Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, May 19, 1870, Page 1, Image 1

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    Hrranton Nockenblick.
6. Jahrgang.
Dr. A. Bodeman,
Linden Straße,
zwischen der Penn und Franklin Avenue.
L fiice-Slu.lden, Morgen» von S—S
Nachmittags „ Z-6
Abends „ 3—3
In Abwesenheit wird gebeten, Nachricht zu hin
terlassen. ?mz7
Dr. Kamill Krejei,
deutscher
Arzt, Wnndarzt«. Geburtshelfer,
Office in Wyoming Avenue, Kaiser'S Hau«,
dinirt von ll Uhr Vormittags bis Z Uhr Nach
mittags täglich.
Impfung jeden Montag, Mittwoch und Frei
ag, von 11 Vorm. bis 3 Uhr Nachm. 28n7
Dr.
Deutscher Arzt.
Wundarzt und Geburtshelfer.
Office im Hause «on I. Schimpfs, Tcdarstraßc.
Sprechstunden Morgens von B—9,8 —9, Mittags von
—3, Abends von o—B. IM
Deutsche Apotheke,
418 Lacka Wanna Avenue,
ebcn Händler s MerchantS u. MechanicS Bank.
UapB H. F. Lobeck. lj
0. BcknMt A <üo.,
Deutsche Apotheke,
Dr. S. SS. Auch.
ags von I2j—2»nd «ij—B. BonB Uhr A?ends
bis 7 Uhr Morgens in seiner Wohnung, No. Ali
riislnial lünsiliche ahne, welche die natürlichen
an Schönheit und Dauerhaftigkeit übertreffen.
Zedermann ist eingeladen, sich von der Güte und
Pr iS?Halbe« Gebiß PZO. !
Auch werden Zähne ausgefüllt und schmerzlos ge- ,
-gen.
Office oberhalb MathewS Apotheke. 14oS
Gustav Hahn,
däten,s»«ie Eollektionen geaen di/Ä». Staaten
«erden anfs Pünktlichste tifforgt.
IBLli. ba
?haS. Dnpont Breck,
Advokat und Sachwalter,
, „Slocum.EigenthumS."
fferher Agent für die Lveoming Count, Mutnal
Versicherung« To., inkorporirt lÄc>. Kapital über
Diese Gesellschaft fährt fort,
John G. Sailer»
nnd Proviflonen
re^nach jedem S'tadttheile
Fischer « Assto».
Grocerien und Provisionen,
Zucker, Kaffee, Tbee ru s. w. Da« Pu-
eingeladen, seiner Kundschaft
Völkers Heuwage
daß'iin
welches nicht hier gewoaen worden ist, und man
cher Naan an et»«» einzigen Ladung um t—S
Dollar« bekogen wird, s» warne ich ieden Bür
ger, kein Heu zu kauseu, außer e« ist hier gewogen
»»rden. Nähere Auskunst bei
Ivjr66 Thristian Völker,
Penn Ave., nahe Günster'« Möbelstor«.
' VvrsieKeruitA,
Spedition—und—Wechsel.
ung« Er. in und „Lpcoming Countv
Muoinl/' ferner Agent für alle rmodätschrn
Passagescheinc auf Dampf
terlandeS ju de» niedrigstenßaten ausgestellt.
Office. 205 Lackawanna Avenue (Zeidler«
Block), Zimmer No. 1, obenauf. tkdg
Scranton, Luzerne County, Pa., Donnerstag den t 9. Mai MV.
0. «I. «8L (^O.,
Tapeten «K Wandpapier,
Fenster-Borliönge,
Schul-, Dlank- und Schreibbücher,
Sprecht bei uns vor.
schäst gern beider Ort ist. wo ste'promxt und reell
behandelt «erden. (21o!>1
Karl D. Neuster,
Kappen
tirten Lage/von HiUen und Kappen a?ler
Art auch Wollwaaren, Spielsache», Bü- >
>c.
