Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, March 31, 1870, Page 1, Image 1

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    Kcrünlon Nockrnliintt.
sj. Jahrgang.
Dr. F. Bidema»,
Liute« Straße,
zwischen der Penn und Franklin Avenue.
OfSce.Stu.iden, Morgen« »on B—9
Nachmittag« „ lj—k
Abend« „ B—S
I» Abwesenheit wird Herr Sreter Nachricht er
heilen.
Dr. Kamill Krejci,
deutscher
Arzt, Wundarzt u. Geburtshelfer.
Office in Wvominq Avenue, Kaiser'« Hau«,
d inirt von Il Übr Vormittag« di« Z Uhr Nach»
" J?n p Nni Montag. Mittwoch u»d Frei
ag, »on l i Vorm. bis 3 Uhr Nachm. 2Sn7
vr.
- Deutscher Arzt,
Wundarzt und Geburtshelfer.
Office im Hause «on I. Schiinpff. Eedarstraße.
Sprechstunden Morgens von B—9, Mittags von
—3, AbendS von t>—B.
Deutsche Apotheke,
»l» vacka Wanna Avenue,
<trn Hantle»'« Merchant« u. Mechanik« Bank.
H- F- Lobeck. lj
0. Bc>kmiät i!c Lo.,
Deutsche Apotheke.
gl« Lackawanna Avenue.
Dr. S. W. Ruch,
Graduirter der Universität von Pennsvlvanien.
n Pbiladclphia, hat seit acht labren in diesem
Staate erfolgreich praklizirt, und erlaubt sich ach,.
ung«voll rie Bekanntmachung, daß er eine Office
hier eröffnet bat, in N°. 2i>t Adam« Ave., nördlich
der Mctbobiste»-Kirche. Krankbeile» der grauen
und .«lindec wird besondere Aufmerksamkeit ge
en.—Sprich« deutsch und tnglisch.
Officckunlen: Morgen« von 7 9. Nachmit
'g« von —2 und öj—B. Von 8 Übr?lbend«
Adam» A«'nue. anzutreffen 1409
Zahnarzt,
«erfertigt künstliche Zähne, weluv'
an Schönheit und rauerbaftigkei.
Pri iS: Halbe« Gebiß ganze« Gebiß
»gen. sch z S
Office oberhalb Mathew« Apotheke. t to9
Guft a v Hak»»,
Advokat und Rechts-Anwalt,
Wilke«barre, i'liierne So., Pa.,
«erde» auf« Pünktlichste besorgt.
Pässe fiir welche nach dem Ausland
?has. Dupont Breck,
Advokat und Sachwalter,
Käufer nnd Verkäufer «on Rrnndcigcnthum und
Agent fiir den Verkauf von Kotten des alten
„Slocum-EigentkuinS."
Ferner Agent für die i!vcoming Eountv Mutual
ÄtssichcrungS Co., inkorvonrt IBäl>. Kapital über
e'fi'ch lst^pi
John (Y. Tailer,
engen möge. Bedienung prompt und Waaren
res nach jedem Stadttbcile geliefert. 2knB
siscker « A s?i o
Grocerien »nd Provtslouen»
halten immer «orrätbig dir beste Auswahl «on
Srocerien, Mehl und Futter, deutsche Früchte,
Mucker, Kaffee, Thee u. s. w. Da« deutsche Pu-
Vei ?. Steiger, 22 u. Frankfort St.,
New Kork, erscheinen:
Krttz Reuter « Werke
t» plattdeutscher Sprache.
In wöchentlichen Lieferungen G 15 Tent«.
Erzablungen und Medicht/ Reuter'« sind nicht
blo« fiir seine sde»iellen ?and«leute, die Nord
billiae Piei« ermöglicht die ausgedehnteste Ver
breiwng derselben.
Jede kieserung wird einzeln «erkauft.
Fris Reuter'S Werken,
Zimmermann« Wunder der Urwelt,
Liefgn. mit vielen Illustrationen, <S 19 Cent«,
achrichten au« Deutschland und der
Schweiz. Wochenblatt l(> llent«,
jIS,7« E. Steiger,
ZZ «. Zt iraakf»r« St., R»
d. äL (^O.,
Tapeten <K Wandpapier,
Fenster-Vorhänge,
Schot-, Dlank- und Schreibbücher,
Schreibmaterialien.
