Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, October 27, 1870, Page 1, Image 1

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    Scranton Wochenblatt.
6. Jahrgang.
Dr. F. Bodeinan,
Linden Straß«,
zwischen der Penn und Franklin Avenue.
L fiice-Stu.iden, Morgen» von B—9
," B—S
Abwesenheit wird gebeten, Nachricht zu hin
erlassen.
Dr. t?ainill Krejel,
Arzt, Wundarzt u. Geburtshelfer,
dinirt von I t Uhr Vormittag» bi» Z Uhr Nach
linpf sirden Montag, Mittwoch und Frei
ag, von Ii Vorm. bi« Ij Uhr Nachm. 28n7
Deutscher Arzt,
Wundarzt und Geburtshelfer.
—3, Abends von »—B. NW
Deutsche Apotheke,
ü-x« H. F. Lobcck.
l?. L. Lkittelläen,
Deutsche Apotheke,
Dr. S. W. Nuch,
Graduirter der Universität von Pennsylvanien
Ii Pliiladrlphia, hat seit acht labren in diesen
erlaubt sich acht
ag» voiiV^j- 2und 8. VonB ÜbrÄendi
bis 7 Utir Morgen» in seiner Wohnung, No, M
Adam» Avenue, anzutreffen lio9
?IBWK
verfertigt künstliche ahne, welche die natürlichen
an Schonbeit und Dauerbaftigkeit -übertreffen.
Jedermann ist eingeladen, sich von der Güte und
Eleganz dieser Za'bne zu überzeugen.
Pe-iS- Halbe» Gebiß PAI, ganze» Gebiß HZ».
Auch werten ahne ausgefüllt und schmerzlos ge
sgen.
Office oberhalb Mathews Apotheke. ti»9
Gustav Hahn,
deutscher
Advokat und Rechts-Anwalt,
n.pftehlt sich dem deutschen Publikum IN allen in
ein »ach einschlagenden Geschäften. AuSstellnn.
,e>, °.n Vollmachten und schriftliche Arbeiten aller
Art a id ilollektione», rückständige Löbnung von
Lsfizieren und Soldaten, Pensionen für solche, die
m Dienste Verletzungen erhielten und arbeitSun
ähig wurden, und für die Wittwen gefallener Sol
daten, sowie Eollektionen gegen die Vir. Staaten
»rrden aufs Pünktlichste besorgt.
Pässe für Solche, welche nach dem Ausland
eisen, werden schnell ausgestellt.
Office mit Stanley Woodward, SSg., Franklin
ChaS. Dnpont Breck,
Advokat und Sachwalter,
.N.nifer nnd Verkäufer von Grundeigenthum und
Agent für den Verkauf von Lotten de« alten
„Slorum-liigenthums."
Werner Agent für die Lvecming Count, Mutual
LrruchrriinaS üo.. inkorporirt IB4U. Kapital über
?.ese Gesellschaft fährt fort, zu
mäßigen Pieiscn zu versichern und ist pünktlich in
Bezadlung aller ehrlichen Ansprüche.
Offiee in Sanderson u. Eo.S Gebäude, gegen
ider dem Wyoming Hau«, Seranton, lkjrv'
Job» G. Sailer,
Eedarstraße, Scranton,
aben stet« einen guigewählten Borrath der besten
WroeerteS uud Provifionen
Auswahl von Artikeln, wie sie täglich in^Hau«-
llns.ee Preise sind so billig als in irgend einem
anderen Geschäfte, wovon sich da« deutsche Publi
u>ii gefälligst durch zahlreichen Zuspruch Über
eugen möge. Bedienung prompt und Waaren
,ei nach jedem Sladttheile geliefert. 2KnB
Fischer Li Assiou.
Grocerten uud Provifioueu,
immer vorräthig die beste Auswahl von
"ocerien, Mehl und Futter, deutsche Früchte,
-Zucker. Kaffee. Thee u. s. w. Das deutsche Pu
blikum ist eingeladen, un« mit seiner Kundschaft
u beehren und sich zu überzeugen, daß wir die
beste Waare zu dem billigsten Preise verkaufen.
>»da Fischer u. Assi-n.