(YünSer «t Hull,
Großes Mobilien-Lager,
AuSzieh-Tische, Bettstatten jeder
Größe /?urz, alle in unser gach einschlage»»/ Ar
tikel, solid und billig, als die Zeitumstände eS e»
Scranton, 10. Jan. 1866. ba
Lokal-Beräuderung.
Möbeln! Möbeln!
Grießer Lt
Scranton, 28. gebr. 1866.
Cedarstraße Möbel-Gesckmft»
«on D. ?teuls u. Tobn Li Eo.
Veichenbegängnisse werden übernommen «nd zu
Stent» u. Sohn u. So.
Stene«
Etablissement.
Kleider-Geschäft,
in I. Zeidler'S Gebäude»
und den erakteften Schnitt in der
Ihr Deutsche, überzeugt euch und sprecht »»r,
s» werdet ihr befriedigt »erden.
Zahlreichem Zuspruch sehe» achtungsvoll ent.
gegen
kaoseUiolrck SÄmelSer,
207 Lackawanna Avenue, 207
Zeidler'S Block.
Scranton, 29. April 1869.
Wir zeige» nicht au,
llvKsrxvl« H Isrrk,
DaS billigste Brocerie-Peschäft i» Staate,
> Lackawanna <lve., > TS«
in Jakob Schläger« Lackstringtbäude,
29apS Seranto», Pa.
Zeichnen-Geknle.
Der Unterzeichnete btl» jeden Sonntag von
> 10—12 Uhr Zeichneaschule. Schulgeld üv Cent»
per Monat. Schullokal! Mulberrpftraße, zwi
> sche« Pe»n und stranNtn Avenue. I. Merz,
Lehrer.
Gold!
Gold!
Gold!
Max NiSBB A 00.,
Neuem deutschen Store,
No. l»!> Lackawanna Avenue,
FrilhliiWwaaren
erhalte», welche alle für G o l d greife einge-
Beste <!alicoS, von k--llj Cents.
Deutsches Tischlinnen für Z 5 Cents.
Deutsche Bettüberzüge für 27j Cent«.
Guter schwarzer Alvacca, nur 35 Cents.
Tibets für nur 20 Cents.
Teppiche von allen Sorten »on Zl> Cents auf-
M. Rietz « Co.
No. I9g Lackawanna Avenue, in I. Zeidler'S
Block. t-toS
Oese»! Oese«!
Billigsten preisen.
der und ähnliche Artikel, sowie Blechwaaren jeder
Waare gut. Äagkba
Joseph Ober,
Blech-, Kupfer- ä: Eisenwaaren,
Oefen, sowie allc dem Haushalt nöthigen Gegen
stände, als Messer, Gabeln, Löffel, Bügeleisen
Qualität. h ft st
Neues
Möbel-Geschäft.
bundenen Nebenarbeiten. Christ. Storr.
Scranton, 2. Dez. 1869 —ba
den niedrigsten Preisen verlausen.
Auf veiebenbegängnisse wird besondere
genommen und alles dazu Gehörige
Josepb Becker»
Möbelhä n d l e r,
kannt, daß er in Merrifielt's Block, Mainstraße,
ein Möbelgeschäft eröffnet. Nicht nur hält er Mö
drln sonder» auch Bettzeuge,
! pünktlich besorgt.
"
Franklin Hotel. 2Zdg
Neuer Store.
Unterzeichneter hat in der Alder Straße, zwi
schen Cedar und PittSton Avenue, in seinem
"> »"taufen. Engel.
M u!^Un^
de/kleinen glat. H t< t
7ap Charles Tscherter.
Hauer Li Wanke,
Oroeerieen und Provisionen,
Mainstrat«, Hyde Park,
neben dem Hotel des Herrn George Gräber.
«ünsch^i-drig
Zalob Hauer. > Friedrich Waule.
««-(Y-fchäftS-Karten.
?reä. -s. Einsäen,
Arckitekt, Baumeist«rLiJ»genieur.
(Städtischer Vermesse r.)