Lelnwand-Borkängc werden auf Bestel
lung >» kurzer Zeit angeferst und Ta
s-s<>l Lackawanna Avenue (Eck- von Lackawanna
und Washington Avenue).
Sprecht bei uns vor.
Die Deutschen werden finden, daß unser Ge
schäft gerade der Ort ist, wo sie prompt und reell
behandelt werden. s2io9)
Karl D. Nenffer,
Kappen
lirtcn Hüten und .tappen aller
Art auch Wollwaaren, Spiels«chen, Bü
ches >c. Bestellungen auf deutscht und
jgap7 Ntl^ffer^,
(Münster N Hüll,
Großes Mobilien-Lager.
Sacka wann« Avenue, Scranto» Pa.
Alle Zeit in großer Auswahl vorräthla, Bu
rcauS, <!ommoden, Nachttische, gewöhnliche unt
AuSzieb-Tische, Bellstatten jeder Art. Mattazzev
>o» allen Sorten, mit und odne Gedern, Sckau>
kel- -lcke. Ruhbette», Sopba's, Spiegel jedei
'it, alle in unser Aach einschlagende Ar
!k>s l d u> billig, als die Zeitumstäud» es c».
tauben. Euch unsre Waare»!
Kommt und ha
Scranto», U>. Jan. !
Lvkal^Z^ränt.>^"S-
Möbeln! Modeln!
Grießer «5 Co.,
50V Lackawanna Ave., nahe Washington Ave.,
zeigen hiermit dem deutschen Publikum an, daß
nächste Thüre ihrem früheren j'laxe verlegt
Dem geehrten Publikum für bisherigen Zu
spruch dankend, geben wir zugleich die Versicher-
Eedarstravc Möbel-Gesck»äll,
von D. Nenls n. Sohn Li <so.
Die Unterzeichneten bcnachnchtigcn hiermit da«
deutsche Publikum und ihre freunde, daß sie ein
Möbelgeschäft in der Ccder Straße, nebe« Hrn.
Weichet S Brannlwcin-T'renneiei eröffnet haben,
woselbst sie eine gutc Auswahl von Tischc», Stüh
len, Bettstellen, »schränken und alle anderen in
Aach einschlagenden Artikel halu».—
So?n"u. So.
VersictieruvA,
Spedition—und—Wechsel.
A. Sttwart Potter (Nachfolger von B.
H. Walter) ist Agent für die „Home Versicher
ung« iko. in New-Nork'^und ..»Vycoming
Office 2<lS Lackawanna Avenue (Zeidler«
Block), Zimmer No. >, obenauf. lkd3
Neues
Etablissement.
Kleider-Geschäft,
in I. Zeidler's Geliände.
Ihr üMzeugt euch und spricht »or,
Zahlreichem Zuspruch sehen achtungsvoll ent
gegen
vAnxelvotr » Sednelcker,
207 Lackawanna Avenue, ÄtN
Zeidler « Block.
«cranton, 29. iB«9.
Groeerie und ProviflonS
e !"der >b
Haltung gebrauch» »ird.
lödS« H»ff««u» «. »che«,».
Scranton, Luzerne Connty, Pa., Donnerstag den 31. März 1879.
Neuer deutscher Store,
Neue Xeue kreise,
Sto. IVS Lackawanna Avenue.
Soeben von New-Zlork und Philadelphia zu
rückgekehrt, »ige ich meinen deutschen Freunden
an, daß ich einen großen Vorrath von
Schnittwaaren
GalantcrictVaarm
den billigsten Preisen eingekauft habe, und die-
Spottpreisen
1 Aard breite» ungebl. MuSlin, Tis.
l „ „ gebleichten „ l2j „
Gute Talieo, von 7—l2j und lZj ~
DelaineS von 15 Et» an
Feine französische Tibets von -tö EtS. an in al
len Farben.
Alle andere Sorten Kleiderstoffe billig.
Wollene Decken zu 54.W da« Paar.
Billige Teppiche und Oeltllcher.
Alle andere, hier nicht genannte Waare sehr
billig.
Wer also I» Prozent sparen will und nur reelle
Waaren kaufen, der komme und überzeuge sich
selber.
Max Ries« A 00.,
No. IS9 Vackawanna Avenue, in I. Ziidler'«
Block. ltoS
Oefen! Oefen!
Billigsten Preisen.
