Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, June 29, 1871, Page 1, Image 1

Below is the OCR text representation for this newspapers page. It is also available as plain text as well as XML.

    Scranton Wochenblatt.
?. lahrqanq.
Dr. F. Bodeman,
Linden Straße,
zwischen der Penn »nd Franklin Avenue.
Ofstre-StUiiden, Morgens von B—N
Nachmittags „ 3—k
Abends ~ B—98 —9
In Abwesenheit wird gedeten, Nachricht zu hin
rlassen. »»z7
Dr. Kamill Krejcl,
.'lrzt, Wnn'oilrzt u. Geburtshelfer,
Ossice in Wyoming Avenue, Kaiser's Haus,
diniet von I t Uhr Vormittags bis Uhr Nach
mittags taglich. . ,
»i p sn u g jeden Ntonlag, Mittwoch »nd Frei
.ig, von 1 l Born,. bis 3 Uhr Nachm. 28»7
vr. I'.
Deutscher Nrzt,
Office an Pinn Avenue, unterhalb der Linden
Strasie. Ofsicestunden! Morgens von w bis 12
Uhr, NachmitlagS von i bis «i und Abends von
7 bis». <-ap7l
Llterii macht der Obige darauf aufmerksam,
das, er eine Quantität gesunden reinen Impf
stoff soeben erhalten ha» und nun zum Impfen
von Kindern bereit ist.
Deutsche Apotheke,
hi 8 Lackawanna Avenue,
edl» Handlev'S MerchantS u. MechanieS Bank.
!>ap» H. F. Lobcck. U
L. O'llitteriilen,
Deutsche Apotheke,
Lackawanna Avenue.
Dr. S. W. Ruch,
Mraduirlcr der »niversitat von Pcunsvlvanic»,
n Philadelphia, hat seit acht Jahren in diesem
»folg^c^^rakti^
ags von I ?j—2und Von 8 Uhr^MendS
Zahnarzt,
Priis i Halbes Ulcbisi ganzes <!>ebiß
-gen.
Ossire oberhalb Mathews Apotheke. I Io!1
W. O. Tower,
Stellen - Nachweisungs-
B » rea n,
cyeschäftsstunden! Pou !>—ltj Uhr Morgens,
von l—i Uhr Nachm. »nd 7—B Uhr Abends.
billig besorgt. Bd7t>
Dupout Breck,
Zldvvkat und Sachwalter,
-lirsichrr» ' vo. iukorporirt Kapital Über
iese «Gesellschaft fährt fort, zu
»ästige» versichern »nd in
C. CHLttenden,
Apotheker,
e? n
"rrmilon,^dknÄ" Btälj l 871. '
Mischer « Rssion.
<yrvcerie» nnd Provislouen.
Mehl und Fulter, Früchte,
juckcr, Kaffee, Thee n. s. w. Das deutsche Pu
iikum ist eingeladen, seiner Kundschaft
Mischer u. Assion.
worden. Nähere Auskunft bei
Mjrtiii Christian Völker,
Penn Ave., nahe Giinster'S Möbelstore.
VersiekernnA,
Spedition und —Wechsel.
A. Stewart Potter von G.
H. Walter) ist Agent für die „Home Versichere
ngS !50. in Ncw-Aork" und „Lvcoming llountv
Mutual." Ferner Agent für alle europäischen
Dampfer Linien. Paffagescheine auf Dampf
nd Segelschiffe» nach und von Hamburg,
Zmer N».k, obenauf. tkdä
6c. <^o.,
Tapeten Wandpapier,
Fenster-Vorhänge,
Schi-, Alak- and Achrcidböchrr,
«Schrcik'matcrialicn.
Lei»wan d - o r h g e werde» V^ste^
501 Lackawanna Avenue (Ecke von Lack.,Wanna
und Washington Avenue).
Sprecht bei »ins vor.
Die Deutschen werden finden, daß unser Ge
schäft gerade der Ort ist, wo sie prompt und reell
behandelt werden. (2lv!))
Karl D. Ncnffcr,
Kappen- Fabrikant,
schnell und Ällig^besorgt.
Um zahlreichen Zuspruch bitte»
tBap7
(»nnster St Hüll,
Großes Mobilien-Lager,
Lackawanna Avenue, Seranto», Pa.
