Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, July 06, 1871, Page 1, Image 1

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    Scranton Wochenblatt.
?. Jahrgang.
Dr. K. Bodenia»,
Office St»,iden, Morgens von K—?
Nachmittags „ ll—<>
Abends „ B—9
'.»Abwrsinlicitwlrdgrbcten, Nachricht zu bi»'
rlaffen. 7mz7
Dr. <sa»,ill Krejci.
Wundarzt». Geburtshelfer,
Office in Wpoming Avenue, Kaiser'S Haus,
diuiri vo» I l Ilhr VormiiiagS bis ll Nhr Nach
nii'llags täglich.
m pfuu g jede» Montag, Mittwoch »nd!srei
>,g, vo» t I Vorm. bis l! Nhr Nachm. 28»7
vi-. ?.
7b?S " «iap7l
Ätcrn macht der Obige daranf aufmerksam,
das, er eine Quanlilät gesunden reinen^», pf
Deutsche Apotheke,
II» V a ck a u> a II II a ?l Venne,
ebcn Handlcy'S MerchanlS u. Mechanics ivant.
!>apB H. Lobe».
DenlscheApotlicke,
Dr. S. W. Nuch.
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cc (l!>>^ki stni^>^> der Frauen
Zahnarzt,
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>» Schönheit und Dauerbaftigkei jbcrlreffr».
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Aiiili »crtc» äbnc ansgcsnlll und schmerzlos ge
a.,e».
Ossiee oberhalb MathewS Apotbeke. l lo!1
ÄL. O. To»ver,
Stellen - NilchlveisttNjzs-
B « r r ~ «,
MrschäslSstiindkn: Bon!>-l l Z Nl,r Morgens,
von l -l Uhr Nachm. und 7—B Nhr Abends.
Verlangt—Stellen für Clerks, Berkanfer,
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t<haö. Diipi'nt Brrck,
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C Chittenden,
Apotheker,
seiiirm Geschäfte bat »nd daß er daber »ach wir
vor alle Rezepturen u. s. w. aufs Sorgfältigste
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'likum ist eingeladen, seiner Ztundfchafl
bischer u. Asston.
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Mutual." genier Agent für alle europäischen
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Karl D. Nrnsfrr,
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nue. I!»nz8
Der Tambour v»Wörth
<<rstc Abtheilung.
Als der Pächler »iit feinem K»echt todt
waren, warf man die Leichen z»rück nnd
ergriff nun die alle Hra« »nd hing sie am
Rahmen desHimmelbetlS auf. Die nichis
würdigen Räuber wußte» ohne Zweifel,
was sie wisse» wollten, denn von diesem
Augenblick an kümmerlen sie stch nicht im
Geringsten mehr nm die von ihnen
mordeten, sondern begaben stch alle i» das
große Wohnzimmer. Hier breitete» sie
alles Werthvolle ans de» ?isch aus und
begannen zn theilen. Danach zündeten
sie ein großes Aeuer im Kamin an und
nun begann ihr Festmahl. Genug, sie
blieben die Nacht über Im Hanse, wo sie
sich den allergrößlen Tollheiten Hingaben,
von denen mir nichts entging. Kurz vor
Tagesanbruch verließen sie das vcrwüsteie
und ausgeplünderte Haus. Mich hatte
ein solches Entsetzen und eine solche Furcht
ergriffe», daß ich während des ganze»
Vorgangs wie angenagelt auf de», Baum
sitzen geblieben war. Selbst als die Räu
ber sich bereits entfernt hatten, blieb ich
noch fitzen; als es aber vollends Tag ge
worden war, floh ich in ten Wald, von
unbeschreiblicher Angst nnd Furcht getrie-
Als der Schäfer in feiner Erzählung
hier angelangt war, der alle Umstehendcn
mit gespannter Aufmerksamkeit zugehört
„Aus wie hoch schätzt Ihr den Werth
tausend Franks (lii-li'.lwst Thlr.) kön
„War der Pächter reich?"
..Ja."
„Wie kam es, daß er jetzt t» KriegSzel-
Icn eine so hohe Smume baaren Geldes
im Hause halte?"
„Er halte kurz vor Beginn des Krieges
kaunt?"
„Ihr habt also die Mörder mit eigene»
Augen gesehen?" fragte der Oherst.
„Ja Herr!" erwiederte der Schäfer.
..Ich glaube nicht."
«Indeß Ihr habt sie ja gesehen?"
„Aber ick habe idre Gesichter nicht ge
sehen."
„Weßhalb »icht?"
„Alle?"
„Ja, Herr."