Hält immer vorrätbig ein gute Auswahl von
neuen Koch- und Heizöfen, Zu jedem Rochofen
wird einer von Leonard» patentirten ungelöldete»
Waschkesseln beigegeben, gerner Schlösser, Bän
der und ähnliche Artikel, sowie Blechwaaren jeder
Ar«. Preise eben so billig als anderswo und die
Waare gut. Aagöba
Henr? I. Ziegler, -
Nachfolger von Geo. Pfeffer, Tedarstraße.
Joseph Ober,
Penn Avenue, —Fabrikant von
Blech-, Kupfer- ä- (sisenwaaren,
hält stets eine gute Auswahl von Koch- und Heiz-
Oefen, sowie alle dem Haushalt nöthigen Gegen
stände, als Messer, Gabeln, Löffel, Bügeleisen
bester Qualität.
Besonders empsieblt er seine anfs dauerhafteste
gemachte Blechdächer und Dachrinnen.
HvdrantS, Bleiröbren und Wasserleitungen
jeder Art. Wm,B
Neues
Möbel-Geschäft.
Unterzeichneter macht hiermit bekannt, daß ei
sein Möbelgeschäft im Hause von Charles Fries,
in der Eedar Straße,
eröffnet hatt und stets einen Borratk der besten
Möbeln zu den billigsten Preisen balle. Repa
raturen weiden prompt und zur Zufriedenheit de-
wende ich meine spezielle Auf
merksamkeit zu und übernehme alle damit »er
Nebenarbeiten. Ehrist. «torr.
?. Dez- 1869—ba
" Geschäft-Anzeige.
»>i, 11.,,„.. kneten daS früher vor
Indem - " ""terie.. üiiobelaeschaft in de:
«och u. Salli. «av geführte . Ziraße, käuf
Penn Avenue, oberhalb Mulde,.,
lich übernommen baden, geben sie d. -nschla
ung, das, sie alle in daS^Mödelgeschäft». „
Joseph Becker,
Möbelhändler.
macht hiermit seinen Freunden und dem deut-
'er'in Merrisield'S Bloch Mamstraße,
ein Möbrlgeschäft eröffnet. Nicht nur hält er Mö
beln jeder An vorräthig, sondein auch Bettzeug»,
Jos. Becker.
A N e r
Franklin "
Spart Cuer Geld.
Gcranton Tparkasse.
Diese« Institut ist eröffnet in
Sto. 120 Wyoming Avenue,
(dem früheren Mexlert Bankgebäude,)
zur Entgegennahme »on Deposit«' i« Betregi
von nicht weniger alt einem Dell/ . von
M i n i ft e n,
Mi n, rn,
Kindern
und Anderen, an welchen erlaub
James Blair, President.
I?"H. S?.^n.
Otear S. Moore, Eashier.
Direktoren und Verwalter.
James Blair, John Handl n»,
?ames Archdald, Sanford G rant,
John H. Sutphi», T. A. Hunt,
Daniel Howell, George Fis her,
Zame« T. Gl»««.
«cn»«»«, S. Ott. tSS7.
»s> Geschäfts- Karten.
C. Q. Carman, Hand » »
PineßrookKohlen
Office in No. log.Penn Avenue,
2>lB Scranton, Pa. tj
D. Collins,
RechtS-Anwalt,
Scranton, Pa..
Peter Erster,
HauS-, Schild-,
Freses- St Ornamental-Maler,
Friedrich Seholl,
/resco-, Haus- und Schild-Maler,
Eedarstraße, im Hause von Jakob grick. Auf
trag« nimmt auch Hr. Äharle« Tropp, No. 21l
Lackawanna Avenue, entgegen. 1757«
Ward Lt Münster,
Advokaten und Rechts-Anwälte,
Office in Jakob Schlägers Gebäude,
Ecke von Lackaivanna und Washington Avenue,
A. C. Konarson,
deutscher Uhrmacker L» Juwelier.
Wyoming Ave., gegenüber dem Wyoming HauS,
Scranton, Pa.
Scranton, lö. Jan. IB6K ba
V. Merrifield,
Advokat und Sachwalter,
Office im Erchange Block, Lackawanna Ave
nue. l9m>B
Geheimnißvollc Pedlar,
Die TSchler des Schiffbrüchigen.
Roman au» dem jüngsten amerikanischen Kriege
von R. Leonhard.