Alle Zeit in großer Auswahl vorräthig» Bu
reaus, Kommoden, Nachttische, gewöhnliche und
AuSjieh Bettfiatte» jeder Art, Ma^razzen
Größe /?»r,, alle in un'ser^gach einschlagt«de Ar
tikel, solid und billig, als die Zeitumständ« «S e,
landen. bsh Eich s W l
Lokal-Berandernng.
Möbeln! Möbeln!
Griesier St Co.,
Scranton, 28. gebr.
Gar ney, Tripp S» ,
!
Schnupf-, Ranch- nnd Kan-
Tnback, Pfeifen:c.
Alleinige Eigenthümer des berühmten „Nav
Aug" Rauchtaback«.
808 Lackawanna Avenue.
Neues
Etablissement.
Kleider-Geschäft.
tn I. Äeidler's Gebände.
Uanxeldolr ck »cdnelaer,
207 Lackawanna Avenue, 207
Zeidler's Block.
Seranton, 29. April IBiiS.
Wir zeigen nicht an,
UvKarKvln Harri«,
Da» billigste Groeerie-Veschäfl l» Staate,
SN»» I Lackawanna Ave., I HKS
in Jakob Schlägers Bqcksteingebäude,
2!>av9 Seeanton, Pa.
Peter Creter,
N estttnrittion,
! an^eren^frsichungcn"
Strmttml, Luzerne poiinty, Pn., Doiuitrstaq t>c>i Juni >NI.
<?haS. Fr. Keller,
Schreivbücher Fabrikant
B n ch b i n d e r.
2l>t Lacka. Avenue, ZeidlerS Block.
Vollständige Maschinerien und
Werkzeuge, ausgewähltes Mate
sehen uns in dcn Stand, allen Anforderungen
aufS Bcste, Schnellste zu rntsprechrn. Wir em
pfehlen n»S zur Anfertigung aller mi'glichen
Schreibbucher»,
Blank Bookö,
Orderbuchern.
Receipt Vüchern:c.,
Vil'el», (Gebetbücher,
Mnfik, Gartenlaube.
Nvvellenschab
,» unlerstu^en^chnen
ChaS. Fred. Keller,
Seranton, den l. Dezbr 187«. —l!>d7l>
Oese»! Oefen!
Henrv I. Ziegler,
Nachfolger von «!eo. Pfeffer, <!rdarstraße.
Joseph Ober,
Bc -, Kupfer- ä- <sisenwanren,
hält stets eine gute Auswahl von Koch- und Heiz
stände,' als Messer, Gabeln, Löffcl Bügeleisen
bester Qualität. si c >f > hf st
A..isserlettun^rn
Ne »eö
Möbel Geschäft.
fein Möbelgeschäft in'skincin neuen Hause
in der Tedar Straße,
eröffnet hatt und stets eine» Vorralh der besten
Möbel» zu dcn billigstc» Prciscn halte. Repa
raturcu wcidcn prompt und zur Zufriedenheit be
sorgt.
Begräbnissen meine spezielle Auf-
Scranton, 2. Dez. llM—ba
John Schröder,
Park Hill, Hvde Par.'.
(17n7<1) ' John Schröder.
Auponro s goldene Pilten sür /rank»
Dupoueo'z goldene Pillen für /ranev
find gänzlich unschädlich,
Wirke» zauberartig in jedem Kalle,
Wirken zanberartig in jedem Kalle,
Preis Ii per Box. Sechs BoxeS I ,
Verkauft dmich H. F. Lobeck und Mathews
ferner verkauft durch R. M. Morgan u/ Co.,
Hpde Park, PittSton,
WilkeSbarre, durch eiuen Apotheker
in jeder Stadt der Bee. Staaten und durch
27»7»,1?' R?^Zor?."'
fischen Musik haben. Sprecht geMigst v»r.^
»V-G ittcn.
> i
Architekt, iicister «Ingenieur.
(Städtischer Vermeffer,)
Office, s<>l Lacka. Avenue, nahe Washington,
31 mz Scranton, Pa. 70,1 j
Rechts-A n w a l t,
pünktlich besorgt. 7517»
E« Ä» Händlerin
PineßrookKohlen
Office in No. tiß Penn Avenue,
2jlS Scranton, Pa.
