(Fortsetzung von der ersten Seite.) wecken Sympathie. Auch beschränkte sich Ernsiens Wirksamkeit nicht allein auf die Unterhaltungdergrauen, sondernerstreckte sich sogar auf Elisen« Belehrung, indem sie von dem gründlicher gebildeten Musi ker manchen Wink über das Spiel, man chen Aufschuß über die Theorie der Musik erhielt." Treten wir jetzt mit ihm in die Küche, wo die Damen und ein leckeres Abend mahl auf ihn warten. Ein kurzer warmer Willkomm und die Gesellschaft setzte sich zu Tische. Auf Ernsten« Teller lag ein Brief und als er ihn öffnete, kam eine Einladung zu einem Ptcnic zum Vorschein, welches in 8 Tagen im * Park stattfinden s»llte. „Schon wieder ein Picnic," sagte Ernst und schob das Papier zur Seite, „und hier eine dringende Aufforderung zur Theilnahme. Aber daraus wird nichts. Meine Prinzipale sind zwar sehr liberal in solchen Sachen, aber man muß ihre Güte nicht mißbrauchen." „Diesmal waren Sie nicht allein der Glückliche," sagte Elise, „auch wir haben eine Einladung zu einem Picnic erhalten und wenn es Ihnen recht ist, so tauschen wir die Billete zur Ansicht aus." „Ich bin's zufrieden," erwiderte Ernst und reichte das seine hin. Kaum hatte er einen Blick in das andere gethan, so ries er mit Elisen zu gleicher Zeit auS: „Es ist derselbe Picnicl" „Ich wollte nicht hingehen...." „Indessen...." „A11ein...." „Was giebt'S hier zu disputiren?" er schallte jetzt auf einmal PeterS Stimme, „streiten sich die Leutchen dermaßen, daß man sich die Knöchel abklopfen kann, ohne gehört zu werden. Was giebt's? frag ich. Heraus mit der Sprache." Elise war aufgesprungen, um dem Hausfreunde ein Gedeck aufzulegen und einen Stuhl hinzustellen. „Setzen Sie sich erst, Peter," sagte sie, „die Sache ist gar nicht so schlimm. Mr. Meißner und ich hatten eben Noten aus getauscht und gesunden, daß wir eine Ein ladung zu denselben Picnic erhalten hat ten." „Aber der Streit, Lizzy, der Streit?" „EI, Peter, wir haben gar nicht gestrit ten, ich nehme die Mutter zur Zeugin." „Wirklich?" fragte Peter und warf sei> »en zweifelhaften Blick auf M rS. Könij „ich meine doch, ich hätte was gehört so» aber, jedoch, allein, indessen...." „Ich wollte nur bemerken ... ." sagtl Ernst. „Und ich sagen ...." fügte Elise hinzu „Daß ihL vor Begierde sterbt, hinzu gehen? Nun dazu kann Rath zverden Ich habe zufällig auch eine Einladung von einem Gönner erhalten und dacht natürlich nicht daran, hinzugehen, den, ein armer Pedlar gehört nicht in fein Gesellschaft. Indessen, wenn ihr hinwollt so mach' ich mal 'ne Ausnahme und neh me Euch mit Frau König unter meiw Flügel. Was meint Ihr dazu, Madame?' „Ich hab' nichts dawider." „Ja, aber...." wandte Ernst ein. „Nun, was aber? Der junge Hm möchte am Ende gar allein gehen, mit de, Manistll da? Nichts da, daraus wir> nichts. Wir alten Leute wollen auch un> ser Plaisir haben." „Aber Peter...." „Kein Aber mehr. Die Sache ist gefirt Und daß Ihr's wißt, ich hatte die Gesell, schast frei. Keine Einrede, sag ich. Ick habe 'nen Schnitt gemacht an meiner Waaren und da kann ich «in paar Dimei springen lassen. Also das wäre in Ord> nung." „Und meine Prinzipale?" fragte Ernst ~Die haben doch auch ein Wort mitzu sprechen. Ich kann nicht so mir nichts di> nichts einen ganzen Nachmittag wegblei ben>" „Da laßt mich sorgen, Mr. Ernst Wenn'S weiter nichts ist, so bleibt die Sa> che beim Alten. Heute in 8 Tagen gehe, wir auf den Picnic." Nach vollendeter Mahlzeit ging die Ge sellschast in den Parlor und dort drehte sich das Gespräch um den bevorstehenden Ausflug und die nöthigen Vorbereitungen dazu. Die