Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, April 07, 1870, Page 1, Image 1

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    KcrNnton Noclirnbiutt.
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dinirt von I l Uhr Vormittag» bi» lj Uhr Nach»
ag? »on 11 Lorm. bis 3 Übr Nachm. 28n7
Or. '
Deutscher Arzt.
Wundarzt und Geburtshelfer.
Sprechstunden Morgens von B—9, Mittag« von
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Scranton, 29. April 1869.
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Scranton, 2. Dez. lÄ>l—ba
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I° dn H Su, pb' n. ; riee-Prasidenten.
OScar E. Moore, <lasl>ier.
Direktoren und Beiwalter.
James Bl.iir, Jodn Hantle»,
Jodn H. Sutphin, T. F. Hunt,
Daniel Howell, BeorgeAis her,
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»crautim. it. Ott. tv«7.
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Zlinz Seranton, Pa. 7v,lj
C K. Carman, Händlerin
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2jlS Scranton, Pa. lj
F. D. EollinS,
R« chtS - A uw alt»
Peter Erster,
KanS-, Schild-,
Freses- Sk Ornamental-Maler,
William (Ilster, Friseur,
A. C. Kvnarson,
deutscker lllirmacker Li Juwelier.
Scranton, ll>. Jan. 18KK ba
<K. Merrisseld,
Advokat und Sachwalter,
Friedrich Scholl,
Frcsro-, Haus- und Srhild-Maler,
Ward Lt Wnnfter,
Advokaten und ReckitS-Anwälte,
Office in Jakob Schlagers Gebäude,
2308 Scranton, Pa. ba
Der
Geheimnißvolle Pedlar,
Die Töchter dts Schiffbrüchige».
von R. Leonhard.
(Fortsetzung.)
Da« junge Paar schwamm sorglos da-
Sonne, die grünen lachenden User, Zu
den Klippen gehörte da« Verschwinden
des Herrn Werner, welche» noch immer
fortdauerte. Ernst hatte den Polizeichef
in« Vertrauen gezogen und heimliche
bi« jetzt aber erfolglos geblieben waren.
Zu de» Klippen geborte ferner die Armuth
unseres Freunde», obgleich es ihm bis jetzt
Elisen'« Geldtasche in einem Mantelsacke
schivunden war und die» beschleunigte die
Geschwindigkeit, mit welcher sich Ernsten'S
unglückliche Börse leerte. Er hatte dieselbe
Elise zur Verfügung gestellt und sie hatte
nicht gezögert, sein Anerbieten anzuneh
men. Fnihcr oder später würde sie jeden
falls im Stande sein, das Anlehen mit
Zinsen zurückzuzahlen und mit diesem Ge
danken beseitig!» sie diese Angelegenheit.
Daß sie aber den Werth de« Gelde« nicht
kannte, daß ihr Vater reich, sehr reich sein
mußte, das erhellte au» der wahrhast er
habenen Verachtung, womit sieden gelben
Plunder behandelte. Jeder Wunsch muß
te auf der Stelle erfüllt, jede« Bedürfniß
augenblicklich befriedigt «erden. Den
Durst stillte sie mit Eiscream und Llmo
jene Klippe sich immer drohender in ihrem
Fahrwasser erhob. Daß Ernst allein diese
Klippe sab, machte den Umstand nicht bes
wa« man gemeinsam trägt. Und der Ar
me er sah noch eine dritte Untiefe, sah
sie ebenfall« allein, denn sie bestand au«
den mannigfachen Schwächen, welche set
ner Gefährtin trotz aller Reize anklebten.
Elise war »in« hochbegabte Natur, aber
der Acker ihr»r S»el» war nicht g«hörig
gepflegt, gejätet worden und deßhalb war
viel Un?raut mit den guten Pflanzen auf
gewachsen, hatte da« Gedeihen der letzte
ren verhindert, ihren Much« verkrüppelt.
Elise hatt» di» Mutl»r in früh»r Jugend
verloren, da« sah man ihr nach kurzer
Bekanntschaft an, das erkannte Ernst mit
jeler Stunde deutlicher. Die Keime des
Erelmutbes, dcr Menschenliebe lagen ge
der Einbildung, der Selbstsucht, der Eng
Herzigkeit hatten fie überwuchert und Ernst
erkannte trotz seiner Jugend, daß da«
Gchicksal bald dt» läuternde Hand a» di«-
Fes Feld legen mußte, wenn nicht die Ernte
verkommen sollte. Er sah tieS und be
dauerte es mit einer tiefen Innigkeit.