F D. Col l i n ö
RechtS-Anwalt,
Peter Creter,
HanS-, Schild«,
FreSco- S 5 Ornamental-Maler,
K W. Gunster,
Advokat nnd RechtS-Anwalt.
Office in Jakob Schläger» Gebäude,
Elke von Lailawanna und Washington Avenue.
2908 Scranton, Pa. ba
Dr. Gnmpert,
praktischer deutscher Arzt,
22f7U Office» Scranton HanS.
G ,istav Hab n,
Advokat und Nechts-Auwalt,
Ofstic mit Stanlev Woodward, ESq., Franklin
Strasie, Wilkesbarre, Luzerne Co., Pa., ljrl
Alexander Hay,
Freseo-, und Sehild-Maler,
Victor Koch. Eigenthümer.
Wird »ach europäischem Plane geführt.
Ä. Aonarson,
deutscher Uhrmacher ki Juwelier.
Scranton, tO. Jan. IB6L ba
V. Merrlfield,
Advokat nnd Sachwalter,
Office in Panli'S Block, Laikauanna Ave
nur. li»mzB
Ter Tambour ° Wörth
Erste Abtheilung.
lgortseßnng.)
„Und da» wollen wir uns nun nicht
entgehen lassen! Das können «vir NlleS
sehr schön gebrauchen! sagle Schneider zu
seinen Kameraden, nachdem er sich das
Ganze ein v n angesehen hatte.
Das giebt ein ! »es gestmahl sür unsere
Compagnie.
„Wie'a scheint, so hat der alte Bär
mann alles aus seinem Gehjjst geschlachtet,
was nur lebendig warl sagte Harting,
der mit HanS von Wörth unaufgefordert
herzugekommen war, da ihnen das Signal
zu lange ausblieb.
„Kinder, das bringen wir Alles gar
nicht fort! Seht doch nur die Gänse,
Enten, Hühner, Hammelkeulen l bemeikte
Schneider, der sich noch immer nicht von
seinem Erstaunen i,ber den Anblick, der
stch ihm hier bot, erholen konnte.
„Vielleicht finden wir anderwärts noch
mehr! sagte Buchholz. Laß» uns mal
„Ja, wir wollen mal das Haus durch
suche»! wiederholten die beiden Soldaten.
Vielleicht finden wir den Eingang zum
Keller, den der Alte vor uns immer so
wohl zu verstecken wußte.
„Vorwärts denn! rief Vuchholz, indem
er eine Thür öffnete, die zum Schlafzim
mer des Pächters führte.
Allein der Soldat hatte kaum «inen
Schritt vorwärts gethan, als er wie an
genagelt stehen blieb und einen Schrei des
Schreckens ausstieß. Seine Kameraden
blieben gleichfalls stehen, da sie von einem
ähnlichen Gefühl stch ergriffen fühlten.
HanS von Wörth, der zwischen Schnei
der und Härting hineingeschlüpft war.dlieb
wie angedonnert stehen, unbeweglich, mit
stierem Blick und starrem Haar. Der
Knabe war die Beute eines eutseplichen
Schrecken».
hin.
Die Soldaten hatten stch von dem
Schrecken und Erstaunen, die fle ergriffen,
der von einer Aufregung ergriffen za fein
schien, die seine Kräfte und seinen Muth
aus lagen, a» welcker Schneider kurz vor
her die Entdeckn»,, gemocht hatte, daß da
irgend Gewalt gebraucht und etwas vor
gegangen sein müsse.
Zwischen den beiden Fenstern befand
sich ein hoher Kamin, so hoch, daß wohl
bequem ein ausgewachse ner Mann darin
hätte ausrecht stehen lvnücu. Die Röhre
führte die Mauer hinauf und ging dann
durch diese in die Ephenlaube, um-den
Rauch hinauszuführen.
Im Hintergründe des Zimmer», gerate
war, einen imposanie» Eindruck machen
mußte; zur Zeit unserer Erzählung hatte
es aber ein so fchreckenvolleS Aussehen an
genommen, daß Einem das Blut in den
Adern erstarrte.
Im Kamin brannte noch ein lebhaftes
Feuer, und die Flammen halten wahr
scheinlich den übermäßig angesammelten
Nahm entzündet, der nun den Epheu in
Brand geseht halte, waö von den Solda
ten schon außen bemerkt worden war.