vorgerückte Jahreszeit ver langte warme Anzüge, während die festli che Gelegenheit doch auch festliche Kleider bedingte. Die Damen wachten sich begie rig über die« interessante Thema her und die Herren hörten mit halbem Ohr zu, während sie, nach erhaltener Erlaubniß, »In paar Havanna-Cigarren rauchten und den Rauch in künstlichen Ringeln wettei fernd in die Luft bliesen. Es war ein köstlicher Abend, ganz geeignet zum Träu men und wirklich verlor sich unser junger Freund in Träumerelen aller Art, so daß er zuletzt das Geplauder der Damen nur wie aus weiter Ferne hörte. Dabei hef tete sich sein Auge bald auf diesen, bald auf jenen Gegenstand, bis es zuletzt auf dem Otlportrait eines Mannes hängen blieb, welches sich über dem Sopha an der Wand befand. Es war ein schöner, aus drucksvoller Kopf und je länger Ernst hin schaute, desto mehr fühlte er sich davon angezogen. Die Züge kamen ihm bekannt vor, aber er konnte sich keine Rechenschaft geben, wo und wann er sie gesehen hatte. War es die Aehnlichkeit mit Elisen, welche ihn zu diesem Glauben veranlaßte? Sie hatte ihm einmal gesagt, daß es das Bild ihres verstorbenen Vaters sei, ohne sich je doch auf weitere Einzelnheiten darüber todt sein? Immer tieser verlor Ernst sich n seine Conjekture» und fester heftete sein s Blick sich auf das Bild. Da auf einmal g schreckte er auf, denn Peter stieß ihn an s und sagte: „Ein schönes Bild da, Ernst. Möchte ! den Mann gekannt haben; muß ein gan- > zer Mann gewesen sein, ja, Frau Kö- j nig?" ' Ueber die Züge der Angeredeten flog j ein tiefer Schatten und sie begnügte sich i damit, die Frage mit einem wiederholten, ! ausdrucksvollen Nicken zu beantworten. > Allein Peter, welcher selbst sür feinere Ge- 5 fühle unzugänglich oder wenigstens kein > aufmerksamer Beobachter der Gefühle An derer sein mochte, ließ sich nicht so leicht abspeisen. „Sonderbar," sagte er, „ich kenne Euch nun schon mehrere Jahre und weiß noch gar nichts von Dem da oben. Wenn Ihr sonst keine Ursache zum Stillschweigen habt, so erzählt uns doch einmal, was und wie er gewesen ist und wann er ge storben." Ernst fühlte sich unangenehm berührt durch diese Freiheit, die sich der ehrlich«, aber etwas rauh« Pedlar nahm, und feine Unbehaglichkciterhöhte sich, als«rbemerkte, wie der Gram in Frau Königs Gesichte, welcher gleichsam zum Schatten verbleicht war, sich wieder auffrischte und die Fur chen darin zu verliefen schien. Er wollte «tnlenken und sagte darum „Peter, ich fürchte, Ihr habt da ein schmerzhaftes Kapitel berührt. Verlangt lieber nicht, daß Frau König traurige Er innerungen wach ruft, und laßt uns von was Anderm reden." Frau König lächelte schmerzlich. „Ich danke Ihnen, lieber Ernst, sür Ihren guten Willen und Ihre zarte Auf. merksamkeit. Allein das Gefühl, das mich durchflog, ist nun vorüber und es ist am Ende gut für mich, wenn ich mich zwinge, diese alte Traucrgefchichte einmal wieder wachzurufen. Jedenfalls hat Peter als treuer Freund der Familie ein Recht, sie zu hören und ich bin bereit, ihm zu will fahren." Peter mochte jetzt wohl zur Einsicht ge kommen sein, daß er einen Verstoß gemacht hatte und versuchte, Frau König auf an dere Gedanken zu bringen, allein sie schüt telte den Kopf und sagte: „Der Gegenstand ist einmal wachgeru- als Schatten zwischen uns schweben. Ich habe ja nichts zu verheimlichen und wenn ich bisher davon geschwiegen, so geschah es, weil die Vergangenheit eine so unend lich betrübte ist. Sie werden eine trau rige Geschichte hören, meine Herren." Frau König schwieg still und schien ihre Gedanken zu