Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, November 17, 1870, Page 1, Image 1

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    Scranton Wochenblatt.
6. Zahrganq.
Dr. F. Bodeman,
Linde» Straße,
zwischen der Penn und Franklin Avenue,
Oftiee-StUiiden, Morgen« von B—9
Nachmittags „ Z—6
Abend« „ B—9
In Abwesenheit wird gebeten, Nachricht zu bin
erlasfen. ?'"i7
Dr. Kamill Krejei,
Arzt, Wundarzt u. Geburtshelfer,
Office in Wvoming Avcnuc, Kaiser'« HauS,
dinirt von ll Uhr Vormittags bis!! Uhr Nach-
Impfung jeden Montag, Mittwoch nnb Frei
ag, von t t Vorm. bis 3 Uhr Nachm. 28»7
Dr.
Deutscher Arzt,
Wundarzt und Geburtshelfer.
—3, Abends von «>—ll>sB
Deutsche Apotheke,
5 > 8 t! a ck a w a » i> a Avenue,
eben Handlep's McrchaiilS ». Mechanics Bank.
9apB H. F. Labrck. >i
I''.. (Üiili' iulun,
Deutsche Apothtke,
Zlti Lackawauua Avenue.
Dr. S. W. Nnch^
agS von t2j—2>indtij— B. VonB Nhr Abends
bis 7 Nbr Morgens in seiner Wohnung, No.
Zahnarzt,
verfertigt künstliche ahne, welche die natürlichen
an Schönheit und Dauerhaftigkeit übertreffen.
Auch werden ahne ausgefüllt und schmerzlos ge
-gen.
Offire oberhalb MathewS Apotheke. 1409
Gnstav Hahn,
Advokat nud RechlS-Auwall,
WilkeSbarre, Luzerne To., Pa.,
mpfiehlt sich dem deulschrn Publikum in allen in
ein Fach einschlagenden Mcschäften. Ausstelln»-
»e>> von Vollmachten und schriftliche Arbeiten aller
taten, sowie Eollrktionen gegen Staaten
»erden auf« Pünktlichste besorgt.
Päs^s e cke^ii .>ch dem Ausland
Chas. Dupont Brcck,
Advokat nnd Sachwalter,
Käufer nnd Verkaufer von Grundeigenthum und
Agent für w» Verkauf von Lotten des alten
„Slveui».Eigenthums."
gerner Agent für die Vvcoming Ilonntv Mutual
LerfichrrungS Co., inkorporirt IBM. Kapital über
3,«XX),U»O. Diese Gesellschaft fähr, fort. >u
maßigen Preisen zu versichern und ist pünktlich »,
Bezahluiig aller ehrlichen Ansprüche.
Office in Sanderson n. So.« Gebäude, gegen-
Iber dem Wyoming Haus, Scranton. liijrB
John <Y. Sailcr,
anderen Geschäfte, wovon sich da« deutsche Publi
um gefälligst durch zadlreichen Zuspruch über
euaen möge. Bedienung prompt und Waaren
rei nach jedem Stadttheile geliefert. ÄinB
Fischer « Assi»,,.
Grocerten uud Prvvislvuen,
immer vorräthig dir beste Auswahl von
«eoeerien, Mehl und guttrr, deutsche Früchte,
Zucker, Kaffee. Thee u. s. w. Das deutsche Pu
blikum ist
l»jr<>6 Christian Völker,
Penn Ave., nahe Günster'« Möbrlstore.
Versivtierunß,
Spedition—und— Wechsel.
A. Stewart Poller (Nachfolger von G.
H. Waller) ist Agent für die „Home Versicher
ung« E». in New-Iork" und „L?eoming Eounch
Mutual." gerner Agent für alle europäischen
Dampser-Linien. Passagescheine auf Dampf,
und «egelschiffen nach und von Hamburg, Bre-
und alle
rrlandeS zu den niedrigsten Rate» ausgestellte
Office, 2t»ü lackawanna A»enue (ZeidlrrS
Block), Zimmer N». I, obenauf. tvdit
Scranton, Luzerne. County, Pa., Doiuierstaq den 17. Mveinder 1870.
.1. 00.,
Tapeten ä: Wandpapier,
Fcnster-Norhknqe,
Schl-, Kl» k- und Schreil'bücher,
Sprecht bei nns vor.