Die Vorhänge de« Bettes waren zurück
geschlagen, die Sptndenthüren erbrochen,
mer befand sich in einem Zustande unbe
schreiblicher Verwirrung,
Es war sehr leicht zu errathen, daß sich
hier etwas Furchtbares ereignet haben
mußte, ein entsetzlicher Kampf, da die Be
weise hiervon offen zu Zage lagen und
mehr dafür sprachen, als die zerrissenen
Vorhänge, die zerbrochenen Thüren und
umgeworfenen Stühle.
Vor dem Kamin nämlich lagen zwei
männliche Leichen.
Der eine war ein Greis, der andere
Alle beide hatten Beine und Füße
man hatte sie bis in das Feuer gezogen,
das noch im Kamin brannte.
Die Arme waren gleichfalls an einan
der gebunden und mit den Köpfen hatte
man sie an einen schweren Holzblock be
festigt, den man von außen in'S Zimmer
geschleppt hatte.
Am Rahmen, der die Vorhänge des
Bettes trug, hatte man eine Frau aufge
hängt nnd und zwar mit einem Zeug
streifen, den man von den Vorhängen ab
gerissen hatte.
Sämmtliche Möbel hatte man durchge
sucht, ausgeleert und zum größten Theil
Viertes Capitel.
Nachforschungen.
lind wlrdrr ritt er den
Theodor Storni.
„Hm! sagte Schneider, indem er sich
den Leichen näherte und aus den Aeltern
zeigte, das ist ja der alte Bärmann.
„Und das hier ist sei» Knecht, setzte
Buchholz hinzu und bückte sich ein wenig
über den Todten, um ihn näher zu be
„Und das ift Bärmanu« Frau! be
merkte Härting. Schnell, schnell! Man
muß versuchen, ob sie n»ch zn retten sind!
rief Schneider.
„Es ist zu spät! bemerkte Buchholz, der
„Und dir Fra» gleichfalls! setzte Här
ting hinzu.
„Wer hat diese scheußlichen Verbrechen
begangen?
Die drei Soldaten sahen sich unter
einander an, aber keiner von ihnen ver
mochte diese Frage zu beantworten.
HanS von Wörth sprach kein Wort;
aber mit unruhigen Augen, zitternden
Hunden, durchforste das Zimmer un!
Plötzlich, ,u Buchholz zurückkehrend
fragte er diesen- „Irrst Du' Dich nicht!
hust Du wirklich den Lieutenant vo»
Waller gesehen?
wir noch zur rechten Zeit, um die zu ret
te», die der Lieutenant hier aufgesucht
und mit der er hier gesprochen hat!
„Der Bursche hat Recht! rief Buch
holz; vielleicht giebt es hier noch mehr
Opfer. Laßt uns danach suchen und viel
leicht gelingt es uns, sie noch dem Tode
zu entreißen.
„Und sollteil wir den Mördern begeg
nen! sagte Schneider und ballte die Faust
dabei.
„Dann wehe ihnen! setzte Härting
hinzu und zog seinen Säbel. Nu» folgt
mir!
Die drei Soldaten zogen ihre Säbel
und der kleine Tambour zog ebenfalls den
seinigen, der fast bis auf dle Erde reichte.
Danach machten sich alle vier mlt größ
tem Eifer daran, das Haus vo» unlen bIS
oben zu durchsuchen.
Hans von Wörth war der Letzte gewe
sen, der das Zimmer verließ, in welchem
die drei Leichen lagen. Als er das ge
meinschaftliche Zimmer durchschritt, fiel
ihm eine enge, schmale Treppe auf, an
welcher die Soldaten vorübergegangen
waren, ohne sie zu bemerken.
Muthig betrat er ihre Stufen und ging
die Treppe hinauf, die in das zweite
Stockwerk führte. Dasselbe war, wie das
ganze übrige Haus, schweigsam und ode.
De» Tambour durchschritt avmählig
mehre Zimmer, die alle ihre» Ausgang
nach einem gemeinsamcn Flur hatten, wie
diese Bauart im'vorigen Jahrhundert
Mode gewesen.
Diese Zimmer waren vollständig ver
lassen, aber in jede», derselben waren die
Möbel zum Theil umgestürzt und geöffnet,
Die Räuber hatten hier dasselbe Ver
nichtungSwerk ausgeübt, wie in dem zu
ebener Erde gelegenen Stockwerk.