Völkers «Beuwage
Zch Unterzeichneter empfehlt meine neue Heu
waage den Bürgern von Scranton. Da ich täg
lich Beweise in meine Hände dekomme, daß ein
großer Schwindel mit dem Heu getrieben wird,
welche» nicht hier gewogen worden ist, und man-
DollarS betrogen wird, ?/warne Büe
ger, kein Heu zu kaufeu, außer es ist hier gewogen
worden. Nähere Auskunft bei
VkisicderuQF,
Spedition—und—Wechsel.
A. Stewart P-tter (Nachfolger von G.
»rlande« zu »en niedrigsten Raten -»«gestellt.
Office, AIS Lackawanna A»enue (ZridlerS
Block), Zi»««r N». l, obenauf. IKt3
(D. (^O.,
Tapeten ä: Wandpapier,
Fenster-Vorhänge.
Schul-, Dlank- und Schreibbücher,
Schreibmaterialien.
Sprecht bei uns vor.
Die Deutschen werden finden, daß unser Ge
schäft gerade der Ort ist, wo sie prompt und reell
behandelt werden. (2l o 9)
Karl D. Neuster,
Kappe»-
>Bap7 Neuffer,
Günster Lt Hnll,
Großes Mobilien-Lager,
Lackawanna Avenue. Scranto». Pa.
Alle in großer Auswahl vorrätig» Bu
iluSzieh-T^chc^ Bettstätten jeder
Aröße i kurz, alle in unser Fach einschlagende Ar-
solid und dillig,-als die Zeitumstände «»er-
Seranton, li>. Jan. IBKL. ba
Lokal-Veränderung.
Möbeln! Möbeln!
Griefier Lt Co.,
Scranton, 2V. gebr. 1566.
trägt 75 Cents für die erste und einen für
9 bis halb tl Uhr des
Scrantan, den 30. Juni 1870.
I. Merz, Lehrer. ,
Neues
Etablissement.
Kleider-Geschäft,
in I. Zeidler's Gebäude,
und
Ihr Deutsche, überzeugt euch und sprecht vor,
so werdit Ihr befriedigt «erden.
Zahlreichem Zuspruch sehen achtungsvoll ent
gegen
ViMkeltwss ck SednelSer,
Zeidler'S Block.
GcrchfitoN. 2S. April lBkg.
Wir zeigen nicht an,
sondern verlassen uns auf die Düte und Preis«
unserer Waaren, »velche den Absatz sichern müssen.
UvMAv!« H Harris,
Da« billigste Brocerie-Beschäf, tm Staate,
»v» I Lackawanna Ave.,! »vv
in Jakob Schläger» Backsteingebäude,
29av? Scranton, Pa.
Peter Crerer,
9t estaur«»tion,
»alte und warme Speisen ,« jeder Tageszeit,
nebst anderen Erfrischungen. 2Ss7t)
Scranton. Luzerne Countlj. Pa., Donnerstag den 27. Oktober 1870.
Der Krieg.
9t. G. Goodmann,
Lllenwaaren
wie z. B. G rdero Nöth ge.
Die beste Leinwand,
Kleiderstoffe,
Shawls, Hüte,
Strumpfwaaren,
Fanry NotionS,
frau, wie auch der feinsten Modedame erfreut
und zufriedenstellt. 22f
Vergeht nicht:
221 Lacka. Ave.,
» bei
A. G. Goodman.
Oefen! Oefen!
Preisen.
Waare gut. 23ag6ba
Hcnrv I. Zieqler,
Nachfolger von Geo. Pfeffer, Ecdarstraße.
Joseph Ober,
Blech-, Kupfer- ck Eisenwaaren,
stände, als Messer, Löffel, Bügeleisen
bester Qualität.
Leanders empfieblt er seine anfs dauerbafteste
jeder Art. ' 26mz8
Neues
Mob e l <55 e fcka ft.
iA 112
Scranton, 2. Dez. 1869
Joseph Becker,
Möbelhä n d l e r ,
schen Publikum von Scranton und Hvde Park be
kannt, daß er in Merrifield'S Block, Mainstraße,
cm
cI?W Jos. Becker.
Neller Store.
IÄp7U^ Jakob Engel.
Hauer St Wanke,
Grocerieen uud Provtstonen,
lassen. ch i
Jakob Hauer. > Friedrich Wanke.
den verschiedenen Zusähen zur dingten Akte.