(Fortsetzung.)
Nachdem er diesen Entschluß gefaßt
hatte, trat er den Rückweg nach dem Ho
tel an und war schon eine Strecke gegan
gen, als plötzlich aus einer Nebengasse
ein wüster Lärm drang, in welchem eine
scheltende Flauenstimme sich auszeichnete.
Allein der Scheltton änderte bald den
Charakter; er wurde klagend, ja endlich
hülserusend und ehe unser Freund e« sich
versah, kam eine fliehende Frauengestalt
auf ihn zu, llammerte sich krampfhaft an
seinen Arm und schob ihn zwischen sich
und einen Verfolger, welcher sich jetzt eben
falls rasche» Laufes näherte. Es war ein
junger Mann, und zwar der Kleidung
nach zu urtheilen, aus den höheren Klas
sen. Aber die Haare hingen ihm wild
über die Stirne, der Hut saß schief auf
feinem Kopse, die Kleider waren verfcho
den und die ganze Erscheinung trug den
Stempel kürzlich durchlebter, wüster Trink
gelage. In seiner Hand hielt er ein lan,
geS Messer und indem er dasselbe durch
die Luft schwenkte und sein Auge suchend
'imherschickte, rief er mit unheimlichem
- ..Wo bist Du, Dirne? Wart, ich
Zone. "i>ten lehren. Spiele Du die
will Dich «s,. andere Leute; ich kenne
Zimperliche gegen Mich schlagen?
Dich saubern Zeislg. B^te
Den Schimpf muß ich in D».
abwaschen."
Diese Worte hatte-er ausgestoßen, «äh
rend er raschen, wenn auch wankende«
Laufes auf Ernst und das Mädchen zu
lief. Endlich gewahrte er die Beiden und
rief in drohendem Tone:
„Wer seid Ihr? «a« wollt Ihr hier?
Geht au« meinem Weg», ich habe mit dem
Mädchen 5a zu schaffen."
«in! hört nicht auf ihn; er bringt
mich um, wenn Ihr mich verlaßt."
„Seid nur ruhig," beschwichtigte Ernst
die Jammernde, „es soll Euch ni<l,t« ge
schehen; aber haltet mich nicht fest, daß !<b
Das Mädchen hatte Geistesgegenwart
genug, d,e Nothwendigkeit diese« Verlar
gen« einzusehen. Sie ließ Ernsten« Arm
lo« und trat einen Schritt zurück, um mit
gefaltete« Händen und gebanntem Blick»
den Ausgang de« Streite« abzuwarten.
„Nun. habtJhr mich nicht verstanden?"
fing der Fremde wieder an und feine lal
lende Stimme verrieth Svure» erhöhter
Reizbarkeit, ..geht au« dem Wege sage ich
Euch, oder ick, mache Euch erst kalt."
„So ges»,wind geht da« wohl nicht."
sagte Ernst, dessen Ruhe seltsam mit de,
leidenschaftlichen Hitze de« Ander» con
trastirte. „Schämt Euch, ei« Mädche»
anzugreifen . Da« thut kein rech ter Man»
und nicht einmal Eure Trunkenheit ent
schuldigt Eu»h."
Das war aber zu viel für de« Rase«
den. Die Zähne knirschend, sprang «
mit gehobenem Messer gegen Ernst ei'
und ein Angstschrei de« Mädchen« bezeug
te, daß fie »a« Schlimmste befürchtete
Allein e« war we»ig Grund zur lwruh
vorhanden. Dir Hand und der Fuß de
Betrunkenen sind n»r halb zum Dienst
geeignet, und- mit leichter Mühe gelang «
»ruft, de« Gegner »a« Messer a— V«
> Faust zu schlagen und da« gestörte Gleich
gewicht seine« KSrptr« vollends zu ver-
Nichten. Ein Stoß auf die Brust war
genug, ihn der Länge nach aus das Pfla
! ster zu legen und ihn für einige Augen
blicke kampfunfähig zu machen.
„Jetzt macht, daß Ihr davon kommt,"
sagte Ernst hastig zu dem Mädchen an
setner Seite, „ich halte ihn schon auf, bis
Ihr in Sicherheit seid."
„Nein, »ei», ich gehe nicht, bis ich weiß,
daß Euch kein Leid geschieht. Ich fürcht»
mich gar nicht mehr vor ihm, gewiß
nicht!"
