Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 16, 1871, Page 1, Image 1

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    Scranton Wochenblatt.
?. Jahrgang.
Dr. A. Bodeman,
Linden Straße,
zwischen der Penn und Franklin Avenue.
Ofhee-Stuaden. Morgens von B—9
Nachmittag« „ 3—k
AbrndK >. B—9
In Mwcscnbcii wird gebeten, Nachricht zu hin
rlassen. 7mz7
Dr. Kamill Krejei,
deutscher '
Wnndarzt n. («rbnrtshelfer,
Office iu Wyoming Avenue, .»kaisee'S HauS.
diniri von t i Uhr Vormittag« bis 3 Uhr Nach
psn n'g jeden Montag, Mittwoch uud Frei
ag, von t t Vorm. bis 3 Nbr Nachm. 28n7
Dr.
Deutscher Arzt,
Wundarzt nnd «Hel'nrtSkelfer.
Office im Hause von I. Schimpff, Cedarstraße.
Sprechstunden Morgen, v>'N B—9,8 —9, Mittags von
—3, Abends von ti—B. l»s 8
Deutsche Apotheke,
Ii! a ck a w ali n a Avenue,
eben Handley'S MeechantS u. MechanieS Bank.
9apB H. F. Lolieck. >1
Deutsche Apothtke,
Dr. S. W. Ruch.
W / 'Zaknarzt,
Halbrs Gcbiß <-2<l, ganzes
-gen.
Office oberhalb Mathews Apotheke. 1409
W. O. Tower.
Stellen - Nachweisnnas-
Bnr e an»
GcschästSstunden! Bon 9—llj Übe Morgens,
«on l—t Uhr Nachm. und 7—B Uhr Abends.
Verlangt—Stellen für Clerks, Verkäufer,
Hanerkcr, lol> »tost
bi?lig besorgt
Dupaut Breck,
Advokat nnd Nachmalte,
John <Y. Tailer,
um gefälligst durch zahlreichen
re^na» jedem Stadttheile geliefert. 2tinB
Fischer « Assion,
Groecricn und Provislouen,
kein Heu zu kaufe», außer «S ist h/er grwogrn
«ordrn. Nährre Auskunft bei
tvjrkk Christian Völker,
Prnn Ave., nahe Münster'S Möbelstorr.
VsrsickerunA,
Spedition und —Wechsel.
A. Stewart Potter (Nachfolger von G.
H. Walter) ist Agent für die „Home Verfichee
unaS To. in New Aork" und „Lvcoming Tount?
Mutual." Fernrr Agent für all« europäischen
Dampfer-Linien. auf Dampf
men und alle anderen Häsen werden verkauft.
Wechsel weiden nach allen Theilen des alten Va
terlandes z» den nirdrigsten Raten ausgestellt.
Oit.!l, Ävenur (Zeidler«
Block), Zimmer R».t, obenauf. tkdg
Tapeten <K Wandpapier,
Fenster-Norhknqe,
Schl-, Dlak- und Schrcibbüchcr,
Schreibmaterialien.
Lcinw an o rhä ng e werdrn Beste!
Sprecht bei nns vor.
Karl D. Nenffcr,
Kappen
tBap7 Tarl D. Neusfer,
(Hnnster Sk Hnll,
Großes Mobilien-Lager,
ÄuSzlkb^sche^Brttst.itt
und billig, als die Zeitumstand > es er-
Scranton, lt>. Jan. tBt>6. ba
Lokal-Beränderniig.
Möbeln! Möbcln!
Gliesier A» <?o.,
Scranton, 28? Febr. lBkti.
Garnev, Tripp St <5 ~
Gchnnpf-, Ranch- nnd Kan-
Taback. Pfeife» »e.
Aug" Rauchtabalks. '
3ltB Lackatvauna Avenue.
IS" Deutsch wird von Hrn. John S. Schort
Nenes
Ltablisscment.
Kleider-Geschäft,
in I. Zeidler'S Gebäude,
ge^n
ck Bel> nvlSer,
207 Lackawanna Av«nue. 207 !
. Zttdler'« Block.
Gerau,on, 2S. April IBSS.