Die L.inl soll beißen „Tie MerchaiilS
kapital von H2si>,iKX>, in Ancheile» von je fünf
zig; mit dem Privilegium, die Summe auf ir
gend einen Betrag zu erhöhen, der eine Millieg
Dollars nicht übersteigt.
«V- Gefchäfts-Karten. "W,
I'reä.
Architekt, Baumeister «Ingenieur.
(Städtischer Vermeffer,)
Office, 50l Laisa. Avenue, nahe Washington,
3lmz Scranton, Pa. 70, Ij
H. OampdeN,
R e ch t s - A n w a l t,
tbum »um Verkauf oder zur Miethe. Tollcktioncn
pünktlich besorgt. 7jl7v
C. K. Carman, Händlerin
PineßrookKohlen
Office in No. ll)9 Penn Avenue,
2jlS Scranton, Pa. lj
F. D. Collinö,
Rechts-Anwalt,
Lfficre, No. 306 Vackawanna Avenue (über dein
Store von Gebrüder Orr>,
li>jr7ba Scranton, Pa..
Peter Creter,
Haus-, Schild-,
FreSco-Sf Ornamental-Maler,
William Elster, Friseur,
3IZ Lackawanna Avenue, Scranton P»..
hält aufVorrath Perrücken, Locken. Was.
Serfälle und fcrtiqt Haararbeiten jeder Art
für Herren und Damen an. Rasirrn, Haar
schneiden u. s. «. bestens besorgt. Zl mz7o
Dr. Gumpert,
praktischer deutscher Arzt,
22f70 Office: Scranton HauS.
Alexander «Yay,
/resco-, Haus- und Srhild-Maler,
In Herrn M. Mreen'S Lokal, Lackawanna
Avenuc, .ille in sein Fach einschlagenden
A. C. Konarson,
deutscher Nhrmackcr « Juwelier.
Wyoming Ave., gegenüber dem Wyoming Hau«,
Scranton, 10. Jan. 1866 ba
E. Merrifield,
Advokat und Sachwalter,
P Bio , i.ackawanna^Avc
Scholl,
Haus- und Schild-Maler,
?to. l Bowery,
Ecke von Bayard Str., New-Aork.
?9570 E. Schuler, Propr.
Ptano-Unt e r r t ch t,
ertheilt von /ulius Letiunck,
(7ap7o) '
Ward St Günster,
Advokaten und RechtS-Anwälte,
Lfficc in Jakob Schläger« Gebäude,
Ecke von Lackawanna und Washington Avenue,
Geheimnißvolle Pedlar,
Die Töchter des Schiffbrüchigen.
Roma» au« dem jüngsten amerikanischen Kriege
von R. Leonhard.
(gortscvung.)
Die Gesellschaft fing nun au, jene klei
nen Einrichtungen zu treffen, welche ein
längerer Aufenthalt mit sich bringt. Da«
Hau« hatte drei Zimmer, zwei zu ebener
Erde und ein« im zweiten Stock. König
hätte da« letztere gern den Damen abge
treten, allein der bloße Vorschlag, daß
Werner mit ihm ein Zimmer theilen sollte,
rief bei demselben solche Zeichen der Be
sorgniß hervor, daß man diese Anordnung
aufgeben mußte. So wurde denn beschlos
sen, daß Elise Werner mit ihrem Vater
oben wohnen und die Königfche Familie
da« Hinterzimmer de« Erdgeschosses bezie
hen sollte. Miß Werner wurde eindring
lich crmahnt, bei Tage nicht am Fenster
zu erscheinen und ihren Vater daran zu
verhindern und nach diesen vorläufigen
E« war ein lästiger Zwang, unter wel
chem die beiden Familien nu» lebten. Die
größte Eingezogenheit war nothwendig,
um ihre Anwesenheit von den Nachbarn
zu beiden Seiten zu vermeiden. Glückli
aber dennoch bedurfte e« der größten Vor
sicht, um allen Verdacht zu vermcide».
Dieser Zwang war lästig, allein nach
den Begebnissen der jüngsten Vergangen
heit war er doch immer »ine Erleichterung.
