Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 12, 1871, Page 1, Image 1

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    Scranton Wochenblatt.
7. Jahrgang.
Dr. F. Bodeman,
Linden Straße,
zwischen der Penn und Franklin Avenue.
Offiee-Stu.lden, Morgen« von B—3
Nachmittag» „ 3—6
Abends », 6—3
In Abwesenheit wird gebeten, Nachricht zu »in
lassen. 7m,7
Dr. Camill Krejei,
deutscher
Arzt, Wundarzt u. GburtShelfer,
Office in Wyoming Avenue, Kaiser'S Haus,
dinirt von) l Uhr Vormittag« bis 3 Uhr Nach
"""m p 112 u Montag, Mittwoch und Frei
ag, von l l Vorm. bi« Z Uhr Nachm. 28n7
Dr.
Deutscher Arzt.
Office an Penn Avenue, unterhalb der Linden
Straße. Officcstunden: Morgen« von lii bi« 12
Uhr, Nachmittag« von 4 bi« L und Abend« von
7 bis 3. 6ap7l
Aitern ma»t der Obige darauf aufmerksam,
daß er eine Quantität gesunden reinen Impf
stoff soeben erkalten hat und nun zum Impfen
von Kindern dereit ist.
Deutsche Apotheke,
TIB Lacka wanna Avenue,
ibcn Händlers McrchantS u. Mechanik« Bank.
3apS H. F. Lobcck.
(ü. ü. (Ütiittooclen,
Deutsche Apotheke,
SIS La ckwanna Avenue.
ColvittS.^ehr,
Grabsteinen,
Monumenten, Tischplatten
fertigt.
Werkstätle! An der H?de Park Seite von
Lackawanna Avenue, einige Thüren unterhalb
PH. Schnell'« Wirthshaus. 2i»ap7l
vi'.
Zahnarzt,
Pnis: Halbes P?», ganze« Gebiß PZs>.
-gen.
Oifice oberhalb Mathew« Apotheke. l io3
Drl S. W. Ruch,
Lclce vou
Knm in deutscher und englischer Sprache kon-
Officcstiindenl 8 bi« 3 Vormittags.
>2 „ Nachmittag«.
7 „ «Abend«.
r i
Office: Zeidler'« Vlock, Room No. Ij,
2ag7l Srranton, Pa.
Ehaö. Dupont Breck,
Advot^t^un^
e^/'
C. Chittenden,
und gewissenbaft zuzubereiten im Stande ist.
Scranton, dei>'«3. März l«7l.
Fischer vi Assion,
Grocerten und Proviflo»»en,
Med! deutsche Früchte,
Zu-ler, Kaffee, Thee u. s. w. Das deutsche Pu
'likum ist eingeladen, uns mit seiner Kundschaft
Christian Vd^^r^
VersiclieruvA,
Spedition—und—Wechsel.
A. Stewart Potter (Nachfolger von G.
H. Walter) ist Agent für die „Home Verfichee
ng« Co. in New-Aork" und „Vvcoming Sount,
Mutual." Ferner Agent für allt europäischen
Dampfee-Liiiien. Passagescheine auf Dampf
nd Segelschiffen nach und von Hamburg, Bre
men und alle anderen Häfen werden »erkauft.
Wechsel werden nach allen Theilen de« alten Na
erlaiidtS zu den niedrigen Raten «»«gestellt.
Office, 20b Lacka» >iua Avenut (Zeidler«
Zimmer N»> l, obenauf. lkd3
(D. .s. «8c (^O.,
Tapeten <K Wandpapier,
Fenster-Vorhänge.
Acht-, Dlak- und Schreidbücher,
Schreibmaterialien.
Leinwand- orhä n g e «erden auf
ftln und anderen Zubehör immer vorräthig.
SOI Lackawanna Avenue (Ecke von Lackawanna
und Washington Avenue).
Sprecht bei uns vor.
Die Deutschen werden flnden, daß unser Ge
schäft gerade der Ort ist, wo sie prompt und reell
behandelt werden. (2lo9)
Karl D. Nenffer,
Kappen
tirteii Lage/ von HiUen und Kappen aller
Art auch Wollwaaren, Spielsachen, Bü
ch halte.