Office, 50l Lacka. Avenue, nahe Washington,
3lmz Scranton, Pa. 7V,lj
C. Q. Carman, Händler in
PineßrookKohlen
Office in No. 109 Penn Avenue,
2jlB Scranton, Pa. lj
F. D. <xollins,
Rechts-Anwalt,
P eter Creter,
HanS-, Schild-,
FreSco- ök Ornamental-Maler,
William ti-lftcr, Friseur,
bält auf Vorrath Perrücken, Locken, Was.
Serfälle HaararbeUen jed» Art
Alexander H»ay,
/resco-, Haus- und Sehild-Maler,
Ä. V. Konarson,
deutscher Nhrmacher K Juwelier,
Wyoming Ave., gegenüber dem Wyoming Hau»,
Scranton, It>. Jan. 18KL ba
E. Merrifleld,
Advokat und Sachwalter,
Friedrieh Scholl,
Haus- ll^^Athild-^altr,
Piano-Unterricht»
ertheilt von Julius
l7ap7v)' "
Ward S» Günster,
Advokat«« und RechtS-Anwälte,
Office in Jakob Schlägers Gebäude,
Ecke »on Lackawanna und Washington Avenue,
2908 Scranton, Pa. ba
Geheimnißvolle Pedlar,
Die Töehter des Schiffbrüchigen.
(SortseKung.)
Sechstes Kapitel.
Gerüchte durch die Stadt. Da« Ereigniß
de« gestrigen Abend« war entstellt und ver
größert worden und wechselte seine Ge
stalt mit jeder Minute. Auch die Zeitun
gen hatte stch de« Gegenstandes bemäch
tigt; aber die« war nicht die einzige Neu
igkeit, welche sie ihre« Lesern auftischten.
Sie berichteten nämlich zu gleicher Zeit
von bedeutenden Fälschungen und Dieb
stählen, welche in mehreren Banken und
Geschäftshäusern entdeckt worden seien
und verbanden damit da« verdächtige Ver
schwinden von mehreren junge« Leute«,
dere« Namen' vorläufig noch »erschwiegen
bleiben sollten. Alle« diese« gab den Kaf
feeschwestern und müsflgen Zungen der
guten Stadt einige Tage lang Stoff zur
Unterhaltung, starb aber endlich wieder
au« und da« Abenteuer im Park wurde
ziemlich von Allen vergessen, außer von
denen, welche speziell dabei betheiligt ge
wesen waren. E« war und blieb Frau
König und Elise« ein peinlicher Umstand,
daß gerade der Sohn ihre« Hauswirthe«
da« schändliche Attentat unternommen ha
ben mußte, und obgleich ste »on Herzen
spmpathistrten mit dem alten Manne, wel
cher immer sehr zuvorkommend gegen ste
gewesen war, und jetzt trauerte über da«
plötzliche, verdächtige Berschtvinden seine«
Sohne«, so stieg doch in ihnen der Ge
danke auf und wnrd« zum festen Entschlüsse,
die langbewohnte und liebgewonnene Be
hausung zu verlassen und ein neue« Logi«
zu beziehen. Doch waren fie damit «icht
in der Eile, denn ste waren keineswegs
Willen«, zu wechseln, ti« ste ein neue«
Quartier finden könnte«, welches ihnen in
jeder Beziehung zusagt«. „Die Wohnung
de« Menschen ist ein Gegenstand, ««lchem
die Meisten nicht die »erdiente Wichtigkeit
beilegen," pflegte Frau Köaig zu sagen;
' „wir bilden oft gute oder schlechte Gewohn
heiten in Folge der Beschaffenheit unserer
' Wohnungen, und manche Hausfrau ist
' schon zur rechten Schlampe geworden, weil
> stch in ihrem Logt« krin» od»r ungenügende
Gelegenheiten zur Ordnung und Rein
t lichtet« befttnden. Ich mag nicht «llent
' halben hinziehen, »heil« der Nachbarschaft,
theil« drr Lust w»g»n, »»Ich» i» manche»
Ich hätte fast Lust auf eine von den An
nach einer eingenommenen Mahlzeit ist.
