Scranton Wochenblatt. (Scranton, Pa.) 1865-1918, February 17, 1870, Page 1, Image 1

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    HcrAnton Mockenblick.
6. Jahrgang.
Dr. F. Bodeman,
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Fischer « A
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Drei Freier.
(Fortsetzung.)
18. Kapitel.
Ein Blick in die Zukunft.
Die Wahrsagerin hatte ihre Vorberei
tungen getroffen. Als der Feldwebel in
Begleitung seine« Schreibers eintrat, fand
er, trotzdem die Sonne kaum untergegan
gen war, die Fensterladen geschlossen und
das Zimmer durch eine kleine Schirm
lampe spärlich erleuchtet. Die Alte saß
in ihrem Sessel, vor ihr auf dem Tischchen
lag eine mit kabbalistischen Zeichen und
Figuren bedeckte Schiefertafel. Sie erhob
das Haupt nicht, als die Beiden eintraten,
forderte sie aber durch eine Handbewegung
auf, Platz zu nehmen. Die Beiden fan
den Zeit, sich in der Stube umzublicken.
deieS Aussehen hatte, wie am Morgen.
In einer Ecke stand das Gerippe eines
Menschen, welches in den knöchernen Hän
geln, weißen Mäusen und anderen fremd
artigen Thieren. Große Phiolen, mit far
biger Flüssigkeit gefüllt, Krüge, Flaschen
und Töpfchen mit lateinischen Aufschriften
standen auf einem großen Tische in der
anderen Ecke des Zimmer«.
Der Feldwebel stieß seinen Schreiber
verstohlen an und deutete mit einem Blick,
in welchem Angst und Entsetzen sich spie
gelten, auf da« Gerippt. Ernst legte den
Finger auf die Lippen und zuckte geheim
nißvoll die Achseln.
Nach einer geraumen Weil« blickte die
Alte auf, sie wandte die Tafel um und
winkte den Beiden, näher zu treten.
„Du gehst hinaus," wandte sie sich zu
dem Gefreiten ; ..wenn dieser Mann in die
Geheimnisse der Zukunft eingeführt wer
den will, darf kein fremde« Auge über fei
ne Schultern blicken."
Der Feldwebel wagte nicht, gegen diese
Anordnung, mit der er keineswegs einver
standen war, Einspruch zu erheben, die
grauen, stechenden Augen der Alten flöß
ten ihm Furcht Ernst entfernte fich
ohne Widerrede, der Feldwebel rückte, der
Aufforderung der Wahrsagerin Folge lei
stend, eine» Stuhl an »en Tisch und nahm
Platz.
„Ich weiß, was Deine Seele bewegt,"
hob die Alte an, den Blick fest und durch
bohrend auf da« Antlitz de« Feldwebel«
richtend. „Deine Gedanken stehen auf
Deiner Stirne geschrieben. Du willst wif
fen, ob Die, weiche Dein« S«ele liebt,
Dein «igen wird. Wohl, ich will «« Dir
sagen, ich will Dir zeigen, welche« Schick
sal in den Sternen für Dich geschrieben
steht."
Sie nahm nach diese» Worten ei» Kar
tenspiel au« der Schublad« de« Tischchen«
und mischte.
Der Feldwebel fühlte den kalten Schweiß
auf der Stirne, der stechende Blick, der
! unverwandt auf ihm ruht», hatte für ihn
! etwa« Entsetzliche«. Er «dnnte diesem
Blick nicht entgehen, wenn er auch die
Wimpern senkte, die dämonifcke Gewalt,
w.elche in jenem stieren Blick lag, zwang
ihn, wieder aufzublicken. Er hatte in frü
heren Jahren einmal gelesen, daß die
Schla,,'gt durch ihren Blick da« ihr ver
fallene s» zu bannen und zu um
stricken «.'ff', daß e« wie festgebannt da«
giftige Ung.'thüm erwarte» müsse; in die
sem Augenblict »ntsaun er sich jener na
turwissenschafUiche« Äsha»dlu»g. Auch
«. fühlt» sich durch den Vlick d»r «lt«»
Here gebannt, auch ihm war »«, al« müsse
er ruhig und geduldig d:n Tod erwarten,
der in diesen stechenden Augen auf ihn
lauerte.