Und warum? Wa» ging denn diese»
Mädchen ihn eigentlich an? Heute noch
konnte der Dater kommen', konnte einige
Worte de« Danke« sagin, die Rechnung
bezahlen und die Tochter nach der Heimat
entführen.
Damit wäre der Traum aus gewesen
und doch diese Trauer? Sie war schwer
zu erklären, wie die Regungen de« Herzens
überhaupt schwer zu erllären sind. Wa»
ist e«, dieses unnennbare Etwa», welches
die Brust de» Jüngling« auf einmal er
füllt mit namenloser Sehnsucht, welches
die Jungfrau erröthend in feine Arme
treibt? Was lenkt feine Wahl und die
ihrige? Ist es der nüchterne Verstand,
die wägende Ueberlegung? Nein und
abermal nein. Nur selten hat der Ver
stand mit den Verbindungen der Herze»
zu thun, fa, oft geschehen fle sogar gegen
die bessere Ueberzeugung. Dieser Trieb
ist eben ein mächtiger Hebel und treibt nur
zu ost den Menschen, wohin er will. Auch
Ernst gab <?m nach, denn wenn er e« sich
auch nicht eingestand: es war trotzdem
Thatsache, daß diese Fremde anfing, einen
seltsamen Zauber auf ihn auszuüben.
Wa« half es da, daß er feinem Herzen
Pernunft predigte? Daß er oft rastlos
von Elisen» Seite rannte und durch die
Straße wanderte, um mit größerer Sehn
sucht zu ihr zurückzukehren? Er war mit
ihr, er war mit sich selbst unzufrieden unb
dies war. wie gesagt, ein fernerer Tropfen
Wermuth, welcher sich mit seinem Freu
dentranke mischte.
E« war am fünften Abend feiner An
kunft in der Stadt, als diese Gefühle ihn
wieder einmal hinauStrieben. Er war
durch mehrere Straßen gewandert, bis
auf die St. Elair-Brücke und schaute von
dort nach dem Ohio hinunter. Da» Auge
schien da« vor ihm liegende Panorama
einzunehmen; aber sein Geist war augen
scheinlich abwesend und er schrak förmlich
zusammen, als eine fremde Hand seinen
auf der Brüstung liegenden Arm berühr
te. Dann zur Seite schauend, sah er ei
nen ältlichen, einfach aber reinlich geklei
deten Mann, welcher in der Hand einen
Mantelsack trug. Seine Gestalt war ein
wenig gekrümmt und da« wettergebräunte
Gesicht mit tiefen Runzeln bedeckt. Bu
schige Brauen zogen sich über die kleinen
Augen, welche gutmüthig aber schlau In
die Welt blinzelten und dem sonst ge.
iröbnlichen Gesichte eine eigenthümliche
Bedeutung verlieben.
„Was wollt Ihr, Mann?" fragte Ernst
verwundert den Fremden, dessen offene
Hand sich ihm zum Gruße entgegenstreckte
und über dessen Züge ein freundliche« La
„Ist's möglich, Herr Meißner, daß Ihr
den armen Pedler so bald vergessen habt,
der Euch toch sein Leben und sein bischen
Habe verdankt? Nun, Gott weiß e«, ich
habe ein besseres Gedächtniß und niemals
soll der alte Peter die Stunde vergessen,
wo Ihr Euch seiner so tapfer annahmt."
Ueber Ernsten'S Gesicht flog jetzt eben
fall« ein Lächeln. Er schüttelte die darge
botene Rechte mit herzlichem Griffe und
sagte sodann:
„Ach, Ihr seid'« lieber Mann? Ent
schuldigt meine Kurzsichtigkeit. Ich ver
muthete Euch nicht in Pitt«burg, sonst
hätte ich Euch auf der Stelle erkannt.
Wie geht'« Euch? Habt Ihr Euch ganz
erholt von den rohen Fäusten jener Elen
den, welche die Frechheit hatten, Euch zu
mclestiren 7"
„Danke, lieber Herr, tanke für gütige
Nachfrage. Ich bin so ziemlich wohl, je
denfall« viel besser, al«der eine von jenen
Hallunken, den Sure Faug damal« so
trefflich zeichnete. Er lag im Hospital, al«
ich von New Aork abreiste."