Wir zeigen nicht an,
- sondern »erlassen uns auf die Wüte und Prrtse >
> unserer Waaren, welche den Ads.itz sich,rn müssen. >
Da« billigste Groeerle-Geschäft im Staate,
I Lackawanna Ave., ! SN«
in Jakob Schläger« Backsteingebäude,
? 29ap9 Siranton, Pa.
Peter Crerer,
N esta t» rntion,
s - Aalte und warme Speisen zu jeder Tageszeit,
! nebst anderen Erfrischungen. 2Ss7O
Seranton, Luzerne Countli, Pa.. Donnerstag den >K. Februar 1871.
Keller St Scknrhvlz.
Schreib buch Fabrikanten
Nnchbinder.
20l i'aika. Avenue, Block.
Werkten., e, a n Sge w > !>lte S Mate-,
rial und Erfahrung
auf.« Beste, Schnellstes» entsprechen. Wir ein-
Schreil'bncber«.
!> derl n chern,
-'«ecclpt Büchern,e..
Bibeln, t^ebetbncher.
Mnfik, t^artenlanbe.
Novellenschatz
schnell und stark gebunden und die billigsten
Mit Achtung! <
ChaS. jtetler,
Scranton, den I. Dezbr l87t». —lüd7>^
Zeesen! Oese«!
Bittigsten Preisen.
Joseph Ober,
Blech-, .Kupfer- ck Gisenwaaren,
Oese», sowie alle dem Haushalt nöthige» Gegen
stände, als Messer, Kabeln, Löffel Bügeleisen
bester Qualität.
Benders empfiehl :er dauerhafteste
jeder Art. " 2limzB
Ne »es
Möbel- Oesehäst.
h H ,1 A 112
Scranton, 2. Dez. IBV9—da
t^s«t>ästS-An;etge.^
Joseph Becker,
Mobelhändler,
daß re in Merrifield'S Bloch Mnr.firaße,
cröffiict. Nicht »ur dal» lr Mo
> besorg,. f.
Nen r
läap7o Zakob Engel.
Yauer Wanke,
(Hrocericcn nnd Provisionen,
Nassen.
Zakob Haue». I Friedrich Wanke.
Nachricht
unter den Bestimmungen der Akte, beti
telt: „Eine Akte zur Festsetzung eines Fretbankrn-
SystemS in Pennsplvanien und zur Sicherung
des Publikums »or Verlusten durch insolvent«
Banken," genehmigt am 31. März lSKtt,
Die besagte Bank sott beißen „Tit MeeibantS
und MechanirS Bank von Scranton" und iokirt
kapital von ch25»,»M, in Antheilen »on je fünf
zig; mit dem Privilegium, die Summe auf ir
gend einen Betrag zu erhöben, drr eine Milliog
Scranton, 27. August lB7t>—vm
«s <YeschäftS-Karten.
>7.
Architekt, Baumeister Stlngenieur.
(Städtischer Vermesse»,)
Zlmz Scranton, Pa. 7v,tj
n. (-ittnpdell,
R e ch t s - A n w a l t»
pünktlich besorgt. 7jl7<>
C. Q. Carman, Händlerin
PineßrookKohlen
Office in No. kW Penn Avenue,
2jlB Scranton, Pa. tj
K. D. CollinS,
RechtS-Anwalt,
Peter Creter,
HanS-, Srbild-,
AreSeo- St Ornamental-Maler,
Dr. Gninpert,
praktischer deutscher Arzt.
2257» Qsfiee» Scranton HanS
(Gustav Hahn,
Advokat und Rechts-Anwalt,
Office mit Stanley Woodwarb, Esq., Franklin
Straße, Wilkesbaere, Luzerne Co., Pa., tjrl
Alexander Hsay,
/rcseo-, Haus- und Jehild-Maler,
Ä. Kouarsou,
deutscher Uhrmacher bi Juwelier,
Scranton, Ii». Ha». 18K6 ba
G. Merrincld,
Advokat und Sachwalter,
Office in Pauli'S Block, t'ackaivanna Ave
nue. . i9mzB
Deutsch-Englische
Elementar-Schule
von I. H. Naticb,
Schullokal! In Hrn. ChaS. Fries'HauS,
Eedarstraßr. 3n7tl
Friedrich Scholl,
Freses-, Ha/ - und Jehild-Maler,
Pia uo-Unterricht.
ertheilt von Julius Bokuiiek,
(7ap7(l)
F W. Münster,
Advokat und RechtS-Anwalt,
Wer ist sehnldig?