Ernst Halle gerade einen Blick in die
Abendzeitung geworfen, deren Spalten
Obre zugehört und vernahm deßhalb auch
»icht, wie Elise mit halblauter Stimme
sagte:
Mittagsessen heimkommen."
Das vertrauliche „zu Ernst," ohne alle
Zubehör und die zärtliche Besorgniß für
das Wohl de» jungen Mannes sind uns
der beste Bewei», daß die Ereignisse im
Park nicht ohne Einfluß auf das Verhält
niß der jungen Leute zu einander geblie
ben sind. Der Wechsel war nicht plötzlich
gekouimen, ja zu Zeiten benahm sich Elise
mit größerer Zurückhaltung gegen den
Freund, als zuvor. Sie schien in solchen
Augenblicken zu fürchten, Ernst möchte
ihre Gefühle zu deutlich aus ihrem Be
tragen lesen; allein im Allgemeinen gab
handelte ihn mit der Ungezwungenheit ei
ner Schwester. Er nannte sie Elise und
sie ihn Ernst, wenn man ste aber gefragt
hätte, wann und wie dies gekommen sei,
so würde ste die Antwort schuldig geblie
ben sein. Die Mutter sah diese Vertrau
lichkeit mit Vergnüge» und doch auch wie
der mit Besorgniß, denn gerade diese gänz
ihr den Gedanken auf, daß auf Ernstens
Seite die Wärme fehle, welche zu einem
Bündniß fürs Leben, wie ste e» ersehnte,
unerläßlich sei. Die Ungezwungenheit
der Tochter konnte ste sich leicht erklären;
durch keinen Anstoß von außen erschüttert
worden war. Stch ftlbst »in Räthsel,
lebte ste In drr Seligkeit der ersten Liebe,
ohne die Natur ihrer Gefühle zu kennen
und entwickelte dabei eine Fülle von Rei
zen, welche täglich einen stärkern Eindruck
auf unsern Freund machten. Auch ihre
Schönheit entfaltete stch unter diesen Ver
hältnissen auf eine wunderbare Weise.
Ihre Augen erhielten einen lebhaftern
Glanz und eine größere Tiefe; Ihre Wan
gen färbten stch mit schönerm Roth, ihre
Lippen mit tieferm Purpur; ja selbst Ihre
Haare schienen mit einem lebhaftern Glanz
zu schillern. Und Ernst sah dies, sah zu
gleicher Zeit, daß die» Alles durch ihn
sein Auge mit größerer Erfahrung und
schärferem Blick, als das seiner Freundin.
Es konnte also nicht fehlen, daß die Erin-
Sängerin, welches stch außerdem ganz un
berufen bei ihm eingenistet hatte, gänzlich
erblaßte und daß die bezaubernde Gegen
wart endlich ihr volles Recht behauptete.
Doch wäre die Entwicklung dieses
hällniffe« wahrscheinlich »in langsam»«
gkwtsrn, und da« Licht der Erkenntniß
hätte vielleicht sobald nicht in Elisen«Brust
geleuchtet, wenn nicht plötzlich unerwar
tete Ereignisse den Gang der Dinge be
schleunigt und eine rasche Crists herbeige
führt hätten. Eine« Abends nämlich kam
Ernst mit ernstem, fast traurigem Gesichte
nach Hause und sagte nach Beendigung
de« Abendessen« zu den Frauen:
„Heute kann ich mit rechttm Bewußt
sein die Verse au« Schiller« Don Carlo«
cittren: „Die schönen Tage von Aranjuez
sind nun vorüber."
Er schwi«g mit «in«« Seufzer, und die
Frauen, weiche ihn nicht verstanden, blick
ten ihn verwundert an.
„Ich muß fort," fuhr Ernst fort „und
schon morgen. Diese Erklärung kann
Ihnen nicht halb so leid thun, wie mir."