Karl D. Neuster,
Kappe«- Fabrikant.
C,?N D. Neuffer,
(lüttster Lf Hnll,
Großes Mobilien-Lager,
Alle Zelt in großer AnSwabl vorräthsg» Bu-
jctc'r Mattazze»
Größe /?urz, alle in unser Zach einschlagende Ar
tikel, solid und billig, al« die Zeitumstänb« e« er
lauben.
Scranton, lii. Jan. lBl>l>. ba
Lvkal-Beräuderuug.
Möbeln! Möbeln!
Grießer Lt Co.,
Scranton, 26. gebr. IBK6.
Zeichnen-Schnie.
die zweite Klalte. Unterrichtszeit jeden Sonntag
vo» balb 9 bis halb l l Uhr des Morgens.
Scrantan, den 30. Juni tB7ll.
I. Merz, Lehrer.
Nenes
Etablissement.
Kleider-Geschäft,
in I. leidler'S Gebäude,
-i K chl > ch g °
ck dit diwltwi',
Zeidier« Block.
Scranton, 2g. April tBkg.
Wir zeigen nicht an,
IIt!Ki»tA«l« k Uilrri«,
! Lackawauua Ave., I »M»
tu Jakob Schlager« Backftclngcbäud«,
29ap9 Scranton, Pa.
Peter Creter,
9k esta nrntio n,
nebst anderen Erfrischungen.
Der Krieg.
N. G. Goodmann,
Äenwaaren
wie z. B.
Die beste Leinwand,
Kleiderstoffe,
ShawlS, Hüte,
Strumpf»'«»«,,,
Fmirtj NotionS,
Vergefit nicht:
Wß Lackt». Ave.,
V. G. Gootliiin».
Defen! Oefen!
Bittigsten Preisen.
Waarc gut! 23agLba
N chf st ß
Joseph Ober,
Blech-, Kupfer- ck Eisenwaaren,
stände.' »ls Messer,
bester Qualität.
Wasserleitungen
NeneS
Möbel-Geschäft.
j / A 112
bundenen Nebenarbeiten. Christ. Storr.
Srraiito», 2. Dez. IBL9 —ba
GeschäftS-Nnzetge.
Joseph Becker,
Wtöbelbä n d l e r,
kannt, daß i> in Merrisield'« Block, Mainsiraße,
ein Möbelgeschäft eröffnet. Nicht nur da» er Mö
beln jeder Art vorräthig, sondern auch Bettzeug»,
llksi» Jos. Becker.
Neuer Store.
Nntttzeichneler Hai in der Alder Straße, jwi-
Grocerie- und ProvisionS-Geschäft
eröffnet und ladet und Bekannte zu zahl-
v k uf .
Hauer Li Wanke,
Grveerieen «ud Proviflouen.
Mainstraßr, Hpde Park,
lassen.
Jakob Hauer. > Friedrich Wanke.
chri^^
Die besagte ivank beißen „Die Merchant«
kapital von w Anideilen von je fünf-
Scranto», 27. August t37t>—vm
GefchäftS-Karten.
Umseien,
Architekt. BaumeisterLilngenieur.
(Städtischer Vermesse r.)
5. kj. (Ämpbvll,
R e <l> t S - A n w n l t,
thun, zum Verkauf oder zur Miethe. Kollektionen
pünktlich besorgt. 7jl7tt
C. Q. Carman, Händlerin
PineßrookKohlen
Office in No. lW Penn Avenue.
2jlB Scranton, Pa. 1j
F. D. ollins,
Rechts-Anwalt,
Store von Mebriider Orr),
l»jr7ba Scranton. Pa..
Peter Creter,
HnuS-, Sct>ild-,
AreSeo- Sk Orna,neutal-Maler,
Dr. (Hnmpert,
praktischer deutscher Arzt.
22s7t> -vffieet Scranton Hanö.
Alexander «Yay,
Mgco-, Haus- und Achild-Maler,
gegenüber dem Eisenbahn-Depot, Scranton, Pa.
Victor Koch, Eigenthümer.
Wird nach europäischem Plane geführt.
A. C. Kouarsou,
deutscher Uhrmacher « Juwelier.