sammeln. Die Herren leg ten unwillkürlich ihre Cigarren bei Seit« und eine tiefe Stille herrschte, als Frau König wieder anhub. „ES sind nun 16 Jahre her, als sich meines Gatten und meiner Kinder, mil Ausnahme dieses einen, beraubte. Elisi war damals ein Jahr alt und natürlich ein bewußtloser Zeuge des schrecklichen Ereignisses, welches sie vater- und ge schwisterlos machte. So traurig war das Schicksal unserer Familie, daß ich es selbsi vor Elisen geheim gehalten habe. Allein sie ist jetzt alt genug, das zu tragen, was ich jahrelang mit mir umhergetragen ha be. Früher oder später hätte sie es doch hören müssen und so kam PeterS Auffor derung am Ende ganz zur rechten Zeit." Wieder schwieg die Frau einen Augen blick still; dann fuhr sie fort „Mein Mann war ein geschickter Arzt welcher in Folge politischer Agitationen sein Vaterland hatte fliehen müssen. Ei war ein Mann, dessen Herz für alles Edl, und Große empfänglich war, und in des sen Brust ein glühendes Gefühl für dt« Freiheit brannte. Diese FreiheitSlieb, trieb ihn über den Ocean, als wir kaum unsere Hochzeit gefeiert hatten. Ich floh mit dem geliebten Manne in ein fernes Land, bereit, alle Schicksale mit ihm zu theilen. Anfangs schien das Glück uns lächeln zu wollen. In St. Louis fant mein Mann bald dauernde und lohnend, Beschäftigung und wir lebten dort meh rere Jahre in ungetrübter Zufriedenheit, Im Laufe dieser Zeit wurden uns drei Töchter geboren, von denen Elise die jüng ste war. Die beiden andern erhielten in der Taufe die Namen Marie und Louis, und das Aufblühen unserer Töchter wa> für uns Eltern die Quelle des reinster Glücks. Da aus einmal wurde ich krank! ein Wechselfieber warf mich nieder unt obgleich ich unter der geschickten Behand lung meines Gatten bald wieder genas, war meine Krankheit in sosern entschei. dend, als sie einen Ortswechsel veranlaß, te. König behauptete, daß meine Gesund heit mit dem dortigen Elima unverträg lich fei und erklärte mir seinen Entschluß, nach Pittsburg überzusiedeln. Sein« Wahl fiel auf diesen Platz, weil nicht weil davon ein weitläufiger Verwandter und Bekannter wohnte, von dem wir glaubten, daß er willens und im Stande sei, unse: Fortkommen in der neuen Heimath sichern zu helfe«. Ich war Alles zufrieden, was König wollte, und so verkauften wir, rasch entschlossen, Alles, was wir nicht mitneh men konnten packten den Rest unserer pser den Ohiofluß hinaus. Glücklich paf wir den kleinen Platz, wo unser Verwand ter wohnte. König ging allein an's Land, um Erkundigungen einzuziehen, und kam schon nach einer halben Stunde zurück, Sein Schritt war elastisch, sein Antlitz 'roh und Ich konnte nicht zweifeln, daß er ,ute Nachrichte» erhalten hatte. Wir sa ze» »den auf dem Decke und wenige Sprünge brachten ihn an unsere Seite. Zn der Hand hielt er einen offenen Brief und schon von Weitem rief er mir entge zen! „Gute Nachrichten, Frau. Ein Brief oon Deutschland!" In diesem Augenblicke fingen unerwarteter Weise die Schaufel räder wieder an, das Wasser zu peitschen »nd da König in Folge der herzlichen Auf »ahme seines Vetters beschlossen halte, bei demselben ein paar Tage auf Besuch zu bleiben, so eilte er sogleich zum Eapitän, um demselben seinen Besäluß mitMhei len, mit der Familie das Boot zu verlas sen und nnr unser Gepäck dir»?! nachPittS burg zu schicken. Der Capitä» gab so gleich Befehl, wieder anzulege», allein da das Boot schon im Gange war, hatte es bereits die Mitte des Strvn es erreicht, ehe es gelang, seine Bewegung zu hemmen. Und nun—mit Schaudern denke ich noch heute daran—ereignete sich die