Ernst wollte weiter in sie dringen, aber
er hatte die Zeit nicht dazu, denn der
Trunkene hatte sich mittlerweile wieder
aufgerafft und war bereit, sich mit der
wilde» Wuth des gereizten Stieres auf
den Feind zu stürzen. Ernst änderte seine
Taktik und leicht zur Seite springend, ließ
er den Rasende» an sich vorbeirennen.
Der Anlauf war auf Widerstand berech
net und da dieser fehlte, stürzte der Trun
kene durch die eigene Wucht zum zweiten
Male auf die Erde und zwar dieses Mal
mit solcher Gewalt, daß ihm die Sinne
schwanden und er wie todt auf dem Platze
liegen blieb.
„Gott, er hat sich getodtet," rief da«
Mädchen mit einer Stimme, in welcher
Schrecken und Theilnahme gemischt wa
ren. „Conrad, Conrad, hörst Du mich
nicht?" Sie kniete bei dem Gefallenen
nieder und schüttelte ihn, ohue jedoch ein
Lebenszeichen zu erhalten. Verstört sprang
sie wieder auf und wollte in Gasse
laufen, aus welcher sie gekommen war, als
ihr plötzlich mehrere junge Männer ent
gegen kamen. „Kommt und helft!" rief
sie ihnen zu. „Conrad ist gefallen u»d
hat sich den Kopf eingeschlagen. Ä>as
fangen wir «ur «it ihm an?"
„Tragt ihn in die Kneipe," sagte der
Eine der Ankömmlinge; „vielleicht ist es
nicht so schlimm, wie es aussieht. Faßt
«t>, Kinder."
Mit vereinter Kraft faßten die Män
ner an und trugen den Verwundeten in
das mehrfach erwähnte Gäßchen. Ernst
aber wollte eben weiter gehen, als neue
klagende Töne seine Schritte fesselten.
„Elise," tönte die Stimme eines wahr
scheinlich ältlichen Mannes kläglich und
unsicher aus der Dunkelheit hervor. „Elise,
Kind, wo bist Du, Du wirst doch Deinen
armen Vater nicht «erlassen?"
Elise? Zum zweiten Mal« in kurzer
Frist schlug dieser Name an das Ohr des
junge» Mannes, aber wie waren die Um
stände so verschieden. Uuwillkührlich,ieU>e
er Vergltichungen an, bis ihm plotzl-ck
der Fälscher einfiel; er schauderte von
Neuem; er wollte eben gehen, aber die
klagende Stimme de» Kommenden fesselte
ihn wider feinen Willen. Das Mädchen
hatte seine Bewegungen bemerkt und dar
aus geschlossen, daß er sie verlasse» wolle.
„Ich komme schon Vater." rief sie be
schwichtigend in die Gasse hinein und dann
plötzlich Ernsten'S Hand erfassend, zog sie
ihn in das Licht der nächsten Laterne.
Dort sah sie ihm so starr und unverwandt
in das Antlitz, daß er sich unangenehm
berühr» fühlt« und sich los zu machen »er
suchte. Si« b«m«rkt« «S und zurückfchrkk
kend, ließ sie die Hand gehen.
c>ch bin ihm zu frei," murmelte sie
"'s .und der Andere wollte wich
»alblaut, ihm nicht frei genug war."
ödten, weil
«in bitt.««
!°mmen, den? b.d .
»»Händen u»»,." "'5 . „ß,. „jch,
sich aus ihrer Brust. Er"».
ob er gehen oder bleiben sollte, un.
noch unschlüssig und zögernd d«. als plotz
.ich ein neuer Spi.ler auf der Buhne er
schien. E« «-r »«" Mann von etwa ov
Jahren, ärmlich, j- zerlumpt gekleidet.
Ein zerknitterter Filzhut deckt» feinen
Kopf, fein Gang war schlotterig und »>
d»n Händen trug er »ine Geige und eine
Guitarre.
„Hi»r ist Dtin Jnstrum»»t, Kind," sagt«
zu d«m MädchtN und stin« Stimm«
kam klanglos au« s«ln«m Mund«, wir der
Ton -u« «in«r g«sprung«ntn Glocke.
„Warum bist Du denn fortgelauftn, Elif«,
und hast D«in«n armen Vater allein sitzen
lassen? Ich hätt« mich ja nimm«r nach
Haus« gefunden ohne Dich. ......