Das letzte Zimmer, welches Hans be
trat, lag nach dem kleinen Gehölz hinaus,
von welchem Buchholz gesprochen hatte,
und In dessen Schatten er in der vorletz
ten Nacht jener LiebeS-Scene beigewohnt,
die er seinen Kameraden erzählt hatte.
Dies Zimmer von kleinem Umfang war
mit ganz besonderer Sorgfalt möblirt.
Eine Zeugtapete beteckte die Wände. Die
Möbel waren aus geschnitztem Ebenholz,
aus der Zeit Ludwigs 13. An den leichten
Bettsäulen hingen noch die Neste von kar
moisindenen Vorhängen.
Ein weicher Teppich bedeckte den Fuß
boden.
Hier, wie im Zimmer des ? ii
mußte ein verzweifelter Kampf stattgefun
den haben, alle Anzeichen deuteten darauf
hin.
Hle und da lag ein Fragment von Be
kleidnngSstoffen, das offenbar einem Kampf
seinen Ursprung verdankte.
In der Nähe des Bettes glänzte der
vergoldete Griff eines Dolchs, dessen
Scheide zerbrochen war. Bunt dnrchein
ander lagen Papiere aller Art.
Dies Zimmer hatte nur den einen Ein
gang, durch welchen der kleine Tambour
eingetreten war. Ein einziges Fenster gab
ihm Licht und dieses Fenster lag nach dem
mehrmals erwähnten kleinen Gehölz hin
aus. Die Scheiben darin waren fast
sämmtlich zerbrochen und lagen zum Theil
in Stücken auf dem Fußboden. Der Um
stand, daß auch das Fensterkreuz zerbro
chen war und im Innern des Zimmers
lag, ließ daraus schließen, daß man mit
Gewalt von außen eingedrungen war.
Han« »on Wörih eilte nach dem Fen
ster und bückte sich durch dasselbe nach
außen zu.
Ein Schrei der Ueberraschung entfloh
seinen Lippen: Unter sich bemerkte er näm
lich eine Leiter, die gegen die Außenwand
gelehnt war und die nothwendiger Weist
dazu gedient haben mußte, da« Eindrin>
gen zu ermöglichen.
Indem er sich geschwind auf das Fen
sterbrett schwang, ließ der Knabe sich bis
zur äußersten Sprosse der Letter hinunter
gleiten und stieg dann geschwind die Letz
tere hinab.
Er befand sich inmitten eines GebüfchS
Sich schnell bückend untersuchte er dl
Umgebung desselben nach allen Seite,
hin mit der ängstlichsten Sorgfalt.
Hans von Wörth war noch nicht gan
dreizehn Jahr alt, wie wir bereits bemerk
ten, und es war daher in der That auf
fällig zu sehen, wie ein Knabe in diese»
kindlichen Alter «ine solche Intelligen
an den Tag legte, wie dle« in diesem Au
genblick bei ihm der Fall war.
Seine Stellung, seine Blickt, seine Ari
über verdächtige Spuren und Anzeichel
mit sich ins Klare zu kommen, waren au
Nmnilirr Ä».
Berorden lick -innen; man hätte ihn
für einen I», iner auf Feindesspur hal
ten könne», zu welcher Annahme und
Vermuthung der braune Teint de« kleinen
Tambours noch wesentlich beitrug. Nach,
dem er den Erdboden einige Minuten hin
dmch aufmerksam geprüft hatte, richtete
er sich auf, blieb ein Weilchen unbeweg
lich stehen und sagte dann zu sich selbst,
wobei er den Finger an den Mund legte
und tief nachdachte:
„Hier waren Pferde, ein Wagen und
viel Menschen. Dies Erdreich ist
stampft, wie im Lager, wo die Cavallerie
steht. Und daraus, daß die Pferdespuren
nach allen Richtungen hin laufen, schließe
ich, daß die Pferde hier lange Zeit ange
bunden gestanden habe». Kein Zweifel,
dit Pferde haben hier lange an einer und
derselben Stelle gestanden und sind unge
duldig geworden. Und hier stnd deutlich
die Spuren eines leichten Wagens und
Männertritte zu «rkennen. Dies hier stnd
die Spuren von schwerem Männerschuh.