eiilfetzliche Catastrophe, welche auf viele Jahre mein Leben verödete und seinen Schatten selbst bis aus die Jetztzeit wirst." Frau König hielt inne und bedeckte das Gesicht mit ihren Händen. Theilnehmend hingen die Blicke der Hörer an ihr und Elise, welche doppelt bei dieser Erzählung interesslrt war, schmiegte sich an die Seite der Mutter und bemächtigte sich liebkosend ihrer Hände. Die Mutter warf einen zärtlichen Blick auf die blühende Tochter und als hätte das Bewußtsein des Geblie benen den Schmerz über das Verlorene gemildert und neutralisirt, fuhr sie mit wiedergewonnener Fassung fort: „König hatte einige Mantelsäcke her vorgeholt, welche das während des Besu ches nöthige Gepäck enthielten, und wir standen zusammen vorn auf dem Haupt deck, bereit die Treppe hinunter zu steigen, sobald das Boot angelangt haben würde, da erfolgte auf einmal ein entsetzlicher Krach nnd der Dampfkessel sprang mit furchtbarer Gewalt in tausend Stücke. Wir wurden »on der Gewalt der Explo sion in'S Wasser geschleudert, wo ich un tersank und erst nach einiger Zeit wieder auftauchte. Der ganze Fluß war mit Trümmern bedeckt nnd ich war so glücklich, ein Brett zu ergreifen, welches mich gegen die Gefahr des Ertrinkens sicherte. Ich hatte Elisen zur Zeit der Catastrophe auj dem Arme gehabt und sie mit dem In stinkt der Mutterliebe nicht fallen lassen. Mit mir war sie untergesunken, mit mir wieder aufgetaucht und theilte jetzt ai'ch mit mir die verhältnißmäßige Sicherheit des rettenden Brettes. Ich blickte nach al gebenS, denn ich konnte auch nicht die ge ringste Spur von ihnen entdecken. Der Fluß war ziemlich hoch und rasch Illeben wir den Strom hinunter. Dazu kam die Dämmerung, welche, wie Sie wissen, hier nur ein kurzer Uebergang zur Nacht ist. Meine Lage war schrecklich und der Ge danke an die eigne Gefahr hielt dem Schmerze um die Vermißten die Waage, bis ich endlich in einen Nachen genommen und an'S Land gebracht wurde. Es war die höchste Zeit gewesen: meine Kräfte, gänzlich erschöpft, drohten mich jeden Au genblick zu verlasse» und in der That war ich noch keine halbe Minute im Boot ge wesen, als mich die Nacht einer tiefen Ohnmacht umsing. Als ich wieder er wachte, lag ich in einem bequemen Bette, an meiner Seite lag Elise, welche die überstandenen Strapazen in einen tiefen Schlummer gesenkt hatten, und an dem Bette saßen fremde Frauen, denen das Mitleiden der Verunglückten leserlich auf's Gesicht geschrieben war. Ein brennendes Licht sagte mir, daß es Nacht war, allein es dauerte mehrere Minuten, ehe sich die jüngsterlebten Scenen meiner Erinnerung darstellten. Endlich wußte ich, was mir geschehen war «nd flehend streckte ich den Frauen die Hand entgegen. Ich wollte fragen: wo sind die Andern? sind sie ge rettet? und hatte doch wieder nicht den Muth dazu. Die Fremden schienen mich zu errathen. Die eine von ihnen ergriff meine Hand und indem sie mich bal, mich zu beruhigen, erzählle sie mir, daß meh rere Personen gerettet seien, daß noch im mer Boote den Fluß durchlrcckztcn, daß man aber vor Tagesanbruch schwerlich Gewißheit haben könnte. O diese Nacht der Oual und Ungewißheit! Sie war schrecklich; aber schrecklicher noch war der folgende Morgen, wo mir die erschüttern de Kunde wurde, daß die Meinigen nicht unter den Geretteten seien. Erlaßt mir die Beschreibung meiner Gefühle; ich wurde krank, gefährlich krank und konnte erst nach Wochen wieder das Belt »erlas sen. Als ich ausstand—ach wie verändert war ich. Einsam, elend, schwach und ver zweifelnd, wünschte ich mir oft den Tod und nur mein