„DaS ist soiideibai!" bemeikle der
Oberst nnd sah den Major an.
„Hm! Ries dieser, wenn er die
der Räuber nicht gesehen hat, wie kann
er da unsre brave Soldaten anklage»!"
„Weil sie meinen Herrn ermorde! ha
ben!" sagle der Schäfer.
Sämnilüche Soldat,», die Zuhörer
Der Oberst besäusligle sie abermals
„Wenn mau Jemand anklagt, sagte er
in kurzem und herbem Ton, so mnß man
auch Beweis, dafür haben. Wir kommt
ihr aus de» abscheulichen Gedanken, daß
die Berüber solcher Frevellhalen deutsche
„Weil sie deulsche Unisorm Irngen!"
Oberst verwundert.
„Ja, Herr."
„Donneiwetirr!" brach der Majos jetzt
los, der Kerl lügt, wie ein Halliinke.
Unsere säiunitliche Husaren stehe» bei de»
andere» Armee»; wir habe» nicht ein ein
zigtS Husareiiregimcnt bei der Südarmee.
„Das ist wahr!" siel der Oberst lebhaft
ein. Alle Husarenregimenier stehen bei
de» andcien deutschen Armeen. Wir
haben wohl Kürassiere, Uhlanen und
Dragoner hier, aber keine Husaren."
Und indem er sich zum Schäfer wandte,
setzte er hinzu:
„Eiklärt Euch darauf."
„Ich kann dazu nichts sagen, versetzte
der so Angeredete, ich erzähle, was ich
sehen habe nnd mehr kann ich nicht thu».
Die Räuber waren säinmllich maskirt,
und waren sämmllich wie deulsche Husaren
gekleidet und das kann ich mit gulein Ge
wissen beschwören."
Die beiden Offiziere sahe» sich vo»
Neuem erstaunt a».
Der Schäfer hatte fetne Erzählung so
einfach »nd schlicht vorgetragen und schien
so fest vo» dem, was er sagte, überzeugt
Männer waren, die stch so leicht nicht
täuschen ließen, an der Wahrheit seiner
Worte »ich! zweifeln konnien.
nach Hochselden senden, damit derselbe am
Ort der That Alles untersucht und einen
Bericht an das Hauptquartier erstattet.
Zeh» Mann und ei» Unterosflzier werde»
ihn begleiten.
„Haltet Euch zu unserer Verfügung.
Wo wohnt Ihr?"
„Aus dem hochseldeuer Gehöft."
„Man wird Euch dort abholen, sobald
Ihr nöthig seid. Was Euch betrifft, setzte
er hinzu, indem er stch gegen die Soldaten
wandte, so muß ich Euch sagen, Kinder,
daß die von diesem Menschen gegen Euch
gemachte Beschuldigung Euch selbstver
ständlich schwer tränken muß, daß dies aber
Euer Verfahren gegen ihn noch nicht recht
fertigt. Wartet also rnhig das Ende der
anzustellenden Unlersnchung ab."
Ansein Zeichen des Obersten entfernt.»
stch die Soldaten.
Die beiden Offiziere blieben eine Zeit
lang allein.
„Sapperment!" sagte plötzlich der
Oberst, indem er niit der Hand aus'S Knie
schlug, ich habe einen Zehler gtinachl.
„Wie so?" fragte der Major.
/Ich Halle den Schäfer festnehmen und
bewachen lassen sollen, bis die Unlersn
„Noch ist es Zeit!"
Oberst und wandte sich zu einem hinzu
tretende» Osfizter: Herr Lteuienant, eilen
Sie und lassen Sie den elsässer Schäfer
festnehmen und unter gute Bewachung
stellen."
Der Lieutenant entfernte sich in Eile.
Eine halbe Stunde später kehrte er in
das Ouartier des Obersten zurück, wohin
dieser sich mit dem Major begeben hatte.
„Nun ?" fragte der Oberst, „haben Sie
„Nein, Herr Oberst" antwortete der
Offizier.
„Weshalb nicht?"
„Der Schäfer ist nirgends mehr zu fin
den gewesen. Als er von Ihnen entlassen
wurde, hat er stch schnell davon geschlichen,
ohne daß ei» Soldat ihn daran zu hin
dern wagle und so ist er bald darauf In
dem nahen Gehölz verschwunden Bis
jetzt ist es nicht gelungen, ihn auszusin-
„WeshaU> ist denn der Kerl geflohen?
bemerkte der Major; denn da» steht einer
Flucht sehr ähnlich."
„Das ist allerdings verdächtig, setzie
der Oberst Hinz». Er hatte ja nichls von
Der Oberst ging mit große» Schritte»
im Zimmer ans nnd ab nnd schien lies
nachzudenken.