Schon gut, Vater. schon gut. sagt«
d«« MädchtN >>3ch
Dich schon noch g«hol». '
den, wir g»h«n jktzt gleich nach
Dann wandte sie sich plötzlich no»>
mal an Ernst und sagte hastig »nd augen
scheinlich tief b«««gt:
„Ihr habt «ich au« s«in«n Häav«n g«>
r«tt«t und ich muß Euch danken, auch
w«nn Ihr m«in«n Dank vtrschmäh». I!>r
habt am End« Recht, denn wa« habt Ihr
zu schaffen mit meine« Gleichen und mit
ihnen, die so g anz ander« find al« Ihr.
Zi«ht von hinne n, ab«r laßt mich gtwäh
r«n für «in« S«k> und«."
Si« sprang a»>f Ernst zu, faßt« »och
fein« Ha« d, »tz» «r- »erhwd«»»
konnte, drückte sie heftig auf ihre Brust,
sah zu ihm auf mit einem langen seltsa
men Blick, ließ dann plötzlich die Hand
wieder fallen, drehte sich um und sagte zu
ihrem Vater mit einer Ruhe, welche schlecht
stimmte zu der gezeigten Aufregung:
„Nun komm, Vater, laß uns nach Hause
gehen." Sie nahm die Guitarre, welche
der Alt» noch immer hielt, ergriff sodann
de« Paters Arm und führte ihn von dan>
ne» mit einer Hast, welche demselhen mehr
als ein Wort kläglicher Gegenvorstellung
entlockte. Ernst aber mußte sich gewalt
sam von der Stelle reißen, so sehr hatte
ihn der Schmerz dieses Mädchens ergrif
fen. Ein tiefes Bedauern füllte seln Herz,
denn er glaubte nicht zu irren, wenn er
in ihr eine Verlorene ibreS Geschlechts,
eine Gefallene erblickte. Deßhalb hatte
er seine Hand auch so unwillig von der
ihrigen befreit, deßhalb kämpfte mit feinem
Bedauern zugleich ein starker, ein tiefer
Abscheu, dessen eine reine Natur in solcher
Nähe sich nur schwer erwehren kann. Und
doch —in dem Wesen des Mädchens hatte,
wenn auch Freiheit, doch keine Frechheit
gelegen. Und sie war sehr schön gewesen,
so viel hatte das Gaslicht ihm verratben;
vorzüglich die Augen hatte» einen mag
netischen Glanz besessen nnd noch fühlte
er den Blick, den die Fremde so glühend
in den feinen gesenkt hatte. Ernsten's
Reflexionen wurden trüber und immer
trüber, während er sinnend dahinschritt
und als er endlich daraus erwachte, sah
er, daß er den richtigen Weg verloren
hatte und sich in einer völlig fremden
Straße befand. Verdrießlich über diese
neue Unannrhmlichkeit, schaute er sich nach
einem Nachtwächter oder sonst einem ver
späteten Nachtwandler um, welcher ihn
über die Lage seines Hotels hätte belehren
könnm. Aber die Straße war still und
vre und nur sein eigener Schritt hallte
laut von der entgegengesetzten HSuserreib»
zurück und sei» Schatten huschle gesxen
sterartig über das Pflaster, wenn er an ei
ner Laterne vorbeiging. Schon gab Ernst
die Hoffnung auf, von Andern Belehrung
zu erkalten und beschloß, aufs Gerade
wohl IoS zu marschirtn, als anf einmal
in dem Hause, vor welchem er sich geradi
befand, Stimmen laut wurden. Licht
schimmer drang durch die schmalen genste,
an der Seite der Hausthür und da die
Stimmen immer lauter wurden, beschlos
Ernst stehen zu bleiben und abzuwarten,
ob die Thür nicht etwa geöffnet würde
Seine Erwartung hatte ihn nicht betro
gen. Das Licht wurde immer Heller, jetzl
rüffelte der Schlüssel im Schlosse und die
schwer« Tbür knarrte in ibren Angeln unr
öffnete sich ein wenig. Von der Hausflui
aber drangen lachende Mädchenstimmen,
deren Besitzerinnen nicht halb so in de>
Eile sein mußten, wie unser Ernst, denn
die »palt« in der Tbür wurde nicht wei
ter und munteics Geplauder flog hin und
ber. Schon wollte unser Freund an die
Tbür klopsen, »in die gewünschte Auskunft
zu erlangen, als auf einmal die stimmen
lauter wurden und verständliche Laute an
sein L'hr trüge». Er lauschte. Richtig!