einziges, mir gebliebene« Klnd rettete mich von dem schrecklichen Gedanken de« Selbstmordes. Die Fami lte, welche mich barmherzig aufgenommen hatte, wollte mich lange nicht von sich lassen und mondenlang genoß ich ihre lie bevolle Pflege. Der Hausherr, ein ge- schicktcr Advokat, vertrat meine Ansprüche gegen die Compagnie, welche das Dampf boot eignete, und verschaffte mir nicht all - ein alle Entschädigung für die verlorenen Effekten, sondern auch für den verlorenen Gatten. Entsetzlicher Gedanke! Geld für ' den Gemordeten! und mit Abscheu wies ' ich ihn zurück. Allein Zeit und Zureden > bewogen mich endlich zur Annahme des , Kapitals, denn ich brauchte es ja, um die Zukunft meiner Tochter za sichern. Meine ' Freunde legten es sicher für mich an und ' feine Zinsen haben mich befähigt, Elise richt In Sprachen und Musik zu vergrö ßern, und so ist es mir ohne Mühe gelun gen, mich und mein Kind zu ernähren. Die heilende Zeit milderte endlich auch meinen Schmerz und Resignation herrscht jetzt da, wo früher Verzweiflung nagte. Allein dies ist das erste Mal seit vielen lahren, daß die Mittheilung jenes ent setzlichen Ereignisses über meine Lippen gekommen. Du wirst nun verstehen, mein Kind, was Dir bisher in dem Schicksal Deiner Familie dunkel war." Elise weinte still am Herzen der Mut ter. Endlich fragte sie unter Schluchzen: „Und der Vater und die Schwestern hat man niemals sind nicht wenig - stens. . .." „Du meinst, ob man ihre Leichnahme niemals gesunden habe? Nein, mein Kind, selbst dieser Trost war mir versagt, niemals habe ich am Grabe meiner Lieben „Nichts von ihnen gesunden?" fragte Peter jetzt, „das ist doch sonderbar. Das Wasser giebt immer zurück, was es genom men bat, wenn auch leider oft zu spät. Am Ende sind Eure Verwandten gerettet worden, Frau König, ohne daß Ihr es erfahren habt." Frau König lächelte trübe. „Ich habe zuweilen gedächt, wie Sie jetzt denken, Peter, aber ruhiges Nachden ken und ein IVjähriges Stillschweigen ha ben mich eines Andern belehrt. Wie soll ten meine Lieben gerettet worden sein, ohne daß früher oder später die Kunde davon zu mir gedrungen wäre? Nein, nein, ich habe leine Hoffnung mehr; das, Beste, was ich habe erringen können, ist eben stille Ergebung in das Unwiderbring liche. Ick bin zufrieden, ja im Glücke meiner Tochter beziehungsweise selbst glücklich und nur, wenn, wie heute, die Erinnerung mächtig in mir wird, ziehtdie Vergangenheit, wie eine Wolke, vor die Sonne meines Lebens." Die Unterhaltung stockte und wollte nicht wieder in Gang kommen. Früh nahm Peter seinen Abschied und niau konnte deutlich wahr»ehmen, daß es ihm Leid that, durch seine Indiskretion der Freundin einen trüben Abend gemacht zu haben. Früh zog auch Ernst sich' auf sein Zimmer zurück und bald ruhte tiefe Stille auf dem Hause, wie der Geist des entseß licheu Unglücks, welches soeben darin ge« schildert worden war. (Fortsetzung folgt.) Ein verhängnisvoller Wendepunkt Der „Baltimore Wecker" schreibt: Am 4. April, dem Wahltage in Cincw nati, brachte der dortige „Volksfreund' unter obiger Ueberfchrift folgenden klei nen Artikel-- „Heute wird sich zum ersten Male ?ine vollständige uns sehr folgenreiche Verän derung in unseren, Parteiwesen bemerklich machen. Bisher halten hier in Cincinnati die Deutschen die AusschlagSmacht in al len politischen Angelegenheiten, von heule an haben sie die Neger. So lange die P ehiheit der hiesigen Deutschen bet der demokratischen Partei stand, war Cin cinnati demokratisch; sowie sie sich in gro ßer Zahl der republikanischen Partei zu wandten, wurde es