Wyoming Ave., gegenüber dem Wyoming Hau«,
Scranton, li). Jan. 1866 ba
E. Merriflcld,
Advokat nnd Sachwalter,
Office in Pauli'« Block, lackawanna Ave
nue. !9mzB
04»x -igvizj-iv^z
'o»v<s .s>uL '«»Hz «x >i »1 a 11» PS
'q>!,viö H L usa
Friedrich Scholl,
/resro-,- Hans- und Achild-Maler,
9to. NR Bowery,
Ecke »on Bayarb Str.. Ne«-A ork.
?Sf7o E. Schuler. Propr.
Piauo-Uuterrtebt,
ertheilt »on Julius
Nachzufragen ln Hulbert'« Musikalienhandlung,
(7ap7o)
Ward Lt Gunster,
Advokaten und Recht»-Anwälte,
Office m Jakob Schl^rrS^Gebäude,
AuS der Schule.
In einem Gebirg Sorte fragte jüngst ein
Schulinspektor bei einer Visitation: „Wo
her kommt e«, liebe Kinder, daß das Was
fer immer unten im Thale bleibt und nicht
hier heraufkommt, wie ich zu Euch gekom
men bini"' Die Kinder stutzten ob solcher
Frage. Da ermannte sich ein frischer
Knabe und sagte: „Weil« keene solche
machen. Der Mann verlangle eine Art
und sagte dann: „Bringen Sie die Nat
ten nur heran, Herr Wirth, ich tödte sie
alle." Die Raiten zu fangen hatte er
nicht versprochen.
„Merct." Zu sagen: „Ich danke!" würde
sich der Dresdner just schämen, aber„Merc!"
spricht er in einer Minute zehn Mal
mit dreidutzendmaligen Streißbeugungen.
Dadurch wird aiich folgende Thatsache er
klärltch: Beim Transport französischer
Gefangener vom Bahnhofe nach der Ka
serne zu Dresden bot Jemand den Gefan
genen Schnupstaback. Einer der Gefan
genen erwiderte ein freundliche» „Merei l"
„Merct!," was einem der dabeistehenden,
den besseren Ständen angehörenden Her
ren die geflügelten Worte entlockte: „Ei
Herrjee«, der kann ja deitfch!"
Die DlScusflon über den Vorschlag,
den Herzog von Aosta zum König von
Span!»« zu wählen, ist auf te« IL. d. M.
angesetzt worden.
<?ukel Tim'S Katze.
Onkel Tim Smith war seltier Zelt der
populärste Man» l» Western Oxford,
Maine. Er war ein ehrlicher, braver,
Lügen ergötzten sehr und er erzählte ste so
lebendig und so ost, daß er sie zuletzt selbst
glaubt».
hat:
alle Hau« unten am Crookcd River. Das
war ei» Haus, Gott bewahre Einen! Wir
thaten unser« Vorrälhc hinuntrr in den
waren noch nicht da. Wenn ich sage:
wir schliefen, so heißt da« «igentlich: wir
schliefen nicht; trnn kaum war e« dunkel
Kreischen und Pfeifen und Rascheln, da«
war schrecklich. Ich stecke ein Licht an und
gehe hinunter Jerusalem! Sl« spre
chen von Ratten: da hätten Sie Ratten
sehen sollen! Ich habe nie in meinem
ein Schenkels Ich hatte Ratten unter
kam, guckte in den Keller, schüttelte mit
deni Kopf, fetzte sich nieder und blickte eine
Viertelstunde lang auf die Ratte». Ich
dachte: was wird ste thun? Ab», sie that
gar nichts, schüttelte stch blo« und ging
wieder die Treppe hinauf.
„Die Nacht, ich sage Euch, da« war
eine Nacht! An Schlaf war nicht zu den-
Wunder nahm's mich nicht, denn es waren
mehr Ratte« da, als eine ordentliche Katze
verlragen kann. Es wurde wieder Nacht
und der alte Kater hatte sich nicht mehr
sehe» lassen. Sagt Bets? Ann zu mir:
„Tim, alter Junge, wenn die Katze nicht
wiederkommt, dann können wlr auch gehen,
die Ratten fressen uns auf mit Haut und
Haar." „Laß man die alt« Kap« g«h«n,"
sag' ich, „dl« hat uns nicht auf immer ver
lassen, so undankbar tst ste nicht."