Ähre Gefangenschaft war eine freiwillige
und die Erlösung au« Dübel« Händen
ein Preis, der nicht zu theuer erkauft wer
den konnte. Äm glücklichsten fühlte sich
Elise König, denn sie hatte ja die Aussicht,
den lang entbehrten Verlorengeglaubten >
in aller Kürze wieder zu sehen und stun-
lenlang besprach sie dies?» Gegenstand
mit der neuen Freundin. Diese letzte
Prüsung von Elise Werne? war keines
wegs die kleinste; aber sie kam siegreich
daraus hervor. Zwar wollte sich manch
mal manch bitterer Gedanke in's Herz
und auf die Lippen schleichen i aber stand
haft kämpfte sie gegen alle Gefühle les
Neides und der Eifersucht an. Sie ge
wöhnte sich daran, Elise über Meißner
sprechen zu hören, dieselbe als die Begün
stigte seines Herzens zu betrachten und an
ihn selbst nur in dem Lichte eines Freun
des zu denken. So war sie zwar nur
glücklich im negativen Sinne des Wortes;
abi r war zufrieden, zumal der Zustand
ihres Paters sich von Tag zu Tag bes
serte. Die Nuhe bekam ihm gut und in
dem Grate, tn welchem sich sein Geist er
hellte, nahm auch seine Furcht vor König
ab. Er gewöhnte sich an seine Gesellschaft,
er duldete seine Anrede und zeigt« von
dem ursprünglichen Entsetzen nicht» weiter,
als eine leichte fast unbewußte Scheu.
König seinerseits verfehlte nicht, diesen
Wechsel zu benutzen und sich dem Andern
zu nähern. Er beobachtete ihn mit nach
denklicher Aufmerksamkeit und ertappte
ost seine Gedanken bei dem Versuche, die
sen Mann auf irgend eine Weise mit der
Vergangenheit in Verbindung zu setzen.
Wo habe ich ihn gesehen? fragte er sich
ost; aber immer blieb die Antwort aus
und so tröstete sich König zuletzt mit der
Ueberzeugung, daß diese Ahnung eine von
den unerklärlichen Launen sei, in welchen
sich der menschliche Geist so oft gefällt.
Was Frau König anbetrifft, so bestrebte
sie sich jener stillen Resignation, welche
unter allen Verhaltnissen ihr Gleichgewicht
beibehält. Sie halte zu viel Leid in ihrem
Leben erfahren, um sich ohne Rückhalt der
Freude hinzugeben; aber sie hatte anve
rerfeiiS auch gelernt, im Mißgeschick Muth
und Standhastigkeit zu bewahren. So
war sieden» jetzt diejenige der Gesellschaft,
welche das langweilige Geschäft des Har
ren« am besten vollführte und sie möchte
am Ende in Erwartung einer baldigen
Aenderung recht froh und vergnügt gewe
sen sein, wenn die Erinnerung an die
Nachschrift in Ernstens Briese sich ihr nicht
Was hatten jene geheimnißvollen Zeilen
zu bedeuten? War es Ernst gelungen,
die verlorene Tochter aufzufinden? Wußle
er um diese Nachschrift? Es konnte kaum
anders sein, denn wie hätte dieselbe ohne
sein Wissen in den Brief kommen sollen?
Und doch, kein einziges Wort seines
Schreibens deutete auch nur leise aus ein
Ereigniß hin, von welchem Ernst wissen
mußte, daß es für Mr«. König vom größ
ten Interesse sei. Wie sie auch dachte, die
Sache war und blieb räthselhast und ganze
Tage lang mühte sich ihr Geist vergebens
ab, das Räthsel zu lösen oder anderseits
sich des Gegenstandes zu entschlagen. So
verging eine Woche nach der andern und
eine jede brachte aufregende Nachrichten
aus dem Süden. Der Neger, welcher sie
befreit hatie und immer vortrefflich unter
richtet war, verfehlte nicht, sie von jedem
bedeutenden Schritte tn Kenntniß zu setzen,
welchen Sherman that. So erfuhren sie
die Einnahme von Savannah und die
darauf folgende Zeit des Nastens und Er
holung stellte ihre Geduld auf eine harte
Probe. Endlich erfolgte der Ausbruch
u»d als der Lärm des Kriege» näher und
näher kam, erhellten sich ihre Gesichter und
sie begannen die Tage zu zählen, welche
noch vergehen mußten, ehe die Stunde der
Erlösung schlug.