Gnnster L? Hüll,
Großes Mobilien-Lager.
Lackawanna Avenue, Serantoa. Pa.
Alle Zeit in großer Auswahl vorräthig, Bu
reaus, Zommoden, Nachttische, gewöhnliche im»
Auöjieh-Tische, Bettstätten jeder Art, Matrazzev
kel- und andere Stühle, Kinderstiihlchen, Mar
mor-Tische, Ruhbetten, Sopha's, Spiegel jede,
Größe i kurz, alle in unser Fach einschlagende Ar
tikel, solid und billig, als die Zeitumständ« i« er-
Lokal-Berändernng.
Möbeln! Möbeln!
Griesier H» Co.,
SVK Lackawanna Ave., nahe Washington Ave.,
zeigen hiermit dem deutschen Publikum an, das
>ie ihr Geschäft nach ihrem eignen neuen »>ebäutl
nächste Thüre von ihrem früheren Plape verleg
haben. bisher! e Z
Seranton, 28. gebr. lBt>6.
Garney, Tripp ö5 (?0.,
Reinsten
Tchnnpf-, R'nch- nnd Kau-
Taback. Pfeifen »e.
3118 Lackawanna Avenue.
LS'" Deutsch wird von Hrn. John S. Schorl
gesprochen. Smi7i>
Neues
Etablissement.
Kleider-Geschäft,
tn I. Zetdler'S Gebäude,
und garantiren die beste und billigste Bedienung
und den eraktesten Schnitt in der Stadt.
Zahlreichem Zuspruch sehen achtungsvoll ent
gegen
Vanxeltlolr » Seliveltler,
207 Lackawanna Avenue, 2t>7
Zeidler'S Block.
Scranton, 23. April tBkö.
Wir zeigen nicht an,
RkKarKvl« Harris,
Da« billigste Droicrie-Geschäft im Staate,
> Lackawanna Ave., I HAN
in Jakob Schläger» Backjtringedäude,
29av? Seranton, Pa.
Peter Crerer,
R e st a n r n t ion,
Aalte und warme Speisen zu jeder TagkSzeit,
nebst anderen Erfrischunge». Äs7o
Scranton, Luzerne Connty, Pa., Donnerstag den 12. Oktober Ml.
ChaS. Fr. Keller,
Schreibbücher Fabrikant
Buchbinder.
20! Lucka. Avenue. Zeidler« Block.
Vollständige Maschinerien und
Werkzeuge, ausgewählte» Male
rial unlangjährige
Schreibbüchern,
Blank Books,
Orderbüchern,
Receipt Büchern,e„
Bibeln, Gebetbücher,
Musik, Gartenlaube,
Novellenfchatz
schnell und stark gebunden und die billigsten
Indem wir hoffen, daß das deutsche Publikum
SerantonS und Umgegend nicht unterlassen
wird ein neues deutsche!! Geschäft nach Kräften
Mit Achtung!
ChaS. ffred> Keller,
Scranton, de» t. Dezbr 1870.—tbd7g
Oesen! Oese»;!
Billigsten Weisen.
Art. Preise eben so billig als anderswo und die
Waare gilt. 23agüba
Henrp
Joseph Ober,
Be Kupser- Viscnwaaren,
stände, als Messer, Gabeln, Löffel
bester L.ualilät.
Besonders empfiehl er seiinaufs dauerhafteste
jed^Ar"^'
Neue»
Möbel-Geschäft.
Unterzeichneter macht hiermit bekannt, daß er
sein Möbelgeschäft in seinem neuen Hause
in der Eedar Straße,
Scranton, 2. Dez. 1869—da
GeschäftS-Anzelge.
ung, daß fie alle in das Möbelgeschäft einschla
genden Artikel stets auf Vorrath halten und zu
den niedrigsten Preisen verkaufen.
Krocerie- und Provision-Store
John Schröder,
Park Hill, Hyde Park.
ergebene Anzeige, daß er in der 8. Straße, nahe
dargesbeimers Wirthschaft, einen Store eröffnet
hat, alle Artikel vorräthig hält »nd eben so billig
als sonst Jemand verkauft. Eine Probe wird
(!7n7U) John Schröder.