Und richtig, gerade als Betsy An« die
und mache die Thüle auf uud da steht der
alt» Kater an den Thürstuse« und hat eine
ganze Armee von Katzen hinter stch; alle
stehen In doppelter Reihe in Parade aus
niarschirt, wie ich nur je Onkel Sam'«
waren schwarze und weiße, gelbe und graue,
drelsarblge und zweifarbige, große und
kleine, junge und alte, männliche und weib-
Rrih' und Glied. Er geht direkt auf die
Krllerlhür lo«, kratzt und miaut da und
jetzt verstand ich ihn: da« alie Thier «ar
Hülfe suchen gegangen. Ich mache die
Thüre aus und nein Kater niarschirt hin
unter und alle andern hinter ihm her in
schönster Schlachtordnung in Reih' und
Glied, gerade wie bei den Soldaten, und
als ste so bei mir vorbeimarschirten, konnte
ich hundertsechsundsünszlg zählen.
„Gewitter! Wenn da« aber kein Durch,
einander und Gerumpel in drm Keller
war in der folgenden Nacht, dann bin ich
der alle Kater 'rauf, nahm mtch beim Rock
zipfel und zog mlch nach dem Keller zu.
Ich gehe also hinunter und habe »inen
Anblick! Ihr sprecht vom Bunker Hill
und Boston Massacre! —Danke schön!
Ich habe nie so einen Anblick gehabt und
werde nie einen haben. Bets? Ann und
ich und meine drei Jungen« hatte« de«
ganzen Tag hart zu arbeiten, nur um die
todte« Ratten fortzuschaffen, und ebenso
viel hatte» schon lle Katze« aufgefressen.
Es war „toll," und da« Beste dabel ist, e«
ist wahr wörtlich wahr ''
Die Pariser Nnruhe» am l. Okto
ber.
Von den ersten „rothen" Ruhestörun
gen, welche schon am I. Oklober in Pari«
vorkamen, giebt ein Brief in der „London
Times" folgende interessante Schilderung:
Am l. Oktober begab sich Flouren« an
der Spitze feiner. Bataillone nach dem
schen Llnb« verschiedene lordeiungen von
der Regierung zu erzwingen, so z. B. die
Maffenerhebung, den Ausruf an da« re
publikanische Europa, sofortige Wahl ei
ner Miinicipalbehörde, Einlassung aller
„vertächtlgen Personen" von Vertrauens
posten und eine allgemeine Vertheilung
von Tagesrationen an alle Bürger. Als
die Regierung sich platterdings weigerte,
solchen Forderungen Gehör zu schenken,
suchle glouren« damit zu drohen, daß er
sein Coinlnando niederlegte; da aber die
Regierung sich durch diesen Schrill nicht
lnd.
Sie sollten sich am 8. Okiober, zwei Uhr
Rackmittag«, unbewaffnet vor dem Rath
Hause einfinden. Hauptzweck der Demon
stration sollte die Erzielnng sofortiger
Wahlen für die „Commune vo» Paris"
sein, welche letziere so sagte Flouren«
die provisorische Regierung nicht ab
schaffen, sondern ste zur Executive der le
gislativen Commune machen würde. Da«
hieße also, Flouren« hat zu befehlen, und
Favre diese Befehle auszuführen. Denn
was ersterer nebst Genossen —Ledru-Rol-
lin, Blanqui und Felix Pyat stch unter
der zu wählenden Commune eigentlich
denkt, geht aus einem Artikel in „La Pat
rie en Danger," dem Organe Blanqui'«,
deutlich heroor. Vo» den Candtdaten für
diese Körperschaft soll nämlich unter An
derem gesoidert «erden, daß ste stch zur
Aufrechterhaltung der absoluten Unabhän
gigkeit der Commune, zur Befolgung all
gtinelner Instructionen und zur Rechen
schaftsleistung über alle ihre Schritte an
die Wähler, die ihr Mandat jeder Zelt
annulliren können, verbindlich mache«.
