Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 18, 1871, Page 1, Image 1

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    Scranton Wochenblatt.
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Dr. (Hmltpert,
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Bcm vn'rnn Iloiisn,
A. <5. Kvttmso»,
deutscher Nhriuacher Ll Juwelier,
Wyoming Ave. gegenüber dem Wyoming HauS,
. Scranton, Pa.
Scranton, tl>. Jan. 1866 ha
V. Mkerrifield,
Advokat und Sachwalter,
Osstce in Pauli'S Block, Lackawanna Ave
nue. l9mzB
Wer ist schuldig?
Erzählung von Friedrich Friedrich.
(Fortsetzung.)
Der Inspektor schritt in seinem Zimmer
ans und ab. Der sonst so ruhige Man»
befand sich in einer Aufregung, die er
nicht zu dämpfen vermochte. Er nach
Frankreich berufen unter glänzenden Be
dingungen! Hatte nicht der junge Mann
gesagt, er selbst niöge diese Bedingungen
bestimme»? Er dachte an einen Gehalt
zwei Mal so hoch als sein jetziger un
willkürlich schreckte er zurück. War eine
solche Forderung nicht allzu unbescheiden?
Nein, wen» man ihn haben wollte, sollte
man ihn auch theuer erkaufen. Haha!
Man brauchte ihn ja, um i» das franzö
sische Gefängnißwesen Ordnung zu brin
gen! Er entdeckte Vorzüge an sich, die
er bis dahin selbst noch nicht gekannt hatte,
sei» Selbstbewußtsein hob sich und damit
auch sei» Körper. „Nein, vi.'r Mal so
viel Gehalt sollten sie ihm bezahlen, als er
jetzt bezog, unter anderer Bedingung
wollte er nicht gehen, und als er daran
dachte, daß er dann ganz anders auftre
ten, daß er gleichsam die deutsche Intelli
ganz repräsenlire» müsse, als es ihn, durch
de» Kopf hinfuhr, daß seine Frau dann
berechtigt sei, kostbare Kleider zu tragen—
da steigerte er seine Gehaltssordernng um
höher verstiegen haben, wäre seine Frau
nicht in das Zimmer getreten. Sie störte
ihn in seinem Gedankenfluge und unwillig
über diese Störung ging er fprt, um In
tägliches Quantum Bier zu trinken..
Heinrichs Nachforschungen nach Arthurs
Frau waren ohne Erfolg geblieben, ob
fchon e>r noch einige Polizeibeamte zu sei
ner Unterstützung herbeigezogen hatte.
Nicht dip geringste Spur hatte er von ihr
entdeckt. Sollte er sich dennoch in feiner
Vermuthung geirrt habe»? Es ärgerte
ihn, daß er zu dem Untersuchungsrichter
darüber gesprochen halte. Ais er indeß
die Schriftzüge des Briefes abermals auf
merksam betrachtete, wurde sein Verdacht
aufs Neue gestärkt.
Er sagte sich, daß, wenn die Frau sich
wirklich in der Statt befand, sie vorzugs
weise die Nacht für ihre Thätigkeit wählen
werde, um nicht erkannt zn werden, da sie
viele Bekannte in der Stadt hatte. Es
war bereits spät in der Nacht, dennoch
unternahm er eine neue Wanderung durch
die Straße». Da « noch keinen bestimm
ten Anhaltspunkt hatte, mußte er auf den
ZufaS oder das Glück bauen.
In einen Mantel gehüllt durchwanderte
er langsam die Stadt. Er schritt au dem
Gefängnißgebäude vorüber, dort war al
les still, langsam schritt die Wache vor
demselhen auf und ab. Er mochte »och
nicht heimkehren. Ein Gedanke scheuchte
jede Müdigkeit von ihm. So lange er den
Verdacht hegte, daß Arthurs Frau sich in
der Stadl befinde, konnte er nicht daran
denken, Toni und ihrem Vater auf der be
schlossenen Reise zu folgen. Und doch
hatte er sich so unendlich darauf gefreut.