„Wirklich? Geschieht ihm schon recht;
warum vergriff er sich an einem alten
Manne, wte Ihr seid."
„Nicht so alt, nicht so alt, wie Ihr
denkt, Herr Meißner; zähle gegenwärtig
erst meine fünfzig, und hätte schon mei
nen Mann gestanden, wenn der Andere
nicht gewesen wäre. Ja, ja, sie hätten
mich kalt gemacht, wenn mein lieber jun
ger Herr Meißner nicht gewesen wäre.
Pophagel ist der zugesprungen und hat
die Schufte geledert. Ich seh» die Hiebe
noch immer fallen."
Der Mann lacht« in fröhlicher Erin
nerung an die Prügel, welche feinen Geg
nern zu Theil geworden waren.
„Nun laßt da« gut fein, Peter wie
heißt Ihr doch mit Eurem andern Na
men?"
„Also Peter Tauscher, laßt die Sache
daß ich Euch jetzt in Pittsburg sehe.
War denn Euer Zeugniß nicht nöthig,
jene Spitzbuben zu überführen?"
„Ja »ohl, lteder Herr, da« «ohl z at«r
s»ht, »« »ar «tr a« Ende sehr gletchgül-
I tig, was mit Ihnen geschah. Ich dachte,
der Denkzettel vom Herrn Meißner ist am
Ende genug, und da der Handel ganz er
därmlich schlecht ging In New-Ior?, habe
ich mich aufgemacht, »S hier zu versuchen.
Man will doch sein bischen Leben machen."
„Also die Geschäfte gehen schlecht? Das
thut mir leid zu hören."
„Nicht zum Besten, Herr, nicht zum
Besten; da» Land ist voll KriegSgerüchte
und Handel und Wandel stocken. Da fin
det ein armer Mann wie ich oft seine
Noth, den Kopf überm Wasser zu erhal
ten. Aber hier spricht'S sich schlecht und
ich möcht' doch gern noch ein Stündchen
mit Euch plaudern. Wenn Jbr nichts
Besseres zu thun habt, so kommt mit mir.
'lch weiß ein trauliche« Plätzchen, wo wir
ungestört find. Dort könnt Ihr mir er
zählen, was Euch iinterwrgs b»g»gn»t Ist."
„Ich habe »Ichts dagegtn, P»t»r; aber
meine Erlebnisse sind nicht der Mühe
werth."
„Macht gar nichts aus, lieber Herr,
ganz und gar nichts, wenn Ihr mir sonst
die Freude machen wollt. Alles, was Euch
angeht, lst mir wichtig, denn Ihr habt mir
ja das Leben gerettet."
terstübchen einer Bierhalle, wo äugen
«cheinlich kein anderer Gast fich befand
Ernst wolll» »lwas zu trinken bestellen,
aber der Pedlar lleß sich diese Ebre, wie
er sagte, nicht nehmen und als da» fun
kelnde Gebräu vor ihnen stand, stieß er
mit Ernst aus künftiges Wohlergehen an
und sagte treuherzig:
„So, da» nenn' ich mir eine» Genuß.
Hatt' schon die Hoffnung ausgegeben, Euch
jemals wieder zu sehen und hab' nun
doppelte Freud, hier bei Euch zuhören zu
dürfen. Den» erzählen müßt Ihr; drum
'raus mit der Sprache."
Und Ernst erzählte; erst von seiner
Reise, dann von seiner Ankunft in der
dessen nicht aus den Kopf gefallen und als
Ernst endlich geschlossen hatte, verstand er
so ziemlich die ganze Situation. Er war
dcr Erzählung mit immer wachsendem
Interesse gefolgt, hatte abcr seinen Gedan
lcn höchstens durch ein „Hm," ein Nicken
oder schütteln des Kopfes Ausdruck ge
geben und saß jetzt sinnend und überlegend
ta.
„Seltsame Geschichte das," sagte er
geboren sein, daß Ihr immer mehr erlebt
als ander» Menschenkind»?. Di» Sach»
ist gar nicht so üb»l, mit »in»m so hüb
sche» Kind» auf „Du und Du" zu l»b»n,
he? Hat aber auch srin» Schatt»nseite,
caikulir ich, otrr nicht, h»?"
