Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, December 14, 1871, Page 1, Image 1

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    Scranton Wochenblatt.
<. ZahrWiss.
Dr. F. Bodema:,,
Osüre-Stu.ltrn, Mörsens von 8-9
?!achm!ttazS „ !!—k
Abend» „ B—S
InAbweseicheit wirdgebeten, Nachrichtzu Ein
lasse». ?m,7
Dr. Kamill Krcjci,
Av;t,Wuildar;t u.GburtShclfer,
Ov. ?. ?. SIINSI'LR,
Deutscher Arjt.
Lsfiee an Penn Asenur, unlerdalb der killten
7 bis!>. li.n 7 l
Dentsche'Apolhcke,
H. F. Loürck. Ii
l', I!. t Intt^nileii,
DeuWe Apotheke,
Coivm Lehr, !
Grabsteinen,
Mo ül> illen t.' 1,. T« scs)v ln n
fertigt. l ge
Werkstätte! An der Hvde Park Seite von
t'ackawcnna Avenue, einige jhüren unterhalb
Pt>. Wirtdsbaus. 2i>ap7l
MllM.
Jalmarjt,
reifertig« »ünsitiche «!>nc. welche die j
link Dauridafligkei -bcrtre <rn.
Auch werten Lbne sch ge
iL Ifiee oberhalb Matbews Npoib.ke. 'fjo9
Dr. S. W. Nk»tch,
hat seine Tfßee nach d ?r
Lt.ke von .Vvo.
.N nn in teutscher und englischer <Sprache kon-
Officchunden - 8 bis g ?o, mittag«.
i 2 „ 2 Ne chmiitagS.
7 » 8 Ä »ends.
isc. v? i <z ,
A r cl> i « t.
Empfiehlt sich dem bauenden Publikum, sowie
den Baumeistern (!onir- lloien zur Anser
tigung von Ptc?.<n und spez fikationen, besorgt
überhaupt at>.« in sein Zach eins chtagende Arbeiten,
Ziidler's Btcek, 'Rooin No. I^,
d'has. Dnpaut Vre:?,
»m
M>- fabit fort, ju
C. CHLttenden,
Apotheker,
nd das deutsche Publikum im Allgemeinen, daß
er Herrn A. We ig and,
einen in Deutschland geprüfien Apotheker in
und gewissenhaft zuzubereiten im Stande ist.
Serar.ton, ten'-.i März 1871.
Fischer « Assion.
Oiroc-rie» «nd Proviflou»,,. '
"" u"'?is's?c'n.'
VA^^rs
V^kee,
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...
0. .1. <^o.i
Tapeten Wandpapier,
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Ichl-, und Zchreibliüchcr,
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?rw and- v rbanfle werden auf Nestel-
Tp.ec!,t b. i uv S vor.
schaft gerate der Ortist, wo sie pe.mpl und reell
I behandelt »erden.
Km.l D. Neuffer,
Kippen-
Slnn» ge ehrten deutschen Publikum dl» nge-
Sollw^r^k n, Sp i cls achen.^B ii -
Um zahlreichen Zuspruch bittet
IBap7 Carl D. Neuss«»,
2te Thiire neben dem Itoirchailsc.
«Uünftcr L 5 Hnll
großes Mobilieu-Lager,
All: Zeit In ??rr.stdl>, e Bu-
Bc'tislattcn jede'r Matratzen
Kommt »nd besebt Euch unsre Waare»!
Seranton, Iv. Jan. tstlil!. da
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Seranton, W. gebr. 18KL.
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Scrailton, Luzerne Countli, Pn>, Donnerstag den I-t. Dezember IBZI.
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Seranton, de» l. Lezlii 187t>. —15d71>
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Srranton, 2. Dez. 1869 —da
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P a »' e
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Jvh» Werthamcr,
plumticr und Gas Filter,
die beste^Aibeit. Röhren, Halmen
strp vorräthig. 2n7l
! Gustav Cossa.
Hetnr. Ära « <«,
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! üschen Musik habe». Spracht grsäliigtt «°r.
t ZuboZeidler.
tS-" (Yefcknfts-Karten. W»
l'recl. .7.