Dnponco s goldene Pillen für /ranco
Duponco's goldene Pillen für /ranco
Eine Dame schreibt, fie würde lieber P 5 für
eine Bor zahlen, als ohne fie sein.
N,S>—lch gebrauche die kleinen rothen und
gelben BoreS nicht mehr, da sie gefälscht find,
rie echten find jeft in großen weißen Bores,
enthalten toppelNoviel Pillen und auf jeder Bor
Worte m wsißer Schrift Ijcben „Luponco'S gol
dene periodische Pillen." Wenn du deine Ge
sundheit und dein Leben schätzest, so gebrauche
keine derartige Pillen ohne ten obigen Stempel.
Preis 5 l per Box. Sechs Boxe» Z,.
Verkauft durch H. F. Lobeck und MathewS
BeoS., in Scranton. W.r PI an dieselben
durch die Scranton Post sendet, erhält die Pillen
frei nach irgend einem LandeStdeile geschickt,
gerner verkauft durch R. G. Morgan u. E 0.,
H,de Park, PittSton,
Willesbarre, durch einen Apotheker
27»70,1j" "Uciniger Eigentümer,
fischen Musik haben. Sprecht gefälligst vor.
John Zeidler.
Is- GeschäftS-Karten.
Architekt, Baumeister Silugenicur.
lStädtischer Vermesst»,l
Office, ö(>l Sacka. Avenue, nahe Washington,
Ztmz Scranton, Pa. 70,1 i
n. (üamsidsll,
RechtS-A n w a l t,
pünktlich besorgt. 7jl7U
<5. Q. <?arman, Händler in
PineßrookKohlen
Office in No. IN9 Penn Avenue,
2flB Scranton. Pa. tj
D C o l l i n s,'
Rechts-Anwalt,
Office, No. 306 Lackawanna Avenue (iiber dem
Store von Gebrüder Orr),
Peter Creter,
Haus-, Schild»,
FreSco- Lk Ornamental-Maler,
W. Günfter,
Advoka» und RcclitS-Anwalt.
Ecke von Lackawanna und Washington Avenue.
2908 Scranton, Pa. ba
Dr. Gumpert,
praktischer deutscher Arzt,
2257» Office: Scranton HauS.
Gustav Hahn,
Advokat und Rechts-Auwalt,
Offi>e mit St-inlev Woodward, ESi>., Franklin
Straße, WilkeSbarre, Luzerne t!o., Pa. tjrl
Alexander Hay,
/rrzco-, Ha:'> und Srhild-Maler,
RoiiKk,
A. <5. Kvnarson,
deutscher Uhrmacfer « Juwelier,
Wyoming Are. gegenüber dem Wyoming HauS,
Scranton, lt>. Jan. 1866 ba
V. Merrifteld,
Advokat und Sachwalter,
In den Vogesen.
(gortsepung.j
In die Nebenstube trat eine Person; es
war Felice'« Vater. Gleich darauf stand
er am Bett de« Daliegenden, ohn» ihn zu
erkennen.
„Der Arzt schickt mich herauf, Felice.
Ich soll mich erkundigen, cb der Kranke
etwa eine Suppe wünscht."
Felice sah Benno fragend an. Dieser
nickte stumm mit dem Kopfe. Hierauf eil
ten die Beiden fort und gleich darauf kam
eine alte Magd und brachte die auf An
oidnung des Arztes zubereitete Suppe.
Als der Arzt später nachsah, war der Tel
ler geleert, der Patient selbst schlummerte.
„Hat der Kranke die ganz« Suppe ge
gessen?" fragte der Arzt die eintretende
Magd.
»Ja, Herr, ich habe sie ihm bis auf den
letzten Löffel eingeflößt, denn der arme
Mann kann ja nicht einmal den Löffel
halten."
„Er hat die Krisis überstanden!" flu
sterte der Arzt Felice zu, als er beim Aus
treten au» der Stube auf Felice stleß und
diese ihn fragend anblickte. „Lassen Sie
eine Wache während der Nacht hier zu
steht. ... Durch dieselbe soll er zu Kräften
kommen."
