de» Ecken
diese glügel, welche nur au« einem Erd
g'schosse und eistem Stocke bestanden, die
fehlende Höhe wurde aber gewissermaßen
duich die Breite de« Gebäude» ersetzt, denn
duich jede» der Stockwerke lies ein geräu
miger Gang, dasselbe I» zwei Hälsten spal
lend. und während die nach unten HI» II«
gende» Räumlichkeiten zu Stuben, Sa
lon» und Kabinetten eingerichtet waren,
besanden stch in denen nach dem Hose zu
melsteathetl» die Küchen und andere häu»-
liche Einrichtungen.
Die Scheidewand tndesse», welche Im
Leben Arm und Reich trenn', fehlte auch
hier nicht und war duech vier Bretter
wände vertreten, welche, quer über die
Gänge laufend, die ganze Ganerbschast in
zwei ungleiche Hälsten theilte, die größere
für Reich, die kleinere für Arm.
Freilich wurden diese Irennende» Wände
mannichsach beanstandet.
Fast alle Bewohner der kleinere« Ab
theilung, welche sür ihre bescheidenen Stu
be» und Kammern eine geringe Miethe
zahlte», behaupteten, daß dtese Trennung
vollständig übeiflüsflg, und nur au» dem
Hochmuthe der Reichen hervorgegangen
s'l.
Unter diesen Letzteren u»d yorzug»weise
»»ter den Damen derselben, herrschte da
gegen die Ansicht, daß die Wgnde viel zu
dünn wäre» im vergleich» zu der sittliche»
Kluft, welche sie selbst trenne von de» Be
wohner» der andern Seite und hauptsäch
lich von de» leichtsinnige« Geschöpfen,
weiche, muthmaßlich wenigstens, da drü
ben wohnen würden.
Werfen wir nun flüchtig einen Blick
auf die Bew >h»«r de« Schlosse» selbst.
Die Belle Etage der vornehmen Seite
war meist bewohnt »on verheiratheten
Leuten oder wenigste»« von Junggeselle»,
welche sich einer Köchin »der Hau«hä>t»ri»
erfrtut»».
Man sah da Osfielrre uvd Beamte «it
Ihre» Familien, PeutierS und analsige
PersKalichkettea, Wittwen und uaverhei
eathete, nicht «ehr vollkom».»» junge
Dame», »it Köchln und Kammerjungfer»
und ferner hier und da irgend einen
Kremde», der beabsichtigte, sich Ms
v«t, i« d«r Htadt »«sjudalte« und eine
Peivatwohnung dem Gasthose »orzog.
Die Wohnungen dieser Aristokratie der
«»deinen Ganerbschast waren mit seinen
und eleganten Tapeten bekleidet, die Decke»
waren bemalt, die Fußböden parquetirt.
die Thüre» und Lamhri? mit sei»'w Lack
lp Heu Hcken der Tauben
»rangten Kiefen »on w»ißem Thon mit
glänz »de» Mesfingreisen und endlich
blickte man durch große Spiegelscheiben
auf städtische Park- »rer Varieuanlagen.
vi« unier t»n Schutz de» Publikum» x»-
stellt und mit Kinder» und Kindermädchen
bevölkert waren, welch» sich nicht zum
Publikum rechnete»,
Jenseit« ter Bretterwand traf man
«riß getünchte Wände, oder, al« höheren
Luru«, gelh angestrichen» und mit blaue»
Blumen btinalt», di» Fußböden waren
holperig, die Thüren schlösse» bisweilen,
bisweilen auch nicht, und die eisernen
Oese» »erhielten stch, bezüglich des Hei
zen» und Rauchen«, ganz ähnlich.
Da« Publikum, welche« dtese Räumlich
Künstler geringerer Qualität, Schreiber,
Näherinnen, Kletlermacyeiiiinttt, junge
Kaufleute und endlich, eine ziemliche An
zahl bildend, jene Persönlichkeiten beider
lei Geschlechts, welche täglich „in's Ge
schäsl" gehen, ohne daß Irgend Jemand
jemals ersährt, wo stch dieses Geschäft be
findet und was man dort betreibt.
Die Räume de» Erdgeschosse», verbun>
de» durch eine Treppe mit dem »rsten
durch eine Bretterwand von der bevorzug
ten Gesellschaft, bih.rbergten ein ganz
ähnliches Publikum, die unteren kevor
zugtin gaben e» aber nicht so nobel wie
di» über ihnen in der Belle Etage.
Es waren meist Zunggesellen, beschei
dene Künstler, Studenten, Schauspieler,
junge Kaufleute mit besserem Salalr, a>«
jene hinter ter Bretterwand, junge Juri
sten, welche man an etntgen Orten Recht«
Praktikanten, an a:itere» wieder auders
nennt, und endlich Subject», welche man
durchschnittlich „Herren" nenn», von wel
chen Niemand weiß, wer und wa« sie sind,
und welche sich analog den vorhin erwähn
»en Persönlichkeiten verhalten, di» „in'«
Geschäft" gehen.