„Hol der Tensel diese Räuber und
Pächle,! rles er nnd stampsle ärgerlich
mit dem Fnß ans. Das Ist eine Geschichte,
die, wenn sie erst bekannt wird, das ganze
eisässtsche Volk gegen uns ausbringen
wird, ein Streich, der unsern Feinden
i» die Hände arbeitet, llud das sehit
gerade, daß die Bürger und Land
leute gegen uns aufgehetzt werden! Sie
wissen, wie empfindlich Sein» Königliche
Hoheit der Kronprinz In dieser Beziehung
nnd wir versöhnlich und human er ist!
„Iu der That, es ist eine bedauerliche
Affaire, setzte der Major Hinz», und um
so bedauerlicher, als man noch gar nicht
„Ich will doch die Soldaten noch mal
hören, begann der Oberst von Neuem,
den die ganze Angelegenheit, je länger er
darüber nachdachte, um so unangenehmer
berührte. Herr Lieutenant, commaudlren
Sie doch mal die Leute hierher, die heut
Morgen auf dem hochfelder Pachthof oder
hochfelder Schloß waren.
Wenige Augenblicke später standen
Schneider, Häriing und Buchholz aber
malS vor dem Obersten.
„Ihr drei warl also nur auf dem Ge-
Höft zu Hochselden?" fragte sie der Oberst.
„Verzeihen Sie, Herr Oberst, antwor
tele Schneider, wir waren unsrer vier,
denn der Junge wird wohl als vierter
gelten müssen.
„Welcher Junge?"
„Hans,"
' „Welcher Hans^?"
„Hans von Wörth, der kleine Tam
bour, der—
„Ich weiß schon.—Wo ist der?"
„Wir wissen es »ich«, Herr Oberst."
„Was heißi das: Ihr wißt es nicht?
Ihr müßt es wissen! Geht und sucht mir
„Herr Oberst, entgegnete Buchholz,
Hans ist spurlos verschwunden! Kein
Mensch hat ihn gesehen, kein Mensch weiß
weder, wo er geflogen, noch wo er geflor
bei, ist und zwar seitdem der hochfelder
Schäfer so spurlos verschwunden ist.
„Sind sie eiwa zusammen entflohen?
„Das weiß man nicht, Herr Oberst;
wie gesagt, es hat ihn Keiner mehr ge»
sehe», noch gehört.
Der Obei st machte eine Bewegung der >
Ungeduld.
„Gleichviel ! entgegnete er. Ihr werdet
mir noch einmal Sure Erzählung wieder
holen und mir bis in die kleinsten Details
Alles mittheilen, was ihr auf dem hoch
felder Gehöft gesehen und erlebt habt.
Und indem er sich an den Major wandle,
setzte er hinzu:
„Sind die Mannschaften nach Hoch
feldrn fori?"
„Ja, war die Antwort des Letzteren.
„Nun, während ich die Soldaten hier
anhöre, lassen Sie den Schäfer nach allen
Richtungen hin verfolgen und ebenso bitte
ich, dafür Sorge zu'tragen, daß mir der
kleine Tambour zugeführt wird.
Der Major grüßte und entfernte sich.
Sechstes Kapitel.
Im Walde.
Es komm« die Zeit, o denk' der Zeit,«
Daß nicht »»vorbereitet
>-->e Dich betrifft, mit Dir im Strrit,
6S faßt Dich sonst des Strudels Macht
Und laßt Dein Boot zerschellen,
6S sinkt und sinkt in ew'ge Nacht
Begraben es die Wellen.
Karl St,»er.
U»d die wilde» Winde schweigen,
Hell am HimmelSrande steige»
<6°S' Pferde in die Höh',
friedlich in dem alten Bette
Fließt das Meer in Spiegelglatte,
Heiler lächeln t'uft und See,
Au des NferS gelsenwand,
Ilnd sie schwammen, rnhlg spielend,
Schiller,
Aus der Höhe hlntxr Wörth dehnt stch
ein weiter Wald au», der mit geringer
Unterbrechung stch wohl über eine deulsche
Meile hinzieht. Es ist ein dunkler, dicht
verwachsener Tannenwald, der nirgends
von einem Wege durchschnitten ist und der
Kohlenbrennern besucht wird.
Es war zehn Uhr Abends.
Der Himmel war blau und klar und
Stummer 27.
der Wind wehte mit einer gewissen Heftig,
keil; er kam aus Osten und trug die Wohl
gerächte aus dem badlschen Schwarzwald
herüber.