republikanisch. Als verhältnißmäßig ein kleiner Theil der re publikanischen Deutschen sich bei der Re sormbewegung betheillgte, gewann diese die Oberhand in dieser Stadt. Aber unsere deutschen Radikale haben nicht eher Ruhe gehabt, bis sie ihren Ein fluß losgeworden sind; sie haben sogar noch als Reformer das Aeußerste aufge boten, um ihre eigene Macht an die Ne ger abzugeben, über welche sie nicht den geringsten Einfluß üben, sondern welche unter der alleinigen Controlle einiger ze lotischen, meist der baptistischen und me thodistischen Confesflon aiigehörigen Geiste lichen stehen. Das letzte Ziel der großen Mission ist erreicht. Heute gehört, wie gesagt, die AusschlagSmacht den Negern. Möglicher Weise werden sie, welche als eine compakte Masse für ein striktes, ungebrochenes Tik ket stimmen, uns zu einem korrupten Board os Aldermen und zu einem Ring- Stadtrathe verhelfen. Wenn uns, was geworfen und Ihm den Fuß auf den Nak ken gesetzt haben. Sollte uns dieser Schlag treffen, so werden unsere deutschen Radikalen vlel gut zu machen haben. Das Gewicht, wel ches da« nicht mehr widerrufbare, sondern hinzunehmende Negerstimmrecht für die, den deutschen Geist hassende, im Entstehen begriffene Muckerpartei in die Waagschale wirst, kann nur durch eine feste Vereinig ung des ganzen deutschen Element« auf gewogen werden." Diese Befürchtungen des „Cincwnati Volksfrenvdes" sind in Erfüllung gegan gen. Die Neger, von ihren ReverendS ge führt, stimmten Mann für Mann mit den Puritanern »nd entschieden den Steg der Letzteren. Der neue Schulrath in Cinctn nati ist für den Gebrauch der Bibel und für Gebete und religiöse Gesänge in den öffentlichen Schulen. Die öffentlichen Schulen von Eincinnali werden damit Sektenschulen, in welchen das baptistische und »iclhodiftische Element den Ton an gibt. Welch' eine Lehre! Die Bemühungen Deutschen und freisinnigen Amerikanern, das konfessionelle Element aus den Frei fchulen zu verbannen, sind durch Neger stimmen vereitelt worden. Das erst» Vo tum, welches die Neger in Ohio gaben, ist gegen das amerikanische Prinzip, absolute Trennung von Kirche und Staat und von Schule und Kirche, gegeben worden. ES wird, fürchten wir, noch schlimmer kommen. Die Neger sind eine verläßlicht Garde für Know-Nothingthum, Tem perenzlerel, SonntagSgefetze und purita nische, reakttonäre Bestrebungen über haupt. Das „Indiana Volksblatt" macht in einem Artikel über dasselbe Thema folgen de triftige Bemerkungen:— Am 4. und 5. April haben bei Gelegen heit der Lokalwahlen in verschiedenen Staaten des Nordens, namentlich in Ohio und New Jersey, die Neger zum ersten Male Gebrauch von dem ihnen durch das 15. Amendement verliehenen Stimmrechte gemacht. Obwohl die Demokraten von vornherein Gegner dieses Amendements gewesen sind, obwohl sie die republikani sche Partei mit vollem Rechte beschuldigen, daß sie die in der Chicago Platsorm von IK6B feierlich gegebenen Garantie» durch die Agitation für da« Amendement che» und durch die unconstitutionellen Zwangsmittel für die förmliche Ratifika tion desselben einen unverantwortlichen Willkürakt, begangen hat, sind doch von demokratischer Seite keine Versuche ge macht worden, die Neger am Stimmen zu verhindern. Die Letzteren haben überall in sehr eifriger, aber in ruhiger und ziem lich bescheidener Weise von ihrer neuen Errungenschaft Gebrauch gemacht. Daß sie fast ausschließlich für die re publikanischen Kandidaten stimmen wür den, ließ sich mit Sicherheit voraussetzen. Der Zuwachs, welchen die republikanische Partei dadurch in manchen Lokalitäten gewonnen