„Heb' ab," sagte die Wahrsagerin kurz,
indem sie die Karten dem Feldwebel hin
schob.
Storch kam der Aufforderung mit zit
ternder Hand nach, die Alte legte die Kar
ten einzeln neben einander auf den Tisch.
„Du liebst ein große«, schlankes Mäd-
chen," nahm sie das Wort, nachdem sie
eine geraume Weile die Blätter betrachtet
hatte. „Das Mädchen ist jung, hübsch,
schwarz von Haa» und schwarz von Augen.
Sie steht bei einem hohen Beamten in
Dienst."
Der Feldwebel nickte schweigend.
„Das Madchen liebt einen Anderen,"
fuhr die Alte fort, „zwar schielt sie mit ei.
nem Auge nach Dir, aber laß Dich durch
diesen Blick nicht täuschen, Du wirst be
trogen, man verhöhnt Dich, sobald Du
den Rücken wendest."
„Da schlage doch ein riesige« Gewitter
hinein!" schrie der Feldwebel auf.
„Ruhig!" unterbrach die Wahrsagerin
streng den Erzürnten. „Gebiete.vor Al
lem Deiner Leidenschaft, wenn Du mit
der Geisterwelt in Rapport treten willst.
Jene schwarze Dame hat Dich zu Thor
heiten verleitet, welche Dir von Seiten
Deiner Vorgesetzten Verweis und Strafe
zugezogen haben. Du wirst sie nie zum
Altar führen, denn eine Andere ist Dir
beschieden, eine blonde Dame, die viel an !
Dich denkt, an deren Seile Du das Glück
Deines Lebens finden sollst."
Storch rückte näher, sei» Blick ruhte!
forschend auf der alten Frau.
„Auch hat sie ein kleines Vermögen, I
und das Glück wird Dich mit feinen Ga
ben überschütten, sobald Du sie als Dein
Weib heimgeführt hast."
„Da schlage doch eine Bombe hinein!"
platzte der Feldwebel unwillkürlich heraus.
„Wüßte ich doch wahrhaftig nicht, welche
„Ruhig!" fiel die Alte ihm wieder in's
Wort.—„Höre weiter. Ein Brief für Dich
liegt schon auf der Post, er wird Dir das
Geheimniß enthüllen."
„Ein Brief von der blonde» Dame?"
fragte Storch.
„So ist e«, fle wird Dir in demselben
ihre Liebe entdecken und Dich einladen, an
einem bestimmten Tage, zu einer bestimm
ten Stunde an einem gewissen Orte zu er
scheinen. Versäume die Zusammenkunft
nicht, sie bildet den ersten Schritt zu Dei
nem künftigen Glücke, und je eher Du die
fen Schritt thust, desto rascher wirst Du
da« Ziel erreichen."
„Also für die schwarze Dame ist keine
Hoffnung mehr?" fragte Storch.
„Nicht die geringste, ihr Herz hat be- j
reit« gewählt, und es wird Dir nicht ge-
lingen, Deinen Nebenbuhler zu verdrän
gen."
Der Feldwebel drehte, in Gedanken ver
sunken, an seinem kleinen Schnurrbarte,
er bedauerte jetzt tief, daß er damals den
Rath feine« Schreiber« befolgt und die
Zierde feine« Gesicht« so leichtsinnig einer
Hoffnung geopfert hatte, die sich niemals
verwirklichen sollte.
„Du weißt nun, wo Du Dein Glück
suchen mußt," nahm die Alte nach einer
Weile wieder da« Wort; „an Dir liegt e«,
ob Du e« finden wirst."
Der Feldwebel nickte gedankenvoll.
„Ich weiß nicht, wie ich Ihre Worte
deuten soll," erwiderte er. „Sie sagen
mir, «in Mädchen liebe mich, ohne daß ich
noch s«inr Li«b« bekennen. Wenn ich da
gegen bedenke, daß alle Damen, denen ich
den Hof machte, vor meinem kahlen Schä
del und der riefig schiefen Nase zurückge
schreckt sind, dann erscheint e« mir ganz
natürlich —"
„Zweifle nicht an meinen Worten," un
terbrach die Alte ihn ernst. „Wer sagt
Dir, daß jene» Mädchen nicht ein gute«
Herz, einen männlichen Eharakter und ein
treue« Gemüth der äußeren Schönheit
vorzieht? Wie di« Natur un« geschaffen
hat, so sollen wir un« zeigen, alle« Gekün
stelte ist häßlich, und der Mann wlrd lä
cherlich, wenn er die Fehler f«in«S Körper«
au« übertriebener Scham verbergen will."