„Fort »on uu»?" fragt« grau König
jetzt, „wie kommt da«? ich »ersteh» st« nicht;
Sie »rschrecktn mich durch dirse unerwar
tete Erklärung."
Elise sagte gar nicht«; aber sie war
bleich geworden, wie ein« Leiche und saß
still und starr wie eine Leiche, indem ihr
Blick unverwandt auf den jungen Mann
geheftet war.
Ernst vermied diese« Blick und sagte,
zu Frau König, gewendet!
„Wa» ich Ihnen jetzt miitheile, war
mir selbst heut« Mittag noch unbekannt.
Bor einer Stunde erst kam Herr Georg
in die Fabrik und macht« mir Mittheilun
gen, in Folge deren ich Pttt«b«rg morgen
früh verlassen muß."
„Also nicht alle!« un», auch Pittsburg?"
sagte Frau König mehr und mehr beun
ruhigt, „und wohin schickt Herr Georg
Sie denn?"
„Nach Lake Supertor." i
„Aber Sie kommen wieder? Bald wie- I
der?" >
Ernst schüttelte den Kopf. j
„Ich soll dort die Leitung eine« Kup- l
ferwerke« übernehmen und die Herren find >
immer so gütig gegen mich gewesen, daß >
ich nicht den Muth hatte, ihnen abfchläg- l
Bis jetzt hatte Ernst vermieden, Elise l
-anzublicken; allein ihr Stillschweigen be< s
unruhigte ihn dergestalt, daß er endlich
sein Auge auf st« wandte. Noch immer >
saß ste da, leichenblaß, den Blick starr aus >
ihn geheftet. Langsam rollte eine Thräne >
nach der andern über ihre Wangen und
ihre Gedanken schienen in weiter Ferne zu
wandern. In dieser qualvollen Minute >
war da« Mädchen in ihr gestorben
und die Jungfrau war erwacht. Wie »in >
Blitz war das Bewußtsein ihrer Liebe ste
durchzückt, und der Schmerz halte dersel- >
ben die Feuertaufe gegeben. Dieser I
Schmerz hatt? ihr aber auch eine Minute <
lang ihre Selbstbeherrschung geraubt; erst l
als der Blick des Freundes ste traf, schien
ihrßewußtsein zurückzukehren. Die Bläffe s
machte einem tiefen Rothe Platz; ste be- <
das Zimmer. i
Ernst war so erschüttert über die Kund
gebung ihre« Schmerze«, daß er e« unter- >
ließ, die Weinende zurückzuhalten. Er I
wandte nur den Blick auf die Mutter, al« '
wenn er bei ihr Trost und Hülfe gesucht '
hätte.
„Sehen Sie, wa« Sie mit Ihrer plötz
lichen Mittheiluug angerichtet haben,"
sagte Frau König und lächelte dabei durch
Thräne», welche der Schmerz der Tochter
in ihr Auge gelockt hatte; „es war ein
wenig grausam von Ihnen, so mit ihren
Gefühlen zu spielen."
„Zu spielen? Gott ist mein Zeuge,
das. Ich konnte nicht wissen...." l
Frau König sah ihn forschend an. i
„Wußten Sie'« wirklich nicht? Ich hätte
e« Ihnen sagen können."
„Ich dachte allerdings, daß Elise mir
gut sei. Doch wagte ich kaum zu hoffe»,
daß sie.daß sie...—"
„Sie liebte? Und doch ist das der Fall,
Ernst. Elise liebt Sie mit der ganzen
Macht eines unschuldigen Herzen. Und
Sie?"
„Können Sie zweifeln? Elisen kennen
und anbeten ist eins, denn ste ist ein En
gel. Frau König, Mutter, darf ich gehen
und ste trösten?"
Sie legte ihre Hand auf seine Schulter,
sah ihm liebevoll in's Auge und sagte mit
innigem Tone!
„Geb, mein Sohn, die Liebe, die Gebete
einer Mutter begleiten Dich auf Deinem
Wege."