(Fortsetzung.)
Tont begletttit Htlnrich bis an dt«
Gartrnthür. Fest hielt fle seine Hand in
der ihrigen und blickt« thm noch «in Mal
glückstlig in das Auge.
Z«it Dich nicht sehen lassen?" fragte ste
fcherzrnd.
„Könnte Ich »«, auch wrn» Ich wollt«,"
»ntgegnett Heinrich. „Mein Herz und
rück."
„Dafür nimmst Du dir meinigen mit,"
fuhr Toni fort. „Darf ich m»in»m Vat»r
sagen, daß ich jetzt Dttn bin?"
„Ntin, Toni, laß mir dit gr»ud», dt»«
gibt."
andtrn Manne m«int Hand reichen!"
Noch «inmal flüst«rt« H«inrich ih» «tn
li«brs Wort zu und «tlt« dann fort üb«r
den Hof der Fabrik.
Aus feine» Augen leuchtete da« Glück,
welches er in der Brust trug, feine sonst
so blasse» Wangen waren geröthet, der
Himmrl trschitn ihm höhrr und blaurr,
die ganze Welt hätte er an dit Brust zir I
htn mögen. Da trat ihm Victor entg«-
gen. Sein dunkle« Auge glühte, um sei
nen Mund zuckte ein spöttische«, höhnen
de« Lächeln, sein ganze« Gesicht war durch
die leidenschaftliche Erregung vtrzerrt.
Heinrich »olltt an thm »orüh«r«tlt»,
denn er hatte nichts mit ihm zu fchaffrn.
j „Halt, Herr Wallis!" ri«f Victor und
v«rtrat ihm fast den Weg. „Dieser Hof
gehört zu Eigenthume, treffe ich
chen!"
Mit ruhigem Stolze blickte Heinrich Ihn
an; er wollte ihm antworten, zur rechten
Zeit noch drängte er das Wort zurück. Er
wandle sich von ihm ab und schritt weiter.
Victor rief ihm ein höhnendes Wort
nach.
Toni haltt Victor'S Worte gehört und
theilte dieselben ihrem Vater mit, sobald
derselbe zurückgekehrt war.
Der Unwille, welcher schon seit einiger
Zeit in Urban's Brust stch angesammelt
hatte, bedurste nur dieses Anstoßes, um
überzuwallen. Er hatte sich zwar betm
Verkaufe der Fabrik da« Siecht vorbehai
fübrende Thür verschließen und einen
neuen Eingang auf die Straße durchbiß
chen.
Arthur hatte kaum von dem Vorfalle
„Mein Bruder ist leidenschafllich,"
sprach er „sein heißes Blut reißt ihn hin,
sehe» Sie es als eine Thorheit an, die nie
wieder geschehen wird, dafür bürge ich
Ihnen."
„Herr Loppin," eüigegneie Urban ernst,
„Ihr Bruder ist keiO Knabe mehr, dem
man solche Thorheit nachsieht, Sie müssen
„Bester Freund," siel Arthur fast er
„Es ist bereits getrübt!" bemerkte Ur.
bau ruhig.
„Mein Bruder selbst soll Sie um Ver
zeihung bitten, ich thue es in seinem Na
men; ich weide selbst an Ihren Neffen ei
nig« versöhnen»« Zellen schreiben," fuhr
Arihur fort, „lassen Sie wenigstens mich
„Herr Loppin," gab Urban zur Antwort,
„ich glaube, unser freundschaftliches Ver
hältniß war schon vorh«r nicht mehr das
alte. Ich habe mich in Manchem getäuscht
und Sie wissen, es vergißt stch nichts
schwerer als Täuschungen."
Vergebens bot Arthur tn seiner ge
schmeidigen, liebenswürdigen Weise Alles
auf, um sich zu rechtfertigen und die Ver
änderungen, welche In der Fabrik vorge
nommen waren, als ohne feinen Willen
geschehen darzustellen. Urban's Ansicht
vermochte er nicht zu ändern und als er
schied, fühlte er, daß,die Freundschaft mit
Urban gebrochen war.