Seine Kräfte wäre» In der letzte» Zeit
übermäßig angestrengt, erbedurfle deshalb
der Erholung. In dem Geräusche der
Stadt kviiiite er sie nicht finden. Er sehnte
sich darnach, einmal alle Sorge» von sich
abzuschütteln und srei wie ein Vogel die
Berge zu durchreis«». Was nützte es ihm,
wenn während der Reise seine Gedanke»
zurückeilte»!
Nuhepunkt der Nacht bildet. Die spätesten
Nachtschwärmer waren heimgekehrt, das
Leben des neue» TageS hatte »och nicht
wieder begonnen. Nur Nachtwächter be
gegneten ihm hier und dort, auch sie schie
ne» ermüdet zu sein, die Stunde ihrer
Erlösung nahte. Der neue Tag mußte
balb hereinbrechen.
Unmuthig über seine Erfolglosigkeit,
begab er sich endlich auf den Heimweg.
Gefängnisse vorüber. Ais er in die Nähe
Gestalt vor sich herschreiten, ihr Gang
war ein leichter. Sie ging langsam, wie
Jemand der müßig die Siraße» durch
wandert. Als sie unter einer Laterne vor
überging. bemerkte er, daß sie sein geklei-
Es wird ein junger Mann sein, der sein
Hans verschlossen gesunden hat und nun
umherwandert, bis dasselbe an. Morgen
Da wandte der vor ihm Schreitende
sich um und beschleunigte seine Schritte,
als er thu bemerkt hatte.
Dies erregte Heinrichs Verdacht. Auch
er ging jetzt rascher, um den Voranschrei
tende» einzuholen. In wenige» Minute»
hatte er dies erreicht, dicht an dem jungen
Manne schritt er vorüber, um ihm ins
Gesicht zu blicken, dieser wandte den Kopf
zur Seite. Jetzt blieb Heinrich vor ihm
stehen und legte die Hand auf den Arm
des Unbekannten.
Ei» paar dunkle, leuchtende Augen
blickte» Ihm entgegen. Der Schein der
nahen Laterne ließ ihn dieselben deutlich
erkenne».
„Ach!" ries er überrascht. „Endlich —
endlich," und erfaßte den Arm des Frem
den.
„Was wollen Sie von mir?" fragte
bekannt ins Ohr klang.
„Ich suche Sie bereits die ganze Nacht
hindurch, Frau Loppin/' erwiederte Hein
rich,
In demselben Augenblicke erhielt Hein
rich einen Stoß auf die Brust, der ihn
zurücktaumeln machte, weil er nicht dar
auf vorbereitet war. Die Erkannte hatte
sich von ihm losgerissen und entfloh. Sie
bog In die enge Gasse, welche an dem Ge
fängnißgebäude bis zum Flusse hinlief.
Heinrich eilte ihr »ach, uni weniger ge
hindert zu sein, warf er den Mantel von
sich, verwickelte sich indeß darin und stürzte
nieder. In demselben Augenblicke sprang
er wieder auf. Die Fliehende hatte einen
ziemlichen Vorsprung voraus, allein in
dieser Gasse, deren Ende der Fluß bildete,
konnte sie ihni ja nicht entgehen,
Um sich auf Alles vorzubereiten, denn
bei dieser Frau durste er ausdaS Schlimm
ste gefaßt sein, zog er den kurzen Todt
schläger aus dem Rocke hervor.
Näher und näher kam er der Fliehen
den. Plötzlich schien sie vor seinen Augen
zu verschwinde». Sollte sie sich in den
Fluß gestürzt haben? Er hätte das Rau
schen des Wassers höre» müssen. Die
Dunkelheit ließ Ihn nichts erkenne». Da
langte er am Flusse an. Kaum zehn
Schritte von ihm entfernt sah er einen
kleinen Kahn rasch über das Wasser hill
gleite». Unwillig stampfte ,r mit dem
Fuge auf die Erde. Ein höhnendes
che» klang ihm aus dem Kahne ent
gegen.