„Mutter!" jauchzte der junge Mann
aufspringend, „nun auch meine Mutter!"
Er drückte einen Kuß auf Frau König«
Hand und eilte dann hinau« zu Elisen,
welche unterdeß im Parlor auf dem So
pha lag, den Kopf in'« Kissen gedrückt
und weinend, al« wenn da« Herz brechen
wollte. Sie hörte Ernst nicht kommen und
erst, als er neben ihr saß, al« er ihre Hand
faßte, ihre Taille umschlang und ste zärt
lich an sich zog, wurde ste seine Gegenwart
inne.
Nun sprach er zu ihr und o! wie lieb
lich tönten seine Worte in ihren Ohren.
Zwar weinte ste noch, aber Thränen find
auch oft Zeichen de« Glücke«, de« Entzük.
kens und das Licht in ihren Augen, da«
Lächeln auf ihren Lippen bekundeten zur
Genüge, daß st« glücklich, unaussprechlich
glücklich war.
lieber Leser, erlaute mir, ei
nen Schleier über diese Liebenden zu dek
ken, »heil«, weil e« Entweihung ist ste zu
belauschen in dieser seligen Stunde, th«i>«
weil ich doch nur ei« dürftige« Bild ent
werfen könnt« von dem kosenden Geflüster,
den trunkenen Blicken, der Zeichensprache,
wie ste nur Liebenden eigen und verständ
lich ist. Nur so viel will ich sagen, daß die
Stunde der Minuten mehr zählte al« ge
wöhnliche Stunden, daß st« vielmehr so
unerträglich lang war, daß Frau König
endlich die Geduld verlor und i« den
Parlor trat, n« zu sehen, ob da« jung«
Paar nicht am Ende i« ihrer Seligkeit
s Flügel bekommen und durch da« Fenster
ihren Ausflug zum Himmel bew«rksttMg»
> hätten. Das Zimmer war längst i« D«»-
kelheit gehüllt, gemildert durch de» Schi«-
, mer der Ga«laterne« auf den Etr»ße».
Frau König konnte also auch »icht sehe»,
> ob ihr» Befürchtung begründet setz allein
. «« dauerte »icht lange, so fühlt» ste stch
> von liebenden Armen ««fangen »nd ge
. langt« so zur völlig«« Gewißheit, daß ste
a statt «ine« Kinde« nn» d«»»» zwei habe.
Sie duldete die stürmischen Umarm»»«»«
Ao. 20.
dieser Kinder mit exemplarischer Geduld
und entwand stch denselben endlicb, um
eine Lampe zu holen und beim Schein
derselben den Genuß zu haben, diese
glücklichen Gesichter zu betrachten, welche
schon d«r nächste Morgen mit neidischer
sollte. Al» ste in die Küche trat, um ein
Schwefelholz zu suchen, gesellte stch ein
unerwarteter aber nichts destoweniger
willkommener Besuch zu ihr. Es war Pe
ter, in dessen Gesichte Frau König beim
aufflammenden Lichte de» Zündholzes
„Guten Abend, Peter," sagte sie, wäh»
rend sie die Lampe anzündet». „Sir kom
men gerade zur r»cht»n Z»it, um all»rband
intrrkssant» Neuigkeiten zu erfahren."
„Wirklich? Hat er endlich angebissen ?"
„Angebissen, Peter?" fragte Frau Kö
nig, „wer soll angebissen haben?"
„Ah so! Da ist also meine Tochter
wohl der Köder?" bemerkte Frau König
lachend, „nun, ich muß gestehen, Peter,
Sie stnd ungemein schmeichelhaft und Elise
kann sich bedanken!"
„Na nu", sagte Peter ungeduldig, „nicht»
für ungut; e« war nicht so bös gemeint,
aber sagen Sie es doch, ob die Sache in
Ordnung ist."
Frau König nickte mit einem Gesichte,
in welchem da« reinste Glück strahlte.