Felice führte die Anordnungen de«
Arztes mit peinlicher Genauigkeit au«.
8. Zwei Briefe.
Seit Anfang August war nach För
sterwohnung in Thüringen keine Nach
richt gelangt und heute schrieb man schon
den sechSundzivanjlgsten.
„Keine Nachricht vom Kriegsschau
plätze?" rief Anna von Hohenheim der
görsterin entgegen, als ste in dem kleinen
Gärlchcn vor dem Hause die Förster!»
traf.
„Nein," antivorteie diese kleinlaut.
„Mein Soustn hat heute geschrieben und
auch über Ihren Sohn Tinige« mitge
theilt."
Ueber die schlaffen Züge hex Fiirsterin
glitt neue« Leben.
„Erzählen Sie... erzählen Sie...
bitte!"
Der Cousin' Anna'S halte an seine
Verwandle die sämmtlichen Tetail» ge
schrieben, wie wir sie bereit« aus einem
der früheren Capitel kennen. Diese theilte
sie nun der lauschenden Obersörsterin mit
Während die Oberkorsterin staunend
der Erzählerin folgte, »ahle sich dem Forst
Hause der Brieftiäger. Er brachte ein
großes Schreiben.
Mit zitternden Händen erbrach die alte
Frau das Schreiben. Ein schwerer Ge
genstand fiel nach Eiöff»ung desselben
herau«.
„Das eiserne Kreuz für den Herrn Lieu
tenant!" jubelte Anna von Hohenheim.
Die Obersörsterin hörte den Ausruf
den silbernen Klemmer auf die Nase zu
bringen. Endlich war es ihr geglückt und
sie übei flog den Inhalt des Schreibens.
Da« Generalkommando theilte ihr mit,
daß der Unterofsicier Brendel wegen seiner
bewiesenen Tapferkeit da« eiserne Kreuz
vom Könige erhalten habe und daß er so
fort auf dem Schlachtselde vom Unterofsi
cier zum Lteulenant ernannt worden sei.
Die freudigen Züge der Försterin tri
chen plötzlich tem Ausdruck des Schreckens,
getheilt, daß leider bi« jetzt noch keine
Spur von Benno aufzufinden gewesen sei,
nur die Blechmarle, welche Benno am
Halse getragen, sei einige Tage nach der
Schlacht ausgefunden worden und e« wäre
nicht zu ermitteln gewesen, ob der Ge
nannte unter den Massen von Leichen sich
befunden oder ob sonst ein eigenthümlicher
Zufall den Genannten etwa in Gefangen
schaft geführt habe.
Die Obersörsterin ließ den Brief fallen
und bedeckte ihr Gesicht mit beiden Hän
den.
„O Du grundgütiger Golt warum
Das?" rief sie »oller Schmerz. „Ich habe
e« geahnt!..
Anna vzn Hohenheim hob den Brief
auf und überlas ihn, während in der Brust
der Oderfölsterin der Schmerz der Muiter
sich zu entwickeln begann. Anna halt« die
Leclüre des Briese« beendet und betrachtete
mit Theilnahme die Muiter Benno'«,
welche sich über die Nachricht nicht zu fas
sen vermochte. Sie versucht« gerade durch
die Ungewißheit über Benno'« Vrrmißt
sein der alten Frau Trost einzusprechen,
allein diese wie» jede Beruhigung mit
stummem Kopsfchütteln zurück.
Als Anna von Hohenheim da« Forst
hauS verlassen hatte, brach in dem Mutter-
Herzen der Schmerz über den Verlust des
Sohnes in seiner ganzen Mächtigkeit aus,
bis er nach und nach in eine stumpfe Re
signation überging.
Am Nachmittag« desselben Tages ver
ließ Benno zum ersten Male sein Lager.
Durch dal geöffnete Fenster strömte die
milde, warme Herbstluft herein und trug
die harzigen Düfte de« n«hen Walde»,
untermischt mit den Wohlgerüchen au«
tem berühmten Blumeuthale (glorival)
herbei.