hat, ist jedoch nur ein temporä rer und sogar in gewisser Hinsicht für sie verhängnißvoller. So viel nämlich als sie an unintelligenten Stimmen durch das Nergerthui» gewonnen hat, wird fie jeden falk an intelligenten Stimmen verlieren. Es giebt im Norden eine Menge Re publikaner, welche wohl für die Emanzi pation der Sklaven und für die Gleichstel lung der Neger und Weißen vor dem Ge setze, aber nicht für einc vollständige so ciale Gleichstellung beider Nacen gewesen und welche mit der Einführung des Ne gerstimmrechts durchaus nicht zufrieden sind. Das Letzte.» konnte nicht in fast allen nördlichen Staaten mit so großen Mehrheiten bei der Volksabstimmung »ie dergestimmt worden fein, wenn jene Ab neigung nicht auch unter den Republika nern bestände. Die praktische Durchführung des 15. Amendements verändert auch die Stellung der bisher republikanischen Deutschen zu ihrer Partei wesentlich. Ein großer Ein fluß in derselben ist thuen nie gestaltet ge wesen; seit aber die Farbigen für die Partei disponibel geworden sind, ist natürlich der Werth der radikalen Deut fchen als AuSschlagSmacht um Vieles ge sunken. Die religiös socialen Elemente . tn der Partei sind durch die sämmtlich sehr strenggläubige» Gemeinden angehörigen i Neger so verstärkt worden, daß die Sonn - tags-, Temperenz- und Bibel-Fanatiker , inrierhalbder Partei-Organisation die un > bedingte Ueber-macht haben, welche sie um > so begieriger gebrauchen werden, als ihnen . die radikalen Deutschen wegen ihrcS Han - ges zur Freigeisterei und zum ungebunde nen Lebensgenusse schon längst ein Aerger sind. I» unserer Nachbarstadt Cincinnati ist am 4. April ein Pröbchen davon gegeben worden, indem die Negerstimmen, welche in mehreren WardS Bibclleutc in den Schulrath brachten, vorläufig zu Gunsten der Fanatiker entschieden worden ist. Auch hier in Indianapolis ist die De müthigung der deutsche» Republikaner bei den PrimärwalKn zum Theile einer eigenthümlichen und gewiß nicht mit Recht und Billigkeit vereinbaren Verwendung In Colnmbus und verschiedenen ande ren Städten Obio's hat das Leptcre re publikanische Majoritäten gemacht, die früher nicht existirt hatte». Diese Macht erweiterung ist aber, wie gesagt, nur vor übergehend, und zwar deswegen, weil sie nur eine spezielle Fraktion der Partei stärkt, und den andere», namentlich den mers. Der Neger ist nämlich der allge meinen republikanischen Partei immer noch ein Fremder. Die Conservativen hang mit ihm und besitzen iiickt den ge ringsten Einfluß über ihn. Es sind gerade die puritanischen Fanatiker, denen er erb als Schachfigur dient. Sie haben sich ihn herangezogen und sür ihre Zwecke präpa rirt, lauge zuvor, ehe die republikanische Partei noch die Idee des allgemeinen Stimmrechtes aufgenommen hatte. Sie haben sich in sein Vertrauen eingeschlichen und ihn hauptsächlich in der Kirche bear beitet. Zehn der besten radikalen Redner oder Schreiber werden nicht halb so viel Ein- Lokalität machen, als ein untergeordneter Methodisten- oder Baptistenprediger, wel cher ihnen das rechte Gemisch von Reli gion, Sozialismus und Politik ersetzen kann. Daß diese Leute dadurch einen vor können mit ihrer schwarzen, keinem An dern treuen Garde jeden republikanischen CaucuS, oder jede Convention, oder jede andere Vorwahl nach ihrem Belieben lei ten. Es kann nicht fehlen, daß dadurch Vorwiegen der Muckerei in der Partei schon lange zuwider ist, gänzlich verleidet werden muß, besonders aber den Deut schen. Die allgemeine sogenannte amerika nisch-christliche Bew»gung, deren Träger fast ohne Ausnahme der