Er war Ii» ersten Augenblicke entschlos
sen, sich In ten Fluß zu stürzen er war
ja ein gewandter Schwimmer. Ebenso
schnell gab er diese» Plan wieder auf.
Der Kahn glitt zu schnell dahin, und im
Wasser war er bülsloS. Sin Schlag mit
dem Ruder auf den Kopf konnte ihm den
Tod geben.
Vergebens suchte sein Auge an dem
User »ach einem zweiten Kahne. Es gab
nur eine Möglichkeit, die Entflohene ein
zuholen er mußte auf einem Umwege
das jenseitige User zu erreichen suchen.
So rasch als seine Kräfte erlaubten, eilte
er zurück in eine Nebenstraße und dann
über eine Brücke.
„Folgen sie mir," rief er einem ihm be
gegncnde» Nachtwächter zu und eilte wet
ter. Jede Secunde hatte Werth für ihn,
die Flüchtige durfte das Ufer nicht vor
ihm erreichen.
Und dennoch kam er zu spät. Als er an
dem Uf-r Niemand bemerkte, eilte er den
Fluß entlang, bis er den kleinen Kahn
leer vom Wasser forttreiben sah. Sie
Halle das ilser also bereits vor seiner An
kunst erreicht. Er durcheilte die zunächst
gelegenen Straßen, er rief die Wächter
dieses Reviers zusammen. Keiner dersel
ben hatte die Flüchtige geseben,
Er befand sich in einer Aufregung, die
er kaum zu beherrschen vermochte. So
nahe war er der Gesuchten gewesen, er
hatte ihren Arm erfaßt gehabt und den
noch war sie ihm entkommen, weil er ihre
Entschlossenheit unterschätzt, weil ihn das
Gefühl, einer Frau gegenüber zu stehen,
unwillkürlich weniger energisch gemacht
hatte.
Er beschrieb den Wächtern die Gestalt
der Entflohenen und befahl ihnen, alle
Straßen genau zu durchsuchen es war
vergebens.
Weshalb hatte die kühne Frau sich mit
einem Kahne nach jener engen Gasse be
geben? Hatte sie wirklich schon Gelegen
heit gefunden, sich mit den Gefangnen zu
verständigen? Hoffte sie auf die Flucht
derselben? Wollte sie dieselbe durch den
Kahn erleichtern?
Er eilte zurück zu dem Gefängnisse.
Das schrillende Pseisen eines Nachtwäch-
An dem Eingänge der engen Gasse
sah er zwei Männer mit einander ringen
unß hastig eilte er dorthin. Der Wächter
hatte einen hochgewachsenen Man» erfaßt,
war demselben indeß an Kraft unterlegen
und wurde von ihm niedergeworfen. Der
Unbekannte hatte beide Häude um seinen
Hals geschlungen, um ihn am Schreien
zu hindern und drohte, ihn zu erdrosseln.
In diesem Augenblicke erfaßte Heinrich
den Stärkeren und riß ihn zurück. Aufs
Neue entstand ein heftiges Ringen, das
selbe währte indeß nur kurze Zeit, denn
der Posten und mehrere Wächter eilten zu
Hülfe, und ter Mann wurde niederge
worfen.
Erst jetzt erkannte Heinrich denselben.
„Ach Herr Loppin," rief er er hatte
sich nicht geirrt, es war Arthur, der ver
zweiflungsvoll alle Kräfte aufbot, sich zu
befreien. Er mußte der Uebermacht un
terliegen, biß aber einen der Wächter so
heftig in den Arm, daß dieser laut auf
schrie.