Architekt, Baumeister Li Ingenieur.
(Städtischer Bermesser,)
Ofstee, üvl Lacka. Avenue, nahe Washington,
! Zliiiz Seranto», Pa. 7l>, t j
.1. 11. (
N r cb t S - A n n« a l t,
pünktlich besorgt. 7jl7i>
<?. <?arman, Händler in
PtneßrookKohlcn
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Z?reSco-k< Ornainental-Maler,
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G »»fta v «Y a h n,
Advokat nnd Ncchts-Anwalt,
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Alexander «Hay,
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Victor Koch, Eigenthümer.
Wird nach europäischem Plane gesiihrt.
Ä. C. Kvnarso»,
tenischer tts>rmaeker S? Juwelier,
Seranto», Il>. Jan. liZkii ha
<?. Merrifield,
Advokat und Sachwalter,
Lfsi.e in Paulis Block, Lackawanna Ave-
M/ lS»»S
Des Sohues Heimkehr.
Von Dr. Tl. Äletke.
Erstes Kapitel.
Ev war an einem heitere» Lctobermo»
gen, als ein« jener kurzen, rund und flach
gehauten gischerboote, die »ermittelst ihrer
Form ganz dazu geeignet sind, sich schnell
»nd bequem nach jeder Seite hin zu wen
den, mit einem frische» Nordostwinde die
Wellen der Nordsee durchschnitt. Die
Mannschaft de« Fahrzeuge« war so gering
wie möglich, indem sie nur au« zwei Per
fönen bestand, wovon der älteste, ein schon
bejahrter Fischerknecht, aus dem Vorder
kastell safi und da« Senkblei in der Hand
hielt, bereit, die Unebenheiten te« Boden«
zu untersuchen. Sein Gefährte, der am
Steuer stand, schien, soweit die lederne
Kuppe, die seinen Kops bedeckte, seine Ge
sichtszüge unterscheiden ließ, noch !n der
Blüthe seiner Jahre zu sein, und sowohl
seine Haltung und Gestalt, sowie jede Be
wegung des Nrmes oder der halbentblö«
ten musculösen Beine deuteten Kraft und
Bebendigkeil an.
Belder Kleidung war keine andere als
die gewöhnliche Schiffertracht, und ein
oberflächlicher Beobachter würde in ihnen
nichts anderes gesehen haben, als Fischer,
die daraus ausgingen, ihr gewohnte« Ge
werbe auszuüben; wer aber genauer hin-
gesebe» hätte, der würde wohl bald be
merkt haben, daß in ihrem Fahrzeugt-we
der ein Fischbehälter, »och ein Fischerney l
vordandt» waren, und daß die Gesell-
schaft, die sich außer den zwei Männern !
an Bord befand, eher dazu geeignet war,!
bei einer Fischerei hinderlich zu werden,
als dabei mitzuwiiken. Wenigsten« saß
zu ten Füßen de« Steuermanne« feine,
junge Frau, ein Kind aus dem Schooße,!
ganz in ihren Mantel eingewickelt, wäh
rend «in kleiner kaum zweijähriger Knabe
I spielend nelen ihr aus dem Verdecke lag.
Schcu waren die Reisenden an den
schoorlschen Dünen vsrbeigesegelt und
halten v?n serne die Thürme der durch
den Grafen Lliderich den Zweiten wieder
! befahrenen Rheinmündungrn, rsn tenen
seitdem sich der Flußsand über sie gewor
sen tz»t. lSlim noch eine Spur in e-nzr!-
! nen Binnenwäfferchen ijn? Dünenthälern
>ju Bnpin ist, a!« der Mann am Steuer-
rüder zum ersten Mal die Stille unter
brach, die er seit geraumer Zeit beobachte!
hat!», und in dem kurz abgebrochenen
G fährten den Hiefehl ertheilte, dem Se
gel so viel wie möglich freien Wind zu
! lassen.