Selbst leidenschaftlich erregt, da ihm
nichiS'unerwünschter hätte kommen kön
nen, sucht« er seinen Bruder auf und traf
thn auf dessen Arbeitszimmer. Mit hef
tigen Vorwürfen überhäufie er ihn.
Victor zuckte halb spöttisch mit der Ach
sel.
„Du hast wie ein Knabe gehandelt,"
fuhr Arthur fort, „denn Du weißt, wie
sehr wir Urban's freundschaftliche Gesin
nung noch nöthig haben!"
„Neinl" ri«s Victor, «rr«gt aussprin
g«nd. „Wir haben sie nicht mehr nöthig.
Wir wollen aus die thörichten Launen d««
eigensinnigen Mannes keine Rücksicht
mehr nehme», haha! Die Fabrik ist ja
unser Eigenthum, wir sind die Herren der
s«lb«n und wir wollen Handtin, wt« ««
un« btlitbt!"
Lang« Jett b«ri«th«n dt« b««d«n Brüder
mit «tnand«r. Dt« Block« hatt« b«r«lts
dtt Stund« d«r Mtttag«ruh« ang«iünttgt,
si« hört«» dl«s«lb« nicht; ting«schioss«n auf
Victor'« Ztmmtr faßtn flt da, ihrt Stim
mt» wartn ruhigtr gewordrn, flt spracht«
ltistr und wt»n auch »in Ohr stch an dit
Thür g«l«gt hättt, e« würdt nicht «in tin
zige« Wort Ihre« Besprächt« vtrstanden
In geringer Entfernung von der Fa
brik. in »intr schmaltn Ntbtnstraß». lag
tln kltint« nur tinstöckige« Hau«; tin klti
n«r Gart«n btfand sich vor drmftlben.
Bor «Intr Reih» von lahnn hatit dasstlht
«in rtlchtr Bürgtr aus M. »rbaut. um tn
dtmstlbtn mit s«in«r gamtii« di« Som
mtrsrische zu genieß«». Damals gehörte
noch »in großtr Sarttn zu demselben und
da« kl»tne G»bSud« lag. ring« »on Gär
t»n umg«b«n, halh zwischen Bäum«n v«r
sttckt, tin rtiztNVtr Ruhrpunkt sür Itmand,
dtr, nach d«n Arbtittn und Müht» dt«
Tagt«, das G«rä»fch d«r Stadt flt«ht. E«
, lag still, fast «infam und doch d«r Stadt
nahe genug, um sie in w«nig«n Minu»«n
zu err«lch«n.
«ls stch ah«r dtr Stadt allmällg «rw«t
-> I t«rt« und dicht »»r dem Thore gletchsa«
eine neue Stadt erstand, als die Gärten
nebenan verkauft wurden und Fabrikge
bäude auf ihnen emporwuchsen, war es
mit der Stille und Ruhe des kleinen Hau
ses zu Ende. Die reine, frische Lust war
durch die hohen Dampsessen ringsum
ohnehin gründlich verdorben. Der Be
sitzer verkaufte da« Grundstück, um den
Aufenthalt feiner Sommerfrische weiter
hinaus zu verlegen, und in dem kleinen
mit seiner Schwester.
Wendel war ein sehr tüchtiger und be
fähigter Arbeiter, allein in seinen Adern
floß ein heißes, leicht erregbares Blut,
welches ihn bereits zu mancher Thorheit
verleitet hatte. Sein Bater war früh ge
storben und uuter Entbehrungen der man
Dies halte schon zeitig ein Gefühl der
Erbitterung gegen alle Reichen in ihm
entstehen lassen. Kaum war er indeß im
Stande gewesen, sich selbstständlg ernähren
zu können, so halte er keine Mühe und
Arbeit gescheut. Es war ihm sogar ge
glückt, sür seine kränkliche Mutter und
seine jüngere Schwester eine sorgenlose
Existenz zu gründen; er lebte mit ihnen
in dem klein»» Hanse, bis ihm die Mutter
vor ungefähr einem Jahre gleichfall« durch
den Tod entrissen ward.