„Es ist in Ordnung, Peter, um Ihren
Ausdruck zu gebrauchen, und Ihnen ver
danke ich dieses Glück. Aber ich sehe meine
Neuigkeit war halb und halb erwartet.
Am linde wissen Sie das Andere auch?"
„Die Reise nach dem Norden meint Ihr?
Ich sollte fast glaube», denn das Ding
rührt von mir her."
„Von Ihnen?" fragte Frau König fast
bitter, „und da müssen wir uns wohl noch
spseiell dafür bedanken. Ich hätte was
Besseres v»n Ihnen erwartet, Peter."
„Nun seh einer die Weiber!" rief Peter
in einem Tone, welcher verletzte Unschuld
darth >n sollt». „Man müht stch ab wie
ein Sackträger, um den Knoten zu schür
zen, und wenn» geschehen ist, wird man
»och dafür ausgezankt."
„Ich verstehe Sie nicht, Peter."
„Da« wundert mich. Wenn« zum Jn
trigutren kommt, so wißt Ihr Frauen doch
sonst gut Bescheid."
„Sie haben also intrtguirt?"
nicht«? Der Ernst da, der Milchbart,
lebt« Tag für Tag dahin, al« ob die Ju
gend ewig währt«. Ich sah gut genug,
daß «r dt« Lizz? g«rn hatt«, aber damit
war'S »icht gethan. Ohne mein Zuthun
wären die Zwei »och jahrelang neben ein
ander her fpazirt wie die Oelgötzen und
damit war'S nicht gethan. Wart, dacht
ich, da« muß ander« werden, und mache
«ich an die Arbelt. Ich hatte den Herren
N. früher mal »inen Gefallen gethan, so
waren ste jetzt bereit, mir wieder einen zu
thun und erklärten dem Ernst, er müsse
Knall üher Fall »ach Michigan. Da gin
gen dem Burschen die Augen auf und dem
Mädel auch, glaub ich und die Beiden
sahen auf einmal, wa« ste sonst ihr Lebtag
nicht gesehen hätten. Versteht Ihr mich
jetzt, Madam?"
„Ja wohl, Peter, «nd ich weiß Ihre
gut» Absicht zu würdigen; allein e« ist doch
hart, daß die Beiden fich trennen sollen,
nachdem ste stch gerade gefunden haben."
„Ach, «a«! ist nicht so schlimm, wie«
stch au«ni«mt, ist vielmehr da« Beste, wa»
ihnen Yassiren konnt». Znm Heirathen
sind ste noch zu jung und das ewige Zu
sammensein hätte am Ende ihre Liebe ab
genutzt. So aber bleibt ste frisch; ein
Jahr geht schnell herum und kommt der
Bursch' dann zurück, so lst die grende um
so größer. Hab' ich nicht Recht?"
„Ja, Peter, Sie mögen wohl Recht ha
ben; aber nun kommen Sie nnd bringen
Ihren Glückwunsch an."
„Schon Recht, Frau König; aber rei
nen Mund gehalten, hört Ihr? Die da
drinnen dürfen kein-Sterben«wörtchen er
fahren über da«, wa« wir hier geschwatzt
Frau König versprach Stillschweigen
und die Zwei traten dann in den Parlor,
«o Elise ihren alten Freund mit einem
Gesichte empfing, in welchem Glück und
Scham fich stritten. Peter ergriff ihre
Hand und machte sogar da« Recht eine«
Kusse» geltend, wobei er in seiner lustigen
polternden Weise plauderte'. Seine Ge
genwart brachte die Gefellschaft bald in«
«cht« Gleis und der Rest de« Abend« ver
ging schnell, indem man über die Gegen
wart sprach and Pläne schmiedete für dir
Zuluast. Bt» spät in die Nacht blieb man
zusammen; e« war als fürchte man sich
vor der Trennung, welche eine längere
schmerzliche einleiten sollt». Alle« hat ein
Ende in diesem Leben, Glück und Elend
u«d mußte doch der Entschluß zu«
(«che »<«w «ew.l