Benno saß in einem bequemen Lehn
stuhl am Fenster und hatte Gelegenheit
sich über die schöne Gegend zu freuen, die
ihm au« seinem früheren Hiersein bekannt
»ar. Felice stand neben ihm und halte
ein leichte« Gespräch mit ihm begonnen.
A!« in demselben eine kleine Paus« einge
treten war, sagt« er zu F«iict!
„Fräulein Felice, jetzt ersuche ich Sie
aber, mir da« Nähere über meine Ent
fernung vom Schlachtfeld« mltzuth«ilen."
Mit der den Französinnen eigenen au
ßerordentlichen Lebendigkeit und Beredt
famkeit schilderte ihm Felice alle Einzel
heiten, wie ihr Vater beim Ausbruche de«
Kriege« eine Ambulance aus seine Kosten
gegründet habe, wie sie sih derselben an
geschlcssen und wi« sie dann durch >a«
Porteseuige Benno« zufällig ihn gefun
den.
„Haben Sie das Portefeuille noch?"
fragte Benno.
„E«ist nicht au» metaen Händen ge?
„Hier ist e«." Felice zog e« au» der
Tajche und überreichte e» »rrölhend dem
„Hier iraf dt« Kugel aus!" sagte er,
aus die Stelle zeigend, wo die Kugel den
Kopf und den obern Theil der France
weggerissen hatte, „und hi«e," er deu
tete aus da« fehlend» Stück in dem Bü
gel „wurde sie von meinem Herzen ab
gelenkt ... ich habe Ihne» atso mein Le
ben indirekt und zuLleicher Zeit auch di
rekt zu denken."
„Wie so?" fragte Felice «»»weisend.
„Nun, wäre di« Kugel nicht durch s<hr
Veschenk aufgehalten qbgeienit wor
den, sie hält« mir sicherlich den LebenSfa
den zerrissen; Halle ferner nicht das Porte
feuille am Boden gelegen, es fragt sich, ob
Sie mich, aller Kleidung beraubt, erkannt
und gerettet hätten ..
Da« Sprechen Halle Benno bedeutend
angestrengt; er mußte husten.
„Wollen wir da» Fenster schließen?"
fragte Felice.
Benno schüttelte mit dem Kopfe.
, Nein, die Lust ist zu herrlich lassen
Sie es. ... Wie gesagt, Fräulein, ich
verdanke Ihnen mein Leben auf doppelte
Weise."
„O, sprechen Sie doch davon nicht, Herr
Förster.... Ich erfüllte meine Menschen-
Pflicht."
„Das war nicht bloß Menfchenpflichtl"
warf Benno ein.
„Ich versichere e» Ihnen aber."
Ueber da« Gcsicht gelier'« glitt ein tte-
Felice gerieth in Verlegenheit.
„Hätten wir noch mehr Leute vom
Kampfplatz« fortschaffen wollen, so hätten
die Räume In dem Schürtenhof nicht au«
gereicht; überdies haben die Preußen auch
Ambulancen."
„Sit wollen dl« Deutschen;
Preußen kämpfen nicht allein gegen Ihr
Vaterland."
„Meinetwegen nennen Sie Ihre Lands
leute, wie Sit wollen, für uns Franzosen
bleiben unsere Feinde „Preußen".
„Aber »ine Ambulance, welch» da» in
ternationale lohsnniterkrtuz führt, hat
keinen Unterschied zwischen den Hilfsbe
dürftigen zu machen. Ihr Mülhausen»
Platzcommandant hat da doi> recht uu
menschlich ql? «« den Kranken
trägern «erboten, Preußen auszuneh
men."
„Sie wissen ~
Felice flockte.
„Die Nachricht lief schon vor Beginn
te» Kriege« durch die Zeitungen."
„Ich kann e« allerding« nicht leugnen,
daß etwas Derartiges geschehen ist,"
sagte FUice beschämt, „allein Sit müs
sen auch bedenken, daß der Fanatismus
des Einzelne» einem Volke nicht
zur Last gelegt werden kann."
„Paßt aber auch ieineswcg« zu den
Großsprechereien Frankreich«, dag tS an
der Spitzt der Civilisation marschirt."
Felice fühlte das Wahre in dem Vor
wurf und schwieg.