republikanischen Partei angehören, und deren Ziel die Purttanisirung der öffentliche» Schulen und des gesellschaftlichen Lebens mit Hül fe der Staats- und Bundesgewalt ist, hat jetzt durch das Negerelement Kraft genug gewonnen, um die republikanische Partei zu zwingen, ihr öffentlich und direkt dienst bar zu sein, während sie es bisher nur heimlich und indirekt war. Nachdem mit dem freien Negerstimm rechte die eigentliche und einzige Aufgabe jener Partei gelöst ist, muß dieselbe in eine Richtung wie früher gerathen; diese Rich tung ist bereits entschieden. Si: ist eine dem deutschen Wesen besonders feindliche und entgegengesetzte. Die kultur-histori sche Aufgabe des deutsche» Elementes in Amerika ist es, die Härten des amerikani schen Wesens durch Kunst, Wissenschaft und Gesellschaft zu mildern. Das Bestre ben jener nunmehr in der republikani schen Partei übermächtigen Fraktion ist es, das amerikanische Leben und Wesen in die starre» Formen des PuritaniSnius nen ganzen nationalen Charakter ausge ben und den Geist seiner Vorfahren ver leugnen, ehe er sich zum Mitschuldige» eines Verbrechens gegen den Fortschritt der Menschheit machen kann; das aber würde er, wenn er unter den jetzigen Um ständen in der republikanischen Partei bliebe. Hier in Indianapolis ist ihnen bereits ein Wink mit dem Zaunpfahle gegeben worden, welchen sie beherzigt haben. Ob sie es in den übrigen Theilen des Staates auch thun werten oder nicht, davon wird es abhängen, ob die Deutschen in India napolls hinfort ein repektirler und ein flußreicher oder ein mißachteter und be drückter Bevölkerungstheil sein werden. Besondere Nachricht. eine Liste der von ilini gcbrauchle» Flaschen in der Amtsstube des Staatssekretärs r?n Pennsvl vanien depouirt hat, und gegen irgend einc Per fon oder Personen, der so bezeichncle Flaschen mit Mineralwasser oder irgend einem anderen Ge tränke fülk, oder sie kauft, verkauft oder auf ir gend line Art damit handelt, oder sie bcnu>>t, um Seranton, Pa> Man beachte nachstehenden Gesetzcrlaß: „ES wird hiermit als miaesetzlich erklärt für irgend welche Person oder Personen, ohne Er bar für eine Strafe von fünfzig EeittS für jede solche Flasche, so gefüllt oder verkauft, gebraucht, vergeben, gekauft oder damit gehandelt, für das erste Vergehen und fünf Dollars für jedes weitere Vergehen, zu erlange» vor irgend einem Aldcr mann oder Friedensrichter, wie Strafen gesetzlich zu erlangen sind für den Zu verkaufen: Archtcn importirten Weili-Eßig zu Il>, 15 und 20 EentS das Quart, bei I. Appert, .Mg No. 227 PcnnAvcnue, Soeben erhalten und im Großen und Kinne» Der ot' twi'. krönten Häuptern und «iclchrten jeden Standes gezollt wurde, ist sowohl Kranken wie Gesunden bestens pi empfehle» und unverf^s^t svein 5? Mquor-Handlung vo» I. Appert, No. 227 Pcnn Avenue, Scranion. und viele andere Änliche Artikel bester Qual. „Keystonc Halle," Dpnmore, Pa., Pctcr Burschel, Prohrictor, Me- seinen Somineraarten, mit Musik und Spielen aller Art. Zu Wagen, zu Pferd und in Schlitten Kommt zur Kcoftt'nc Holle geritten! M. Green, Minen, Liquoren, Cigarren, örc., 428 Lackawanna Avenue. Der beste Bourbon in der Gegend. Jmportir Weine und BrandieS. Die beste Auswahl soeben ans dem Zollhausc erhalten und zu Preisen »er kauft, die >eder Konkurrenz spotten. EhenfallS ein großer Vorrath iinportüter und eiuhciittischer Cigarren, die mit geringem Profil Waaren werden kostenfrei nach jedem Theile 12. Juli 18tik.—ba kokinson, 313 Lackawanna Avcnur, Scranto», Pa. Weine, Liquöre, Gitters. 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