werk, denn man kann ganz deutlich die
Spuren der Nägel sehen, mit denen e«
beschlagen war. Feines Schuhweik hin
»erläßt auch so tiefe Eindrücke nicht. Es
waren also Bauern, ode« Leute niederen
Standes, die hier waren und hier gehaust
haben darüber bin ich vollständig im
Maren mit mir! Aber was tst das?
sehte Hans von Wörth geschwind hinzu
lnid bückte sich: das tst die Spur eines
einen Herrensti.stls—so fein, daß er f.,st
ilnem Stutzer angehören könnt:. Gewiß
hier ist dieselbe Spur ;,»ch einmal und
>war dicht bei der ein«« Wagenspur— dann
>ber nicht wieder. Der Mann mit den
sein, » Sliefeln ist in den Wagen gestie
zen, darauf möchte ich schwören! Der
Mann mit den feinen Stiefeln tst den
Wagen gestiegen, darauf möchte ich schwö
ren! Der Hacken ist bei Weitem tieser ein
gedrückt, als der vordere Theil, gerade so
wie es der Fall ist, wenn man in den
wagen steigt oder einen Berg hinauf,
steigt. Das habe ich Alles drüben gelernt
und tausche mich darin nicht. Und die,
welche es mich lehrte, ist jetzt im Himmel.
Sie steht mich von dort und ich hoffe,
ste wird mit mir zufrieden fein.
Und indem der Knabe dies sagte, erhob
er seine thränenfeuchten Augen mit einem
Ausdruck zärtlicher Dankbarkeit gen Htm
mel, worauf fein Blick sich langsam wie
der der Erde zuwandte.
In selben Augenblick stierten seine Au
ge» auf einen bestimmten Punkt, wie
wenn sie da plötzlich etwas Außerordent
liches entdeckt hätten.
Fünftes Kapitel.
Der Schäfer.
Wenn mit dem Lichte um die Herrschaft
Die Nacht in blutarm Streite wirbt.
Bis lächelnd unter seinen Wunden
Der Tag, der holde Herrscher stirbt;
Wenn dann die Damm'ruua ihre Schleiir
Um den geliebten Todten hüllt
Das ist die Stunde, deren Zauber
Mit Riihiuug jede Seele füllt.
Die Lippc pi.jilich brlu und schweigt;
Ernst Schernberg.
Der Knabe bückte sich und bog vorsich
tig die Zweige eines kleinen Gebüsche» von
tinander und forschte auf dem Boden nach.
Bald darauf erhob er sich, einen glän
zenden Gegenstand in der Hand. Es war
dies ein kleines goldenes Petschaft, wie man
rs auch wohl heut noch, wenn auch selten,
an der Uhrkette zu tragen pflegt, während
dies in früherer Zeit ein allgemeiner
Brauch war.
Hans untersuchte dasselbe sehr sorgfäl
lig, bemerkte daran aber nichts weiter, was
seiner Aufmerksamkeit werth gewesen wäre,
als daß auf dem kleinen rothgrünen Stein
ein C mit einer Grafenkrone gravirt war;
indeß der arme Junge war nur wenig in
der Heraldik unterrichtet und er betrachtete
deshalb mit ziemlicher Gleichgiliigkeit die
gräfliche Krone mit ihren kleeblallähnlt
chen Verzierungen.
„Ein gekröntes E, sagte er still vor sich
hin, was kann da» bedeuten? Nun gleich
viel, mir kann es gleichgiltig sein! Ich
werde das Petschaft meinem Lieuienant
geben und ihm Alles mittheilen, was ich
hier gesehen und erlebt habe."
Und als Hans von Wörth sich davon
überzeugt hatte, daß hier nichts mehr fei
ner Aufmerksamkeit werth war, stieg er die
Letter wieder hinaus, und kroch gewandt
durch da» Fenster in das Zimmer zurück,
dessen Einzelheiten er bereits mit so gro
ßer Sorgfalt durchforscht hatte.
„Nun, Hans, was hast Du denn ge
funden? fragte plötzlich eine wohlklingende
Sltmme.
Der Knabe drehte sich um.
Buchholz stand auf der Thürfchwelle.
„Ich habe nicht« gesunden, antwortet«
unser Tambour.
„Ich auch nicht, war die Antwort de«
Soldaten."
tSirhe »irrte Seite.)