Die Schwester Marie hatte ihn nicht
verlassen, sie besorgte den kleinen Hau«,
stand und war bemüht, denselben so
freundlich als möglich z» gestalte», um
dem Bruder das HauS angenehm zu ina
schroff Wendel in seinem leidenschaftlichen
Als Wendel mit Sinell in einer Restau
fuchte Sinell Wendel öfter Abends in fei
ste gestaltete die Ersparnisse immer größer
und größer, so daß er sich im Geiste schon
als reichen Man» erblickte.
Marie hatte auf Sinell bald einen »te
er sich um ihre Liebe und Wendel stellte
ihm kein Hinderniß entgegen. Er hatte
von Stnell, der sich nach feiner Ansicht der
Arbeiterfrage tn so lebhafter Wetfe und
Schwester sich mit einem solchen Manne
verband, mit dem er sich geistig so eng ver
wandt wähnte.
Auch Mariens Herz war bei Sinell'«
Bewerbungen nicht kalt geblieben, denn
er konnte so liebenswürdig und weich sein,
daß er jede« unbefangene Herz für sich ge
wonnen haben würde. Bald waren Beide
verlobt und Sinell verkehrte täglich tn
dem kleinen Hause. Nur tn der letzteren
Zeit war er weniger oft gekommen und
gegen Marie auch scheinbar kälter gewor
den. 'Sie hatte ttes Ihrem Bruder ge
klagt, allein Wendel beruhigte fle damit,
daß Sinell tn der Fabrik viel beschäftigt
fei, daß er sich ganz und gar seiner neuen
Stellung widme. Er war nicht im Stande,
einen Verdacht gegen den Mann zu fassen,
von dem er so viel hielt, auf den er alle
seine Hoffnungen für die Zukunft gesetzt
hatte.
In sorglo« heiterer Stimmung kehrt«
er etne« Abend« von der Arbeit heim. E«
fiel ihm auf, daß er im Zimmer kein Licht
bemerkte und daß Marie, wie fle e« sonst
zu thun pflegte, thm nicht entgegenkam.
Al« er In da« Zimmer trat, hörte er die
Schwester leise weinen.
„Marie, wa« ist geschehen?" fragte er,
hastig an st« herantretend.
Ste antwort«!« nicht, sondern w«int«
laut«r.
~Wa« ist g«schehen, sprich!" wied«rholt«
«r bestürzt.
Al« «r auch j«tzt noch ktln« Antwort er
ht«lt, zünd«te «r rasch Licht an und blickt«
nun In da« von Thrän«n g«röth«t», v«r
zw«tflungSvolle Gesicht der Schwester.
Aus sein Drängen gestand fle thm. fle
habe gehört, daß Sinell mit «intin andtrn
Mädchen vi«l verkehr« und d«ms«lb«n s«in
H«rz geschenkt hab«. St« hab« «S nicht
glaubrn wollen; al« «r indkß vor unge
> fähr «in«r Stund« zu ihr g«k»mm«n und
Nummer?.
l st« ihn darum befragt, habe er «« selbst
zugestanden.
Da« Blut war bei diesen Worte» aus
Mendels Wange» gewichen, er erfaßte
mit der Rechten krampfhaft den Tisch.
„Er hat es selbst zugestanden?" wieder»
fuhr Marie schluchzend fort.
„Er sagte, daß er sich in seinem Herzen
getäuscht habe, daß er mich nicht mehr
liebe wie Anfangs, daß er nicht hoffe mit
mir glücklich zu werden und daß er des
halb wünsche, unsere Verlobung weide
aufgehoben."
Wendel« Zähne nagten auf feiner Un
terlippe.
„Und was hast Du ihm daraus erwie>
dert?" fragte er.
„Ich weiß es selbst nicht mehr," gab
Marie schluchzend zur Antwort. „Ich war
so bestürzt Hiera» hatte ich nicht ge
glaubt, denn ich habe ihm ja nie Ursache
gegeben, mich wenigrr zu lieben."
„Nein, das bast Du nicht!" rief Wen
del und seine Stimme bebie. „Ich weide
ihm jetzt die Antwort bringen, die er von
Dir hätte hören sollen!"
Er wandte sich rasch der Thür zu, um
das Zimmer z,i verlassen.