da drinnen wurde Deutsch gesprochen und
in einer Weise, welche sein Ohr aus« An
genehmste berührte. Worte und Geläch
ter wechselten mit einander ab und beides
drang in solchen klaren, silberhellen Tö
nen an sein Ohr, wie er sie seltin g«hört
zu haben meinte. Möglich, daß di« mit
ternächtliche Stunde, daß die tief« Stille
ringsum diese Meinung begründet« —j«-
denfails war d«r Zaub«r da und Ernst
vrrgaß üb«r dem Lauschen ganz seine Eile
und die anfängliche Absicht des Klopsen«.
Endlich aber schien da« Geplauder fein
Ende «»'reichen zu wollen; eine ält«r«, «rn
sie Stimme mischte sich jetzt «in und mahnt«
zum Aufbruch Di« Thür ging aus und
zw«i Frauengestalten traten durch di.sklb«
in da« nächtlich« Dunkl, währ«nd zw«i
and«r« in d«m offene» Hausgang« ft«h«n
blikbtn. Di« Ein« d«r letzteren trug eine
Lamp« in t«r Hand und da sl« di«s«lb«
hoch empor hob, um den Schadenden zu
leuchten, so trat »ar-uf ihr Kopf in das
hellste Licht. E» war »in hübscher Kops,
der dritte, den wir unsern L«f»rn schildern;
aber sie wisse» ebensogut, «i»ich, daß di«
hübsch«« Mädch.n in Pitt«bu,g nicht rar
sind, und w«rt«n mich deßhalb kein«»
Uebertreibung zeihen. E« war sogar ein
entschieden hübscher Kopf und der reiche
Haarputz. welcher au« langen braunen
geschmackvoll verschlungenen Flechten be
stand, gab d«m Gesichte eine Art klassischen
> Ausdruck«. Allein Ernst schien dies« Schön
! h«it nicht zu genießen. Sein Auge drückt»
I w»nig«r Wohlgefallen al« Erstaunen au«
und er schien nicht recht zu wissen, ob «r
stintn Blicken trauen dürs«. Da fing
«in« der drai'ß-n stehenden Gestalten wie
der an zu sprechen.
„Gute Nach'. Elise," sagt« sie und r«.chte
der Lichtträgerin die Hand zu einem etz>
ten Gruße, „von Dir kommt -°-n wahr
> bastig vor Hellem Morgen «'cht
Wenn u»s»r Hau« nicht gerad« g««.»»b..
Ao. 13.
wäre, so thäte ich wirklich keinen Schritt
in so später Stunde und Du müßtest un»
über Nacht behalten."
„Die Buße ließe ich mir gefalle«," »ar
die Antwort, „ich bin gar nicht abgeneigt,
schon für die heutige Sünde zu büßen."
Die Andere würde geantwortet und da
durch am Ende ein neue« Geplauder in
Gang gebracht haben, wa« bei Frauen so
natürlich und angenehm ist, wenn nicht
ihre Begleiterin, welche älter und die
Mutter zu sein schien, ihr Veto eingelegt
hätte. Sie brachte die Verhandlungen zum
raschen Schlüsse, die Thüre schloß sich wie»
rer, die Gestalten auf der Straße huschte»
hinüber und verschwanden auf der an
dern Seite—und unser Freund Ernst? —
Der stand noch immer auf dem nämlichen
Flecken, wie eine Bildsäule und schien
nicht recht zu wissen, ob er wache oder
träume. Er fuhr sich mit der Hand über'«
Gesicht und murmelte vor sich hin
„Wie ist mir denn? Ist diese Stadt
verhext? Heißen denn alle Mädchen hier
Elise? Und haben sie alle diesen zauber
artigen Blick, der einem da« tiefste Herz
durchzittert?
Wenn da« der Fall ist, lieber Freund,
so mach' Dich bei Zeiten au« dem Stau
be, so lange Du noch Deiner fünf Sin
ne mächtig bist. So, die Gelegenhtit haft
Du einmal wieder verpaßt; aber daß da»
Mädchen auch Elise heißen und so ver
trackt gucken mußte, wie—wie ja »i»,
ras weiß ich eben selber nicht. Aberhorch!