Auch sollen die Herren stch verpflichten,
für die folgenden Maßregeln zu stimme«:
Clasflsizirung aller Lebensmittel in der
Hauptstadt und deren unentgeltliche Ber
theilung ln Tagesrationen an alle Bür
ger; Verantwortlichmachung aller derer,
die unter dem gefallenen Regiment« durch
rechtswidrige Schritte, Gewalt oder Be
trug zur Herbeiführung der gegenwärti
gen Situation beigetragen; Bestrafung
aller Perfovea, welche Part« in der Stunde
der Gefahr verlassen haben; SuSpendl
rung aller handelsrechtlichen und civilen
Klagen bl« drei Monate nach Friedens
schluß; Suspendirung aller Mieths- und
Zinsenzahlungen vom l. Oktober bi« zum
Ende de« Kriege«; Abschaffung der Poll
zeipräsrktur und Unterordnung der Poli
zei unter die Muntcipalbehörden, und
schließlich Abschaffung aller Monopole und
Privilegien. Um die« und Aehnliches zu
erzielen, war die Versammlung für den 3.
Oktober einberufen worden.
Um die angesagte Stunde fanden flch
ein paar tausend Menschen ein, zum gro
ßen Theile Nationalgarden, welche mit
wenigen Ausnahmen unbewaffnet gekom
men waren, während innerhalb de« Git
tereinschluffkS um das Stadthaus eine Ab
theilung Mobilgarden mit aufgesteckten
Bajonetten in Reih und Glied standen,
entschlossenen Blicke« und der har
rend, die da kommen sollten. Der Ruf de«
Pobei«: „Die Bajonette in die Scheide!"
blieb unbeachtet, und eben so wenig kehr
ten stch mehrere Mitglieder der Regierung
unter anderen Rochefort, Arag» und
Iule« Ferrp an da« Feldgefchret der
Masse, al« diese „La Commune, Vive la
C'ommunel" rief, und auf langen Stöcken
Plakate mit den Worten „Les ElectionS"
vor ihren Augen in die Höhe hielt. Plötz
lich allgemeines Gemurmel. Die Natto
nalgarden des Faubourg St. Gerniain
rücken bewaffnet und mit ihren Offizieren
an der Spitze im Schnellschritt voran,
und fassen zwischen dem Eisengitter und
dem vor diesem versammelten Voltshaufen
Posto. Der Volk«haufe naht flch.
Einige Bürger halten dem letzterwähn
ten Bataillon Zettel mit der Inschrift ent
gegen - „Die Gewehre sind ein« Drohung";
mehrere Naiionalgardrn w«nd«n zu« Z«t
chen d«r Spmpaihi« mit d«r Mass« ihr«
Muskete mit dem Kolben nach oben und
«in allgtintine« „Hurrah!" wird nur durch
die zahlreichen Rufe „La Commune! Bive
la Commune!" unterbrochen. Dt« Lage
tst kritisch; die schweren Thore d«« Rath
haus«« »«rd«n g«schlossk»; d«r Gt««ral
marsch wird g«schlag«n und fast u«mitt«l
bar darauf kommt «in« Abtheilung bewaff
neter Natlonalgarden meist Arbeiter
j in Blousen — herangerückt. Während so
> «inerseit« die Bolk««affe stch zu einem ««-
No. 4K.
g»htur«n Umfang vermehrte —große und
kleine Truppen dlspatirte« über die Billig
keit der erwähnten Forderungen, und an
scheinend waren drei Viertel gegen eine
sofortige Einberufung einer Commune
„Vive la Republique, Vive la France!"
Der befehligende Offizier, General Ta
mister, suchte die aufgeregte Menge zu be
schwichtigen, doch gelang ihm die« dann
de« Centrale» Republikanische» Coiniiiit
tees Zugang in da« Stadthaus erhielten.
Iule« Favre empfing sie, hörte „die gor
derungen des souverainen Volkes" an,
und lehnte trocken das Vergnügen einer
eingehenden Unterhaltung über das The
ma Muntclpal Commune ab, während
Keralry den Herren mit Verhaftung drohte.
Draußen kommen jetzt vo» allen Puncten
die Natlonalgarden herangezogen. Ein
Bataillion nach dem anderen, mit fliegen
den Fahneu und unter Trommelgewirbei;
die Osficiere voran«, ihre Degen in der
Luft schwenkend und mit dem Rufe: „A
bas la Commune!" „Pas de Revolution!"