Mit der erwachenden Erlösung stieg
auch die Zuversicht der Gesellschaft und
Vorsicht außer Acht zu lassen. Elise Wer
»er kam oft zu Königs herunter und wenn
sie so lange blieb, erschallte oben die krei
schende Stimm« ihre« Vater«, welcher tn
kindischer Ungkduld dt« Nothw«ndigk«it
d«r Heimlichkeit vergaß. Elise lief bet
solchen Gelegenheiten hinauf, so schnell sie
konnte und beruhigte den Vater und bis
jetzt waren diese Unvorsichtigkeiten ohne
Gefahr vorüber gegangen.
Der Winter war nun vorüber und die
heiße Sonne de« Süden« rief die Vegeta
tion schnell in ein üppige« Leben. Hinter
dem Hause, welches die Gesellschaft be
wohnte, war ein kleiner Garten und wenn
die Dunkelheit der Nacht auf der Stadt
iag, dann wagte man sich hinaus und
schöpfte die' frische Lust, welche nach der
langen Hast im engen Raume doppelt an-
genehm war. Leise flüsternd saßen die
i Frauen und König auf der Garlenbank,
während Werner meistens früh ,u Bette
ging und schon in ängstlichen Träumen
lag, während die And.rn ihres Lebens
froh wurden. Wenn auch der Irrsinn
größlenlheils gewichen war, so fehlte noch
was er früher gewesen war. Vorzüglich
bei Nacht quälten ihn unruhige Gedan
ken, welche tn Gestalt von halbwachen
Träumen zu erscheinen pflegten. Bei s»l-
che» Gelegenheiten mußte Elise ihn «ach
rütteln, um dem beängstigenden Zustande
ein Ende zu machen. Sie hörte manche«,
was sie stutzen machte; allein dt» Worte >
Werners waren nie zusammenhängend ge
nug, um «inen richtigen Sinn zu erhal
ten.
Eines Abends, al» die Gesellschaft wie
der im Garten saß und Werner im Bette
lag, hörte man plötzlich einen durchdrin
genden Schrei im obern Zimmer, welcher
Alle aus die Beine brachte. Elise lief so
schnell hinauf, wie sie konnte und als sie
ins Zimmer trat, fand sie ihr.'» Vater im
offnen Fenster liegen und mit lauter
Stimme um Hülfe ruf,:». Tödtlich er
schrocken lief sie auf ihn zu und riß ihn
mit Aufwand aller ihrer Kraft vom Fen
ster weg. Als sie dasselbe schloß, bemerkte
sie, daß mehrere Personen stehen geblieben
waren und hinaus schauten. Doch hatte
sie keine Zeit, dieselben länger zu beobach
ten, da der Zustand ihres Vaters alle ihre
Ausmerksamkeit in Anspruch nahm. Der
selb: schrie noch immer und focht mit den
Armen in der Luft umher.
„Hülfe!" rief er, „der Mann bringt
mich um! Es ist sein Kind nicht; es ist
das meinige; ich habe es nicht gestohlen!
Der Mantelsack ist auch mein mit all den
Papieren! Der seine liegt im Wassers
seht Ihr? Dort ist er!"
„Vaterl um Gotteswille» sei still? Du
schreist ja die ganze Stadt wach! Wach
auf, Vater! Wach auf!"
Werner fuhr bei ihrer Berührung zu
sammen und schaute mit «irrem Blicke
umher. Das trübe Talglicht, dessen Docht
weit über die Flammen hinauSreichte,
zeigte ihm seine Tochter und seine Umge
bungen in schwachen Umrissen. Er kam
zu sich und wischte sich die Stirne mit ler
Hand.
„Bist Du es, Lizzy?" sagte er mit mat
ter Stimme und sank aus den Rand des
Bettes. „Ich hatte wieder ein bösen
Traum."
„Das thut mir leid, Vater, um so mehr,
da Du schrecklich geschrien und die Nach
barschaft aufmerksam gemacht hast. Alt
ich Dich vom Fenster zog, sah ich mehrere
Personen still stehen."
Werner schwieg und Elise ging ans
Fenster, um hinaus zu schauen. Sie hatte
das Licht ausgeblasen, um jedes Lebens
zeichen zu verwischen und blickte nun durch
die Scheiben in die Dunkelheit. Richtig!