Va ruft der Nachtwächter ein Uhr. Ernst,
Du hast mehr Glück als Verstand. Komm,
wir wollen den Schreihals um die nöthig»
Auskunft angehe», damit wir endlich tn
oie Federn kommen."
Der Nachtwächter war nicht allein ge
fallig genug, die gewünschte Belehrung
>u ertheilen, sondern auch einige Block«
nit dem jungen Herrn zu gehen und so
kam denn dieser »ach Verlauf von fünf
Ninuten wohlbehalten bei der große»
!rcppe an, welche i» fein Hotel führle.
Die Lampen brannten wie vorhin; aber
außer einigen schläfrigen der Negerrac«
ungehörigen Kellnern, welche e« sich in
oen Armsesseln und den Divan« de« Par»
orS bequem gemacht hatten, lag da« ganz«
yaus im Schlafe.
„Sie ist zu Bette gegangen," sagt»
Zrnst zu sich selbst, als er den leeren Par
or erblickte und schien nicht recht zu «is
>n, ob er sich freuen oder ärgern sollt».
..Di» Miß h.'.t jedenfalls »ine gute Por
ion Phlegma und wird sicherlich alcht
?i» schönen Augen ausweinen um de»
Herrn Papa, selbst wenn er nicht wieder
'äme vor dem jüngsten Gericht. Indessen
st es am End» gerate so gut so, »der tes
>er; wa« hätte ich ihr denn sagen sollen?
Zo kann ich mir die Sache doch noch ein
mal beschlasen."
Während dieses Selbstgespräch« sucht»
er sein Zimmer auf und die späte Stund«
»erkunden mit den Strapazen de« Tage«
oersenkten ihn bald in einen tiefen Schlum
mer, trop der mancherlei Aufregungen,
welche der Abend ihm gebracht halt«.
Wir ahmen fein Beispiel nach; eb«»s»
wie er die Augen schließt u»d Kraft fam
melt für den kommenden Morgen, wollen
wir diese« Capitel schließen und Vorb»-
reltungen treffen zu einem neuen.
Zweit«» Kapitel.
Al« Ernst am nächsten Morgen er
wacht», »rtönt» eben der riesige „Gong,"
mit dessen lieblichen Klängen man ia
amerikanische» Hotels zu de» Mahlzeiten
einladet. Da« Instrument mußte schon
die letzten Minuten seines Schlafes beein
flußt haben, denn Ernst hatte »ine dunkle
Erinnerung von gewaltiger kriegerisch»»
Musik, bei deren Klängen er großartig»
Thaten gethan und mit Heldenmuth
seindltche Schanzt» erstürmt hatte. Di»
Sonne stand schon hoch und ein Blick aus
di« Uhr belehrte ihn, daß die Sonn» dt»,
se« Mal Richt hatte. Ei» rascher Sprung
brachte ihn au» dem Bette und da sDin»
Toilttte mit mehr al« gewöhnllcher Eil,
beendigt wurde, konnt« »r schon «ach »»-
„igen Minute» in de» Pari» g»h»n.
Miß Elise war noch »icht dort, auch »»»
sie nicht im Eßzimmer, welche« Ernft aus»
suchte, um nach ihr zu sorsch»n.
„Ist Miß W»rn»r noch nicht aufge
standen?"
Mit di»f»r Frage wandt» »r fich an »in»
dunkl» V»nu« dem Geschlecht d»r Kam«
! merzofen, welche eben au« de» ober»» N»-
gionen herniederstieg, da« Spmbol ihr»«
B»r»ft«, »i»»n lang»» Haarb»s»n, tu 5«»
Hand.
„Dl» jung» Lady i» Ro. 4S? Ka«
Sar, sie ist s»°» ausgestaude» «ud wir»
soglei» »um Frühstück kommen."
„Gut," dachte Ernst, „so «arte» »i»
ein Weilchen." Er nahm ein» d»r «ngli»
ichen Morgenzeitungen zur Hand, »»lch«
in r»ich»r Auswahl d»n Tisch b»d«ckt»»,
warf sich in «in«n L«h»s«ffel »nd li»s da«
> Auge über die Spalten lausen, »»lch» di»
(»t»h, »tn«» «kW.)