- Mißfällig, wie wir fürchten, hat vielleicht
mancher der geehrten Leser die Gründlich
keit aufgenommen, mit welcher wir bi«hei
zu Werke gegangen. Unzweifelhaft fin
det sich ter theuere Leser jetzt in unserer
modernen Ganerbschast mit verbundenen
Augen zurecht.
Suchen wir also jetzt die Bekanntschaft
elne« Ihrer Inwohner zu machen und be
gebe» wir un« zu diesem Zwecke , zu denen
mäßig reinlich gehaltenen Gang durch
schritten haben, bleiben wir an »i»»r
Thüre stehen, an welcher wir den sauber
geschriebenen Namen: Albrecht W»rt
h o s l»s»n und darunter mit Krelde di»
Notizi „Im grün»n Pantcffel zu tr»f
f»n."
Der Mann, de» wir besuche» wollen,
bifindet stch also nicht zu Hause, wir haben
aber unser autorische» Vorrecht benutzt
und sind durch die verschlossene Thür» et»
getreten, um un» dte Häuslichkeit Albrecht
Werthos's eln wenig anzusehen.
Die Stube machte keinen schlimmen
Eindruck. Sie war reinlich gehalten und
in trefflicher Ordnung, ein Fenster war
geöffnet, um frische Lust einzulassen, und
ner Rahmen, welcher de» zeichnend»»
Künstler verräth.
In ter Zhat lagen auch auf dem dort
befindliche» Tische kleine Holzstück», die
zum Holzschneiden nöthigen Instrumrnte
und einige Probedrucke, so daß man glau
ben durste, stch bet einem Xylographen zu
befinde», hätt» nicht eine Art «on wisseo
schastlichem Apparat auf literarische Thä
iigkeit hingedeutet.
Man kann au« dieser Einrichtung der
Stube schließen, daß ihr Btwvhner ein
mit Giücksgilter» wenig gesegneter, aber
fleißiger Mann war; um nun endlich
seine wiikliche Bekanntschaft zu machen,
begeben wir un« sofort in de» grüzn»
Pantoff'l.
Ter zihne Paatosftl war eine Schenk»
in d»r Ganerbschaft selbst, welche der Haus
hofmeister derselbe», Herr Duselmeler, un
terhielt, und daselbst de« Mittag» y?arme
Kost, serner Hslräpk, und unter Uwstän
de» auch itredit gab, lauler Dinge, welche
sür die hinler der Bretterwand, wieder
unter Umständen, große Bequemlichkeiten
boten.
Es war ein AtipKlhle» Ae«»ch i« Erd
geschosse, uz>d zur Zeit, wo wir dasselbe
betreten, befände» sich in demselben bloß
Gäste au« dem Hause selbst, nämlich neben
Albrecht Werthes Herr Hutzelhofer, Künst
ler und Photograph, Herr Dofert, Buch
binder, Herr Schletmbach, H?l?g»«>ptz, und
endlich Hers Skribent,
welche» seine Bekannte», weny st« eben
Arfälle v?n bessvterer Höflichkeit hatte»,
wohl auch „Altuar' nannte».
E« ging geräuschvoll zu im grünen
Pantoffel, man focht einen «>ss»»sch»ss
lichen Streit p«d »»rzug»w»if» wä
re« e« Hutzelhoftr u«d d»r Xylograph,
welche sich mehr lethasl als hhptch be
lämxslk«.
E» hantelte sich nämlich um die Brut
fähigkett der Rtesenschlanz«*, und Hutz»l-
Numnicr 2.
hoser sagte
,,Es tst möglich, daß, wie man in de»
Zeitungen liest, die Riesenschlange im
zoologischen Garten tn London Eier ge
legt hat, den» da» thun a»dere Schlangen
ebenfalls nicht seilen in den »>sten Mona
ten ih er Gefangenschast. Durchau» un
möglich aber tst. daß fle d.'» Versuch ge
macht haben sollt«, tt«s«lben auszubrü
ten."
„Warum nicht?" rief Schleimbach l»
gereiztem Tone, „Sie thu» ja als ob Sie
«in Pros«sser der Naturgeschichte wären
und all« Weisheit mit Löffeln gegessen
hätten!"
„Da gehö.t nicht viel Weisheit dazu,"
versetzte Hutzelhoser ebenfall« lauter al«
nöthig, „um zu wissen, daß kein kaltblütl
ge« Thier brütet, u»d j.der Schuljunge
weiß, daß die Schlange» ihre Eier an tr
gend einen passende» Ort nttderlegen. fle
lelcht mit Erde, Sand oder Blätter be
decken und stch da»» nicht weiter um fl»
Der A,iograph erwiderte höhnisch: „Es
ist außerordentlich, welche Ke»ntnisse Sie
besitze»! Ich wert« Ihne» aber sofort b».
ireise», daß es »och geschetdier« Leute gtdt
al» Sl« und Ihr« Schuljung«»."