Dort standen »och mehrere Menschen und
schienen das Vorgefallene zu besprechen.
Eine unbestimmte Angst erfaßte sie und
als jetzt eine fernere Gestalt aus dem i
Hause trat und sich zu den andern gesellte,
konnte sie sich nicht enthalten, leise da«
Fenster binaufzuschieben und zu horchen.
„Wohnt Ihr in diesem Hause?" hörte >
sie eine Stimme fragen. ,
„Jes Sir!" erfolgte die Antwort und
Elise erkannte ihren Hauswirth.
„Was hat denn das Schreien dort oben >
zu bedeuten? ' fragte die erste Stimme.
„Oh! da« ist ein Onkel von mir, der j
das Nervenfitber hat. Der arme Mann
ist aus dem Häuschen und schwatzt im Di- i
lirium allerlei Unsinn." ,
„Well, aber der Mann schien ein Wei- >
Ber zu sein." ,
„Ein Weißer? Ha! Ha! Da kennt Ihr l
meinen Onkel schlecht, in ganz Eolumbus
ist kein schwärzerer Nigger. Die Dunkel
heit bat Euch betrogen."
„Mag sein. Aber wer ist da« Fraurn»
jimmer bei ihm?"
„Frauenzimmer?. War «in Frauenzim
mer bei ihm. Das muß die Kate gewesen >
sein. Das vorwitzige Ding! Ha! e ich ihr
doch ausdrücklich verboten, hinauf zu ge- l
hen. Ehe wir'« un« versehen, liegt sie i
auch auf der Nas»."
„Habt Ihr keinen Doctor?" >
„Je«; aber er ist augenblicklich nicht in ,
der Stadt. Er hat Medizin da gelassen." -
„Well, der Mann muß schwer krank ,
sein. Ihr solltet so etwas nicht so leicht
„Danke Herr, für die Theilnahme. Ter j
alte Mann ist auf der Besserung und es t
wird sich schon machen. Aber jetzt muß
ich hinein zu ihm. Gute Nacht." l
Der Neger ging in« Haus. Die Frem- s
den aber brachen auf. Ehe sie außer yör- i
weite waren, hörte Elise den Einen s.igen: z
-„Neger? Da« war mein Lebtag kein
Neger. Wenn der Mann ein Neger war, ,
so bin ich auch einer." t
Weiter hörte sie nicht«. Unruhig schloß
sie das Fenster und theilte dem Hau«wirthe ,
das Gehörte mit. Derselbe schüttelte den
Kops und sagte, i
„Da« ist bö«. Ich fürchte, wir werden ,
Ungelegenheiten haben. Am End» müssen
wir nochmal wieder auswandern. Jeden- ,
falls haltet Euch Alle parat und was den j
Schreihal« da oben anbetrifft, Miß Wer- >
ner, so müssen St« schon bei ihm bleiben. 5
Es dauert ja nicht mehr lange und wenn .
wir Alle verloren."
Elis« versprach größer» Vorsicht für die
Ao. 43.
Zukunft und die Gesellschaft ging schwe
ren Herzens zu Bette. Lange wollte kein
Schlaf in ihre Augen kommen und jede«
ungewöhnliche Geräusch ließ sie zusam
men fahren. Indessen verging die Nacht
ohne weitere Störung und mit dem jun
gen Tageslichte zog wieder etwa» mehr
Zuversicht in ihre Herzen ein. Nichtsde
stoweniger fehlte es auch fernerhin nich
an verdächtigen Zeichen. Unbekannte Ge-
Italien schliche» sich des Abends um das
Haus und verschwanden, wenn man ihre
Persönlichkeit näher untersuchen wollte
und so konnte es nicht fehlen, daß die
Kennzeichen von ShermanS raschem An
märsche von den Einsiedlern mit lebhafter
Befriedigung entgegengenommen wurden.
Durch die Ritzen der Fensterladen sahen
sie flüchtige Rebelten mit Hab und Wut in
die Stadt ziehen und ihre Eile ließ auf
die größle Nähe des Feindes schließen.