„Wir sabl'ir schon mit gu!em Winde,
Meister e-rwiterte der alte Mann,
während er ansst,'hend, so weit möglich,
! sein Bestes tda-i, lein Befehle nachzukom
men ; „aber e« sl seit einem Augenblick,
als ob der Lapp«» da keinen Wind mehr
süssen wollte."
j „Ich halte tasür, Bren," sagte Sicco,
! „daß der W<nd sich ändern wird, und wir
rr günstig bleibt."
> „Davon könnt Ihr Euch überzeugt Hai
! ten, daß wir andere» Wetter bekommen,"
entgegnete Are», „diesen Morgen war die
Lust läng« der ganzen Dünenseite schwarz
von Finken lind Nebelk.-ahen und allerlei
Zeugs, das dahin flog, als ob es von ei
ner nordischen Hixe getrieben würde, und
nun ist der Zug ganz vorüber. Sie hatten
gewiß böses Wetter tm .Kopse."
Der Steuer mann nickte, zum Zeichen, daß
er die Besorgniß seines Gefährten theile;
! doch zugleich legte er den Zeigefinger auf
den Mund, als wolle er ihm zu erkennen
geben, daß es besser wäre, über tiefen
Punkt Stillschweigen zu beobachten und
ihre Reisegefährtin nicht damit zu beun
ruhigen. Der alte Bren begriff diesen
Wink und schwieg, sich von nun an damit
begnügend, dann und wann, wenn er
nach WcsttN blickte, den Kopf auf eine be
denkliche Weise zu schütteln und auf die
purpurgrauen Wölkchen hinzuweisen,
welche, Anfangs kaum sichtbar, immer
mehr an Umfang zunahmen.
Es dauerte auch gar nicht lange, so
> legte sich der schwächcr und schwächer ge
wordene Wind endlich ganz; die Aiölk
chcn, seht zu Wolken angewachsen, verei
nigten sich und ein grauer Nebel entzog
die Sonne den Blicken der Schiffsleute;
ja es verging k-ine hilbe Stunde, als
schon ein dichter, seuchier Nebel auf d!»
Hewässcr »uete?f!il und es unmöglich
macht», die Küste zu unterscheiden.
Der Nebel hielt einige Stunden au«;
ein Theil dies«? Zeit wurde zur Einnahme
eines einfachen Mahle« verwendet, wo
rauf die besorgte Mutter sich mit ihren
Hindern in die Kajüte begab und das
jüngste Kind auf Ihrem Echssße in den
Schlaf schaukelte; der ältere Knabe streckte
sich, um wärmer zu liegen, auf den gro
ßen, titnen Hvnd nieder, der sich nicht
rührte, und l>ald verliindeie auch sein re
gelmäßiges Aihmkii, daß er dem Beispiele
seines BiüdercheiiS gefolgt war.
Endlich fühlte Sicco ein schwache«
Lüstchen, das ihm durch die Locken spielte,
worauf auch der alte Bren sich beeilte,
va« Segel wieder auszuziehen, und mit
Freude bemerkten Beide, daß es dem sich
neu erhebenden und wachsenden Winde
zu gehorchen anfing. Aber ach! Ihre
Freude verwandelte sich rasch in ernste
Besorgnlß, als sie erst von fern und dann
näher uud näher eintönigen Gesang ver
nahmen, wie Bootsleute ihn erheben,
wenn sie ten Anker aufwinden, und dann
durch die lichten Oiffnungen, welche der
Wind in den Nebel riß, Fsraien von
Masten und Fahrzeugen erblickten, die
abwichfelnd hinter ten vorbeifchießenten
Dünsten an den Tag kommend und wie
der verschwindend, ihnen Anfang« wie
phantastische Erscheinungen, ja wie die
Traumbilder einer wirren Phantasie er
schienen. Bald aber wurde die traurig«
Wirklichkeit sichtbar; der Nebel rollte
staubend über die Qbeifläche der Wellen
ne, die See von Neuem beleuchtend, boten
ihnen ein Schauspiel dar, welche«, wie
herrlich und prächtig e« auch an und für
sich war, ihre Herzen doch mit Schreck
und Bestürzung erfüllte.