Der Feldwebel erhob sich.
„In der Noth frißt der Teufel Fliegen,"
erwiderte er; „wenn sie es wünschte, wür
de ich mich bequemen, die Perrücke wteder
aufzusetz-n; li«b«r ist «S mir fr«ilich, w«nn
ich da« Ding dem Frif«ur zurückbringt«
kann."
Er legte »in Zthngroschtnstück auf dtn
Tisch und gtlobtt, dtn Rath der Altt« zu
btfolgtn, vorau«gtsetz», daß ihr« Propd«-
zeihung hinsichtlich de« Briefe« sich erfüllt.
Al« Storch in sein« Wohnung zurück
kthrt«, fand «r auf d«m Tische einen Brief,
d«n, nach der Au«sage dr« Burschen, der
Postbot» kurz nach sieben Uhr gebracht
hatte. Mit fieberhafter H-st erbeach »r
da« Siegel. Der Vrief enthielt nnr die
wenigen Zeilen -
„Eine Dame, welche, ohne daß Sie
es wissen, sich sehr für Sie interefstrt,
bittet Sie, am nächsten Sonntage,
Nachmittag« 4 Uhr, sich in der Pro
menade zwischen dem Hafen- und
Steinthore einzufinden, um ihr zu
näherer Bekanntschaft Gelegenheit zu
Sicherheit, daß Sie ihren Wunsch er
füllen."
Ein Lächeln der Befriedigung und de«
Stolzes glitt über die Züge des Feldwe
bel. Er steckte den Brief ein und ging in
seine Stammkneipe, um dort ein Glas auf
das Wohl der Unbekannten zu leeren.
1». Kapitel.
Mit Speck fängt man Mäuse.
Als Hermann zur festgesetzten Stunde
die Wohnung de« Direktors betrat, traf
er den Letzteren nicht zu Hause. Er wurde
von den Damen de« Hauses und deren
Töchtern im Salon empfangen und mit
Artigkeit überhäuft.
Der ehemalige Fähnrich war kein Lebe
mann, die Salonbildung ging ihm voll
ständig ab, und besonders in Damenge
sellschaft fühlte er sich befangen. Frau
Bertram erkannte dieß schon in den ersten
Minuten; sie lenkte sofort di« Unterhal
tung auf ein Feld, auf welchem ihrer An
sicht nach der junge Mann bewandert sein
mußte, und zog ihre Töchter allmälig in
da« Gespräch hinein. Die Ansichten Her
manns ließ man gelten, wenn er sprach
lauschte man seinen Worten, seine Kritik
über diesen oder jenen Bühnenkünstler focht
man nur an, um das Gespräch zu beleben;
kurz, man erwies sich so artig und zuvor
kommend dem Gaste gegenüber, daß dieser
sich im Stillen gestand, er habe noch nie
eine so feingebildete, aufgeweckte und geist
reiche Familie kennen gelernt. Er bemerk
le kaum, daß die Mutter ihre älteste Toch
führie; das Lob, welches sie ihr ertheilte,
war so zart und so ganz ohne Ostentation,
daß der jnuge Mann sich durchaus nicht
in die Verlegenheit gesetzt sah, in dasselbe
einstimmt» z» müssen. Auch Hermine be
mühte sich, ihre Schwester in ein vortheii
hafteS Licht zu stellen, aber Aurora wies
jedes Lob bescheiden zurück. Koketterie
uüd geziertes Wesen kannte der ehemalige
Fähnrich nicht, er hatte sich nie viel um
das schöne Geschlecht bekümmert und also
auch nie untersucht, ob das Lächeln, die
Blicke und überhaupt da« ganze Wesen
dieser oder jener Dame nützlich oder auf
den Effekt berechnet waren. E« befremdete
ihn auch durchaus nicht, daß er den feuri
gen Blick Aurora's oft verstohlen auf sich
ruhen sah und daß das Mädchen, so oft
sein Auge diesem Blick begegnete, verwirrt
die Wimpern senkte; im Gegentheil, er
fühlte sich geschmeichelt, indem er hier den
Beweis zu finden glaubte, daß er der jun
gen Dame Interesse einflöße. Wäre er
nicht durch ein heiliges Versprechen ge
bunden gewesen, hätte die Liebe zu Augu
ste nicht so tiefe Wurzel in seinem Herzen
gefaßt, vielleicht würde er ahnung«lo« in
die Falle gegang»n sein, in welche die Fa
milie de« Direktor« ihn zu locken suchte.