Selbst in der Stadt blieben diese Flücht
linge nicht; im Gegentheil, ihre Schaar
wurde dzrt vielmehr größer, denn viele
Bewohner von ColumbuS schlössen sich
ihnen an. Eine fieberhafte Untuhe schien
sich der Bevölkerung bemächligt zu haben,
ähnlich derjenigen, welche zur Zeit de«
Sch-ärmens in einem Bienenkorbe
herrscht. Allein wie zu solchen Zeiten die
Bienen am meisten zum Stechen geneigt
sind, so ist auch der rohe Hausen am
schnellsten zu Thätlichkeiten zu reizen und
die Bewohner des stillen Hauses mit den
»erschlossenen Läden warteten mit immer
wachsender Ungtduld auf ein Lebens,ei
chen des befreundeten Heeres.
Endlich kam es. Eines Morgens hörte
Süden berausdrang. Die Aufregung tn
der Stadt wurde größer, die Auswande
rung allgemeiner. Wer Güter und Werth
sachen zu reiten hatte, brachte dieselben
in Sicherheit. Nur die Besitzlosen, welche
nichts zu verlieren hatten, blieben noch in
der Stadt und es war augenscheinlich,
daß sie nicht abgeneigt waren, die Gele
genheit zu benutzen, und sich in den Besitz
wünschenswerther Gegenstände zu setzen.
Immer wilder, immer gesetzloser wurde
das Treiben. Das Gesetz hatte aufgehört
zu existiren und an seine Stelle trat die
Anarchie.
Mit wildem Lärmen durchzog der PS
bel die Straßen und immer zahlreicher
wurden die gesetzlosen Haufen. Wenn »in
solcher an dem Verstecke unserer Freunde
vorüber zog. so zitterten die Frauen und
wagten erst wieder zu athmen, wenn er
vorüber war. Glücklicherweise lag da«
kleine Haus an einer Seitenstraße und
deßhalb außerdem Bereich de« schlimmsten
Treibens. Dennoch aber bewachte der
Hauswirth jede Bewegung draußen mit
ängstlichem Auge und verhehlte nicht, daß
er ernstliche Besorgnisse hege. Längst hat
ten beide Familien auf sein Gebeiß ihre
Sachen eingepackt, damit sie zu jeder Mi
nute zum Aufbruch fertig seien und Alle
saßen nun in stummer Erwartung im un
tern Zimmer. Da plötzlich erfolgte ein
heftiger Schlag gegen die Hausthür, daß
die ganze Gesellschaft voller Schrecken
empor fuhr. Das Klopfen war von lär
menden Stimmen begleitet, welche Einlaß
forderten und im Weigerung«falle mit
Gewalt drohten.
„Bleibt still!" flüsterte der HauSwirth,
„ich will sehen, wie viele ihrer sind. Biel
leicht haben wir nur mit einigen Wenigen
zu thun und dann brauchen wir keine
Furcht zu haben."
Er schaute durch ein Astloch im Fenster
laden und schüttelte dann den Kopf.
„Es sind zu viele," sagte er, „und e«
bleibt uns nur die Flucht dusch den Gar
was das Schlimmste war, es kam diesmal
von Vorder- und Hinterlbür zu gleicher
Zeit. Die Flucht war abgeschnitten, noch
ehe man den Plan dazu gesaßt hatte.
„Das ist schlimm," scgie der Hau«-
bis Hülse kommt. Vielleicht ziehen die
leicht nicht zu sangin sink. Uebrigtn«
sind die Damen vier im Sie wer
len so gütig sein, sich ins obere Stockwerk
„Nein, ich bleibe hier!" rief Miß Wer
ner, „ich babe einen Revolver und werde
ihn zu brauche» wissen."
„Das geht nicht," sagt« ter Neger ernst
und entschieden, „ich bin unlrrem Eapitäo
Rechenschast schuldig sür Ihre Sicherheit
und darf ihr Hierbleiben nicht dulden.
Geschwind! es ist keine Zeit zu verlieren."
Wieder beugte sich die weiße Pflanzer
tochter »or dem Willen des Negers und
stieg in Begleitung der Königschen Da
zu schreien und wollte ihnen nacheilen,
aber der Neger ergriff ihn beim Arme und
schüttelte ihn herzhaft.
„Was?" sagte er spöttisch. „Seid Ihr
(Siehe vierte Seite.)