Von allen Seilen, wohin sich auch ta«
Auge wendete, sahen sie sich von Fahrzeu
gen umringt, die, an Größe verschieden,
alle gut bemannt waren und unter ein
ander In Zierlichkell de« Baue« und in
Pracht der Ausrüstung wetteiferten. E«
befand sich unter den «schiffen kein einzi
ges, das nicht am V >rter- und Hioter
sttven mit künstlichem Schnihwerk über
laden und mit kostbarer Vergoldung be
deckt gewesen wäre, die funkelnd in der
Glulh der Abendsonne glänzte und mit
schön gearbeitet.'» Figuren prunkte. Zier
! lich« Zelte, au« kostbaren Stoffen gefer
tigt, w» jrten Augenblick reichg'kleidet»
Etelknaben ml« leeren Krüge» herauska-
oder mit gefüllten wieder hineingin
gen, erhoben sich auf den Verdecken ; au
liesen Zelten erschallten dann und wann
heitere Gesangsweisen ur.d lautes Lachen,
ein Beweis, daß «In fröhliches Fest da
'lrinnen gefeiert wurde. Läng« dem
Gangboid sab man Schildknappen fleißig
! damit beschäftigt, di» glattpolirte«, mit
Zierrathen überladenen Schild», oder d'e
blinkenden Helme, oder die Panzerbemden
ihrer Herreu trocken zu reiben und Sorge
zu tragen, daß die gefallene Feuchtigkeit
keine Rostflecken darauf zurücklasse.
Was das Schiffsvolk betrifft, so hatte
dasselbe schon überall die Anker ausge
wunden und war nun im Takelwerkzer
streut, während Segel bei Segel schon
aufgespannt waren.
Es war ein fröhliche», ein herrliches,
ein bezauberndes Schauspiel; aber eben,
wie gesagt, für die beiden westsiieflscheii
Seeleute nicht; denn an dem schwarzen
Naben, dem Wolf oder Geier, die von
mancher Standarte herabschauten, an den
flatternden Wimpeln, welche die schreck?»
erregenden Gestalten von Seeschlangen
und von feuerspeienden Drachen zierten,
an diesem Allen hatten sie erkannt, daß
sie unter eine Abtheilung jener gefurchte
ten Normannen gcralden waren, bei wel.
chen kel» Schuß zu finden, von welchen
keine Gnade zu erwarte« war. Was die
Küste anlungte, so konnten sie nur mit
genauer Noth im Osten die schwach durch
die Sonne erhellte Reihe der Seedünen
unlerschetdeu.
Die beiden Westfriefen.sahen einander
mit sprachloser Niedergeschlagenheit an;
war, das Segel dichter anzuziehen, fühlte
die Füße unter sich wanken und die Kniee
knickten ein; er murmelte zwischen drn
bebenden Lippen angsterfüllt ein Gebet;
da« Tau, welche« er hielt entglitt, ten zit
ternden Händen und das losgelassene Se
gel flatterte laut klatschend gegen den Mast
auf. Sicco dagegen, obwohl auch er
sich entfärbte, bewies doch auf der Stelle
turch die That, daß sein
Muth ihn l-n Augenblick der droh.'nden
Gefahr nicht verließ. Durch eine rasch? >
kraftvolle Bewegung des Steuers verbef- !
ferte er die falsche Richtung, welche die
Bestürzung seines Gefährten dem Fahr»
zeuge gegeben hatie; zugleich aber schaute
er mit einem Adlerblick um sich her, ob es
nicht irgend ei« Mittel gäbe, den ihn um
ringendin Schiffen zu entwischen, und
dämpfter, aber mit deutlich vernehmbarer
Stimme gegebener Befehl: „Halt' das
Focksegel ans! Wir müssen durch die bel
len größten durch, ehe ste uns an Bord
kommen."