Die Stühe Arthurs war dahin, wie ein
Wüthender gebehrdete er sich, seine dun
keln Augen rollten glühend und er trat
noch wie ein Tobsüchtiger mit den Füßen,
als ihm die Hände bereits gefesselt waren.
Es mochte freilich eine bittere Empfindung
für ihn fein, daß er wieder gefangen war,
nachdem feine kühne Flucht gelungen und
er die Luft der Freiheit wieder geathmet.
„Wir werden Sie von jetzt an in Ih
rer Zelle schließen, ein zweiter Fluchtver
such soll Ihnen nicht gelingen, dafür
werde ich Sorge tragen," sprach Heinrich
zu Ihm.
Arthur knirschte hörbar laut mit den
Zähnen und schwieg.
Der Wächter, der zuerst mit ihm ge
rungen, erzählte, daß er ihn in der engen
Gasse bemerkt habe, er sei vom Flusse
hergekommen. Da er ihm verdächtig er
schien, habe er ihn angerufen, allein Ar
thur habe versucht, ihn zurückzuwerfen
und zu fliehe». Nur mit dem Aufgebot
all feiner Kräfte habe er ihn zurückgehal
ten, es sei ihm indeß übel gekommen, da
er fast erdrosselt sei.
„Wären sie eine Minute später gekom
men, Herr Commissär," fügte er hinzu,
„so halte der Mensch mich wahrhastig ge
dämpft! ES dunkelte mir bereits vor den
Augen und ich war nahe daran, die Be
sinnung zu verlieren I Der Mensch hat
außerordentliche Kräfte."
„Diese Vögel scheinen sehr flüchtig zu
sein," entgegnete Heinrich über den glück
lichen Zufall, der ihn zur rechten Minute
sicher geführt, erfreut. „ES gibt indeß
Käsige, die auch für solche Vögel zu fest
sind! „Wie sind Sie aus Ihrer Zelle
entkommen?" wandte er sich an Arthur.
Dieser schwieg, hielt indeß das glühende
Auge so fest und so drohend auf ihn ge
richtet, daß er fühlte, er habe Alles zu be
fürchten, wen» dieser Mensch je die Frei
heit wieder erlangt«.
„Nun die Untersuchung Ihrer Zelle
wird es ja zeigen," fuhr Heinrich fort.
Niliniiitr 20.
' „Ihre Frau steht jedenfalls damit in
Verbindung. Ich hatte vor einer halben
> Stunde das Vergnüge», ihr zu begegne».
> Sie ist mir entflohen, allein hoffentlich
ist auch sie in diesem Augenblicke bereits
verhaftet I"
Arthur athmete rasch und schwer.
„Teufel!" rief er. Er brachte dies
Wort kaum hervor.
„Neunen Sie mich immerhin so!" ent'
gegnete Heinrich. „Ich habe es mir zur
Aufgabe gestellt, Sie vollständig zu ent
larven u»d dies ist mir gelungen. lept
gebe» sie jede Hoffnung auf, den» sie wäre
eine Thorheit!"
Der Gefesselte wurde in das Gesäng.
niß zurückgebracht. Der Inspektor war
nicht wenig erstaunt, als er aus dem
Schlafe gepocht wurde und den Gefesselten
erblickte. Er hatte besonders fest in dieser
Nachi geschlafen. In der Freude über das
ihm gemachte glänzende Anerbieten, in
den« zuversichtlichen Traume von seinem
künftigen hohen Gehalte hatte er l» der
Restauration einige Glas Bier mehr ge
trunken, als sonst feine Gewohnheit war.
„Woher haben Sie den Gefangenen?
Wie kommt er in Ihre Hände?" fragte
er, halb noch im Schlafe verwirrt, die
Augen starr auf Arthur gerichtet.
„Wir haben ihn auf der Straße ge
funden," entgegnete Heinrich. „Herr In
spektor, eS scheint Ihren Gefangenen jept
sehr leicht zu werden, zu entfliehen."