Im Wald war Alles still und kaum
machte stch Im dichte» Gebüsch und Ge
strüpp der Schrei eines Nacht- oder Raub-
Vogels vernehmbar.
Plötzlich ließ stch Im dichtesten Theile
des Waldes ein leichtes Geräusch hören
und man konnte deutlich au dem Knacken
der trockenen Zweige erkennen, daß stch
'in nächtlicher Wanderer zu Fuß nahte.
In der That trat aus der Dunkelheit
der Schatten eines Mannes auf die Klä
rung heraus.
Er blickte nach allen Selten um sich
seine, wahrscheinlich an die Dunkelheit
gewöhnten Augen, unterschieden und er
kannten bald, was sie snchie». denn ohne
zu zögern, betrat der Mann einen schma
len Fußsteig, der stch unter den dichten
Laubgängen dahin schlängelte.
Dieser Mann war Barthold, der Schä
ser vom Hochfelder Gehöft.
Als er ungefähr zweihundert Schritte
vorwärts gegangen war, machte er Plötz
»ch Halt, horchte ein Weilchen und fetzte
stch dann von Neuem in Marsch.
Nach Verlauf von elnigen Minuten
blieb er abermals stehen.
Ein zweiter Schatten trat aus de.
Dunkelheit hervor und schlüpfte zu dem
Schäfer, der stch jetzt einem Manne von
hohem Wuchs, muSkulSsen Gliedern, drei
ter gewölbter Brust und Hellem Haupt-
und Barlhaar gegenüber befand, das bei
Hellem Lichte ohne Zweifel röthlich fein
mußte.
„Guten Abend, Barthold, sagte aus
Französisch der Mann, eessen Züge man
nicht erkennen konnte.
„Guten Abend, Herr Marquis, ant
wortete der Schäfer, indem er von dersel
ben Sprache Gebrauch machte.
„Nun, welche Nachrichten bringst Du?"
„ES ist Alles gut abgelaust», wie Sit
es voraussagten."
„Warst Du im Lager?"
..Ja."
„Hast Du dort die Geschichte äuge
bracht?"
„BIS in die geringsten Einzelheiten.
„Und was sagten die Preußen dazu?"
„Es schien sie in große Verlegenheit zu
setzen. Man hat einen Offizier nach Hoch
seiden geschickt, um die Sache zu unter
suchen."
„Das ist gut! Du hast doch überall die
Geschichte von den Mordthaten erzählt
und die Preußen als die Urheber angege
ben?"
„Ich bin den ganzen Vormittag in der
Umgegend umhergelaufen und habe es
Jedem erzählt, der es hören wollte."
„Sehr gut! Wa« sagten die Bauern
dazu?"
„Sie sind wüthend darüber und ver
fluchen die Preußen.
„Nun, die Franzosen werden sich schon
wieder ermannen, und die Sauerkohl,res
ser zum Lande hinaus jagen, daß sie die
Hacken von den Stiefeln verlieren. Und
ist das erst geschehen dann—
„Dann, unterbrach ihn Berlhold, wer
den wir für alle uusere Mühen belohn«
werden und können es dann im Kroßen
treiben.
„Natürlich."
„Soll Ich noch einmal in'S preußische
Lager gehen? fragte Barthold nach kur
zein Schweigen.
„Gewiß, gewiß! anlworlele der, wel
chen der Schäfer mit dem aristokratischen
Titel: „Herr Marquis" begrüßt hatte.
„Der Oberst, vor den sie mich geführt
hatten, hat mich nachher wieder festneh
men lassen wollen, aber ich hab» mich
nicht sangen lassen, ohne Sie nicht vorher
gesprochen und von Ihnen Anweisungen
erhallen zu haben."
„Daran hast Du recht gethan."
„Ich kann mich jetzt also dreist wieder
sehen lassen?"
„Ohne Zweifel. Wenn es sein muß, so
laß Dich sogar arretiren. Ich glaube so
gar, daß uns das viel nützen würde. '
„Und das Fräulein?"
„Ist in Sicherheit."
„In SchwaizhauS?"
„Nein."
„Wo denn?"
„Das kümmert Dich nicht, antwortete
der Marquis in kurzem Ton. Jetzt hau
delt es sich darum, sich nach dem Lieute
nant von Walter umzusehen."
„Der immer nach Hochselden kam und
Adjutant ist?
..Ja."
„Der ist nicht mehr im Lager. Seit
vorgestern Abend ist er mit einem Austrag
abgesandt.
„Ich weiß eS; aber man muß ihn über
wachen.
„Das soll geschehen. Und der Herr von
SIbel?"
(Siehe vierte Sette l