Bren, der sich seines Taue» wieder be
mächtigt hatte, vollzog schnell den gegebe
nen Befehl, und da» Steuer Plötz
lich windend, so daß da« geschwellte Segel
auch nicht den leisesten Hauch des Windes
verlor, ließ das Fahrzeug pfeilschnell über
die schäumenden Wogen dahinfliegen. Aber
sein versuch, so gut die Ueberlegung wie
die Ausführung auch war, scheiterte; man
halte an Bord der normannischen Schiffe
sein Fahrzeug bemerkt und die durch ihn
gemachte Bewegung vorhergesehen; ein
langes, schnellsegelnde« Fahizeug kam quer
segeln, und während er, um dieser Gefahr
zu entgehen, genöthigt war, anzuhalten,
sah er sich durch eine bewaffnete Jolle den
Rückzug abgeschnitten. Eine Menge Pfeil»
flogen Sicco schwirrend um ten Kops;
einer davon blieb im Steuer stecken, ein
anderer nagelte dl» Hand de« allen Bren
an den Mast fest. In demselben Augen
blick streckte Sicco'« grau, durch den Lärei
erschreckt, den Kops zur Kajüte herau« und
fragte, wa« e» denn gäbe,
„Hinein, Tetta!" rief ihr Mann, „zeige
Dich nicht und verbirg rasch Ohrringe
und Halageschmelt». Wir find unter See
räuber gerathen und nur besonnene Ruhe
und List können uns retten."
Die erschrockene Frau gehorchte rasch!
und Sicco warf nun einen düsteren Blick
aus seinen Gefährten, der, nachdem er ten
mächtig vor Schmerz auf dem Verdeck
niedergesunken war. Alle Hoffnung, den
Feinden durch Segeln zu entkommen, war
vernichtet; allein konnte Sieco sein Boot
nicht regleren, und hätte er da« auch ver
mocht, so hatte doch dte Jolle, welche ihn
verfolgte, durch die Verwirrung de« Au
genblick« zu viel Vortheil über ihn errun
gen; er sah sich also, er mochte wollen
oder nicht, genöthigt, beizulegen und »he
man noch kaum zwanzig hätt» zähl»n kön
n»n, waren fünf Normannen zu ihm
übergesprungen.
~Wa« bedeutet diese Unverschämtheit?"
fragt« Einer von ihnen, der den Brsehi !
über seine Gefährten zu fühicn schien,
„warum kehrtet Ihr »!ckt augenblicklich
um? Glaubt Ihr, daß wir unsere Zeit >
damit verlleren wollen, aus die Nußschale
eine« erbärkilichcn Fischer» Jagd zu ma
chen?'
„Ei!" »rivlederle der W»stsries, in frei
müthigem Tone, „darum gerade fubr ich
meine« Wege», weil ich nicht abaen kenn -
Nnnuncr
te, daß Ihr irgend einen Weith auf die
! j Nußschale eines erbärmlichen Fischer«
i legen würd«»."
»Nicht so viel Geschwätz," herrscht« ihn
! Antwort, d«r Wahrheit gemäß, wenn Ihr
! die Tonne noch einmal wollt untergehen
! seh'N. Woher kommt Ihr?"
„Und wohin geht die Fahrt?"
„Das wird von Euch abhängen," ent
i gegnete S'cco.
„Treibst Du Deinen Spott mit uns,
Du Höllenkind?" schrie der Normanne
aus; „aber Ihr habt Recht, beim heiligen
Claus!" subr er nach kurzem Bedenken
ruhiger sort, „denn es dängt wirklich von
uns ab. Kennt Jbr die Untiefen und das
Fahrwasser nach der großen Rheinmün
dung bei Katwyk?"
»Mein Kamerad, der dort liegt, kcnnt
sie alle."
„Hei! lo! ' ries einer der Normannen,
den verwundeten Ben anstoßend, „auf di«
Leine! ui d hilf uns fort!"
„Ihr habt ihn außer Stand gesetzt,
Such fortzuhelfen!" wendete Sicco ein.
„Ei was!" nahm der Anführer wieder
das Wort, „Ihr schaukelt Euch hier nicht
umher, ohne das Fahrwasser zu kenn«nl
Nehmt das Scnlblel und macht, daß wir
vor dem Morgen ohne Schaden die
Rheinmündung palsict haben; es soll
dann ein gutes Trinkgeld für Euch noch
abfallen."