„Er kann nicht entflohen sein es Ist
»»möglich!" rief der Inspektor.
„Den Beweis der Möglichkeit sehen
Sie hier mit eigne» Augen," fuhr Heiu
rich fort. „Nun es wird sich ja erweisen,
ob irgend Jemand die Schuld einer Nach
lässlgkeit trifft."
„Wie sind Sie aus Ihrer Zelle ent
kommen?" wandte sich der Inspektor mit
größter Erbitterung an Arthur.
„Sehen Sie," fiel Heinrich ein. „Der
Herr versteht zu schweige», die Untersuch
ung feiner Zelle wird Alles aufklären!
Legen Sie dem Gefangenen feste Hand
schelle» an," befahl er einem der Gesäng"
nißwärter, „binden Sie ihm auch die Füße
und bleiben Sie bei ihm. Er soll sich nicht
rühren, bis ich zurückkehre. Sie hasten
für ihn. Ich werde zuerst seine Zelle un
tersuchen."
Von dem Inspektor geleitet, begab er
sich l» die oberen Räume de» Gefängnis
ses, in welchen Arthurs Zelle lag. Als sie
den vor denselben befindlichen Gang be
traten, fanden sie den Wärter, welcher die
Nachtwache hatte, fest schlafend in einer
Ecke sihen.
„Hier scheint Alles bezaubert zu sein
i» dieser Nacht," bemerkte Heinrich, nicht
ohne tadelnden Spott.
Unwillig rüttelte der Inspektor den
Schlafenden wach, mit den heftigsten
Worten stürmte er auf ihn ein.
„Wo ist der Gefangene? Wo ist Lop
pin?" rief er, auf die Thür von Arthurs
Zelle zeigend.
Der Wärter stand erschreckt, verwirrt
da. Wie ein Traum erschien ihm Alles
und er war nicht im Stande, sich zu fas
sen.
„Geben Sie mir die Schlüssel und
leuchten Sie," warf Heinrich ein, da des
Inspektors heftige Worte am wenigste»
geeignet waren, Klarheit zu verschaffen.
Die Thür der Zelle war sicher ver
schlossen und verriegelt. Sie traten In
die Zelle ein. Heinrichs Blick fiel sofort
auf das Feitster.
„Ach, auch hier das Gitter fort!" rief
er. Er nah», dem Wärter das Licht aus
der Hand und trat an das Gitter. „Die
Stäbe sind auch hier durchsägt, geschickt
durchsägt. Woher bekommen die Gefan
genen die Instrumente?"
„Es ist mir ein Räthsel!" warf der
Inspektor ein.
Heinrichs Blick glitt über das Gesicht
des Wärter« hin. Sollte dieser sonst so
treue Mann sich von dem Gefangenen
dennoch haben verlocken lassen?
„Haben Sie kein Geräusch gehört?"
fragte er. „Unhörbar läßt sich ein solcher
Eisenstab nicht durchsägen."
„Ich habe nichts gehört," versetzte der
Wärter.
„Weil Sie geschlafen haben!" fiel der
Inspektor ein. „Ich werde Sie aus dem
Dienste entlassen, denn Sie sind unfähig
dazu."
Wieder unterbrach ihn Heinrich.
„Lassen Sie," mahnte er. „Trifft den
Mann eine Schuld, so steht ihm noch eine
härtere Strafe bevor." Er leuchtete an
den Boden, fand aber nichts. Aus der
zerrissenen Decke hatte auch Arthur sich
ein Seil angefertigt, an dem er sich hinab
gelassen. Er war geschickter gewesen als
Slnell. Die Säge oder Feile, mit welche»
das Gitter durchschnitten war, fand sich
nicht.
„Lassen Sie die Zelle so wie sie ist, bis
morgen." sprach Heinrich, indem er den
engen Raum verließ und die Thüre selbst
lSlehe »ierte Gelte.)