„Lassen wir den unseligen Streit; un
terhalten wir uns lieber von etwas Ande
rem, wir werden ja sehen, was der ver
hängnißvolle Krieg uns bringen wird."
„ledtnfall« Ihnen ein neue« Vater
land!"
„Herr Förster!" Felice fagt«di»se Worte
in sichtlicher Ueberraschung. „Sie glau
ben doch nicht, daß. ..."
„Laß Elsaß und Lothringen wieder
deutsch werden wird? ... Ganz bestimmt
glaube ich da«. Deutsche Länder waren
e« bis vor zweihundert Jahren. Frank
reichs Ländergier raubte stt uns; Frank
reich« Streben ging auch jetzt dahin, »tut
Stücke von Deutschland abzutrennen, aber
einmülhlg sind wir ausgezogen, um un
sere Marken zu schützen und gl«ichzeitig
auch, um unser rechtmäßige« Besitzihum
zurückzuerobern."
„Arme« Frankreich!" feufztt Ftliet.
„Und Sit glaubt» nicht daran, daß
Frankrtich flegen wird?"
„Nach dem was ich bi« jetzt gelesen,
wird e« unmöglich sein. Betrachten Sit
doch den Gang der Ereignisse bi« zum
Augenblicke. Hat Frankreich auch nur ein
einzige« Mal einen Erfolg erzielt?"
„Nein!" gab Felice zu.
„Frankreichs Macht", fuhr Benno fort,
„ist dizsch die Kämpfe um Metz total
gebrochen und Sie werden, wenn mich
nicht Alle« täuscht, in einigen Tagen von
neuen Niederlagen hören."
~E« wäre schrecklich o Gott, wenn
doch der Krieg zu Ente wäre," ftufztt stt.
Es trat tin« längt» Pause in dtr Un
terhaltung der Beiden ein. Benno brach
zuerst da« Schweigen wieder.
„Fiäulein Felipe, ich habe eine Bitte!"
„Sprechen Sie," sagte Felice, da« große,
sprechende Auge auf Benno geheftet.
„Ich möchte meiner guten Mutter mit
theilen, wo ich mich befinde und wie e« mir
geh», aber ich kann noch nicht schreiben.
Wollen Sie e« für mich thun?"
„Von Herzen gern, Herr Förster...
Ich werde gleich Tinte und Feder holen."
Felice sprang fort und kehrt« bald «i»
trm Gewünschten zurück- „Hier sind auch
neue deutsche Zeitungen angekommen!"
sagte F-lice, eine Kreuzbandsenoung auf
den Tisch legend. „Der Vater hat sie noch
gar nicht gelesen, wie Ich sehe."
Die weißen, abgezehrten Finger Benno'«
suchten das »on den Zeitun
gs>, zu eo,fernen, allein feine Kräfte reich
ten noch nicht hin, da» starke Papier zu
zerreißen. „Bitte", sagte er zu Felic«,
welche stilllSchelnd feine Anstrengungen
beobachtet hatt»,
Ait geschickter Bew«eung löste F/lice
den Papierstreis«», br«itel« die Zeitung
Nummer 41.
auf dem Tische am Zensier vor ihm au«
und sagte- „So, Herr Deutscher!"
„Danke Ihnen, zukünftige Landsman
nin!"
„Ich möchte wirklich böse auf Sie sein",
bemerkte Felice, einen etwa« schmollenden
Ton annehmend.
Volk anzugehören, nicht so schön wäre."
„Verläufig bin ich noch Französin....
was die Zukunft bringen wird, wissen wir
noch nicht."
Benno brach seine Unterhaltung plötz
lich ab. Sein» Blicke hingen an dem Wort«
„Wörth". Er zog die Zeitung näher an
sich heran und la«.
Felice trat unwillkührlich einen Schritt
näher an Benno heran und folgte jetzt
auch den Blicken Benno'«. Der Artikel
enthielt »ine detailltrte Beschreibung der
Schlacht bei Wörth. Al« Benny sich um
wendete, trat Felice wieder zurück und ord
nete Papier und Feder zum Schreiben
de« Briese«.