S»in lebhaftes Auge h»ft»t» fich fest an
das des jungen Mannes und als »r au
ßer einem verlegenen Lächeln keine Ant
wort erhielt, legte er seine Hand auf die
d»s Andern und sagte mit Treuh»rzigk»it
und Innigk»it d»s Tone«!
„Herr Meißner, ich bin Euch tief zu
Danke verpflichtet und wenn Ich auch zu
arm bin, Euch sonst zu vergelten, so soll
Euch wenigstens mein gut gemeinter Rath
nicht fehlen. Wollt Ihr'« mir nicht ver
übeln, wenn ich offen mit Euch rede."
„Gewiß nicht, li»b»r Freund, Eure
Theilnahme thut mir wohl."
„Nun wohl denn, so will ich reden, wie
ich denke. Au« dem, wa« Ihr mir gesagt
habt, muß ich schließen, daß Ihr diesem
Mädchen ein Bischen tief in die Augen
gesehen hab», he?"
„Wo denk» Ihr hin, Peter," sagte
Ernst lachend, erröthete aber so mädchrn
hast, daß P»t»r sein Theil dabei dacht».
„Peter hin, Peter her, ich mrrk» schon,
wi» die Acti»n stehen. Jetzt fragt »« sich,
ob da« ein Glück oder Unglück ist."
„Ich »erstehe Euch nicht, Peter."
„Wenn'S auf mich ankäme, so würde
ich sagen: e« ist ein Unglück," fuhr P»t»r
fort, ohne aus drn Einwand d»« And»rn
zu achten. Wenn'« auf mich ankäme, so
nicht gleich an da« »rst» Weibsbild im
Lande, da« Euch in die Arme läuft. Hal
te» Euch die Augen klar, seht Euch um,
schafft wa« Tüchtige«, baut «in Hau« und
dann sitzt »in»n Vog»l hin«!«."
„Ab»r P»t»r. .
„Weiß schon, was Ihr sag»n wollt, li»-
ter Herr: „„Ich denk gar nicht dran und
so weiter."" Kenne da« schon und wäre
auch ganz in der Ordnung, wenn der
Kopf über dem Herzen bliebe. Ist aber
oft umgekehrt bei der Jugend, und da«
Blut kommt in Wallung und schlägt über
dem Kopfe zusammen. Kenne da« schon."
! „Ach, lieber Mann, ich kann da« Mäd
ch»n doch j«tzi nicht »»rlaff«», selbst »««»
! ich wollt»!"
Äl>. 14.
„Ist auch gar nicht nöthig. Aber di»
Mamsell hat doch eine Heimath, hat
Freunde und Verwandte, welch» stch be
eilen werde», Euch die Last von d»n Hän
den zu nthm»n."
„Ja so." sagte Ernst, „daran habe Ich
noch gar nicht gedacht."
„Glaube schon," entgegnkte der Pedlar
und sein Auge funkelte lustig, „man denkt
selten an da«, was Einem nicht in den
Kram paßt. Jetzt aber, wo Ihr dran
denkt, solltet Ihr die Miß hübsch dran er»
innern, nach Hause zu schreiben oder lie
ber zu telegraphiren."
Ernst nickte. Der Pedlar aber fuhr
fort:
„Je »her ditsk« Leb»» aufhört, drsto
besser ist »« für Euch. Ihr habt mir «e»
laubt, offen zu f»in und off«n will ich spr»-
chen. Dcr Bater ist reich und ich «ill
tausend w»tten geg»n ein«, daß ein kalter
Dank Alles ist, was Ihr von Ihm für Eure
Gutthat erhaltet. Oder könnt Ihr Eg
pitalien mit Capitalien aufwiegen?"
Ernst schüttelte den Kopf.
„Dacht's mir wohl. Leute wie Ihr.
welche die Natur ausstattet, sind von der
Glücksgöttin meistens schlecht bedacht. Ihr
müßt aber doch nicht gar schlecht absein,
daß Ihr das Leben in dem theuern Hotel
ausballen könnt. Ich krieg da« Zittern
beim Gedanken an den Preis »ine« »inzi
qen Mahles und Ihr müßt Tag für Tag
für zwei bezahlen."