Marie sprang aus und hielt ihn zurück.
Sie kannte den leidenschaftlichen und hef
tigen Sinn ihres Bruders.
„Karl, bleib hier! Was hast Du vor?"
rief sie.
„Ich will ihm die Antwort bringen!"
entgegnete Wtndel. „Er bat Deine Ehre
beschimpft ohne Veranlassung und dt»
Ehre Ist das einzige Gut. welches Du
hast!"
Er versuchte, sich von ihr loszureißen.
„Karl, bleib hier!" bat Marie angst
voll.
„Nein!" rief Wendel fest enifchlossen.
„Wenn er Dich nicht mehr liebte wie frü
her, wenn er nicht ehrenhaft genug war,
um sein gegebenes Versprechen zu halte.,,
so konnte er »S mir sagen, ich würde Dich
langsam darauf vorbereitet haben, er war
dies Dir und auch mir schuldig!"
„Du wirst Dich zu einem unüberlegten
Schritte hinreißen lassen!" warf Marie
ein.
„Sei ohne Sorge, Ich werde es nicht
thun," gab Wentel zur Antwort. „Aber
ich werde ihm sagen, wie er an Dir ge
handelt hat, ich werde ihm sagen, daß die
Freundschaft zwischen uns für immer ver
nichtet ist, daß ich ihn verachte und ich
werde ihm den Rücken kehren!"
Er riß sich los und stürzte aus dem
Hause. Marie vermochte ihn nicht zurück
zuhalten.
Nur wenige Häuser davon entfernt
wohnte Stnell. Mendels Stirn glühte,
sein Blut floß heiß durch die Adern, als
er Sinells Wohnung erreicht hatte. Noch
wußte er nicht, was er sagen wollte, allein
er faßte den festen Entschluß, sich zu keiner
Gewaltthat hinreißen zu lassen—er dachte
an seine Schwester, für die zu sorgen seine
sterbende Mutter ihm an'S Herz gelegt
hatte.
Um die stürmenden Gedanken zu beru
higen, strich er mit der Rechten über die
glühende Stirn hin, dann trat er entschlos
sen in Sinell's Zimmer.
Ruhig s«ß Stnell am Tische und ver
zehrte sein Abendbrot. Das Blut wich
etwas aus seinem Gesichte, als er Wendel
eintreten sah und aus seinen Zügen die
Erregung erkannte; fein Auge zuckte, in
deß blieb er äußerlich völlig ruhig und
fuhr im Essen fort.
„Guten Abend, Wendel," sprach er mit
scheinbar unbefangener Stimme.
Wendel erwiederte den Gruß nicht, er
regt trat er an den Tisch heran.
„Du bist heute Abends«! meiner Schwe
ster gewesen," sprach er und brachte nur
mit Mühe au« der krampfhaft zusammen
gepreßten Brust die LZ»rte hervor, „Du
hast ihr gesagt, daß Du fle nicht mehr lie
best —daß Du die Verlobung mit ihr auf
zuheben wünschest?"
Stnell hatte da« Messer bet Seite ge
legt und sich fast nachlässig auf dem
Stuhle zurückgelehnt; sein Auge hatt«
sich halb geschlossen und ruhte mit stechen
dem Blicke auf Wendel.
„Ganz recht, da« habe ich gethan," ee
»iederie er mit nachlässigem Tone. „Ich
hielt e« für meine Pflicht, Deiner Schwe
ster die« zu sagen."
„Du hieltest e« für Deine Pflicht, fle zu
„Sollte ich fle vielleicht hetrathen, ohne
daß ich sie liebe?" warf Slnell ein.
„Äienn Du Dein Wort nicht halten
. wolltest, wenn e« Dir gleickgilttg war,
i da« unschuldige Herz eine« Mädchen« zu
> brechen," fuhr Wendel erregt fort, „wenn
Du sie wirklich nicht mehr liebtest, dann
r hättest Du ehrlich sein und e« mir sagen
, sollen, damit ich im Stande gewesen wäre,
fle darauf vorzubereiten."
„Ein solche« Gewicht habe ich nicht
! darauf gelegt," bemerkte Glnell gleichgtl
» tig. „Ich begreife Dich nicht, D» ni-nmst
> (Siehe viert'