Aurora war allerdings nicht mehr jung,
aber die sorgfältige und gewählte Toilette,
mit deren innersten Geheipinissen da«
Fräulein sich vertraut gemacht hatte, konn
te einen in solchen Dingen nicht geübten
Beobachter über da« Alter der Dame täu
schen. Die kleinen Furchen, welche die
Jahre und der Aerger in die Stirne Au
rora'S gezogen hatten, waren verschwun
den, die Wangen prangten im rosigen
Schmuck der Jugend, und das jugendlich
frisirte Haar, die dunkeln, feurigen Augen,
die schwellenden Lippen und der weite Aut
schnitt de« Kleide«, welche« den weißen,
wogenden Busen nur halb verhüllte, mach
ten die Täuschung vollkommen. Hermine
trug sich einfacher, sie konnte für die ältere
Schwester gelten, und weder die Mutter
noch eine der beiden Töchter traten einer
solchen Vermuthung durch »ine offene Er-
NSrung entgegen.
Hermann war, er mußte dieß zugeben,
ganz bezaubert, er konnte weder sein Ohr
den allerdings versteckten, aber doch leicht
verständlichen Schmeicheleien, noch fein
Her, den feurigen Blicken verschließen.
Aurora unterhielt fich fast nur mit ihm,
und mit freudiger Genugthuung bemerkte
der Direktor, welcher eine Stunde später
fich einfand, die Fortschritte, die seine klu
ge Tochter bereit« gemacht hatte.
Auch an Andeutungen fehlte e« nicht,
welche dem jungen Manne »inen Halt
punkt geben sollt»». D»r Dir»ctor bat
ihn, s»in» Fainliit Sft»r« zu besuchen, fein
Hau« stehe ihm zu jeder Stunde de« Ta
ge« offen, und e« werde ihn freuen, wenn
Herr von Förster fich heimisch in demselben
fühle.
Die Mutter spielte darauf an, daß »«
Herrn von Förster angenehm sein müsse,
wenn er mit dem Dirretor der Gesellschaft
in näherer Beziehung steh», »nd Hermin«
Ao. 7.
äußert« unverhohlen die Ansicht, daß r«
ihr sehr lieb sei, wenn der liebenswürdige
junge Herr sich so eng an die Familie an
schließe, daß sie in seiner Begleitung und
unter seinem Schlche die nächsten Winter
bälle besuchen könne. D»r Direktor knüpf
te hieran sogar die Bemerkung, daß er in
diesem Fall« unter Zugrundlegung der be
deutenden Fortschritte des Herrn von För
ster auf Abkürzung der Probezeit antragen
und dafür sorgen werde, daß der junge
Herr noch vor dem Winter seine Bestal
lung als besoldeter Inspektor der Gesell
schaft erhalte, daß er ferner schon im Laufe
de« nächsten Jahres den Actionairen den
Vorschlag machen wolle, Herrn von För
ster zum Mitdirector zu ernennen, und die
Annahme dieses Vorschlags ihm durchs»«
nicht zweifelhaft erscheine.
Aurora schwieg, aber die verstohlenen
Blicke, welche sie von Zeit zu Zeit dem
jungen Manne zuwarf, sagten mehr, ai«
Worte auszudrücken vermochten.
Hermann wußte nicht, was er zu diesem
Anerbieten sagen sollte. Daß der Direk
tor ihn damit binden wollte, daß man
nichts Geringeres im Sinne hatte, al« ihn
an Aurora zu kuppeln, daran dachte »r
nicht, trotz den unzweideutigen Anspielun
gen und den leicht verständlichen Blicken.