Ein kalter Schauer durchlief Sicco'«
Ader» beim Anhören dieses Befehls. Er
bedachte sich einige Augenblicke.—„Und,"
fragte er dann, „wenn ich mich nun wei
gere, Euer Verlangen zu erfüllen!'!
„In dem Falle sollen di, Zische ihre
Abendmahlzeit von Eurem Leichnam hal
ien!"
„Wir werden ja sehen," erwiderte Sic
co, die Achsel zuckend.
, „Laßt es Euch gerathen sein! Aber
i was regt sich dort In der Kajüte? Hab»
> Ilir noch mehr Leute an Bord?"
Der Normanne hatte ein Geräusch im
Schiffsraum gehört, stieg hinab und ent.
i reckte Tetta, welche, die beiden Kinder fest
' an sich gedrwt», in ihren weite» Mantel
gehüllt, in der Kajüte faß; «r bückte sich
um d!« Schwelle,u überschreiten, aber e,
zog d«n Kopf wieder zurück und that et»»»
ung die zwei glühenden, starr auf ihn g».
lichteten Augen des mächtigen Wolfhun
des erblickte, der, bereit ihn anzusagei».
nur mit Müh« durch Zetta'« Geflüster;
„Still Wbls! Hier Hund!" zurückgehalt»»
wurde.
„Das ist mein Hausgesinde!" sagt»
Sicco, während sein Herz sich krampfhaft
zusammenzog bei dem Gedanken an die
Gefahren, welche seine kostbarsten Güter
bedrohten. „Es scheint ein Bettlertrupp
zu sein," sagte der Normanne, indem e»
mit einem Blick voll Verachtung wieder
umkehrte; „aber kommt her! aufgepaßt!
und uns d«n rechten Weg gezeigt!"
Sieeo, welcher wohl einsah, daß sich für
den Augenblick nichts anders thun lasse,
machte sich b.'reii, dem Befehl des Ausüh-.
rerS nachzukommen. Zw«i d«r Norman
nen stellten sich auf das Verdrck, um den
alten Been zu ersetzen, der, nachdem «r sich
mühsam aufgerafft, in die Kajüte gekro
chen war, um dort, so gut es gehen wollt»,
seine Wunde zu verbinden. Der Anfüh
rer stellte sich nebe» das Steuer, Sicc»
übrigen Seeräuber streckten sich im offenen
Schiffsraum aus. Das Boot segelte nun
langsam nordwärts hinauf, der nachkom
mende» Flotte da« Fahrwasser zeigend,
aus dem sie folgen sollte.
Was in Sicco'S Gemüth vorging, wäh
rend er gezwungen war, den Se«räub«ro
den ihm abgenöthigten Lootsendienst zu
leisten, läßt sich schwerlich beschreib«».
D«r Endzweck ihres Zuge» war ihm sehr
bald aus den Gesprächen der sich an Bord
befindlichen Kriegsleute klar geworden.
Der Seikönig, «reicher den Besehl über
die Flotte führte, hatte erfahren, daß die
Gras von Holland feinen Sohn Dtederich
mit einer sächsischen Prinzessin verhtira,
then wolle, welche letzter« schon, di» »tn
gezogenen Berichten gemäß, die Reise zu
ihrem Bräutigam angetreten hab«; es
war nun seine Absicht, «ine Landung tn
Holland auszuführen, um sich der fette»
Beute zu bemächtigen, welch, dort tel G«.
legtnheit der Hochz«lt«feierlichkeiten zu
machen sein würde.
Der Wind sing an, sich noch mehr zu
wenden und «In schw«r«s W«tt«r s«tzte sich
! gegen ihn au« Nordwesten am Himmel
an. Es dauert« nicht lang», so »ntl»d»n
sich di» Wolken in einem gewaltigen Re
gengüsse nnt schwerem Hagel untermischt,
die Sonne war bereit« untergegasgee»
und da« Zwielicht der kurze» Herbftdä«-
merung erblich je langer je «ehr. N»r
dann und wann konnte man durch die
riesenhaften Wolken hindurch da« eil»,
(Ziehe t. Seile.)