Benno hatte jetzt geendet. Ueber sei»
Gesicht strahlte eine Frende und au« s«»
nen Augen perlten Freudenthräne«.
„Wollen Sie nicht einmal diesen A!>-
schnitt lesen, Fräulein?" sagte er, mit den,
Fing?» auf eine bestimmte Stelle der Zet»
tung deutend.
Felice nahm da« Blatt '.« die Hand
und überflog den Inhal».
„Sind Sie der Benno Brendel?" frag
te sie, gl« sie die Episode, welche die Leser
bereit« au« dem !>. Capitel kennen, gele
sen.
~La, ich bin es", antwortste dieser mit
, einem gewissen Stolze.
! „Dann muß ich in Zukunft wohl H,r»
Lieutenant sagen?"
„Ist nicht nöthig, Fräulein."
„Ich möchte Jhee Frau Mutter sehe«/
wenn sie von Ihrer Heldenthat liest."
. Fragt sich, ob sie e« zu Gesichte k»-
kommt. Wenn Sie e« erlaube«, send» ich
da« Zeitungtblalt mit nc?ch Hause."
„Sehr gern, aber meinen Papa lassen
Sie e« doch »rst l»srn ... »r tnttrrsfirt sich
„Warum sollt» ich da« nicht?"
„Doch nun zum Schrriben," sagte Fe
lic>, al« sie sich an de« Tisch setzte und die
Feder eintauchte. „Sie dictiren doch?"
für Satz vor. Er theilte sein»» Mutter i«
kurzen Worten seinen jetzigen Aufenthalt
und seine eigenthümliche Rettung mit.
Fclice faltete herauf den Brief zusam
men und versprach, ihn nebst d»r Zeitung
an die Adresse seiner Mutter grlangt« zu
lassen.
„Ich werde »och einige Zeilen a« «eine
Freundin Anna v. Hohenheim beilegen,
oder, was noch besser ist, ich sende gleich
Ihren Brief und die Zeitung an Anna ...
sie mag dann Beides an Ihre Fra« Mut
ter abgeben."
Felice räumte mit geschäftiger Hand die
herbeigeholten Schretbutensiliea zusam
men und »ntfernt» sich dann.
B»nno blitb noch »ine ziemlich« Weile
an dem Fenster sitzen. Wer jedoch ver
muthet hätte, daß Ihn die Reize der vor
ihm ausgebreiteten Landschaft so gefesselt,
der würde sich getäuscht haben. Erst al«
sich ein kühlerer Wind zu erhebe» bega«»,
schloß er da« Fenster.
v. Bekcnnungen und Scständuiff«.
„Rache! Rache! sageich... sürchttr
liche Vergeltung wollen wir a» den D««t
schen üben. Wenn ich jetzt ein Deutscher
wäre, weißt Du, wa« ich singen würde?"
„Nun?"
„Da« Volk steht auf, der Sturm bricht
lo«."
„Das ist wohl ein deutsches Lied?"
„Gewiß! Da« singen die deutf<ten Re-
Dtese deutschen Hunde werden sich wun
dern, wenn j'tzi die .Gespenster der Vo
gesen' auftauchen und sie im Rücken und
von der Flanke angreifen und beunruhi
gen. .. Haha!"
„Geschieht«« denn nun bald?"
„Uebermorzen wird All«» in Ordaung
sein!"
„Wozu hast Du ab»r die M»ng» pr»u
-Bischer Uniformen?"
„Wozu?... Glaubst Du, daß diese
viereckigen Köpfe der Elsässer etwa be
reitwillig uns entgegenkommen werden ...
sicherlich nicht! ... Als fliegende preußi
sche Colonnen werden wir kommen, ie
quiriren und dann verschwinden. ...
Dann eilen wir nach unserem versteck,
werfen die preußischen Jacken weg u«d
ziehen aus den Raub au«. Du, ich sag«
Dir, wenn ich einem solchen preußische«
Schuft die Augen ausstechen und die Fin
ger abhacken könnte, ich würde vor Freu
„Hast Du Nachrichten au« Lyon?"
„Ja. Hier sind sie.... Di« Organi
fation der Armee de« General« Frappolt
(Siehe vierte Seite.)