Die väterliche Weise des alten Manne«
wirkt» stchtbarlich auf unfrrn Frrund und
Pertrauen mit Vertrauen belohnend, zog
er die schmächtige Börse htrvor und hlrlt
sie lachend dem Pedlar entgeg»n.
„Hu! was die mager ist!" sagte dieser
und wi»d»r flog d»r schelmisch» Blick au«
s«in»m Aug». „Fast so mager, «i» di»
m»in». Und dab»i wirthschaft»» d»r V»r
schwender darauf los, als wäre «» reich
wie ein ErösuS."
„Et nun, Alter, was in aller Welt soll
ich denn thun ? Hört mal auf zu schelten
und gebt mir lieber Euren guten Rath."
„Rath?" sagte der Andere, Indem er
ein Gesicht schnitt und sich mit komischer
Verlegenheit hinterm Ohre kratzte. „Ja,
lieber Herr, da ist guter Rath »Heuer.
Zwar steht Euch mein» geringe Baarschaft
von Herzen zu Gebote; aber ich bin ban
ge, e« ginge damit, wie in Pharaoh'«
Traume! „Eure Börse fräße meine Börse,
aber fetter würde sie nicht."
Der Alte belachte feinen Witz mit »i
-nein breiten Grinsen; allein Ernst erklär
te, nicht eine» Augenblick an die Annah
me de« Anerbietens denken zu wollen.
„Gut," meinte der Pedlar, „so müssen
wir aus etwas andere» stnnen. Ich sage
noch einmal, diese« Leben muß aufhören
und Ihr müßt frhtn, daß Ihr Arb»it b»>
Rath IhtUtr. Bis jrtzt habe ich noch nicht«
„Weil Ihr bl« jetzt Noch nicht« gesucht
habt. Nehmt's nicht übel, lieber Herr,
abrr »S schkint mir, Ihr hätt»! an wenig
ich Recht?"
allein »in Blick in da« grinsende Antlitz
seine« Gefährten vereitelte den Versuch
und er konnte nur in das Gelächter dessel«
„Nun, nun," fuhr der Pedlar fort, „Ju
gend hat keine Tugend. Wenn Ihr mal
meine Jahre auf dem Rücken habt, so tragt
Ihr auch einen kühleren Kopf auf Euer«
Schultern. Ein wahre« Glück nur, daß
Ich noch zur rechten Z»it hier »intraf. Ich
muß wohl »in wtniz für Euch d»nk»n und
f»h»n, daß ich Euch unt«rbring». Bin Ich
doch halb und halb Schuld daran durch
mrln Zur»d»n, daß Ihr hlrrhrr g»«and»rt
s»id und muß nun »vhl da« M»inig»
thun. Stehen mir auch die Vorderthür««
der Reichen nicht offen, so schlüpfe ich doch
zu mancher Hinlerthüre hinein, »enn ich
den Köchinnen und Ladie« Bänder und
Schminke verkauf» und dt» haben auch ih
ren Elnflnß. Deßhalb Muth gefaßt, »Ir
wsllrn schon was finden."
„Nehmt meinen Dank für die gute >t«
stcht. Ich selbst will mich auch umschaue».
Dieses Lebkn muß aufhöre«, da« fühl« Ich
jetzt deutlich."
„So Ist'« rechk. So höre ich Euch g»r»
spreche«. Und nnn noch ei»«. Ihr »üst
eine andere Wohnung avssnche«, »«»»
dies» D»lila »inmal fort ist, und »»»»
Ihr'« mir üb»rlass»n «ollk, 112» »ill ich »««
für Euch brs»rg»n."
Ernst war auch diese« tufrieden «ad d«?
Pedlar fuhr fort:
„Ich sehe, Ihr werdet ungeduldig u»d
ich will Euch jetzt nicht länger aufhatte».
Ihr müßt dem alten Peter ein bi«che»
Schwatzen schon zu Gute halte«. Rur
noch »In«. Ich wohn» ob»n I« drilw«
Stock hier, so lang» Ich in Pitt«b«rß
bleib». Versprecht «ir als», «ich hier
a«fzusuche«, so oft Ihr «ich bea«cht, t«.
(Wetz» »56» »iw.)