Tr windele sich hierauf gege» die übrl
gen Anwesend.» und sagte i
„Hören Si», meine Herre», wa» ei»er
unserer größten Naturforscher über diesen
Gegenstand ausspricht. Ee glaubt »tch»
bloß an die Möglichkeit de» Brüt»»« j»n»,
Schlang», sondern »r führt »och »t» a».
der»», tch möchte sage» »»habe»,, Beispiel
von Elt»lnlt»b» »in»» sonst wohl häufig
v»rkannl»n Thttre«, de« Härtng«, an."
„Im zoologischen Garte» zu Rotterdam
bewohnt« «tn Härlng«paar, s»lbstv«rstä»d.
licher Weise noch ungesalzen, ein Waff«r.
Becken, und di« Treu» u»d Zärllichkett der
beiden Gatten konnte sowohl den übrigen
Thieren ter Anstalt al« a»ch den Besuch.en
desstlbe» al« »tn d»r Nachahmung würdt
gr« Must»r vorlruchl,». g»dlich fühlt,
sie stch Mutter, und jetzt baut »er Wati»,
dem sie da« süße Geheimniß au»»»»»«»,»,
aus tvasserpflanz»!, und d»r »hontgrn Erd»
dt« Lod»n» »tn »test »ach Ar» de« V»».
»elstaare« (Vrlvlu», lt!lerU!j) »atjenfSe
mig und nur mit einer eioztge» Oeffnung
versehen.
„Täglich fleht man jetzt fl«. die »akd
Mutter werden sollt», »eeschä«, i» da«
As,l schlüpfen, wa« dl» LI»b» sür fl» g».
schaffen hat. «shr»nd S? da« Hktltgttu»
nicht zu d»tr»t»n wagt und »ur ,»ß»
gang sorgfältig bewach».
„Wer schild«r» sei» Entzücke». ak«»t»»«
Meegen« »In Zug junger Häringe ih»
fröhlich umschwimm», al« »» s»i»» Sorg»
b.lohnt fleh», al« ee da« süße B»»ußis»i»
empfinde», Bater geworden zu sei». Leide»
aber sollte diese« Glück ntcht la»ge datier».
Nasch trelkten die Klei»«» daht». Boa
dee Natur bepim«», t» »«» «ndlos«» RS»,
me» de« Ocean« zu kreuze», konnt»» ?»
die Gefangenschaft »icht ertrage», »elch»
thm, dem Vater Häiiog. »I« ?i»b» i» »t»
Paradi»« umgewandt!» ha»»,.
„Er ward wahnsinnig! U»d au»
machte er mehrfache V.esuche sich selbst de»
Tod zu gebe». «»» ,t»e« Morgen« fand
man ihn «»Iseeit auf dem Wasserbecke«
j schwimmen. Sei» Au«sehen war deS»«.
l'ch, pöklingarlig, und Gelehrt« hielten e«
nicht sür unwahrschitnli». daß»» durch
Zigiunergist. «b»»sall« »in« schätzbar« Sr.
rungtnschas, der Neuzeit, sich den Tod g».
geben hab».
„Unter d»n Thiere» h»« Gare»»« b».
-oegten sich dunki« <S«rScht». al« »h »r «i»
»nis»rnl»r Ve»wa»dt»r de, Seeschlange
gew»s»» fel, st» »»lbeheen indessen der voll
ständigen Bestätigung.
~Si» bli»b Wlttw» und schiiig »«rtt'tff.
liche Partie» au«, d»»» «I« «ersuch» st»
mit kräftig,« u«d «ig»»« zu di»s»« Zweck»
»ing»ka»g«v«n Iü»glt»g»» ihre« S».
schlecht» wieder,» vermähle», scheitert»»
an ihrer St«nlhafttgkeit.
„So oft, fagt Dr. Sieverts»», s» »st de»
ehemalige A'ittter »1,f,» beide» edle»
Hä>tug»s'»l«», »i» alter, i»»alid«r Ma-
Iros», ihr» Geschichte einem Fremde» er
zähl«, träusel», ganz gkgen di» G»«»tz».
heit seiner Stante«genoss»n, hetß»Zihre»
über seine gebräunten Wa»ge».
„Wir aber halt«» dtese rShre«d» »»d
ei»sach« ga«ilie»geschicht« für ei«e» Be
wei« sür di« Wahehet» der »rzählovg vo»
der brükut»» >bg»ttschlang« und für »In
würdige« S«it»nstück z» d»rs«lb«n."
„Nun, m«i«t H«rr»»," rixs Schl»<m»ach,
nachdem er zu Ende «ar, „««, sage» Gl»
dazu? ffL.r »at Recht? Der Herr KS«s».
le» »»d Photogr«ph H«tz»lhof»r od»r ich?"
und wu>»e geglaubt »nd verfochten von Leute»,
»»» tenrn eiu bessere« Urtheil wohl erwarte»
werde» knnte. Da« lischrückea hat», sei» Pub
likum, warum »icht auch ewe brüte»be Boa c»».
stlietor! Die Bescheidenheit verbietet uns, den
Beifasser de« wahnsinnigen Häring« zu »rnne»,
»S grschah theitweife indessen gerade da« Begen
theil von dem, was durch die Veroffentlichu»,
biesir rührende» Beschichte bijweckr werden sollt«,
denn in gewisse» Kreise» waid auch si« geglaubt.