Er dankte seinem Vorgesetzten und gelobte,
sich des Vertrauens »nd Wohlwollen«,
welches man ihm beweise, würdig zu zei
gen. Daß bei diesen Worten sein Blick
Aurora streifte, geschah keineswegs abstcht
lich, aber der Direktor nnd die Damen
hatten diesen Blick bemerkt, und bei ihnen
war es eine ausgemachte Sache, daß Herr
von Förster die älteste Tochter heimführe.
Als der junge Mann sich kurz vor Mit
ternacht verabschiedete, mußte er verspre
chen, der Einladung des Direktors recht
oft Folge geben zu wollen, und Hermann,
der einen angenehmen Abend im Kreise
dieser liebenswürdigen Familie verbracht
hatte, sagte dieß bereitwillig zu.
2V. Kapitel.
Wenn man di« Festung, welche den
Schauplatz dieser Erzählung bildet, durch
das Steinthor verließ, gelangte man nach
einer halbstündigen Wanderung in ein
kleine« Dorf, welches in der schönen Jah
reszeit sich von Seiten der Bürger eine«
zahlreichen Besuchs erfreute. Die Bauern,
welche dasselbe bewohnten, betrieben fast
alle neben der Oekonomie Kaffeewirthschaft,
und durch kühle, freundliche Zimmer, hüb
sche Gärten und schattige Lauben bestreb
ten sie sich, ihren städtischen Gästen den
Aufenthalt angenehm zu machen. Die
Umgend war, so weit da« Auge reichte,
flach, kein Berg, kein Wald brachte Ab
wechslung in die Monotonie der Land
schaft, nur unübersehbare Kartoffeln»,
Getreide- und Rübenfelder zeigten sich den
Blicken. Kein Baum warf auf die stau
bige Landstraße, welche aus der Stadt in
da« Dorf führte, kühlenden Schattens
trotzdem war N. der beliebtest« und be
suchteste Vergnügungsort. An Sonntag
Mittagen, wenn die Sonne im Zenith
stand und ihre glühenden Strahlen auf
di« Landstraße warf, sah man die ehrsa
men Bürger mit ihren Familien schaaren
weise gen N. ziehen, um dort in schattigen
Lauben hinter glühenden Kaffeetöpfe»
und frisch gebackenen Blätzen Landlust
einzuathmen.
Auch an jenem Sonntage, welchem der
Feldwebel, als dem Tage seiner Zusam
menkunst mit der Unbekannten, so unge
duldig entgegensah, zog eine zahlreiche
Menschenmenge durch das Steinthor je
nem Vergnügung«orte zu.
Voran der ehrsame Handwerker, der die
Sorgen und Mühe der Woche abgeschüt
telt hatte, der heute wieder einmal ein
freier Mann sein wollte. Der Bratenrock
hing an der Krücke de« Stocke«, der Hut
war schief auf'« Ohr gerückt, und die En
den de« Halstuchs fielen lose auf die wei
ße Weste hinab. Er summte leise ein«
Weise für sich hin, welche mit der Melo
die eine« bekannten Wanderlied« große
Ähnlichkeit hatte. Gewiß dachte er in
diesem Augenblick an die Zeit zurück, i»
der er als Handwerk«bursche forglo« und
fröhlich die Welt durchzog. Seine korpu
lente Ehehälfte folgte ihm, ihre Aufmerk
samkeit war getheilt zwischen dem Korb«
Wägelchen, in welchem die beiden Jüng
sten schlummerten, den beiden älteren
Sprößlingen, die eine unverkennbare Bor
liebe für da» bestaubte Gras de« Thaus«
feegraben« an den Tag legten, und dem
Strohhut, den sie in d«r Hand trug. Ein
halbe« Dutzend Ladendiener in schwarzem
Frack und engen Unaussprechlichen, be
waffnet mit vier bis sechs Zoll langen Ei«
garrenspitzen von Meerschaum, folgten
singend und jubelnd; die Freude, von der
HäringStonne und dem Syrupfaß für ei
nen ganzen Nachmittag scheiden zu dür
fen, blühte ihnen so selten, daß man th
!»en di« Autgelassenheit nicht übel a»h-