Dies ermuthigt die Anhänger der Regie
rung. „Bive la Republique" „Vive la
France!" schallt es von allen Seite» wie
der, während die Nallonalgarde» Angriffs
colonnen formiren, nach beide» Seite»
deployire«, da»» Linie« bilden und so den
Platz In wenigen Augenblicken von den
vielen Tausenden säubern.
Dt« Spitlleule treten jetzt in da« Cent
rum, und unter Trommelwirbel, unler
mischt mit dem Rufen der Bolkömaffen,
treten die Mitglieder der Regierung aus
den wiederum geöffneten Thoren des
Stadthauses hervor. Sie machen die
Runde um den Platz, schwenken ihre Hüte
und rufen- „Vive la Republique!" Den
Schluß der Scene bildet dann eine kurze
Ermahnung Iule« Favre'«, und eiliger
al« es sonst vi«ll«icht g«sch«h«n wär«, stob
dt« Btrsammlung aus«inand«r, da ein h«f
tiger Platzrrg«« stch «instkllt«. Allmählich
zogen dann auch die Nationalgarden ab,
doch versammelten stch ihrer trotz des Re
genS am Abend immer neue Bataillone
vor dem Stadthaus«, um ihr Einvrrständ
«iß mit der Regierung und ihre Mißbil
ligung des GebahrenS der Natlonalgar
den von Belleville und der Bürger Ledru-
Rollin, Blanqul, Felix Pyat und Flou
rea« zu bethätigen. Daß „La Patrie en
Danger" Tags darauf ei««« g«harnisch
t«n Artiktl üb«r «in« ~n«u« Anrrizung
zum Bürg«rkrl«gt" bracht«, wird Keine«
Wunder nehmen.
Auch tst die Sprach« solcher Artikel zu
bekannt, um thre ausführliche Wiedergabe
zu erHelschen. Zum Schlüsse jedoch ei«
kleines Pröbchen: „Diese Gewalt, welche
vorgiebt, thrrn Ursprung im Volk« zu ha
bt«, will da« Volk nur hinschlachtrn, gleich
ihren Borgängrrn sucht st« ihr« Fehler in
Blut zu verstecken, und die Forderungen
der Republikaner durch Bayonnette zu er
sticken. Diese persönliche Gewalt, mtt
zwölf Köpfen anstatt eines einzigen, mit
den nämlichen Kniffen, der nämlichen
Hinlerltst, aus der Tiefe der nämlichen
Hexenküche hervorgegangen... Proletarier,
Ihr verlangt etne Commune. Die Regie
rung empfängt Euch mtt Bayounetten ...
Wäre nicht der PatriottSmu« der republl»
kauifchen Befehlshaber gewesen, dann
wär« Blut In Paris geflossen?"
Deutsch geschrieben und deutsch gespro
chen wird jetzt in Frankreich. Alle amt
lichen Mittheilungen an französische Be
die zur Uebergabe aufgefordert werden,
oder die vom Pariser Straßenpöbel einge
setzte Regierung, ergehen in deutscher
Sprache und e« wird den Empfängern
überlassen, ste sich so gut oder schlecht zu
übersetzen, wie ste können. Das tst die
rechte Art, die deutsche Sprache zu einem
Lehr oder Lerngegenstande zu machen!
Franzöflsch ist die sogenannte Weltsprache
geworden, weil einmal Frankreich die in
West-Europa den Ton angebende Groß
macht geworden ist; vorher war es Latei
nisch und In Deutschland unter Karl dem
Fünften deutsch. Karl, der selbst ein Spa
nier von Geburt war, hielt streng darauf,
daß die an den deutsche» Kaiserbof kom
menden fremden Gesandten deutsch konn
ten. Geht au« dem jetzigen Kriege Deutsch
land als die gebietende Macht des livtlifir
ten Europa hervor, so wird man fein
blaue« Wunder daran ersehen, wie schnell
die deutsche Sprache in der Welt zu Ehren
kommt. Die deutschen Gelehrten und
Schriftsteller mögen für die hochgebilde
te» Ausländer ganz gute Lehrer der deut«
schen Sprache gewesen fein, aber 500,D0S
deutsche Soldaten, die al« Sieger in Part«
einziehen, find noch besser».